Der 13. August 1920, 1961 und 2010

in Deutschland erinnern wir heute an den 60. Jahrestag des Mauerbaus. Jenem angeblichen antifaschistischen Schutzwall, der tatsächlich das Gebiet der SBZ in ein riesiges Gefängnis verwandelt hat, aus dem man nur unter Lebensgefahr entkommen konnte. Deswegen bezeichnete Gerhard Löwenthal Erich Honecker in seinem ZDF-Magazin Erich Honecker 1987 vor dem Staatsbesuch des SED-Sekretärs in Bonn zurecht als den dienstältesten Kerkermeister Europas.

Gott sei Dank ist die Mauer seit dem 9. November 1989, dem Schicksalsdatum der deutschen, Geschichte und Vergangenheit. Auch wenn sie hier und da noch in den Köpfen besteht und einige Kader der leider nicht verbotenen SED-Linken sich immer noch lobend dazu äußern.Der Sozialismus war in Europa implodiert und die einst mächtigen Führungskader dieser totalitären Doktrin mußten dem Volkszorn weichen

Der 13. August 1920 wird leider immer wieder vergessen, dabei scheint er mir für Deutschland von viel größerer Bedeutung, als der Jahrestag des Mauerbaus.Es war der Beginn der großen Offensive der Polnischen Volksbefreiungsarmee unter Marschall Pilsudski gegen die sovjetischen Besatzer. Es war eine Offensive mit dem Mut der Verzweiflung getreu dem Motto, wenn Du keine Kräfte mehr hast, Deine Stellungen zu verteidigen, dann mußt Du den Gegner völlig überraschend angreifen. Genau das hat Pilsudski gemacht und die Russen damit auf dem falschen Fuß erwischt und über die Memel zurück geworfen.

Dieser polnische Sieg hat für Deutschland eine viel größere Bedeutung, als dies gemeinhin angenommen wird. Hätten die Sovjets gesiegt, wäre der Weg in die Deutschen Ostprovinzen frei gewesen und dann wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen bis Berlin gefallen wäre und die Sovjets bis zum Rhein hätten durchmarschieren können. Die Reichswehr, von den Alliierten auf 100.000 Mann geschrumpft und aller schwerer Waffen beraubt, hätte, mit dem verbliebenen leichten Material die Sovjets kaum aufhalten können.

Die als „Wunder an der Weichsel“ in die Geschichte eingegangene Schlacht um Warschau hat mit großer Wahrscheinlichkeit ein Desaster, eine Katastrophe an Oder oder Spree verhindert!

Und schließlich ist der 13. August 2010 auch ein historisches Datum für den Galopprennsport. An jenem Tag, heute vor 11 Jahren. gewann Frankel bei seinem Lebensdebüt sein erstes Rennen. 13 weitere Starts mit ebenso vielen Siegen sollten folgen, bis er nach den Championstakes von Newmarket, gelaufen in Ascot 2012 seine Rennkarriere beenden sollte und seine nicht minder erfolgreiche Karriere als Deckhengst 2013 begann.

Der Handicaper der Racingpost hat bei diesem Rennen eine gute Nase gehabt. Er gab dem Sieger Frankel ein Rating von 95 Pfund, Nathaniel als Runner Up bekam 92 Pfund. Manche Listenrennen werden von der Racingpost schlechter eingestuft als dieses Midenrennen. Auch in England wird es nicht so oft vorkommen, daß zwei spätere echte Grand Prix Pferde und mehrfache Gruppe-1 Sieger in im gleichen Maidenrennen debutieren.

Auf der geraden Bahn von Newmarket und weichem Boden wurde Frankel im Hintertreffen geritten, wären Nathaniel sich früh nach vorne orientierte. 400m vor dem Pfosten fand Frankel eine Lücke und war schnell fast unangefaßt in Front. Tom Queally kam mit minimaler Unterstützung aus, währen Nathaniel von William Buick gefordert wurde. Die halbe Länge Vorteil, mit der Frankel gewann, drückt seine Überlegenheit nicht wirklich aus.

Nachsatz: Ich habe den Blog seit einiger Zeit sehr vernachlässigt. Zuletzt wurden die europäischen Listenrennen und wichtige Handicaps für die Historie ergänzt. In Frankreich sind die Listenrennen seit 2000 fast vollständig, in England und Irland und in Italien sowieso, gibt es noch größere Lücken. Ich sage bewußt „fast“ vollständig,, weil zwischendrin immer wieder einzelne Listen-Rennen auftauchen, die nicht jährlich ausgetragen werden und die man nur zufällig findet. Wenn die große Lücke in Frankreich von 1998 und 1999 geschlossen ist, dann sind dort ziemlich alle Black Type Rennen seit 1983, als die Listen-Rennen eingeführt wurden, für Frankreich in Galopp-Sieger verfügbar. Damit haben die Stammtafeln eine ganz andere Aussagekraft.

Derzeit werden aber erst einmal die großen Hindernisrennen Frankreichs, also Gruppe 1-3 und dazu wichtige Hinderns-Handicaps von 1980 bis heute eingepflegt. Gruppe 1 und 2 ist bis auf ein paare fehlenden Richtersprüche komplett, Gruppe 3 ist in Arbeit. Es ist die Wahl, entweder Datgen komplettieren oder im Blog schreiben.

Man verzeihe mir den heutigen Ausflug in die Geschichte, die nicht wirklich was mit Rennsport zu tun hat, aber mir war gerade einfach danach.


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Frankie wird 50

Lanfranco Dettori, von allen nur Frankie genannt, feiert einen runden Geburtstag. Er ist sicherlich der populärste Jockey Europas, einer der populärsten Jockeys der Welt und auch einer der Besten der aktiven Reiter und auch einer der Besten in der Geschichte des Galoppsports.

Das Vollblutgen hat er von zu Hause mit bekommen. Sein Vater Gianfranco Dettori war einer der Top-Jockeys Italiens, 13facher italienischer Champion und Reiter klassischer Sieger in Italien, England und Irland. Wenn Figur und Gewicht stimmen, was soll der Sohnemann da anderes werden, als ebenfalls Jockey?

Frankies Erfolge aufzulisten, wäre ein buchfüllendes Projekt. Er ritt 42 klassische Sieger, nur Lester Piggott hat in Europa noch mehr geritten. Dazu ritt er 258 Sieger in Gruppe-1 Rennen und 683 Sieger in Gruppe-Rennen. In beiden Fällen dürfte es noch etwas mehr sein, denn der eine oder andere Sieger wird bei mir noch fehlen. Kein europäischer Jockey hat in Europa mehr Gruppe-Sieger geritten. Dazu hat er noch 72 Royal -Ascot Sieger geritten, soviel wie sonst kein Jockey – außer Lester Piggott

Außer Lester Piggott war er der einzige Jockey in England, der als Teenager in einer Saison mehr als 100 Sieger geritten hat. Unvergessen die „magnificent seven“ als er am 28. September 1996 alle sieben Rennen in Ascot gewann. Drei Gruppe-Rennen, zwei wertvolle Handicaps und einen „Absacker“. Große Jockey wie Pat Eddery, der dreimal Zweiter wurde, Ray Chrochane, Walter Swinburn und andere, sonst Hauptakteure, waren bei dieser Bonanza zu Statisten verdammt.

Er war eine „ewige“ Zeit Stalljockey für Godolphin und feierte in den königsblauen Farben große und größte Erfolge, auch wenn die Pferde mit vielen Petrodollars zusammen gekauft waren. Es war so etwas wie das Goldene Zeitalter für die „Königsblauen und das Team Saeed bin Suroor und Frankie Dettori, denn die normalen Maßstäbe wie Aufwand und Ertrag galten dort nicht. Es wurden Sieger in großen Rennen gezählt, Kosten spielten keine Rolle.

Als diese Ära zu Ende ging, gab es für Frankie ein kleines Loch. Verletzungen, eine Sperre wegen Drogenkonsum etc.. Er hat, freilich auf hohem Niveau und frei von finanziellen Sorgen, die andere Seite eines erfolgreichen Sportlers erlebt. Aber er zog sich mit genialen Ritten wieder selbst aus dem Tief nach oben und John Gosden, für den er jetzt als Stalljockey reitet, war daran wohl nicht ganz unschuldig.

Heute reitet er wieder mit einer Form, Konstanz und Klasse, die seine teilweise wesentlich jüngeren Kollegen nur ratlos seine Kehrseite betrachten lassen. Mit 50 Jahren haben die meisten Profisportler ihre Karriere längst beendet und auch wenn im Pferdesport die Welt etwas anders aussieht, ist es einfach bemerkenswert, wie Frankie im Sattel agiert. Vor einigen Jahren meinte John Gosden dazu, daß sich wohl derzeit niemand trauen würde, Frankie auf das Karriere-Ende anzusprechen.

Aber es wäre ein Fehler, Frankie nur auf seine Erfolge im Sattel zu reduzieren. Er ist auch das Gesicht des Rennsports, das erfolgreich Werbung für eine Joghurt-Marke gemacht hat und er ist vor allem ein ganz feiner Kerl, nicht abgehoben, sondern ein Top-Star zum Anfassen. Und einer, der dazu fast jeden Spaß mitmacht. Ein Photo mit Frankie auf dem Weg zum Führring – kein Problem, Frankie als Aushilfsphotographen engagieren, weil man auch noch ein Photo mit einem anderen Jockey haben wollte? Kein Problem, Frankie ist vielseitig und macht den Spaß mit!

50 Jahre, ein halbes Jahrhundert ist er jetzt unterwegs.Möge er noch lange erfolgreich reiten und selbst erkennen, wenn es nicht mehr geht. Pal Kallai sollte er vielleicht nicht unbedingt nacheifern.

Und welchen Ritt nimmt man, wenn man den Besten eines der besten Jockey nochmal zeigen will? Unmöglich, deswegen habe ich seinen ersten klassischen Sieger genommen. Gerade mal 20 Jahre war Frankie 1991 alt, als er in der Hitzeschlacht von Hamburg Temporal knapp gegen den heißen Favoriten Lomitas als Sieger über die Ziellinie steuerte. Und es ist auch ein Kompliment für Bruno Schütz als Temporals Trainer, den damals noch ziemlich unbekannten in England reitenden Italiener engagiert zu haben.

Und es gibt da außerdem noch jemanden, der immer wieder schmachtend an den jungen Kerl denkt, der damals den Riesenaußenseiter gegen den heißen Favoriten zum Sieg geritten hat. Silvia Göldner, die das Rennen bei YouTube hochgeladen hat, sei Dank.

Frankie, herzlichen Glückwunsch auch aus Deutschland und bleibt wie Du bist!

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Mit dem Willen zum Sieg

Manchmal ist ein Rennverlauf schon etwas merkwürdig. Auf die “Betfair Exchange Rehearsal Handicap Chase”, einem Jagdrennen/Listenrennen über rund 4710m in Newcastle trifft das mit Sicherheit zu.

Shantou Village ging zeitig seines Reiters verlustig. Der zehnjährige Wallach dachte aber nicht daran, das Rennen zu beenden, sondern lief im Feld mit und sprang dabei sauber und vor allem gerade. Erst ging er im Vordertreffen, ließ sich dann zurückfallen und trumpfte in der Geraden groß auf.

Im Zieleinlauf verbesserte er Position für Position, ging zwischen den Pferden durch und war im Ziel souveräner Sieger.  Okay, bedingt durch den Reiterverlust und damit mit einem Fehlgewicht von rund 59 kg zählte der Sieg nicht, aber es war beeindruckend, wie er das ganze Rennen im Feld galoppierte und dann im Zieleinlauf zügig nach vorne ging.

Und die Moral von der Geschicht? Pferden macht es Spaß, Rennen zu laufen und die Sprünge nehmen sie auch ohne Reiter. Und sie wissen ziemlich genau, wann das Rennen zu Ende ist und wo der Zielpfosten steht, wo man vorne sein muß, um zu gewinnen.

“Echter” Sieger war dann Yorkhill, ein ebenfalls zehnjähriger Wallach, der mit 66/1 der längste Außenseiter im Rennen war, zweiter wurde der Schiaparelli-Sohn Whatmore, der als Favorit gestartet war.

Ab ca . 5:00 wird das Rennen interessant.

Allen Freunden von Galopp-Sieger und des Rennsports einen ruhigen und besinnlichen ersten Advent!

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Gruppe-Sieg beim Debut

Nach dem Sieg von Isfahani von Darius Racing im Premio Guido Baradelli (Gruppe 3) in Rom wird auf GOL die Frage gestellt, ob es schon mal einen deutschen zweijährigen Gruppe-Sieger beim Debut gegeben hat. Mir fällt da keiner ein. Hat es überhaupt schon mal einen Gruppe-Sieger beim Debut gegeben?

Idealist aus dem Gestüt Schlenderhan hat 2004 als Lebensdebutant den Junioren-Preis (LR) in Düsseldorf gewonnen. Das Rennen hatte und hat allerdings nur Listenstatus und nicht Gruppe-Status. Überlegen drei Längen lautete damals der Richterspruch

Und in jedem Fall bemerkenswert ist auch der Sieg der Fährhoferin Padang im Preis der Diana 1985. Sie war im März als Siegerin eines Sieglosen-Rennens disqualifiziert worden, weil im Asterblüte-Stall Futter verwechselt worden war und sie deswegen positiv auf eine unerlaubte Substanz getestet wurde. Damit verbunden war eine vierwöchige Zwangspause. Beim nächsten Start war sie dann Siegerin in der Diana – damals noch in Mülheim gelaufen.

Damit wart die Stute unter Rennbedingungen einmal gelaufen – aber wegen der Disqualifikation ohne Ergebnis. Es ist daher nicht Fleisch und nicht Fisch.

GOL Gruppe-Sieger beim Debut

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Breeder’s Cup Turf 2005

nicht exakt am gleichen Datum – der Breeders’ Cup war damals eine Woche früher – aber aber aus gleichem Anlaß. “Heute” vor 15 Jahren am 29. Oktober 2005 gewann Shirocco in den Schlenderhaner “Zweitfarben” von Baron Georg von Ullmann  mit Christophe Soumillon im Sattel und trainiert von André Fabre den Breeders Cup Turf im Belmont Park von New York.

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Sean Connery und der Galoppsport

Risk of Thunder

Blau, blaue Ärmel, weiße Schärpen überkreuz, weiße Kappe waren die Rennfarben von Sean Connery. Schottlands Fahne, wie sie ein Teil des Union-Jack ist, als Rennfarbe.

Am Samstag ist der große Schauspieler und schottische Patriot im Alter von 90 Jahren gestorben. Über den James Bond-Darsteller, bei dem man manchmal nicht weiß, ob die Rolle den Schauspieler geprägt hat oder der Schauspieler die Rolle, ist schon mehrfach fast alles geschrieben worden.

Aber seine Leidenschaft für den Galopprennsport wird dabei nur selten erwähnt. Er war nicht so engagiert, wie sein ägyptischer Kollege Omar Sharif, der in Frankreich eine respektablen Rennstall unterhielt und auch züchterisch aktiv war.

Sean Connery als Groom in Cheltenham

Sean Connery war eher dem Hindernis-Sport verbunden und ließ seine Pferde von Enda Bolger in Irland trainieren. Risk of Thunder war wohl der Beste in den schottischen Connery-Farben. Er war siebenfacher Sieger im „La Toque Cup“, einem Cross Country Rennen in Punchestown. Nicht unbedingt mit viel Geld ausgestattet, aber dafür umso reicher an Tradition. Zweimal siegte er für Noreen Hayes, danach fünfmal für Sean Connery, teilweise saß sein Trainer Enda Bolger im Sattel. 1999 lief Risk of Thunder in der Großen Steeplechase von Pardubice und wurde Zweiter. Allerdings um 10 Längen von dem tschechischen Sieger Peruan geschlagen.

Risk of Thunder war ein Sohn von Strong Gale, der in der irischen Filiale von Röttgen gezogenen und zuerst in Irland und dann in Frankreich trainiert wurde.

Risk of Thunder

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Der Winterfavorit im Criterium de Saint-Cloud

Mit Best of Lips hat Deutschland einen überlegenen Sieger im Winterfavoriten gesehen. Mir imponierte noch mehr als der Vorsprung seine Galoppade auf den letzten hundert oder zweihundert Metern. Ein Pferd, das auf schwerem Boden in guter Haltung galoppiert und nicht dauernd die Beine wechselt, muß ein gutes Pferd sein.

Sein Vater The Gurkha hat nur auf Distanzen bis zur Meile gewonnen und war im Prinzip nur knapp vier Monate auf der Rennbahn. Mit Siegen in den Poule d’Essai des Poulains und den Sussex Stakes hat er zweifelsohne Klasse bewiesen. Aber den Beweis der Beständigkeit und der Härte hat er nicht erbracht. Als Sohn von Galileo aus einer Gruppe-Siegerin ist er auf den Inseln damit trotzdem als Deckhengst qualifiziert.

Am Samstag läuft Best of Lips in Saint Cloud im Criterium de Saint-Cloud über für Zweijährige weite 2000m. Der Boden wird für Saint-Cloud mit schwer angegeben, also ähnliche oder gleiche Bodenverhältnisse wie er sie auch in Köln angetroffen hat. Der Boden sollte also kein Problem darstellen.

Aber bekanntlich sind es die anderen Pferde, die einem Sieg im Weg stehen können und die werden besser sein, als die, die Best of Lips in Köln angetroffen hat. Mit Tiger Tanaka kommt die frische Siegerin des Criterium des Pouliches – Prix Marcel Boussac an den Start. Sie hat wieder die ehemalige Amateurrennreiterin Jessica Marcialis im Sattel, die als erste Frau in Frankreich einen Sieger in einem Gruppe-1 Rennen geritten hat. Tiger Tanaka ist dieses Jahr schon sieben Rennen gelaufen, war einmal Zweite und hat sechsmal gewonnen. Für eine Zweijährige ein strammes Programm. Daß sie den Boden kann, hat sie im Marcel Boussac bewiesen. Mit Makaloun startet in den Farben des Aga Khans der Sieger im Prix de Conde ein Pferd, das man als Gegner beachten sollte. Botanik in den Godolphin-Farben war bisher nur in harmlosen Aufgaben engagiert, ebenso wie Bolshoi Ballet aus dem Stall des irischen Meistertrainers Aidan O’Brien.

Aber bei den Zweijährigen muß man immer aufpassen, wer gerade einen Entwicklungs-Schub gemacht hat. Die Pferde entwickeln sich manchmal fast wie im Zeitraffer und man wird sich in Irland Chancen ausrechnen, wenn man die Reise nach Paris antritt. Bei Gear Up, den Mark Johnston aus England an den Start schickt und Sweet Lady aus dem Stall des dieses Jahr sehr erfolgreich agierenden Francis Henri Graffard sehe ich die Chancen als eher übersichtlich.

Dieses Jahr läuft es vor allem in Frankreich für die Pferde aus Deutscher Zucht ziemlich gut, wie das Arc-Wochenende eindrucksvoll bewiesen hat. Ob Best of Lips als Sieger hoch gezogen wird, kann niemand sagen, aber ich glaube, daß er genug Stamina und Klasse hat, um in dem Rennen in die Plazierung zu laufen.

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Al Capone abgetreten

Wie der französische Galoppsport-Kanal Equidia meldet, ist Al Capone, Frankreichs großer Steepler der 90er diese Woche im fast biblischen Alter von 32 Jahren abgetreten. Al Capone war ein wenig die französische Antwort auf die englische Hindernis-Legende Red Rum. Ein Pferd von großer Popularität, der die Menschen für den Rennsport begeisterte.

Al Capone war ein Halbblüter, sein Vater war der Halbblüter Italic aus der L’Oranaise von Paris Jour. Er lief seine gesamte Rennkarriere in den Farben von Robert Fougedoire und wurde von Bernard Secly trainiert. Sein Reiter in fast allen Rennen war Jean-Yves Beaurain. Insgesamt hatte er 65 Starts mit 26 Siegen und 32 Plätzen und einer Gewinnsumme von 17.211.500 Französischen Francs oder 2.623.874 Euro.

Er war von 1993 bis 1999 mit insgesamt 35 Längen Vorsprung siebenfacher Sieger im Prix La Haye Jousselin, Frankreichs großer Herbstprüfung über die schweren Sprünge in Auteuil. Bei seinem achten Versuch landete er auf dem zweiten Platz, geschlagen von First Gold. Es war sein letzter Start. So eine siebenfache Siegesserie in einem bedeutenden Rennen dürfte er in der Welt des Turfs wohl einmalig sein. Dazu gewann er dreimal den Prix George Courtois, wurde einmal zweiter. Nicht gewinnen konnte er hingegen die Grand Steeplechase de Paris, in der er einmal Zweiter, einmal Dritter und einmal Vierter wurde.

Er war zudem Vollbruder von The Fellow, der in den Farben der Marchese Soledad de Moratalla ebenfalls eine der ganz großen Steepler Frankreichs in den 90ern war. Was Al Capone verwehrt war, ein Sieg in der Grand Steeplechase de Paris gelang The Fellow und dazu noch ein Sieg im Cheltenham Gold Cup.

Ein kurzer Film-Rückblick

Rennrekord bei Galopp-Sieger

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Der Arc 2020

Vor 100 Jahren am 3. Oktober 1920 wurde der erste Prix de l’Arc de Triomphe gelaufen. Es siegte Comrade aus dem Stall von Evremond de Saint-Alary, geritten von dem in Deutschland bestens bekannten Frank Bullock und trainiert von Peter-Purcell Gilpin. Die Dotierung betrug 200.425 Francs, der Sieger bekam 172.425 Francs. Die Zeit des Siegers für die 2400m betrug 2:39,0, der Boden war gut.

2020 wird der Arc seit 100 Jahren gelaufen, aber während des WK II 1939 und 1940 fiel er aus, so daß im 100. Jahr des bestehen des Rennens der 98. Arc zur Austragung kommt. Und es ist ein spannender Arc mit einer Besetzung, die der Bedeutung des Rennens gerecht wird. Schon lange im Vorfeld des Arc ist dabei die beherrschende Frage in den Diskussionen, ob Enable. ob Enable als „Königin von Longchamp“ an diesem Sonntag zur Kaiserin gekrönt werden wird, ob sie das erste Pferd in der Geschichte dieses Rennens wird, das dreimal in die Siegerliste eingetragen wird.

Sie ist eine von drei Pferden, allesamt Stuten, die den Prix de l’Arc de Triomphe nicht nur zweimal gewonnen haben, sondern auch in einer dritten Austragung platziert gelaufen sind. Die Mutter aller Arc-Königinnen ist immer noch die von Marcel Boussac gezogene “ Wunderstute“ Corrida die 1935 als Dreijährige Dritte wurde und das Rennen 1936 und 1937 gewonnen hat.

Ich möchte es vorweg nehmen, ich glaube nicht, daß am Sonntag die Krönungsmesse zur Kaiserkrönung für Enable in Paris nicht gelesen wird. Es sind nicht alleine die insgesamt erstklassigen Gegner, die dies verhindern werden, sondern es ist Petrus, der den Boden von Longchamp mit so viel Regen bedacht hat, daß er offiziell als „schwer“ angegeben wird. Schon im letzten Jahr, als Waldgeist auf weicher Bahn vor Enable siegte, stellte ihr Trainer John Gosden vor dem Rennen fest, daß es auf dem aufgeweichten Boden für seine Stute keine echte Siegchance gebe.

Es wundert mich deswegen doch einigermaßen, daß die Stute immer noch als heißer Favorit gehandelt wird.

Schon im Vorfeld haben die intensiven Regenfälle in Paris ein erstes „Opfer“ für das Monstre-Rennen gefordert. Love aus dem Stall des irischen Supertrainers Aidan O’Brien wurde im Vorfeld gestrichen, weil ihr der aufgeweichte Boden nicht zusagt.

15 Pferde rücken am Sonntag in die Stadtmaschine ein. Nachfolgend eine kurze Vorstellung der Kandidaten mit einer sehr persönlichen Chancenbewertung.

Persian King
Der Sohn des Klasse-Meilers Kingman versucht sich erstmals über 2400 m. Als letztjähriger Sieger der „Poule Poulains“ und zweitplatzierte im französischen Derby gehört er natürlich den besten Pferden seines Jahrgangs. Dieses Jahr war er Sieger im Prix d’Ispahan über 1800m und im Moulin de Longchamp über 1600m. Zweifelsohne ein erstklassiges Pferd, aber 2400m sind nicht seine Welt.

Royal Julius
er war zuletzt Zweiter in Mailand in einem Gruppe zwei Rennen über 2000m. In diesem Feld ist aber eindeutig überfordert.

Way to Paris
Der Sieger des diesjährigen Grand Prix de Saint Cloud ist sicherlich ein gutes Pferd, der auch über genügend Stamina verfügt, aber auch für ihn wird es in diesem Klasse Feld schwer werden, in die Platzierung zu laufen.

Japan
Der Galileo Sohn aus dem Stall von Aidan O’Brien gehört in jedem Fall zu den interessanten Kandidaten des Rennens. Letztes Jahr wurde er hier vierter und gewann im Sommer den Grand-Prix de Paris. Dieses Jahr ist er noch sieglos, war in Ascot deutlich zurück Dritter in den King George und zuletzt fünfter in Leopardstown. Die aktuellen Form sind damit weder die weniger die große Empfehlung, aber nach seiner dreijährigen Form ist er ein interessanter Kandidat und wenn er den Boden kann, sollte er vorne dabei sein.

Sottsass
Der Sieger des letztjährigen französischen Derbys gewann dieses Jahr den Prix Ganay. In den zuletzt war er in den Champions Text von Leopardtown vierter und damit vor Japan. Ein Sieganwärter ist er eher nicht, aber sicherlich ein interessantes Pferd für eine Platzierung. Im letzten Jahr wurde er Dritter zu Waldgeist und Enable.

Souvereign
Der Sieger des letztjährigen irischen Derbys ist dieses Jahr ebenfalls noch sieglos. Als Vertreter des großen O’Brien Stalls sollte man ihn nicht ganz außen vor lassen. Die aktuellen Formen machen ihn aber nicht zu einem Kandidaten für die Geldränge.

Stradivarius
Ein absoluter Superstar, der die große Unbekannte dieses Rennens ist. Sein Element sind eigentlich die großen Cup-Rennen also die Rennen über eine Distanz von mehr als 3200 m. Er ist einer von drei dreifachen Siegern des Ascot Gold Cups und der einzige vierfache Sieger des Goodwood Cups. Aber 2400 m? Eigentlich ist das Rennen zu Ende, bevor Stradivarius richtig auf Betriebstemperatur gekommen ist.

Zuletzt war er Zweiter im Prix Foy, dem Arc-Trial für die älteren Pferde zu Anthony van Dyck. Die Form ist sicher respektabel aber die älteren Pferde waren rund 9 Sekunden langsamer, als die Dreijährigen im Grand Prix de Paris am gleichen Tag. Allerdings ist Petrus sein Freund, er kann weichen Boden und das schwere Geläuf verändert die Bedingungen, sodass er zu den sehr chancenreichen Kandidaten gerechnet werden muß. Etwas salopp gesagt, die 800m, die das Rennen für Persian King zu lang ist, ist es für Stradivarius zu kurz.

Deirdre
Seit vielen Jahren versuchen die Japaner, das prestigeträchtige Rennen in Paris zu gewinnen. Teilweise haben sie dafür ihre besten Pferde an die Seine geschickt aber das Turf-Glück war ihnen in Paris nie hold gewesen. Die diesjährige Starterin aus dem Land der aufgehenden Sonne gehört allerdings nicht zu den guten Pferden aus Japan und muss als chancenloser Kandidat betrachtet werden. Interessant ist noch die Tatsache, daß sie zuletzt 2018 in Japan ein Rennen bestritten hat und danach nur noch im Ausland, in Dubai, Hongkong und England gelaufen ist.

Gold Tip
Er ist der beste Nachkomme aus dem ersten Jahrgang seines Vaters Outstrip. Nachdem er im Derby chancenlos im geschlagenen Feld einkam, war er vor drei Wochen Dritter im Grand Prix de Paris. Diese Form sollte für eine Plazierung gut genug sein. Wenn er den Boden kann.

Chachnak
Der Kingmman Sohn ist einer der Dreijährigen im Feld. Im diesjährigen Französischen Derby war im geschlagenen Feld ein, zuletzt gewann er den Prix du Prince d’Orange über 2000 m vor drei Wochen hier auf der Bahn. Wenn er sich nich als Bodenspezialist erweisen sollte, muß man ihn hier zu den chancenlosen Kandidaten rechnen.

In Swoop
Der Deutsche Kandidat, der in Frankreich trainiert wird, hat für mich allererste Chancen. Im Grand Prix de Paris kam er mit mächtigem Speed auf dem zweiten Platz ein. Das Rennen wurde nach meinen Unterlagen in der drittschnellsten Zeit gewonnen, die jemals in Longchamp gelaufen wurde und es war für den Adlerflug-Sohn auch erst der vierte Start im Leben überhaupt. Davor gewann er das Derby in Hamburg auch mit riesigem Speed. Sein Vater Adlerflug gewann das Derby in Hamburg auf sehr weicher Bahn und ein Jahr später den Deutschland-Preis (Großer Preis von Berlin), damals noch in Düsseldorf gelaufen, auf schwer Bahn. Der Boden sollte ihm deswegen „schmecken“. In Swoop gewan sein Debut auf weicher Bahn, im Derby war der Boden offiziell gut bis weich.

Mogul
Auf den Inseln hatte Mogul als Vertreter des O’Brien-Quartiers noch keine Bäume ausgerissen. Seine beste Form ist der Sieg im Grand Prix de Paris, in dem er in sehr schneller Zeit gegen In Swoop. In Ascot blieb er auf Boden gut bis weich als Favorit unter den Erwartungen und wurde Vierter. Ich glaube nmicht, daß er ein Freund weicher Bahn iist und deswegen sehe ich ihn hinter In Swoop

Serpentine
Den amtierende Epsom-Derby-Sieger aus dem O’Brien Stall darf man nicht ignorieren. Aber im Grand Prix de Paris war er als Vierter zwar nicht weit zurück. Aber einen echten Grund für eine Formumkehr gegen die drei Erstplazierten sehe ich nicht.

Raabihah
Die Sea the Stars Tochter ist nach Enable die zweite Stute im Feld. Zuletzt war sie Zweite im von Tarnawa gewonnenen Prix Vermeille. Sie wird von dem geringen Gewicht profitieren, das sie als dreijährige Stute zu tragen hat. Man sollte ihr ein Platzgeld zutrauen.

Und die Moral von der Geschicht?
Es bleibt Enable zu wünschen, daß sie trotz des für sie unpassenden Bodens in die Plazierung läuft. Die Stute ist inzwischen auch eine Art Botschafterin des Turfs geworden. Auch wer sich für die Materie kaum interessiert, kennt ooft wenigstens den Namen der Stute. Ihre größten Gegener sind für mich Strativarius, der durch den Boden vielleicht auch auf 2400m eine scharfe Klinge schlagen kann. Dazu In Swoop, der f+ür mich den Boden kann und der Schlenderhan im 151. Jahr des Bestehens endlich mal einen Sieg im Arc verschaffen könnte und vielleicht noch Mogul oder Raabihah auch wegen des Gewichtsvorteils!

Letzte Meldung

Nachdem ich diese Zeilen geschrieben habe, las ich auf Twitter die Meldung, daß die Pferde von Aidan O’Brien noch Rückstände einer nicht erlaubten Substanz im Urin haben. Es bestünde zwar die begründete Hoffnung, daß diese Reste bis Sonntag abgebaut würden. Aber um die Integrität des Rennens und des Rennsports insgesamt nicht in Frage zu stellen und zu beschädigen werden alle O’Brien-Pferde als vom Vater und seinen beiden Söhnen am Sonntag Nichtstarter.

Ein Arc ohne Pferde aus dem Stall von Aidan O’Brien, das ist wie eine salzlose Suppe oder wie die Bundesliga ohne Bayern München. Dieses Jahr das erste mal ujnd nicht wegen Corona sondern wegen eines Fehlers beim Futtermittelhersteller, in dessen Haut ich nicht stecken möchte.




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Royal Ascot 2020

Heute beginnt das königliche Meeting von Ascot. Es wird vollkommen anders sein als man es gemeinhin gewohnt ist. Corona fordert auch hier den Tribut. Keine Menschenmassen auf der Bahn, kein königlicher Korso über das Geläuf. Nur die Rennen werden so sein wie sie immer sind. Einzig die Geldpreise sind um 50 % gegenüber den Dotierung im Vorjahr gekürzt. Aber damit haben sie immer noch für Deutschland kaum vorstellbare Höhen. Im letzten Jahr waren die Queen Alexandra Stakes als das preiswerteste Rennen des Meetings immer noch besser dotiert als die Gruppe II Rennen in Deutschland.

Im letzten Jahr gewann Hayley Turner mit Thanks Be die Sandringham Stakes und damit als erste Frau seit 32 Jahren eine Rennen beim königlichen Meeting. Zur Erinnerung, die erste Frau die jemals einen Sieger während roll es wird geritten hat, war Gay Kelleway, die 1987 die Queen Alexandra Stakes mit dem von ihrem Vater trainierten „Sprowston Boy“. Ich hatte von ihr dazu noch ein Foto bekommen, da das heute noch mal an diesen damals sensationellen Sieg erinnern soll.

Wenn meine Aufzeichnungen richtig sind, dann hat John Gosden bisher 48 Sieger während Royal Ascot trainiert. Die Nummer 50 wird nicht lange auf sich warten lassen.

Es wird auch insofern spannend, als dass durch die Coronakrise das Derby wie um vier Wochen verschoben ist und erstmals nach Ascot gelaufen wird. Der eine oder andere wird diese Woche noch die Fahrkarte für das Rennen der Rennen in Epsom lösen wird.

Ansonsten kann man sich über großartigen Sport freuen.

GS_John_Gosden_RAS

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