Letztes Jahr hat es im Stall von Peter Schiergen einen Fall von Cobalt-Doping gegeben und jetzt aktuell ist Wonnemond aus dem Stall von Düsseldorfs Spitzentrainer Sascha Smrczek nach seinem Start am 9. April positiv auf Cobalt getestet worden.
Cobalt fördert die Bildung von roten Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport verantwortlich sind und wirkt ähnlich wie Erythropoietin (bekannt als Epo) bei den Radsportlern. Allerdings hat Cobalt auch sehr schädliche Nebenwirkungen. Bei zu großer Dosis oder bei zu langer Anwendung besteht ein erhöhtes Risiko von Herzattacken und es soll die Bildung von Tumoren beschleunigen. Gleichwohl hat Cobalt nicht nur in der Medizin einen sehr großen Anwendungsbereich.
Während in Australien Cobalt ein großes Problem ist, sind es in Deutschland derzeit noch Einzelfälle und bei beiden Trainern sollte man unbedingt davon ausgehen, daß kein Fall von vorsätzlichem Doping vorliegt. Während Pferde früher mit Heu und Hafer gefüttert wurden, gehören heute Futterergänzungsmittel in jeden Rennstall dazu. Die medizinische Forschung bietet heute die Möglichkeit, einen Vielzahl von Parametern über den Mineralhaushalt und andere Bereiche auszuwerten und durch entsprechende Futterergänzungsmittel zu optimieren.
Zudem ist das Angebot auf dem Markt kaum noch überschaubar und was wirklich in den eigentlich hilfreichen und legalen Zusatzpräparaten drin ist, ist manchmal so eine Sache. Aufgeführt werden auf dem Beipackzettel die Stoffe, die im Produkt enthalten sind und in welcher Menge, d.h. so wie das Produkt zusammengemischt wird. Nicht aufgeführt werden die Stoffe, die bei der Produktion ungewollt aus einer Reaktion der Ausgangsstoffe entstehen und deren und andere Rückstände nicht ganz ausgefiltert werden können. Erinnert sei hier an Rückstände von Mineralöl bei den allgemein beliebten Gummibärchen. An anderer Stelle kann das dann eben Cobalt sein.
Im Endeffekt gilt es hier ein rein pharmakologisches Problem zu lösen.
Der Galoppsport in Europa gehört wahrscheinlich zu den Sportarten mit den wenigsten Doping-Fällen, was auch Folge einer konsequenten Politik ist. Für Pferde müssen Medikamentenbücher geführt werden und sie müssen im Fall einer Kontrolle jederzeit zur Verfügung stehen. In Deutschland gibt es eine Positiv-Liste von Medikamenten, also Substanzen, die für die Behandlung eines Rennpferdes im Training verabreicht werden dürfen. Alles, was nicht auf dieser Liste steht, wird erstmal als Doping betrachtet.
Man muß es schon fast als Katastrophe betrachten, wenn jetzt durch die Hintertür über Restsubstanzen bei Ergänzungsprodukten diese Dopingfreiheit nicht mehr gewährleistet werden kann – ohne daß die Trainer ein direktes Verschulden trifft. Wenn eine Substanz auf einem Beipackzettel nicht aufgeführt ist, muß ich als Anwender davon ausgehen, daß sie im Produkt nicht vorhanden ist.
Da dies offensichtlich nicht mehr der Fall ist, müßte das Direktorium als Aufsichtsbehörde des Rennsports mit den Herstellern der im Sport verwendeten Produkte Vereinbarungen treffen. Es müßte gewährleistet sein, daß keine unerlaubten Substanzen im Produkt vorhanden sind, auch nicht als Restspuren. Hersteller, die eine solche Vereinbarung mit dem DVR treffen, werden in einer Liste vertrauenswürdiger Lieferanten aufgeführt. Zur Sicherstellung wird von jeder Produktions-Charge eine Probe eingelagert oder beim DVR hinterlegt. Über die Vertriebsdaten kann nachvollzogen werden, wo welche Charge verwendet wurde, und es kann auch nachträglich getestet werden, ob die Probe mit Rückständen belastet war.
Ist ein solcher Test dann negativ und ein Pferd positiv, dann hat der Trainer ein Problem!
Ich will niemanden in die Pfanne hauen und auch den Trainern nichts Böses unterstellen, aber der Galoppsport hat bereits ein Image-Problem und muß in erster Linie eine Existenzberechtigung beweisen und seine finanzielle Struktur deutlich verbessern. Käme jetzt eine Doping-Problematik dazu, dann wäre der Schaden unabsehbar, denn die einschlägige Presse würde das sofort massiv ausschlachten.