Trauerfeier für Susanna Santesson

Es war relativ schnell offensichtlich, daß eine Trauerfeier für Susanna Santesson nicht so einfach organisiert werden kann. Die Familie hat sich jeden Kontakt von Seiten des Galoppsports verbeten und dies anwaltlich mitteilen lassen.

Ich kenne die Gründe der Familie für diese Entscheidung nicht, aber ich mißbillige sie ausdrücklich. Der Galoppsport war Susannas selbstgewähltes Leben. Dort war sie zu Hause, dort war sie Mensch und hatte ihre Freunde. Ob es im Sinne der Verstorbenen war, daß ihr tägliches Umfeld jetzt komplett ausgesperrt wird?

Die Verbände des Galoppsports, also Direktorium, Amateurverband und Besitzervereinigung haben sich deswegen entschlossen, eine eigene Trauerfeier zu organisieren. Es ist auf jeden Fall eine Notlösung, denn eine Trauerfeier ohne einen Sarg oder wenigstens eine Urne, da fehlt einfach etwas. Aber das kann man dem Galoppsport nicht anlasten Das scheiterte zuletzt an den Terminen, denn die “Kardinäle” waren laufend an anderen Tagen verhindert. Und jetzt nachdem Susanna vor fast drei Wochen verstorben ist, zeichnet sich immer noch keine Lösung ab, jedenfalls sickert auf den einschlägigen Kanälen nichts durch.

Gäbe es nicht die Abschottung durch die Familie, hätte diese eine Trauerfeier organisiert und der Rennsport hätte sich anpassen müssen. Jetzt fehlt dieser Druck und man scheint unendliche Zeit zu haben. In der katholischen Kirche wird rund sechs Wochen nach dem Tod ein Sechswochenamt für den Verstorbenen gelesen um noch einmal seiner zu erinnern. Ob es der Rennsport bis dahin schafft, etwas auf die Beine zu stellen oder ob es – sarkastisch gefragt- erst zu Jahrgedächtnis terminlich passen wird.

Wie schrieb German Racing unmittelbar nach ihrem Tod auf seiner Webseite: “Der deutsche Galopprennsport verneigt sich vor Susanna Santesson, die sich ihr ganzes Leben über für den Amateurrennsport verdient gemacht hat wie kaum ein anderer.”

Sieht man den Stand der Dinge heute, war es seine sehr lässige Verbeugung  - en passant.

Veröffentlicht unter Allgemein | 6 Kommentare

In Memoriam Susanna Santesson

Susanna und Susanne am 14. April 2007

Gott behüte mich davor in einen Himmel                             zu kommen, in dem es keine                                                   Amateurrennen gibt.
(Frei nach  R.B. Cunningham-Graham)

Es ist eigentlich unfaßbar, aber Susanna Marianne Santesson lebt nicht mehr.

Ich kenne Susanna seit den 70ern, seit ich mit dem Rennsport angefangen habe. Sie war damals die Lebensgefährtin von Erwin Schindler und mit ihm kurz zuvor von München ins Rheinland gezogen. Und mit wohl niemandem sonst im Rennsport habe ich soviel Zeit verbracht und soviel diskutiert wie mit Susanna – nicht privat, sondern in Sachen des Rennsports.

Den ersten Sieger ritt sie 1974 und es sollte ein Start mit fliegenden Fahnen in den Galopprennsport werden. Ihr gelang gleich ein Paukenschlag. Am letzten Tag der Großen Woche in Baden Baden, dem Kincsem-Rennen, einem Ausgleich III über 1800m, ritt sie mit dem Kaiseradler-Sohn Muscad als erste Frau überhaupt in Deutschland einen Sieger  in einem Jockey-Rennen. Trainiert wurde Muscad von Willi Heßler für den damals noch “jungen” Besitzer Hubertus Liebrecht. Dahinter kamen mit Wilfried Kujath und Lutz Mäder zwei gestandene Jockeys ins Ziel. Es war das letzte Rennen des Tages und eine Siegerehrung gab es damals nur in den großen Rennen. Die Photographen hatten schon die Koffer gepackt und waren auf der Heimreise – von diesem historischen Sieg gibt es deswegen kein Photo.

Im gleichen Jahr sollte sie noch die damals den Amateurrennreiterinnen vorbehaltene  Perlenkette in Neuss gewinnen. Eine bei den Reiterinnen sehr beliebte Trophäe. Außerdem wurde sie Vize-Championesse hinter Gisela Herzog mit 7 bzw. 8 Siegern  - einen Sieg an der Meisterschaft vorbei!

Insgesamt hat Susanna 30 Sieger geritten, für die damalige Zeit, als Frauen im Rennsattel noch mit Skepsis betrachtet wurden, eine respektable Zahl.
Über viele Jahre unterhielt sie einen eigenen kleinen Rennstall und ritt regelmäßig in der Morgenarbeit aus. Der zweifelsohne Beste in den grün-gelben Farben war der Schiwago-Sohn Dschamschid, der solide Ausgleich-I Klasse vertrat.

1989 wurde sie während der Präsidentschaft Baron von der Reckes Generalsekretärin des Verbandes Deutscher Amateurrennreiter. Es war die große Zeit des Amateurrennsports in Deutschland in der Zeit nach dem Krieg. Seit 1945 gab es nie zuvor so viele Amateurrennen, eine so umfassende Unterstützung der Aktiven und der Rennvereine bei der Abhaltung von Amateurrennen. Es war auch die Zeit, als die Amateure in den großen Hindernisrennen nach vorne ritten und reichlich Geld in die Kasse des Amateurrennsports spülten. Matthias Keller, Peter Gehm, Ronnie Lüdtke, Andreas Schütz seien hier stellvertretend für viele genannt.  Sie alle brauchten über Sprünge den Vergleich mit den Profis nicht zu scheuen.

Es war beinahe logisch, daß Susanna auch Generalsekretärin der Fegentri wurde als  2001 Baron von der Recke die Nachfolge von Baron de Montesquieu als Präsident der Fegentri antrat. Damit begann die Internationalisierung des Amateurrennsports und sie war die treibende Kraft. Bereits 1993 war aus der Europameisterschaft die Weltmeisterschaft der Fegentri geworden. Ronnie Lüdtke war 1993 erster Weltmeister für Deutschland in der Flachwertung.

Die Fegentri und der Amateurrennsport fanden immer mehr Zuspruch, vor allem in Asien und den Arabischen Staaten wurden immer mehr Länder Mitglied der Fegentri. Länder, in denen erst seit wenigen Jahren Galopprennen nach allgemeinem Standard abgehalten wurden. Und sie wurden auch finanziell eine Stütze der Fegentri. Susanna war dabei die Botschafterin des Amateurrennsports.

Susanna war auch eine Wegbereiterin des Araber-Rennsports in Deutschland. Daß Rennen für Vollblutaraber in Deutschland im Rahmen “normaler” Renntage veranstaltet wurden, hat sie wesentlich mit organisiert. Die dabei geknüpften Kontakte wußte sie geschickt zu nutzen. Sie bereiste fast die ganze arabische Welt. Es ist mir unmöglich, alle Länder aufzuzählen. Schon vor Jahren nannte man sie in Anspielung an den viel reisenden damaligen Außenminister die Genscherin des Rennsports.

Susanna war neben ihren Ämtern im nationalen und internationalen Amateurrennsport  außerdem in der Jockeyausbildung aktiv. Zeitweise war sie zudem Richterin oder Rennleitung auf deutschen Bahnen.

Erst vor kurzem ist Susanna zur Vizepräsidentin der International Federation of Horse Racing Academies (IFHRA) in Abu Dhabi gewählt worden und noch am vergangenen Samstag weilte sie beim Dubai World Cup. Sie war neben anderen eine der treibenden Kräfte der H.H. Sheikha Fatima Bint Mubarak Ladies World Championships.
Aber bei aller Internationalität ist sie ihrer Basis – dem deutschen Amateurrennsport immer treu verbunden geblieben. Köln war die Homebase. Sie diente dem Amateurverband unter drei Präsidenten – aber eigentlich war es egal, wer das Präsidentenamt innehatte, denn sie war der Motor des Geschehens.

Für ihr Lebenswerk im Galoppsport wurde sie 2012 mit dem Darley Award ausgezeichnet – dem Oscar des Vollblutsports. Rückblickend hat sie ihn mehr als verdient!

Darley Arward für Susanna Santesson 2012

Zu den Darley Awards  wollte sie nun auch wieder reisen. Susanna kam vom Dubai World Cup und mit zwei Tagen Zwischenstop wollte sie am Donnerstag weiterfliegen nach Los Angeles, wo die Darley Awards heute stattfinden. Dazu sollte es nicht mehr kommen – sie brach am Donnerstag Morgen am Flughafen zusammen und starb am gleichen Abend in einer Frankfurter Klinik.

Der Alte aus dem Sachsenwald, Fürst Otto von Bismarck sagte einst, ein gutes Pferd stirbt in den Sielen – hier war es nicht nur im übertragenen Sinn, hier gilt es im Sinne des Wortes.

Und auch wenn ich hier über die Reiterin und die Multi-Funktionärin im weltweiten Galoppsport geschrieben habe, dann ist es nur eine Seite der Medaille. Susanna  war schon meinem Vater und ist uns allen eine gute Freundin. Eigentlich hätten wir dringend miteinander sprechen müssen, weil es ein paar Dinge zu klären gab. Aber das geht jetzt leider nicht mehr, dazu ist es leider zu spät. Leider!

Susanne, Norbert und Susanna zu später Stund

Wir sind traurig, daß sie nicht mehr unter uns ist – aber wir sind auch froh, sie gekannt zuhaben und

werden sie aus glücklichen Tagen in Erinnerung behalten! Wir alle haben eine gute, alte Freundin verloren!

Susanna mit dem jüngsten Mitglied im Amateurverband nebst Mutter

Norbert, Susanne & Philipp

Veröffentlicht unter Allgemein | 19 Kommentare

Frankfurter Rennbahn gerettet

Wie aus gewöhnlich sehr gut informierten Frankfurter Kreisen berichtet wird, hat der DFB sich entschieden, die geplante Fußball-Akademie doch nicht auf dem Gelände der Frankfurter Rennbahn zu bauen. Stattdessen wird ein Teil des Vorfeldes des Frankfurter Flughafens abgetrennt und für die Fußball-Akademie verwendet.

Den Widerspruch der Fraport gegen dieses Ansinnen wischt DFB-Präsident Niersbach vom Tisch. Er habe auch kein Verständnis dafür, daß der Flughafenbetreiber sich einfach gegen die Interessen des größten Sportverbands der Welt wird stellen können. Der DFB vertrete durch die Aufstellung der Nationalmannschaft im Fußball schließlich nationale Interessen und die seien ganz klar über die wirtschaftlichen Interessen eines Flughafenbetreibers zu stellen, so DFB-Präsident Niersbach in einer ersten Stellungnahme. Sollte Fraport sich querstellen, habe der DFB Mittel und Wege zur Verfügung, seine Interessen durchzusetzen, führt Niersbach weiter aus.

Der neue Standort habe auch erhebliche Vorteile, erklärt DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock: Spieler, die nicht die gewünschte Leistung erbringen, fliegen nicht mehr im übertragenen Sinn aus dem Team, sondern werden wortwörtlich in die nächste Maschine gesetzt und gen Heimat geschickt. Das erhöht die Motivation für die möglichen DFB-Spieler ungemein. Zudem lobt er die kurzen Wege. Die Spieler werden eingeflogen und können sofort ohne lange Fahrzeiten in der Akademie erscheinen.

Für die Frankfurter Rennbahn ist dies natürlich ein Glücksfall. Die über 150 Jahre währende Tradition bleibt erhalten und die Pferdefreunde in Frankfurt sind über diese Entscheidung des DFB sehr erfreut. Aus dem Bundeskanzleramt und dem Bundespräsidialamt war leider noch keine Stellungnahme zu erhalten.

Veröffentlicht unter Allgemein | 3 Kommentare

Wieder Hindernisrennen in Bremen

Der Hindernissport führt in Deutschland nur noch ein Schattendasein. Einst wurden rund 20% der Rennen in Deutschland über die Sprünge entschieden, heute sind es noch eine handvoll Rennen. Ganz anders in England, Irland und Frankreich. Dort steht der Hindernissport in voller Blüte und vor allem in Frankreich sind die Rennen besser dotiert als auf der Flachen.

Bremen startet eine neue Initiative und will wieder regelmäßig Hindernisrennen veranstalten. Leider ist von einem früheren Geschäftsführer des Bremer RV die Hindernisbahn weitgehend platt gemacht worden, weil man hochtrabende, aber nicht finanzierbare Pläne für Flachrennen hatte. Leider sind die festen Jagdsprünge deswegen wohl auch “transportabel”. Aber das soll erst mal kein Problem sein.

Der Hindernissport ist in Deutschland auch wegen der Unfallgefahr in die Ecke gedrängt worden. Natürlich ist das Risiko über Sprünge größer, aber das ist auch eine Frage von Pferd und Reiter. Wegen der wenigen Rennen über Sprünge fehlt beiden die nötige Routine und deswegen kommt es zu gefährlichen oder manchmal auch lustigen Szenen im Hindernis-Sport.  Dazu fehlen der Szene die Stars, die über Jahre das Publikum auf die Bahn ziehen, weil sie die großen Jagdrennen dominieren. So wie einst Registano den Preis der Bremer Spielbank fünfmal in Folge gewann.

Der Schlüssel des Erfolgs über die Sprünge ist  natürlich erstmal ein gutes Pferd, dann die gute Vorbereitung von Reiter und Pferd. Teilweise kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß das Einspringen der Pferde nur “mal eben” erfolgt. Das ist kein neues Problem, aber bei den wenigen Hindernisrennen fällt es mehr auf. Schlecht springende Pferde sind nicht nur für sich selbst und den eigenen Reiter eine Gefahr – sie gefährden auch andere Pferde und Reiter im Rennen  - und dann kommt es wieder zu den unschönen Szenen, die den Hindernissport in Verruf bringen.

Startet ein Pferd das erste mal in einem Flachrennen, muß vorher eine Ständestartprüfung abgelegt werden. Es muß der Nachweis erbracht werden, daß das Pferd problemlos in die Startmaschine einrückt und abspringt. Leider gibt es in der Rennordnung keine Vorschrift, nach der Pferde vor dem ersten Start über Sprünge eine Hindernisprüfung ablegen müssen. Ob das Pferd gut oder schlecht springt, merkt man dann erst im Rennen.
Der Bremer Rennverein täte gut daran, in besonderen Bestimmungen zu regeln, daß Pferde, die erstmal in einem Hindernisrennen starten oder nach einer langen Pause wieder starten, die Springfähigkeit beweisen müssen. Z. B. ein Jagdbahngalopp im Pulk (zwei oder drei Pferde) über fünf oder sechs Sprünge. Das kann man mit einem Youtube-Video recht einfach dokumentieren.

Und es ist natürlich auch selbstverständlich, daß Hindernisbahn und Sprünge gut gepflegt sind und nicht mal eben zusammen genagelt wurden.

Und wenn das Pferd schlecht springt, muß man auch mal nein sagen können und nicht um des zusätzlichen Starters willen beide Augen zudrücken. Im Interesse der anderen Reiter und Pferde, im Interesse des wettenden Publikums und im Interesse des Sports. Gut springende Pferde, gut gelaufene Jagdrennen sind eine Werbung für den Sport. Unfälle, meistens mit Folgen, verursachen mehr Negativpresse für den Galoppsport als Danedreams Arc-Sieg positive Schlagzeilen produziert hat.

Hals und Bein für den Bremer Rennverein!

Veröffentlicht unter Allgemein | 1 Kommentar

Rotz

Nach der Kaiserlichen Verordnung, betreffend die Hauptmängel und Gewährfristen beim Viehhandel vom 27. März 1899 gehört der Rotz zu den Hauptmängeln beim Pferdekauf. Pferde, die von einem Hauptmangel befallen waren, konnten in festgelegten Fristen an den Verkäufer zurück gegeben werden. Ansonsten war es damals ziemlich schwierig, ein einmal geklauftzes Pferde an den Verkäufer zurück zu geben. “Gekauft wie gesehen” war damals die einvernehmliche Grundlage beim Pferdehandel. Und um den damals mit allerlei Mitteln arbeitenden Roßtäuschern nicht auf den Leim zu gehen, brauchte es einer Menge Erfahrung. Zu Beginn des 20. Jahrhundert war Rotz eine weit verbreitete Erkrankung, von der immer wieder ganze Bestände befallen waren und getötet werden mußten. Damals war das Pferd vor allem Arbeitstier und Wirtschaftsgut und der Verlust führten nicht selten zu Existenzproblemen der Besitzer.

Rotz tritt in verschiedenen Formen auf. Die häufigste Form ist ein eitriger Befall der oberen Luftwege, weswegen man auch oft erst mal eine schwere Erkältung vermutet. In Deutschland  gilt die Seuche seit mit der 50er des letzten Jahrhunderts als ausgerottet.

Jetzt ist in Niedersachsen bei einem Pferd Rotz diagnostiziert worden. Das Pferd wurde von Schleswig Holstein nach Niedersachsen verkauft und der Infektionswert ist noch nicht geklärt. Keine Panik, ist der allgemeine Tenor, denn es ist ja nur ein Einzelfall und deswegen kann man  noch nicht von einer Seuche sprechen. Klingt eigentlich vernünftig.

Gestern berichtet die Turf-Times, daß nach Australien für einen Zeitraum von drei Jahren keine Pferde eingeführt werden dürfen, in deren Heimatland Rotz diagnostiziert wurde.
Australien betreibt traditionell eine sehr rigide Einfuhrpolitik für Tiere, was auch dazu geführt hat, daß es eines der wenigen Länder ist, in dem die Tollwut nie aufgetreten ist.
Für die deutsche Vollblutzucht kann das schmerzliche Folgen haben, denn in DownUnder interessiert man sich sehr für Vollblut aus deutschen Landen. Mit Protectionist und Ivanhowe sind gerade erst zwei deutsche Spitzengalopper nach Australien verkauft worden.

Einerseits kann man sich freuen, die guten Pferde bleiben im Lande und wir können sie weiter in Deutschland oder Europa laufen sehen. Und auch wenn mir das selbst gefällt, ist es zu kurz gedacht. Die Vollblutzucht in Deutschland braucht den internationalen Markt als Absatzmarkt  für die deutschen Pferde. Und neben den Japanern sind die Australier derzeit besonders an deutschen Pferden interessiert.

Es könnte durchaus sein, daß diese einmalige Auftreten von Rotz in einem Warmblutbestand erhebliche Auswirkungen auf die deutsche Vollblutzucht haben wird.

Veröffentlicht unter Allgemein | Hinterlasse einen Kommentar

Hurricane Fly fünfacher Sieger im irischen Champion-Hurdle

Mit seinem fünften Sieg im Irish Champion Hurdle auf der Bahn von Leopardstown hat Hurricane Fly erneut Geschichte geschrieben und ist das jüngste Mitglied im sehr exklusiven “Club der Fünffachen Sieger”. Es war nicht nur der fünfte Sieg in diesem bedeutenden Hürdenrennen, es war auch der 22. Grade-1 Sieg. Wahrscheinlich ist er damit Rekordhalter mit den meisten Grade-1 Siegen.  Der große Istabraq war “nur” vierfacher Sieger im Champion Hurdle
Hurricane Fly – Champion Hurdle

Zweiter wurde der Soldier Hollow-Sohn Arctic Fire aus der Zucht von Uwe Grüning aus Niedersachsen. Der Sechsjährige hat zahlreiche Plazierungen in den großen Hürdenrennen und hoffentlich wird ihm bald mal ein Volltreffer gelingen.

Fünf Siege in ein und demselben Rennen ist eine ziemliche Seltenheit, ja schon fast eine Rarität. Die folgende Aufstellung der “Fünffachen” ist eine sicher nicht vollständige Auflistung großartiger Pferde, die fast einmalige Leistungen erbracht haben. Red Rum ist leider nicht dabei, denn er gewann die Grand National “nur” dreimal und wurde zweimal Zweiter.

Allen voran Golden Miller mit seiner fünffachen Serie im Cheltenham Gold Cup von 1932-1936
Golden Miller  - Cheltenham Gold Cup

Kelso, der eiserne Amerikaner, gewann den Jockey Club Gold Cup auf der Rennbahn von Belmont Park von 1960 bis 1964 fünfmal.
Kelso – Jockey Club Gold Cup

Fine Art gewann den Prix du Gros Chêne von 1942 bis 1946
Fine Art – Prix du Gros Chêne

Registano, einer der letzten großen Helden über die Sprünge in Deutschland, gewann den Preis der Bremer Spielbank von 1993 bis 1997 ebenfalls fünfmal. Auch eine schöne Erinnerung an viel zu früh verstorbenen Uwe Stoltefuß.
Registano – Preis der Bremer Spielbank

Noch besser war allerdings Brown Jack. Wenn die Daten bei PedigreeQuery stimmen, dann gewann er die Queen Alexandra Stakes, die immer als letztes Rennen des Königlichen Meetings von Ascot gelaufen werden, von 1929 bis 1934 sechsmal in Folge
Brown Jack – Queen Alexandra Stakes

Der König der Mehrfachsieger in großen Rennen ist aber immer noch der französische Halbblüter Al Capone, der den Prix la Haye Jousselin auf der französischen Hindernisbahn von Auteuil siebenmal gewonnen hat. Ein wahrscheinlich kaum noch zu schlagender Rekord. Der achte Erfolg im Prix la Haye Jousselin ist nicht gelungen  Mit 8 Langen geschlagen wurde Al Capone Zweiter zu First Gold
Al Capone –  Prix la Haye Jousselin

Hurricane Fly – Champion-Stakes 2015

Welchen Fünffachen haben wir vergessen?

Veröffentlicht unter Allgemein | 2 Kommentare

Etzeanerin Feodora nach Japan verkauft

Der Ausverkauf erstklassiger deutscher Pferde geht weiter. Die Etzeanerin Feodora, Siegerin im Henkel Preis der Diana-Siegerin und Fünfte aus dem Prix de l’Opera wurde über die Agentur von Jonas Grässer nach Japan verkauft. Wie schon bei Danedream, Ovambo Queen und einiger anderer Pferde ist der japanische Großbesitzer Teruya Yoshida der Käufer. Sie soll zu André Fabre nach Frankreich in Training kommen und dort auf jeden Fall vierjährig noch laufen.

Ist die Familie im Gestüt noch ausreichend kopfstark vertreten, werden bei entsprechenden Geboten Stuten aus dieser Linie gerne verkauft. Natürlich bieten die Interessenten nicht auf die nicht so guten Geschwister, sondern auf die Top-Stuten dieser Familie. Nehme das Beste, paare es mit dem Besten und hoffe auf das Beste, sagte eins der Grand Seigneur der deutschen Pferdezucht, Burchard von Oettingen vor über 100 Jahren.

Den Gestüten und den Familien, die sie betreiben, kann man es nicht verdenken. Deutsche Pferde haben international einen erstklassigen Ruf und entsprechend gute Preise werden gezahlt Und der Verkauf einer Gruppe-1-Siegerin mit reichlich Black Type in der Verwandtschaft ist eine Geldspritze, von der ein Gestüt längere Zeit unterhalten werden kann. Und auch, wenn der Verkauf schmerzt ist das internationale Interesse an deutschen Stuten natürlich auch eine große Werbung für die deutsche  Vollblutzucht.

Ein großer Wermutstropfen ist die Tatsache, daß die Stute nach Frankreich in Training überstellt wird. Andreas Wöhler gehört nicht nur in Deutschland zu den Besten seiner Zunft. Er hat weltweit sein Können unter Beweis gestellt, zuletzt mit Protectionist als Sieger des Melbourne Cup und 2013 mit dem Sieg von Novellist in Englands Paraderennen, den King George VI and Queen Elizabeth Stakes in Ascot. Es wäre auch ein Ausdruck des Vertauens in den Trainer gewesen, wenn sie in Ravensberg in Training geblieben wäre. Oder hadert man in Japan mit dem “Nichtstart” von Novellist im Arc? Der Hengst mußte das Rennen wegen Fieber auslassen.

Der Verkauf zeigt aber auch den Zustand des Galopp-Sports in Deutschland. Während in Deutschland trotz eines schwierigen Umfelds Jahr für Jahr erstklassige Pferde gezüchtet werden, kommt der Rennsport in Deutschland nicht wirklich vom Fleck. In 2014 mußte wieder ein Umsatzrückgang am Toto verkraftet werden, obwohl mehr Rennen als 2013 gelaufen wurden. Ohne die PMU-Renntage, die im wesentlichen von den französischen Wettern finanziert werden, sähe es noch viel schlechter in Turfdeutschland aus.

Viel schlimmer als die nackten Zahlen ist aber die Tatsache, daß man in Köln kein erkennbares Konzept hat, mit dem die Wende zum Guten gelingen kann!

Deswegen werden wir weiter den Verkauf deutscher Spitzengalopper in andere Rennsportnationen erleben.

Veröffentlicht unter Allgemein | 8 Kommentare

Gesegnete Weihnachten

Eine Weihnachtsfabel (v. David Alexander, aus dem Amerikanischen)

Auf dem Weg nach BethlehemDer alte Schimmel schritt mit kleinen tänzelnden Schritten auf den Weidezaun zu. Er schien den Ort zu kennen und war dennoch fremd. Das Gras war grüner als er es je gesehen hatte und wenn auf das weiße Weidetor schaute hatte es einen perligen Glanz. Und da war noch eine andere lustige Sache. Eine große schwarze Wolke schwebte genau über dem Tor. Die Wolke war nicht am Himmel, wo sie normalerweise hingehörte. Es war als ob eine große Rauchwolke sich aus dem Grass erhebe.

Plötzlich löste sich die Wolke auf und ein Pferd erschien an ihrer Stelle. Es war ein kleiner Fuchs mit einer Blässe, einem weißen Socken und bräunlichen Haaren in Schwanz und Mähne. Der Schimmel dachte, dass es ein etwas altertümliches Aussehen hätte.

Hallo, alter Schimmel, sagte der Fuchs aus der schwarzen Wolke.

Hey, das ist ein wirklich guter Trick, rief der Schimmel auf. Wo hast Du den gelernt?

Der Fuchs verschwand wieder in der Wolke um sofort wieder aus ihr herauszutreten.  Das habe ich schon am Tage meiner Geburt gelernt, antwortete er mit einem Wiehern, das wie ein Kichern klang. Du musst wissen, ich bin am 1. April geboren und es gab eine totale Sonnenfinsternis an diesem Tag. Deshalb nannten sie mich auch Eclipse. Ich habe immer meinen Schabernack mit den Leuten getrieben. Meine Stallburschen trat ich zuweilen, meine Reiter versuchte ich abzuwerfen und ich biss den Auktionator, der mich verkaufte.

Ich heiße  hob der alte Schimmel höflich an, aber der trickreiche Fuchs tauchte in die Wolke ein um sofort wieder zu erscheinen und unterbrach ihn grob. Native Dancer, sagte er. Ich sollte Dich kennen. Ich bin Dein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur- ich vertue mich immer beim Zählen der Urs- ist aber auch egal, Du bist ein Nachkomme von mir. Tatsächlich ist das fast jeder  zumindest bei den Vollblütern.

Bist Du der Torwächter?, fragte Native Dancer.

Meistens, entgegnete Eclipse. Ich bin immer dran, wenn einer meiner Nachkommen herkommt. Und das ist fast immer so, wenn es um Vollblüter geht. Der alte Matchem hat noch ein paar übrig und er übernimmt den Job, wenn einer von Seinen kommt. Und der arme alte Herod stellt sich hier gelegentlich auf, aber es gibt nicht viele aus seinem Mannesstamm, die nicht bereits hier sind.

Wo bin ich hier eigentlich? fragte Native Dancer. Ich vermute, ich habe mich etwas verlaufen.

Die Große Wiese, antwortete Eclipse.  so wird dieser Ort genannt. Die Große Wiese. Die meisten Pferde, die sich verlaufen, kommen hier vorbei. Allerdings müssen wir auch einige wieder wegschicken.

Warum? fragte der Dancer.

Weil sie nicht hier hingehören, darum. Lange bevor ich hier herkam, war da z. B. so ein Geselle mit Namen Bayard. Er war ein Teufelspferd. Er gehörte einem alten Nekromanten namens Malagigi und er tat Teufelswerk. Er half diesem Schurken Aymon von Dordogne bei seinem Triumph über Karl den Großen, sagt man, Und ein Hexer namens Michael Scott hatte eine große schwarze Bestie, der sich auf seine Hinterbeine stellte und so alle Glocken von Paris zum Leuten brachte. Er schaffte es sogar, dass die Türme des Palastes eines Tages einstürzten. Der Große Kumpel mag solcher Art Pferde hier nicht sehen.

Aber wir haben das Pferd von Jesse James hier, und das von Dick Turpin auch. Der Große Kumpel sagt, dass sie selbst doch nichts Schlimmes getan hätten. Sie waren nur ihrem Herrn treu und der Große Kumpel sagt, dass sei eine Tugend.

Wer ist der Große Kumpel? fragte Native Dancer.

Du wirst es noch herausbekommen! antworte Eclipse beiläufig. Er senkte sein Maul und drückte das Tor auf.

Du darfst ebenfalls reinkommen. Aber Du verstehst, dass Du nur zur Probezeit hier bist. Der Große Kumpel entscheidet immer zu Weihnachten über den Verbleib der Neuankömmlinge. Mal sehen, heute ist der 16. November, wie man hier zu rechnen pflegt. Da brauchst Du ja nicht mehr lange zu warten.

Ich wette, der Große Kumpel ist Man O’War, sagte Native Dancer als er eintrat und über die smaragdgrünen Flächen blickte, die sich bis in die Unendlichkeit auszudehnen schienen.

Eclipse schnaubte. Werd nicht vorlaut, Junge. Dann fügte er boshaft hinzu: Auch Du wirst Deine Wette verlieren. Genauso wie die vielen Leute ihre Wetten auf Dich in Churchill Downs an jenem Tag verloren haben.

Native Dancer fühlte sich verletzt, denn sein Ahn hatte seinen wunden Nerv getroffen. Seine Lippe zittere etwas als er zu seiner Verteidigung erwiderte: Das Derby war das einzige Rennen, das ich je verlor.

Ich habe nicht ein einziges Rennen verloren, sagte Eclipse ohne Mitgefühl. Also sei nicht vorlaut. Der Große Kumpel will keine vorlauten Kerle auf der Grünen Wiese. Denk daran!

Native Dancer war von der sensiblen Art. Er fühlte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten und hoffte, dass es Eclipse nicht bemerken würde. Ich gewann 21 meiner 22 Rennen, und Man O’War gewann nur 20 seiner 21, erklärte er. Und mein Sohn Kauai King gewann das Kentucky Derby.

Meine Söhne gewannen 3 Derbys zu Epsom, sagte Eclipse. Young Eclipse gewann die zweite, Saltram die vierte und Sergeant die fünfte Austragung und ich hätte dieses wunderbare Rennen selbst gewonnen  nur gab es dies noch nicht zu meiner Zeit. Also lass die Aufschneiderei. Es könnte jemand vorbeikommen und Dich reden hören und es dann dem Großen Kumpel erzählen, das würde einen Minuspunkt für Dich bedeuten.

Ein braunes Pferd, das noch altertümlicher als Eclipse aussah, kam heran. Bin ich jetzt dran?, fragte es eifrig.

Noch nicht, Herod, antwortete Eclipse in einem freundlicheren Tone. Old Fig ist jetzt an der Reihe, einer aus seiner Sippe nähert sich.

Wer ist ‘Old Fig’? fragte Native Dancer. Diesen Namen habe ich noch nie gehört.

Es gibt eine Menge Dinge, von denen Du noch nicht gehört hast, Junge, antwortete Eclipse. Sein richtiger Name ist Figure, aber unten nannten sie ihn Justin Morgan, nach seinem Besitzer. Da kommt er schon.

Ein sehr kleines, dunkelbraunes Pferd mit einem runden Rumpf, fast durchsichtigen Beinen und pelzigen Fesseln kam zum Tor angeschnaubt. OK, OK, ich übernehme, sagte er geschäftig. Wo ist der Junge? Kann Verspätungen nicht vertragen. Ich habe zu tun. Eine Wagenladung zu ziehen, ein Feld zu pflügen, ein Rennen zu laufen, ein Trab hier und ein Trab dort. Keine Zeit zu verschwenden. Wo bleibt dieser Junge denn nun?

In den folgenden Wochen begegnete der Tänzer hunderten, vielleicht tausenden von Pferden. Einige von ihnen waren berühmt, manche waren es nicht, einige waren seine Ahnen, und ein paar wenige waren seine eigenen Söhne und Töchter.

Er traf einen schnaubenden weißen Hengst namens Bucephalus, dem der Große Kumpel den Verbleib auf der Grünen Wiese zugestand obwohl es Gerüchte gab, dass er der tödlichen Sünde des Stolzes erlegen sei. Weil er einst einen Eroberer namens Alexander getragen hätte. Er traf einen anderen Schimmel, der lahmte, weil er auf einen rostigen Nagel getreten war gerade bevor er sich für immer verlaufen hatte. Er heiß Traveller und er war auch ein Schlachtpferd aus den Tagen, als ein Mann namens General Lee ihn besessen hatte. Es gab andere Soldatenpferde, zwei von ihnen stammten von dem geschäftigen kleinen Pferd ab, das sie hier ‘Old Fig’ nannten. Einer von denen war Phil Sheridans schwarzer Rienzi und das andere Pferd nannten sie einmal Fancy und ein andermal Little Sorrel und war das Pferd von Stonewall Jackson gewesen.

Native Dancer empfand Man O’War liebenswert trotz seines aristokratischen Betragens und er mochte besonders gern einen knochigen alten Gesellen namens Exterminator, der geduldig alle seine Fragen bis auf eine beantwortete. Er stellte diese eine Frage jedem: Wer ist der Große Kumpel?

Die Antwort war immer die Gleiche: ‘Warte bis Weihnachten!’

Er begegnete Messenger und Hambletonian und Hindoo. Er traf Pferde, die sich an die schrecklichen Hindernisse des Grand National gewagt hatten. Er begegnete einem Pferd, das blind in die smaragdfarbenes Dunkelheit starrte – es war Lexington. Er traf Pferde, die Zirkuswagen und solche, die Brauereiwagen gezogen hatten, solche die Pflüge über die Felder der Erde gezogen hatten und er traf andere, die Könige und Feldherren getragen hatten. Jedes Pferd, dem er begegnete, war von jemandem geliebt worden, aber kein Pferd sollte seine Frage beantworten. Die Antwort war immer die Gleiche: ‘Warte bis Weihnachten!’

Eclipse sorgte sich um ihn und hielt ein wachsames Auge über sein Betragen and sagte, er wiehere zu viel und würde zu viele Fragen stellen. Eclipse konnte den Gedanken nicht ertragen, dass der Große Kumpel einen seiner Nachkommen von der Grünen Wiese verbannen sollte.

Und Native Dancer wollte auch nicht gehen. Er bezweifelte, ob er jemals den Weg zurück nach Maryland finden würde, falls der Große Kumpel ihn wegschicken sollte. Die Grüne Wiese war in jeder Beziehung sehr angenehm. Das Grass war reichhaltig und er traf so viele bemerkenswerte Pferde. Früher, zu Hause, war er manchmal von Alpträumen geplagt worden, wenn ein Dark Star durch seine Träume jagte, aber jetzt schlief er friedlich and erinnerte sich nur selten an das Derby, das er verloren hatte.

Dennoch wurde er nervös als die Wochen vergingen und die Sterne immer heller schienen.

Endlich war es soweit. In einer Nacht, in der der Himmel im Sternenlicht brannte, versammelten sich alle Pferde so nah wie möglich bei einem kleinen Hügel auf der endlosen Koppel. Es waren Hunderte, Tausende, vielleicht Millionen, eine erwartungsvoll murmelnde Menge, die sich über das smaragdfarbene Grass unter den Diamanten des Himmels ausbreitete.

Eclipse war sehr gespannt. Er schwebte zu Native Dancer herüber und flüsterte: Pass jetzt gut auf. Sei ruhig und bescheiden. Der Große Kumpel wird jede Minute hier eintreffen.

Plötzlich war die unüberschaubare Menge genau so still wie die Sterne über ihnen. Der Große Kumpel stand auf dem Hügelchen in einem blendenden Strahl des Sternenlichts und Native Dancer konnte es kaum fassen. Er verschluckte ein spöttisches Wiehern und flüsterte Eclipse zu: Das ist der Große Kumpel? Er ist doch so klein! Und  er ist ja nicht einmal ein Pferd! Was hat der denn jemals geleistet?

Eclipse flüsterte: Er ist ein Esel. Er trug eine schwangere Frau in eine kleine Stadt in einer anderen sternenklaren Nacht. Aber das war vor einer langen, langen Zeit.

Veröffentlicht unter Allgemein | 2 Kommentare

Eine Hommage an Protectionist und sein Team

Einfach nur schön und sehenswert

Veröffentlicht unter Allgemein | 1 Kommentar

Protectionist holt den Melbourne Cup nach Deutschland

Als vor knapp 40 Jahren Star Appeal den Prix de l’Arc de Triomphe in Longchamp für Trainer Theo Grieper und Besitzer Waldemar Zeitelhack gewonnen hat, wollte man auf der Rennbahn in Deutschland diese Meldung erst gar nicht glauben, weil es so unwahrscheinlich war – es war das Wunder von Longchamp. Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Deutsche Pferde gehören zur internationalen Champions League des Galoppsports genauso dazu wie Bayern München im Fußball.

Der Melbourne Cup ist DAS Rennen in Australien – “The Race which stops the nation”.  Australien steht still, wenn das Rennen läuft. Und für jeden Trainer von Format ist es eines der Rennen, das man unbedingt in seinem Rekord stehen haben möchte.
Protectionist aus dem Stall von Andreas Wöhler war mit einigen Ambitionen nach Australien gereist, um den Cup erstmals nach Deutschland zu holen. Andreas Wöhler ist weit gereist, hat Rennen in vielen Ländern Europas, in den USA und Kanada gewonnen und jetzt den Melbourne Cup in Australien – erstmals daß ein in Deutschland trainiertes Pferd dieses Rennen gewonnen hat und nach Fiorente im Vorjahr der zweite Monsun-Sohn, der als Sieger im “Cup” aufgezogen wird.

Das Rennen ist schnell beschrieben, der aus England angereiste My Amblvalent marschierte pullend vorne weg, dahinter der japanische Favorit Admire Rakti Protectionist im Mittelfeld und am Ende war der Ex-Deutsche Seismos zu sehen. In der Gerade griff Ryan Moore mit dem bestechend galoppierenden Protectionist früh an und fand in der Mitte die Lücke, um nach vorne zu gehen und das Rennen sehr souverän zu gewinnen. Zweiter wurde Red Cadeaux aus dem englischen Stall von Ed Dunlop vor dem Australier Who Shot Thebarman. Für Red Cadeaux war es bereits der dritte “zweite Platz” bei drei Starts im Melbourne Cup. Ein Muster an Beständigkeit – aber leider findet er immer seinen Meister.

Glückwunsch an den Besitzer Dr. Berglar, den Trainer Andreas Wöhler und den gesamten Stall. In Ravensberg kann man vorzüglich trainieren. Es war leider das letzte Rennen, das Protectionist für deutsche Interessen gelaufen ist. Ab morgen steht er bei Kris Lees in Australien in Training.

Araldo aus Ittlinger Zucht, der schon länger in Australien läuft, wurde als großer Außenseiter noch Siebter und der ehemalige Karlshofer Seismos, der jetzt in England von dem Italiener Marco Botti trainiert wird, wurde Neunter.

Der favorisierte Japaner Admire Rakti erlitt nach dem Ziel eine Herzanfall und verstarb in der Absattelbox. Araldo erschrak auf dem Weg zum Absattelring vor einer Fahne, sprang in/über einen Zaun und verletzte sich am Hinterbein. Die Meldungen sind widersprüchlich. Erst hieß es,  die Verletzung sei lebensgefährlich, weil ein Röhrbein gebrochen sei, inzwischen soll es aber wesentlich harmloser sein. Trotzdem, zwei Meldungen, bei denen man schlucken muß und die den Jubel für Protectionist dämpfen.

Melbourne Cup 2014

Nachtrag um 12 Uhr: Araldo mußte aufgegeben werden. Die Fraktur im Fesselbein wurde als inoperabel diagnostiziert. Ursache war, daß eine Person (andere Quellen sprechen von einem Kind) mit einer großen australischen Fahne gewunken hat und Araldo sich davor erschrocken hat. Dabei kam er mit dem Hinterbein in einen niedrigen Zaun und brach sich das Fesselbein. Die zuerst geäußerte Hoffnung, daß es wohl nicht so schlimm sei, erfüllten sich damit leider nicht.

Nicht nur, daß  das Pferd aufgegeben werden mußte, sondern die Umstände, wie es passiert ist, stimmen besonders traurig. Ein dummer Unfall, der bei etwas mehr Nachdenken hätte vermieden werden können – aber beim Überschwang der Gefühle vergessen Viele, was sie mit Freudensbekundungen bei Pferden anrichten können. Man stelle sich vor, das wäre beim Sieger passiert….

Veröffentlicht unter Allgemein | 1 Kommentar