Pastorius siegt im Hamburger Derby

Das Derby ist gelaufen und der Favorit hatte, wie so oft in den letzten Jahren, das Nachsehen.

Novellist aus der Zucht von Dr. Chrisoph Berglar ging mit einer Eventualquote von 17:10 an den Start des Derbys in Hamburg Seine letzten Leistungen waren einfach mehr als überzeugend. Zwei überlegene Siege in zwei wichtigen Derby-Trials, sechs Längen in der Union, wer soll da besser sein?

Aber erstens kam es anders und Zweitens als man denkt. Novellist, streng auf Warten geritten,  konnte sich in der Geraden nicht so frei machen, wie man es bisher bei ihm gesehen hat. In seinem Fahrwasser kam von noch weiter hinten und noch weiter außen Pastorius angeflogen, auf dem Terry Hellier mal wieder einen seiner Traumritte zelebrierte, die ihn vor allem für die großen Rennen auszeichnen. Über die Gründe für Novellists laufen kann man viel diskutieren. Vielleicht hatte Eddi Pedroza nicht seinen besten Tag oder Novellist war nicht 100% fit. Am nächsten Tag wurdnn morgen 38,4̊ gemessen. Etwas viel. Aber das ist alles egal – am ersten Sonntag paßte alles für Pastorius und er ist Derby-Sieger.

Mit ungeheurem Speed passierte Pastorius das Feld und hatte im Ziel eine halbe Länge Vorteil vor der Konkurrenz. Dritter, mit einem kurzen Kopf geschlagen, wurde der Ebbesloher Girolamo, ein Halbbruder von Gereon. Ebbesloh feiert dieses Jahr ein rundes Jubiläum und ein voller Erfolg in dem Klassiker schlechthin wäre der Traditionszuchtstätte vieler guter und sehr guter Pferde auf jeden Fall zu gönnen gewesen.

Es war das Derby der Erstlinge – Terry Hellier gewann das erste mal das Blaue Band. Zwanzig Jahre nach Lomitas, als er zu Hause schien und ein damals unbekannter Jüngling mit dem Namen Lanfranco Dettori einem gewissen Temporal das Fliegen beibrachte und im Ziel eine halbe Länge vor dem heißen Favoriten war.

Mario Hofer, der Erfolgscoach aus Krefeld sattelte nach vielen Versuchen seinen ersten Klassischen Sieger überhaupt. Die Liste großer Erfolge ist inzwischen ziemlich lang, aber ein Klassiker fehlte eben noch.

Frühreife – Härte und Ausdauer sind die drei Säulen, auf denen die Vollblutzucht gebaut ist. Der klassische Engländer sagt, ein Zweijähriger muß die Meile können, der Dreijährige die 1 1/2 Meilen und der Vierjährige sollte die 2 1/2 Meilen im Ascot Gold Cup beherrschen.

Dazu sollten zukünftige Deckhengste hart sein und dies in mehreren Saisons unter Beweis gestellt haben. Hier gibt es leider oft die größten Defizite. Zukünftige Deckhengste werden viel zu früh von der Bahn genommen, weil sie bei ausreichender Klasse im Gestüt mit weniger Aufwand mehr Geld verdienen können. Man wird sehen, wie sich das langfristig auf die Gesundheit des Vollblutpferde auswirken wird.

Die Distanz-Anforderungen sind heute etwas nach unten geschraubt. Für gute Deckhengste scheinen die 2000m eine gute Distanz zu sein. Northern Dancer, Sadler’s Wells und viele andere große Stallions waren auf dieser Distanz zu Hause. Wenn die Mutter dann aus einer gute Steherlinie

All dies trifft auf Soldier Hollow in besonderem Maße zu. Der “Soldat” war frühreif, zweijährig gewann er in Düsseldorf den Juniorenpreis gegen den späteren Derbysieger Dai Jin..Hart war er, 31 Rennen, 12 Siege und 13 Plätze von 2-8j. Starts auf zwei Kontinenten in vier Ländern. Klasse hatte er auch, mehrfacher Sieger in Gruppe 1, im Prix Dollar in Longchamp schlug er keinen geringeren als Manduro, Dritter in der Arlington Million etc., zu Hause war er auf den idealen 2000m,

Pastorius entstammt seinem ersten Jahrgang, Galopp-Sieger hat aus diesem Jahrgang sieben  Pferde vermerkt, die in Auktionsrennen oder Black Type Rennen erfolgreich waren. Eine bemerkenswerte Zahl für einen Newcomer und jetzt direkt ein Derbysieger dazu. Unter diesen Aspekten scheint der Soldat mit einer Decktaxe von unter 10.000 EUR geradezu ein Schnäppchen zu sein.

Man darf auf die Fortsetzung seiner Deckhengstkarriere gespannt sein.

12.000 Zuschauer sollen das Derby auf der Bahn verfolgt haben. Verglichen mit 1988, wo nach Presseberichten 55.000 Menschen in Horn waren, fast schon ein bescheidener Wert. Dazu kam das Derby während des Meetings dieses Jahr sehr früh, quasi zur Halbzeit und nicht erst am letzten Tag des Meetings.

Der Hamburger Rennclub hat die schwere Aufgabe, das Derby bzw. Die Derbywoche mit beschränkten Etat wieder mehr in den Focus der Öffentlichkeit zu bringen. Hannover hat an einem Allerweltsrenntag mehr Besucher, als die Hamburger zum Hauptrennen des deutschen Turfs. Da muß unbedingt was getan werden.

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Energizer landet für Jens Hirschberger historischen Sieg beim Königlichen Meeting in Ascot

Daß Pferde aus deutscher Zucht oder mit deutscher Abstammung in den großen Internationalen Rennen in den Siegerlisten stehen, ist eigentlich nichts besonderes mehr. Auch in den großen Rennen des königlichen Meetings von Ascot findet man viele deutsche Elemente. 2007 war fast schon eine “deutsches Jahr” bei diesem sowohl gesellschaftlich als auch sportlich wichtigem Meeting im “Garten” der Königin von England. Damals siegte Manduro, trainiert von Andre Fabre in Paris und in den Farben von Baron Ullmann in den Prince of Wales Stakes, Mi Emma trainiert von Andreas Wöhler in Ravensberg wurde Zweite in dne Coronation Stakes. Schließlich wurde Le Miracle aus dem Gestüt Hachtsee, trainiert von Werner Baltromei Dritter im Ascot Gold Cup..

Dicht dran war 2000 Peter Schiergen mit Sumitas, ebenfalls im Besitz von Baron Ullmann, der  Zweiter zu Dubai Millenium in den Prince of Wales Stakes wurde.  Aber auch wenn man weiter zurück blättert, findet sich kein Sieg eines in Deutschland trainierten Pferdes während Royal Ascot.

Seit diesem Jahr ist das anders. Energizer aus dem Gestüt Schlenderhan mit Adrie de Vries im Sattel siegt für Jens Hirschberger in den zur Gruppe 3 zählenden Tercentenary Stakes Stakes über 2011m. Ein wahrhaft historischer Sieg! Es war interessant zu hören, wie die Kommentatoren dieses deutsche Element heraus gestellt haben und aus Adrie de Vries auch noch einen Deutschen gemacht haben – er arbeitet ja immerhin in Deutschland und ist der Sprache auch mächtig. Paßt ja irgendwie!

Aber das war nicht der einzige deutsche Erfolg am Ladies Day mit dem Gold Cup im Mittelpunkt. Der Sieger Colour Vision stammt aus der Monsun-Tochter “Give me Five”, der Zoppenbroicher Ascar Tau wurde wieder Fünfter. In den Ribbesdale Stakes (Gruppe 2) wurde Shirocco Star (v. Shirocco) Dritte.

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Indomito Vierter in Royal Ascot

Frankel kann man nicht schlagen – das ist eine Galoppiermaschine, wie man sie nur seltenst zu sehen bekommt. Sein Auftritt in den Queen Anne Stakes war deswegen auch mehr ein gut bezahlter Galopp als wirklich ein Rennen gegen andere Pferde. Als Tom Queally ihn rund 400m vor dem Ziel losgelassen hat, ging er auf und davon und ward nicht mehr gesehen.

Andreas Wöhler hatte Indomito am Start – Sieghoffnungen hat man sich vor dem Start sicherlich nicht gemacht, aber die Platzgelder sind auch nicht schlecht und eine Plazierung bei eines der Großen Ascot Rennen ist für eine spätere Deckhengstkarriere mit Sicherheit kein Fehler. Nach einem streng auf Warten gerittenen Rennen wurde Indomito Vierter, 1 Länge und einen Hals vom Zweiten geschlagen. Eine verdammt gute Form und man muß feststellen, daß die deutschen Meiler teilweise doch besser sind, als ihr Ruf.  Hinter Indomito gab es zum Fünften wieder eine Lücke von drei Längen.

Queen Anne Stakes Royal Ascot 2012

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Renntag in Halle

Die Rennvereine in Dtld haben es nicht leicht. Sinkende Umsätze bei steigenden Kosten. Die Sponsorengewinnung ist für einen Sport der immer mehr aus den Medien verschwindet, auch kein einfaches Unterfangen.

Die Rennbahnen in Deutschland bräuchten fast alle eine Generalüberholung. Von Baumaßnahmen, wie sie auf verschiedenen Bahnen in England in den letzten Jahren vorgenommen wurden, brauchen wir in Deutschland gar nicht zu träumen.

Aber eigentlich sollte man annehmen, daß sich eine Rennbahn vor allem bei der Saisoneröffnung irgendwie nett und freundlich präsentiert.

Liest man die persönliche Beschreibung von Jutta Mayer aus München zum Renntag in Halle, dann ist man einigermaßen erschrocken, wie es auf den Bahnen in Deutschland aussieht und wie man mit den Aktiven umgeht.

Renntag Halle 02.06. Eigentlich ist es nicht meine Art aber nun mal ein paar Eindrücke von dem gestrigen Hallenser Renntag.

Ankunft 10.00 Uhr mit Anhänger, wir öffnen das mittlere Tor um einfahren zu können. Empfangen werden wir von einer Dame mit einem herzlichen, “na ihr Müncherner, wie lange kommt ihr schon hierher um zu wissen das man das obere Tor benützt”. Nicht so oft und wenn habe ich dieses Tor benützt, herzlicher Empfang. Die Dame hatte dann damit zu tun das Tor abzuschließen, Boxen, Stallnummer dann freie Auswahl. Wenig später stand dann das Team von Hirschberger am selben Tor und fragte mich, mach ich irgend etwas falsch? Ja, ich nun ja schon aufgeklärt, falsches Tor, wie oft kommt ihr denn nach Halle?  Frau Glodde konnte zu diesem Tor dann auch nicht mehr hinaus. Kein Schlauch bei Ankunft um Pferde zu waschen und auch nicht bei den Rennen. Was ist wenn ein Pferd schlechten Kreislauf hat, Wassereimer?

Waagegebäude zentimeter dick eingestaubt alles. Kein Toilettenpapier, die Halterung mit einer ein zentimeterdicken Staubschicht, keine Handtücher. Ich habe mich im Jockeyzimmer der Mädchen umgezogen weil vielleicht sauberer wie im Anhänger, Irrtum. Kalt, dreckig, völlig eingestaubt. Kein warmes Wasser in den Duschen. Das Gras auf dem Gelände auf die Schnelle noch geschnitten und liegen gelassen. Von Herrn Müller bekam ich kein Hallo oder Grüß Gott, schön das ihr da seit, nicht mal ein Kopfnicken wurde mir zuteil.

Ich weiß das wenig Geld vorhanden ist und nichts inverstiert werden kann. Aber ein paar Besen, Reiniger für die sanitären Anlagen, Papierhandtücher ein Eimer wo man diese dann hineinwerfen kann, Toilettenpapier, vielleicht sogar noch ein paar Blümchen als Blickfang, sollte doch drin sein. Ich kenne keine Bahn wo man so kalt und unherzlich behandelt wird. Man hat so das Gefühl, danke das ich bei Euch laufen durfte, soll ich noch was mitbringen oder lieber gar nicht mehr kommen. Willkommen fühlten wir uns nicht. Das betrifft nicht die Aktiven die waren wie immer nett und freundlich aber so betriebener Sport ist zum Scheitern verurteilt. Da braucht man dann nicht jammern, das ist selbst so produziert.”

Diesem “Renntagsbericht” ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Man stellt sich nur die Frage, wie es bei solchen Zuständen vor Ort weitergehen soll mit unserem Sport. Ob da jemand eine Antwort drauf weiß?

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Camelot verzaubert Epsom

Nur 9 Pferde liefen dieses Jahr im 233. Derby auf den Downs von Epsom, sowenig  wie seit 105 Jahren nicht mehr. Der heiße Favorit Camelot wirkte abschreckend auf die Konkurrenz.

Und Camelot ließ den Gegnern keine Chance. Als der junge Joseph O’Brien ihn an der Außenseite in Position brachte, war er schnell vorne und gewann das Derby mit 5 Längen vor Main Sequence aus dem Rennstall der Niarchos Familie. Damit ist der in vier Rennen ungeschlagene Camelot ein sehr ernster Anwärter auf die Triple-Crown. Er wäre der erste Träger seit dem legendären Nijinsky, der 1970 die  drei Classics gewann. An seinem Stehvermögen sollte es eigentlich keine Zweifel geben.

Es ist das erste englische Derby, bei dem der Vater und Sohn erfolgreich waren. Für Aidan O’Brien war es der dritte Sieg im Epsom-Derby, für seinen Sohn Joseph der erste. Joseph O’Brien ist mit 19 Jahren dazu einer der jüngsten Reiter, der das Epsom Derby gewonnen hat. Wahrscheinlich war nur der große Lester Piggott bei seinem ersten Derbysieg jünger. Der Majestro siegte 1954 mit Never say Die, gerade 18 Jahre alt, auf den Downs von Epsom.

Familiäre Bande sind in großen Rennen allerdings nicht so selten. 1984 siege der von David O’Brien trainierte Secreto mit einem kurzen Kopf vor El gran Senor, der von seinem Vater Vincent O’Brien trainert wurde.

In Frankreich ritt Freddy Head zwei Sieger im Prix de Jockey Club, dem französischen Derby für seinen Vater Alec Head und dazu noch einen für seinen Großvater William Head. Und vielleicht gelingt Schiergen-Team dieser ganz besondere familiäre Doppelschlag demnächst auch in Deutschland.

Traditionell gehört die Königin zu den regelmäßigen Besuchern des Epsom Derbys. Und dieses Jahr feiert sie am ersten Juni-Wochenende ihr 60-jähriges Tronjubiläum. Da sie trotzdem noicht auf den Besuch des Derbys verzichten wollte, hat man kurzerhand das Derby zur Auftaktveranstaltung für die Jubiläumsfeierlichkeiten erklärt. Entsprechend gut war die Bahn besucht – eigentlich war sie propevoll, soweit man das im Fernsehen erkennen kann. Für den Sponsor Investec ein wunderbares Geschenk, denn die BBC berichtet sehr ausführlich – nicht nur über das Derby, sondern vor allem auch über das diamantene Kronjubiläum – und Investec war die ganze Zeit auf den Bildschirmen präsent.

Traurig, daß in den WDR-Nachrichten lediglich erwähnt wird, daß die Königin ein traditionelles Pferderennen in Epsom im Süden von London besucht. Wir sind in Deutschland schon soweit vom Rennsport weg, daß man in der Nachrichtenredaktion des WDR noch nicht einmal über die Bedeutung des Epsom-Derbys informiert ist.

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Ein schönes Wochenende für die deutsche Zucht

So könnte es eigentlich immer laufen. Vor allem in zwei Wochen zum D-Day auf den Downs von Epsom!

Angefangen mit dem Schlenderhaner Mawingo, der jetzt in Australien für eine Besitzergemeinschaft um A Kheir läuft. Im zur Gruppe I zählenden Kirks Doomben Cup siegte er in einer Kampfankunft mit einem Kopf vor Lights of Heaven und dem Ex-Franzosen Manighar. Das Rennen war mit 500.000 Australischen Dollar (rund 386.000 EUR) dotiert. Neben Lucas Cranach aus der Zucht des Gestüts Graditz und dem zweiten Schlenderhaner Illo ist Mawingo der dritte Deutsche, der erfolgreich Down-Under in großen Rennen läuft.

Mit großer Spannung wurde das Jahresdebut von Danedream im Preis der Badischen Unternehmer erwartet. Die FAZ, hinter der sich meistens ein kluger Kopf verbergen soll, in der aber selten über den Galopprennsport geschrieben wird, hat ausführlich über das neue Glamourgirl des deutschen Rennsports berichtet. Danedream stand am Toto immer unter 20 und zahlte schließlich 14:10. Dabei kamen Ovambo Queen aus dem stall von Dr. Andreas Bolte und Silvaner als weiteren Starter aus dem Schiergen-Stall am Ende noch bedenklich nahe. Man könnte fast meinen, Andrasch Starke hat nur die inneren Pferde gesehen und die beiden außen gehenden Angreifer erst spät bemerkt.

Den Vogel abgeschossen hat aber Feuerblitz im Derby Italiano, das er mit einem kurzen Hals vor  Wild Wolf und Smoking Joe mit einem kurzen Hals gewann. Der junge Stall Eivissa ist damit zum Shooting-Star des deutschen Rennsports avanciert. Auf einen Derbysieg warten viele große Gestüte Jahre und Jahrzehnte und Eivissa hat es nach sehr kurzer Zeit schon geschafft.

Feuerblitz hat die Reise nach Italien mit einem Sieg in einem Sieglosen-Rennen und dem zweiten Platz im “Grosser Preis von Rossmann – Derby Trial “ im Marschgepäck angetreten und gehörte damit zu den chancenreichen Außenseitern. Wenn der zweite Platz in einem deutschen Listenrennen als Vorform zum Sieg im Derby Italiano reicht, sind entweder die italienischen Dreijährigen nicht besonders gelungen oder die Deutschen sind dieses Jahr besonders gut gelungen.

Für Michael Figge ist es der größte Erfolg seiner noch ebenfalls sehr jungen Trainerkarriere und wird dem Quartier hoffentlich den verdienten Zuspruch bringen. Geritten wurde der Derbysieger von dem Slowaken Robert Havlin. Gezogen wurde Feuerblitz vom Gestüt Park Wiedingen. Seine Mutter war bei zwei Starts nicht ins Geld gelaufen. Big Shuffle gilt eher als Vater schneller Pferde und ist weniger der Vererber für Steherdistanzen.

Bayerns Metropole ist sportlich im Moment nicht gerade von Erfol,g verwöhnt, denn die Bayern haben keinen der drei Titel nach Hause geholt. Am Samstag hatten sie eigentlich immer gewonnen, nur am Ende hat es nicht gereicht. Da können die Galopper aus dem Stall Eivissa und Michael Figge wenigstens einen kleinen Ausgleich bieten und haben einen echten Grund zum Feiern geliefert!

Korrektur: Robert Havlin ist kein Slowake, sondern ein in England lebender Schotte und Michael Figge hat sich bei Facebook für die Vermittlung des Reiters durch Gary Hind bedankt.

Ganz rund wäre das Wochenende gewesen, wenn Karibiksturm in der Grand Steeplechase de Paris nach vorne gelaufen wäre. Das Rennen war leider eine Nummer zu groß und er wurde angehalten. Die anderen vier von deutschen Hengsten abstammenden Starter sind ebenfalls nicht über den Kurs gekommen, zu denen auch  Quart Monde als Zweitplazierter des letzten Jahres gehört.

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Manduro-Sohn gewinnt Englands wichtigste Derby-Vorprüfung

Die Dante Stakes von York (2092m, GR 2) sind die wohl wichtigste Vorprüfung für das englische Derby Anfang Juni auf den Downs von Epsom. Der diesjährige Sieger Bonfire im Besitz von Highclere Thoroughbred Racing-Pocahontas und trainiert von Andrew Balding stammt aus dem ersten Jahrgang von Manduro. Bonfire war Jahresdebutant.

Im vergangenen Jahr war er bereits Dritter im Grand Criterium de Saint Cloud (GR 1) in Frankreich.

Damit gilt Bonfire als einer der Favoriten für das Derby in Epsom. Allerdings ist er erst drei Rennen gelaufen und der Kurs in Epsom mit seinen großen Höhenunterschieden stellt hohe Anforderungen an das Pferd und dort ist neben der Klasse auch Rennerfahrung gefragt.

Letztes Jahr wurden die Dante-Stakes übrigens von Carlton House aus dem Rennstall der Königin von England gewonnen. Eigentlich sollte er für die rennsportbegeisterte Königin den lang ersehnten Derbysieg und den ersten Derbysieg für die königlichen Farben seit über 100 Jahren schaffen, aber es reichte leider “nur” zum dritten Platz.

Manduro hat jedenfalls einen guten ersten Jahrgang am Start und man darf gespannt sein, wie sich seine Nachkommen weiter entwickeln.

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Steffi Hofers erster Gruppe-Siege

Die ehemalige Amateurchampionesse Steffi Hofer gehört seit einigen Jahren zu den besten Jockeys in Deutschland und ist regelmäßig unter den Top-10 zu finden.

Am heutigen Maifeiertag gelang ihr der eigentlich längst überfällige erste Gruppe-Sieg mit Smooth Operator in der Silbernen Peitsche. Dreimal “Hals” notierte der Richter zwischen den ersten vier Pferden.

(C) Turfstock - Lajos Balogh, München

Damit ist Steffi Hofer die erste deutsche Reiterin überhaupt, der ein Sieg in einem Gruppe-Rennen gelang. Auch wenn sie leider nicht die erste Reiterin überhaupt ist, die ein Gruppe-Rennen in Deutschland gewonnen hat. Dies ist der Engländerin Hayley Turner mit Lady Deauville 2008 in Hannover in der Lando-Trophy, dem ehemaligen Hessen-Pokal. Hayley Turner ist inzwischen auch die erste Frau, die in Europa ein Gruppe-1-Rennen gewonnen hat.

(C) Turfstock - Lajos Balogh, München

Aber egal, der erste Sieg ist immer etwas besonderes – der erste Sieg überhaupt, der erste Listensieg, der erste Gruppe-Sieg. Und der erste Gruppe-Sieg einer deutschen Reiterin ist etwas für die Geschichtsbücher.

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Die Badenia – Mannheims Traditionstitel

Am Sonntag wird in Mannheim das Badenia-Jagdrennen gelaufen. Im dünnen deutschen Rennkalender und noch viel dünnerem Hindernissport ist sie eines der wenigen noch verbliebenen Jagdrennen und das letzte Jagdrennen aus alter Zeit, dessen Tradition noch gepflegt wird.

Gegründet wurde die Badenia 1870 als Offziersreiten. Der erste Sieger war “The Nip” im Besitz des Grafen M Wolff-Metternich, geritten von Graf W Metternich. Im nächsten Jahr, 1871 mußte das Rennen wegen des deutsch-französischen Kriegs ausfallen.

Über die ersten Jahre des Rennens habe ich nur wenige Informationen. Es soll damals immer “gutes Geld” gegeben haben, aber prüfen konnte ich das noch nicht. Im Sattel saß die Creme de la Creme der deutschen Herrenreiter. Otto Suermondt, der ewige Champ der Amateurrennreiter siegte zweimal, Graf Bismarck ließ laufen, ritt allerdings nicht selbst, im Sattel saß Graf Dohna, ein Sproß einer der wohlhabendsten Adelsfamilien des alten Ostpreußen. Die Badenia gewonnen zu haben, war für einen Soldaten in der alten Armee durchaus karrierefördernd.

1904 betrug die Dotierung dann 14.000 Mark und es ging steil bergauf. 1907 waren es schon 45.000 Mark, 1911 waren es 58.000 Mark, 1913 69.000 Mark und 1914 stolze 74.000 Mark. Aber was heißt das eigentlich, wieviel Geld war das damals? Das Rennjahr 1914 wurde durch den Kriegsausbruch 1914 vorzeitig beendet. Deswegen einmal ein paar Vergleichszahlen aus 1913, dem wohl wertvollstem Rennjahr in der Geschichte des deutschen Turfs.

Es gab ein paar Hunderttausender, dazu gehörte der Große Preis von Berlin, damals auf der Grunewaldbahn gelaufen, der Große Preis von Hamburg in Hamburg-Groß-Borstel und der Hammonia-Preis ebenfalls in Groß-Borstel gelaufen. Das Derby war mit 120.000 Mark dotiert, der Große Preis von Baden mit 80.000 Mark. Baden Baden und Mannheim lagen beide im Herzogtum Baden und zwischen dem bedeutendem Großen Preis von Baden und dem Jagdrennen in Mannheim betrug die Preisdifferenz gerade einmal 6.000 Mark.

Über die Sprünge war nur das Große Berliner Jagdrennen mit 76.000 Mark höher dotiert. Das hochrenommierte Große Armee-Jagdrennen, gelaufen unter dem Protektorat S. M. des Kaisers war mit 13.400 Mark geradezu sparsam dotiert. Im Großen Preis von Karlshorst, dem Deutsche Cheltenham Gold Cup gab es 45.000 Mark zu gewinnen.

Die Klassiker auf der Flachen waren ebenfalls vergleichsweise sparsam ausgestattet.  Das Henckel-Rennen (heute Mehl-Mülhens-Rennen) mit 26.000 Mark, die Diana mit 27.220 Mark und das Leger mit 40.000 Mark.

Allein die absoluten Zahlen sind schon beeindruckend, aber was war das Geld denn wert? Ein ziemlich simpler Vergleich. 1911 oder 1912 wurde in Ratingen bei Düsseldorf ein Bauernhof mit ca. 30 ha Land für rund 30.000 Mark verkauft. Den Kaufvertrag habe ich vor einigen Jahren einmal gesehen. Mit der Siegdotierung der Badenia von 1914 hätte man den Hof kaufen können und noch etwas Geld übrig gehabt. Ein Rennen gewinnen und einen Bauernhof kaufen – in Deutschland heute unmöglich, eine Utopie..

Vom Statistischen Bundesamt wird eine Langzeittabelle mit den Einkommen der Arbeiter im produzierenden Gewerbe seit 1913 gepflegt. Danach verdiente ein Arbeiter in der Fabrik 1914 119 Mark im Monat oder 1428 Mark im Jahr. Die Dotierung der Badenia betrug also knapp 52 Arbeiter-Jahreseinkommen.

Neben dem Geldpreis gab es für den Sieger noch einen großzügigen Ehrenpreis “Goldpokal gegeben von SKH, dem Markgrafen von Baden garantirt 3000 Mark wert”. War der Offizier nicht gleichzeitig Besitzer des Pferdes, so wurden diese Pokal recht häufig sehr schnell verkauft, weil die Offiziere meistens knapp bei Kasse waren.

Mannheim war immer ein kleiner Verein mit wenigen Renntagen. Aus den Totoerlösen konnte man solche Rennpreise nicht bezahlen. Ohne die großzügigen Zuwendungen des Badischen Fürstenhauses hätte man solche Rennpreise nicht bezahlen können. Die Jagdrennen waren für die Offiziere in Friedenszeiten ein wichtiges Betätigungsfeld und Siege auf der Rennbahn waren bei der Beförderung hilfreich. Der Hintergrund war sehr einfach. Ein Offizier, der im Renntempo im dichten Pulk energisch gegen die damals respektablen Hindernisse ritt, hatte Mumm und konnte im Krieg eine Einheit auch unter feindlichem Feuer vorwärts führen.

Jagdrennen als Ausbildungsstätte der Armee – heute mutet es sonderbar an, damals war es  normal, gelebte Realität

Aber dann kam der Krieg und die ganze Herrlichkeit wurd’ über Nacht hinweg gerafft.

Nach dem Krieg war alles anders. Das Fürstenhaus als Sponsor existierte nicht mehr und die Gesellschaft erlebte einen Umbruch, wie es ihn in Deutschland zuvor wohl noch nicht gegeben hat. Daß der Rennsport mit seiner Nähe zu den Fürstenhäusern davon nicht verschont blieb, versteht sich von selbst. Dazu kamen die Nachkriegswirren und viele politische und wirtschaftliche Probleme.

1920-1922 wurde die Badenia wieder gelaufen. 1922 betrug die Dotierung bei einer sich stark beschleunigender Inflation 75.000 Mark. Vom Wert war es nur noch ein Bruchteil der Vorkriegsdotierung. Danach war bis 1933 erst mal Schluß mit Galopprennen in Mannheim. Die Badenia wurde erstmals 1934 wieder gelaufen. 7.000 Mark betrug die Dotierung. Verglichen mit heute eine gute Dotierung, aber in Relation zu den großen Flachrennen und den Jagdrennen auf der Berliner Hindernisbahn Karlshorst doch eher bescheiden. Aber es ging aufwärts. 1937 standen wieder 15.000 Mark über dem Rennen. Soviel zahlte auch das Kisasszony-Rennen (1000 Guineas), das Henckel-Rennen und der Hansa-Preis waren mit 21.000 Mark dotiert, der große Preis von Baden mit 43.000 Mark. Im Derby, Großer Preis der Reichshauptstadt und Braunes Band von Deutschland gab es  100.000 Mark zu gewinnen.

Wertvollstes deutsches Hindernisrennen war damals der Alpenpreis in München mit 30.000 Mark. Dort gab es auch einen Sponsor, über den man heute aus gute, Grund nicht mehr so gerne spricht.

Auch in der Zeit zwischen den Kriegen war die Badenia den Amateuren und Offizieren vorbehalten. Eine Öffnung für die Jockeys erfolgte erst mit dem Neubeginn nach dem zweiten Weltkrieg.

Mit dem erneuten Kriegsausbruch war wieder Schluß mit Rennen in Mannheim. Obwohl der Rennsport in Deutschland weiter betrieben wurden, wurden in Mannheim keine Rennen gelaufen.  Erst 1957 sollte wieder eine Badenia gelaufen werden, allerdings nicht in Mannheim, sondern in Haßloch in der Pfalz, wo sie bis 1972 gastieren sollte. Seit 1973 wird sie wieder in Mannheim gelaufen. Allerdings ist die Rennbahn in Mannheim heute nicht mehr identlisch mit der MAnnheimer Bahn vor 1918.

Auch wenn die Dotierung zur Jahrtausendwende teilweise über 30.000 Dm betragen hat, hatte die Badenia nicht mehr die Bedeutung, die sie in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg hatte.

Pferderennen in Mannheim, daß ist heute perfekt organisierter und volkstümlicher Rennsport. Wenn es nicht gerade junge Hunde regnet, ist die Bahn zum Haupttag des badischen Rennjahres brechend voll.

Daß man in Mannheim sehr rührig ist, hat sich auch im Rest der Republik rumgesprochen. Und die Mannheimer wissen um die Bedeutung der Badenia, die der Rennverein vorzüglich pflegt. Die alten Traditionsrennen ist ein Pfund des Rennsports in den modernen und unruhigen Zeiten, dessen man sich in vielen Bereichen gar nicht wirklich bewußt zu sein scheint.

10 Pferde sind als Starter angegeben und mit zwei Startern aus Tschechien, je einem aus Belgien und Frankreich ist ein sehr internationales Feld geworden. Deuxcentdixhuit (118), der Vorjahressieger und Alanco haben wohl die besten Chancen. Supervisor vertritt nicht mehr die Klasse wie vor zwei oder drei Jahren und sollte es schwer haben, die Favoriten zu schlagen.

Dem Mannheimer Rennverein wünsche ich einen guten und erfolgreichen Renntag – auf das die Tradition der Badenia noch viele Jahre weiter leben wird.

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Heinz Jentzsch verstorben

Der erfolgreichste Trainer in der Geschichte des deutschen Galopprennsports ist tot. Im Alter von 92 Jahren ist Heinz Jentzsch am Samstag in Baden-Baden gestorben. 4029 Rennen haben die von ihm trainierten Pferde zwischen 1942 und 1999 gewonnen, zwischen 1960 und 1994 wurde er von seinem Standort Köln aus 31mal deutscher Meister seiner Berufssparte. Jentzsch hat alle wichtigen Rennen in Deutschland für sich entscheiden können, allein achtmal gewannen seine Schützlinge das Deutsche Derby. Jentzsch trainierte insbesondere für die Gestüte Schlenderhan und Fährhof, er war Mentor zahlreicher Spitzenjockeys wie Georg Bocskai oder Peter Schiergen. Nachfolger an seinem Kölner Rennstall wurde denn auch nach Jentzsch’ Rückzug aus dem Berufsleben Peter Schiergen, der inzwischen selbst einem der gewinnreichsten Rennsportunternehmen Deutschlands als Trainer vorsteht.

Quelle: http://www.turf-times.de/tt-artikel/heinz-jentzsch-verstorben

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