Reformen im Französischen Rennsport

Für deutsche Besitzer und Trainer ist Frankreich immer noch das gelobte Land. Die Rennpreise sind nicht vergleichbar mit Deutschland und es gibt viel mehr Startmöglichkeiten für deutsche Pferde. Aber der Rennsport (Galopp und Trab) hat in Frankreich Probleme, die Rennpreise stagnieren, die letzte allgemeine Erhöhung erfolgte vor über 2006, also vor über 10 Jahren. Zwischendrin hat es einige Preis-Anhebungen wichtiger Rennen gegeben, aber keine allgemeine Anpassung der Dotierungen. In den Jahren davor erfolgte die Anpassungen in viel kürzeren Abständen.

Dazu ist das PMU-Geschäft in den letzten Jahren schwer in Bedrängnis geraten und hat einige Jahre in Folge Verluste von rund 30 Mio produziert, wie die Turf-Times vor einiger Zeit berichtet hat.

Am Montag tagte in Frankreich eine Kommission zur Reform des Rennsports, um die derzeit unerfreulichen Zahlen zu verbessern. Kern des Porgramms, das nach seinem Erfinder Cyril Linette, dem Generaldirektor von PMU „Plan Linette“ benannt ist, sieht eine Straffung des französischen Rennsports und der Premium-Veranstaltungen vor,. Dazu eine Vereinfachung des wohl inzwischen recht unübersichtlich gewordenen Wettangebots.

Es ist geplant, die Premium-Veranstaltungen in Frankreich um 1.085 Rennen zu reduzieren, was einer Kürzung von rund 10% entspricht. Viel entscheidender ist allerdings die Kürzung der ausländischen Premium-Rennen. Hier ist eine Kürzung um 1636 Rennen vorgesehen, was 44% der 2018 durchgeführten Veranstaltungen entspricht.

In Deutschland werden recht viele PMU-Veranstaltungen durchgeführt. Es bedarf keiner großen Phantasie, daß Deutschland entsprechend deutliche Kürzungen erfahren wird. Wie das bei der doch recht tiefen Verflechtung, die Frankreich und Deutschland haben, geschehen wird, ist eine spannende Frage. German Tote wird inzwischen von den Franzosen kontrolliert und ich weiß nicht, welchen Einfluß Deutschland dort noch nehmen kann.

Vor zwei oder drei Jahren erklärte der Generalsekretär des Direktoriums, bei der Vorstellung der Zahlen für 2016 (oder 2015 ich weiß es nicht mehr genau), daß der abermalige Rückgang der deutschen Umsätze nicht schlimm sein, weil man diese durch die gestiegenen Umsätze und damit verbundenen Provisionen aus Frankreich mehr als ausgeglichen habe.

Bei Equidia gab es am Dienstag dazu eine Diskussionsrunde – ich habe sie selbst noch nicht ganz gesehen und bin auch auf die Presseberichten in Frankreich gespannt. Das Vidoe ist bis Angang nächster Woche noch verfügbar, wenn ich richtig informiert bin.

Equida  Plan Linette

Ich sehe mit großer Spannung der Erklärung des Direktoriums in Köln zu diesen Beschlüssen in Frankreich entgegen!

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Freundeskreis Pferd im Bundestag

Frau Nahles hat eine fraktionsübergreifende Initiative „Freundeskreis Pferd“ im Deutschen Bundestag ins Leben gerufen. Wie in der Presse zu lesen ist, gibt es solche fraktionsübergreifende Gruppen, sei es als Arbeitskreis oder Freundeskreis in vielen Bereichen, in denen Parlamentarier sich auch über private Leidenschaften austauschen.

Auf der Einladung, die von dem FDP-MdB Pascal Kober verschickt wurde, ist am Ende der im Internet verfügbaren ersten Seite der Einladung der Austausch auch mit Gästen aus der Praxis und der Wissenschaft vorgesehen.

Der Rennsport sollte diese Chance nutzen und den einen oder anderen Referenten für den Austausch der Politik mit der Wissenschaft und der Praxis. Eigentlich eine perfekte Möglichkeit, für den Rennsport, sich dort zu präsentieren. Es wird eine Tafelrunde sein und kein Gremium, in dem verbindliche Beschlüsse gefaßt werden. Das geschieht im Parlament. Aber der Kontakt zu den Entscheidern und die Möglichkeit die Probleme des Rennsports direkt in den Bundestag zu kommunizieren, dürfte einmalig.

Eine Chance die die Gremien in Köln unbedingt nutzen sollten!

2018-10-12 Einladung Parlamentskreis Pferd

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Fehlstart im Ramm-Memorial?

Das Ramm-Memorial wurde wegen Fehlstart annulliert. Guckt man sich den Rennfilm mit der “Stotterbremse” an, dann geht die Boxentür von Millowitsch ganz außen einen Bruchteil einer Sekunde eher auf als die anderen Boxentüren und Millowitsch zieht sofort nach innen auf den Boxennachbarn Shining Emerald. Einzig Millowitsch wird von seinem Reiter angehalten.

Jedenfalls kann man nicht feststellen, daß Millowitsch von dem vermeintlich zu frühem Start einen Vorteil hatte. Es geht um einen sehr kleinen Bruchteil einer Sekunde.

War das wirklich ein Fehlstart? Es ist an der Grenze – außer Andreas Helfenbein hat das keiner der Jockeys so gesehen und nach einem Bericht in GOL muß die Rückruftechnik erst mit Verzögerung funktioniert haben oder wurde sie vom Starter auch erst (zu) spät ausgelöst, weil er den Fehlstart auch nicht direkt erkannt hat? Auch wenn es keinen Rückrufer mehr gibt, muß doch ein Fehlstart mit der hoch gehobenen Fahne angezeigt werden und da der Starter vor der Startmaschine steht, sieht man diese meistens im Augenwinkel wenn man vorbei reitet. Außerdem ist es auch das Signal an den Rennkommentator und für die Zuschauer.

Eine blinkende gelbe Lampe und eine Sirene, die auf Fehlstart hinweist, ist auf dem Rennfilm auch nicht zu erkennen.

Ich denke bei so einer Situation spontan an der Derby 1976, als Stuyvesant als letztes Pferd in die Boxen ging und fast aus der Bewegung startete. Als Pacemaker sollte er für Swazi in der ersten Schlenderhaner Farbe vorne gehen – und er ging bis ins Ziel vorne. Wenn es heute ein Fehlstart war, dann war es damals auch ein Fehlstart.

Jürgen Alb hat den Rennfilm hochgeladen. Für mich war ein kein Fehlstart.

Ramm-Memorial

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Reisen die die Welt nicht braucht

Khan war überraschender Sieger im Preis von Europa. Es war ein Tag, an dem alles gepaßt hat – vor allem das Wetter. Der Boden war weich und der Santiago-Sohn fühlte sich in seinem Element.

Der Rennsport und die Vollblutzucht sind international – und in den internationalen Rennen werden die Deckhengste gemacht. Aber manchmal wäre ein klein wenig Bescheidenheit eine große Zier. Warum reist man mit einem Pferd, das sehr auf passenden Boden angewiesen ist, in ferne Lande zu einem Rennen, in dem der Boden in den letzten 10 Jahren viermal mit „gut“ und viermal mit „fest“ angegeben wurde? Warum läuft so ein Pferd nicht im November in München im Bayern-Preis mit realen Chancen und mit ein wenig „good will“ für den Münchner Rennverein? Alternativ könnte man natürlich auch noch in Italien laufen – Premio Roma oder Premio dell Jockey Club. Nur Gruppe 2, aber gut dotiert, auch wenn man mal ein paar Jahre auf die Kohle warten muß.

Ging es bei der Reise vielleicht nicht zuallererst um die sportlichen Lorbeeren, sondern um die Reiselust im Team Darius Racing? Wollte da vielleicht jemand mal unbedingt nach Canada reisen um ganz international in Erscheinung treten?

Wie gut informierte Kreise aus Köln zu berichten wissen, war der Trainer nicht nach Canada gereist – aus kostengründen wird gemunkelt. Jedoch soll sich beim Team, das Khan nach Canada begleicht hat, eine sehr attraktive Lady mit blonden Haaren und russischem Accent befunden haben, die wiederum von einem Frankfurter Insider der Galoppszene begleitet wurde.

Honi soit qui mal y pense

PS: Khan wurde übrigens Zehnter von elf Startern in Canada. Da tun sich irgendwie Parallelen zu 1976 in Baden Baden Sharper auf. Aber damals blieb man im Lande

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Rekord-Dotierung im Cesarewitch

Das Ceasarewitch-Handicap gehört zu den „säulenheiligen Rennen” Britanniens über weite 2 Meilen und 2 Furlongs (3621m). Erstmals 1839 zu Ehren des damaligen Kronprinzen Alexander von Rußland, dem späteren Zaren Alexander II gelaufen, nachdem dieser dem Jockey-Club eine Spende in Höhe von 300 Pfund gemacht hat. Hört sich nach wenig an, war aber damals viel Geld. Der Sieger im englischen Derby bekam 1839 einen Siegpreis von 4100 Pfund und das Derby war das wertvollste Rennen in England.

In der Siegerliste finden sich einige respektable Deckhengste wie z.B. der Dark Ronald Sohn Son-in-Law oder Rose Prince aus Frankreich und es stand immer der Zeit entsprechend ziemlich viel Geld über dem Rennen.  In der jüngeren Geschichte haben sich auch einige deutsch gezogene Pferde in die Siegerliste eingetragen oder waren plaziert. Z.B. der Lando-Sohn Caracciola aus der Zucht von Andreas und Ilse Brunotte. Seit 2013 ist das Cesarewitch mit rund 245.000 Pfund, davon 155.000 für den Sieger dotiert. Abgesehen von Diana und Derby wäre es damit das wertvollste Rennen des deutschen Turfs.

Dieses Jahr engagieren sich die „Königsblauen“ (nicht die aus dem Pott) als Sponsoren und das Rennen ist mit 500.000 Pfund dotiert, der Sieger bekommt rund 307.000 Pfund. 33 Pferde gehen an den Start. Der Royal Hunt Cup mit rund 108.000 Pfund für den Sioeger und das Ebor-Handicap mit rund 177.000 Pfund das bisher höchstdotierte Handicap in Britannien erscheinen da geradezu bescheiden.

Ist das der Start für eine allgemeine Aufwertungsrunde im englischen Rennsport?

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Enable Doppelsiegerin im Arc

2017 gewann Enable den Arc als heiße Favoritin mit bequemen 2 ½ Längen. In der Vorbereitung für die Saison 2018 lief bei der Stute einiges nicht glatt. Sie kam erst in den September Stakes in Kempton Park in einer Gruppe-3 Prüfung dieses Jahr das erste mal an den Start und gewann souverän mit 3 ½ Längen. Trotzdem gab es einige Zweifel. Reicht die Form für den Arc und beim zweiten Start nach einem gutem Come Back nach einer langen Pause brechen viele Pferde ein, um nur zwei Argumente der Skeptiker zu nennen.

Aber sie strafte alle Zweifler Lügen. Nelson und Capri aus dem O’Brien-Quartier sorgten aus der Maschine heraus für Tempo. Frankie Dettori beorderte die Stute direkt an vierter/fünfter Stelle hinter den Pacemakern. ging eingangs der Gerade ruhig nach vorne und brachte den Vorteil gegen alle Angreifer noch knapp über die Linie. Sea of Class wurde von James Doyle strikt auf Warten geritten und war über den Weg letztes oder vorletztes Pferd. In der Geraden nahm er die Stute nach „mitte außen“ und fand dort seine Lücken, um nach vorne zu kommen, mußte aber auch eine Störung in Kauf nehmen, die vielleicht den Sieg gekostet hat. Am Ende war die Sea the Stars-Tochter eindeutig schnellstes Pferd und 50 Meter weiter hätte sie Enable überrollt. Aber das hilft nichts, der Pfosten steht da, wo er steht.

Dritter wurde Cloth of Stars, ein weiterer Sea the Stars-Sohn. Im Rennen lag er knapp vor Waldgeist, ging aber weiter außen und fand dadurch schneller eine Lücke, durch die er zeitig nach vorne kam. Waldgeist, der Sproß der Waldrun-Familie hatte ein deutlich schlechteres Rennen. Er ging im hinteren Mittelfeld innen an den Rails, fand erst mal keine Lücke, um nach vorne zu kommen und als Pierre-Charles Boudot dann eine freie Bahn gefunden hatte, muß er er zwei Störungen hinnehmen. Ohne diese Störungen wäre er sicher Dritter geworden, aber ob es für den Sieg gereicht hätte? Ich glaube eher nicht. Waldgeist ist ein sehr gutes Pferd, aber für einen Star fehlt ihm der letzte Schuß Klasse.

Capri als Pacemaker wurde Fünfter und war damit der Beste aus dem Ballydoyle-Quartier. Der Sieger, im Doncaster St. Leger, Kew Gardens wurde Siebter vor dem zweiten Pacemaker Nelson. Tiberian, der in deutschem Mitbesitz steht, wurde Zwölfter und Talismanic aus der französische Dependance der Godolphin-Flotte kam dahinter über die Linie.

Für Frankie Dettori war es der sechste Sieg im Arc, für John Gosden als Trainer der Dritte und für Khalid Abdullah als Besitzer ebenfalls der sechste Sieg in der großen Prüfung! Und am Ende war der Sieger auch ein Beweis für das Genie des Cambridge-Absolventen John Gosden, ein Pferd auch unter schwierigen Bedingungen mit einem Aufbaustart auf der Sandbahn für ein derart bedeutendes Rennen mit hochkarätigen Gegnern fit zu bekommen.

Damit ist Enable die achte Doppelsiegerin im Arc. 1920/21 war Ksar der erste Doppelsieger, Motrico 1930/32, Corrida 1936/37, Tantieme 1950/51, Ribot 1955/56, Alleged 1977/78 und Treve 2013/14. Motrico ist der älteste Arc-Sieger überhaupt. Bei seinem zweiten Erfolg war er siebenjährig und Ribot ist der einzige ungeschlagene Doppelsieger.

Aus deutschen Ställen gab es keinen Starter, uns fehlen im Moment einfach echte Klasse-Pferde und die Zuchtbasis ist im Moment einfach zu schmal um im Oberhaus der Champions-League mitreden zu können. Der schrumpfende Rennsport in Deutschland zeigt inzwischen auch deutliche Spuren in der Zucht.

Prix de l’Arc de Triomphe

Das Rahmenprogramm zum Arc, das auf vielen Bahnen aus Hauptprogramm durchgehen würde nachfolgend kurz skizziert.

Der einleitende Prix Chaudenay (Gruppe 2) über 3000m für die Dreijährigen sah mit dem Dubawi-Sohn Brundtland einen Godolphin-Vertreter, trainiert von Charlie Appleby und geritten von William Buick als Sieger. Zweite wurde Lillian Russell, einer Tochter der Be Fabulous (v. Samum) aus Karlshofer Zucht, die in den Farben von Godolphin den Prix Royal Oak gewonnen hat. Godolphin und Dubawi waren damit 1-2, Dritter wurde My Swashbuckler trainiert und in Besitz von Alain Couetil mit Ioritz Mendizabel im Sattel.

Prix Chaudenay

Das Auktionsrennen, mit stolzen 275.000 Euro dotiert, gewann der Reliable Man-Sohn Master Brewer mit William Buick im Sattel für Trainer Michael Bell und The Fitzrovian 2 / Fair Salina als Besitzer. Ein schöner Erfolg für den nun nicht mehr in Deutschland stehenden Hengst.

Im folgenden Prix Dollar (Gruppe 2) siegte Alignement für die Gebrüder Wertheimer mit Maxime Guyon im Sattel und trainiert von Carlos Laffon-Parias. Zweiter wurde der Godolphin-Vertreter Loxley aus dem Stall von Charlie Appleby und geritten von William Buick. Loxley ist das vierte und bisher erfolgreichste Fohlen von Lady Marian, die 2008 für das Gestüt Hachtsee den Prix de l’Opera (Gruppe 1) gewann und danach an Godolphin verkauft wurde. Dritter wurde Fabricate in den Farben von „ Sa Majesté la Reine d’Angleterre“, geritten von Christophe Soumillon. In England steht als Besitzer einfach „The Queen“, aber die Franzosen sind da ausgesucht höflich.

Prix Dollar

Im Prix Daniel Wildenstein (Gruppe 2) gab es einen englischen Dreifach-Triumph. Ostilio (Sheik Mohammed Obaid al Maktoum, Simon Crisford, Andrea Atzeni) siegte vor Oh this is us (Team Wallop, Richard Hannon, Christophe Soumillion) und Hey Gaman (Suiltan Ali, James Tate, Oisin Murphy). Vierter wurde Plumatic für die Brüder Wertheimer.

Prix Daniel Wildenstein

Im Prix du Cadran, der einzigen Gruppe-1 Prüfung am Samstag siegte Call the Wind aus dem Stall von George Strawbridge, trainiert von Freddy Head und mit Aurelien Lemaitre vor Holdthasigreen und Morgan Le Faye. Endlich mal ein französischer Einlauf, bei dem kein „Insulaner“ dazwischen funkte. Morgan Le Faye wurde in Deutschland von Dieter Bürkle gezogen und hat Lomitas zum Großvater.

Das „bunteste“ Pferd in diesem Cadran war sicherlich Max Dynamite aus dem Stall von Mrs S Ricci, trainiert von William Mullins in Irland. Dieses Jahr lief er in Cheltenham, Punchestown und Galway über Hürden, dazwischen im Ascot Gold Cup. Im November 17 wurde er Dritter im Melbourne-Cup. Die Starts über Hürden und den englischen Cup-Rennen wechseln sich bei ihm munter ab und er ist auf beiden Gebieten erfolgreich, was in dieser Klasse eher selten ist. Gezogen ist Max Dynamite aus der Monsun-Tochter Mascara aus Bona-Zucht.

Prix du Cadran

Den Prix de Royallieu (Gruppe 2) für die dreijährigen und älteren Stuten über 2500m gewann die Engländerin Princess Yaiza mit Andrea Atzeni im Sattel und trainiert von Gavin Cromwell in Irland. In dem ruhig gelaufenen Rennen mit 6 Startern zeigte Maroubra in sehr schön anzusehender Haltung und mit toller Galoppade lange den Weg, mußte aber schnell weichen, als es ernst wurde. Zweiter wurde die Rothschild-Stute Palombe vor Shahnaza aus dem Stall des Aga Khan.

Prix Royallieu

Von Samstag auf Sonntag trocknete der Boden weiter ab und wurde nach gut bis weich mit gut angegeben.

Der Sonntag wurde vom Prix Marcel Boussac, dem Criterium für die zweijährigen Stuten eröffnet. Es gewann die Style Vendome-Tochter Lily’s Candle für Martin Schwartz, trainiert von Fabrice Vermeulen mit Pierre-Charles Bodout im Sattel vor Matematica (Rock of Gibraltar) der in England trainierten Star Terms. Lily’s Candle und Matematica kamen beide vom Ende des Feldes mit viel Speed nach vorne – und es gab mehr als eine Rempelei auf der Geraden.

Prix Marcel Boussac

Der Prix Jean Luc Lagardere wurde von Royal Marine durch die Königsblauen nach England entführt und der derzeit nicht gerade von Erfolg verwöhnte Saeed bin Suroor konnte einen Sieger in einem großen Rennen vom Geläuf abholen. Zweiter wurde Gold Vibe aus dem O’Brien-Quartier, der lange vorne ging und eine gute Pace machte, vor Anodor aus dem Stall von Freddy Head. Royal Marine hatte sich früh in das Fahrwasser des Pacemakers gelegt und war Mitte der Geraden das besser gehende Pferd, aber für den Sieg mußte er kämpfen.

Prix Jean Luc Lagardere

Im mit einer Mio Euro dotierten Qartar Arabian World Cup siegte Aaley Al Magam als Totoschocker des Tages mit 641: 10 und 159:10 auf Platz.

Nach dem Arc waren im Prix de l’Opera über 2000m wieder die Stuten gefragt und es siegte aus deutscher sehr erfreulich die von Charlie Appleby vorbereitete die Dubawi-Tochter Wild Illusion mit William Buick im Sattel. Wild Illusion’s Mutter ist die in Fährhof gezogene Monsun-Tochter Rumh. Zweiter wurde Magic Wand aus dem O’Brien-Quartier vor Homerique aus dem Stall von Francis-Henri Graffard.

Winter Lightning mit Hector Coruch im Sattel machte vor Rhododendron die Pace und Wild Illusion lag im vorderen Mittelfeld, dahinter ging die Ullman Ste Well Timed in guter Haltung, Navarro- Girl von Peter Schiergen war fast am Ende des Feldes. In der Geraden ging Wild Illusion zeitig nach vorne, mußte aber fast bis zum Pfosten kämpfen, um Magic Wand in den Griff zu bekommen. Homerique kam mit starkem Speed nicht mehr an der Coolmore-Stute vorbei und With You verwies Well Timed auf den letzten 50m auf den fünften Platz. Navarro Girl hatte Mitte der Geraden einen starken Moment und ging einige Meter mit Well Timed Kopf-Kopf, mußte am Ende aber abreißen lassen.

Prix de l’Opera

Im Prix de l’Abaye de Longchamp über 1000 gerade Bahn gewann der Dutch-Art-Sohn Mabs Cross mit Gerald Moss im Sattel vor Gold Vibe und trainiert von Micael Dobbs mit einem Kopf vor Sildier’s Call mit einem kurzen Kopf. Battaash machte die Pace und wurde am Ende noch auf Platz vier verwiesen.

Prix de l’Abbaye de Longchamp

Im Prix de la Foret, dem letzten Gruppe-Examen des Tages waren mit Lael Stable,einem Fastnet Rock-Sohn, trainiert von William Haggas und geritten von Pierre Charles Boudot erneut die Engländer vorne. Mit Inns of Court aus dem Fabre-Stall und Dutch Connection, trainiert von Charles Hills waren die Godolphin-Farben 2-3. 300m vor dem Ziel war der Sieger noch am Ende des Feldes. Insgesamt war das Finish ziemlich ruppig und Polydream aus dem Wertheimer-Stall hat man innen die Bude ziemlich hart zugemacht.

Prix de la Foret

Das zweitägige Arc-Meeting war insgesamt ein britisches Festival. Von den elf gelaufenen Gruppe-Rennen (Araber-Rennen sind nicht berücksichtigt)wurden sieben auf die Insel entführt, ein Sieger kam aus Irland, so daß die Franzosen nur drei Rennen gewinnen konnten. Der Prix Daniel Wildenstein war dabei auf den Plätzen 1 bis 3 komplett in britischer Hand.

Es war auch sonst ein ungewöhnliches Arc-Meeting. Ohne einen Sieg von Aidan O’Brien, bei dem es dieses Jahr nicht wirklich rund läuft und auch der Aga Khan konnte keinen Sieger vom Geläuf abholen, aus das ist eine Seltenheit. Und dazu die Dominanz der englischen Ställe, die sich schon in Deauville abzeichnete, aber in dieser deutlichen Form eher selten war. Im Arc lief kein französisch gezogenes Pferd ins Geld, für France Galop war das so gesehen ein preiswerter Arc.

Dubawi stellte als einziger Hengst zwei Sieger in den Gruppe-Rennen des Arc-Meetings – und Galileo keinen, was auch eher ungewöhnlich ist.

Die neue Tribüne hatte die erste Bewährungsprobe an einem Großkampftag – und wenn man den Schilderungen in der Racing-Post glauben darf, hat sie diese nicht bestanden. Viele Besucher aus England und Irland äußerten deutlichen Unmut und wollen zum Arc nicht mehr nach Frankreich fahren. 35.000 Besucher sollen auf der Bahn gewesen sein, 2015 auf der alten Tribüne waren es nach Angaben der RP 52.000 Besucher und es gab keine Klagen. Ebenso wurden die drastisch angehobenen Eintrittspreise kritisiert. Der Anfang der Woche noch offene Link steht jetzt leider hinter der Bezahlschranke.

Für France Galop besteht wohl dringender Handlungsbedarf. Hat man dem Architekten zu viel Freiheit gelassen und wurde vor allem Design realisiert und auf die Funktionalität keinen Wert gelegt? Kann man im Frühjahr keine Verbesserungen vorweisen, könnte das für den Rennsport in Frankreich deutliche Auswirkungen haben!

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Gräfin Christine von Kageneck verstorben

Es ist lange her, daß ich Gräfin Kageneck kennen gelernt habe und es ist leider viel zu lange her, daß man sich noch einmal gesehen hat und jetzt ist sie im Alter von nur 69 Jahren verstorben.

Von 1976 bis 2001 ritt sie 69 Sieger. Zweimal war sie auf dem eigenen Asolo in Nancy 1995 im Rahmen der der Euro-American Challenge erfolgreich, in Newcastle war sie mit Murray’s Mazda Zweite in einem Rennen der Challenge. Geschlagen hat sie Chinour, der von dem Saarländer Torsten Schmeer geritten wurde.

Es war eine lange Phase des Aufschwungs für den Galopprennsport in Deutschland insgesamt und besonders für den Amateurrennsport, bei dem immer mehr Frauen in den Sattel stiegen. Und die guten Amateure waren damals auf der Hindernisbahn vielen Jockeys oft gleichwertig. Während ihrer aktiven Zeit im Sattel war sie auch immer aktiv für den Amateurverband und wenn es im Südwesten etwas zu organisieren gab, war sie immer dabei.

Die in Freiburg im Breisgau geborene Wahlfrankfurterin hatte ihre Pferde bei Hans-Georg Thalau in Training, die in der Regel in den Farben vom „Stall Henckel und Gräfin Kageneck“ liefen.

Zuletzt hatte sie Loulou’s Jackpot bei dem im Juni verstorbenen Lutz Pyritz im Training. Und wie es sich für eine ehemalige Amateurrennreiterin gehörte, der das Gewicht keinen Strich durch die Rechnung macht, ritt sie morgens in der Arbeit selbst aus. Loulou’s Jackpot war mehrfach im Ausgleich II siegreich und im Juni Dritter in einem Ausgleich I in Hoppegarten. Es war eine der letzten Starter für Lutz Pyritz. Die Kageneck-Pferde gingen danach nach Tschechien zu Helena Vorsilkova nach Tschechien in Training.

Die frühere Direktorin der Dresdner Bank am Hauptsitz in Frankfurt ist über eine Station bei der Treuhand zur Dresdner Frauenkirche gekommen und war dort die kaufmännische Leiterin der Stiftung. Dort ist sie erst im Laufe des Jahres 2018 ausgeschieden.

Im Februar 2010 wurde ihr von I. M. Königin Margarete II von Dänemark das Ritterkreuz des dänischen Danebrog-Ordens verliehen. Der Dannebrog-Orden ist ein dänischer Ritterorden, der Dänen und Ausländern für zivile oder militärische Verdienste, für besondere Leistungen in Kunst und Wissenschaft oder Wirtschaft oder für eine Tätigkeit im Interesse Dänemarks verliehen werden kann. Ordensherr ist der regierende Monarch.

Frauenkirche Dresden

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Gruppe 1 und Flaggenstart in Köln

wann ist zuletzt ein Gruppe-Rennen mit der Flagge gestartet worden? Es gab da mal in den 80ern oder 90ern extreme Verhältnisse mit tagelangem Dauerregen, wo bei den Meetings in Baden-Baden und auch einmal in Hamburg die Rennen über verkürzte Distanzen liefen und mit der Flagge bzw mit der Hindernismaschine gestartet wurden. Flaggenstart im Preis von Europa nach Einführung der Startmaschine? Kann sich daran jemand erinnern? 1993 Monsun Boden schwer 7,0, 1984 Gold and Ivory Boden schwer, 1982 Ataxerxes Boden schwer und 1981 Glint of Gold  Boden tief. Gab es da einen Flaggenstart?

Am Sonntag war der Boden in Köln offiziell weich und ab Mitte des Renntages wurden die Rennen mit der Flagge gestartet. Früher hatte man für solche Fälle noch die Bänder für den Start der Hindernisrennen, aber die hat man auch eingemottet. Also hat der Starter mit der Fahne gewunken und das Rennen war gestartet. Eines der Hauptrennen des deutschen Turfs wurde wurde gestartet als wenn es ein Provinzrennen in Blieskastel wäre – und dies bei offiziell weichem Boden.

Oder war der Boden nicht weich, sondern schwer? Die Zeiten sind bei Boden weich und schwer zwischen 2:33 und 2:45, das kann so oder so sein. Oder ist die Bahn schlecht gepflegt und deswegen kann man die Maschine nicht mehr ordentlich bewegen? Ich kann mich nicht erinnern, daß es bei „Boden weich“ nicht möglich war, die Rennen mit der Maschine zu starten.

Wie auch immer – früher wurden bei schwierigem Boden die Rennen im Rahmenprogramm mit den Bändern gestartet und das Hauptrennen mit der Maschine. Das hat – mit ganz wenigen Ausnahmen immer funktioniert.

Da muß man am Ende noch froh sein, daß die Ausländer die Dotierung des Europapreises doch eher abgeschreckt hat und diese Provinzposse international nicht so im Rampenlicht stand.

Und GOL und German Racing haben den Flaggenstart in den Renntagsberichten nicht erwähnt. So sieht sie aus, die Transparenz und Offenheit in Turfdeutschland.

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Waldpark stellen ersten Sieger

2011 gewann Waldpark aus dem Gestüt Ravensberg als chancenreicher Außenseiter das Derby in Hamburg. 46 Jahre nach Waidwerk waren die westfälischen Traditionsfarben im wichtigsten Rennen des deutschen Turfs wieder vorne.

Aber danach wollte Waldpark nicht mehr wirklich Großes gelingen. Im Prix Guillaume d’Ornano war er enttäuschender Sechster und auch sonst wollte ihm danach kein Volltreffer mehr gelingen, aber es gab einige gute Plazierungen auf Gruppe-Level im In- und Ausland. Er wurde nach Australien verlauft, aber auch dort hingen die Trauben zu hoch für ihn. Seltsam war, daß die Australier ihn erst mal über die Meile laufen ließen.

Er kam nach England zu Auktion und wurde nach Frankreich verkauft. Es gab auch deutsche Bieter und wie damals zu hören war, hat der Käufer die Deutschen zu einer Partnerschaft mit ins Bot genommen. Als Dubawi-Sohn aus einer der ganz großen deutschen Stutenlinien ist er sicherlich ein interessanter Deckhengst, auch wenn die Eigenleistung nicht so großartig ist.

Nach meinem Gefühl wird er wohl vor allem für die Zucht von Hindernispferden eingesetzt – und wenn es gut läuft kann er in die Fußstapfen von Lavirco, Network und anderen großen deutschen Hindernisvererbern in Frankreich treten. In drei Deckzeiten sind bei France Galop bisher 89 Nachkommen registriert.

Am vergangenen Sonntag stellte er in der Französischen Provinz in Niort (nie gehört, wo liegt das?) seine erste Siegerin. Arum im Besitz des früheren Renngerichtsvorsitzenden Gottfried Reims und trainiert von H-A Pantall gewann die Stute beim Debut ein Sieglosen-Rennen über 1500m in der sehr schnellen Zeit von 1:24,2, was einer Geschwindigkeit von über 64 km/h entspricht. Aber bei einem Bänderstart ist das mit der Zeitnahme aber nicht ganz so einfach.

Eigentlich schreibe ich hier nicht über die ersten Sieger neuer Deckhengste, aber Windwurf war in den 70ern der erste Galopp-Star, den ich bewußt erlebt habe – und Ravensberg mit der Familie der Waldrun ist für mich etwas persönlicher als andere Vollblüter.

Arum siegt in Niort

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Well Timed gewinnt die Diana und zwei Bahnrekorde in Düsseldorf

Die Presse außerhalb des Turfs meint es derzeit nicht gut mit Schlenderhan und dem Gestütseigner. Man kann hoffen, daß es gut ausgeht,

Die unruhigen Zeiten hindern das Team aber nicht an guter Arbeit und große Rennen zu gewinnen. Well Time ist seit dem Diana-Trial in Hoppegarten nicht mehr gelaufen. Trotzdem hat Jean-Pierre Carvalho die Stute topfit an den Start gebracht. Die Pace wurde von der für 50.000 EUR nachgenannten und gerade vom international agierenden Team Valor gekaufte Come on City gemacht. Direkt in deren Fahrwasser legte sich Well Timed und Mitte der Geraden hatte die Siegerin alles geregelt. Damit ist sie auch beim Dritten Start in Deutschland ungeschlagen und jetzt klassische Siegerin. Die Mutter von Well Timed lief bereits in den Farben von Baron Ullmann, ist aber kein Schlenderhaner Gewächs, sondern wurde gekauft.

Zweite wurde Night of England, im Besitz vom Stall Route 66, trainiert von Henk Grewe in Köln und geritten von Andrasch Starke. Dritte wurde Stall Lintecs Wonder of Lips mit Alexander Pietsch im Sattel und trainiert von Andreas Suborics, die von weit hinten mit viel Speed ihren Platz eroberte. Trotz der auch international guten Dotierung der Diana war leider keine ausländische Stute am Start, die eine Standortbestimmung der deutschen Zucht und des Jahrgangs 2015 ermöglicht hätte.

Das trockene Wetter macht eine schnelle Bahn, auch wenn man versucht, den Boden mit viel Wasser elastisch zu halten. Will Timed hat heute für den Düsseldorfer Grafenberg mit 2 Min 12,6 Sek einen neuen Bahnrekord über 2200m aufgestellt und den alten Bahnrekord von dem Fährhofer Loco aus dem Jahr 1999 um 1/10 Sekunden verbessert. In Deutschland waren eventuell zwei Pferde über die 2200m schneller. Der Waldfrieder Audens gewann den Großen Preis von Danzig 1937 ebenfalls über 2200 in 2:10,0. Die Zeit wurde so im JRK vermerkt, aber damals gab es zuweilen fehlerhafte Zeit- und Distanzangaben auch im Rennkalender und deswegen muß man damit vorsichtig sein. Außerdem lief Tannenprinz in den Farben des Fürsten zu Oettingen Wallerstein im Otto Schmidt-Rennen 1974 in Hamburg mit 2 Min 12,3 3/10 schneller als Well Timed heute in der Diana.

Als Fritz Henkel Stiftungspreis wurde dieses Jahr das ursprünglich in Baden Baden beheimatete Fürstenberg Rennen über 2400m gelaufen. Nur sieben Pferde rückten in die Startbox ein, aber vom Fleck weg gab es hohes Tempo, für das abwechselnd Panthelia und Devastar als erste Wiedinger Farbe verantwortlichen waren. Oberhalb des Bergs ging Devastar nach vorne und drückte noch einmal auf das Tempo, aber am Ende hatte der von Martin Seidl auf Warten gerittene Destino den längeren Atem und gewann sicher mit einer halben Länge vor Salve del Rio und dem Stallgefährten Devastar.

Und Destino gewann in neuer Rekordzeit von 2:24,0. Der alte Rekord von Sternkönig stammt aus dem Jahr 1994, aufgestellt im damals noch in Düsseldorf gelaufenen Großen Preis von Berlin mit 2:25,3. Destino hat den Bahnrekord damit um satte 1,3 Sekunden verbessert und gleichzeitig auch den Deutschen Rekord von Oriental Eagle, gerade im Mai im Gerling Preis aufgestellt, eingestellt.

Um den Rekord von Oriental Eagle hat es damals heftige Diskussionen gegeben und die ursprünglich gemessene Zeit von 2:22,6 mußte korrigiert werden. Hoffentlich hat man in Düsseldorf besser gemessen als in der Stadt des Kölsche Klüngels.

Und wo wir gerade bei Köln sind. Die Jukebox Jury-Tochter Köln aus der Zucht von Claudia Löseken hat nach einem guten zweiten Platz im ungarischen Derby heute die ungarischen Oaks auf der Rennbahn im Kincsem Park gewonnen. Gewiß, Budapest ist nicht Chantilly und nicht Epsom und auch nicht Düsseldorf, aber ein Sieg in einem Klassiker läßt jedes Züchterherz höher schlagen.

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