Gesegnete Weihnachten

Eine Weihnachtsfabel (v. David Alexander, aus dem Amerikanischen)

Auf dem Weg nach BethlehemDer alte Schimmel schritt mit kleinen tänzelnden Schritten auf den Weidezaun zu. Er schien den Ort zu kennen und war dennoch fremd. Das Gras war grüner als er es je gesehen hatte und wenn auf das weiße Weidetor schaute hatte es einen perligen Glanz. Und da war noch eine andere lustige Sache. Eine große schwarze Wolke schwebte genau über dem Tor. Die Wolke war nicht am Himmel, wo sie normalerweise hingehörte. Es war als ob eine große Rauchwolke sich aus dem Grass erhebe.

Plötzlich löste sich die Wolke auf und ein Pferd erschien an ihrer Stelle. Es war ein kleiner Fuchs mit einer Blässe, einem weißen Socken und bräunlichen Haaren in Schwanz und Mähne. Der Schimmel dachte, dass es ein etwas altertümliches Aussehen hätte.

Hallo, alter Schimmel, sagte der Fuchs aus der schwarzen Wolke.

Hey, das ist ein wirklich guter Trick, rief der Schimmel auf. Wo hast Du den gelernt?

Der Fuchs verschwand wieder in der Wolke um sofort wieder aus ihr herauszutreten.  Das habe ich schon am Tage meiner Geburt gelernt, antwortete er mit einem Wiehern, das wie ein Kichern klang. Du musst wissen, ich bin am 1. April geboren und es gab eine totale Sonnenfinsternis an diesem Tag. Deshalb nannten sie mich auch Eclipse. Ich habe immer meinen Schabernack mit den Leuten getrieben. Meine Stallburschen trat ich zuweilen, meine Reiter versuchte ich abzuwerfen und ich biss den Auktionator, der mich verkaufte.

Ich heiße  hob der alte Schimmel höflich an, aber der trickreiche Fuchs tauchte in die Wolke ein um sofort wieder zu erscheinen und unterbrach ihn grob. Native Dancer, sagte er. Ich sollte Dich kennen. Ich bin Dein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur- ich vertue mich immer beim Zählen der Urs- ist aber auch egal, Du bist ein Nachkomme von mir. Tatsächlich ist das fast jeder  zumindest bei den Vollblütern.

Bist Du der Torwächter?, fragte Native Dancer.

Meistens, entgegnete Eclipse. Ich bin immer dran, wenn einer meiner Nachkommen herkommt. Und das ist fast immer so, wenn es um Vollblüter geht. Der alte Matchem hat noch ein paar übrig und er übernimmt den Job, wenn einer von Seinen kommt. Und der arme alte Herod stellt sich hier gelegentlich auf, aber es gibt nicht viele aus seinem Mannesstamm, die nicht bereits hier sind.

Wo bin ich hier eigentlich? fragte Native Dancer. Ich vermute, ich habe mich etwas verlaufen.

Die Große Wiese, antwortete Eclipse.  so wird dieser Ort genannt. Die Große Wiese. Die meisten Pferde, die sich verlaufen, kommen hier vorbei. Allerdings müssen wir auch einige wieder wegschicken.

Warum? fragte der Dancer.

Weil sie nicht hier hingehören, darum. Lange bevor ich hier herkam, war da z. B. so ein Geselle mit Namen Bayard. Er war ein Teufelspferd. Er gehörte einem alten Nekromanten namens Malagigi und er tat Teufelswerk. Er half diesem Schurken Aymon von Dordogne bei seinem Triumph über Karl den Großen, sagt man, Und ein Hexer namens Michael Scott hatte eine große schwarze Bestie, der sich auf seine Hinterbeine stellte und so alle Glocken von Paris zum Leuten brachte. Er schaffte es sogar, dass die Türme des Palastes eines Tages einstürzten. Der Große Kumpel mag solcher Art Pferde hier nicht sehen.

Aber wir haben das Pferd von Jesse James hier, und das von Dick Turpin auch. Der Große Kumpel sagt, dass sie selbst doch nichts Schlimmes getan hätten. Sie waren nur ihrem Herrn treu und der Große Kumpel sagt, dass sei eine Tugend.

Wer ist der Große Kumpel? fragte Native Dancer.

Du wirst es noch herausbekommen! antworte Eclipse beiläufig. Er senkte sein Maul und drückte das Tor auf.

Du darfst ebenfalls reinkommen. Aber Du verstehst, dass Du nur zur Probezeit hier bist. Der Große Kumpel entscheidet immer zu Weihnachten über den Verbleib der Neuankömmlinge. Mal sehen, heute ist der 16. November, wie man hier zu rechnen pflegt. Da brauchst Du ja nicht mehr lange zu warten.

Ich wette, der Große Kumpel ist Man O’War, sagte Native Dancer als er eintrat und über die smaragdgrünen Flächen blickte, die sich bis in die Unendlichkeit auszudehnen schienen.

Eclipse schnaubte. Werd nicht vorlaut, Junge. Dann fügte er boshaft hinzu: Auch Du wirst Deine Wette verlieren. Genauso wie die vielen Leute ihre Wetten auf Dich in Churchill Downs an jenem Tag verloren haben.

Native Dancer fühlte sich verletzt, denn sein Ahn hatte seinen wunden Nerv getroffen. Seine Lippe zittere etwas als er zu seiner Verteidigung erwiderte: Das Derby war das einzige Rennen, das ich je verlor.

Ich habe nicht ein einziges Rennen verloren, sagte Eclipse ohne Mitgefühl. Also sei nicht vorlaut. Der Große Kumpel will keine vorlauten Kerle auf der Grünen Wiese. Denk daran!

Native Dancer war von der sensiblen Art. Er fühlte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten und hoffte, dass es Eclipse nicht bemerken würde. Ich gewann 21 meiner 22 Rennen, und Man O’War gewann nur 20 seiner 21, erklärte er. Und mein Sohn Kauai King gewann das Kentucky Derby.

Meine Söhne gewannen 3 Derbys zu Epsom, sagte Eclipse. Young Eclipse gewann die zweite, Saltram die vierte und Sergeant die fünfte Austragung und ich hätte dieses wunderbare Rennen selbst gewonnen  nur gab es dies noch nicht zu meiner Zeit. Also lass die Aufschneiderei. Es könnte jemand vorbeikommen und Dich reden hören und es dann dem Großen Kumpel erzählen, das würde einen Minuspunkt für Dich bedeuten.

Ein braunes Pferd, das noch altertümlicher als Eclipse aussah, kam heran. Bin ich jetzt dran?, fragte es eifrig.

Noch nicht, Herod, antwortete Eclipse in einem freundlicheren Tone. Old Fig ist jetzt an der Reihe, einer aus seiner Sippe nähert sich.

Wer ist ‘Old Fig’? fragte Native Dancer. Diesen Namen habe ich noch nie gehört.

Es gibt eine Menge Dinge, von denen Du noch nicht gehört hast, Junge, antwortete Eclipse. Sein richtiger Name ist Figure, aber unten nannten sie ihn Justin Morgan, nach seinem Besitzer. Da kommt er schon.

Ein sehr kleines, dunkelbraunes Pferd mit einem runden Rumpf, fast durchsichtigen Beinen und pelzigen Fesseln kam zum Tor angeschnaubt. OK, OK, ich übernehme, sagte er geschäftig. Wo ist der Junge? Kann Verspätungen nicht vertragen. Ich habe zu tun. Eine Wagenladung zu ziehen, ein Feld zu pflügen, ein Rennen zu laufen, ein Trab hier und ein Trab dort. Keine Zeit zu verschwenden. Wo bleibt dieser Junge denn nun?

In den folgenden Wochen begegnete der Tänzer hunderten, vielleicht tausenden von Pferden. Einige von ihnen waren berühmt, manche waren es nicht, einige waren seine Ahnen, und ein paar wenige waren seine eigenen Söhne und Töchter.

Er traf einen schnaubenden weißen Hengst namens Bucephalus, dem der Große Kumpel den Verbleib auf der Grünen Wiese zugestand obwohl es Gerüchte gab, dass er der tödlichen Sünde des Stolzes erlegen sei. Weil er einst einen Eroberer namens Alexander getragen hätte. Er traf einen anderen Schimmel, der lahmte, weil er auf einen rostigen Nagel getreten war gerade bevor er sich für immer verlaufen hatte. Er heiß Traveller und er war auch ein Schlachtpferd aus den Tagen, als ein Mann namens General Lee ihn besessen hatte. Es gab andere Soldatenpferde, zwei von ihnen stammten von dem geschäftigen kleinen Pferd ab, das sie hier ‘Old Fig’ nannten. Einer von denen war Phil Sheridans schwarzer Rienzi und das andere Pferd nannten sie einmal Fancy und ein andermal Little Sorrel und war das Pferd von Stonewall Jackson gewesen.

Native Dancer empfand Man O’War liebenswert trotz seines aristokratischen Betragens und er mochte besonders gern einen knochigen alten Gesellen namens Exterminator, der geduldig alle seine Fragen bis auf eine beantwortete. Er stellte diese eine Frage jedem: Wer ist der Große Kumpel?

Die Antwort war immer die Gleiche: ‘Warte bis Weihnachten!’

Er begegnete Messenger und Hambletonian und Hindoo. Er traf Pferde, die sich an die schrecklichen Hindernisse des Grand National gewagt hatten. Er begegnete einem Pferd, das blind in die smaragdfarbenes Dunkelheit starrte – es war Lexington. Er traf Pferde, die Zirkuswagen und solche, die Brauereiwagen gezogen hatten, solche die Pflüge über die Felder der Erde gezogen hatten und er traf andere, die Könige und Feldherren getragen hatten. Jedes Pferd, dem er begegnete, war von jemandem geliebt worden, aber kein Pferd sollte seine Frage beantworten. Die Antwort war immer die Gleiche: ‘Warte bis Weihnachten!’

Eclipse sorgte sich um ihn und hielt ein wachsames Auge über sein Betragen and sagte, er wiehere zu viel und würde zu viele Fragen stellen. Eclipse konnte den Gedanken nicht ertragen, dass der Große Kumpel einen seiner Nachkommen von der Grünen Wiese verbannen sollte.

Und Native Dancer wollte auch nicht gehen. Er bezweifelte, ob er jemals den Weg zurück nach Maryland finden würde, falls der Große Kumpel ihn wegschicken sollte. Die Grüne Wiese war in jeder Beziehung sehr angenehm. Das Grass war reichhaltig und er traf so viele bemerkenswerte Pferde. Früher, zu Hause, war er manchmal von Alpträumen geplagt worden, wenn ein Dark Star durch seine Träume jagte, aber jetzt schlief er friedlich and erinnerte sich nur selten an das Derby, das er verloren hatte.

Dennoch wurde er nervös als die Wochen vergingen und die Sterne immer heller schienen.

Endlich war es soweit. In einer Nacht, in der der Himmel im Sternenlicht brannte, versammelten sich alle Pferde so nah wie möglich bei einem kleinen Hügel auf der endlosen Koppel. Es waren Hunderte, Tausende, vielleicht Millionen, eine erwartungsvoll murmelnde Menge, die sich über das smaragdfarbene Grass unter den Diamanten des Himmels ausbreitete.

Eclipse war sehr gespannt. Er schwebte zu Native Dancer herüber und flüsterte: Pass jetzt gut auf. Sei ruhig und bescheiden. Der Große Kumpel wird jede Minute hier eintreffen.

Plötzlich war die unüberschaubare Menge genau so still wie die Sterne über ihnen. Der Große Kumpel stand auf dem Hügelchen in einem blendenden Strahl des Sternenlichts und Native Dancer konnte es kaum fassen. Er verschluckte ein spöttisches Wiehern und flüsterte Eclipse zu: Das ist der Große Kumpel? Er ist doch so klein! Und  er ist ja nicht einmal ein Pferd! Was hat der denn jemals geleistet?

Eclipse flüsterte: Er ist ein Esel. Er trug eine schwangere Frau in eine kleine Stadt in einer anderen sternenklaren Nacht. Aber das war vor einer langen, langen Zeit.

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Monsun-Sohn Fiorente gewinnt den Melbourne Cup

Heute Nacht um 5 Uhr in der Früh deutscher Zeit wurde der Melbourne Cup in “Down Under” gelaufen. Mit seiner Dotierung von 6.000.000 Aus-Dollar gehört er nicht nur zu den 10 wertvollsten Rennen der Welt, sondern beeinfluß den Tag auf dem fünften Kontinent mehr, als das Endspiel um DFB-Pokal in Deutschland: Er hält die Nation an „The Race that stops a Nation”
Für den letztes Jahr abgetretenen deutschen Parade-Stallion Monsun wurde es posthum noch einmal eine ganz große Via Triumphalis. Der Ire Fiorente, letztes Jahr noch zweiter zu Green Moon legte noch einmal große Ehre für seinen Vater und die dieses Jahr an internationalen Erfolgen mal wieder sehr reiche Vollblutzucht ein!
Vor rund 104.000 Zuschauern auf der Bahn und einem Millionenpublikum rund um den Globus war er in dem 3200m-Rennen zuletzt schnellstes Pferd und verwies die 23 Konkurrenten auf die Plätze.  Es war eines der größten Erfolge für Monsun und eigentlich fehlt ihm für die Krönung  seiner Laufbahn nur noch ein Sieg im Prix de l’Arc de Triomphe.
8 Gruppe-1 Rennen hat Monsun dieses Jahr als Stallion gewonnen, soviel wie noch nie in seiner Laufbahn und soviel wie noch nie ein deutscher Stallion vor ihn in einem Jahr gewonnen hat. 7 Gruppe-1 Siege wurden in Europa errungen und kein anderer Stallion hat in Europa mehr Gruppe-1 Siege auf dem Konto.

Melbourne-Cup 2013

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8,50 Euro Mindestlohn

Von der großen Politik darf der Rennsport nichts erwarten. Dort kennt man ihn nicht und interessiert sich auch nicht für den Sport der Kumpel und Könige.

Aber jetzt droht Ungemach aus Berlin. Es steht die große Koalition von CDU und SPD als Regierungskoalition für die nächten Jahre ins Haus. Und wenn man das Vorspiel der Verhandlungen verfolgt, dann erwartet die Deutschen nichts gutes. Eine weitgehend sozialdemokratisierte CDU und eine sozialistische SPD streiten um neue angebliche soziale Wohltaten für Deutschland. Und man kann sich nur wundern, wie die kleine SPD teilweise den Ton vorgibt. Da wedelt fast der Schwanz mit dem Hund.

Steuererhöhungen scheinen vom Tisch, dafür will die SPD einen einheitlichen  Mindestlohn durchboxen, koste es, was es wollen und seien es Arbeitsplätze. In jüngerer Zeit war der Galopprennsport, außer bei der Neureglung des Sportwettengesetzes noch nie so von Berliner Entscheidungen betroffen, wie das jetzt der Fall ist.

8,50 Euro macht bei 172 Stunden im Monat 1.462,- Euro, rechnet man Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung, Berufsgenossenschaft etc. etc. dazu, dann kommt man auf knapp 2.000,- Euro für jeden Mitarbeiter – mindestens. Man wird einiges abfedern können, z. B.  über die pauschalen für Sachzuwendungen, aber es bleibt trotzdem viel Geld.

Die großen Trainer werden das verkraften, aber was ist mit den vielen kleinen Trainern, wie sollen die das bezahlen? Die können den Kostendruck nicht abfangen, werden Leute entlassen, vielleicht mit 400,- EUR-Kräften arbeiten oder den Trainingsbetrieb einstellen.
In Frankreich gibt es eine Gewerkschaft der Arbeitsreiter, dort werden gute Löhne gezahlt. Aber dort sind auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Sport ganz andere. Wenn die Politik Forderungen in Form von Mindestlöhnen an den Sport stellt, dann soll die Politik auch Rahmenbedingungen schaffen, mit denen man diese Mindestlöhne verdienen kann. Da wäre Frankreich dann einmal Vorbild für die Politik.

Der wesentlich größere Reitsport wird davon noch viel mehr betroffen sein, dort sind die Betriebsstrukturen noch anders, die Qualifikation der Mitarbeiter noch geringer und der Kostendruck oft größer als im Rennsport. Aber der Reitsport hat eine andere Lobby, die viel mehr bewegen kann, als das für den  Rennsport der Fall ist. Das Tischtuch zwischen Warmblut und Vollblut wurde einst mit einer saloppen Bemerkung in einer Jahrespressekonferenz zerschnitten. Es bleibt zu hoffen, daß es wieder geflickt ist und die neuen Gesichter anders mit einander reden können und sich frühzeitig verständigen werden. In gleicher Weise ist die Landwirtschaft davon betroffen. Wie geht man dort mit dem Thema um?

Die Suppe wird selten so heiß gegessen, wie sie gekocht wird, aber da die Sozialisten schon auf die heißgeliebte Steuererhöhung verzichten müssen, werden sie den Mindestlohn verteidigen, egal was das kostet!

Wenn die Politik ernst macht, kommen schwere Zeiten auf den Rennsport zu!

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Novellist nach Japan verkauft

Novellist geht nach Japan. Auch ohne daß es die Spatzen von den Dächern pfiffen, war so etwas zu erwarten. Man hätte noch hoffen können, daß er in Europa bleibt, aber wenn man sieht, was die Japaner in Dtld in der jüngsten Zeit gekauft haben, dann war es eigentlich irgendwie logisch, daß man dort auch großes Interesse an einem deutschen Spitzenhengst hat.
Es gab nach der Streichung im Arc schon wilde Gerüchte und Verschwörungstheorien, die teilweise nicht mehr nur peinlich waren. Andreas Wöhler ist für mich nicht nur einer der besten Trainer in Deutschland, sondern auch einer der sehr seriösen seines Fachs. Hier zu unterstellen, daß er, um den Wert des Pferdes nicht zu mindern, das Fieber vorgeschoben hat, um eine Niederlage im Arc zu verhindern, ist prinzipiell und in Form, in der dies teilweise kommuniziert wurde, eine Frechheit!
Ob er Treve geschlagen hätte, ob er Orfevre geschlagen hätte, ist alles Hypothese und kann nie bewiesen werden. Fakt ist aber, daß in den letzten drei Jahren, die beiden wichtigsten Altersvergleiche in Europa über die klassischen 2400m (die King George und der Arc) dreimal von einem deutschen Pferd gewonnen wurden. Eine Quote von 50% für die Kleinste der großen Zuchten in Europa ist einfach phenomänal. In beiden Rennen halten deutsche Pferde den Bahnrekord, Danedream in Longchamp und Novellist in Ascot.
Zweimal wurden deutsche Pferde am Start gehindert, Danedream durch ansteckende Blutarmut und Novellist durch Fieber.
Während die deutsche Zucht immer noch top ist, ist es um den Rennsport in Deutschland eher sehr mau bestellt. Aber eine Zucht kann nicht funktionieren, wenn keine adäquate rennsportliche Basis im Heimatland gegeben ist, in der die Pferde laufen können. Es kann nicht Sinn einer Vollblutzucht sein, daß man ins Nachbarland fahren muß, um die Pferde laufen zu lassen.
Novellist als Monsun-Sohn hätte es in Deutschland sehr schwer. In Schlenderhan hat man vor einigen Jahren festegestellt, daß man keinen Monsun-Sohn aufstellen kann, weil er eine Stutenherde vorfindet, in der Monsun überproportional präsent ist. Das gilt nicht nur für Schlenderhan, das gilt auch für andere große Gestüte in Deutschland.
Kritiker mögen einwenden, daß man in Fährhof in früheren Zeiten auch Surumu und Acatenango aufgestellt hat. Aber damals war der Stutenbestand in Deutschland größer, als es heute der Fall ist und damals war ein Hengst mit ca. 50 Stuten ausgebucht. Und damals hatte man auch nicht die Option, Hengste einfach ins Ausland zu verkaufen, auch wenn für Acatenango sehr gute Angebote vorgelegen haben sollen. Ich glaube, daß der wirtschaftliche Gewinn durch Acatenango als Stallion auf dem Fährhof für Fährhof größer war, als ein Verkauf aus dem Rennstall ins Ausland. Vom züchterischen Wert einmal ganz zu schweigen.
Aber genau diese Option hätte Novellist heute kaum noch. Deutschland hat sich bei den Rennpreisen vom internationalen Geschehen abgekoppelt. In den großen Rennen kommen kaum noch Ausländer, nicht nur weil die deutschen Pferde sehr gut sind, sondern weil die Dotierung kaum noch lohnt. In Frankreich ist Gruppe III besser dotiert, als Gruppe II in Deutschland und von der Differenz bei den großen Rennen wollen wir gar nicht reden. 1975, als Star Appeal den ersten Arc für Deutschland holte, betrug die Dotierung des Preis von Europa 57% des Arc, heute sind es noch 3,2%. Natürlich hat der Arc eine Preisentwicklung gemacht, die auch für Frankreich nicht repräsentativ ist. Aber in den anderen Rennen sieht es nicht viel anders aus. In Frankreich ist ein Sieglosen-Rennen für Dreijährige besser dotiert, als ein Listenrennen in Deutschland und man könnte die Vergleiche beliebig fortsetzen.
Jetzt soll ein Hengst, der zu den besten in Europa zählen könnte, in diesem wirtschaftlichen Umfeld eine erfolgreiche Karriere starten. Würde man eine Decktaxe von irgendwo 20.000,- bis 40.000,- EUR annehmen, müßte diese Decktaxe in einem Land verdient werden, in dem der dreijähige Sieger zwischen 3.000,- und 5.000,- EUR verdienen kann. Und hinzu kommt, daß ein Großteil der deutschen Stuten für ihn nicht infrage kommt, weil sie enge Verwandte sind.
Darauf hoffen, daß die Ausländer ihre guten Stuten schicken, ist sicherlich nicht unberechtigt, aber darauf allein darf man nicht bauen. Es muß einen guten Heimatmarkt geben, in dem der Hengst seine Klasse beweisen kann und sich für den internationalen Markt attraktiv macht. Von Manduro hat man sich in England auch mehr versprochen, ebenso von Shirocco. Es mag ja sein, daß das englische System, das viel Wert auf frühe Pferde legt, den deutschen Hengsten nicht entgegen kommt, aber dann werden sie auch nicht viele Stuten zu Novellist nach Deutschland schicken.
In Japan ist Sunday Silence der absolut dominierende Stallion – vom Gefühl noch dominierender, als es Northern Dancer bzw. Sadler’s Wells in Europa ist. Japan braucht deswegen dringend einen Hengst und vor allem Stuten, die auf einer ganz anderen Blutbasis gezogen sind, als das bei der heimischen Zucht derzeit der Fall ist. Ob Novellist unbedingt der passende Outcross ist, könnte man trefflich diskutieren. Es ist aber auch ein Ausdruck einer gewissen Hochachtung für die deutsche Vollblutzucht, daß man einen deutschen Stallion und keinen Engländer oder  Amerikaner eingekauft hat.
Japan ist ein Land, in dem die Steherzucht hoch gehalten wird, 2400m sind das Maß aller Dinge und nicht 1600m oder 2000m, der Tenno-Sho (Kaiserpreis) im Frühjahr geht über weite 3000m, die 2000 Guineas gehen über 2000m etc.. Kann es ein Hengst aus einer Stamina-Linie besser antreffen, als eben in Japan?
Und wo bleibt der Idealismus? Wer Rennsport und Vollblutzucht betreibt, lebt fast täglich den Idealismus. Der hoffnungsvolle Zweijährige, der sich im Training verletzt und dessen Rennkarriere endet, bevor sie begonnen hat, die Top-Stute, gedeckt von einem Top-Stallion die verfohlt oder wo das Fohlen nach wenigen Wochen eingeht etc.. Die Liste der Rückschläge, die man mit Pferden erlebt, ist lang und es sind meistens die Guten, die sie verursachen. Und es kostet auch ohne Rückschläge viel Geld und jetzt hat man eine vielleicht einmalige Chance, einmal richtig Kasse zu machen. Wer kann das verdenken, wer würde anders handeln, wenn es das eigene Portemonnaie betrifft und nicht das eines anderen. Es sind schon Schwiegermütter und hübsche Bräute für viel weniger Geld verkauft worden, um einmal Kasse zu machen! ;-)
Aber der Export nach Japan läßt doch auch Platz zum träumen. In fünf Jahren wird Rêve Novel von Novellist aus der Danedream als Sieger in Longchamp im Prix de l’Arc de Triomphe als Sieger aufgezogen!
Wie sagte der englische Rennkommentator nach dem Sieg von Novellist in den “King George” sehr treffend: German breeding ist absolutly top but horse racing in Germany is a desaster. Und solange der Rennsport in Deutschland nicht wieder auf dem allgemeinen europäischen Niveau angekommen ist, kann man von einem Novellist als Stallion in Deutschland träumen, aber es wird ein Traum bleiben, der sich nicht erfüllt!
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Die Luft ist raus

Wegen deutlich erhöhter Temperatur ist Novellist heute morgen nicht nach Paris verladen worden und damit Nichtstarter im Arc.
Es ist das zweite Jahr in Folge, daß die deutsche Hoffnung im Arc nicht starten kann. Letztes Jahr war es die ansteckende Blutarmut, durch die die Kölner Rennbahn unter Quarantäne gestellt wurde und Danedream nicht nach Paris reisen ließ. Und dieses Jahr ist es Fieber, daß den Mitfavoriten am Start hindert.
Für Deutschland ist die Luft aus dem Arc damit irgendwie raus. Turf-Times zitiert den Besitzer Dr. Berglar mit einem Vergleich aus dem Film “Die Reifeprüfung”; als die Braut vor dem Altar mit einem klaren und energischen “Nein” antwortet und die Hochzeit damit geplatzt ist. Alle Vorfreude, alle Hoffnungen sind dahin, alle Vorbereitungen waren umsonst.
Auch ohne Novellist sind aber noch viele deutsche Elemente im Arc vertreten. Monsun stellt drei Starter, soviel wie kein anderer Stallion, Lando ist mit Haya Landa vertreten.  Vier von 17 Startern stammen von einem deutschen Stallion – vor 10 oder 20 Jahren wäre das unvorstellbar gewesen!
Und wie sind die Chancen? Ladys First: Haya Landa hat einen Sieg und fast 500.000 EUR in Ihrem Rekord stehen, letztes Jahr war sie ziemlich überraschend Vierte im Arc geworden und sie mag, für ein Lando-Produkt ganz untypisch, weichen Boden. Sie kann durch eine gute Plazierung wieder für eine Überraschung sorgen, aber daß ihr im Arc den zweiten Sieg Ihrer Karriere gelingt, ist eher unwahrscheinlich.
Pirika aus dem Vollblutimperium der Yoshida-Familie geht ebenfalls für Monsun an den Start. Zuletzt war sie Dritte im von Orfevre gewonnenen Prix Foy.Mehr als eine Plazierung im Mittelfeld wäre überraschend.
Okavango ist ein Dreijähriger Monsun-Sohn aus dem Quartier des französischen Berufs-Champions Andre Fabre. Er war eine Hoffnung für das Epsom-Derby, in dem er Fünfter wurde, danach Dritter im Grand Prix de Paris und Dritter im Prix Nil. Er fällt wohl auch in die Kategorie chancenreiche Außenseiter.
Penglai Pavilion ist ein weiterer Monsun, diesmal aus dem großen Godolphin-Imperium und in Frankreich trainiert von André Fabre. Er hat nette Formen gezeigt, der zweite Platz im Grand Prix de Deauville ist dabei sicher die beste Form, aber für den Arc fehlt es wohl an Klasse.
Favorit ist die japanische Hoffnung Orfevre. Ein Japaner in Paris, mit einem französischen Namen, der übersetzt “Goldschmied” heißt. Nach Form ist er das zu schlagende Pferd – wenn er sich nicht wieder selbst im Weg steht. Letztes Jahr hatte er den Sieg in der Hand und brach brüst weg, als es eng wurde. Eine Unart, die er auch in Japan schon einige Male gezeigt hat. Aber wenn alles glatt gehrt, hohl er den ersten Arc für Japan!
Nicht unterschätzen sollte man Treve aus dem Quartier von Christiane Head-Maarek. Die etwas unscheinbare Stute gewann nach zwei Erfolgen in kleinen Rennen überraschend den Prix de Diane und danach den Prix Vermeille. Sie ist als einziger Starter ungeschlagen im diesjährigen Arc! Und es wäre kein wirkliches Wunder, wenn es nach dem Arc auch noch so wäre.
Auch wenn die Luft aus Deutscher Sicht im Arc raus ist, ist Deutschland zum Arc-Meeting im Rahmenprogramm noch mit 10 Startern vertreten. Am Samstag werden 8 Rennen, davon 4 Gruppe-II Rennen gelaufen, am Sonntag sind es 9 Rennen, 8 Gruppe-I Rennen und ein Handicap. Das sind Dimensionen, von denen der deutsche Rennsport noch nicht einmal träumen darf.

Die Luft ist raus
Wegen deutlich erhöhter Temperatur ist Novellist heute morgen nicht nach Paris verladen worden und damit Nichtstarter im Arc.
Es ist das zweite Jahr in Folge, daß die deutsche Hoffnung im Arc nicht starten kann. Letztes Jahr war es die ansteckende Blutarmut, durch die die Kölner Rennbahn unter Quarantäne gestellt wurde und Danedream nicht nach Paris reisen ließ. Und dieses Jahr ist es Fieber, daß den Mitfavoriten am Start hindert.
Für Deutschland ist die Luft aus dem Arc damit irgendwie raus. Turf-Times zitiert den Besitzer Dr. Berglar mit einem Vergleich aus dem Film “Die Reifeprüfung”; als die Braut vor dem Altar mit einem klaren und energischen “Nein” antwortet und die Hochzeit damit geplatzt ist. Alle Vorfreude, alle Hoffnungen sind dahin, alle Vorbereitungen waren umsonst.
Auch ohne Novellist sind aber noch viele deutsche Elemente im Arc vertreten. Monsun stellt drei Starter, soviel wie kein anderer Stallion, Lando ist mit Haya Landa vertreten.  Vier von 17 Startern stammen von einem deutschen Stallion – vor 10 oder 20 Jahren wäre das unvorstellbar gewesen!
Und wie sind die Chancen? Ladys First: Haya Landa hat einen Sieg und fast 500.000 EUR in Ihrem Rekord stehen, letztes Jahr war sie ziemlich überraschend Vierte im Arc geworden und sie mag, für ein Lando-Produkt ganz untypisch, weichen Boden. Sie kann durch eine gute Plazierung wieder für eine Überraschung sorgen, aber daß ihr im Arc den zweiten Sieg Ihrer Karriere gelingt, ist eher unwahrscheinlich.
Pirika aus dem Vollblutimperium der Yoshida-Familie geht ebenfalls für Monsun an den Start. Zuletzt war sie Dritte im von Orfevre gewonnenen Prix Foy.Mehr als eine Plazierung im Mittelfeld wäre überraschend.
Okavango ist ein Dreijähriger Monsun-Sohn aus dem Quartier des französischen Berufs-Champions Andre Fabre. Er war eine Hoffnung für das Epsom-Derby, in dem er Fünfter wurde, danach Dritter im Grand Prix de Paris und Dritter im Prix Nil. Er fällt wohl auch in die Kategorie chancenreiche Außenseiter.
Penglai Pavilion ist ein weiterer Monsun, diesmal aus dem großen Godolphin-Imperium und in Frankreich trainiert von André Fabre. Er hat nette Formen gezeigt, der zweite Platz im Grand Prix de Deauville ist dabei sicher die beste Form, aber für den Arc fehlt es wohl an Klasse.
Favorit ist die japanische Hoffnung Orfevre. Ein Japaner in Paris, mit einem französischen Namen, der übersetzt “Goldschmied” heißt. Nach Form ist er das zu schlagende Pferd – wenn er sich nicht wieder selbst im Weg steht. Letztes Jahr hatte er den Sieg in der Hand und brach brüst weg, als es eng wurde. Eine Unart, die er auch in Japan schon einige Male gezeigt hat. Aber wenn alles glatt gehrt, hohl er den ersten Arc für Japan!
Nicht unterschätzen sollte man Treve aus dem Quartier von Christiane Head-Maarek. Die etwas unscheinbare Stute gewann nach zwei Erfolgen in kleinen Rennen überraschend den Prix de Diane und danach den Prix Vermeille. Sie ist als einziger Starter ungeschlagen im diesjährigen Arc! Und es wäre kein wirkliches Wunder, wenn es nach dem Arc auch noch so wäre.
Auch wenn die Luft aus Deutscher Sicht im Arc raus ist, ist Deutschland zum Arc-Meeting im Rahmenprogramm noch mit 10 Startern vertreten. Am Samstag werden 8 Rennen, davon 4 Gruppe-II Rennen gelaufen, am Sonntag sind es 9 Rennen, 8 Gruppe-I Rennen und ein Handicap. Das sind Dimensionen, von denen der deutsche Rennsport noch nicht einmal träumen darf.

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Zum Tode von Uwe Stoltefuß

Gott behüte mich davor in einen Himmel zu kommen, in welchem es keine Pferde gibt.
(R.B. Cunningham-Graham)

Uwe Stoltefuß hat den letzten Kampf verloren. Erst hoffte man, daß nach der Knochenmarktransplantation die Leukämie besiegt sei, aber zur Derbywoche in Hamburg verschlechterte sich der Zustand dramatisch und am Ende war der Tod eine Erlösung.

Gelernt hat Uwe Stoltefuß bei Hugo Danner in Dortmund. Damals eine der guten oder sehr guten Adressen im deutschen Rennsport. Die ersten Fährhofer wurden von Hugo Danner trainert, ebenso die Pferde von Familie Ostermann. Die Gestüte Niederrhein und Römerhof standen ebenfalls dort. Kein schlechter Platz, um eine Karriere im Rennsport zu beginnen.

Es war wohl eher das Gewicht als nur die Leidenschaft, das Uwe Stoltefuß in den Hindernissattel wechseln ließ. Damals stand der Hindernissport in Deutschland in hoher Blüte und in Dortmund trainierte (und trainiert) Norbert Sauer, der Serien-Champion der Hindernistrainer. Uwe Stoltefuß wurde dort zweiter Hindernisjockey hinter Reiner Ulrich.

Sein erster guter Erfolg war 1977 im Dujardin-Jagdrennen mit Geta gegen eine starke Russische Expedition Es war ein Klasseritt gegen die wildwest reitenden russischen Kosaken. Durch den Ausfall des Stalljockeys kam der zweite Mann Partner von Romping to Work, dem damaligen König der Jagdbahn in Deutschland. Dem Sieg im Badener Bandola-Jagdrennen folgte ein Sieg im Colonia-Jagdrennen, damals mit 60.000 D-Mark dotiert und am Union-Tag in Köln gelaufen. Uwe Stoltefuß war in die Riege der guten Hindernisjockeys aufgestiegen. Nach dem Engagement bei Norbert Sauer ritt Uwe Stoltefuß für Adolf Wöhler, der neben einem großen Flachstall auch exzellente Hindernispferde in Training hatte. Seine Reiterkarriere beendete er mit der Saison 1982 und war in der kurzen Zeit dreimal Champion der Hindernisreiter gewesen.

Der Wechsel ins Trainerlager begann mit kaum einer handvoll Pferden. Sein erster guter Sieger war der Madruzzo-Sohn Geheimtip im Preis der Hapag Lloyd in Hamburg 1983 im ersten Jahr als Trainer. Der damals noch bedeutende Hindernissport sollte auch für den Trainer Uwe Stoltefuß ein wichtiges Betätigungsfeld bleiben. Und er dominierte den Sport zwischen den Flaggen. Öfter waren seine Pferde Erster und Zweiter.

Im Großen Preis der niedersächsischen Wirtschaft 1986 waren seine Pferde 1-2-3, ebenso im Alten Badener Jagdrennen 1995. Etwas Besonderes waren die beiden Hunderttausender in Hannover 1993. Beide Male waren die Stoltefuß-Pferde 1-2-3 in der gleichen Reihenfolge und mit den gleichen Reitern!

Ein Superstar über die Sprünge war zweifelsohne Registano. Bei 42 Starts über die Sprünge kam er 24mal als Sieger nach Hause und erreichte noch 9 Plätze. 692.000 D-Mark hat der in der “DDR” gezogene und in Sybille-Farben laufende Wallach über Sprünge gewonnen. Dazu die in Deutschland vermutlich einmalige Serie von fünf Siegen in Folge in einem Rennen, dem Preis der Bremer Spielbank von 1993 bis 1997.

Zu erwähnen ist noch Toowhit Towhee, die 1992 in den Farben des Gestüts Sybille das Hauptjagdrennen der Vierjährigen gewann. Nach der Rennkarriere wurde sie nach Frankreich verkauft und von dem Ex-Schlenderhaner Solon gedeckt. Aus dieser Paarung ist Solwhit hervorgegangen, der zu den sehr guten Hürdlern in Irland zählt. Diese Jahr gewann er u. A. das World Hurdle in Cheltenham und wurde Zweiter im Grande Course de Haies d’Auteuil.

Auf der Flachen war Mondrian das Meisterstück. Der Surumu-Sohn gewann nicht nur 1989 das Derby, fast hätte auch den “Grand Slam”, den Sieg in den fünf deutschen Gruppe-1 Rennen in einem Jahr geschafft. Dem schönen Traum stellte sich Ibn Bey in den Weg, der Mondrian im Europa-Preis mit 6 Längen überlegen schlug und es war wieder Ibn Bay, der ein Jahr später den Doppelerfolg im Großen Preis von Berlin, damals in Düsseldorf gelaufen, verhinderte. In Baden Baden drehte Mondrian den Spieß um und schlug Ibn Bey im Großen Preis sicher. Am Ende war Mondrian achtfacher Gruppe-Sieger mit sieben Siegen in Gruppe-1 und muß als das beste Pferd seiner Zeit in Deutschland bezeichnet werden. Der Fuchs galt als schwieriges Pferd und war oft der Ritt des Trainers in der Morgenarbeit. Manchmal wollen auch Vollblüter im Renntraining richtig “geritten” werden. Der Besitzer wollte noch einmal ganz groß hinaus und stellte ihn zu Paul Cole nach England in Training. Es gelang nichts mehr, der Hengst nahm noch an ein paar Rennen teil und lief nicht einmal ins Geld. Engländer können halt auch nicht zaubern.

Mit dem Wittekindshofer Le Big gelang 2009 ncoh ein Gruppe-Erfolg im Premio Chiusura in Mailand und Sommerabend gewann 2011 den Preis der Bayerischen Hausbau in München. Insgesamt 10 Gruppe-Sieger hat Uwe Stoltefuß gesattelt. Dazu kamen einige Plazierungen auf dem Gruppe-Parkett. Die Liste der Siege und Plazierungen in Listen-Renne und vor allem in den guten Handicaps ist wesentlich länger. Es summierten sich über 2000 Sieger, die er gesattelt hat. Es sind nur drei Trainer überhaupt in Deutschland, die mehr als 2000 Sieger im Rekord stehen haben und von denen hatte Uwe Stoltefuß die kürzeste Trainerkarriere.

Man wird Uwe Stoltefuß aber nicht gerecht, wenn man nur seine Erfolge erwähnt und aufzählt. Er hatte keine großen Gestüte im Stall, abgesehen vom Gestüt Sybille und einigen Harzburgern. Es waren Mittelständler, die bei Stoltefuß trainieren ließen. In seinen Glanzzeiten hatte er wohl knapp 150  Pferde in Training und ca. 75 Besitzer. Das kann man mit den großen Gestütstrainern nicht vergleichen, die hatten die gleiche Pferdezahl und vielleicht 10 Besitzer. 75 Besitzer wollen betreut werden, wollen wissen, was mit dem Pferd los ist, für die ist das Ausgleich-IV Pferd so bedeutend wie der Gruppe-Galopper im Gestütsstall. Besitzer trainieren ist manchmal anstrengender als die Pferde zu trainieren.

Es waren auch nicht immer die hoffnungsvollen Jährlinge, die in seinen Stall einrückten, es waren oft Pferde “in zweiter Hand”, die die früheren Erwartungen nicht erfüllt hatten und dann abgegeben wurden. Solche Pferde verursachen mehr Aufwand, als die angehenden Cracks. Mein Vater sagte einmal von sich, er habe sein Leben lang von Pferden gelebt, weil er mit den Pferden gelebt und von außen betrachtet kann man das wohl auch über Uwe Stoltefuß sagen!

Am Donnerstag ist er mit großer Anteilnahme in Unna neben seinem Vater beigesetzt worden. Es war viel Turfprominenz, Aktive und Inaktive, die ihm die letzte Ehre erwiesen haben. Ein offizieller Vertreter des DVR wurde jedoch nicht gesichtet. Und da muß die Frage gestellt werden, was dieser Sport für ein Selbstverständnis hat, welche Kultur er lebt. Ein Aktiver, der  über 30 Jahre den Sport mitgestaltet hat, der für diesen Sport gelebt hat, mehr als ein dutzend Championate errungen hat, der von einer schlimmen Krankheit aus dem aktiven Berufsleben gerissen wurde – und kein Präside des Dachverbandes hält es für nötig, ihm die letzte Ehre zu erweisen? Die Herrschaften sollen sich schämen!

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Ein historischer Sieg

Meines Vaters Pferde ist nicht nur ein sehr schöner Roman von C. F. Laar, sondern zuweilen sind sie auch das Sprungbrett zu einer Karriere mit frühen Höhepunkten. Mit dem gerade 18 Jahre alten Amateur Dennis Schiergen im Sattel siegt die von seinem Vater trainierte Nymphea  im 123. Großen Preis von Berlin. Damit wurde mit größter Wahrscheinlichkeit erstmals der Sieger eines Gruppe-Rennens in Europa und wahrscheinlich auch in der Welt von einem Amateur geritten. Die Sieger-Zeit von 2:26,3 ist die Zweitschnellste, die in Hoppegarten in einem großen Rennen jemals gelaufen wurde. Nur All my Dreams mit Kevin Woodburn war 1995 im BMW-Europachampionat mit 2:26,2 noch eine zehntel Sekunde schneller.

Der Amateurrennsport in Deutschland hat viele große und sehr große Reiter hervorgebracht, aber einen Erfolg oder eine Platzierung in einem Gruppe-Rennen ist einem deutschem Amateur noch nicht gelungen. 1931 ritt der französische Amateur Comte de la Forest mit “La Furka” im Großen Preis von Baden auf den zweiten Platz, 1997 wurde die Schweizer Amateurrennreiterin Marlies Gloor mit dem von Peter Remmert trainierten Nautiker im Premio Chiusura in Mailand Dritte und schließlich wurde die Französin Anne Sophie Pacault auf dem von ihr selbst trainierten Representing mit einer Nase geschlagen Zweite in der Engelbert Strauss Trophy in Baden-Baden. Die Platzierungen von Manfred Hofer, der nach seiner Profi-Karriere noch einmal als Amateur in den Sattel gestiegen war, lasse ich außen vor. Vor dem Sieg hat Dennis Schiergen schon einige Platzierungen in Gruppe-Rennen geritten. Zuletzt war er mit dem leider verunglückten Orsello Dritter in der Kölner Union.

Das Rennen ist schnell berichtet. Aus der Maschine heraus setzte sich Nymphea direkt an die Spitze des kleinen Feldes. Es sah aus, als wenn sie mächtig in die Hand ging und ihr Reiter ließ sie einfach galoppieren. Dennis Schiergen machte aus der Not der pullenden Stute das Beste und ließ sie einfach gehen, statt sich auf einen Kampf einzulassen. Teilweise waren es 20 oder 30 Längen, die sie vor dem Feld galoppierte und sie kam mit großem Vorsprung in die Gerade. Dort wurde sie zwar etwas kürzer, aber keiner der Gegner kam mehr in ihre Nähe oder stellte sie gar zum Kampf. Und die Siegerin mit ihrem jungen Reiter hatte das Publikum auf seiner Seite: es feuerte das Paar lautstark an!

Es sei dahin gestellt, ob der Ausgang des Rennens anders gewesen wäre, wenn die anderen Teilnehmer sich mehr rangehalten hätten – Drin ist drin und draußen ist dunkel.

Das Interview nach dem Rennen war dem Ritt entsprechend: Die Stute hatte Lust zu galoppieren und da habe ich sie gelassen. Der Ausspruch ist schon fast marketingreif, Pferde galoppieren halt gerne, weil sie Lust dazu haben und nicht weil sie angeblich gezwungen werden, wie manche selbsternannte Tierschützer immer wieder Glauben machen wollen.

Es war sicher nicht der bestbesetzte Große Preis von Berlin in der langen Geschichte des Rennens. Zwei Wochen nach dem Derby ist einfach zu kurz für die guten Dreijährigen. Mit dem Derbydritten Nordvulkan war auch nur ein Dreijähriger im Rennen und der hatte mit dem Ausgang des Rennens leider nichts zu tun. Der Derbyjahrgang gilt dieses Jahr als nicht sehr stark. Was er wirklich kann, wird man im Herbst sehen. Der Große Preis von Berlin ist dieses Jahr kein Maßstab dafür. 175.000 Euro Gesamtdotierung sind auch zu wenig für ein Rennen mit internationalem Anspruch. Die deutschen Pferde gelten in Europa als zu gut, um gegen sie mit der zweiten Garnitur aus Frankreich oder England zu gewinnen und für die erste Garde ist die Dotierung nicht interessant. In entsprechenden Rennen in England und Frankreich gibt es mehr als doppeltes Geld. Der Veranstalter hätte besser das Listenrennen mit 40.000 Euro ausgeschrieben, dann wäre es immer noch das wertvollste Listenrennen Deutschlands gewesen und den Großen Preis mit angemessenen 200.000+X Euro dotiert. Der internationalen Reputation des Rennens hätte es sehr gut zu Gesicht gestanden!

Am Ende war es ein sehr gelungener Renntag mit sehr guter Fernsehpräsenz im RBB und mit einem Sieger, der noch für viel mediales Echo sorgen wird!

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Chopin in der Höhle des Löwen

Erster Samstag im Juni – D-Day auf den Downs von Epsom, Derbytag Decision-Day oder wie man es auch immer nennen will. Es ist das Ur-Derby und eines der wichtigsten Pferderennen der Welt.

Wer hier gewinnt, wer hier vorne ist, der gehört zu den Großen in der Welt des Turfs. Es sind nicht immer die ganz großen Stars, die das Derby in Epsom gewinnen, es gab gute und nicht so gute Pferde, die das Epsom-Derby gewonnen. Aber egal, wie gut der Derbysieger am Ende des Jahres von den Handicappern eingeschätzt wird. Für die Aktiven – Reiter, Besitzer und Trainer ist es das Größte, hier einmal im Leben in der Winners Enclosure zu stehen.

Einen halben Derbysieger hat die deutsche Vollblutzucht schon. Slip Anchor, im Besitz des Lords Howard de Walden  gewann das Derby 1985. Seine Mutter Sayonara kam aus Schlenderhan und repräsentiert die Familie der Schwarzgold, also das Beste vom Besten, was die deutsche Vollblutzucht zu bieten hat. Es war die Zeit, als deutsche Vollblüter auf der internationalen Bühnen nicht mehr nur Gelegenheitserfolge erzielten. Die Fährhofer Lirung und  Acatenango seien hier nur beispielhaft genannt.

Dieses Jahr tritt erstmals ein in Deutschland trainiertes Pferd den Weg zum Epsom-Derby an. Chopin aus dem Stall von Andreas Wöhler versucht sein Glück. In Krefeld gewann er das DR. Busch Memorial  überlegen mit 8 Längen. Der Sieg war so beeindruckend, daß Scheich Al Tani der Herrscher von Quatar ihn haben wollte. Und wenn ein Potentat aus dem ölgeschwängerten Morgenland etwas haben will, dann bekommt er es auch.

Gezogen ist Chopin in Graditz, jenem legendären königlichen Hauptgestüt in Torgau an der Elbe, das Deutschlands Vollblutzucht auch fast 70 Jahre nach dem Ende seiner großen Epoche noch immer den Stempel aufdrückt. Graditz, das war wie Godolphin und Darley in einem. Aber nicht königsblau, sondern schwarz-weiß gestreift, in Preußens alten Farben. Graditz war Staatsgestüt, seine Aufgabe war die Förderung der Vollblutzucht. Dort wirkten solch selten geniale Hippologen wie Graf Lehndorff, der einst Dark Ronald in England für die sagenhafte Summe von 25.000 Pfund oder 500.000 Goldmark kaufte und damit die deutsche Zucht bis heute beeinflußt: Herold – Alchimist – Birkhahn – Literat – Surumu – Acatenango – Lando. Eine in der Welt fast einmalige Hengsthauptlinie von Derbysiegern, nur unterbrochen durch einen “Pannenritt” von Lester Piggott mit Literat.

Nach dem Zusammenbruch wurde Graditz “volkseigen” und es ging, wie fast alles im Sozialismus den Bach runter. Nach der Wende wurde es privatisiert, denn der Staat hatte kein Interesse mehr an der Vollblutzucht und seit einigen Jahren engagiert sich die Familie Wirth auf der traditionsreichen Scholle und züchtet Vollblüter. Nicht mehr vergleichbar mit der großen Epoche, aber sehr engagiert und offensichtlich auch sehr erfolgreich. Chopin könnte ein neuer Höhepunkt werden und Graditz wieder zu altem Glanz verhelfen.

Santiago ist Jungbeschäler in Graditz, Chopin kommt aus seinem ersten Jahrgang und beschert seinem jungen Vater direkt einen Gruppe-Sieg. Schon das läßt aufhorchen, aber reicht der Erfolg in Krefeld für einen Sieg in Epsom? Bestätigt wurde die Forum im klassischen Mehl-Mülhens-Rennen nicht wirklich. Epsom ist eine Naturbahn, bergauf und bergab – running down the hills. Vor der Zielgeraden geht es bergab, dann kommt Tattenham Corner und dann geht es in die lange Zielgerade bergauf. Da ist Stamina und Klasse gefragt.

Bei Englands Buchmachern wird Chopin mit 8/1 angeboten und steht damit im erweiterten Favoritenfeld. Die Konkurrenten sind nicht von schlechten Eltern. Down Approach ist der Favorit, ungeschlagen in 7 Rennen und Sieger in den 2000 Guineas von Newmarket. Battle of Marengo aus dem Coolmore-Imperium. Er “patzte” beim Debut, danach wurde er nicht mehr geschlagen. Ocovango reist aus Frankreich an und ist ungeschlagen. Sein Vater, der deutsche Superstallion Monsun erlebt in Frankreich gerade eine Höhenflug. Ruler of the World, ungeschlagen in zwei Rennen. Aber er scheint mehr ein leichtes Pferd und der Erfolg in Chester war nicht so überzeugend, daß er hier zwingend wirkt.

Jamie Spencer wird Chopin steuern. Das Epsom-Derby hat er noch nicht gewonnen, seine beste Plazierung war 2002 ein dritter Platz, aber er kennt die Bahn und gehört zu den besseren Jockeys in England-

Ein Sieg wird schwer sein, denn die Engländer werden es nicht so einfach zulassen, daß “ihr” Derby nach Deutschland entführt wird. Wenn alles gut läuft, dann ist eine Plazierung möglich. Hoffen wir einfach das Beste und drücken um 4 pm Greenwich time ganz fest die Daumen. Es wäre Trost auf die Seele der geschundenen deutschen Rennsports, wenn Chopin in Epsom “vorne” dabei wäre. Heinz Jentzsch, Deutschlands Trainerlegende Nr. 1 meinte einmal zum Hamburger Derby, daß das Rennen wie Königsberger Klopse ist. Da ist alles drin! Andreas Wöhler kann am D-Day von Epom Turfgeschichte schreiben!

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Ein großes Wochenende für Monsun

Monsun – Deutschlands Bester hat auf der internationalen Bühne dieses Wochenende einmal mehr ein Meisterstück abgeliefert. In beiden Gruppe-1 Rennen in Longchamp stellte er den Sieger. Im Prix Saint Alary mit Silasol  und der Prix d’Ispahan mit Maxios. Im Prix Vicomtesse Vigier wurde Last Born Vierte. Silasol dürfte mit dem Sieg Favoritin für den Prix de Diane, Frankreichs Stutenklassiker, werden.

In Mailand gewann die Manduro-Tochter Charity Line die Oaks d’Italia und stellte damit die erste klassische Siegerin für den Nachwuchsstallion.

Im Bavarian Classic, einer wichtigen Derbyvorprüfung in München war Monsun Stutenvater des Siegers, Vierten und Fünften. Dazwischen zweimal der große Acatenango.  Abgerundet wird das Wochenende durch gute Plazierungen von Nachkommen von Gentlewave und Shirocco, beides ebenfalls Söhne von Monsun.

Im Rahmenprogramm von Mailand gewann der inzwischen 10 Jahre alte Acatenango-Sohn Caudillo aus dem Stall von Dr. Andreas Bolte zum zweiten Mal die Copa d’Oro die Milano(LR). Caudillo ist nicht der große Star, aber ein Muster an treue, Gesundheit und Beständigkeit. Bei 49 Starts und 11 Siegen ist er jetzt fast bei einer Gewinnsumme von fast 350.000 EUR angekommen.

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Wie in alten Zeiten

In der guten und nicht ganz so alten Zeit des Rennsports war die Zucht in Deutschland den führenden europäischen Zuchten um einige Kilos unterlegen. Wenn die Ausländer in den großen Rennen kamen, waren sie fast immer vorne dabei. Die deutschen Pferde, die damals gegenhalten konnten, waren handverlesen.

Dann kam der Boom, der große Aufschwung in der deutschen Zucht. Es waren nicht nur erstklassige deutsche Hengste, die die heimische Zucht deutlich verbesserten, die Züchter kauften auch erstklassige Stuten im Ausland und man ging auch zu guten ausländischen Hengsten. Deutschland war im Oberhaus der Vollblutzucht angekommen.

Als die Krise im deutschen Rennsport begann, wurden Renntage gestrichen, Rennpreise nach unten angepaßt etc.. Die Zucht blieb davon erst einmal verschont, denn die großen Rennsportländer kauften gerne in Deutschland ein – erstklassige Pferde zu international zivilen Preisen. Erst wurden nur Jährlinge gekauft, inzwischen werden Pferde im Training und vor allem die besten Stuten gekauft.

Gleichzeitig schrumpft die deutsche Zucht – es werden weniger Fohlen geboren, Stuten werden nicht mehr gedeckt. Es sind sicher nicht die besten Stuten, die aus der Zucht genommen werden, denn diese werden ja bekanntlich ins Ausland verkauft.

Es ist die Frage, wie lange eine Zucht das anerkannt hohe internationale Niveau bei den in Deutschland herrschenden Rahmenbedingungen halten kann. Um jedes Jahr eine bestimmte Anzahl an Top-Pferden braucht man nicht nur gute Stuten und Hengste sowie passionierte Züchter, sondern man braucht auch eine gewisse Anzahl Pferde. Und damit die gezüchtet werden, brauchen die Züchter Rahmenbedingungen, in denen ihnen die Zucht Freude bereitet. Ist das in Deutschland noch uneingeschränkt der Fall?

Heute wurde in Köln mit dem Mehl-Mülhens-Rennen der erste deutsche Klassiker der Saison gelaufen. Von 10 Startern kamen 7 aus dem Ausland. Ganze 3 deutsche Pferde gingen an den Start, d.h. mehr als Zweidrittel der Starter kamen aus dem Ausland. Ohne die internationale Beteiligung wäre das Rennen eine Farce gewesen, wie es sie in Deutschland wohl noch nicht gegeben hat. Fehlen schon die guten Dreijährigen in den deutschen Rennställen?

Betrachtet man das Rahmenprogramm dieses ersten großen Kölner Renntags der Saison, dann  wurde eher Nützlichkeitssport geboten und nicht der erstklassige Rahmen-Sport für einen Klassiker; kein Listenrennen, kein hochdotiertes Handicap, stattdessen Agl IV und III. Interessant waren die Rennen für Dreijährige: da hat man sicher den einen oder anderen interessanten Starter für die guten Rennen gesehen. Aber reicht das? Es fehlen einfach die Startpferde in Deutschland. Wer einigermaßen gut ist, geht nach Frankreich, weil dort die Dotierungen stimmen. Und als Besitzer muß man auch an die Kasse denken.

De facto ist der deutsche Rennsport von seinen Rahmenbedingungen nur noch zweitklassig. Die Dotierungen in den Basisrennen sind auf einem historischen Tiefstand, die der tragenden Rennen sind weitab vom internationalen Standard. Dazu stimmt der Rahmen in vielen Punkten nicht mehr. International ist noch die Zucht, der Rennsport leider nicht mehr.

Geht nicht bald ein Ruck durch Turfdeutschland, dann wird die mit viel Passion und finanziellem Einsatz aufgebaute erstklassige deutsche Vollblutzucht dem Rennsport folgen und international wieder nur noch in der zweiten Reihe stehen – wie in alten Zeiten, bevor Star Appeal, Acatenango, Königsstuhl, Monsun, Lando und Danedream und all die vielen anderen Stars die deutsche Zucht ins internationale Rampenlicht galoppierten.

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