Die verratenen Ideale von Frankfurt

Ideale sind die Leitlinien, nach denen ein Mensch sein Leben gestaltet, die Grundsätze, die die große Richtung vorgeben. Natürlich kann man das Tagesgeschäft nicht nur nach Idealen gestalten, aber man sollte so handeln, daß man den eigenen Normen nicht vollständig aber annähernd genügen kann. Zu den wichtigen Idealen gehören Aufrichtigkeit und Verläßlichkeit.

Genauso wieder jeder Mensch seine Ideale definiert, tun dies Parteien und Vereine. In den Parteiprogrammen ist formuliert, welche Ziele man erreichen möchte, wie man in politischer Verantwortung die Gesellschaft und das Leben der Menschen gestalten möchte.

Bürgermeister Feldmann hat in seinem Thesenpapier zur Kulturpolitik einige bemerkenswerte Kernaussagen formuliert. So unter Punkt 3 “Kultur ist Verbreiterung, nicht Elitisierung” Der Galoppsport in Frankfurt ist Breitensport mit ein wenig Spitzensport, der DFB und das geplante Leistungszentrum sind Elite und nicht Breitensport. Das Leistungszentrum wird eine abgeschlossene Enklave sein, die für die Bürger nicht zugänglich ist. Die Rennbahn ist eine offene Anlage, die die Bürger Niederrads jederzeit betreten können und die für vielfältige Freizeitgestaltung genutzt wird.

Ich zitiere weiter: “die neuen Medien haben für Transparenz, ein schier unübersehbares Angebot und erhöhten Wettbewerb gesorgt. Das führt aber dazu, dass oft nur die ohnehin Etablierten auf Kosten nicht publicityträchtiger Kleininitiativen nach oben katapultiert werden”. Genau hier hat er das Problem beschrieben, welches wir im Moment im Galoppsport im Vergleich zum Fußball haben. Eine nahezu perfekte Formulierung.

Aber auch in anderen Bereichen haben die in Deutschland dominierenden Parteien den Pluralismus in der Wirtschaft und in allen Bereichen der Gesellschaft als Ideal formuliert. Nicht der Mainstream soll gefördert werden, sondern ein möglichst breites Angebot sowohl im Wirtschaftsleben als auch in den anderen Bereichen des Lebens. Keine Monopolbildung, sondern Vielseitigkeit ist das angestrebte Ziel. Dazu gehört der Erhalt der Natur, der Umweltschutz, dem sich besonders die Grünen verpflichtet fühlen.

Würde man es nicht kulturpolitisch, sondern wirtschaftspolitisch formulieren, so steht mit dem DFB ein großer Konzern mit fast schon monopolartigen Elementen dem relativ kleinen Galoppsport gegenüber.

Aber werden die Ideale, die in den Parteiprogrammen und Thesenpapieren formuliert sind, auch wirklich gelebt?

Es steht eine Entscheidung im Magistrat der Stadt Frankfurt an, die eigentlich gar nicht anstehen dürfte – die weitere Verwendung der altehrwürdigen Frankfurter Galopprennbahn.

Diese Entscheidung dürfte eigentlich nicht anstehen, weil 2011, vor gerade einmal drei Jahren ein Vertrag über die Nutzung des Geländes mit einer Laufzeit von 15 Jahren und einer Option von weiteren 15 Jahren geschlossen wurde.

Wie würden die Mitglieder des Magistrats wohl denken, wenn ihnen nach drei Jahren mitgeteilt wird, daß ihr eigentlich noch 12 Jahre laufender Vertrag beendet wird, weil der Eigentümer ein besseres Angebot erhalten hat? Würden sie sich nicht auch verschaukelt fühlen, um es einmal dezent zu formulieren?  Würden sie nicht auch auf Erfüllung des Vertrages pochen und alle Mittel ausschöpfen, dies zu erreichen? Es gehört doch zu den allgemeinen Gepflogenheiten, daß Verträge von beiden Seiten erfüllt werden müssen.

Der DFB möchte das Gelände haben, um dort ein Leistungszentrum zu errichten. Der DFB ist der größte Sportverband der Welt. Er hat sich und den angeschlossenen Fußballvereinen durch eine geschickte Geschäftspolitik in den Medien eine Fast-Monopolstellung geschaffen und wird durch die Allgemeinheit in vielfältiger Weise subventioniert. In NRW werden z. B. ein Drittel der Kosten für Polizeiarbeit vom Fußball verursacht. Kosten, die nicht der DFB oder der Verein trägt, sondern die Allgemeinheit. Die Rechte zur Übertragung der Bundesliga-Spiele werden aus den allgemeinen Rundfunkgebühren finanziert. Ein großer Teil des Wohlstands der Fußball-Welt wird aus allgemeinen Abgaben bezahlt, die jeder Bürger leisten muß, ganz gleich, ob er am Fußball interessiert ist oder nicht.

Ich möchte hier noch einmal an das Thesenpapier von Bürgermeister Feldmann erinnern: “die neuen Medien haben für Transparenz, ein schier unübersehbares Angebot und erhöhten Wettbewerb gesorgt. Das führt aber dazu, dass oft nur die ohnehin Etablierten auf Kosten nicht publicityträchtiger Kleininitiativen nach oben katapultiert werden”. Und genau das ist mit dem Fußball passier. Der etablierte Fußball ist auf Kosten kleinerer Sportarten nach oben katapultiert worden und nutzt diese Macht jetzt aus.

Es geht bei dem Gelände der Frankfurter Rennbahn nicht um irgendeine kleine  Sportstätte, es geht um eine der ältesten Sportanlagen in Deutschland überhaupt,  mit einer Tradition von über 150 Jahren, auf der sowohl Breitensport als auch Spitzensport ausgeübt wird. So trainieren in Frankfurt z. B. der Weltmeister der Amateurrennreiter sowie die Bronzemedaillengewinnerin der Damenwertung, Rebekka Unrath. Es ist zudem die einzige Galopprennbahn in Hessen und ein Wegfall hätte fatale Folgen für den Galoppsport in Deutschland.

Und diese Tradition soll nun mit einem Federstrich beendet werden, weil der angebliche König Fußball einen Teil des Geländes haben will? Der Fußball ist in meinen Augen Vieles, aber nicht königlich, denn dann würde er nicht einfach eine andere Sportart in derart rücksichtsloser Weise verdrängen wollen.

So wie viele Rennbahnen in Deutschland ist auch die Frankfurter Galopprennbahn eine grüne Lunge für die Stadt. Sie ist offen für alle Bürger und davon wird in Frankfurt von den Anwohnern vielfältig Gebrauch gemacht. Die Jogger schätzen die vorzügliche Grasbahn, auf der man viel angenehmer und gesünder laufen kann als auf einer Asphaltpiste. Die Rennbahn ist eigentlich aus dem Stadtbild von Niederrad nicht mehr wegzudenken.

Es mutet deswegen sonderbar an, wenn aus dem Magistrat die Forderung nach einem Bürgerpark auf dem verbleibenden Rennbahngelände erhoben wird. Eigentlich ist die Rennbahn fast schon ein Bürgerpark und in der Umgebung gibt es städtische Flächen, auf denen ein Bürgerpark gestaltet werden könnte. Z. B. das Gelände von Haus Waldfried, dem ehemaligen Wohnsitz von Paul v. Weinberg, das die Stadt “günstig” erhalten hat.

Die Rennbahn liegt im Landschaftsschutzgebiet, teilweise Zone 1, teilweise Zone 2. Damit scheidet eine Bebauung, ganz gleich in welcher Form, aus. Nur priviligierte Berufsgruppen, wie z. B. Landwirte dürfen im Landschaftsschutzgebiet bauen und die dafür erforderlichen Bedingungen erfüllt der DFB nicht einmal im Ansatz. Streng genommen dürfte er auf dem Gelände nicht einmal eine Garage errichten.

Will man auch hier das Ideal des Landschaftschutzes auf dem Altar des DFB opfern?
Der Vertrag über die Frankfurter Rennbahn hat einige Besonderheiten. Nicht der Rennverein als Nutzer der Anlage ist der Vertragspartner, sondern die Hippodrom GmbH.
Durch diese Vertragskonstruktion kann der Rennverein als der eigentlich Betroffene nicht direkt Einfluß auf seine Geschicke nehmen. Dies geschieht indirekt durch die GmbH und den Geschäftsführer-Gesellschafter Manfred Hellwig.

Juristisch ist er der Vertragspartner der Stadt, für den Rennsport ist er aber erst einmal Treuhänder, der bei seinem Handeln zuallererst die Interessen seines Mandatsgebers zu berücksichtigen hat. Es ist mehr als nur schlechter Stil, Herrn Hellwig jetzt in eine Situation zu bringen, in der aufgefordert wird, eine Entscheidung gegen seinen Mandatsgeber zu treffen. Eigentlich wird er aufgefordert, Verrat zu begehen.

Und an dieser Stelle könnte man alle Überlegungen abbrechen, wenn der Hippodrom GmbH ein Weinberg vorstehen würde – denn dieser würde alles abprallen lassen und auf den Vertrag verweisen, an den die Stadt gebunden ist.

Es ist in gewisser Weise der Kampf David gegen Goliath, hier der kleine Galopprennsport mit den Unternehmen, die auf der Rennbahn ihr Geld verdienen und dort der mächtige DFB und die Fußballmillionäre.

Selbst wenn die Stadt die Hippodrom GmbH entschädigen würde, gingen die eigentlich Betroffenen, der Rennverein und die auf der Rennbahn tätigen Unternehmen leer aus. Die Unternehmen verlieren dabei “nur” die eigene Existenz.

Der DFB als der größte Sportverband der Welt und einer der Wohlhabendsten bekommt ein Frankfurter Filet-Stück zum Freibankpreis offeriert. Wenn Präsident Niersbach das Grundstück haben möchte, soll er es auch bezahlen. 100 EUR/qm  für 45 ha macht 45 Millionen EUR. Von diesem Geld baut die Stadt dem Rennverein eine neue Anlage vor der Stadt. Es wundert, daß eine solche Alternative bisher nicht diskutiert wurde. Die Presse berichtet, daß die Zuweisung der Fifa an den DFB aus der Fußball-WM allein 14 Mio betragen soll. An der fehlenden Finanzkraft des Käufers kann es also nicht scheitern.

Am Montag soll der Magistrat über die weitere Verwendung des Rennbahngeländes entscheiden. In der Frankfurter Rundschau war zu lesen, daß der Prinz zu Löwenstein als Vorsitzender der CDU-Fraktion ein Bekenntnis des Magistrats zum Vertrag mit dem DFB erwartet. Anders ausgedrückt, der Prinz zu Löwenstein erwartet ein Bekenntnis zum Vertragsbruch mit der Hippodrom GmbH als Treuhänder für den Galopprennsport.
An den Sproß eines hessischen Hoch- und Uradelsgeschlechts und dazu einem studierten Juristen habe ich eigentlich andere Erwartungen – Nicht die Fahne in den Wind zu hängen, weil es gerade Mode ist, sondern Verträge zu respektieren und Anstand zu leben: Üb immer Treu und Redlichkeit bis an Dein kühles Grab und weiche keinen Finger breit von Gottes Wegen ab!

Von den Mitgliedern des Magistrats von Frankfurt wird nicht weniger erwartet, als daß sie innerhalb kürzester Zeit über den Untergang der ältesten Sportstätte Frankfurts, einer grünen Oase in der Großstadt mit mittelständischen Unternehmen und der Schönsten aller Sportarten entscheiden sollen. Und indirekt entscheiden sie auch über die Beseitigung des Erbes der Gebrüder Weinberg, die den Rennclub in Frankfurt mit viel Leidenschaft und finanziellem Einsatz zu einem der großen Sportvereine in Deutschland gemacht haben. Die Mitglieder des Magistrats sollen dabei auch die in den Parteiprogrammen geschriebenen Grundsätze und Ideale einfach beiseite schieben – allein damit der großmächtige DFB noch ein Stück mächtiger wird und wieder eine kleine Sportart verdrängt.

Die Entscheidung über das Rennbahngelände ist auch ein Lakmustest für die Wahrheit der Parteipolitik und die Aufrichtigkeit und den Anstand in der Politik überhaupt!

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Nur eine wagemutige Idee?

Früher waren in England die King George VI and Queen Elizabeth Stakes der erste Altersvergleich für die Steher auf der Insel. In Deutschland war es der damals noch in Düsseldorf gelaufene Große Preis von Berlin.

Der Abstand von drei Wochen zum Deutschen Derby und zum Irischen Derby war für viele Pferde allerdings sehr kurz und wenn die Pferde in beiden Rennen Finish gegangen waren, war danach oft die Form weg. Aber: Sea the Moon ist in Hamburg kein bißchen Finish gegangen.

Für einen deutschen Dreijährigen war es früher undenkbar, in die großen internationalen Rennen zu gehen. Die deutschen Pferde galten als späte Pferde, deswegen wagte man sich erst vierjährig auf das internationale Parkett. Aber die Zeiten sind nicht erst seit Danedreams Sieg im Arc vorbei.

Was spricht gegen einen Start von Sea the Moon in den King George? Das Pferd ist in Topform, der Derbysieg war eine bessere Arbeit, das Pferd ist nie gefordert worden. Der Jockey saß Mitte der Geraden schon bequem. Man soll das Eisen schmieden, solange es warm ist, wer weiß, wie lange die Form steht, ob er im Herbst auch noch so gut ist. Es wäre auch erst sein vierter Start in diesem Jahr.

Man kann die Frage der Klasse der deutschen Dreijährigen stellen, wenn einer so vorne weg geht. Geoffrey Chaucer scheidet wegen seiner Verletzung im Rennen als Elle aus. Aber Pinzolo war in Hamburg ähnlich gut oder schlecht gelaufen wie in Epsom. Danach scheinen die Dreijährigen in England nicht besser und nicht schlechter als in Deutschland zu sein. Und einen dominierenden Star unter den Älteren über 2400m gibt es auf der europäischen Bühne derzeit nicht! Der vermeintlich beste Dreijährige Australia soll dem Vernehmen nach erst einmal über 2000m laufen und deswegen die King George auslassen.

Es wäre die Chance für die Deutsche Vollblutzucht, die Chance für Görlsdorf, wenn der Derbysieger die King George gewinnen würde. Und selbst wenn er nur plaziert läuft, dann bricht er sich keinen Zacken aus der Krone, denn eine Plazierung in Englands Paraderennen ist immer noch ein Mehrwert für die Zucht!

Natürlich ist es ein Risiko – doch ist es nicht vielmehr eine Chance, einen deutschen Dreijährigen in der Weltliga des Turfs ganz weit nach vorne zu bringen? Dem Mutigen gehört die Welt – hoffentlich hat man Mut in Görlsdorf!

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Sea the Moon – was für ein Pferd

Im Vorfeld des Derbys hat es heftige Diskussionen um den Reiterwechsel auf Sea the Moon gegeben, weil der Stammjockey Andreas Helfenbein wegen des Sturzes vor gut 2 Wochen angeblich nicht fit genug für den Ritt sei. Betrachtet man das taktisch, dann war der Reiterwechsel überflüssig, man hätte auch einen Lehrling mit ein paar Rennen Erfahrung drauf setzen können, er hätte Sea the Moon nicht am Siegen hindern können. Betrachtet man die Verpflichtung allerdings strategisch, dann könnte dem Ritt von Christophe Soumillon noch große Bedeutung zukommen.

Sea the Moon bestimmte von Start weg das Geschehen, in der Spitzengruppe sah man noch Lucky Lion und Wild Chief, der neben Karltheodor sehr weit vorne ging. An der Innenseite gingen Lucky Lion und auch Speedy Approach war vorne dabei. Im Einlaufbogen sah man dann auch Geoffrey Chaucer und  Giant’s Cauldron außen zu der Vordergruppe aufschließen. Geoffrey Chaucer ging aber Eingangs der Geraden schon nicht mehr zwingend.

Ausgangs des Schlußbogens schob Christophe Soumillon Sea the Moon an und nahm direkt Kurs auf die Außenbahn. Sea the Moon ging hier schon dominierend, durch den Umweg kam der innere Flügel mit Lucky Lion und Wild Chief nach vorne und Mitte der Geraden konnte man meinen, daß innen Lucky Lion in Front lag – außen ritt Christophe Soumillon den Favoriten eher gemütlich, der sich in der Distanz aber immer weiter löste. Die 11 Längen sind der größte Vorsprung des Derbysiegers seit den 12 1/2 Längen von Orofino 1981. Vergleicht man aber die Manier, dann ist Sea the Moon das noch deutlich besser gehende Pferd im Vergleich zum Zoppenbroicher vor über 30 Jahren.  Die Art, wie Christophe Soumillon den Görlsdorfer nach vorne brachte, kann man getrost als unorthodox bezeichnen, ebenso, das sehr harte Anhalten nach dem Ziel. Da hätte auch etwas passieren können. Einen Schönheitspreis darf er für diesen Ritt nicht erwarten.

An der Innenseite erkämpfte Lucky Lion den zweiten Platz vor den Riesenaußenseitern Open Your Heart und Eric, die beide noch Wild Chief hinter sich ließen und auf den fünften Platz verwiesen. Auf Platz drei und vier kamen Pferde ein, die am Toto über 600 standen. Wild Chief schien mit der in Chantilly gewählten Taktik des Wartens besser bedient zu sein, als mit einem Rennen im Vordertreffen wie in Hamburg.

Geoffrey Chaucer wurde Siebzehnter und hatte eine Lücke von 28 (sic!) Längen zum Sechszehnten! Da hat man von dem für viel Geld nachgenannten Gast aus Irland doch eine etwas andere Vorstellung erwartet. Die Racing Post berichtet, daß er sich einen ziemlich tiefen Cut (Ballentritt?) zugezogen hat, was die Vorstellung entschuldigt. Ebenso im geschlagenen Feld endete die Godolphin-Hoffnung Pinzolo, der Fünfzehnter wurde.

Es ist müßig, Sea the Moon über den geschlagenen Geoffrey Chaucer auszurechnen, denn das ist in dieser Form keine Elle. Aber hier macht der Ton die Musik und das sah ganz vorzüglich aus. Der logische nächste Start sollte wohl im Großen Preis von Baden sein, der Große Preis von Berlin kommt nach dem Derby einfach zu früh und wenn er in Baden ähnlich dominiert, dann ist der Arc das logische Ziel im Oktober. In dieser Form braucht er auch einen Australia nicht zu fürchten.

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Derbychancen

19 Pferde werden voraussichtlich am Sonntag für das 145. Deutsche Derby in die Startmaschine einrücken. Born to  run hatte ein Hufgeschwür und konnte deswegen einige Tage nicht richtig arbeiten, so sein Trainer R. Dzubasz. Der amtierende Winterfavorit ist damit aus dem Derby raus.

Und wie sind die Chancen der restlichen Teilnehmer?  In der Reihenfolge der Startnummern sind sie nachfolgend kurz beschrieben

1 Lucky Lion
Der Sieger des Mehl-Mülhens-Rennens aus dem Stall von Andreas Löwe ist seit Mai nicht mehr am Start gewesen und bisher nur über die Meile erfolgreich gewesen. Sein Vater High Chaparral  ist doppelter Derbysieger in England und Irland und verfügt über ausreichend Stamina. Aber die Mutterlinie bringt viel Fliegerblut mit und die wahrscheinlich fehlende Stamina wird sein größter Gegner sein.,

Wenn es Ioritz Mendizabal gelingt, Lucky Lion im Feld zu verstecken, hat er gute Platzchancen.

2 Sea the Moon
Der bei bisher 3 Starts ungeschlagene Sea the Stars-Sohn ist der derzeitige Derbyfavorit. Sein Trainer Markus Klug hat seinen Stall blendend in Form und führt die Statistik der erfolgreichen Trainer mit großem Vorsprung an.

Im Vorfeld hat es viel Aufregung um den Reiterwechsel gegeben. Wegen des Sturzes am Fronleichnamsrenntag in Frankfurt hatte man bedenken an der Fitness des ständigen Jockeys Andreas Helfenbein und verpflichtete den Belgier Christophe Soumillon als Reiter für das Derby.

Sea the Moon ist kein einfach zu reitendes Pferd. In der Union brach er in Front liegend über die ganze Bahn weg. Es fehlt ihm noch einiges an Reife und er erinnert mich sehr an den Röttgener Solo, der auch den vierten Start im Derby absolvierte und unter Peter Remmert Vierter wurde.  Er ist nicht an der Klasse gescheitert, sondern an der Unreife. Dazu dann ein Jockey, der das Pferd nur vom Rennfilm kennt – für mich keine glückliche Kombination.

3 Magic Artist
Der Gast aus München, im Besitz des Stalles Salzburg und vorbereitet von Wolfgang Figge ist souveräner Sieger im Bavarian Classic. Davor war er im  Metzler-Frühjahrspreis Dritter zu Sea the Moon und Speedy Approach. In München zeigte er sich dann deutlich verbesssert.

Für mich profitiert Magic Artist sicher auch von seiner größeren Rennerfahrung. Allerdings ist er nicht gerade wie ein Steher gezogen und das Rennen in München war nicht gerade schnell gelaufen. Deswegen eher ein chancenreicher Außenseiter.

4 Wild Chief
Der Doyen-Sohn ist auch gerade mal drei Rennen gelaufen. Sein dritter Start war der Prix du Jockey Club, das französische Derby, in dem er Vierter wurde. Allerdings war der Rennverlauf bzw. der Ritt von Fabien Lefebvre alles andere als glücklich. Mit etwas mehr Glück wäre Wild Chief wohl Zweiter geworden. Man muß hoffen, daß sein Reiter ihm dieses mal ein besseres Rennen serviert.

Für mich ist Wild Chief der Favorit.

5 Geoffrey Chaucer
Der Gast aus Irland ist wohl eine der großen Unbekannten in dem Derby. Zweijährig war er Sieger in den Beresford Stakes, einem Rennen der Gruppe 2. Dreijährig war er Dritter im Derby Trial von Leopardstown und im Epsom Derby kam er als 16. über die Linie. Diese Form will man in seinem Quartier nicht akzeptieren.

Sein Trainer Aidan O’Brien reist mit 7 Mann Gefolge zum Derby nach Hamburg. 2007 sattelte er den kurz vor dem Rennen verkauften Anton Chekhov im Derby, der Dritter wurde. Für die englischen Buchmacher ist Geoffrey Chaucer der zweite Favorit und er ist auf jeden Fall ein stark zu beachtendes Pferd. Man wird in Irland nicht 65.000 EUR auf den Tisch legen, wenn man sich keine Chancen ausrechnet.

6 Swacadelic
Der einzige Starter aus dem Bergheimer Quartier von J-P Cavalho, der in den Farben des Stalles Ullmann läuft. Sein Vater Adlerflug hat einen bemerkenswerten Start mit seinem ersten Jahrgang hingelegt Adlerflug war selbst auch kein Frühstarter und die beste Form vor dem Derby  war der Sieg im Derby-Trial von Hannover.

Auch wenn Swacadelic in der Union von Sea the Moon mit über drei Längen geschlagen war, zähle ich ihn zu den chancenreichen Kandidaten.

7 Born to Run
Nichtstarter

8 Speedy Approach
Eine alte Verbindung zwischen Andreas Wöhler und Jaber Abdullah ist wieder aufgelebt. Sein Vater New Approach war Sieger im Epsom Derby. Speedy Approach’s beste Form ist der zweite Platz zu Magic Artist im Bavarian Classic. Das dürfte hier nicht ganz reichen. Deswegen gehört er für mich in die Kategorie chancenreiche Außenseiter.

9 Pinzolo
Der Gast aus England und Vertreter aus dem großen Godolphin-Imperium hat keine allzu großen Formen im Marschgepäck. Aber der Sohn der deutschen Stallionlegende Monsun genießt in seiner Umgebung einiges Vertrauen, andernfalls hätte man keine 65.000,- EUR für die Nachnennung nach Hamburg überwiesen. Der Regen und der dadurch weiche Boden wird Pinzolo’s Chancen sicherlich steigern, aber mehr als ein chancenreicher Außenseiter wird er nicht sein.

10 Madurai
Zweijährig debutierte der Marju-Sohn im Arag-Junioren-Preis in Düsseldorf, war plaziert im Herzog von Ratibor-Rennen und im Winterfavoriten. Dreijährig war er in leichten Aufgaben einmal plaziert und einmal siegreich.

Mit diesen Formen im Marschgepäck kann man sich schwerlich einen Sieg im Derby vorstellen.

11 Weltmacht
Die Röttgener Stute ist die zweite Waffe aus dem Quartier von Markus Klug. Der Trainer sagt aber selbst, daß ihre Arbeitsleistungen unter denen von Sea the Moon sind. Der zweite Platz im Diana-Trial in Hoppegarten ist sicherlich eine gute Form, um aber gegen die Hengste zu bestehen, muß die Weltmacht einiges mehr bieten.

12 Chartbreaker
Mit drei Starts gehört der Shirocco-Sohn zu den bisher wenig geprüften Pferden im Derby-Feld. Bestes Ergebnis war ein vierter Platz in der Union. Auch wenn ihm wahrscheinlich der weiche Boden entgegen kommen wird, gehört Chartbreaker  zu den Außenseitern im Feld.

13 Giant’s Cauldron
Der Ebbesloher Peintre Celebre-Sohn ist bisher noch sieglos. Im Iffezheimer Derby-Trial war er Zweiter zu Sirius, in der Union nach unglücklichem Rennverlauf Siebter. Ich kann mich nicht erinnern, daß ein Siegloser schon einmal das Derby gewonnen hat und Giant’s Cauldron wird das sicher nicht ändern. Für eine Plazierung müßte er die Vorformen deutlich steigern.

14 Amazonit
Der Kamsin-Sohn im Besitz des Gestüt Karlshof ist auch ein bisher wenig geprüfter Kandidat.  Amazonit war Sieger im Bremer Derby-Trial, aber das dürfte hier nicht wirklich reichen.

15 Karltheodor
Auch wenn der Desert-Prince Sohn einen großen (Vor)Namen trägt, gehört er mit einem Sieg in der Sieglosenklasse und einem fünften Platz im Frankfurter-Metzler-Preis zu den Außenseitern im Rennen.

16 Open your Heart
Zwei Starts, ein Sieg beim Debut in der Maiden-Klasse und ein fünfter Platz in der Union sind die Formen des Samun-Sohns aus Karlshofer Zucht. Eigentlich ein ziemlicher Außenseiter, aber  mit einer ähnlichen Form ist Wild Chief nach Paris zum Prix de Jockey Club gereist und nach schlechtem Rennverlauf mit einem vierten Platz nach Hause gekommen.

Open your Heart ist Riesenaußenseiter, aber einen Fünfer als die verrückte Wette des Tages sollte man ihm mitgeben.

17 Russian Bolero
Er ist rechter Bruder zu Russian Tango, der 2010 durch eine nicht unumstrittene Disqualifikation Dritter im Derby wurde und insgesamt ein sehr gutes Rennpferd war. Aber ob der Bolero so gut ist, wie der Tango, darf derzeit noch bezweifelt werden. Er geht als Siegloser  in den Kampf um das Blaue Band und hat allenfalls Außenseiterchancen.

18 Baltic Storm
Zwei Starts und ebenso viele Plätze, davon ein Dritter im Bremer Derby-Trial stehen im Rekord des Kandahar Run Sohnes. Er ist einer der großen Außenseiter im Feld. Ein Platz unter den ersten Fünf wäre eine Riesenüberraschung.

19 Eric
Zweijährig war der Tertullian-Sohn Sieger im Iffezheimer Ferdinand Leisten-Memorial, dem höchstdotieren Zweijährigen-Rennen Deutschlands. Dreijährig hat er einige gute Plazierungen  in Derbyvorprüfungen erzielt. Trotzdem ist er einer der großen Außenseiter im Feld.

20 Amorous Adventure
Der Poseidon-Adventure-Sohn gehört mit seinen sieben Starts zu den Pferden m,it viel Rennerfahrung, aber ein Sieg in der Maidenklasse und ein Vierter Platz im Bremer Derby-Trial  sind für eine Plazierung im Derby einfach zu wenig.

Neben den Vorformen ist die Entwicklung der Pferde vom letzten Start bis zum Derby manchmal der entscheidende Faktor. Manche Pferde erleben im Frühsommer noch einmal gewaltige Entwicklungsschübe und übertreffen die Vorformen deutlich. Auch deswegen stellte der Deutsche Meistertrainer Heinz Jentzsch einmal fest, daß das Derby wie Königsberger Klopse ist, da ist alles drin.

Läßt man mögliche Überraschungen einmal beiseite, dann sind Wild Chief, der Favorit Sea the Moon, mit Einschränkung Swacadelic und wegen leichter Zweifel am Stehvermögen auch Lucky Lion die Favoriten in diesem Rennen. Wobei ich Wild Chief vor Sea the Moon sehe. Wenn Geoffrey Chaucer in Epsom wirklich einen Aussetzer hatte, ist er das zu schlagende Pferd.

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Reiterwechsel auf Sea the Moon

Es ist heute wie eine Bombe eingeschlagen, daß Andreas Helfenbein als Stalljockey für das Gestüt Görlsdorf Sea the Moon nicht im Derby reiten wird. Trainer Markus Klug begründet dies mit Konditionsproblemen von Helfenbein als Folge seines Sturzes in Frankfurt am Fronleichnamsrenntag. Nach einem ärztlichen Attest ist die erlittene Verletzung aber längst ausgeheilt. Man konnte es schon fast ahnen, als Helfenbein am Montag in Chantilly von Adrie de Vries vertreten wurde.

Nun steht es jedem Besitzer frei, den Jockey seiner Wahl auf das Pferd zu setzen und besonders im Rennen der Rennen, dem Derby soll man keinen Fehlgriff tun. Fatal, wenn der Steuermann im richtigen Moment nicht reiten kann, weil ihn ein Wehwehchen drückt. Galopprennen sind Hochleistungssport, auch für die Reiter.

Es wundert aber, daß diese Entscheidung so kurzfristig erfolgt, wo alle interessanten Ritte für das Derby vergeben sind. Man darf gespannt sein, wie viele gute Ritte Andreas Helfenbein diese Woche in Hamburg abliefern wird.

Kondition ist die eine Sache, aber die Kenntnis des Pferdes soll man nicht unterschätzen und da hat das Paar Helfenbein / Sea the Moon in der Vergangenheit schon gezeigt, daß sie sich vorzüglich verstehen und das kann manchmal mehr wert sein, als ein wenig Kondition.

Sachlich alles in Ordnung – aber guter Stil ist anders, ganz anders!

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Hamburger Derbywoche gestartet

Heute ist die Derbywoche in Hamburg gestartet. Volker Linde vom Vorstand des Hamburger Rennclubs hat dazu vor einigen Tagen eine Vorschau gegeben, wie ich hier leicht modifiziert wiedergebe.

Für die ersten Renntage war das Nennungsergebnis überwältigend. So werden wir voraussichtlich die sehr guten Starterzahlen des Vorjahres noch einmal übertreffen und liegen momentan bei deutlich über 10 Startern im Schnitt

Nun einige Informationen, die am Rande des Sports ebenfalls wichtig sind:

Im Derby muss wahrscheinlich ausgeschieden werden, es werden wohl alle 20 Startboxen gefüllt.

Die Rennbahnprüfungskommission bezeichnet das HH Geläuf als “hervorragend”
Die Bremer Freunde haben uns erneut ihre Startmaschinen zur Verfügung gestellt. Dafür vielen Dank. Die Maschinen wurde bereits im Sondertransport durch die Spedition Holler nachts nach Hamburg verbracht und sind gestern vom Starter abgenommen worden.
Prinz Abdullah, einer der größten Besitzer im Galoppsport, wird persönlich nach Hamburg kommen und sein Derbypferd live starten sehen.

Dr. Oetker hält die Derbyrede beim traditionellem Derby-Dinner.

Die ARD übertägt direkt von der Bahn das Derby und einen Gesamtbericht.

Die Hamburger Politik beweist ihre Verbundenheit und den Schulterschluß mit dem HRC indem an jedem Renntag ein Senator vor Ort sein wird. Am Derbytag wohl der Wirtschaftssenator der Freien und Hansestadt Hamburg kommen. Angemessen wäre allerdings der erste Bürgermeister der Hansestadt.

Der HSV kommt am Dienstag mit voller Mannschaft, Trainer und Präsidenten

Und zum Schluss der absolute Hammer: Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der Mann, der als Verteidigungsminister damit drohte Panzer auf den Rathausplatz in Hamburg auffahren zu lassen, wenn jemand die Finger nach dem Hamburger Derby ausstreckt, der Mann, der als Kanzler regelmäßig zum Derby kam, der als Verteidigungsminister kurz vor dem Derby mit dem Bundeswehrhubschrauber landete, kommt trotz Seines hohen Alters dieses Jahr zu Hamburger Derby! In die neu geschaffene Raucherlounge auf der Tribüne. Standing Ovation garantiert

Am Sonntag heißt es dann: The Flag is up. Mit einem toll besetzten 10 Pferde Lucky Speed Hansa Preis.

Am Montag dann die Startboxenauslosung in der Spielbank Hamburg an der Esplanade

Boxen auf zur Hamburger Rennwoche. Mal gucken, wieviel Ittlinger laufen werden.

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2. Juni 1954

Mittwoch, D-Day auf den Downs von Epsom. Favorit war Rowston Manor mit 5/1 aus dem Stall von F W Dennis und geritten von D. Smith. Landau aus dem Stall der Königin stand 100/7 bei den Buchmachern. Rowston Manor wurde Siebter, die königlichen Farben gingen als Achter über die Linie. Es sollte der erste ganz große Erfolg des gerade 18 Jahre alten Lester Piggott werden.

Große Rennen hatte der junge Reiter aus einer Rennsport-Dynastie schon vorher gewonnen. 1951 ritt er, gerade einmal 15 Jahre “alt” mit Mystery IX den Sieger in den Eclips Stakes von Sandown. Damals wie heute gehörte das Rennen zu den bedeutendsten Rennen Englands. Seine Visitenkarte hat er in Epsom ebenfalls 1951 abgegeben, als er mit Zucchero die Blue Riband Trial Stakes gewann, ein Jahr später wurde der von Piggott gerittene Gay Time Zweiter im Epsom Derby und 1953 ritt er mit Zucchero den Sieger im Coronation Cup in Epsom. Seinen ersten Royal Ascot Sieger ritt er ebenfalls 1953 mit Absolve in der Gold Vase (heute Queen’s Vase).

Ein Unbekannter war Lester Piggott schon damals nicht mehr. Es sind nur wenige Jockeys, die in so jungen Jahren schon Sieger in den bedeutenden Rennen des englischen Turfs geritten haben.

Das Epsom Derby galt damals wie heute als eines oder als das wichtigste Rennen der Welt. An jenem Mittwoch im Juni 1954, heute vor 60 Jahren ritt Lester Piggott mit Never Say Die seinen ersten Sieger im Derby. 33/1 zahlte der Wettmarkt für den Außenseiter, die längste Quote, die es jemals auf einen Piggott-Sieger im Epsom-Derby gab, zwei Längen – Hals lautete der Richterspruch. Acht weitere Epsom-Derbys sollten folgen und Teenoso war 1983, fast 30 Jahre nach seinem ersten Erfolg sein letzter Sieger im Epsom-Derby. Kein anderer Jockey hat bisher mehr Sieger im englischen Derby geritten und vielleicht ist sein Rekord mit neun Siegern sogar für die Ewigkeit.

Heute gilt Lester Piggott als einer der Besten oder vielleicht sogar der Beste Jockey aller Zeiten und Länder. Er perfektionierte den von Todd Sloan “erfundenen” Hocksitz, schnallte sich die Bügel früh kürzer, als alle anderen Jockeys und stand mit waagerechtem Oberkörper über dem Pferd und auch als seine Kollegen ihn kopierten und die Bügel ebenfalls kürzer schnallten, blieb sein Stil einmalig. In jedem Feld konnte man Piggott am Reitstil erkennen.

Er war ein Genius im Sattel, der als sehr starker Finish-Reiter galt. Unvergessen für mich das Derby 1977, das er mit The Minstrel gegen Hot Grove mit Bill Carson im Sattel gewann. Das Derby wurde damals Live im Deutschen Fernsehen übertragen, es war ein Finish auf Biegen und Brechen und erst ganz zum Schluß brachte Piggott The Minstrel in Front. Aber eigentlich war sein viel größere Genius seine enorme Übersicht im Rennen und das Gefühl, das er für das Pferd hatte. Er wußte, wieviel “unter ihm” noch im Tank war. Als er mit Nijinsky 1970 das Leger in Doncaster gewann und die Triple-Crown perfekt machte, forderte er Nijinsky zweimal mit der Peitsche auf und lange bevor er in Front war, steckte er die Peitsche wieder weg und ritt mit den Händen nach Hause – lange vor der Linie spürte er, daß es reicht. Kaum ein Reiter heute würde das machen, lieber die Peitsche “zur Hand” haben, wenn es doch nicht reichen sollte oder eng werden könnte.

Der weitere Weg von Piggott als Jockey ist tausendmal beschrieben, schon bald Legende und hat mehrere Bücher gefüllt – aber heute vor 60 Jahre war der erste ganz große Sieg für den damals jungen Reiter fällig und der “Maestro” ist inzwischen auch schon 78 Jahre alt.

Derby 1954

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In Memoriam Baron Johann Matthias von der Recke

Am vergangenen Samstag ist Baron Johann Matthias von der Recke gestorben.

Als Aktiver hat er bei 172 Ritten 28 Sieger geritten. Aber Baron Recke war nicht nur im Rennsattel aktiv, sondern auch im Militarysattel. Die Pferde und die Reiterei waren für viele Jahre ein wichtiger Bestandteil im Leben des Juristen.

Seine Präsidentschaft von 1984 bis 2003 kann man als eine der großen Zeiten des Amateurrennsports in Deutschland bezeichnen und das gilt nicht nur für die Zeit nach dem Krieg. Die Liste der erfolgreichen Reiter in dieser Zeit ist lang. Auch wenn viele erfolgreiche Reiter teilweise mit familiärem Hintergrund in den Sattel stiegen, brauchten sie Rennen um zu reiten. Es war die Zeit, wo ca 8% bis 10% der in Deutschland gelaufenen Rennen als Amateurrennen ausgeschrieben waren und die Gewichte waren so, daß auch die Herren in den Sattel steigen konnten. Baron Recke war ein unermüdlicher Klinkenputzer für die Sache des Amateurrennsports, ob bei Sponsoren oder bei den Rennvereinen. Es gab eigentlich keine Bahn  in Deutschland, auf der keine Amateurrennen gelaufen wurden und es waren nicht nur die Basis-Rennen, in denen nur Amateure in den Sattel stiegen. Hamburg schuf in dieser Zeit z. B. den Hanse-Merkur-Cup, einem gut dotierten Rennen für Amateurrennreiterinnen. Dazu kamen viele internationale Championate deutscher Reiter, Matthias Keller, Andreas Schütz, Viktoria Furler,  Karin Schlick und Julia Will wurden in dieser Zeit Weltmeister der Amateure, dazu noch den Siver Spur für die Weltmeisterschaft auf der Flachen für Ronnie Lüdtke.

Damals hatte der Hindernissport in Deutschland noch eine ganz andere Bedeutung und eine erheblich Zahl der Sieger und Plazierten in den großen Jagdrennen wurden von Amateurreitern geritten. Einige dieser erfolgreichen “Hindernis-Amateure” haben den Weg in das Profi-Lager gefunden. Zu erwähnen ist hier besonders Peter Gehm, er startete seine großartige Karriere als Amateur und setzte sie danach im Profi-Lager fort. Er war u. A. vierfacher Siegreiter in der Großen Steeplechase von Pardubitz.

Von 2001 bis 2003 war er zusätzlich Präsident der Fegentri, der Federation of Gentlemen Riders, dem Weltverband der Amateurrennreiter. Außerdem war er viele Jahre Justitiar des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen.

1996 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Verdienste um den Rennsport und besonders um den Amateurrennsport verliehen. Nach seiner aktiven Präsidentschaft wurde ihm das Amt des Ehrenpräsidenten angetragen, was er natürlich gerne angenommen hat.

Mit Baron von der Recke verliert nicht nur der Amateurrennsport eine große Persönlichkeit. Es ist wieder einer von den “Alten” die sich mit großem Engagement für den Amateurrennsport eingesetzt haben.

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Rennpreise

In Lingfield wurde heute der “Championship-Day” der Sandbahn gelaufen. Sieben  Rennen, zur  Eröffnung ein Lehrlingsreiten mit 50.000 Pfund, danach 5 Rennen mit jeweils 150.000 Pfund und zum Abschluß die “Easter Classic All-Weather Middle Distance Championships Conditions Stakes” mit 200.000 Pfund Dotierung. Titelsponsoren der Rennen waren verschiedene Buchmacherfirmen. Eine runde Millionen Pfund Geldpreise wurden heute in Lingfield ausgeschüttet.
Zum Vergleich, in Bremen wurden heute 37.000 EUR Geldpreise ausgezahlt. Über das lange Osterwochenende werden in Deutschland insgesamt 327.850 EUR Geldpreis gezahlt. Dabei sind insgesamt zwei Rennen mit der grandiosen Dotierung von 2.000,- in den Rennprogrammen zu finden. Eine Dotierung, die für eine A-Bahn eigentlich unterirdisch ist. Sonsbeck als Alleinveranstalter am Ostersonntag in NRW ist dabei nicht berücksichtigt. Ein Provinzbahn am Niederrhein als Alleinveranstalter in NRW am Ostersonntag spricht Bände!

Natürlich gibt es in England genauso Renntage mit einem unterirdischen Rennpreisvolumen von 30.000 oder 40.000 Pfund für den Renntag insgesamt. Aber es gibt eben auch Renntage, an denen richtig viel Geld verdient werden kann. Wieviel Renntage gibt es denn in Deutschland, an denen 1.200.000 EUR ausgeschüttet werden?

Der Rennsport ist in England fast genauso unprofitabel wie in Deutschland. Aber der psychologische Effekt solcher Hochpreisrenntage dürfte enorm sein. Es sind eher die kleinen Besitzer, die hier laufen und wer da einen Siegpreis von fast 100.000 Pfund gewonnen hat, der wird das noch sehr lange am Stammtisch erzählen und das ist die Werbung, die der Sport braucht – auf der Insel und auf dem Kontinent! Über 4.000 EUR im Auslgeich III werden wohl eher nicht so viele Worte verloren werden!

Man muß sich nicht wundern, wenn der Rennsport in Deutschland auf ganz kleiner Flamme vor sich hinköchelt.

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Bürgerinitiative zum Erhalt der Frankfurter Rennbahn gegründet

Inzwischen hat sich für den Erhalt der Frankfurter Rennbahn eine Bürgerinitiative gegründet.
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Am ersten Renntag des Jahres sollen ungefähr 1800 Besucher auf der Bahn gewesen sein und davon sollen 1000 für den Erhalt der Rennbahn unerschrieben haben. 1800 Besucher für einenc Wochenrenntag mit “Brot und Butter” Rennen ist ein guter Wert und davon haben über 50% unterschrieben. Wie sagte Bürgermeister Cunitz in einem Interview mit dem HR so schön: Er sei sicher, daß die Frankfurter Bürger hinter dem DFB-Zentrum stehen würden.  Er hätte wohl Frankfurts Bürger besser vorher einmal gefragt und vor allem die direkt betroffenen Bürger in Niederrad. Aber das paßt dann ja nicht zu den geheim geführten Verhandlungen.
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Wenn die Initiatorin Pamela Leisterer genug Helfer aktivieren kann, wird die BI am  Metzler-Renntag  viele Unterschriften bekommen!
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Auf der Webseite der BI können Unterschriftenlisten herunter geladen werden.  Ebenso ist doch ein interessanter Beitrag auf Sky verlinkt, wo beide Seiten zu Wort kommen.
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Die Frankfurter Rundschau hat in der Ausgabe vom Mittwoch ebenfalls darüber berichtet
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