Frankels Abschiedsgala – und die Frage nach dem Besten aller Zeiten und Länder

14 Starts, 14 Siege, das ist die makellose Bilanz von Frankel. Vor dem letzten Start des Superstars gab es eine regelrechte Frankelmania in Britannien. Die königliche Kavallerie ritt zur Trainingseinheit im Frankeldress aus, Autos fuhren in Frankelfarben durch die Straßen. Die Engländer ließen den vierbeinigen Star hochleben.

Der Sieg in den Champion-Stakes war so spektakulär oder unspektakulär wie die 13 anderen davor. Die Jockeys der anderen Pferde ritten, was das Zeug hält und stritten um die Plätze und außen kam Tom Queally ganz gemütlich angefahren und ging an die Spitze des Feldes. Es waren diesmal nur knapp zwei Längen. War es der Startverlust oder der schwere Boden oder hatte Tom Queally Mitleid mit seinen Kollegen und ließ es ruhig angehen?

Es waren, sieht man vom Pacemaker ab, nur vier Pferde, die um die Platzgelder stritten. Cirrus des Aigles wurde Zweiter vor Nathaniel und dem Hofer-Schützling Pastorius. Rechnet man Danedream über Nathaniel, dann wäre sie nach Papierform rund vier Längen hinter Frankel eingekommen. Aber Papier ist geduldig, denn Zazou hat Cirrus des Aigles auch schon mit 2 Längen geschlagen. Pastorius bekam von Frankie Dettori in der Anfangsphase nicht das beste Rennen. Ob das am Ende 3 1/2 Längen waren, ist eher unwahrscheinlich, denn Frankie Dettori mußte am Ende mächtig zufassen.

Nach dem Rennen erklärte der gesundheitlich schwer angeschlagene Sir Henry Cecil mit kaum vernehmbarer Stimme, daß Frankel das beste Pferd sei, das er jemals trainiert und das er je habe laufen gesehen. Es war schon etwas makaber – der vor Kraft strotzende Frankel und daneben sein von Krankheit gezeichneter Trainer. Es muß eine sehr besondere Beziehung sein, die  Pferd und Trainer verbindet. Es sind nicht wenige, die sagen, daß Frankel ein ganz wichtiger Aktivposten für Sir Henry im Kampf gegen den Krebs sei.

Frankels Siege

Am Ende der Karriere dieses Überpferdes stellt sich natürlich wieder die Frage nach dem besten Pferd der Welt – ever! Vor dem Rennen stellte die Racingpost die Frage, ob mit Frankel der Peak des Vollbluts erreicht sei und es jetzt nicht mehr besser werden könne. Frankel als Krönung des Vollbluts, als der letzte, nicht mehr steigerungsfähige Große dieser einmaligen Pferderasse? Gab es diese Frage nicht schon einmal und sie wird mit Sicherheit auch in Zukunft wieder gestellt werden.

Aber es gibt auch Kritiker, sie bemängeln, daß er nur in England gelaufen sei, nie wirklichen Reisestreß erlebt habe, keine Quarantäne etc., sonder immer ganz bequem vor der Haustür die Rennen gewonnen hat. Argumente, die man nicht von der Hand weisen kann. Aber wiegen sie so schwer?

Ungeschlagen in 14 Rennen ist eine Ansage, aber wer war dahinter? Andreas Weigt hat entweder eine gute Quelle gehabt oder die Zahlen selbst zusammen gestellt: In den Rennen, in denen Frankel gelaufen ist liefen 60 Sieger aus 243 Rennen. 22 davon waren Gruppe 1 Sieger in 49 Rennen. Total hat Frankel 40 Pferde geschlagen die zusammen 130 Gruppe Rennen gewonnen haben. Beeindruckend!

Ich habe diese Zahlen nicht geprüft und nehme sie einfach einmal als richtig an. Ist Frankel damit das beste Pferd aller Zeiten und Länder? Wer sind die Konkurrenten um diesen Titel?

Und wer darf in diesem Titelkampf überhaupt antreten – nur Ungeschlagene oder auch Pferde mit großer Karriere, die auch mal gepatzt haben?

Ich werfe einfach mal die Namen in den Ring, die mir in den Sinn kommen, wenn es um die ganz Großen in der Geschichte des Vollbluts geht.

Es ist nicht lange her, da verzauberte Sea the Stars die Vollblutwelt ähnlich wie Frankel heute. Sea the Stars hat bis auf das Debut alle Rennen gewonnen, Imponierend waren vor allem seine Siege in den Juddmonte International Stakes von York und im Arc. In York war er nur eine Länge vor Mastercraftsman, aber 32 Längen vor dem Dritten, im Arc saß er lange fest und gewann trotzdem souverän.

Black Caviar ist ungeschlagen in 22 Rennen. Die eher unscheinbar wirkende Stute gewinnt vielleicht nicht so überlegen, aber auch fast immer mit beeindruckender Leichtigkeit. Ein “Matchrace” zwischen Frankel und Black Caviar scheiterte an den unterschiedlichen Distanzen, auf den die beiden Stars zu Hause sind – und wohl auch an der Tatsache, daß danach einer von Beiden nicht mehr ungeschlagen gewesen wäre.

Die amerikanische Wunderstute Zenyatta verlor ihren letzten Start im Breeders’ Cup Classic gegen Blame, nachdem sie rund 20 Längen Startverlust hatte mit einem Kopf! Die Aufholjagd der Stute in dem Rennen war faszinierend, eigentlich gut genug für 5 normale Siege. Aber leider hat sie die weiße Weste verloren. Trotzdem gehört sie zu dne Besten der Welt.

Wen soll man sonst noch erwähnen? Den Amerikaner Curlin, diesen wuchtigen Fuchs mit einer faszinierenden Galoppade und der erste Amerikaner mit einer Gewinnsumme von 10 Mio Dollar? Secretariat, den letzten Sieger der amerikanischen Triple-Crown. Unvergessen sein Sieg in den Belmont-Stakes, als er vor dem Feld Start-Ziel mit riesigem Vorsprung gewann.

Nijinsky ist der letzte Gewinner der englischen Dreifachen Krone, das letzte Universalpferd. Als frühes Pferd gewann er die 2000 Guineas, als das glücklichste Pferd das Derby und als das beste Pferd das St. Leger. In dieser klassischen Definition war Nijinsky der letzte ganz Große. Heute hat das Leger keinen großen Stellenwert mehr, ist für eine später Zuchtkarriere eher hinderlich. Aber damals war Stamina das Maß aller Dinge.

Nach Nijinsky hätten zwei Pferde eine reelle  Chance auf die Triple-Crown gehabt. Sea the Stars hat man im Leger nicht aufgeboten, weil man glaubte, daß der Weg zu weit sei. Camelot muß als der moralische Sieger des St. Legers 2012 gelten, sein junger Reiter fühlte sich zu sicher und “verknallte” den Ritt. Sie hätten, haben aber nicht, Nijinsky hat!

13 Starts, 11 Siege und zwei zweite Plätze 2j bis 3j.sind sein Rekord. Im Arc brach er brüsk weg, daß Lester Piggott fast aus dem Sattel gekommen wäre und war mit einem Kopf geschlagen. Die Niederlage gegen Lorenzaccio in den Champion Stakes von Newmarket war auch der langen Saison und der kurzen Startfolge im Herbst – St. Leger, Arc und Champion Stakes – geschuldet. Er lief ein Rennen und ein Jahr weniger als Frankel und gewann in drei Ländern.

Sea Bird gehört auch zu den Ausnahmepferden, die leider nicht ungeschlagen sind. Er führte lange Zeit das Timeform-Rating der ewigen Besten an. Es waren nicht allein die gewonnenen Rennen, vielmehr die Art, wie er sie gewann, die ihn zum  Ausnahmepferd machten. Im Arc 1965 fertigte er Reliance und Diatome mit 6 und 5 Längen ab.

Eine andere einmalige Erscheinung war der Italiener Ribot, oft als Tesios Meisterwerk bezeichnet. Leider hat der Großmeister der Vollblutzucht nur seine ersten Schritte auf der Rennbahn erlebt. Danach zeichnete U. Penco für das Training verantwortlich. Ribot ist bei 16 Starts ungeschlagen. Noch heute ist er der einzige Doppelsieger im Arc, der auch die King George in Ascot gewonnen hat.

Auch bei Ribot waren es nicht allein die Siege, sondern auch die Art, wie er die Rennen gewann. Er lief vierjährig sowohl über 1800m als auch über 3000m. Er gewann Rennen in drei Ländern und bei einer Wahl zum Sportler des Jahrhunderts belegte Ribot eine der vorderen Plätze – vor bekannten Persönlichkeiten aus Fußball und anderen Sportarten.

Der nächste Große ist wieder ein Italiener, wieder von Tesio und vom Meister selbst trainiert. Nearco gewann alle seine 14 Rennen und liegt damit mit Frankel gleichauf. Allerdings absolvierte er diese 14 Starts in eineinhalb Rennzeiten. Nach seinem Sieg im Grand Prix de Paris im Juni als Dreijähriger wurde er verkauft und lief keine Rennen mehr.

Bemerkenswert ist sein Sieg im Gran Premio die Milano und der folgenden Sieg im Grand Prix de Paris. Aus einer Beschreibung von Tesio geht nicht genau hervor, ob zwischen den beiden Rennen eine Woche oder zwei Wochen Abstand waren. Es klingt allerdings eher nach einer Woche. Bedenkt man den heute sehr dosierten Einsatz der Klassepferde, dann war es auf jeden Fall eine sehr kurze Pause.

Die Zugfahrt von Mailand nach Paris dauerte 36 Stunden. Das mag lange erscheinen, aber damals fuhr man mit einem Pferd von Düsseldorf nach Frankfurt oder Hannover auch fast einen Tag mit dem Zug und dann paßt die Relation.

Zwei Rennen über 3000m, eine oder zwei Wochen Pause und eine Reise über 36 Stunden in einem holpernden Güterwaggon konnten Nearco nicht am Siegen hindern. Ebensowenig wie Canot als Zweiter des französischen Derbys und Bois Roussel als Sieger des Epsom-Derbys.

Nach dem Rennen wurde Nearco für 60.000 Pfund Sterling verkauft. Er war damit bis dato das teuerste, jemals verkaufte Pferd. Die Summe entsprach in etwa dem Wert einer Jahresproduktion des legendären Mercedes 500K. Es war verdammt viel Geld!

Bei der Frage nach dem besten Pferd aller Zeiten darf die Wunderstute Kincsem natürlich nicht fehlen. Ihr Rekord mit 54 Siegen bei ebensovielen Starts steht bis heute. Natürlich kann man das Rennsystem damals nicht mit dem heutigen vergleichen, es war anders und auch härter. Eigentlich hat die Stute 55 Rennen gewonnen, denn den dritten Sieg im Großen Preis von Baden errang sie erst nach einem Entscheidungsrennen, weil sie im eigentlichen Rennen mit Prince Giles the First im toten Rennen eingekommen war.

Harald Siemen hat in “Die Vollblutzucht der Welt” die Rennen der Stute mit Datum und Dotierung aufgelistet, so daß man auch die Startfolge kennt.

Man stelle sich vor, Frankel wäre während Royal Ascot Dienstag, Donnerstag und Samstag gelaufen. Man hätte am Verstand von Sir Henry Cecil gezweifelt, die Tierschützer wären auf den Plan gekommen, Fachleute hätten festgestellt, daß das Pferd jetzt ewigen Schaden genommen habe, etc.. Für Kincsem war das normal. Dazu ein kleines Beispiel: Dreijährig lief sie im Mai am 21. in den Trial Stakes über 2400m und deklassierte die Konkurrenz, am 24. In den klassischen 2000 Guineas von Österreich über 1600m, am 27. im Kaiserpreis erster Klasse über 3200m. Dann gab es einen Monat Pause, um dann am 24. Juni in Hannover im Großen Preis über 3000m im Canter mit 6 Längen zu gewinnen. Nicht vergessen, die Stute war dreijährig!

Kincsem gewann Rennen in KuK Österreich, in Deutschland ist sie eine von zwei dreifachen Siegern im Großen Preis von Baden, in Frankreich gewann sie den Grand Prix de Deauville und in England den Goodwood Cup. Goodwood am 1. August, Deauville am 18. August und dann wieder Baden Baden am 3. September, damals über 3200m.

Wer in Doberan einmal Molly gefahren ist, der hat eine ungefähre Vorstellungen von den Reisebedingungen der damaligen Zeit. Es war rumpelig, die Luft roch nach Qualm und Kohle und am Ende war man selten gerührt, aber meistens geschüttelt. Und dann sollte man schnell laufen!

Und wen soll man aus den Genannten und nicht Genannten als das beste Pferd der Welt küren? Natürlich laufen die Pferde heute schneller, die Bahnen sind besser, das Training ist besser, die medizinische Betreuung ist besser und natürlich auch das Futter. Man reist in luxuriösen Transportern und die Starts werden wohl dosiert gewählt.

Früher mußten Pferde vor allem laufen, die Startfolgen waren viel kürzer als das heute der Fall ist. Die Reisebedingungen würden heute die Tierschützer auf den Plan rufen (Nearcos Ausflug nach Paris verstieß ganz klar gegen die Tierschutztransportverordnung).

Vergleicht man die Erfolge damals und heute, dann kompensieren die Pferde vergangener Tag die optisch vielleicht schwächeren Rennleistungen durch die härteren Lebensbedingungen, in denen sie die Leistungen gezeigt haben. Ob das moderne Rennpferd unter den Bedingungen in der Lage gewesen wäre, Topleistungen zu zeigen, möchte ich mit einem dicken Fragezeichen versehen.

Die Frage nach dem Besten aller Zeiten und Länder möge jeder für sich beantworten.

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HRC: Das Derby bleibt bis 2028 in Hamburg

Heute veröffentlicht der HRC auf seiner Webseite, daß das Derby bis 2028 in Hamburg verbleibt. Die Veröffentlichung im Wortlaut:

Endlich ist Klarheit geschaffen: Das traditionsreiche Deutsche Derby wird bis ins Jahr 2028 in Hamburg stattfinden. Mit dieser Botschaft an Eugen-Andreas Wahler, den Vorsitzenden des Hamburger Renn-Clubs (HRC) musste Albrecht Woeste, Chef des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen in Köln, einen Schlusspunkt unter die seit fast drei Monaten geführte Auseinandersetzung über die Zukunft der wichtigsten Veranstaltung im deutschen Galopp-Sport setzen. Der Rechtsstreit ist beendet, die Kosten hat das Direktorium zu tragen.

Ursache des Streits zwischen HRC und dem Direktorium war die offene Ausschreibung des Deutschen Derbys durch das Direktorium, die den deutschen Rennvereinen als Post noch im Juli 2012 ins Haus geflattert war. Der Hamburger Renn-Club hatte dagegen Klage eingelegt.  Die Botschaft vom Fortbestand des Deutschen Derbys in Hamburg platzierte der HRC bereits im Hamburger Rathaus bei Bürgermeister Olaf Scholz. Immerhin hat die Standortdiskussion dem möglichen Bau einer Doppelrennbahn in Hamburg-Horn beträchtlichen Schaden zugefügt.

Eugen-Andreas Wahler: „Wir sind sehr froh und erleichtert, dass die Auseinandersetzung nun beendet ist. Jetzt kann sich der HRC unverzüglich an die Arbeit machen. Wir setzen uns selbstverständlich mit der Kritik an der Veranstaltung auseinander.“

Das 144. Deutsche Derby wird am 7. Juli 2013 in Hamburg-Horn gelaufen. Details zum gesamten Derbymeeting werden in den kommenden Wochen geplant. Wahler und Vize-Präsident Albert Darboven haben bereits Maßnahmen zur Fortentwicklung des Deutschen Derbys ins Auge gefasst. So wurde bereits der Rasenspezialist  Malte Roschen aus Lilienthal bei Bremen engagiert, um die Verbesserung des Geläufs in Angriff zu nehmen, weiterhin sind eine neue Lounge für Trainer und Besitzer in der Haupttribüne geplant. Eines der wichtigsten Themen auf der Agenda des HRC ist die Erhöhung des Erlebniswertes für Besucher auf der Rennbahn Hamburg-Horn.

Nachbemerkung: Das ist ein guter Tag für den Rennsport!

Es ist aber auch mehr als nur eine Petitesse, wenn es das DVR vor dieser Hauruck-Aktion offensichtlich unterlassen hat, die rechtliche Unbedenklichkeit dieser Ausschreibung vorher prüfen zu lassen. Es bleibt die Frage, wer in Köln im Hintergrund die treibende Kraft war und die Verantwortung für dieses Projekt zu tragen hat. Und es bleibt natürlich die Frage, welche Konsequenzen aus dem Fall gezogen werden.

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Sozialverhalten

Bauten auf fremden Boden sind juristisch so eine Sache. Wer ein im Grundbuch eingetragenes Vorkaufsrecht hat, ist fein raus. Er bekommt eine Entschädigung nach §§946-951 BGB in Verbindung mit §§812 und 818 BGB.

Nicht ganz so gut ist man als Mieter oder Pächter gestellt, wenn man nach §539 BGB ein Wegnahmerecht für die gemachten Investitionen hat und nach §552 BGB entschädigt wird. Der Anspruch entsteht überhaupt erst dann, wenn der Vermieter ein Interesse an den Investitionen hat. Andernfalls kann man seine Investitionen ausbauen und mitnehmen.

Ziemlich schlecht sieht es aus, wenn man das Recht an seinen Investitionen verliert, weil ein Dritter pleite geht und man damit alle Rechte verliert – egal wie gut man selbst gewirtschaftet hat.

So geschehen gerade in Frankfurt auf der Rennbahn. Ein Trainer baute damals für seine Pferde einen neuen Stall und weil es so praktisch war, direkt für sich eine Wohnung dazu. Nach dem damaligen Vertrag verliert er alle Ansprüche, wenn der alte Frankfurter Rennclub pleite geht, und das ist bekanntlich leider passiert. Natürlich dachte damals niemand an eine derart schlechte Entwicklung des Rennsports in Deutschland oder an die Pleite des alterwürdigen Frankfurter Rennklubs und schon gar nicht daran, daß ein solcher Sicherungspassus einmal zum Tragen kommen könnte.

Im Sommer hat der neue Frankfurter Rennverein dem Trainer aufgrund dieses Vertrages gekündigt. Soweit man das aus der Ferne beurteilen kann, konnte der dagegen angestrengte Prozeß kaum gewonnen werden.

Juristisch ist alles okay, aber die Sache hat auch noch eine menschliche Seite. Die Folge dieser Vertragserfüllung ist, daß ein Trainer jetzt vor dem finanziellen Nichts und auf der Straße steht, denn auch seine Wohnung hatte er gebaut und nun verloren.

Fiat justitia et pereat mundus – es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt dabei zugrunde. Hier geht nicht gleich die ganze Welt zugrunde, hier geht nur die Existenz eines “durchschnittlichen” Trainers vor die Hunde.

Fiat justitia et pereat mundus – es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt dabei zugrunde. Hier geht nicht gleich die ganze Welt zugrunde, hier geht nur die Existenz eines “durchschnittlichen” Trainers vor die Hunde. Als wenn die Aktiven in den letzten 10 Jahren durch die Entwicklung des Rennsports nicht schon genug bluten mußten, wird dem einen oder anderen jetzt noch komplett der Boden unter den Füßen weg gezogen. Was hier geschehen ist, mag juristisch legitim sein, aber ist es auch gerecht? Und wo bleibt hier überhaupt die Menschlichkeit?

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Rennbahnen damals und heute

1913 wurden in Deutschland auf 106 Bahnen Galopprennen gelaufen. Aber es gab noch mehr Bahnen im Kaiserreich, denn nicht jede Rennbahn veranstaltete jedes Jahr Rennen. Einige sind durch die Schrumpfung Deutschlands nach dem ersten Weltkreig verloren gegangen, einige weitere durch die Schrumpfung nach 1945 und ziemlich viele haben im Laufe der Geschichte den Betrieb einfach eingestellt.

Jetzt droht Bremen auch zu kippen. Eigentlich sollte jeder die Online-Petition von Oliver Pohl unterschreiben (ich muß auch noch). Solange die Abrißbirnbe nicht auf der Rennbahn ist, soll man die Hoffnung nicht aufgeben, daß weiter Rennen in Bremen gelaufen werden!

Zur Online-Petition

Liste der Rennbahnen von 1913
Achern
Altenburg
Baden-Baden
Bamberg
Beeskow
Berlin Grunewald
Berlin Hoppegarten
Berlin Karlshorst
Berlin Strausberg
Bielefeld-Brackwede
Bremen
Breslau Süd
Bromberg
Burgsteinfurt
Castrop
Kleve
Cottbus
Cranz in Ostpreußen
Crefeld
Cüstrin
Danzig Zoppot
Dessau
Detmold
Bad Doberan
Dorsten
Dortmund
Dresden
Düsseldorf
Elmshorn
Essen Steele
Frankfurt am Main
Frankfurt an der Oder
Freiburg im Breisgau
Gadebusch
Glogau
Gnesen
Gotha
Graudenz
Halle an der Saale
Hamburg Farmsen
HamburgGroß Borstel
Hamburg Horn
Hamm in Westfalen
Hannover
Bad Harzburg
Hassloch
Heringsdorf
Hersfeld
Horst Emscher (Gelsenkirchen)
Hüsten
Insterburg
Karlsruhe in Baden
Kiel
Köln
Königsberg in Preußen
Kolberg
Kreuznach
Landsberg a. D. W (Neum. R-V)
Landshut in Bayern
Lauenburg an der Elbe
Lehe Bremerhaven Geestmünde
Leipzig
Ludwigslust
Lüneburg
Lyck in Ostpreußen
Magdeburg
Mannheim
Müllheim Badenweiler
Militsch
Metz
Mülheim-Duisburg
München Riem
Münster in Westfalen
Neuss am Rhein
Norderney
Nürnberg
Oels
Oldenburg im Gr.
Oldesloe
Osnabrück
Osterode Waldau
Posen
Pyrmont
Quakenbrück
Rastenburg
Rathenow
Recklinghausen
Regensburg
Rostock
Saarbrücken
Schleswig Königswill
Schwelm
Segeberg
Stettin
Straßburg im Elsass
Stuttgart Weil
Süchteln
Thorn-Mocker
Tilsit
Torgau
Travemünde
Verden
Waltrop
Wiesbaden
Wittenburg i. M.
Zweibrücken

Wenn man dann sieht, was heute davon noch übrig geblieben ist und wie sehr diese auch noch wackeln, dann bekommt man ein Gefühl dafür, was der Sport im Laufe der Geschichte verloren hat.

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Aus für die Rennbahn Bremen

Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab …
wie der Bremer Rennverein heute in einer Pressemitteilung mitgeteilt hat, wird es ab 2013  auf der  Vahr in Bremen keine Rennen mehr geben.

Wie es heißt, will der Senat nicht mehr die Kosten für die Pflege des Geländes übernehmen und es seien keine Sponsoren in Sicht. Präsident Muhle möchte den Verein daher geordnet abwickeln. Damit geht in Bremen eine 155 Jahre dauernde Tradition zu Ende.

Der Bremer Rennverein erlebte seinen Aufschwung unter der Präsidentschaft des Fährhofer Gestütsherrn Walter J. Jacobs. Der zuvor eher ländliche Rennverein, der im Jahresprogramm vor allem vielfach B-Rennen und Halbblutrennen veranstaltete, erlebte in den späten 1960ern einen deutlichen Aufschwung. Der Jacobs-Pokal ab 1967, ein gut dotierter Ausgleich I und vor allem das 1969 gegründete Consul-Bayeff-Rennen waren guter nationaler Sport. Das Bayeff-Rennen wurde eine der wichtigen Vorprüfungen für das Blaue Band in Hamburg. Großartige Pferde wie Lirung bestanden hier den “Stehertest”. Mondrian, Lomitas, Monsun, Pik König, Belenus und viele andere lösten hier ihr Ticket für das Derby. Die Verdienste von Walter J. Jacobs um den Bremer Rennverein kann man gar nicht hoch genug schätzen

Aber es war nicht alleine Jacobs, der mit seinem Kaffee-Imperium als Sponsor auf der Bahn auftrat. Die Hapag Lloyd, Becks Bier und andere Unternehmen der Hansestadt taten es ihm gleich. In Bremen wurde auch der Hindernissport immer groß geschrieben. Zu einem der Jahreshöhepunkte gehörte der Große Preis von Karlshorst, der in den 1960ern an der Vahr seine neue Heimat gefunden hatte.

Als Trainingsquartier war es vor allem Adolf Wöhler, der in Bremen große Pferde trainierte. Unvergessen Surumu, der erste Fährhofer Derbysieger wurde auf der Vahr von Adolf Wöhler vorbereitet.

In den 1990igern wurde die Rennbahn umgebaut und modernisiert. Die alte beschauliche Holztribüne wurde durch einen Neubau ergänzt. Im Innenraum der Bahn entstand ein Golfplatz und zusätzlich wurde ein Hotel gebaut. Ca. 2005 wurde in Bremen Mahndorf die neue Trainingsanlage gebaut. Damit war Bremen nur noch Rennbahn und kein Trainingszentrum mehr. Damit fielen die Einnahmen aus dem Trainingsbetrieb weg und die Kosten für den Unterhalt mußten allein aus den sonstigen Einnahmen bestritten werden. Über einen Vertrag mit der Stadt Bremen wurde ein Teil der Kosten von der Hansestadt übernommen.

12.500,-EUR soll die Pflege des ‘Geläufs pro Monat betragen. Was genau das umfaßt, ist nicht bekannt. Jedenfalls ist das für eine Bahn, die 2012 ganze fünf Renntage veranstaltet hat, verdammt viel Geld. Denn damit kostet die Bahnpflege allein 30.000,- EUR je Renntag. Es verwundert allerdings auch, daß man aus diesem für den Verein sehr ungünstigen Vertrag nicht rechtzeitig ausgestiegen ist und somit die laufenden Kosten gedrückt hat.

Natürlich sind diese Kosten für die Geläufpflege nicht das einzige Problem des Rennvereins. Die wegbrechenden Totoumsätze und viele andere Widrigkeiten, mit denen der Rennsport in Deutschland zu kämpfen hat, sind auch Faktoren, die nicht nur dem Bremer Rennverein das Leben schwer machen.

Es ist müßig darüber zu sinnieren, was wohl wäre, wenn Bremen noch Trainingszentrum wäre.  Vielleicht gäbe es die Pressemeldung von heute dann nicht.

Man könnte ja noch das kleine Fünkchen Hoffnung haben, daß es Bremen wie einst Hannover ergeht und ein paar vollblutverrückte und gut vernetzte Hanseaten dem Rennsport in Bremen neues Leben einhauchen. Allerdings hat der Sprecher des Wirtschaftsressorts, Holger Bruns  schon erklärt, daß er sich vorstellen könne, auf dem Gelände der Rennbahn in den nächsten 15 Jahren ein neues Stadtquartier zu entwickeln.

Keine guten Aussichten für den Rennsport in Bremen – keine guten Aussichten für den Rennsport in Deutschland. Und was sagt das Direktorium dazu?

Aber wie sagt der Holländer in Wagners großer Oper: Ach! ohne Hoffnung, wie ich bin, geb’ ich mich doch der Hoffnung hin!

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Kölner Rennbahn unter Quarantäne

Wie das DVR am Montag auf der Webseite mitgeteilt hat, ist auf der Rennbahn in Köln bei einem Pferd infektiöse Anämie (EIA) diagnostiziert worden.

Nach der “Einhufer-Blutarmut-Verordnung” muß um den Bestand des erkrankten Pferdes eine Sperrzone von 1 km eingerichtet werden. Kein Pferd darf die Sperrzone ohne besondere Genehmigung verlassen oder in die Sperrzone verbracht werden.

Damit ist ein Start von Danedream im Arc ziemlich unwahrscheinlich geworden. Welchen Stellenwert die Stute im wichtigsten Rennen der Welt hat, zeigt alleine die Tatsache, daß die Wettbörse Betfair nach Bekanntwerden der Erkrankung den Wettmarkt für den Arc ausgesetzt hat. Ob es theoretisch doch noch möglich ist, bei 100% negativem Coggins-Test im Schiergen-Stall die Stute nach Paris zu verladen, ist eine Sache, die das zuständige Veterinäramt entscheiden muß – und Frankreich muß dann noch eine Einreiseerlaubnis erteilen. Aber man soll sich nichts vormachen, der Entscheidungsspielraum ist extrem eng und wenn man nicht am Montag schon auf Verdacht Vorsorge getroffen hat, liegt die Chance auf einen Arc-Start bei vielleicht 1%.

Dabei ist Danedream nur die Spitze des berühmten Eisbergs. Für die Kölner Trainer, den Kölner Rennverein und den Galoppsport in Deutschland ist das eine mittlere Katastrophe. Die Renntage für den 3. und. 14. Oktober in Köln sind natürlich abgesagt.

In Köln werden rund 300 Vollblüter trainiert, das sind rund 12% der in Deutschland in Training befindlichen Pferde. Der Anteil der in Köln trainierten Spitzenpferde dürfte erheblich höher sein.

Nach den gesetzlichen Bestimmungen kann kein Kölner Pferd vor dem 31. Dezember wieder an den Start gebracht werden. Der ohnehin große Startermangel auf Deutschlands Bahnen wird sich daher noch einmal deutlich verschärfen – mit spürbaren Folgen für das Wettgeschäft und die Rennvereine. Man muß wohl davon ausgehen, daß es vor diesem Hintergrund zum Ausfall von Renntagen kommen wird.

Seitdem der Hoppegartener Husten (Pferdegrippe) durch konsequente Impfungen im Rennsport praktisch nicht mehr auftritt, ist es wohl das erste mal, daß eine Galopprennbahn wegen eines dort aufgetretenen Seuchenfalls gesperrt werden muß. Wahrscheinlich das erste mal seit bestehen der Bundesrepublik.

Auf der Webseite “Vetion” fand ich im Zusammenhang mit EIA heute folgenden Artikel:

Coggins-Test mehrfach falsch positiv
Falsch positive Coggins-Tests haben beinahe elf Pferde das Leben gekostet, da dies zur Fehldiagnose “Equine infektiöse Anämie” (EIA) geführt hat. Das berichtet der “impf-report” in seiner November/Dezemberausgabe 2006. Die EIA, die auch “Ansteckende Blutarmut der Einhufer” genannt wird, ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Die Verordnung zum Schutz vor der Ansteckenden Blutarmut der Einhufer schreibt vor, dass alle EIA-positiven Equiden aus Gründen des Tierseuchenschutzes gekeult werden müssen. Seit rund 30 Jahren sei jedoch bekannt, dass Influenza-Impfungen oder verschiedene Medikamente bei Pferden zu einer Antikörperbildung führen können, die ein falsch positives Ergebnis bewirken können.

Laut Angaben des “impf-report” so geschehen beim jüngsten Fall auf einem Hof bei Jena in Thüringen. Dort seien elf Pferde mit dem als sicher geltenden “Coggins-Test” EIA-positiv getestet und aufgrund dieser Diagnose beinahe getötet worden. Dies sei lediglich durch den beherzten Widerstand der Tierhalter zu verhindern gewesen, die auf einen zweiten Test bestanden hatten, der für alle Pferde negativ verlief. Auch hier seien alle betroffenen Pferde nur wenige Tage vor dem Test entweder gegen Influenza geimpft oder medikamentös behandelt worden. Da die übrigen 19 EIA-Fälle in Thüringen kein zweites Mal getestet worden sind, hält der “impf-report” es für möglich, dass die Pferde unnötigerweise getötet worden sind.

Der beschriebene Vorfall sollte zum Nachdenken anregen und das positiv getestet Pferd noch einmal getestet werden. Vielleicht gibt es doch noch ein “Wunder von Köln”.

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50. Preis von Europa in Köln

Am Sonntag wird in Köln der 50. Preis von Europa gelaufen. Anlaß für einen Blick zurück in die Geschichte des Rennens.

Eigentlich ist der Preis von Europa der legitime Nachfolger des Gladiatoren-Rennens, das während des ersten Weltkriegs gegründet und bis zum Ende der Bahn 1933 in Berlin Grunewald gelaufen wurde. Danach zog es nach Hoppegarten um. Anfangs wurde das Gladiatoren-Rennen im August gelaufen, seit Anfang der 20iger im späten Oktober über weite 2800m. Stamina war damals gefragt und das Maß aller Dinge und die Grand Prix Pferde sollten nach einer langen Saison beweisen, daß sie noch fit sind und über den weiten Weg kommen. Die Dotierung war erstklassig und die Siegerliste ist geschmückt mit großen Namen. Prunus, Herold,  Wallenstein und Oleander seien hier genannt. Pan Robert im Besitz von L. Röller und trainiert von F. Nash hat 1924 mit 2248:10 mit ein er der höchsten Siegquoten in Deutschland überhaupt gewonnen.

Nach dem Krieg wurde das Rennen in Krefeld gelaufen und Nizam aus der Erlenhofer Zucht im Besitz von W. Bächtold wurde zum ersten Dreifachen Sieger des Rennens. Wallenstein, Graf Isolani und Oleander waren vor dem Krieg “nur” Doppelsieger. Allerdings waren 2800 in den 60igern nicht mehr so angesagt, wie das vor dem Krieg der Fall war. Für Krefeld war das Rennen wohl auf Dauer auch zu teuer und so war man wohl nicht böse, daß Köln ein ähnliches Rennen im Oktober ausschreiben wollte.

Allerdings waren römische Gladiatoren nicht mehr ganz en Vogue, dafür rückte Europa immer mehr in das öffentliche Interesse. Baron Friedrich Carl von Oppenheim war nicht nur Chef des damals einflußreichen Privatbankhauses-Oppenheim, Präsident des Kölner Rennvereins, sondern auch noch Präsident der Europa-Union, in der er sich um die europäische Einigung bemühte.

So war es passend, das Rennen“Preis von Europa” zu nennen. Und nicht nur der Titel verriet die großen Ambitionen, die man mit dem Rennen hatte. Üppige 250.000 D-Mark (125.000 EUR) betrug die Gesamtdotierung 1963. Zum Vergleich, das Derby war mit 125.000 DM und der Große Preis von Baden mit 140.000 DM dotiert. Noch ein Vergleich: ein Arbeiter im produzierenden Gewerbe hatte 1963 einen Durchschnittsverdienst von 659 DM im Monat oder 7.909 DM im Jahr. Der Preis von Europa war also wertvoller als 30 Arbeiter-Jahresgehälter!!

Der erste Sieger 1963 war Opponent im Besitz von Frau Nelly Thissen, trainiert von Josef Hochstein und geritten von keinem Geringeren als Hein Bollow. Zweiter wurde Wild Hun aus Frankreich, Dritter im toten Rennen Novalis und Spielhahn. Der erste Europa-Preis war gleich international. Gelaufen waren 11 Pferde.

Opponent gewann auch das letzte Gladiatoren-Rennen in Krefeld 1962 und baute die perfekte Brücke zwischen den beiden Rennen.

1964 siegte Fujiyama aus dem Besitz von Baron de Rothschild für Frankreich und 1965 sollte die dreifasche Serie des russischen Wunderpferdes Anilin beginnen, der mit seinem ständigen Jockey Nikolaij Nassibow den teilweise sehr guten westeuropäischen Pferden keine Chance lassen sollte. 1966 wurde er u. A. Zweiter im damals weltweit wertvollstem Einladungsrennen, dem Washington D. C. International und war 1966 oder 1967 noch Vierter oder Fünfter im Pris de l’Arc de Triomphe. In jeder Hinsicht ein internationales Klassepferd aus dem russischen Staatsgestüt Woschod!

1973 betrug die Dotierung erstmals 500.000 D-Mark, das Derby war mit 312.850 DM und der Große Preis von Baden mit 250.000 DM dotiert. Der Preis von Europa war weiterhin das finanziell herausragende Rennen in Deutschland. Es siegte der in Frankreich trainierte Acacio d’Aguilar vor Ben Trovato und Madruzzo.

1975, als Star Appeal den Arc und Windwurf den ersten von zwei Europapreisen gewann, standen 524.400 DM über dem Rennen. Der Arc war mit 2.040.000 FF oder umgerechnet 1.171.184 DM dotiert. Der Preis von Europa war mit rund 45% des wichtigsten Rennens der Welt dotiert. Man war mit Frankreich fast auf Augenhöhe. Die King George VI and Queen Elizabeth Stakes in Ascot als der wichtigste Sommervergleich in Europa waren mit 121.000 GBP oder 659.000 DM nicht viel besser dotiert als das Kölner Hauptereignis.

Rund um den Preis von Europa wurde mit der Zeit ein Meeting gestaltet, das in der Hochzeit über drei Tage ging und mit einer Vielzahl gut dotierter Rennen entwickelte sich ein internationales Meeting, das eine Vielzahl erstklassiger ausländischer Gäste anzog.

1978 siegte mit Aden wieder ein Pferd aus Russland.Nikolaij Nassibow war dieses Mal als Trainer verantwortlich. Aden schlug Tip Moss und die großartige Trillion, die kurz davor noch Runner Up zu Alleged im Arc gewesen war.

Überhaupt kamen die Russen gerne zum Europa-Meeting nach Köln. Wenn sie nicht im Hauptereignis liefen, liefen sie in den besseren Rennen des Rahmenprogramms und sie fuhren eigentlich nie ohne Geld nach Hause.

1987 siegte Kamiros mit dem gerade verstorbenen Peter Alafi im Sattel vor dem in Frankreich trainierten Le Glorieux. Es gab eine peinliche Panne. Allgemein sah man Le Glorieux als Sieger und Heinz Rosenbusch hatte ihm schon die Siegerschleife umgelegt. Als dann der offizielle Richterspruch durchgesagt wurde, gab es lange Gesichter bei den französischen Gästen und Jubel bei Kamiros’ Team und seinem, Trainer Harro Remmert. 1988 sollte mit Kondor ein sehr populärer Sieger das Rennen gewinnen und die Kölner bereitetem Hein Bollow in seinem letzten Jahr als Trainer eine tolle Via triumphalis!

1989 wäre Mondiran fast das Kunststück gelungen den deutschen “Grand Slam”, nämlich alle Gruppe-1 Rennen eines Jahres in Deutschland zu gewinnen., Aber Ibn Bey aus England machte ihm einen Strich durch die Rechnung und siegte überlegen mit 6 Längen vor dem keinesfalls enttäuschenden Mondrian.

Lomitas, zweimal Monsun und Schiaparelli sind andere herausragende Sieger in Köln. 27mal gewannen Pferde aus Deutschland, 22mal waren die Ausländer vorne. Außer dem dreifachen Sieger Anilin gab es mitTaipan aus dem Besitz von Lord Swaythling/England noch einen ausländischen Doppelsieger. Dreimal, 1966, 1978 und 1986 waren die Ausländer 1-2-3. Die meisten Starter gab es 1974 mit 17 Pferden, 1992 liefen nur vier.

Seit 2004 ging es mit dem Rennen merklich bergab. Die Siegdotierung wurde auf 155.000 EUR zurück gefahren. Auch der einstmals wohlhabende Kölner Rennverein  war in den deutschen Abwärtsstrudel geraden und es wurde überall gespart. Von einst drei Meetingstagen wurde auf zwei Tage reduziert und schließlich blieb nur noch der Sonntag über. Von zuletzt zwei Gruppe-Rennen ist nur noch der Preis von Europa übrig geblieben. Der Vergleich mit dem Arc, auf den man früher sehr stolz war, ließ sich nicht mehr halten. Von den einstmals 45% zu Star Appeals und Windwurfs Zeiten sind gerade einmal 3,8% übrig geblieben – gerade mal der Skonto-Wert. In Zahlen 4.000.000 zu 155.000. Von einstmals 30 Arbeiterjahreseinkommen sind gerade einmal rund 3,8 Jahresgehälter übrig geblieben. So ist halt die traurige Realität im deutschen Rennsport.

Aber trotz aller Widrigkeiten hat der Kölner Rennverein ein gutes Rahmenprogramm zum Jubiläums-Jahr auf die Beine gestellt. Mit dem Winterkönigin-Trail, einem Listenrennen mit 50.000 und einem weiteren Listenrennen für die Stuten ist ein anständiges Rahmenprogramm zusammen gekommen. Im 50. Preis von Europa laufen sieben Pferde, eines der wenigen Jahre ohne ausländische Beteiligung. Favorit ist für mich Ovambo Queen, trainiert von Dr. Andreas Bolte, gute Chancen sollten auch noch der Ebbesloher Girolamo und Earl of Tinsdal. Daß Waldpark an die großen Erfolge der Ravensberger aus früheren Jahren anknüpft, sollte eher unwahrscheinlich sein – aber ich hätte nichts dagegen.

Schaun wir mal, wer morgen die Jubiläums-Siegerschleife tragen wird.

Preis von Europa

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Ein schmerzlicher Rücktritt

Der Vorsitzende des Renngerichts und Nestor der modernen Sportgerichtsbarkeit im deutschen Galoppsport, Dr Heinz Faßbender ist von Vorsitz des Renngerichts und des Ständigen Schiedsgericht zurück getreten.

In einem bemerkenswerten und lesenswerten offenen Brief legt er die Gründe dar:

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit trete ich mit sofortiger Wirkung von meinen Ämtern als Vorsitzender des Renngerichts und des Ständigen Schiedsgerichts zurück.

Das gesamte Vorgehen der Geschäftsleitung des DVR nach der Entscheidung des Renngerichts vom 20. Juni 2012 in Sachen MONAMI – Diana-Trial am 27. Mai 2012 in Hoppegarten sowie die Entscheidung des Oberen Renngerichts vom 22. August 2012 widersprechen in jeder Hinsicht den eindeutigen Revisionsvorschriften der Rennordnung (Nrn. 676, 679 i. V. m. Nrn. 600 ff. RO).

Nach diesen Vorschriften ist gegen Disqualifikationen die Revision zum Oberen Renngericht nicht zugelassen (Nr. 676 RO). Sie ist bei Fassung der Rennordnung, an der ich seinerzeit neben den Fachleuten des DVR persönlich mitgewirkt habe, für protestfähige Maßnahmen (Disqualifikationen) bewusst nicht zugelassen worden, nicht zuletzt, weil in unserer Sportgerichtsbarkeit gegen die Entscheidungen des Renngerichts der Weg zum ordentlichen Gericht eröffnet ist.

Daran hat auch die jetzt erstmals vom DVR bemühte Entscheidung des Oberen Renngerichts im Fall Mirage vom 27. September 1990 nichts geändert. Sie betraf, was seinerzeit zwischen allen Beteiligten klar war, allein den Umstand, dass nach Verkündung der Entscheidung des Renngerichts ein bei Fassung der Rennordnung nicht bedachter und daher nicht geregelter Verfahrensfehler (Nichtabsetzung des schriftlichen Urteils durch den seinerzeitigen stellvertretenden Vorsitzenden des Renngerichts) eingetreten war, der anders als durch Aufhebung des bisher nur mündlich vorliegenden Urteils nicht aus der Welt geschafft werden konnte.

Das alles hätte unschwer durch Rücksprache mit mir aufgearbeitet werden können, stattdessen hat das DVR nach dem 20. Juni 2012 jede sachliche Kommunikation mit mir abgebrochen.
Das vorstehend beschriebene Vorgehen des DVR bedeutet eine offenkundige Abkehr von den bisherigen Grundsätzen unserer unabhängigen Verbandsgerichtsbarkeit und schließt meine weitere Mitarbeit in der Renngerichtsbarkeit aus.

Zur Illustration der Wertschätzung der früheren Vorstände des DVR für die Unabhängigkeit unserer Verbandsgerichtsbarkeit nachfolgend ein Zitat aus dem Schreiben des Vorstands vom 18. Januar 2006 aus Anlass meines 70. Geburtstags:

„ … Seit vielen Jahren haben Sie verantwortlich und mit passioniertem Einsatz im Kölner Renn-Verein sowie in verschiedenen Gremien gewirkt, vor allem aber sind Sie der Vater des Rechtswesens heutiger Tage in unserem Sport. Sie haben nicht nur erst in der Rennleitung, später im Renngericht und im Schiedsgericht, jahrzehntelang die Rennordnung in mustergültiger Weise angewendet, Sie haben das gesamte Regelwerk wie kein Zweiter in den letzten Jahrzehnten geprägt und ständig fortentwickelt bzw. hierzu rastlos Anstöße sowie Ihren Rat gegeben.

Wenn Gesetzgebung und Rechtsprechung so nah zueinander rücken, mag dies im Allgemeinen und in anderen Lebensbereichen bedenklich sein. In unserem Sport aber hat es auf Grund Ihrer Kompetenz, Ihrer Souveränität, Strenge und Ausgewogenheit sowie Ihres von Passion getragenen ausgeprägten Verantwortungsgefühls in dieser Hinsicht wohl nie eine Gefahr gegeben.

Es ist Ihnen mit Augenmaß gelungen, ein wohl legitimiertes, funktionierendes und weithin anerkanntes Rechtswesen in unserem Sport zeitgemäß zu gestalten und aufrechtzuerhalten. Welche Errungenschaft und wie wenig selbstverständlich dies ist, das weiß jeder, der die speziellen Probleme im deutschen und internationalen Pferderennsport kennt – ganz besonders auch jeder, der zum Vergleich mit anderen Sportarten in der Lage ist.

Wenn in unserem Sport alle Felder so gut bestellt wären, wie das mit auf Grund Ihres Wirkens und Einflusses über die Verbandsgerichtsbarkeit gesagt werden kann, dann könnten wir glücklich sein. Unser Sport hat Ihnen, sehr geehrter Dr. Faßbender, Unermessliches zu danken. Der Vorstand des Direktoriums hofft, sich noch lange auf Ihre Kompetenz und Erfahrung stützen zu können, und würde sich freuen, wenn Sie unserer gemeinsamen Sache weiterhin so hingebungsvoll verbunden bleiben würden.“

Der abschließenden Bitte des damaligen Vorstands bin ich bis heute gerne nachgekommen, aber auch Hingabe kennt Grenzen und die sind definitiv da, wo das (vermeintliche) Verbandsinteresse über die Rennordnung gestellt wird. Der den Verantwortlichen bei der Zulassung von Monami zum Diana-Trial unterlaufene Fehler ist verzeihlich, die Art und Weise, wie er aus der Welt geschafft werden soll, nicht.

Mit der Ihnen gebührenden Achtung
Dr. Heinz Faßbender

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Das Tauziehen ums Derby

Wie Turf-Times in der jüngsten Ausgabe berichtet, wird das DVR über die Vergabe des Derbys erst im Oktober entscheiden. Ein Gespräch zwischen den Präsiden des DVR und des HRC hat keine weiteren Ergebnisse gebracht. Fest steht, daß Albrecht Woeste als Präsident des DVR  weiterhin auf einer Ausschreibung des Derbys besteht. Für den Hamburger Rennclub ist das besonders prikär, weil aktuell Gespräche mit dem Hamburger Senat über die Doppelrennbahn anstehen.

Hubertus Schmelz, dem guten Kontakte zur Direktoriums-Spitze nachgesagt werden, äußerte sich auch in diesem Blog dahingehend, daß von Köln vor allem die sinkenden Zuschauerzahlen kritisiert werden. Das ist einerseits richtig, andererseits aber aktuell ein allgemeines Problem des Galopprennsport. Zu den 1000 Guineas auf der Hausbahn des DVR-Präsidenten war der Besuch – dezent ausgedrückt und sicher auch wetterbedingt – sehr übersichtlich. Im Unterschied zu anderen Bahnen kann der HRC aber trotz der Zuschauerproblematik noch gute Umsätze melden. Der Rückgang am Toto von 2 Mio EUR im Zeitraum 1 bis 7 2012 ist jedenfalls am HRC vorbei gegangen.

Aber das sind alles Mutmaßungen. Eine öffentliche Erklärung des DVR, in der klar Stellung bezogen wird, woher man das Recht ableitet, das Derby auszuschreiben und die Gründe für die Ausschreibung darlegt, ist inzwischen mehr als überfällig!

Der Hamburger Rennclub hatte dieses Jahr am Derbytag die direkte Konkurrenz des Europameisterschaft-Fußball-Endspiels, was vor allem viele auswärtige Besucher abgehalten hat. Die Zahlen können daher als Vergleich zu den Vorjahren nur bedingt verwendet werden. Daß an dieser Baustelle dringend gearbeitet werden muß, ist keine Frage – aber nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland! Das DVR wäre gut beraten, daß zu ein Konzept oder einen Masterplan vorzulegen, damit die Vereine in ähnlicher Weise vorgehen.

Die Derbyvakanz ist natürlich für den HRC bei den Gesprächen mit dem Hamburger Senat ein großes Problem – es scheint, daß das DVR den Verlust der Hamburger Bahn zumindest billigend in Kauf nimmt.

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Das Derby – wer gewinnt?

Es schlug fast wie eine Bombe ein. Nicht einmal vier Wochen nach dem Derbymeeting hat das DVR den führenden Rennvereinen mitgeteilt, daß das Derby ab 2013 neu ausgeschrieben wird. Bewerbungen konnten bis zum 10. August beim DVR abgegeben werden. Es werden einige Bedingungen genannt, wie die Abhaltung von mindestens vier zusätzlichen Renntagen und ein gesellschaftliches Rahmenprogramm.

Es wundert doch einigermaßen, daß das Direktorium das Derby “einfach mal so” ausschreiben kann. In einer dieser Tage veröffentlichten Presseerklärung, die vom Präsidenten des DVR, Albrecht Woeste gezeichnet wurde, wird das u. A. damit begründet daß das DVR die Renntermine vergibt. Diese Begründung scheint auf sehr dünnem Eis gebaut. Aus dem Recht zur Vergabe der Renntermine das Recht zur beliebigen Verteilung von Gruppe-Rennen herzuleiten, ist mehr als weit hergeholt.

Fakt ist, daß fast alle großen Rennen des Turfs nicht nur in Deutschland von einem Rennverein ins Leben gerufen wurden oder von einer Persönlichkeit gestiftet wurden. Das Derby entstammt einer Initiative des Hamburger Rennclubs, ein Rennen nach englischem Vorbild für dreijährige Pferde zu veranstalten und das wie sein englisches Vorbild “Derby” genannt und 1869 erstmals gelaufen wurde. Es stammt aus einer Zeit, als von einem DVR noch nicht gesprochen wurde, es ist älter als die Deutsche Einheit im Bismarck-Reich.

Über konkrete Gründe schweigt sich das DVR aus. Sind sie aktueller Natur oder historisch bedingt? Um welche Details geht es? Wenn das DVR indirekt in der Presse-Erklärung anklingen läßt, daß es gegenüber den Aktiven die Abrechnung sicherstellen muß, dann ließe das Schlüsse zu, die nach Auskunft verschiedener Aktiver absolut unbegründet und nicht haltbar sind.

Es ist weiterhin Fakt, daß die Kostenträgerschaft für das Rennen nicht durch das DVR erfolgt, sondern durch den Hamburger Rennclub. Der HRC trägt die Kosten, wird ein Überschuß aus der Veranstaltung erzielt, geht dieser in die Vereinskasse und nicht in die DVR-Kasse. Der HRC soll zwar vom DVR für die Veranstaltung der Derbywoche finanzielle Unterstützung erhalten. Es ist aber nicht allgemein bekannt, ob diese Unterstützung höher ist, als sie andere Vereine mit einem ähnlichen Rennprogramm erhalten.

Zur Erinnerung: In den guten Jahren des Sports wurden Gruppe-Rennen zuweilen verkauft. So war unter anderem der Kölner RV damals Aufkäufer und hat sein Jahresprogramm deutlich aufgewertet. Die “Ablöse” wurde aber regelmäßig an den verkaufenden Rennverein gezahlt und nie an das DVR. Daß der Kölner RV diese Rennen heute teilweise wieder abgibt und sich freut, wenn ein anderer RV ein Gruppe-Rennen veranstaltet, ist noch eine andere Sache. Aber auch hier wird das Geschäft ohne das DVR abgeschlossen. Oder will jemand behaupten, daß die Verlegung des Rheinland-Pokals von Köln nach München auf Anordnung des DVR erfolgt ist und dies alles ganz leise hinter den Kulissen über die Bühne gegangen ist?

Die Toto-Umsätze in Deutschland sind von Januar bis Juli um rund 2 Mio gesunken, Hamburg hat hingegen den Umsatz gehalten und die Umsatz je Rennen marginal gesteigert. Und dies bei denkbar schlechten Rahmenbedingungen durch die Europameisterschaft und die Tatsache, daß statt an zwei Wochenenden zu veranstalten, nur an einem Wochenende veranstaltet und der Hansa-Preis an einem Wochentag gelaufen wurde. Am Mittwoch wurden in HH mit dem “Langen Hamburger” (Listenrennen) als Tageshöhepunkt rund  325.000,- EUR umgesetzt. So schlecht kann die Arbeit, die in Hamburg gemacht wird, also nicht sein. Als Vergleich, der Bewerber München hat am Bayernpokal-Tag mit einem Gruppe-1 Rennen knapp 200.000 EUR Umsatz, davon 100.000 auf der Bahn erzielt. Mit derart schlappen Zahlen gibt sich Hamburg nicht ab. Zur Diana, immerhin der zweitwichtigste Klassiker, wurden an einem Sonntag bei allerbesten Bedingungen mit 378.000 auch nicht viel mehr Umsatz  gemacht als Mittwochs in Hamburg. Die  Umsatzmillionen, die HH am Derbytag erzielt, ist man auf allen NRW-Bahnen inzwischen Lichtjahre entfernt. Und dieser “Umsatzhochburg” will man die Lampe abknipsen?

Hamburg hat, soweit man das von außer erlebt, eine gesunde Vereinsstruktur. Natürlich ist Idee Kaffee der größte Gönner des Vereins, aber das Engagement von Herrn Darboven wird nicht annähernd so hoch sein, wie das Engagement der Präsidenten von München, Baden Baden und Hoppegarten. Angenommen, das Derby würde an einen der drei interessierten Vereine vergeben. Die drei Bewerber leben im Wesentlichen von Ihren Präsidenten, gestandenen Persönlichkeiten im Wirtschaftsleben und hoch reputiert im Rennsport. Ihr Engagement kann man gar nicht hoch genug würdigen. Aber was geschieht mit den Vereinen, wenn die Präsidenten abtreten und sich aus dem Sport zurück ziehen? Sind diese Vereine dann wirtschaftlich ansatzweise noch in der Lage, eine Derbywoche zu stemmen oder geht das Derby dann als ungeliebtes, weil nicht mehr zu bezahlendes Rennen auf Wanderschaft? Nur ein Gedankenspiel, aber ziemlich realistisch und grausam zugleich.

Wie der Präsident des DVR in der Presser-Erklärung ausführt, sieht er gute Chancen, aus dem Derbymeeting ein Event mit internationalem Format zu machen. Als wenn der Rennsport in Deutschland keine anderen Sorgen hat. Und wie soll das funktionieren? Zwei Zahlen zum nachdenken. 2002 zahlten die Gruppe-2 Rennen in Deutschland durchschnittlich 113.423 EUR, in Frankreich 102.037. 2011 waren es in Dtld dann noch 85.727 EUR. Über Standard waren noch die beiden Klassiker und das Union-Rennen. Der ist auf 70.000 EUR Mindestdotierung .“eingedampft”. In Frankreich wurden 2011 145.556 EUR im Schnitt in Gruppe-2 Rennen gezahlt. Während die Dotierung in Deutschland um rund 25 Prozent gesunken ist, ist sie in Frankreich im gleichen Zeitraum um rund 42 Prozent gestiegen. Die Standarddotierung für Gruppe-2 beträgt in Frankreich 130.000 EUR, fast das doppelte von der deutschen Standard-Dotierung.

Während die deutsche Vollblutzucht höchsten internationalen Standard genießt, ist der Rennsport im Vergleich zu den großen Rennsportländern in Europa nur noch zweite Wahl. Es gibt wenige Rennen, die Dotierung ist schlecht und es gibt zu wenig Pferde. Die Guten werden sehr schnell ins Ausland verkauft, weil der Verkauf einfach rentabler ist, als das Pferd in eigenen Farben im Rennsport laufen zu lassen.

Welche deutschen Pferde sollen denn bei diesem internationalen Event laufen, welche guten Ausländer sollen denn bei den aktuellen Dotierungen nach Deutschland kommen? Glaubt man wirklich, mit unseren Rennpreisen bessere französische oder gar englische und irische Pferde am Start zu sehen, wenn die besten Deutschen laufen? Und wo schließlich soll das viele Geld herkommen, das man für ein solches internationales Spitzen-Event benötigt? Das sind Träumereien, aber keine brauchbaren Ideen!

Hamburg zahlt immer noch die mit die besten Rennpreise der Republik. Vor allem die Basis-Rennen sind deutlich besser dotiert als auf den meisten anderen Rennbahnen. Was geschieht mit der Hamburger Rennbahn, wenn das Derby weg ist? Wie sieht es mit den anderen Gruppe-Rennen aus, dem Hansa-Preis etc.. Das DVR macht dazu keine Aussagen und man kann nur böses ahnen.

Die Rennvereine sind die Veranstalter der Rennen. Sozusagen der “Betrieb” in der “Volkswirtschaft Galopprennsport”. Der Betrieb ist die Stätte wirtschaftlichen Handelns und es wäre wünschenswert, wenn von Köln diese Betriebe bzw. Rennvereine gestärkt werden. Gesunde Rennvereine können gute Rennpreise zahlen, mit denen sich der Rennsport wieder entwickeln kann. Man bekommt den Eindruck, das man genau das nicht möchte, sondern den Einfluß des DVR zu Lasten der Rennvereine zu stärken. Es kann aber keine erfolgreiche Rechnung sein, wenn man eine Position dadurch zu stärken versucht, daß man andere Positionen schwächt. Der Verlierer einer solchen Politik wäre der Rennsport und das DVR keinesfalls ein Gewinner. Mit Hamburg, so scheint es,  gibt es die erste große Machtprobe und je nachdem, wie sie ausgeht, wird das erheblichen Einfluß auf die Galopplandschaft der Republik haben.

Man muß für Hamburg das Allerbeste hoffen.

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