Alles auf Halt

Die Welt steht im Zeichen der Corona-Krise und der Rennsport als Publikums-Sport steht mittendrin. War man bisher noch davon ausgegangen, Rennen mit wenigen oder auch ganz ohne Besucher stattfinden lassen zu können, sind diese Pläne nach kurzer Zeit bereits Geschichte.

In Deutschland und Frankreich werden bis zum 18. April keine Rennen mehr stattfinden. In England/Irland werden noch Rennen ohne Publikum abgehalten, aber das Grand National Meeting ist heute Morgen abgesagt worden. In den USA wurde das Frühjahrs-Meeting in Keeneland gestern abgesagt. Andere Bahnen in den USA veranstalten derzeit noch. Ebenso werden noch Rennen in Schweden, Irland, Südafrika und Australien gelaufen.

Es ist aber zu erwarten, daß vor allem in Europa der Rennsport kurzfristig vollkommen zum Erliegen kommt.

Sportlich wird man dieses Jahr ziemlich vergessen können. Keine oder nur wenige Vorbereitungsrennen für das Derby, wenn es überhaupt gelaufen wird, und alle anderen bedeutenden Rennen danach werden nur eine geringe Aussagekraft bezüglich des Leistungsstandards für den aktuellen Jahrgang haben. Das ist bitter, aber es ist zu verschmerzen.

Viel wichtiger wird sich die soziale Frage in den Vordergrund drängen, wenn nicht im Mai/Juni wieder ein normaler Rennbetrieb stattfindet. Den Rennsport in Deutschland muß man mehr als in den anderen europäischen Ländern als „arm“ bezeichnen. Wenn dann noch Einnahme-Ausfälle dazu kommen, kann es sehr schnell eng werden. Es sind ja nicht alleine, die Geldpreise aus Deutschland, die fehlen. Auch in Frankreich und in Belgien finden keine Rennen mehr statt. Die Verdienstmöglichkeit ist derzeit Null. Wenn Null Einkommen auf geringe Rücklagen trifft, kann sich jeder ausrechnen, wie lange das gut geht.

Ohne Startmöglichkeit werden die Besitzer vor allem älterer und nicht so guter Pferde schnell die Lust verlieren, diese noch im Training zu belassen. Stehen keine Pferde im Training, braucht man auch keine Mitarbeiter mehr. Ein Teufelskreis, der da ins Rollen kommt.

Es wird noch spannend werden – aber die Hoffnung auf eine Entspannung muß immer bleiben!

Aber es geht nicht nur um die Veranstaltung von Rennen. Es geht auch um den Trainingsbetrieb, denn Rennbahnen und Trainingsanlagen sind Sportstätten und die sind von der Politik geschlossen worden. Gilt diese Schließung auch für Betriebe rund ums Pferd? Außerdem gelten in Zeit der Corona-Krise auch weiterhin die Tierschutzvorschriften.

Der Sankt Georg hat dazu einen Artikel mit allgemeinen Verhaltensregeln veröffentlicht. Beim Lesen ist mir die Hutschnur hochgegangen, als dort zwischen Reitbetrieben als Gewerbebetrieben und Landwirtschaftsbetrieben unterschieden werde. Im Raum Düsseldorf gibt es einen Reitstall mit gut 150 Pensionspferden, der als Landwirtschaft gilt, und 3 km Luftlinie entfernt einen kleinen Reitstall mit 30 Pensionspferden, der als Gewerbebetrieb geführt wird. Letzterer wird von gesetzlichen Einschränkungen betroffen sein, Ersterer bleibt als Landwirt unbehelligt … weil Corona auf dem Bauernhof-Reitstall ja nicht so gefährlich ist wie in einem gewerblichen Reitstall.
Auf solche Ideen können auch nur Beamtenhirne kommen.

Ein Versuch über die Reitsportorganisationen mehr Informationen zu erhalten, war bisher nicht erfolgreich. Bei der FN in Warendorf war dauerbelegt. Die Landes-Reit- und Fahrschule hatte mir für heute eine Stellungnahme zugesagt, diese war aber aufgrund der andauernden Diskussion mit den zuständigen Ministerien noch nicht verfügbar.

Sankt Georg Corona

Update 13:30 In Britannien sind nach einer Meldung der Racing Post alle Rennen bis Ende April abgesagt. Die Veranstaltungen für heute (Dienstag) haben noch keinen Hinweis darauf.

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In Memoriam Manfred Chapman

(C) Marc Rühl

Manfred Chapman, die Stimme der Rennbahn, lebt nicht mehr.

Er kam aus einer Rennsport-Familie, sein Vater Richard war Hindernis-Jockey u.a. am Stall von Georg Zuber in Neuss in den 50ern. Dort ritt er unter anderem Prinzregent über die Hürden. Mein Vater kaufte den Gundomar-Sohn einige Wochen später und Trainer und Jockey haben ihn bekniet, ihn im Rennstall zu lassen. Aber er wurde dann doch Dressurpferd.
Und wenn ich mich recht erinnere, dann war Richard Chapman gebürtiger Engländer, als Soldat nach Deutschland gekommen und dann hier hängen geblieben.

Manni mußte das Mikrofon 2013 aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel hängen. Erst machten die Augen Probleme und dann die Stimme. Seine große Popularität – auch über den Sport hinaus – konnte man auch an der umfangreichen Berichterstattung über seine damalige Krankheit erkennen. Er hat mit seiner Art, Rennen zu kommentieren, eine Epoche des Rennsports in Deutschland geprägt, die man auch als die “Goldene Epoche” des Rennsports in Deutschland nach dem Krieg bezeichnen kann.

Durch seine Kommentaren wird Manni ewig weiterleben, solange es in Deutschland Rennsport gibt und solange es Menschen gibt, die die Faszination des Rennsports leben!

Unvergessen auch sein Auftritt bei TV total mit Stefan Raab, wo er die Endphase des Großen Preis von Baden auf Sächsisch nachkommentierte.

TV-Total Manfred Chapman

Die Sportwelt hat einige Kommentare in einem kurzen Video zusammengestellt.

Manfred Chapman Kommentrare

Jetzt ist er nach schwerer Krankheit in einem Kölner Krankenhaus gestorben.
Leb wohl Manni!

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Galopprennen in den USA und die Entwicklung seit 2000

Als Deutscher blickt man mit einem gewissen Neid in die USA, wenn man den hiesigen Rennsport mit dem in den USA vergleicht. Fast drei Dutzend Rennen mit einer Dotierung von mehr als 1 Mio US-Dollar und auch sonst scheint das Preisniveau im Vergleich zu Deutschland eher üppig. Dazu Trainer, die aus europäischer Sicht geradezu fantastische Gewinnsummen aufweisen. Die Trainerstatistik für 2019 weist 9 Trainer mit einer Gesamtgewinnsumme von über 10 Mio US-Dollar aus. Für Chad Brown als Champion haben die Pferde mehr als 31 Mio US-Dollar zusammen galoppiert.

Aber die golden glänzende Fassade scheint zu täuschen. Vor kurzem gab Kiaran McLaughlin bekannt, mit dem 31. März den Trainerjob an den Nagel zu hängen und zukünftig als Jockey-Agent zu arbeiten. Das Trainergeschäft lohne sich wegen vielfältiger Auflagen und Hemmnisse nicht mehr, hat er erklärt. Nun ist Kiaran McLaughlin nicht irgendwer, sondern einer der Top-Trainer in den USA. 2019 gewannen seine Pferde rund 5,6 Mio US-Dollar und er steht an 22. Stelle der Statistik. Und dies, ohne daß er in 2019 ein Gruppe-1 Rennen gewonnen hat. Wie muß es mit der wirtschaftlichen Situation der Trainer bestellt sein, die einen Stall mit 10 oder 20 oder vielleicht 30 Pferden haben?

Fast 50.000 Pferde haben in den USA mindestens 2019 einen Start absolviert. Auch das scheint aus Deutscher und auch aus europäischer Sicht ziemlich viel zu sein. Ich glaube nicht, daß die großen Rennsportländer England, Frankreich, Irland und Deutschland zusammen auf diese Zahl von Startpferden kommen.

Aber blickt man einmal zurück und vergleicht die aktuellen Zahlen mit der Entwicklung, dann schrumpft der Rennsport seit 2000 in den USA deutlich.2000 waren noch über 75.000 Pferde in Training, es gab mehr als 38.000 Besitzer, 9885 Trainer und 2006 Jockeys. Die knapp 50.000 Pferde aus dem Jahr 2019 gehören 23.997 Besitzern, werden von 4959 Trainern vorbereitet und von 1400 Jockeys geritten.

Einen merklich Rückgang hat es 2009/2010 gegeben und das muß man als Folge der 2008 beginnenden Finanzkrise sehen, die auch durch die Pleite von Lehman Brothers ausgelöst wurde. Die nachfolgende Grafiken zeigen die Entwicklung in den vier Bereichen Pferde, Besitzer, Trainer und Jockeys.

Bemerkenswert sind die Relationen. Wurden 2000 rund 7,5 Pferde je Trainer trainiert, waren es 2019, fast 10 Pferde je Trainer. Bei den Jockeys schwankt die Zahl zwischen 40 und 35 Pferden je Jockey und sehr konstant ist die Zahl der Pferde je Besitzer, sie schwankt zwischen 1,9 und 2,1 Pferden.

Die nachfolgende Grafik zeigt die Konstanz in den Relationen.

Vor allem die Zahl der Pferde je Trainer überrascht, denn die Großunternehmen wie Chad Braun Steven Asmussen, Mark Casse et al haben in der Spitze über 600 Pferde (Steven Asmussen) und bis Platz 21 der Statistik sind es immer über 100 Pferde . Ich kann nicht sagen, wie viele Besitzertrainer es in den USA gibt, aber es scheint eine erheblich Zahl zu sein. Anders ist die Relation Trainer zu Pferde nicht zu erklären.

Datenquelle ist Equibase. Die Daten beziehen sich auf die USA, Canada und Puerto Rico

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Christophe Soumillon neuer französischer Rekordhalter

Christophe Soumillon ist neuer Rekordhalter mit den meisten Siegen eines Jockeys in Frankreich und löst damit Yves Saint-Martin als bisherigen bisherigen “ewigen Besten” ab.  Siegritt 3315 gelang ihm heute in Compiegne mit Valeya aus dem Stall des Aga Khans. Weltweit ist die Zahl der Siege des französischen Meisterjockeys noch etwas höher, denn die im Ausland gerittenen Sieger werden nicht berücksichtigt.

Damit hält Christophe Soumillon jetzt zwei französische Rekorde. Neben dem meisten Siegen insgesamt hat er 2017 305 Sieger geritten. So viel wie kein anderer Jockey in Frankreich (und in Europa) in einem Jahr jemals geritten hat.

Yves Saint-Martin hält allerdings immer noch den Championatsrekord. 15 Cravache d’Or hat er in seiner Karriere gewonnen. Christophe Soumillon kommt auf 10 Championate. Aber es bleiben ihm ja noch ein paar Jahre, um diesen Rekord auch noch zu überbieten oder zu egalisieren.

Glückwunsch an den französischen All-Time-Champ

Interview Equidia

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Galopp-Sieger Daten und Zahlen für 2019

Um den Anwendern und Nutzern von Galopp-Sieger einmal einen kleinen Eindruck über das Volumen zu geben, das inzwischen im System vorhanden ist und das jährlich ergänzt wird, nachfolgend einmal ein paar Daten für das Jahr 2019.

Für das Jahr 2019 wurden rund 2060 Rennen eingepflegt. Es wird sicherlich noch einige Nachträge geben, so das für das Rennjahr 2019 am Ende insgesamt 2080 bis 2090 Rennergebnisse zur Verfügung stehen. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, im Moment werden die Listen-Rennen und großen Handicaps in Europa (Frankreich England Irland und Skandinavien) ergänzt. Dafür sind noch einmal ca. 400-600 Rennergebnisse im vergangenen Jahr für zurückliegende Jahre in die Datenbank eingepflegt worden. Dieses Jahr (2020) wurden bereits für 2012 die französischen Listenrennen und großen Handicaps sowie einige Hindernisrennen ergänzt. Das waren rund 140 Rennen dis noch zur Hälfte nachbearbeitet werden müssen.

Ziel soll es sein, für den europäischen Rennsport alle Black-Type-Ergebnisse, dazu die Ergebnisse wichtiger Handicaps und großer Hindernisrennen zur Verfügung zu stellen. Ebenso werden die Gruppe-1 Rennen aus den USA, Australien, Neuseeland und teilweise aus Südamerika peu à peu im System ergänzt. Auch das bedeutet viel Arbeit, denn vor allem in Südamerika sind die Stammdaten für die Pferde noch sehr lückenhaft und müssen entsprechend umfangreich ergänzt werden. Und wenn der Sieger eines großen Rennens „quer durch den Amazonas“ gezogen ist, dann kann so eine Pedigree-Ergänzung schon mal eine Stunde dauern.

Zusätzlich wurden die Stammtafeln um rund 10.800 Pferde ergänzt. Zur Vermeidung von Missverständnissen sei hier erwähnt, daß ein Pferd aus seinem Namen, dem Hengst, der Stute und den jeweiligen Schlüsseln besteht. Ein Pedigree über vier Generationen besteht also aus 31 Pferden. “Pferde pflegen”, bekommt da eine ganz andere Bedeutung. Der Aufwand für die Pedigree-Pflege ist dabei relativ gering, denn sie ist hoch automatisiert. Und vor allem sind die Daten für Europa, die USA und inzwischen in Australien sehr vollständig. Bei einem neuen Pferd muß man manchmal die Mutter ergänzen, in vielen Fällen ist das Pedigree aber direkt vollständig.

Die Pflege der Renndaten ist halbautomatisiert. Daten werden über Schnittstellen geladen und müssen dann noch manuell ergänzt werden.

Fazit: eine ganze Menge Arbeit die oft viel Freude bereitet, vor allem wenn man die Zusammenhänge in der Zucht erkennt oder wenn man in fernen Landen auf einen Pferd aus Deutschland stößt, wo man nicht im Traum daran gedacht hat, daß dieser als Deckhengst exportiert wurde. Aber manchmal verspürt man auch einfach nur Lust, die Klamotten hinzuwerfen.

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Sibylle Vogt ganz groß in Riad

im Moment gibt es nicht viel über den Galopp-Rennsport in Deutschland zu berichten. Das liegt sicher auch an der Jahreszeit – einmal die Woche eher nicht so aufregende Rennen in Dortmund auf der Sandbahn sind nicht wirklich spannend und bei den internationalen Großereignissen ist Turfdeutschland eher Zuschauer und nicht Teilnehmer oder gar Gewinner.

Aber es gibt auch Lichtblicke, freudige Ereignisse in diesen trüben Tagen und sie kommen aus dem Nahen Osten, aus Riad, der Hauptstadt von Saudi-Arabien. Das Land ist anders als Dubai bisher nicht wirklich aus Galopp-Sport-Nation in Erscheinung getreten. Aber dort wird heute, am Samstag das wertvollste Rennen der Welt gelaufen. 20 Mio Us-Dollar Preisgeld gibt es zu verteilen und das Rahmenprogramm ist auch nicht von schlechten Eltern. Jedes Rennen dieses Rahmenprogramms ist höher dotiert, als jedes Top-Ereignis in Deutschland.

Als Prolog gewissermaßen fand am Freitag in Riad eine internationale Jockey-Challenge auf der Bahn in Riad statt. Echte Größen des Rennsports waren vertreten, Frankie Dettori, Mike Smith aus den USA und viele andere Stars. Deutschland wurde von der jungen Sibylle Vogt vertreten, Die Schweizerin hat bei Carmen Bocskai ihre Lehre gemacht und ist schon mehrfach durch gute Ritte aufgefallen. Es wird wohl einige Vorteile haben, wenn man an einem Stall lernt, an dem ein ehemaliger Star-Jockey wie Georg Bocskai tätig ist.

Jedenfalls schlug für Sibylle Vogt in der Wüste die große Stunde. Sie gewann einen Wertungslauf der Jockey-Challenge und war zweimal plaziert. Insgesamt hat sie 29 Punkte zusammen geritten und wurde damit hinter Mike Smith Zweite der Gesamtwertung, mit vier Punkten geschlagen. Dahinter waren Stars wie Frankei Dettori und Andere.

Ein großartiger Erfolg für die junge Reiterin herzlichen Glückwunsch!

Um 2 Uhr MEZ läuft Royal Youmzain aus dem Stall von Andreas Wöhler in den Farben von Jaber Abdullah im Eröffnungsrennen des Mega-Renntags. Nach Rechnung sollte er Geld bekommen, hoffen wir mal, daß er auf den Spuren von Sibylle Vogt wandelt.

Webseite Saudi Cup

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Ghaiyyath galoppiert die Gegner wieder aus den Schuhen

Nach seinem imponierenden Erfolg im Großen Preis von Baden lief Ghaiyyath im Arc und kam im geschlagenen Feld über die Linie. War die Konkurrenz zu groß, waren die Pferde so viel besser als im Arc oder war es die für seine Verhältnisse kurze Startfolge von 3 Wochen, die den krassen Leistungsbfall begründen kann?

Gestern lief Ghaiyyath  in einem Gruppe-3 Rennen in Dubai. Nicht zu vergleichen mit Baden Baden und schon gar nicht mit dem Arc. Aber der Ton machte wieder die Musik und auch wenn es am Ende “nur” 8 1/2 Längen waren, die ihn vom Stallgefährten am Pfosten trennten, war es eine imponierenden Vorstellung. Für das Auge war das Rennen zu Beginn langsam gelaufen, aber angeblich soll die Zeit von 2:00,33 Rekord-Zeit auf der Bahn von Meydan gewesen sein.

War das der Aufgalopp für einen Auftritt am Finaltag des Meetings in Dubai? Ich bin gespannt.

Dubai Millennium Stakes

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Wenn Pferde fliegen können

Durch Zufall bin ich über einen Zusammenschnitt der besten Siege von Chautauqua, einem australischen Flieger gestolpert. Faszinierend, mmit wie viel Speed  der Encosta de Lago-Sohn seine Rennen gewonnen hat. Leider war er Wallach und konnte seinen Speed nicht vererben.

Chautauqua Zusammenschnitt

Der Beste ist für mich aber immer noch dieser namenlose Japaner, der von ganz weit hinten kommt und dann noch locker gewinnt. Dabei ist nicht nur die Speedleistung des Pferdes phantastisch, der Kommentator, der hinterher nur noch im Stakkato stammelt, ist ein Hörgenuß dazu.  Könnte man fast als Klingelton auf dem Handy verwenden.

Ein fliegender Japaner

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Relaunch Deutscher Galopp – ein paar aufgeschnappte Meinungen

Turfdeutschland organisiert sich – mal wieder – neu und neben einer neuen, hier bereits kritisierten Struktur, wurde auch der Internetauftritt mit allem,was dazu gehört, neu gestaltet. Ich war ja nie ein Freund von German Racing, weil ich die Anglismen nicht leiden kann, aber wenn ich das neue sehe, dann sehne ich mich nach der alten Seite zurück.

Abgesehen davon, daß es bei der Markenpflege eine sehr gefährliche Operation ist, sowohl Namen als auch Erscheinungsbild einer Marke komplett zu ändern, kann man über die jetzige Darstellung sehr geteilter Meinung sein. Aus Raider wurde Twix, aber das Erscheinungsbild des Schokoriegels war im gleichen Design geblieben, nicht so bei den Galoppern.

Wir haben uns deswegen im pferdeaffinen Bekanntenkreis ein wenig umgehört und folgende Antworten bekommen.

  • Das ist kein Logo, das ist ein Piktogramm. Wofür soll das stehen? Ein Pferd ist nicht zu erkennen.
  • Das Pferd ist „negativ“ dargestellt. Die Ohren sind angelegt, „positive“ Pferdeohren zeigen nach vorne. „Mit gespitzten Ohren“.
  • Was soll die Kugel da? Ist das der Mond über dem Berggipfel (das wurde O-Ton so gesagt)
  • Die Webseite ist jetzt Klicky-Bunti. Hat da ein Praktikant mal ausprobiert, welche Farben man auf einer Webseite verwenden kann, ohne sie komplett unleserlich zu machen?

Und das Statement „Mit Herzblut für Vollblut“. Ist das aus der Herzschmerz-Serie des ZDF am Sonntag Abend? Rosamunde Pilcher et al? Oder ist das aus der Werbung von Doppelherz, „Mit der Kraft der zwei Herzen“? Oder hat man den Slogan im Wendy-Forum geklaut?

Und das dazu veröffentlichte „Manifest Deutscher Galopp“ – ich lese da immer nur „wir …wir… wir“ oder “ich, ich, ich”. Wir beschäftigen uns erst mal mit uns selbst und störende Kunden und Interessenten können wir dabei nicht gebrauchen. Wir rechtfertigen uns, für das, was wir tun, wir fühlen uns in die Ecke gestellt etc. etc. Man könnte auch sagen, das Manifest ist ein Kniefall vor Peta. Das hat der Galopprennsport nicht nötig – nicht ansatzweise!

Und der Besucher? Wo wird auf der Webseite der Besucher angesprochen, wo wird man neugierig auf Pferderennen gemacht. Galopp-Rennen ist seit ewigen Zeiten eine Leistungsprüfung für Sportpferde und gleichzeitig ein gesellschaftliches Ereignis, daß alle Klassen einer Gesellschaft miteinander verbindet. Galopprennen ist Freizeit für Kumpel und Könige. Okay, Kumpel haben wir kaum noch in Deutschland und Könige leider (sic!!) auch nicht mehr! Aber die Idee, daß sich auf der Rennbahn der einfache Mann mit dem Vertreter der großen Gesellschaft trifft, wird auf der Rennbahn immer noch gelebt.

Die ehemalige Produktmanagerin der SparkassenCard, der Chipkarte mit der größten Verbreitung im deutschen Finanzwesen, fragte dazu:
Woran soll der Besucher den Sport wiedererkennen? Als was soll der Besucher die Marke verstehen? Nach knapp 10 Jahren soll sich der Besucher komplett neu orientieren, neues Logo, neue Farben … hmmm Wo stehen die Alleinstellungsmerkmale des Sports? Was ist die besondere Faszination des Galoppsports? Warum sind Pferderennen interessanter als andere Sportarten? Warum geht man mit der Familie am Wochenende besser auf die Rennbahn als ins Fußballstadion?

Warum soll ich auf Pferde am Toto setzen und nicht auf das Ergebnis eines Fußballspiels setzen?

Für Insider ist Galopprennen der großartigste Sport auf der Welt – aber bei Deutscher Galopp spürt man nichts davon, nichts, gar nichts. Wo ist die Dynamik des Vollbluts zu spüren, wo die Leidenschaft auf der Rennbahn?

Ich frage mich, wer hat das zu verantworten? Ich plädiere dafür, den Projektmanager nach Sibirien zu verbannen – 20 Jahre mindestens!

Einzig positiv ist, daß der Rennsport für diese Übungsveranstaltung einer Markenagentur ein Honorar von 60.000 Euro erhalten haben soll. Ist ja immerhin etwas Geld in die Kasse!

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Die Struktur-Reform – Gastbeitrag von Hubertus Schmelz

Das Thema Strukturreform geistert seit gefühlt 30 Jahren durch den Sport. Ein untoter Geist, der stets bemüht wird, eine untote Sache zu beleben. Das DRV hat getagt, wie jedes Jahr, und man hat eine neue Satzung verabschiedet, die in der Tat eine Reform insofern darstellt, als der Vorstand des DVR abgeschafft werden soll, und stattdessen nur noch das Präsidium und der Präsident entscheiden sollen. Auch soll das DRV zukünftig als „Deutscher Galopp“ firmieren. Diesen Namen hat sich eine Hamburger Agentur für um und bei 60.000 ausgedacht. Was soll man dazu sagen?

Es hat sich dazu laut GOL Herr Baumgarten geäussert, einer der neuen Vorstände der BV. Ich empfehle, den Artikel im Archiv dort nachzulesen. Ich werde aus seinen Ansichten nicht recht schlau; einerseits beschreibt er ganz gut, was alles nicht gut ist, andererseits beklagt er die viele Kritik.

„Neue Besitzer, Syndikate, Wetter, Kundenpflege, Dienstleistung, EDV, Zucht usw usw…aber nur, wenn alle mithelfen und anpacken und wissen, dass Fehler passieren, gerade, weil der Sport unterpersonalisiert und unterfinanziert ist – kann er sich selber helfen.

Wer ist dabei – Deutscher Galopp – auf gehts.““

So ganz stimmt das ja nun nicht, denn es scheint zumindest soviel Geld da zu sein, um des Herrn Pommer‘s neue Abteilung Marketing zu finanzieren, und einen Präsidenten, der auch nur für Geld arbeitet. Also, Personal für Geld ist jede Menge vorhanden. Und daß alle mithelfen müssen, ist richtig, aber das tun die Besitzer ja schon seit Ewigkeiten, und zwar zu drei Vierteln. Jedoch, es werden immer weniger, wie auch die Pferde immer weniger werden, und die Bahnen. Das ist das Kernproblem.

Noch kerniger wird das Problem, wenn man sich mal vergegenwärtigt, wie der Sport in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Eine der wenigen erhellenden Aussagen der Nielsen Studie ist die Erkenntnis, daß das Thema Tierschutz ganz oben steht, was Leute am Sport nicht mögen. A#1. Hierzu schreibt der neue Vorstand Baumgarten wie folgt:

„Die 2jährigen Rennen können weiter stattfinden – mit den Tierschutzverbänden sieht es nach einem guten Kompromiss aus.“

In der Washington Post von gestern steht auf der Seite 1 folgendes über einem Meinungsartikel:

Does a sport that gambles with the lives of horses really belong in our world?“

Das ist die Frage, um die es geht, und die 2 Jährigen Rennen sind ein extrem wichtiges Thema, was man an den Leitlinien zum Pferdesport in GER erkennt. Die wollen zukünftig auch das Trainieren und Rennen für 2 Jährige abschaffen. Die Welt rückt zusammen, der Rennsport ist sowieso international. Wie viele Vollblüter der Gesamtpopulation weltweit gehen auf Northern Dancer zurück? Fast 100%!

Der Posten Tierschutzbeauftragte des DVR ist unbesetzt, wie aus Köln zu hören war.

Nach meiner Ansicht hat der Sport bis heute wenig bis nicht erkannt, daß die Welt sich verändert hat. Wenn sich die Internationale Presse auf den Titelseiten kritisch mit dem Thema beschäftigt, und das zunehmend und nicht nur wegen Santa Anita, dann sollte auch den hiesigen Vertretern des Sport klar sein, woher der Gegenwind weht, und wie stark er zunehmend wird. Die zentrale Frage ist, wie die WaPo schreibt,

„Gehört ein Sport, der mit dem Leben von Pferden spielt, wirklich in unsere Welt?“

Ob diese Strukturreform diese Frage positiv beantworten kann, oder die beiden Herren an der Spitze, wage ich zu bezweifeln.

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