Die Welt steht im Zeichen der Corona-Krise und der Rennsport als Publikums-Sport steht mittendrin. War man bisher noch davon ausgegangen, Rennen mit wenigen oder auch ganz ohne Besucher stattfinden lassen zu können, sind diese Pläne nach kurzer Zeit bereits Geschichte.
In Deutschland und Frankreich werden bis zum 18. April keine Rennen mehr stattfinden. In England/Irland werden noch Rennen ohne Publikum abgehalten, aber das Grand National Meeting ist heute Morgen abgesagt worden. In den USA wurde das Frühjahrs-Meeting in Keeneland gestern abgesagt. Andere Bahnen in den USA veranstalten derzeit noch. Ebenso werden noch Rennen in Schweden, Irland, Südafrika und Australien gelaufen.
Es ist aber zu erwarten, daß vor allem in Europa der Rennsport kurzfristig vollkommen zum Erliegen kommt.
Sportlich wird man dieses Jahr ziemlich vergessen können. Keine oder nur wenige Vorbereitungsrennen für das Derby, wenn es überhaupt gelaufen wird, und alle anderen bedeutenden Rennen danach werden nur eine geringe Aussagekraft bezüglich des Leistungsstandards für den aktuellen Jahrgang haben. Das ist bitter, aber es ist zu verschmerzen.
Viel wichtiger wird sich die soziale Frage in den Vordergrund drängen, wenn nicht im Mai/Juni wieder ein normaler Rennbetrieb stattfindet. Den Rennsport in Deutschland muß man mehr als in den anderen europäischen Ländern als „arm“ bezeichnen. Wenn dann noch Einnahme-Ausfälle dazu kommen, kann es sehr schnell eng werden. Es sind ja nicht alleine, die Geldpreise aus Deutschland, die fehlen. Auch in Frankreich und in Belgien finden keine Rennen mehr statt. Die Verdienstmöglichkeit ist derzeit Null. Wenn Null Einkommen auf geringe Rücklagen trifft, kann sich jeder ausrechnen, wie lange das gut geht.
Ohne Startmöglichkeit werden die Besitzer vor allem älterer und nicht so guter Pferde schnell die Lust verlieren, diese noch im Training zu belassen. Stehen keine Pferde im Training, braucht man auch keine Mitarbeiter mehr. Ein Teufelskreis, der da ins Rollen kommt.
Es wird noch spannend werden – aber die Hoffnung auf eine Entspannung muß immer bleiben!
Aber es geht nicht nur um die Veranstaltung von Rennen. Es geht auch um den Trainingsbetrieb, denn Rennbahnen und Trainingsanlagen sind Sportstätten und die sind von der Politik geschlossen worden. Gilt diese Schließung auch für Betriebe rund ums Pferd? Außerdem gelten in Zeit der Corona-Krise auch weiterhin die Tierschutzvorschriften.
Der Sankt Georg hat dazu einen Artikel mit allgemeinen Verhaltensregeln veröffentlicht. Beim Lesen ist mir die Hutschnur hochgegangen, als dort zwischen Reitbetrieben als Gewerbebetrieben und Landwirtschaftsbetrieben unterschieden werde. Im Raum Düsseldorf gibt es einen Reitstall mit gut 150 Pensionspferden, der als Landwirtschaft gilt, und 3 km Luftlinie entfernt einen kleinen Reitstall mit 30 Pensionspferden, der als Gewerbebetrieb geführt wird. Letzterer wird von gesetzlichen Einschränkungen betroffen sein, Ersterer bleibt als Landwirt unbehelligt … weil Corona auf dem Bauernhof-Reitstall ja nicht so gefährlich ist wie in einem gewerblichen Reitstall.
Auf solche Ideen können auch nur Beamtenhirne kommen.
Ein Versuch über die Reitsportorganisationen mehr Informationen zu erhalten, war bisher nicht erfolgreich. Bei der FN in Warendorf war dauerbelegt. Die Landes-Reit- und Fahrschule hatte mir für heute eine Stellungnahme zugesagt, diese war aber aufgrund der andauernden Diskussion mit den zuständigen Ministerien noch nicht verfügbar.
Sankt Georg Corona
Update 13:30 In Britannien sind nach einer Meldung der Racing Post alle Rennen bis Ende April abgesagt. Die Veranstaltungen für heute (Dienstag) haben noch keinen Hinweis darauf.