Hamburger Derbywoche gestartet

Heute ist die Derbywoche in Hamburg gestartet. Volker Linde vom Vorstand des Hamburger Rennclubs hat dazu vor einigen Tagen eine Vorschau gegeben, wie ich hier leicht modifiziert wiedergebe.

Für die ersten Renntage war das Nennungsergebnis überwältigend. So werden wir voraussichtlich die sehr guten Starterzahlen des Vorjahres noch einmal übertreffen und liegen momentan bei deutlich über 10 Startern im Schnitt

Nun einige Informationen, die am Rande des Sports ebenfalls wichtig sind:

Im Derby muss wahrscheinlich ausgeschieden werden, es werden wohl alle 20 Startboxen gefüllt.

Die Rennbahnprüfungskommission bezeichnet das HH Geläuf als “hervorragend”
Die Bremer Freunde haben uns erneut ihre Startmaschinen zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank. Die Maschinen wurde bereits im Sondertransport durch die Spedition Holler nachts nach Hamburg verbracht und sind gestern vom Starter abgenommen worden.
Prinz Abdullah, einer der größten Besitzer im Galoppsport, wird persönlich nach Hamburg kommen und sein Derbypferd live starten sehen.

Dr. Oetker hält die Derbyrede beim traditionellem Derby-Dinner.

Die ARD übertägt direkt von der Bahn das Derby und einen Gesamtbericht.

Die Hamburger Politik beweist ihre Verbundenheit und den Schulterschluß mit dem HRC indem an jedem Renntag ein Senator vor Ort sein wird. Am Derbytag wohl der Wirtschaftssenator der Freien und Hansestadt Hamburg kommen. Angemessen wäre allerdings der erste Bürgermeister der Hansestadt.

Der HSV kommt am Dienstag mit voller Mannschaft, Trainer und Präsidenten

Und zum Schluss der absolute Hammer: Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der Mann, der als Verteidigungsminister damit drohte Panzer auf den Rathausplatz in Hamburg auffahren zu lassen, wenn jemand die Finger nach dem Hamburger Derby ausstreckt, der Mann, der als Kanzler regelmäßig zum Derby kam, der als Verteidigungsminister kurz vor dem Derby mit dem Bundeswehrhubschrauber landete, kommt trotz Seines hohen Alters dieses Jahr zu Hamburger Derby! In die neu geschaffene Raucherlounge auf der Tribüne. Standing Ovation garantiert

Am Sonntag heißt es dann: The Flag is up. Mit einem toll besetzten 10 Pferde Lucky Speed Hansa Preis.

Am Montag dann die Startboxenauslosung in der Spielbank Hamburg an der Esplanade

Boxen auf zur Hamburger Rennwoche. Mal gucken, wieviel Ittlinger laufen werden.

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2. Juni 1954

Mittwoch, D-Day auf den Downs von Epsom. Favorit war Rowston Manor mit 5/1 aus dem Stall von F W Dennis und geritten von D. Smith. Landau aus dem Stall der Königin stand 100/7 bei den Buchmachern. Rowston Manor wurde Siebter, die königlichen Farben gingen als Achter über die Linie. Es sollte der erste ganz große Erfolg des gerade 18 Jahre alten Lester Piggott werden.

Große Rennen hatte der junge Reiter aus einer Rennsport-Dynastie schon vorher gewonnen. 1951 ritt er, gerade einmal 15 Jahre “alt” mit Mystery IX den Sieger in den Eclips Stakes von Sandown. Damals wie heute gehörte das Rennen zu den bedeutendsten Rennen Englands. Seine Visitenkarte hat er in Epsom ebenfalls 1951 abgegeben, als er mit Zucchero die Blue Riband Trial Stakes gewann, ein Jahr später wurde der von Piggott gerittene Gay Time Zweiter im Epsom Derby und 1953 ritt er mit Zucchero den Sieger im Coronation Cup in Epsom. Seinen ersten Royal Ascot Sieger ritt er ebenfalls 1953 mit Absolve in der Gold Vase (heute Queen’s Vase).

Ein Unbekannter war Lester Piggott schon damals nicht mehr. Es sind nur wenige Jockeys, die in so jungen Jahren schon Sieger in den bedeutenden Rennen des englischen Turfs geritten haben.

Das Epsom Derby galt damals wie heute als eines oder als das wichtigste Rennen der Welt. An jenem Mittwoch im Juni 1954, heute vor 60 Jahren ritt Lester Piggott mit Never Say Die seinen ersten Sieger im Derby. 33/1 zahlte der Wettmarkt für den Außenseiter, die längste Quote, die es jemals auf einen Piggott-Sieger im Epsom-Derby gab, zwei Längen – Hals lautete der Richterspruch. Acht weitere Epsom-Derbys sollten folgen und Teenoso war 1983, fast 30 Jahre nach seinem ersten Erfolg sein letzter Sieger im Epsom-Derby. Kein anderer Jockey hat bisher mehr Sieger im englischen Derby geritten und vielleicht ist sein Rekord mit neun Siegern sogar für die Ewigkeit.

Heute gilt Lester Piggott als einer der Besten oder vielleicht sogar der Beste Jockey aller Zeiten und Länder. Er perfektionierte den von Todd Sloan “erfundenen” Hocksitz, schnallte sich die Bügel früh kürzer, als alle anderen Jockeys und stand mit waagerechtem Oberkörper über dem Pferd und auch als seine Kollegen ihn kopierten und die Bügel ebenfalls kürzer schnallten, blieb sein Stil einmalig. In jedem Feld konnte man Piggott am Reitstil erkennen.

Er war ein Genius im Sattel, der als sehr starker Finish-Reiter galt. Unvergessen für mich das Derby 1977, das er mit The Minstrel gegen Hot Grove mit Bill Carson im Sattel gewann. Das Derby wurde damals Live im Deutschen Fernsehen übertragen, es war ein Finish auf Biegen und Brechen und erst ganz zum Schluß brachte Piggott The Minstrel in Front. Aber eigentlich war sein viel größere Genius seine enorme Übersicht im Rennen und das Gefühl, das er für das Pferd hatte. Er wußte, wieviel “unter ihm” noch im Tank war. Als er mit Nijinsky 1970 das Leger in Doncaster gewann und die Triple-Crown perfekt machte, forderte er Nijinsky zweimal mit der Peitsche auf und lange bevor er in Front war, steckte er die Peitsche wieder weg und ritt mit den Händen nach Hause – lange vor der Linie spürte er, daß es reicht. Kaum ein Reiter heute würde das machen, lieber die Peitsche “zur Hand” haben, wenn es doch nicht reichen sollte oder eng werden könnte.

Der weitere Weg von Piggott als Jockey ist tausendmal beschrieben, schon bald Legende und hat mehrere Bücher gefüllt – aber heute vor 60 Jahre war der erste ganz große Sieg für den damals jungen Reiter fällig und der “Maestro” ist inzwischen auch schon 78 Jahre alt.

Derby 1954

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In Memoriam Baron Johann Matthias von der Recke

Am vergangenen Samstag ist Baron Johann Matthias von der Recke gestorben.

Als Aktiver hat er bei 172 Ritten 28 Sieger geritten. Aber Baron Recke war nicht nur im Rennsattel aktiv, sondern auch im Militarysattel. Die Pferde und die Reiterei waren für viele Jahre ein wichtiger Bestandteil im Leben des Juristen.

Seine Präsidentschaft von 1984 bis 2003 kann man als eine der großen Zeiten des Amateurrennsports in Deutschland bezeichnen und das gilt nicht nur für die Zeit nach dem Krieg. Die Liste der erfolgreichen Reiter in dieser Zeit ist lang. Auch wenn viele erfolgreiche Reiter teilweise mit familiärem Hintergrund in den Sattel stiegen, brauchten sie Rennen um zu reiten. Es war die Zeit, wo ca 8% bis 10% der in Deutschland gelaufenen Rennen als Amateurrennen ausgeschrieben waren und die Gewichte waren so, daß auch die Herren in den Sattel steigen konnten. Baron Recke war ein unermüdlicher Klinkenputzer für die Sache des Amateurrennsports, ob bei Sponsoren oder bei den Rennvereinen. Es gab eigentlich keine Bahn  in Deutschland, auf der keine Amateurrennen gelaufen wurden und es waren nicht nur die Basis-Rennen, in denen nur Amateure in den Sattel stiegen. Hamburg schuf in dieser Zeit z. B. den Hanse-Merkur-Cup, einem gut dotierten Rennen für Amateurrennreiterinnen. Dazu kamen viele internationale Championate deutscher Reiter, Matthias Keller, Andreas Schütz, Viktoria Furler,  Karin Schlick und Julia Will wurden in dieser Zeit Weltmeister der Amateure, dazu noch den Siver Spur für die Weltmeisterschaft auf der Flachen für Ronnie Lüdtke.

Damals hatte der Hindernissport in Deutschland noch eine ganz andere Bedeutung und eine erheblich Zahl der Sieger und Plazierten in den großen Jagdrennen wurden von Amateurreitern geritten. Einige dieser erfolgreichen “Hindernis-Amateure” haben den Weg in das Profi-Lager gefunden. Zu erwähnen ist hier besonders Peter Gehm, er startete seine großartige Karriere als Amateur und setzte sie danach im Profi-Lager fort. Er war u. A. vierfacher Siegreiter in der Großen Steeplechase von Pardubitz.

Von 2001 bis 2003 war er zusätzlich Präsident der Fegentri, der Federation of Gentlemen Riders, dem Weltverband der Amateurrennreiter. Außerdem war er viele Jahre Justitiar des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen.

1996 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Verdienste um den Rennsport und besonders um den Amateurrennsport verliehen. Nach seiner aktiven Präsidentschaft wurde ihm das Amt des Ehrenpräsidenten angetragen, was er natürlich gerne angenommen hat.

Mit Baron von der Recke verliert nicht nur der Amateurrennsport eine große Persönlichkeit. Es ist wieder einer von den “Alten” die sich mit großem Engagement für den Amateurrennsport eingesetzt haben.

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Rennpreise

In Lingfield wurde heute der “Championship-Day” der Sandbahn gelaufen. Sieben  Rennen, zur  Eröffnung ein Lehrlingsreiten mit 50.000 Pfund, danach 5 Rennen mit jeweils 150.000 Pfund und zum Abschluß die “Easter Classic All-Weather Middle Distance Championships Conditions Stakes” mit 200.000 Pfund Dotierung. Titelsponsoren der Rennen waren verschiedene Buchmacherfirmen. Eine runde Millionen Pfund Geldpreise wurden heute in Lingfield ausgeschüttet.
Zum Vergleich, in Bremen wurden heute 37.000 EUR Geldpreise ausgezahlt. Über das lange Osterwochenende werden in Deutschland insgesamt 327.850 EUR Geldpreis gezahlt. Dabei sind insgesamt zwei Rennen mit der grandiosen Dotierung von 2.000,- in den Rennprogrammen zu finden. Eine Dotierung, die für eine A-Bahn eigentlich unterirdisch ist. Sonsbeck als Alleinveranstalter am Ostersonntag in NRW ist dabei nicht berücksichtigt. Ein Provinzbahn am Niederrhein als Alleinveranstalter in NRW am Ostersonntag spricht Bände!

Natürlich gibt es in England genauso Renntage mit einem unterirdischen Rennpreisvolumen von 30.000 oder 40.000 Pfund für den Renntag insgesamt. Aber es gibt eben auch Renntage, an denen richtig viel Geld verdient werden kann. Wieviel Renntage gibt es denn in Deutschland, an denen 1.200.000 EUR ausgeschüttet werden?

Der Rennsport ist in England fast genauso unprofitabel wie in Deutschland. Aber der psychologische Effekt solcher Hochpreisrenntage dürfte enorm sein. Es sind eher die kleinen Besitzer, die hier laufen und wer da einen Siegpreis von fast 100.000 Pfund gewonnen hat, der wird das noch sehr lange am Stammtisch erzählen und das ist die Werbung, die der Sport braucht – auf der Insel und auf dem Kontinent! Über 4.000 EUR im Auslgeich III werden wohl eher nicht so viele Worte verloren werden!

Man muß sich nicht wundern, wenn der Rennsport in Deutschland auf ganz kleiner Flamme vor sich hinköchelt.

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Bürgerinitiative zum Erhalt der Frankfurter Rennbahn gegründet

Inzwischen hat sich für den Erhalt der Frankfurter Rennbahn eine Bürgerinitiative gegründet.
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Am ersten Renntag des Jahres sollen ungefähr 1800 Besucher auf der Bahn gewesen sein und davon sollen 1000 für den Erhalt der Rennbahn unerschrieben haben. 1800 Besucher für einenc Wochenrenntag mit “Brot und Butter” Rennen ist ein guter Wert und davon haben über 50% unterschrieben. Wie sagte Bürgermeister Cunitz in einem Interview mit dem HR so schön: Er sei sicher, daß die Frankfurter Bürger hinter dem DFB-Zentrum stehen würden.  Er hätte wohl Frankfurts Bürger besser vorher einmal gefragt und vor allem die direkt betroffenen Bürger in Niederrad. Aber das paßt dann ja nicht zu den geheim geführten Verhandlungen.
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Wenn die Initiatorin Pamela Leisterer genug Helfer aktivieren kann, wird die BI am  Metzler-Renntag  viele Unterschriften bekommen!
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Auf der Webseite der BI können Unterschriftenlisten herunter geladen werden.  Ebenso ist doch ein interessanter Beitrag auf Sky verlinkt, wo beide Seiten zu Wort kommen.
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Die Frankfurter Rundschau hat in der Ausgabe vom Mittwoch ebenfalls darüber berichtet
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Die Zukunft der Frankfurter Rennbahn

Geht es nach dem Willen der Magistrats, wird der Galopprennsport Ende 2015 in Frankfurt nach über 150 Jahren Geschichte sein. Die am Freitag veröffentlichte Pressemitteilung zum Bau des DFB-Leistungszentrums ist beschämend. Der Rennverein, der Rennsport werden dort nicht mit einer Silbe erwähnt.
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Dabei sind es doch die Grünen, die immer wieder von kultureller Vielfalt sprechen, die den Schutz von Minderheiten und Randgruppen, ganz gleich welcher Art und Herkunft sie auch immer sein mögen, einfordern und dies an vielen Stellen im Parteiprogramm formuliert haben. Traditionen müssen bewahrt werden, denn die Kenntnis der Historie ist erforderlich, um die Zukunft zu gestalten. Aber ganz offensichtlich gilt dies für die Grünen nur dann, wenn es Randgruppen und Minderheiten sind, die in das Weltbild der Grünen passen.
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Bürgermeister Cunitz als der oberste Repräsentant der Grünen im Frankfurter Römer hat dies in in der Art, wie es in der Pressemitteilung formuliert wurde, sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Institutionen und Sportarten, die nicht in das Grünen-Weltbild passen, müssen eben beiseite und drei Schritt zurück treten, wenn es von Multi-Kulti gefordert wird. Sie werden auch nicht um Ihre Meinung gefragt, sie erhalten kaum die Möglichkeit, eine Stellungnahme abzugeben, sie haben sich einfach zu fügen! Ich möchte jetzt keine historische Parallele ziehen, das möge jeder für sich selber machen.
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Es werden die Schulden thematisiert, die der Rennverein angeblich bei der Stadt hat, die ausstehenden Zahlungen an den Rennverein werden dabei aber gar nicht erwähnt. Ich nenne bewußt keine Summe, weil die Zahlen mir nur vom Hörensagen bekannt sind. Ich stelle diese Zahlen aber trotzdem wieder in Relation zu den 38 Mio, mit der die Frankfurter Oper jährlich subventioniert wird stelle dazu die Frage, mit welchen Summen andere Großveranstaltungen wie Marathon etc. Jährlich subventioniert werden.
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Ich habe mich in der Frage, ob das Rennbahngrundstück einmal im Eigentum von Frankfurts großer Gönner-Familie v. Weinberg war, sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Es war im Rennsport quasi eine feststehende Tatsache, daß die Rennbahn einmal Weinberg-Besitz war und daß sie im Rahmen der Enteignungen jüdischen Besitzes 1938 in den Besitz der Stadt gelangt ist. Es gab bisher keinen Anlaß, diese “historische Aussage”, die immer wieder einmal durch mündliche Überlieferung bestätigt wurde, zu bezweifeln.
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Man mag einwenden, daß man das hätte prüfen müssen, bevor man es in der von mir betriebenen Art öffentlich kommuniziert. Auch dieser Einwand ist richtig, aber bei dem von der Stadt vom Zaun gebrochenen “Blitzkrieg” war dies leider aus zeitlichen Gründen kaum möglich und zweitens ist es nicht so einfach, mal eben die Grundbücher auf frühere Eigentümer zu prüfen. Das Grundbuch gibt ja nicht nur Auskunft über die Eigentümer eines Grundstücks, sondern enthält vielfältige Informationen, aus denen auch Informationen über die wirtschaftlichen Verhältnisse des Eigentümers geschlossen werden können. Auch deswegen ist das Grundbuch nicht allgemein zugänglich. Man muß ein berechtigtes Interesse nachweisen, um Einblick zu erhalten.
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Herrn Dr. Alexander von der FAZ, der am 21. März einen Artikel auf der Webseite der FAZ veröffentlicht hat, in dem er diese Thematisierung der Rennbahnenteignung aufgegriffen hat, sei deswegen von meiner Seite ausdrücklich zugesichert, daß dies nicht in falscher Absicht geschah, sondern der lediglich den zuvor beschriebenen Umständen und Informationen geschuldet ist.
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Wolfgang Niersbach als Präsident des DFB hat erklärt, daß er andere Sportarten nicht verdrängen möchte, aber als ihm die Rennbahn angeboten wurde, habe er natürlich nicht abgelehnt.
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Reden und Handeln scheint beim DFB sehr unterschiedlich zu sein. Nach Informationen in diversen Medien soll die Bauplanung fast fertig sein. Ein solches Großprojekt plant man nicht in kurzer Zeit, dafür ist ein Vorlauf von mindestens einem Jahr erforderlich. Während dieser Zeit  hat der DFB absolutes Stillschweigen bewahrt, hat keinen Kontakt mit dem Rennverein gesucht und damit auch nicht die Möglichkeit einer Nutzung durch beide Sportvereine zur Diskussion gestellt.
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Der Fußball. ist heute die dominierende Sportart in Deutschland, was sich auch in der Fernsehberichterstattung niederschlägt. Andere Sportarten wie Einshockey oder Handball etc. sind immer weniger medienpräsent.
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Was nützt da die Aussage von Präsident Niersbach, daß man andere Sportarten nicht verdrängen möchte. Man tut es täglich, ob bewußt oder unbewußt ist dabei egal. Die Fakten sind eben anders, als Präsident Niersbach glauben machen möchte. Und für den Galoppsport in Frankfurt und damit in Hessen trifft das jetzt in besonders drastischer Weise zu. Mit einem Federstrich will der DFB eine bedeutende deutsche Rennbahn, die einzige in Hessen zur Geschichte machen. Über 150 Jahre Geschichte sollen nicht mehr präsent sein. Alte Rechte interessieren nicht – gewachsene Strukturen interessieren nicht. Wenn es dem DFB gefällt, müssen andere Sportarten weichen, einen Schritt beiseite treten und Platz machen für “König” Fußball. Sportdarvinismus im frühen 21. Jahrhundert, wie es dem DFB gefällt?
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Der Sport in Deutschland lebt von seiner Vielfältigkeit, von den großen Massensportarten und von weniger Populären Sportarten. Dabei dürfte der Galoppsport in Deutschland nach dem Fußball die meisten Zuschauer der Dauerveranstalter sein. Monokulturen waren immer schädlich, das weiß jeder Landwirt. Eine gewisse Zeit hat man damit Erfolg, aber wenn der Boden kippt und dann noch die Kultur von einem Schädling befallen wird, dann ist es vorbei. Der Fußball tut deswegen gut daran, andere Sportarten nicht vollständig zu verdrängen.
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Es bleibt das Erbe der Weinbergs. Nach die inzwischen hier vorliegenden Informationen war die Rennbahn nie im Weinberg-Besitz gewesen und es gibt auch keine diesbezüglichen Verfügungen über eine zukünftige Verwendung des Geländes. Herrn Dr. Alexander von der FAZ sei an dieser Stelle ausdrücklich Dank für die investierte Zeit zur Klärung des Sachverhalts ausgesprochen. Es war seit Freitagnachmittag ein sehr erfrischender und fruchtbarer Mailwechsel, in dem die verschiedenen Grundstücke der Weinbergs geklärt wurden.
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Für einen Vollblutmann waren die Weinbergs erst einmal die Herren auf Waldfried, die mit Festa gleich zu Beginn ihrer züchterischen Karriere eine Superstute gekauft haben und damit großen züchterischen Erfolg hatten. Den züchterischen Erfolg Waldfrieds und den Einfluß auf die deutsche Vollblutzucht kann man nicht mal eben beschreiben, dieser war schon Gegenstand verschiedener Bücher.
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Darüber hinaus waren die Weinbergs auch Gönner der Stadt Frankfurt und sie hatten jüdische Wurzeln. Auch das war mir bekannt. Welchen Umfang diese Gönnerschaft aber hatte, ist erst deutlich geworden, als ich mich im Zuge der Rennbahnaffäre etwas intensiver damit beschäftigt habe.  Die Summen und die Vielzahl der Aktivitäten der Weinbergs sind so umfassend, daß man auch sie her nicht in einem kurzen Abschnitt “mal eben” beschreiben kann. Durch ihren wirtschaftlichen Erfolg waren Sie nicht nur ein großer Arbeitgeber in Frankfurt, sondern sie sorgten auch für eine kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Herausragend war ihr Engagement bei der Gründung der Universität. Die Gesellschafter von Cassella, die Familien Weinberg und Gans gaben als Gründungskapital die damals enorme Summe von 1,6 Mio Mark damaliger Währung. Rechnet man diesen Wert – ziemlich vereinfacht – mit dem Jahreseinkommen der Arbeiter im produzierenden Gewerbe auf heutige Verhältnisse hoch, dann kommt man auf die enorme Summe von rund 46 Mio Euro. Als Einzelspende von den Weinbergs für die Gründung der Uni!
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Frankfurt hatte wohl kaum einen größeren Gönner als die Familie v. Weinberg, aber nach dem Krieg tat man sich erst mal schwer mit diesem Erbe. Die Grundstücke wurden zwar zurück gegeben, was mit den Industriebeteiligungen geschah, konnte nicht ermittelt werden.  Jedenfalls waren die Weinbergs erst einmal nicht mehr wohlhabend, denn sie konnten die zurück gegebenen Grundstücke nicht mehr in Besitz nehmen, weil sie die von der Gemeinde erhobenen Grundsteuern nicht bezahlen konnten, so eine Quelle im Internet.
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Es dauerte dann bis 2010 bis der Wissenschaftler Dr. Arthur von Weinberg seine Straße bekam.
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Aber nicht nur in Niederrad ist Weinbergs Erbe und Ihre Leidenschaft für den Rennsport in Frankfurt noch allgemein bekannt. Die Pferde, die Vollblutzucht und der Galopp-Sport waren die große Leidenschaft der Gebrüder Weinberg – und auch ohne Namen ist die Rennbahn ein Platz, der darauf hinweist.
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Schließlich geht es noch um den Galopprennsport nicht nur in Frankfurt. Den Galoppsport plagen viele Probleme. Teilweise sind sie hausgemacht, teilweise auch durch staatliche Vorgaben. Nach der Neureglung im Sportwettenbereich sollte der Rennsport einen Steueranteil auf in Deutschland angenommene Pferdewetten erhalten. Eine entsprechende Regelung ist bis heute noch nicht formuliert.
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Bei allen Problemen muß auch erwähnt werden, daß der Rennsport als Dauerveranstalter in Deutschland nach dem Fußball wohl den größten Zuschauerzuspruch hat und weltweit eindeutig die Nummer 1 ist!
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Zu den guten Zeiten wurden in Erinnerung an die Größen des Rennsports vergangener Tage zur Erinnerung Memorials gelaufen. Das Weinberg Memorial ist in Frankfurt letztmalig 2000 als wichtiges Rennen gelaufen worden. Damals wurden die Rennpreise vor allem aus den Wettumsätzen bezahlt und der Rennverein konnte frei bestimmen, welchen Titel ein Rennen trug. Vor allem für die besser dotieren Zuchtrennen ist man heute auf Sponsoren angewiesen und die wollen dann natürlich auch im Titel erscheinen. Aus finanziellen Gründen ging damit ein eigentlich wichtiger Teil der eigenen Traditionspflege verloren.
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Natürlich sind viele interne Fehler gemacht worden. Man hat viel zu spät auf Veränderungen regiert, hat sich auch von anderen Wettanbietern die Butter vom Brot nehmen lassen, was einen Einbruch bei Rennpreisen und Anzahl der Rennen in Deutschland zur Folge hat. Aber man beginnt, die Hausaufgaben zu machen. Und im Moment ist im Sport die Stimmung so gut, wie sie schon lange nicht mehr war.  Entscheidend ist, daß die Wettumsätze wieder besser werden und das mehr Sponsoren gewonnen werden können.
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Der Frankfurter Rennclub war besonders gebeutelt. Wichtige Sponsoren vielen weg und es drückten die Schulden aus dem Tribünen-Neubau. Der Hotelbau kam nicht voran und es gab viele andere Probleme – eben die allgemeinen Probleme des Galoppsports in Deutschland.
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Der neue Verein soll auf gutem Wege sein. Öffentlich wird kommuniziert, daß im letzten Jahr keine Verluste entstanden seien. Das läßt auch auf eine Erweiterung des Rennbetriebs für die Zukunft hoffen, mehr Renntage, mehr Präsenz in den Medien und eine bessere Nutzung der Anlage.
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Schließlich bleibt noch die Rennbahn. Inzwischen hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die für den Erhalt “ihrer “ Niederräder Rennbahn kämpfen will. Die Rennbahn ist im Stadtteil nicht nur Sportarena, sondern eben auch eine Grünfläche in der Innenstadt, weitgehend frei zugänglich und auch der Platz lokaler Veranstaltungen in Niederrad. Dies würde weitgehend wegfallen, wenn der DFB dort seine Paläste baut!
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Bisher hat es nur eine Absichtserklärung von DFB und Stadt gegeben. Beide Parteien sollten sehr dringend noch einmal überdenken, ob sie wirklich 150 Jahre Tradition mal eben wegwischen wollen!!
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Die Weinbergs – Frankfurts große Gönner

Durch die Grundstücksfrage um die Frankfurter Rennbahn habe ich in den letzten Tagen viel um die Familien v. Weinberg, Gestüt Waldfried und die Rennbahn recherchiert und gelesen.
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Wenn ich diese unglaubliche Großzügigkeit der Brüder und auch Ihrer Ehefrauen gegenüber der Stadt, der Bevölkerung und der Wissenschaft sehe, welche Summen dort mit welcher Selbstverständlichkeit gegeben wurden, wie die Villen von Carl und Arthur im WK I mal eben zum Lazarett umfunktioniert und Ärzte, Schwerstern und Medikamente auch gleich bezahlt wurden und dann sehe, wie diese herzensguten Menschen nach 1933 behandelt wurden, dann fällt das nicht leicht, die Tränen wegzudrücken.
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Ich frage mich auch, wenn ich die Entwicklungen und Erfindungen sehe, die aus der Cassella hervorgegangen sind, ob die Stadt Frankfurt wirklich weiß, welchen ungeheueren Wohlstand sie den Weinbergs zu verdanken hat. Weinberg hat nicht nur den Chemiestandort Frankfurt “gemacht”, sondern ist wohl neben den Leverkusen für den Chemiestandort Deutschland eine der großen Initialgeber gewesen.
Und dann konnte die Familie 1946 die Häuser erst mal nicht wieder in Besitz nehmen, weil sie die von der Gemeinde erhobenen Steuern nicht bezahlen konnte. Man faßt es manchmal nicht.
Ein recht aktueller Vortrag wurde von Hansjörg Vollmann Anfang 2013 gehalten. Für alle Interessierten stelle ich den hier einmal ein.
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Die Eigentumsfrage der Rennbahn harrt weiterhin der Klärung. Es ist verdammt schwierig!
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Galopprennbahn Frankfurt und das Erbe der Familie v. Weinberg

Die Geschichte Frankfurts seit dem späten 19. Jahrhundert ist untrennbar mit der Geschichte der Familie von Weinberg und der Casella Chemische Fabriken verbunden. Casella und Weinberg kennt in Frankfurt eigentlich jeder, darüber zu schreiben, heißt eigentlich Eulen nach Athen tragen.
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Die Gebrüder Weinberg waren die großen Gönner Frankfurts, das Senckenberg-Naturkunde-Museum, der Städel, der Zoo, die Armenführsorge und noch viele andere Institutionen wurden unterstützt. Die Johann-Wolfgang von Goethe-Universität bekam zu Gründung 1914 ein Stiftungskapital von 1,6 Mio Mark geschenkt. Heute wäre der Gegenwert wohl ein sehr hoher achtstelliger Eurobetrag. Trotz umfangreicher Suche habe ich aber keine Quelle gefunden, daß auch der Fußball von den v. Weinbergs gefördert wurde. Weder zur Kaiserzeit noch zur Zeit der Weimarer Republik.
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Unter der NS-Diktatur hatten die Winbergs wie alle Juden sehr zu leiden. Sie wurden nicht nur enteignet, die Ehrenbürgerwürde von Frankfurt und Fechenheim wurde ihnen entzogen, sie wurden aus allen Institutionen, in denen sie wegen ihres Wissens und Könnens, oder weil sie als Mäzen die großen Gönner waren, entfernt. Der einstmals hochdekorierte Dr. Arthur von Weinberg krepierte im KZ Theresienstadt in einer Art, wie man es einem Stück Vieh nicht zumuten möchte. Sie wurden beraubt, gedemütigt, in den Schmutz getreten und ermordet – und jetzt soll das Erbe, das Andenken an die Weinbergs vom einem Staat ausgelöscht werden, dessen Credo es ist, die Erinnerung die Zeugnisse an die Greueltaten der NS-Diktatur wachzuhalten, damit solch ein grausames, unmenschliches Regime nie wieder nach der Macht greifen kann – ein unglaublicher Vorgang!
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Professor Dr. Stolleis hat die Geschichte der Familie von Weinberg einmal aufgearbeitet und veröffentlicht und auch die Enteignung 1938 beschrieben. Jeder, der über das Schicksal der Rennbahn in Frankfurt entscheidet, sollte diese Beschreibung einmal lesen.
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Die Kritiker wenden nicht zu unrecht ein, daß von den einst 29 Renntagen in Frankfurt nur noch sieben übrig geblieben sind. Die Rahmenbedingungen sind für den Rennsport in Deutschland sehr schwierig. Es fließt viel Wettgeld am Rennsport vorbei in andere Kanäle. Der Rennsport muß die Kosten der Veranstaltung tragen und andere ziehen den Gewinn. Hätten wir französische Verhältnisse in Deutschland, dann ginge es dem Rennsport prächtig. Natürlich sind einige Probleme auch hausgemacht, aber das große Problem sind die Rahmenbedingungen, die eine Kommune freilich nicht ändern kann. Das wäre Aufgabe des Bundes und der Länder. Aber es geht aufwärts, es sind verschiedene Maßnahmen beschlossen worden, die im Sport eine echte Aufbruchsstimmung aufkommen lassen.
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Es ist aber nicht der Frankfurter Rennsport, der geschrumpft ist. Von rund 3100 Rennen in den 90ern sind noch rund 1300 im Jahr 2013 übrig geblieben. Trotzdem bemüht sich jeder Rennverein, Sponsoren zu gewinnen und den Rennbetrieb aufrecht zu erhalten. Der Rennsport braucht viele Standorte, er spricht Menschen in allen Regionen und aus allen Gesellschaftsschichten an – zum Handwerkerrenntag in Frankfurt kommen rund 12.000 Menschen.
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Fußball ist die dominierende Sportart in Deutschland. Der Fußball hat selbst die olympischen Sportarten in der Medienberichterstattung ziemlich verdrängt. Aber es darf nicht sein, daß auf Kosten des Fußballs alle andere Sportarten weichen müssen. Der Sport und die Freizeit leben von der Vielfalt und der Vielseitigkeit. Und der Galoppsport ist die älteste Sportart, die nach festen Regeln betrieben wird, seit dem frühen 18. Jahrhundert in England, seit 1822 in Deutschland in Bad Doberan und sei 1863 in Frankfurt Niederrad – rund ein halbes Jahrhundert vor der ersten Fußballmeisterschaft in Deutschland.
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Kaum etwas wird in Deutschland so hoch subventioniert wie die Oper, in Frankfurt sind es 38 Mio im Jahr oder rund 190 Eur je Vorstellung/Besucher. Ein Konzert mit den Rolling Stones wirft einen achtbaren Gewinn ab. Aber niemand käme auf die Idee, die Oper zu schließen, weil sie unrentabel ist und nur noch Konzerte von Madonna oder den Rolling Stones zu veranstalten.  Es ist kulturelle Vielfalt gefragt und genauso brauchen wir sportliche Vielfalt – Galoppsport und Fußball!
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Morgen, am 20. März jährt sich der Todestag von Arthur von Weinberg im KZ-Theresienstadt zum 71sten Mal. Und einen Tag später soll beschlossen werden, daß sein Erbe platt gemacht wird und dem Fußball weichen soll. Jeder denke sich dazu, was er will, ich möchte mit dem berühmten Zitat von Max Liebermann vom 30. Januar schließen, als die braunen Horden unter seinem Fenster mit Fackeln diesen fürchterlichen Sieg feierten: Ich kann gar nicht soviel Fr****n, wie ich k****n möchte.
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Galopprennbahn in Frankfurt vor dem Aus

Den Galoppsport in Frankfurt plagen seit langem finanzielle Probleme.  Dabei ist Frankfurt kein Einzelfall, viele Rennvereine stehen in Deutschland finanziell mit dem Rücken zur Wand. Manche existieren nur noch, weil ein großer Sponsor im Präsidium sitzt.
Trotzdem ist die Meldung, die in der Bild und der FAZ veröffentlicht wurde, eine Bombe. Nach der Saison 2015 soll mit dem Rennsport in Frankfurt Schluß sein. Das Gelände soll zukünftig vom DFB genutzt werden. Kaum zu glauben –  unfaßbar für die Galoppsportwelt.
Frankfurt gehört zu den ganz alten Rennveranstaltern in Deutschland. Die Bahn in Niederrad besteht seit 1865. Hier wird also nicht einfach eine Rennbahn geschlossen, hier geht ein Stück Turfgeschichte verloren. Dazu ist Frankfurt die einzige Rennbahn in Hessen, ein wichtiger Trainingsstandort in Hessen mit direktem Anschluß an die großen Bahnen im Rheinland und eine wichtige Rennbahn im Südwesten. Wenn Frankfurt fällt, wird eine große Region fast turffrei sein.
In Frankfurt gibt es eine für Außenstehende nicht einfach zu durchblickende Gemengelage zwischen dem Golfclub, den Investoren für das Hotel, Manfred Hellwig als Multi-Unternehmer und dem Rennsport. Zwischenzeitlich gab es Meldungen, daß der Golfclub mit der Pacht im Rückstand sei, wie weit diese Stimmen korrekt sind, sei einmal dahingestellt, aber ganz aus der Luft werden sie nicht gegriffen sein. Der Hotelbau ist auch nicht so weit fortgeschritten, wie man gehofft hat. Lange Zeit war dort nur eine Baugrube. Dies alles ist ein ein Gemenge, das für einen Verein, der dringend auf jede Einnahme angewiesen ist, welches mehr als ungünstig ist.
Es ist der unbestreitbare Verdienst von Manfred Hellwig, daß der Rennsport in Frankfurt überhaupt noch existiert. Ohne sein erhebliches persönliches und finanzielles Engagement gäbe es dort schon lange keine Rennen mehr. Deswegen wundert die Tatsache, daß jetzt rückständige Pachtzahlungen an die Stadt der Auslöser für das Ende des Galoppsports in der Main-Metropole sein sollen.
Es verwundert aber auch, daß der Rennsport in einer der reichsten Städte keine Sponsoren für den Rennsport akquirieren kann. Frankfurt und das Umland sind Sitz zahlreicher Großunternehmen und da soll es keine Sponsoren für den Galoppsport geben?
Die Stadt hat erklärt, daß sie die dauernden Verluste des Rennvereins nicht mehr hinnehmen könne und das deswegen ein Schlußstrich gezogen werden muß. Dabei sollte die Stadt sich einfach mal daran erinnern, wie sie in den Besitz des Geländes gekommen ist:
Ursprünglich gehört das Rennbahngelände und sehr viel darum liegendes Land der Familie v. Weinberg. Die Weinbergs sind eine Frankfurter Industriellenfamilie (Casella Chemische Fabriken), einst vom Kaiser in wichtige Gremien berufen und hochdekoriert, hatten jüdische Wurzeln und wurde von den Braunen Diktatoren gezwungen, das Gelände des Gestüts Waldfried für einen lächerlichen Preis an die Stadt zu verkaufen. Damit wurde das Rennbahngelände städtisch. Auf den Weiden von Waldfried stehen heute zahlreiche Bürotürme, die die Skyline von Mainhattan prägen. Ob nach dem Krieg Ausgleichszahlungen für die Enteignung geleistet wurden, ist dem Verfasser allerdings nicht bekannt.
Die Rennbahn ist auch ein Teil des Erbes der Weinberg-Familie, der Frankfurt viele Wohltaten verdankt. Die Hatz der NS-Diktatur gegen die Famile gipfelte schließlich in der Ermordung von Arthur von Weinberg im KZ Theresienstadt 1943. Und die Rennbahn als letztes sichtbares Erbe soll jetzt dem Fußball gehören?
So gesehen hat die Stadt aus der damaligen faktischen Enteignung jüdischen Vermögens einen guten Schnitt gemacht und jetzt wird das letzte Weinberg-Erbe an den Fußball verkauft. Die Stadt sollte einfach mal die Aktiva und die Passiva aus dem Weinberg-Vermögen berechnen und dann noch einmal entscheiden, ob 300.000,- EUR Pachtrückstände so schwer wiegen.
Der Galoppsport ist ein Kulturgut in Europa und inzwischen auch in vielen anderen Ländern der Erde. Aber leider wird ihm vor allem in Deutschland nicht die Förderung zuteil, die er in anderen Ländern erlebt. 38 Mio läßt sich die Stadt das Opernhaus pro Jahr kosten, rund 190 Eur pro Aufführung und Zuschauer. Wenn der Rennsport nur von 10% solcher Zuwendungen träumen könnte, hätten wir blühende Rennbahnen in Deutschland. Allein zum Handwerkerrenntag werden nach Auskunft der Handwerkskammer jährlich 12.000 Zuschauer gezählt. Aber es wird ja mit zweierlei Maß gemessen. Dem Rennsport fehlt einfach die Lobby!
Die Argumente der Stadt, daß von einst 29 Renntagen nur noch 7 übrig geblieben sind, ist richtig. Aber die Hintergründe, die zu dieser Entwicklung geführt haben, werden dabei nicht berücksichtigt. Faktisch jeder mit einer Lizenz kann Wetten auf Pferderennen annehmen, der Rennsport sieht von diesem Umsätzen nur einen kleinen Teil. In Frankreich blüht der Galopprennsport, auch weil das Wettmonopol beim Rennsport liegt und Buchmacher verboten sind.
So man die Presse liest, gibt es in Frankfurt noch nicht einmal einen Aufschrei im Rennsport. Der neue Verein ist vor allem der Lizenznehmer für den Toto. Ein aktives Vereinsleben gibt es  nicht. Bremen, das vor rund eineinhalb Jahren vor dem gleichen Problem stand, hat einen aktiven Verein. Und aus diesem Verein ist Matthias Tamrat aufgestanden und hat den “Widerstand” gegen die Schließung organisiert. Der Rennsport in Bremen lebt heute nochweiter, auch wenn keine großen Sprünge gemacht werden können. Aber einen wie Tamrat wird es in Frankfurt nicht geben.
Sehr sonderbar mutet das Verhalten des Direktoriums als Dachorganisation des Galoppsports in Deutschland an und ebenso von German Racing, dem Gesicht des Rennsports für das Publikum. Bis heute (13. März) gibt es auf der Webseite von German Racing noch nicht einmal eine Meldung über die drohende Schließung. In der Frankfurter Rundschau klagt das Direktorium, daß die Rennbahn sehr fehlen würde. Aber es geht nichtum klagen und jammern, es geht um Lösungen!
Dabei verkündet das Direktorium den Aufschwung im Rennsport mit steigenden Rennpreisen und es soll auch wieder mehr Rennen geben. Alles ist prächtig, wenn man den Verlautbarungen glauben schenken darf. Die jetzt drohende Schließung der Rennbahn in Frankfurt und der damit verbundene wahrscheinliche Verlust eines Gruppe-Rennens paßt da so gar nicht ins Bild.
Man darf gespannt sein, wie und wann man sich in Köln zu der Causa Frankfurt äußert und vor allem wie sich der DFB äußern wird. Entscheidet er sich für einen anderen Standort, ist die Rennbahn vorerst einmal gerettet. Eigentlich müßte jeder Galoppsport-Freund einen Brief an den DFB schreiben, sich doch bitte nicht für Frankfurt als das neue DFB-Zentrum zu entscheiden.
Solange Bagger nicht anrollen, solange sollte man noch Hoffnung haben, daß in Frankfurt auch nach 2015 noch Pferderennen gelaufen werden und nicht Fußball gespielt wird!
Eine Petition zum Erhalt der Rennbahn kann man hier unterzeichnen
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Einmal Fährhof und dreimal Shirocco über die Sprünge

Der Höhepunkt am gestrigen Samstag in Cheltenham war Big Buck’s erster Start nach 14 Monaten Pause.  Statt des 19. Siegs in Folge wurde er nur Dritter. Die Serie hatte ein Ende aber nach 3 Meilen war er mit Kurzer Kopf und 3/4 Längen nicht weit geschlagen. Man darf gespannt sein, ob er mit dieser Form zum großen Cheltenham-.Meeting an den Start gebracht wird und wie er sich dann schlagen wird. Trainer Paul Nicholls schien  jedenfalls mit dem Laufen von Big Buck’s zufrieden.
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In zwei weiteren Grade 2-Rennen und in einem Handicap über die Sprünge gab es ein kleines deutsches Festival auf der englischen Hindernishochburg. Der neunjährige The Giant Bolster (v. Black Sam Bellamy) aus Fährhofer Zucht siegte in einer mit 98.000 Pfund dotierten Jagdrennen.  Der Shirocco-Sohn Red Sherlock siegte in einem Grade-2 Hürdenrennen und ist nach 6 Starts auf der Hürdenbahn immer noch Ungeschlagen. Der ebenfalls von Shirocco stammende Lac Fontana siegte in einem Handicap-Hurdle über 3420m.
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In Doncaster gelang Annie Power (v. Shirocco) bereits das zweite Sieg auf der Hürdenbahn in diesem Jahr.
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Vier Siege auf zwei Bahnen an einem Tag für Pferde aus deutscher Zucht oder mit deutschem Zuchthintergrund sind eine erneute Werbung für die deutsche Vollblutzucht. Ein Jammer, daß der Hindernis-Sport in Deutschland kaum noch existiert. Nur noch wenige Bahnen veranstalten Rennen über die Sprünge!
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