Sensation in USA: Acatenango-Enkel gewinnt Kentucky Derby

Das 137.  Kentucky-Derby auf der Bahn von Churchill-Downs endete mit einem für die deutsche Vollblutzucht faszinierendem Ergebnis. Animal Kingdom, der aus der Acatenango-Tochter Dalicia gezogen ist, siegt im “Race for the Roses” vor Nehro und Mucho Macho Man. Im Sattel von Animal Kindom saß John Velazquez und mit 2 3/4 Längen hat er das Rennen ausgesprochen leicht gewonnen. Rund 1,4 Mio US-Dollar (rund 990.000 EUR) wurdem dem Team Valor als Besitzer des Siegers gut geschrieben. Die Siegquote betrug 209 für 10 Einsatz, damit gehörte Animal Kingdom zu den chancenreichen Außenseitern.

Damit siegt erstmals in der Geschichte dieses bedeutenden Rennens ein Nachkomme einer alten deutschen Stutenlinie. Dalicia geht auf die Röttgenerin Diu zurück, die selbst klassische Siegerin und Tochter der in den 60iger Jahren aus Ungarn importieren Didergö ist. Dalicia gewann unter anderem den Preis der Sparkassen-Finanzgruppe (GR 3) in Baden Baden gegen Soldier Hollow und hatte 93 kg als höchstes GAG.

Nach den Erfolgen im Deutschen Derby mit Lando (1993), Borgia (1997) und dem Doppelerfolg mit Nicaron und Night Tango (2005), dazu Blue Canari im französischem Prix de Jockey-Club (2004) hat der deutsche Super-Stallion seiner an Höhepunkten überreichen Karriere posthum noch eine Krone aufgesetzt.

Auch unter dem Eindruck dieses Erfolges muß man es noch mehr bedauern, daß es Fährhof nicht gelungen ist, diese über Generationen erfolgreiche Hengstlinie fortzusetzen.

1939 gewann Johnstown das Kentucky Derby. Johnstown geht wie Acatenango auf Dark Ronald, den Stempelhengst der deutschen Vollblutzucht zurück. So gesehen ist der Sieg von Animal Kingdom der zweite Erfolg dieser einzigartigen deutschen Hengstlinie im Kentucky-Derby.

Rennfilm

Ergebnis

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Laveron stellt den Sieger in der Irish Grand National

Wieder ein großer Erfolg für die deutsche Vollblutzucht im Hindernissport. Die deutschen Stallions in Frankreich sind in der dortigen Hindersszene ohnehin prominent im Geschäft.

Jetzt stellt Laveron erstmals den Sieger in der Irish Grand National in Fairyhouse. Der in Irland gezogene Organisedconfusion gewinnt das renommierte Jagdrennen auf der grünen Insel souverän mit fünf Längen gegen Wetern Charmer und Sunnyhillboy. Geritten wurde Organisedconfusion von der Amateurrennreiterin Nina Carberry, die nach Ann Ferris (1984) die zweite Reiterin überhaupt ist, die den Sieger in diesem renommierten Jagdrennen geritten hat.

Laveron ist vom Gestüt Fährhof gezogen und war u. A. Dritter im Deutschen Derby und Sieger im St. Leger 1998. Später wechselte er in den Besitz von Dirk Grauert und war einer der besten Pferde seiner Zeit im französischen Hindernissport. Er siegte u. A. im Grand Course de Haies d’Auteuil, dem wertvollsten französischen Hürdenrennen.

Laverons Rennkarriere

Irish Grand National 2011

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SWR Wer zeigt’s wem – Jockeys gegen Lange Kerls

In der Spiel-Show “wer zeigt’s wem” vom Süddeutschen Rundfunk treten vier Jockeys gegen vier Basketballspieler an. Der Rennsport wird von Rebecca Schumacher, Dr. Lydia Lammers, Andre Best und Alexander Pietsch vertreten.


Die Sendung wird am Montag 2. Mai um 22:30 ausgestrahlt. Eine Pflichtsendung für alle Galopp-Sport-Fans und es heißt natürlich Daumen drücken.

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Sadler’s Wells abgetreten

Im hohen Alter von 30 Jahren ist mit Sadler’s Wells in Irland auf dem Coolmore-Gestüt einer der bedeutendsten Deckhengste der Vollblutzucht abgetreten.

Sadler's Wells beim Aufgalopp

Sadler’s Wells wurde 1981 vom Swettenham Stud gezogen und lief in den berühmten Farben von Robert Sangster. Bei 11 Starts stehen 6 Siege und 4 Plazierungen in seinem Record. Sadler’s Wells war kein echter Steher, seine beste Distanz waren die 2000m. Zu seinen großen Siegen zählen in England die Eclipse-Stakes und in Irland die Champion Stakes über diese Distanz.  Sein Trainer war der legendäre Vincent O’Brien und bei seinen großen Erfolgen wurde er von Pat Eddery geritten.

Trotz seines fehlenden Stehvermögens belegte er im Prix de Jockey Club, dem französischen Derby, einen sehr guten zweiten Platz hinter Darshaan, aber vor dem Arc-Sieger Rainbow Quest. Ebenso wurde er Zweiter in den King George VI and Queen Elizabeth Diamond Stakes von Ascot, dem wichtigsten Altersvergleich über die klassischen 2400m auf der Insel.

Vierjährig wurde er als Deckhengst aufgestellt und wenn man seine Erfolge als Deckhengst betrachtet, dann wirkt seine zweifelsohne sehr gute Rennkarriere dagegen schon fast bescheiden.

In Galopp-Sieger sind 66 individuelle Gruppe-1 Sieger mit 121 Gruppe-1 Siegen für ihn aufgeführt. Wahrscheinlich sind es ein paar mehr, denn die außereuropäischen Gruppe-Rennen sind nur sehr lückenhaft dokumentiert. Danehill, der Zweite in der ewigen Besten-Liste hat bisher 80 Gruppe-1 Siege aufzuweisen. Insgesamt ist Sadler’s Wells Vater von über 150 individuellen Gruppe-Siegern mit 331 Gruppe-Siegen. Sein Sohn Istabraq ist dreifacher Sieger des World Champion Hurdles in Cheltenham und war der dominierende Hürdler seiner Zeit. Ein weiterer “einmaliger” Nachkomme ist Yeats, der einzige vierfache Sieger im Ascot Gold Cup.

In fünf europäischen Rennen der Gruppe 1 war er Vater der drei Erstplazierten:

IRE 1999 The Irish Derby Stakes GR 1
Montjeu, Daliapour, Tchaikovsky

GB 2001 The Oaks Stakes GR 1
Imagine,Flight of Fancy, Relish the Thought

IRE 2002 Irish 1000 Guineas GR 1
Gossamer, Quarter Moon, Starbourne

IRE 2002 The Irish Derby Stakes GR 1
High Chaparral, Sholokhov, Ballingarry

GB 2002 Racing Post Trophy GR 1
Brian Boru, Powerscourt, Illustrator

Seinem Sohn Galileo gelang dieses äußerst seltene Kunststück in den St. Leger Stakes von Doncaster 2006.

Alle großen Sieger dieses Ausnahmehengstes aufzuführen, würde ein ganzes Buch füllen. In The Wings, Montjeu, El Prado, Barathea, Galileo, High Chaparal sind wohl seine besten Söhne. Über 50 seiner Söhne sind selbst als Deckhengste aufgestellt worden. Wobei Galopp-Sieger sicher nicht alle Deckhengste erfaßt hat.

In Deutschland ist Sadler’s Wells durch den noch recht jungen Sholokov, der mit Night Magic bereits eine Gruppe-1 Siegerin auf der Bahn hat, und durch Saddex vertreten.

Von 1990 bis 2004 war er Champion der Vaterpferde in England, nur 1991 von Caerleon und 1997 von Danehill unterbrochen. 1999 errang er das Championat der Vaterpferde zusätzlich in Frankreich.

Sadler's Wells als Stallion

2008 wurde Sadler’s Wells wegen Fruchtbarkeitsproblemen aus dem Deckbetrieb genommen und genoß seit dem seinen Lebensabend auf dem Coolmore Gestüt in Irland.

Ein langes Pferdeleben ist zu Ende gegangen. Aber solange Galopprennen auf der Welt gelaufen werden, wird man sich eines Sadler’s Wells erinnern, den man mit seinem Urgroßvater Nearco als den bedeutendsenten Deckhengst der modernen Vollblutzucht in Europa in einem Atemzug nennen wird.

Die wichtigsten Daten im Überblick:

Rennkarriere
Irish Champion Stakes 1984 (Video)
King George VI and Queen Elizabeth Diamond Stakes 1984 (Video)

Nachkommen
Gruppe 1 Sieger

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Doch kein Rekord für Overdose

Einigermaßen peinlich für die Rennbahn in Hoppegarten. Das Direktorium hat die Zeit für Overdose am Sonntag auf 0:57,1 Sek und damit um 3 Sekunden korrigiert. Bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h läuft ein Pferd 16,67 m/sek, die Differenz beträgt damit volle 50m von der angeblichen Siegzeit zur nunmehr offiziellen Zeit.

Das Rennen war trotzdem ein schnelles Rennen und Overdose ist eigentlich nicht ausgeritten worden. Bei entsprechenden Gegnern wäre die Zeit mit Sicherheit schneller gewesen. Dem Pferd bricht das keinen Zacken aus der Krone, aber dem Veranstalter schon. Er hat in den Medien einiges an Glaubwürdigkeit eingebüßt.

So etwas hätte nicht passieren dürfen.

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Overdose meldet sich eindrucksvoll zurück

Es war lange Zeit um das aus England stammende “Ungarische Wunder” still geworden. Nach dem Drama an der Startbox zur Goldenen Peitsche in Baden-Baden und dem ausdrucklosen Laufen hat man dem Pferd scheinbar mal die dringend nötige Ruhe zum Ausheilen der Hufprobleme gegeben.

Jetzt hat er sich am Sonntag in Hoppegarten in einer leichten Aufgabe eindrucksvoll zurück gemeldet. Hochüberlegen 6 Längen lautete der Richterspruch. Die Gegner waren in dem mit 10.000,- EUR dotierten Altersgewichtsrennen sicher nicht erste Wahl, aber nicht nur der Ton macht die Musik, sondern auch die gelaufene Zeit war erstklassig und daß, obwohl Overdose praktisch “ohne Gegner” lief. Die 1000m in 54,1 Sekunden sind europäische Spitzenklasse. In Deutschland gibt es einige schnellere Zeiten für die Distanz, Dortmund und Köln haben bzw. hatten 1000m-Geraden, aber die sind oder waren nur knappe 1000m, wohl eher 950 besonders in Dortmund, so daß die gelaufenen Zeiten nicht ganz echt sind.

Dieses Manko hat Hoppegarten nicht, auf der Geraden Bahn können 1400m gelaufen werden und somit ist die Distanz “echt”. Wirft man einen Blick auf die europäischen Rennen der Sprinter-Elite, dann ist die Zeit erstklassig! Mit knackigen 66 km/h ist er das Rennen gelaufen.

Während bei Rennen ab 2000m der Rennverlauf einen großen Einfluß auf die Zeit hat, ist dieser Faktor bei den Sprintern minimal. Aus der Maschine raus, wird volles Tempo gelaufen. Kein taktisches Geplänkel, einfach full Speed über die Distanz. Deswegen kann man auf den kurzen Distanzen die Zeiten als echte Elle für die Klasse eines Pferdes nehmen.

Es bleibt zu hoffen, daß die Hufe bei Overdose nicht wieder zum Sorgenkind werden. 2009 startete er auch fulminant in einem eigens für ihn ausgeschriebenen Rennen in seiner Heimat auf der Budapester Bahn in die neue Saison um  danach für lange Zeit auf Feierschicht zu gehen. Zu wünschen wäre es dem symphatischen und sehr sensiblen Braunen, dem bei jedem seiner Auftritte die Sympathien entgegen schlagen, sehr. Ein gutes Jahr mit einem Gruppe-1-Treffer in einem der renommierten Sprinterrennen und er hätte sich die Deckhengstbox redlich verdient. Gut genug scheint er zu sein. Der Sieger im Wiederholungslauf des Prix de l’Abbaye de Longchamp 2008, an dem Overdose nicht mehr teilnahm, brauchte 3/10 Sekunden länger.

Hoppegartener Fliegerpreis

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Grand Prix-Aufgalopp 2011

Mit dem Grand Prix-Aufgalopp wird am Sonntag in Köln der erste Hochkaräter der neuen Saison gelaufen. In der “guten alten Zeit” gab es noch früher im Jahr den Frühjahrsausgleich in Köln und einge hochdotierte Handicaps auf den Westbahnen, aber die sind leider alle dem Rotstift zum Opfer gefallen.

Der Grand-Prix Aufgalopp wurde 1953 als Memorial für Dr. A. Moormann in Dortmund gegründet. In den ersten Jahren wurde er im Spätsommer/Herbst gelaufen, seit 1958 wird er Anfang des Jahres im März/April ausgetragen.

Auf der im Frühjahr neutralen Distanz von 1800m etablierte sich das Rennen schnell als Aufgalopp für die besseren Pferde in die neue Saison. In der Siegerliste stehende große Namen wie Dschingis Khan (1965 u. 1966), Priamos (1968), Deutschlands erster Turf-Millionär Lombard (1972) und viele andere gute und sehr gute Pferde haben das Rennen während der Dortmunder Zeit gewonnen. Erwähnenswert sind noch Thiggo und  Wladimir. Neben Dschingis Khan ist Revlon Boy, der das Rennen 1982 und 1983 gewonnen hat ein weiterer Doppelsieger. Eine gewisse Sonderstellung nimmt Dornkaat ein. Er ist der einzige Halbblüter in der Siegerliste dieses Rennens. Dornkaat war der erfolgreichste jemals in Deutschland gelaufene Halbblüter auf der Flachen. Von vier- bis zehnjährig hatte er jedes Jahr ein GAG von über 90 Kilo erreicht und ist nur knapp an der Deckhengstmarke “vorbei geschrammt”.

Seit 1983 hat das Rennen Listenstatus, 1986 wurde es erstmals in Köln unter dem neuen Titel “Grand Prix-Aufgalopp” gelaufen. Die erste Ausgabe oft der neuen Bahn wurde von dem Norweger Our Martin in Besitz und trainiert von L. Reuterskiöld gewonnen. Es ist der erste ausländische Sieg in diesem Rennen. Doppelsieger in Köln war 1992 und 1993 Friedland aus dem Stall Nordpol. Mit Fleurie Domaine gewann 2003 erstmals seit 1956 wieder eine Stute das Rennen.

Mit dem Wechsel nach Köln wurden die Distanz zunächst von 1800 auf 1900m verlängert, seit 1990 wird das Rennen über 2200m ausgetragen. Seit 2007 hat es Gruppe-3-Status, der erste Gruppensieger im Grand Prix-Aufgalopp war Egerton, trainiert von Peter Rau und geritten von Torsten Mundry. 2010 gab es einen norwegischen Doppelerfolg, Appel au Maitre siegte vor Touch of Hawk. Beide Pferde wurden von Wido Neuroth trainiert.

Erfolgreichster Besitzer ist “natürlich” das Gestüt Schlenderhan mit fünf Siegen. Rechnet man die Pferde von Baron Ullman dazu, sind es sogar sieben Siege für das Traditionsgestüt. Zweiter ist das Gestüt Fährhof mit vier Siegen.

Erfolgreister Trainer war Heinz Jentzsch, der allein dreizehnmal den Sieger sattelte. “Abgeschlagen” dahinter stehen Peter Schiergen und Bruno Schütz mit jeweils drei Siegen.

Erfolgreichste Reiter sind Terry Hellier und Fritz Drechsler mit fünf Siegen vor Horst Horwart mit vier Erfolgen. 1992 saß mit Lester Piggott der wohl weltweit bekannteste und erfolgreichster Reiter im Sattel des Siegers. Sein einziger Erfolg in diesem Rennen. 1968 wurde Priamos von Werner Krbalek, der damals 57 Jahre “jung” war, geritten. Werner Krbalek ist heute noch ein häufig und gern gesehener Gast nicht nur auf der Kölner Rennbahn.

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DVR-Öffentlichkeitsarbeit

Es ist seit langem ein offenes Geheimnis, daß es mit der PR des DVR und der Außendarstellung des Sports insgesamt nicht zum besten steht.

Andreas Tiedtke als neues geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DVR erhielt einige Vorschußlorbeeren, was den Bereich offene Kommunikation innerhalb und  außerhalb des Rennsports betrifft. So wurde erstmalig die Pressekonferenz zum Jahresbericht des DVR Live im Internet übertragen.

Und schon passiert die erste Panne. Der Rennsport braucht mehr TV-Präsenz und das nicht in irgendwelchen Nischenkanälen, sondern bei den großen Sendern. Zu diesem Thema stellte Andreas Tiedtke fest, daß über solche langweiligen Sportarten wie Dressurreiten und Springreiten sehr ausführlich berichtet wird und der viel interessantere Galopprennsport im Fernsehen mehr Senderaum bekommen muß.

Die Reaktion in der Reitsport-Presse ließ nicht lange auf sich warten. Stellvertretend sei hier der Kommentar in der April-Ausgabe der Reiter-Revue zitiert:

“Die Zeiten, in denen der Reit- und Galopprennsport, konkret die beiden Dachverbände Deutsche Reiterliche Vereinigung und Direktorium für Vollblutzucht und Rennen, im Schulterschluss die Interessen des Pferdesports vertraten, sind längst vorbei. Nur noch alte Verbandsfunktionäre erinnern sich an die gemeinsame Lobbyarbeit in Politik und Wirtschaft, heute hat man sich nichts mehr zu sagen. Wie sehr das Tischtuch zwischen Beiden zerrissen ist, machte jüngst die Jahrespressekonferenz des Galopperverbandes deutlich. Andreas Tiedtke, seit Januar neuer Geschäftsführer des Direktoriums, wetterte gegen die schwache Präsenz des Rennsports in den Medien und sagte wörtlich: “Es gibt so viele furchtbare Pferdesportarten, die so etwas von langweilig sind – wie Springen und Dressur -, und wenn ich dann sehe, daß selbst ein 23. Platz irgendeiner Dressurprüfung in einer überregionalen Zeitung dargestellt und gefeiert wird, dann muß es doch möglich sein, wenn ein deutsches Pferd quasi in der Champions League des internationalen Rennsports im Ausland ein Gruppe I- oder II Rennen gewinnt, das mit einem Bild dort zu platzieren.” Dem könnte man entgegen halten: Ein Dachverband, der sich den Luxus erlaubt, seine Pressearbeit einzustellen und kaum noch Kontakt zu überregionalen Medien pflegt, der braucht sich nicht wundern, wenn Zeitungen und Fernsehen ihr Interesse an einer Sportart verlieren, die aufgrund der dramatischen Rückgänge im Wettgeschäft finanziell vor dem Kollaps steht. Vielleicht sollten die Damen und Herren des Direktoriums mal ein Praktikum bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung absolvieren. Da kann man erstens lernen, wie Medien- und Sponsorenkontakte gepflegt werden, und zweitens auch mal schauen, ob Dressur und Springen wirklich “so etwas von langweilig” sind…

Der nächste Vogel wurde vom Wettberater des Direktoriums, Herrn Zellmann abgeschossen. In einer hitzig geführten Leserbriefdebatte mit dem BDI-Hauptgeschäftsführer Dr. Gröhner führte er unter anderem aus:
- die Pferdewette ist kein zeitgemäßes Produkt mehr
- die Pressearbeit des Direktoriums ist unterirdisch

Ich verstehe die Position und die Aufgabe Zellmanns so daß man sie mit einem Produktmanager aus Industrie vergleichen kann. Es mutet deswegen mehr als sonderbar an, wenn sich der Produktmanager über das von ihm zu vermarktende Produkt in dieser Weise öffentlich äußert. Da dies weder vom Präsidenten noch vom Hauptgeschäftsführer des DVR öffentlich korrigiert wurde, muß man dies als die herrschende Meinung in Köln sehen.

Pferdewetten sind keineswegs nicht mehr zeitgemäß, sondern ein hochaktuelles und interessantes Produkt, das besonders in Frankreich große Wachstumsraten verzeichnet. Der “Berater” wäre deswegen gut beraten einmal bei seinem französischen Kollegen zu gucken, wie sie dort das Produkt im Markt plazieren und erfolgreiche Geschäfte generieren.

Seiner Äußerung über die Qualität der Pressearbeit des Direktoriums kann man allerdings uneingeschränkt zustimmen. Sein Statement zur Pferdewette ist ein Beispiel für die unterirdische Darstellung des Rennsports in der Öffentlichkeit.

Nicht zu vergessen ist auch die Zeit, als Zellmann in verantwortlicher Position bei der BGG tätig war. An eine besonders gute Außendarstellung des Rennsports in dieser Zeit kann ich mich jedenfalls nicht erinnern. Er hatte damals ebenfalls eine unterirdische Pressearbeit zu verantworten.

Nachdem das Tischtuch mit den Warmblütern sehr gründlich zerschnitten wurde, werden in der neuen Presseerklärung vom 12. April zum Glücksspielstaatsvertrag deutliche Abgrenzungen zu den Traber formuliert. Das Direktorium und die Rennvereine als gemeinnützige Organisationen werden mit Winrace, der Vermarktungsgesellschaft der Traber verglichen. Das ist ganz einfach falsch. Das Pendant zum Direktorium ist der HVT und Winrace ist das German Racing der Traber.

Von den Eskapaden des German-Racing-Redakteurs bei Facebook einmal ganz zu schweigen. Er verglich die Traber mit einem Bauchladen für Bürstenwaren und den Galoppsport mit dem KaDeWe. Kritische Postings wurden gelöscht. Blanke Zensur gegen “Systemkritiker”. Sieht so die moderne Öffentlichkeitsarbeit des Galoppdachverbandes aus?

Der Galoppsport befindet sich zweifelsohne in einer wirtschaftlich oder politisch sehr schwierigen Situation. Naheliegend wäre es doch, möglichst viele Allianzen mit Sportverbänden zu schließen, die gleiche oder mindestens ähnliche Interessen haben. Es hat noch nie geschadet, Nicht nur in schwierigen Situationen auf die Hilfe von Verbündeten setzen zu können.

Das Direktorium hingegen betreibt inzwischen eine Politik, die es mehr und mehr isoliert. Ob man damit die Interessen des Galoppsports gegenüber der Politik und auch gegen die mächtigen Lobbyverbände der anderen Sportverbände durchsetzen kann?

Eine stärkere und intensivere Außendarstellung des Galoppsport des ist dringend vonnöten. Das erste Quartal, die ersten 100 Tage des neuen Hauptgeschäftsführers sind allerdings nicht dazu angetan, in dieser Richtung Gutes zu erwarten.

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Zarkandars dritter Sieg über Hürden

Den Halbbruder einer der besten Rennstuten Frankreichs aller Zeiten sieht man nicht alle Tage auf der Hindernisbahn. Zarkandar hat auf der Flachen in Frankreich keine überzeugenden Leistungen gezeigt und ist als Hindernispferd nach England verkauft worden.

Gut vorbereitet absolvierte er sein Debut im Februar in Kempton Park Grade 2 Rennen über die Hürden und und hat direkt gewonnen. Der nächste Start im Triumph Hurdle (Grade 1) in Cheltenham verwandelte er ebenso in einen leichten Sieg. Der dritte Streich folgte heute beim großen Aintree Grand-National-Meeting auf der berühmten Rennbahn von Liverpool. Wiederum leicht gewann er das Juvenile Hurdle (Grade 1) über rund 3300m vor Kumbeshwar.

Man darf auf die weitere Karriere des jungen Hürdlers sehr gespannt sein. Bisher hat er auf der Hindernisbahn noch eine blütenweiße Weste. Im Sport zwischen den Flaggen wird es schwer sein, diese zu behalten.

Sein heutiger Runner-Up Kumbeshwar Ist auch aus deutscher Sicht interessant. Steht sein Vater Doyen doch inzwischen im Gestüt Auenquelle Als Deckhengst.

Zarkandars Siege über Sprünge

Und weil es sich so schön liest, noch einmal der Rekord der “großen Schwester”

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Antwort von Herrn Woeste als Präsident des DVR

Sehr geehrte Damen und Herren,

die deutsche Vollblutzucht und die Rennvereine kämpfen mit großer Hingabe ums Überleben. Die Gremien unserer drei Verbände machen sich große Sorge, dass sich durch die in Arbeit befindliche Gesetzgebung die Situation dramatisch verschlechtern könnte. Sie haben miteinander eine klare Marschroute beschlossen, um das Schlimmste zu verhindern.

Herr Dr. Göhner handelt den demokratisch zustande gekommenen Willensbildungen der Galoppsportverbände bewusst zuwider – warum eigentlich?

Dass er sich dabei auch im Ton vergreift, ist eine unschöne Beigabe. Auch hier dieFrage: Warum dieser Ton, warum diese Unterstellungen?

Viele von uns – und so auch ich – haben sich sehr bemüht ein Einvernehmen mit Herrn Dr. Göhner zu erzielen; dies ist nicht gelungen. Warum eigentlich nicht?

Ich hoffe sehr, dass die Gesetzgebenden Bund und Länder verstehen, dass das Renn-Wett-Lotterie-Gesetz gemacht wurde, um durch die Steuerrückvergütung auf die Pferdewette für die Pferdezucht und die Leistungsprüfungen eine finanzielle Basis zu schaffen. Ohne Rückvergütung und ohne Außenwetten würde dem Rennsport die Basis entzogen. Die Pferdewette ist deshalb etwas anderes als die Sportwette. Wer die Änderung des Renn-Wett- Lotterie-Gesetzes verlangt – und sei es nur durch Öffnungsklauseln – gefährdet unsere gemeinsame Basis. Der Artikel in der Süddeutschen Zeitung von Freitag, 01.04.2011 veranschaulicht unsere Situation recht gut, deswegen füge ich ihn für alle, die ihn noch nicht gelesen haben, in der Anlage bei. Darüber hinaus übersende ich Ihnen ein Schreiben zweier Staatssekretäre aus dem Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium. Beide berichten sowohl über die Einigung zur Änderung des Rennwett- und Lotteriegesetzes (Öffnungsklausel), deren unmittelbare Folgen und die rechtlichen Risiken dieses Handelns (Seite 2 oben). Letzte Risiken sind genau diese, vor denen wir durch verschiedene Ministerien und alle unsere Rechtsberater gewarnt wurden. Auf diese haben wir, pflichtgemäß, öffentlich hingewiesen. Diese Risiken treffen insbesondere auch unseren erfolgreichen Vertrieb über German Tote, der zusammen mit German Racing nicht zuletzt die Rennvereine von über 50% der Totokosten entlastet.

Sie werden uns zustimmen, dass wir angesichts derartig konkreter Gefahren nicht länger zuwarten konnten.

Der Galoppsport ist etwas so herrliches, dass es sich lohnt dafür zu kämpfen, aber bitte nicht gegeneinander und nicht durch Leserbriefe.

Mit freundlichem Gruß
Albrecht Woeste

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