Galopprennbahn in Frankfurt vor dem Aus

Den Galoppsport in Frankfurt plagen seit langem finanzielle Probleme.  Dabei ist Frankfurt kein Einzelfall, viele Rennvereine stehen in Deutschland finanziell mit dem Rücken zur Wand. Manche existieren nur noch, weil ein großer Sponsor im Präsidium sitzt.
Trotzdem ist die Meldung, die in der Bild und der FAZ veröffentlicht wurde, eine Bombe. Nach der Saison 2015 soll mit dem Rennsport in Frankfurt Schluß sein. Das Gelände soll zukünftig vom DFB genutzt werden. Kaum zu glauben –  unfaßbar für die Galoppsportwelt.
Frankfurt gehört zu den ganz alten Rennveranstaltern in Deutschland. Die Bahn in Niederrad besteht seit 1865. Hier wird also nicht einfach eine Rennbahn geschlossen, hier geht ein Stück Turfgeschichte verloren. Dazu ist Frankfurt die einzige Rennbahn in Hessen, ein wichtiger Trainingsstandort in Hessen mit direktem Anschluß an die großen Bahnen im Rheinland und eine wichtige Rennbahn im Südwesten. Wenn Frankfurt fällt, wird eine große Region fast turffrei sein.
In Frankfurt gibt es eine für Außenstehende nicht einfach zu durchblickende Gemengelage zwischen dem Golfclub, den Investoren für das Hotel, Manfred Hellwig als Multi-Unternehmer und dem Rennsport. Zwischenzeitlich gab es Meldungen, daß der Golfclub mit der Pacht im Rückstand sei, wie weit diese Stimmen korrekt sind, sei einmal dahingestellt, aber ganz aus der Luft werden sie nicht gegriffen sein. Der Hotelbau ist auch nicht so weit fortgeschritten, wie man gehofft hat. Lange Zeit war dort nur eine Baugrube. Dies alles ist ein ein Gemenge, das für einen Verein, der dringend auf jede Einnahme angewiesen ist, welches mehr als ungünstig ist.
Es ist der unbestreitbare Verdienst von Manfred Hellwig, daß der Rennsport in Frankfurt überhaupt noch existiert. Ohne sein erhebliches persönliches und finanzielles Engagement gäbe es dort schon lange keine Rennen mehr. Deswegen wundert die Tatsache, daß jetzt rückständige Pachtzahlungen an die Stadt der Auslöser für das Ende des Galoppsports in der Main-Metropole sein sollen.
Es verwundert aber auch, daß der Rennsport in einer der reichsten Städte keine Sponsoren für den Rennsport akquirieren kann. Frankfurt und das Umland sind Sitz zahlreicher Großunternehmen und da soll es keine Sponsoren für den Galoppsport geben?
Die Stadt hat erklärt, daß sie die dauernden Verluste des Rennvereins nicht mehr hinnehmen könne und das deswegen ein Schlußstrich gezogen werden muß. Dabei sollte die Stadt sich einfach mal daran erinnern, wie sie in den Besitz des Geländes gekommen ist:
Ursprünglich gehört das Rennbahngelände und sehr viel darum liegendes Land der Familie v. Weinberg. Die Weinbergs sind eine Frankfurter Industriellenfamilie (Casella Chemische Fabriken), einst vom Kaiser in wichtige Gremien berufen und hochdekoriert, hatten jüdische Wurzeln und wurde von den Braunen Diktatoren gezwungen, das Gelände des Gestüts Waldfried für einen lächerlichen Preis an die Stadt zu verkaufen. Damit wurde das Rennbahngelände städtisch. Auf den Weiden von Waldfried stehen heute zahlreiche Bürotürme, die die Skyline von Mainhattan prägen. Ob nach dem Krieg Ausgleichszahlungen für die Enteignung geleistet wurden, ist dem Verfasser allerdings nicht bekannt.
Die Rennbahn ist auch ein Teil des Erbes der Weinberg-Familie, der Frankfurt viele Wohltaten verdankt. Die Hatz der NS-Diktatur gegen die Famile gipfelte schließlich in der Ermordung von Arthur von Weinberg im KZ Theresienstadt 1943. Und die Rennbahn als letztes sichtbares Erbe soll jetzt dem Fußball gehören?
So gesehen hat die Stadt aus der damaligen faktischen Enteignung jüdischen Vermögens einen guten Schnitt gemacht und jetzt wird das letzte Weinberg-Erbe an den Fußball verkauft. Die Stadt sollte einfach mal die Aktiva und die Passiva aus dem Weinberg-Vermögen berechnen und dann noch einmal entscheiden, ob 300.000,- EUR Pachtrückstände so schwer wiegen.
Der Galoppsport ist ein Kulturgut in Europa und inzwischen auch in vielen anderen Ländern der Erde. Aber leider wird ihm vor allem in Deutschland nicht die Förderung zuteil, die er in anderen Ländern erlebt. 38 Mio läßt sich die Stadt das Opernhaus pro Jahr kosten, rund 190 Eur pro Aufführung und Zuschauer. Wenn der Rennsport nur von 10% solcher Zuwendungen träumen könnte, hätten wir blühende Rennbahnen in Deutschland. Allein zum Handwerkerrenntag werden nach Auskunft der Handwerkskammer jährlich 12.000 Zuschauer gezählt. Aber es wird ja mit zweierlei Maß gemessen. Dem Rennsport fehlt einfach die Lobby!
Die Argumente der Stadt, daß von einst 29 Renntagen nur noch 7 übrig geblieben sind, ist richtig. Aber die Hintergründe, die zu dieser Entwicklung geführt haben, werden dabei nicht berücksichtigt. Faktisch jeder mit einer Lizenz kann Wetten auf Pferderennen annehmen, der Rennsport sieht von diesem Umsätzen nur einen kleinen Teil. In Frankreich blüht der Galopprennsport, auch weil das Wettmonopol beim Rennsport liegt und Buchmacher verboten sind.
So man die Presse liest, gibt es in Frankfurt noch nicht einmal einen Aufschrei im Rennsport. Der neue Verein ist vor allem der Lizenznehmer für den Toto. Ein aktives Vereinsleben gibt es  nicht. Bremen, das vor rund eineinhalb Jahren vor dem gleichen Problem stand, hat einen aktiven Verein. Und aus diesem Verein ist Matthias Tamrat aufgestanden und hat den “Widerstand” gegen die Schließung organisiert. Der Rennsport in Bremen lebt heute nochweiter, auch wenn keine großen Sprünge gemacht werden können. Aber einen wie Tamrat wird es in Frankfurt nicht geben.
Sehr sonderbar mutet das Verhalten des Direktoriums als Dachorganisation des Galoppsports in Deutschland an und ebenso von German Racing, dem Gesicht des Rennsports für das Publikum. Bis heute (13. März) gibt es auf der Webseite von German Racing noch nicht einmal eine Meldung über die drohende Schließung. In der Frankfurter Rundschau klagt das Direktorium, daß die Rennbahn sehr fehlen würde. Aber es geht nichtum klagen und jammern, es geht um Lösungen!
Dabei verkündet das Direktorium den Aufschwung im Rennsport mit steigenden Rennpreisen und es soll auch wieder mehr Rennen geben. Alles ist prächtig, wenn man den Verlautbarungen glauben schenken darf. Die jetzt drohende Schließung der Rennbahn in Frankfurt und der damit verbundene wahrscheinliche Verlust eines Gruppe-Rennens paßt da so gar nicht ins Bild.
Man darf gespannt sein, wie und wann man sich in Köln zu der Causa Frankfurt äußert und vor allem wie sich der DFB äußern wird. Entscheidet er sich für einen anderen Standort, ist die Rennbahn vorerst einmal gerettet. Eigentlich müßte jeder Galoppsport-Freund einen Brief an den DFB schreiben, sich doch bitte nicht für Frankfurt als das neue DFB-Zentrum zu entscheiden.
Solange Bagger nicht anrollen, solange sollte man noch Hoffnung haben, daß in Frankfurt auch nach 2015 noch Pferderennen gelaufen werden und nicht Fußball gespielt wird!
Eine Petition zum Erhalt der Rennbahn kann man hier unterzeichnen
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9 Antworten auf Galopprennbahn in Frankfurt vor dem Aus

  1. Lieber BLÜCHER, ein interessanter und guter Kommentar! Ich nehme an, dass der neue OB Feldmann kein Freund von Pferderennen ist! Wäre Frau Roth noch im Amt, wäre die Konstellation sicherlich eine andere! Das Thema BRAUN, mit allen widerlichen Facetten, ist ein Thema für sich! Viele DEUTSCHE Firmen, Städte, Gemeinden, Privatpersonnen und, und, und, haben von den Sauereien der Nazis provitiert! Man sollte es immer wieder erwähnen, weitersagen – nicht totschweigen! In letzter Zeit stolpere ich z.B. in Offenburg immer wieder über die sogenannten “STOLPERSTEINE”, vor Häusern, die einmal jüdischen Besitzern gehörten und mache mir meine Gedanken darüber! Aber, einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul! – Es ist einfach eine Sauerei, dass die Galopprennbahn in Frankfurt geschlossen werden soll! BASTA! Ohne wenn und aber! Tradition MUSS erhalten bleiben! Egal, um welche Traditionen es sich handelt! Nach uns kommen noch andere Generationen, für die, Traditionen zu erhalten, es sich lohnt! – Eine kleine Anmerkung: “Es gibt noch eine zweite Pferderennbahn in Hessen! Nämlich Erbach im Odenwald!” Weiterhin Hals und Bein! Mit rennsportlichen Grüßen, Volker Weßbecher

  2. Hans Hülsenbeck sagt:

    Hervorragender Artikel mit viel Hintergrundwissen.
    Kann mir nicht Vorstellen,daß der DFB bei einem so
    “ergaunerten” Gelände bei entsprechender Publikation
    weiterhin Interesse haben wird.
    Das Vermächtnis und Andenken an “von Weinberg”
    würde mit Füßen getreten.
    Frankfurt ohne Galopprennbahn – Undenkbar !!!

  3. Frankfurter sagt:

    Endlich mal einer, der die Historie kennt!

    Alle reden von der Rückgabe der Gurlitt-Bilder, aber die Immobilien sollen bei den Räubern bleiben und wenn die öffentliche Hand der Räuber ist, dann sowieso. Dann wird das als volkseigen deklariert.

    Das Ganze stinkt zum Himmel wie ein vergammeltes Frankfurter Würstchen!

  4. Festa sagt:

    Einfach nur unfassbar, was da passiert. Das Erbe der Weinbergs wird vom Frankfurter Stadtrat mit Füßen getreten. Diese Leute haben keinen Anstand mehr und keinen Respekt mehr vor den alten Gönnern der Stadt Frankfurt! Ein Trauerspiel

  5. Lutz Mielke sagt:

    Ein Kommentar der Turf Freunde und auch vielen Frankfurtern aus dem HERZEN spricht. Man sollte dazu nicht mehr zu viel Sagen, um diese Meinung nicht zu verzerren ! Aber ein Großes DANKE dem Verfasser dieser Klaren Worte.
    Ich hoffe, das die Leute, die Entscheidungen über unsere schöne Rennbahn Treffen diese Worte auch lesen werden ! Ein Stück KULTURGUT welches von Großen Söhnen Frankfurts ins Leben gerufen wurde darf nicht einfach von Unwissenden Politikern zerstört werden !

    Hals und Bein L. Mielke

  6. vetdoc sagt:

    Sehr gut recherchiert. Alles stimmt, insbesondere das Vermächtnis der von Weinbergs, das das Gelände mit der moralischen Auflage verkauft wurde, es sollen dort immer Rennen stattfinden. Aber warum musste es soweit kommen? Dies bleibt unklar. Dieses Säbelrasseln auf ungleichem Niveau war nicht richtig. Wenn tatsächlich eine berechtigte Schuld nicht bezahlt wurde, hat man der Stadt nun schlussendlich das Gelände auf dem Silbertablett präsentiert. Hätte man nicht die Schuld begleichen und dann viel besser verhandeln können. So hat man Angriffsfläche geliefert. Das Golf soll bleiben, nun dann ohne die Ausgaben für Rennsport! Das DVR. war bis zuletzt offensichtlich nicht informiert – wieso nicht ? Ich will auch und immer Rennen in Frankfurt, aber hier wurde wohl hoch gepokert und möglicherweise verloren. Die einzige Karte, die stechen kann, ist das Vermächtnis der Von Weinbergs, dass nun wieder dienen könnte. Alles andere wird niemanden interessieren, wenn der Fussball sich hier etablieren kann.

  7. lorabicer sagt:

    Ein Riesenverlust für Frankfurt.Möglicherweise sind die finanziellen Fakten so undurchsichtig und vermutlich in tausenderlei Seilschaften vernetzt,sodass uns Normalbürgern niemals ein Nachvollziehen dieser Entscheidung möglich sein wird.Offensichtlich gab es doch schon lange vor Bekanntwerden in der Presse Gespräche in diese Richtung.Auf der Homepage des Frankfurter Rennklubs findet sich lange nichts an Informationen zum grossen Desaster.Spät haben auch andere Galoppvereinigungen öffentlich reagiert.Da läuft etwas gewaltig unrund in der ganzen Angelegenheit,und König Fussball wird auch hier einen Sieg erringen.Unfassbar,diese doch so schön hergerrichtete Anlage mit dem einzigartigen Ausblick auf die Skyline so leichtfertig herzugeben.Die Chinesen,als Rennsportafin gut bekannt,waren doch schon im Hotel geplant.Das hätte grossen wirtschaftlichen Auftrieb gegeben.Die EZB ganz in der Nähe am neuen Standort hätte viell.als Sponsor dienen können???Vermutlich zentrieren sich die deutschen Galoppereignisse zukünftig nur noch in Hamburg,Berlin und Baden-Baden,evtl.noch in köln.da fragt man sich:soll es so sein?Eine mögliche Erklärung zur doch insgesamt verhaltenen Reaktion der Galoppsport -Verantwortlichen.Hals und Bein an alle,die sich angesprochen fühlen.

  8. lorabicer sagt:

    ← Einmal Fährhof und dreimal Shirocco über die Sprünge
    Galopprennbahn Frankfurt und das Erbe der Familie v. Weinberg →
    Galopprennbahn in Frankfurt vor dem Aus
    Publiziert am 13. März 2014 von Blücher
    Den Galoppsport in Frankfurt plagen seit langem finanzielle Probleme. Dabei ist Frankfurt kein Einzelfall, viele Rennvereine stehen in Deutschland finanziell mit dem Rücken zur Wand. Manche existieren nur noch, weil ein großer Sponsor im Präsidium sitzt.
    Trotzdem ist die Meldung, die in der Bild und der FAZ veröffentlicht wurde, eine Bombe. Nach der Saison 2015 soll mit dem Rennsport in Frankfurt Schluß sein. Das Gelände soll zukünftig vom DFB genutzt werden. Kaum zu glauben – unfaßbar für die Galoppsportwelt.
    Frankfurt gehört zu den ganz alten Rennveranstaltern in Deutschland. Die Bahn in Niederrad besteht seit 1865. Hier wird also nicht einfach eine Rennbahn geschlossen, hier geht ein Stück Turfgeschichte verloren. Dazu ist Frankfurt die einzige Rennbahn in Hessen, ein wichtiger Trainingsstandort in Hessen mit direktem Anschluß an die großen Bahnen im Rheinland und eine wichtige Rennbahn im Südwesten. Wenn Frankfurt fällt, wird eine große Region fast turffrei sein.
    In Frankfurt gibt es eine für Außenstehende nicht einfach zu durchblickende Gemengelage zwischen dem Golfclub, den Investoren für das Hotel, Manfred Hellwig als Multi-Unternehmer und dem Rennsport. Zwischenzeitlich gab es Meldungen, daß der Golfclub mit der Pacht im Rückstand sei, wie weit diese Stimmen korrekt sind, sei einmal dahingestellt, aber ganz aus der Luft werden sie nicht gegriffen sein. Der Hotelbau ist auch nicht so weit fortgeschritten, wie man gehofft hat. Lange Zeit war dort nur eine Baugrube. Dies alles ist ein ein Gemenge, das für einen Verein, der dringend auf jede Einnahme angewiesen ist, welches mehr als ungünstig ist.
    Es ist der unbestreitbare Verdienst von Manfred Hellwig, daß der Rennsport in Frankfurt überhaupt noch existiert. Ohne sein erhebliches persönliches und finanzielles Engagement gäbe es dort schon lange keine Rennen mehr. Deswegen wundert die Tatsache, daß jetzt rückständige Pachtzahlungen an die Stadt der Auslöser für das Ende des Galoppsports in der Main-Metropole sein sollen.
    Es verwundert aber auch, daß der Rennsport in einer der reichsten Städte keine Sponsoren für den Rennsport akquirieren kann. Frankfurt und das Umland sind Sitz zahlreicher Großunternehmen und da soll es keine Sponsoren für den Galoppsport geben?
    Die Stadt hat erklärt, daß sie die dauernden Verluste des Rennvereins nicht mehr hinnehmen könne und das deswegen ein Schlußstrich gezogen werden muß. Dabei sollte die Stadt sich einfach mal daran erinnern, wie sie in den Besitz des Geländes gekommen ist:
    Ursprünglich gehört das Rennbahngelände und sehr viel darum liegendes Land der Familie v. Weinberg. Die Weinbergs sind eine Frankfurter Industriellenfamilie (Casella Chemische Fabriken), einst vom Kaiser in wichtige Gremien berufen und hochdekoriert, hatten jüdische Wurzeln und wurde von den Braunen Diktatoren gezwungen, das Gelände des Gestüts Waldfried für einen lächerlichen Preis an die Stadt zu verkaufen. Damit wurde das Rennbahngelände städtisch. Auf den Weiden von Waldfried stehen heute zahlreiche Bürotürme, die die Skyline von Mainhattan prägen. Ob nach dem Krieg Ausgleichszahlungen für die Enteignung geleistet wurden, ist dem Verfasser allerdings nicht bekannt.
    Die Rennbahn ist auch ein Teil des Erbes der Weinberg-Familie, der Frankfurt viele Wohltaten verdankt. Die Hatz der NS-Diktatur gegen die Famile gipfelte schließlich in der Ermordung von Arthur von Weinberg im KZ Theresienstadt 1943. Und die Rennbahn als letztes sichtbares Erbe soll jetzt dem Fußball gehören?
    So gesehen hat die Stadt aus der damaligen faktischen Enteignung jüdischen Vermögens einen guten Schnitt gemacht und jetzt wird das letzte Weinberg-Erbe an den Fußball verkauft. Die Stadt sollte einfach mal die Aktiva und die Passiva aus dem Weinberg-Vermögen berechnen und dann noch einmal entscheiden, ob 300.000,- EUR Pachtrückstände so schwer wiegen.
    Der Galoppsport ist ein Kulturgut in Europa und inzwischen auch in vielen anderen Ländern der Erde. Aber leider wird ihm vor allem in Deutschland nicht die Förderung zuteil, die er in anderen Ländern erlebt. 38 Mio läßt sich die Stadt das Opernhaus pro Jahr kosten, rund 190 Eur pro Aufführung und Zuschauer. Wenn der Rennsport nur von 10% solcher Zuwendungen träumen könnte, hätten wir blühende Rennbahnen in Deutschland. Allein zum Handwerkerrenntag werden nach Auskunft der Handwerkskammer jährlich 12.000 Zuschauer gezählt. Aber es wird ja mit zweierlei Maß gemessen. Dem Rennsport fehlt einfach die Lobby!
    Die Argumente der Stadt, daß von einst 29 Renntagen nur noch 7 übrig geblieben sind, ist richtig. Aber die Hintergründe, die zu dieser Entwicklung geführt haben, werden dabei nicht berücksichtigt. Faktisch jeder mit einer Lizenz kann Wetten auf Pferderennen annehmen, der Rennsport sieht von diesem Umsätzen nur einen kleinen Teil. In Frankreich blüht der Galopprennsport, auch weil das Wettmonopol beim Rennsport liegt und Buchmacher verboten sind.
    So man die Presse liest, gibt es in Frankfurt noch nicht einmal einen Aufschrei im Rennsport. Der neue Verein ist vor allem der Lizenznehmer für den Toto. Ein aktives Vereinsleben gibt es nicht. Bremen, das vor rund eineinhalb Jahren vor dem gleichen Problem stand, hat einen aktiven Verein. Und aus diesem Verein ist Matthias Tamrat aufgestanden und hat den “Widerstand” gegen die Schließung organisiert. Der Rennsport in Bremen lebt heute nochweiter, auch wenn keine großen Sprünge gemacht werden können. Aber einen wie Tamrat wird es in Frankfurt nicht geben.
    Sehr sonderbar mutet das Verhalten des Direktoriums als Dachorganisation des Galoppsports in Deutschland an und ebenso von German Racing, dem Gesicht des Rennsports für das Publikum. Bis heute (13. März) gibt es auf der Webseite von German Racing noch nicht einmal eine Meldung über die drohende Schließung. In der Frankfurter Rundschau klagt das Direktorium, daß die Rennbahn sehr fehlen würde. Aber es geht nichtum klagen und jammern, es geht um Lösungen!
    Dabei verkündet das Direktorium den Aufschwung im Rennsport mit steigenden Rennpreisen und es soll auch wieder mehr Rennen geben. Alles ist prächtig, wenn man den Verlautbarungen glauben schenken darf. Die jetzt drohende Schließung der Rennbahn in Frankfurt und der damit verbundene wahrscheinliche Verlust eines Gruppe-Rennens paßt da so gar nicht ins Bild.
    Man darf gespannt sein, wie und wann man sich in Köln zu der Causa Frankfurt äußert und vor allem wie sich der DFB äußern wird. Entscheidet er sich für einen anderen Standort, ist die Rennbahn vorerst einmal gerettet. Eigentlich müßte jeder Galoppsport-Freund einen Brief an den DFB schreiben, sich doch bitte nicht für Frankfurt als das neue DFB-Zentrum zu entscheiden.
    Solange Bagger nicht anrollen, solange sollte man noch Hoffnung haben, daß in Frankfurt auch nach 2015 noch Pferderennen gelaufen werden und nicht Fußball gespielt wird!
    Eine Petition zum Erhalt der Rennbahn kann man hier unterzeichnen
    Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
    ← Einmal Fährhof und dreimal Shirocco über die Sprünge
    Galopprennbahn Frankfurt und das Erbe der Familie v. Weinberg →
    7 Antworten auf Galopprennbahn in Frankfurt vor dem Aus

    Volker Weßbecher sagt:
    13. März 2014 um 19:55

    Lieber BLÜCHER, ein interessanter und guter Kommentar! Ich nehme an, dass der neue OB Feldmann kein Freund von Pferderennen ist! Wäre Frau Roth noch im Amt, wäre die Konstellation sicherlich eine andere! Das Thema BRAUN, mit allen widerlichen Facetten, ist ein Thema für sich! Viele DEUTSCHE Firmen, Städte, Gemeinden, Privatpersonnen und, und, und, haben von den Sauereien der Nazis provitiert! Man sollte es immer wieder erwähnen, weitersagen – nicht totschweigen! In letzter Zeit stolpere ich z.B. in Offenburg immer wieder über die sogenannten “STOLPERSTEINE”, vor Häusern, die einmal jüdischen Besitzern gehörten und mache mir meine Gedanken darüber! Aber, einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul! – Es ist einfach eine Sauerei, dass die Galopprennbahn in Frankfurt geschlossen werden soll! BASTA! Ohne wenn und aber! Tradition MUSS erhalten bleiben! Egal, um welche Traditionen es sich handelt! Nach uns kommen noch andere Generationen, für die, Traditionen zu erhalten, es sich lohnt! – Eine kleine Anmerkung: “Es gibt noch eine zweite Pferderennbahn in Hessen! Nämlich Erbach im Odenwald!” Weiterhin Hals und Bein! Mit rennsportlichen Grüßen, Volker Weßbecher
    Antworten
    Hans Hülsenbeck sagt:
    14. März 2014 um 00:54

    Hervorragender Artikel mit viel Hintergrundwissen.
    Kann mir nicht Vorstellen,daß der DFB bei einem so
    “ergaunerten” Gelände bei entsprechender Publikation
    weiterhin Interesse haben wird.
    Das Vermächtnis und Andenken an “von Weinberg”
    würde mit Füßen getreten.
    Frankfurt ohne Galopprennbahn – Undenkbar !!!
    Antworten
    Frankfurter sagt:
    14. März 2014 um 10:18

    Endlich mal einer, der die Historie kennt!

    Alle reden von der Rückgabe der Gurlitt-Bilder, aber die Immobilien sollen bei den Räubern bleiben und wenn die öffentliche Hand der Räuber ist, dann sowieso. Dann wird das als volkseigen deklariert.

    Das Ganze stinkt zum Himmel wie ein vergammeltes Frankfurter Würstchen!
    Antworten
    Oliver Pohl sagt:
    14. März 2014 um 12:10

    Hier die Petition:
    http://www.change.org/de/Petitionen/oberb%C3%BCrgermeister-peter-feldmann-erhalt-der-galopprennbahn-frankfurt
    Antworten
    Festa sagt:
    17. März 2014 um 09:28

    Einfach nur unfassbar, was da passiert. Das Erbe der Weinbergs wird vom Frankfurter Stadtrat mit Füßen getreten. Diese Leute haben keinen Anstand mehr und keinen Respekt mehr vor den alten Gönnern der Stadt Frankfurt! Ein Trauerspiel
    Antworten
    Lutz Mielke sagt:
    17. März 2014 um 20:00

    Ein Kommentar der Turf Freunde und auch vielen Frankfurtern aus dem HERZEN spricht. Man sollte dazu nicht mehr zu viel Sagen, um diese Meinung nicht zu verzerren ! Aber ein Großes DANKE dem Verfasser dieser Klaren Worte.
    Ich hoffe, das die Leute, die Entscheidungen über unsere schöne Rennbahn Treffen diese Worte auch lesen werden ! Ein Stück KULTURGUT welches von Großen Söhnen Frankfurts ins Leben gerufen wurde darf nicht einfach von Unwissenden Politikern zerstört werden !

    Hals und Bein L. Mielke
    Antworten
    vetdoc sagt:
    19. März 2014 um 18:53

    Sehr gut recherchiert. Alles stimmt, insbesondere das Vermächtnis der von Weinbergs, das das Gelände mit der moralischen Auflage verkauft wurde, es sollen dort immer Rennen stattfinden. Aber warum musste es soweit kommen? Dies bleibt unklar. Dieses Säbelrasseln auf ungleichem Niveau war nicht richtig. Wenn tatsächlich eine berechtigte Schuld nicht bezahlt wurde, hat man der Stadt nun schlussendlich das Gelände auf dem Silbertablett präsentiert. Hätte man nicht die Schuld begleichen und dann viel besser verhandeln können. So hat man Angriffsfläche geliefert. Das Golf soll bleiben, nun dann ohne die Ausgaben für Rennsport! Das DVR. war bis zuletzt offensichtlich nicht informiert – wieso nicht ? Ich will auch und immer Rennen in Frankfurt, aber hier wurde wohl hoch gepokert und möglicherweise verloren. Die einzige Karte, die stechen kann, ist das Vermächtnis der Von Weinbergs, dass nun wieder dienen könnte. Alles andere wird niemanden interessieren, wenn der Fussball sich hier etablieren kann.
    Antworten
    lorabicer sagt:
    Dein Kommentar muss noch moderiert werden.
    28. März 2014 um 18:53

    Ein Riesenverlust für Frankfurt.Möglicherweise sind die finanziellen Fakten so undurchsichtig und vermutlich in tausenderlei Seilschaften vernetzt,sodass uns Normalbürgern niemals ein Nachvollziehen dieser Entscheidung möglich sein wird.Offensichtlich gab es doch schon lange vor Bekanntwerden in der Presse Gespräche in diese Richtung.Auf der Homepage des Frankfurter Rennklubs findet sich lange nichts an Informationen zum grossen Desaster.Spät haben auch andere Galoppvereinigungen öffentlich reagiert.Da läuft etwas gewaltig unrund in der ganzen Angelegenheit,und König Fussball wird auch hier einen Sieg erringen.Unfassbar,diese doch so schön hergerrichtete Anlage mit dem einzigartigen Ausblick auf die Skyline so leichtfertig herzugeben.Die Chinesen,als Rennsportafin gut bekannt,waren doch schon im Hotel geplant.Das hätte grossen wirtschaftlichen Auftrieb gegeben.Die EZB ganz in der Nähe am neuen Standort hätte viell.als Sponsor dienen können???Vermutlich zentrieren sich die deutschen Galoppereignisse zukünftig nur noch in Hamburg,Berlin und Baden-Baden,evtl.noch in köln.da fragt man sich:soll es so sein?Eine mögliche Erklärung zur doch insgesamt verhaltenen Reaktion der Galoppsport -Verantwortlichen.Hals und Bein an alle,die sich angesprochen fühlen.