Auf Brillants Spuren

Kauto Star als angehendes DressurpferdWie Turf-Times berichtet, wird die Steepler-Legende Kauto Star in seiner neuen Rolle als angehendes Dressurpferd mit seiner Reiterin Laura Collett im Rahmenprogramm des Cheltenham-Meetings auftreten. Kauto Star ist einmal mehr der Beweis, daß Vollblüter bei entsprechender Ausbildung vorzügliche Dressurpferde werden können. Man darf auf den ersten Auftritt des Ausnahmesteeplers “under Rules” im Dressurviereck gespannt sein.

Derby-Dritter Brillant unter Willi SchultheisOb er aber noch einmal zu so großen Erfolge wird feiern können, wie der große Brillant, darf auch aufgrund Kauto Stars Alter ein wenig bezweifelt werden. Brillant aus der Zucht von Ferdi Leisten war nicht nur dritter in Mangons Deutschen Galopp-Derby im toten Rennen mit Julius Caesar. Brillant siegte danach noch im Deutschen Dressurderby und ist damit wohl das einzige Pferd weltweit, das im Galoppderby plaziert war und danach noch einen vollen Erfolg im Dressur-Derby seines Landes erreichen konnte. Allerdings war sein Ausbilder auch der unvergleichliche Willi Schultheis, Meisterschüler der Dressur-Legende Otto Lörke und selbst Ausbilder zahlreicher Weltklasse-Pferde und Reiter. Besser konnte es ein Vollblüter auf dem Weg zum Dressurpferd einfach nicht treffen!

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Shutterfly wird 20

Shutterfly, das Superpferd von  Meredith Michaels-Beerbaum wird 20. Auch von hier herzliche Glückwünsche.

Mit einer Gewinnsumme von 3.520.864 EUR ist er das gewinnreichste Springpferd aller Zeiten und Länder und Sieger in zahlreichen großen internationalen Prüfungen. Mit 18 gewann er als seine letzte Prüfung den Preis von Europa bei großen Fest des Pferdesports in Aachen. In der ewigen Bestenliste des deutschen Turfs stünde er direkt hinter Danedream an zweiter Stelle.

Was hat das mit Galopprennsport zu tun? Eigentlich nichts außer vielleicht der Tatsache, daß der Stutenvater ein Vollblüter ist und auch sonst noch ein paar XX-Pferde im Pedigree stehen.

Auf Facebook bekam das Geburtstagsphoto auf der Seite seiner Besitzerin stolze 12.300 likes bis zu Abend. Erstaunlich wenn man bedenkt, daß der damals neu ins Amt des DVR-Geschäftsführers gewählte Andreas Tiedtke auf der Pressekonferenz 2011 erklärte, daß Dressurreiten und Springreiten langweilige Sportarten seien und daß es nicht verständlich sei, daß dafür soviel Sendezeit im Fernsehen zur Verfügung stehe.

Entweder sind die Springreiter Marketing-Genies oder der Sport ist vielleicht doch nicht so langweilig, wie uns das DVR erklären will. Jedenfalls sollte diese enorme Popularität eines Springpferdes auf Facebook dem DVR zu denken geben und vielleicht auch die eigene Strategie überdenken.

Wieviel Fans hat nochmal German Racing, die Dachmarke des deutschen Galopprennsports? 2.597 sind es am Abend des 14. Januar.

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Frohe Weihnachten!

Eine Weihnachtsfabel (v. David Alexander, aus dem Amerikanischen)

Der alte Schimmel schritt mit kleinen tänzelnden Schritten auf den Weidezaun zu. Er schien den Ort zu kennen und war dennoch fremd. Das Gras war grüner als er es je gesehen hatte und wenn auf das weiße Weidetor schaute hatte es einen perligen Glanz. Und da war noch eine andere lustige Sache. Eine große schwarze Wolke schwebte genau über dem Tor. Die Wolke war nicht am Himmel, wo sie normalerweise hingehörte. Es war als ob eine große Rauchwolke sich aus dem Grass erhebe.

Plötzlich löste sich die Wolke auf und ein Pferd erschien an ihrer Stelle. Es war ein kleiner Fuchs mit einer Blässe, einem weißen Socken und bräunlichen Haaren in Schwanz und Mähne. Der Schimmel dachte, dass es ein etwas altertümliches Aussehen hätte.

Hallo, alter Schimmel, sagte der Fuchs aus der schwarzen Wolke.

Hey, das ist ein wirklich guter Trick, rief der Schimmel auf. Wo hast Du den gelernt?

Der Fuchs verschwand wieder in der Wolke um sofort wieder aus ihr herauszutreten.  Das habe ich schon am Tage meiner Geburt gelernt, antwortete er mit einem Wiehern, das wie ein Kichern klang. Du musst wissen, ich bin am 1. April geboren und es gab eine totale Sonnenfinsternis an diesem Tag. Deshalb nannten sie mich auch Eclipse. Ich habe immer meinen Schabernack mit den Leuten getrieben. Meine Stallburschen trat ich zuweilen, meine Reiter versuchte ich abzuwerfen und ich biss den Auktionator, der mich verkaufte.

Ich heiße  hob der alte Schimmel höflich an, aber der trickreiche Fuchs tauchte in die Wolke ein um sofort wieder zu erscheinen und unterbrach ihn grob. Native Dancer, sagte er. Ich sollte Dich kennen. Ich bin Dein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur- ich vertue mich immer beim Zählen der Urs- ist aber auch egal, Du bist ein Nachkomme von mir. Tatsächlich ist das fast jeder  zumindest bei den Vollblütern.

Bist Du der Torwächter?, fragte Native Dancer.

Meistens, entgegnete Eclipse. Ich bin immer dran, wenn einer meiner Nachkommen herkommt. Und das ist fast immer so, wenn es um Vollblüter geht. Der alte Matchem hat noch ein paar übrig und er übernimmt den Job, wenn einer von Seinen kommt. Und der arme alte Herod stellt sich hier gelegentlich auf, aber es gibt nicht viele aus seinem Mannesstamm, die nicht bereits hier sind.

Wo bin ich hier eigentlich? fragte Native Dancer. Ich vermute, ich habe mich etwas verlaufen.

Die Große Wiese, antwortete Eclipse.  so wird dieser Ort genannt. Die Große Wiese. Die meisten Pferde, die sich verlaufen, kommen hier vorbei. Allerdings müssen wir auch einige wieder wegschicken.

Warum? fragte der Dancer.

Weil sie nicht hier hingehören, darum. Lange bevor ich hier herkam, war da z. B. so ein Geselle mit Namen Bayard. Er war ein Teufelspferd. Er gehörte einem alten Nekromanten namens Malagigi und er tat Teufelswerk. Er half diesem Schurken Aymon von Dordogne bei seinem Triumph über Karl den Großen, sagt man, Und ein Hexer namens Michael Scott hatte eine große schwarze Bestie, der sich auf seine Hinterbeine stellte und so alle Glocken von Paris zum Leuten brachte. Er schaffte es sogar, dass die Türme des Palastes eines Tages einstürzten. Der Große Kumpel mag solcher Art Pferde hier nicht sehen.

Aber wir haben das Pferd von Jesse James hier, und das von Dick Turpin auch. Der Große Kumpel sagt, dass sie selbst doch nichts Schlimmes getan hätten. Sie waren nur ihrem Herrn treu und der Große Kumpel sagt, dass sei eine Tugend.

Wer ist der Große Kumpel? fragte Native Dancer.

Du wirst es noch herausbekommen! antworte Eclipse beiläufig. Er senkte sein Maul und drückte das Tor auf.

Du darfst ebenfalls reinkommen. Aber Du verstehst, dass Du nur zur Probezeit hier bist. Der Große Kumpel entscheidet immer zu Weihnachten über den Verbleib der Neuankömmlinge. Mal sehen, heute ist der 16. November, wie man hier zu rechnen pflegt. Da brauchst Du ja nicht mehr lange zu warten.

Ich wette, der Große Kumpel ist Man O’War, sagte Native Dancer als er eintrat und über die smaragdgrünen Flächen blickte, die sich bis in die Unendlichkeit auszudehnen schienen.

Eclipse schnaubte. Werd nicht vorlaut, Junge. Dann fügte er boshaft hinzu: Auch Du wirst Deine Wette verlieren. Genauso wie die vielen Leute ihre Wetten auf Dich in Churchill Downs an jenem Tag verloren haben.

Native Dancer fühlte sich verletzt, denn sein Ahn hatte seinen wunden Nerv getroffen. Seine Lippe zittere etwas als er zu seiner Verteidigung erwiderte: Das Derby war das einzige Rennen, das ich je verlor.

Ich habe nicht ein einziges Rennen verloren, sagte Eclipse ohne Mitgefühl. Also sei nicht vorlaut. Der Große Kumpel will keine vorlauten Kerle auf der Grünen Wiese. Denk daran!

Native Dancer war von der sensiblen Art. Er fühlte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten und hoffte, dass es Eclipse nicht bemerken würde. Ich gewann 21 meiner 22 Rennen, und Man O’War gewann nur 20 seiner 21, erklärte er. Und mein Sohn Kauai King gewann das Kentucky Derby.

Meine Söhne gewannen 3 Derbys zu Epsom, sagte Eclipse. Young Eclipse gewann die zweite, Saltram die vierte und Sergeant die fünfte Austragung und ich hätte dieses wunderbare Rennen selbst gewonnen  nur gab es dies noch nicht zu meiner Zeit. Also lass die Aufschneiderei. Es könnte jemand vorbeikommen und Dich reden hören und es dann dem Großen Kumpel erzählen, das würde einen Minuspunkt für Dich bedeuten.

Ein braunes Pferd, das noch altertümlicher als Eclipse aussah, kam heran. Bin ich jetzt dran?, fragte es eifrig.

Noch nicht, Herod, antwortete Eclipse in einem freundlicheren Tone. Old Fig ist jetzt an der Reihe, einer aus seiner Sippe nähert sich.

Wer ist ‘Old Fig’? fragte Native Dancer. Diesen Namen habe ich noch nie gehört.

Es gibt eine Menge Dinge, von denen Du noch nicht gehört hast, Junge, antwortete Eclipse. Sein richtiger Name ist Figure, aber unten nannten sie ihn Justin Morgan, nach seinem Besitzer. Da kommt er schon.

Ein sehr kleines, dunkelbraunes Pferd mit einem runden Rumpf, fast durchsichtigen Beinen und pelzigen Fesseln kam zum Tor angeschnaubt. OK, OK, ich übernehme, sagte er geschäftig. Wo ist der Junge? Kann Verspätungen nicht vertragen. Ich habe zu tun. Eine Wagenladung zu ziehen, ein Feld zu pflügen, ein Rennen zu laufen, ein Trab hier und ein Trab dort. Keine Zeit zu verschwenden. Wo bleibt dieser Junge denn nun?

In den folgenden Wochen begegnete der Tänzer hunderten, vielleicht tausenden von Pferden. Einige von ihnen waren berühmt, manche waren es nicht, einige waren seine Ahnen, und ein paar wenige waren seine eigenen Söhne und Töchter.

Er traf einen schnaubenden weißen Hengst namens Bucephalus, dem der Große Kumpel den Verbleib auf der Grünen Wiese zugestand obwohl es Gerüchte gab, dass er der tödlichen Sünde des Stolzes erlegen sei. Weil er einst einen Eroberer namens Alexander getragen hätte. Er traf einen anderen Schimmel, der lahmte, weil er auf einen rostigen Nagel getreten war gerade bevor er sich für immer verlaufen hatte. Er heiß Traveller und er war auch ein Schlachtpferd aus den Tagen, als ein Mann namens General Lee ihn besessen hatte. Es gab andere Soldatenpferde, zwei von ihnen stammten von dem geschäftigen kleinen Pferd ab, das sie hier ‘Old Fig’ nannten. Einer von denen war Phil Sheridans schwarzer Rienzi und das andere Pferd nannten sie einmal Fancy und ein andermal Little Sorrel und war das Pferd von Stonewall Jackson gewesen.

Native Dancer empfand Man O’War liebenswert trotz seines aristokratischen Betragens und er mochte besonders gern einen knochigen alten Gesellen namens Exterminator, der geduldig alle seine Fragen bis auf eine beantwortete. Er stellte diese eine Frage jedem: Wer ist der Große Kumpel?

Die Antwort war immer die Gleiche: ‘Warte bis Weihnachten!’

Er begegnete Messenger und Hambletonian und Hindoo. Er traf Pferde, die sich an die schrecklichen Hindernisse des Grand National gewagt hatten. Er begegnete einem Pferd, das blind in die smaragdfarbenes Dunkelheit starrte – es war Lexington. Er traf Pferde, die Zirkuswagen und solche, die Brauereiwagen gezogen hatten, solche die Pflüge über die Felder der Erde gezogen hatten und er traf andere, die Könige und Feldherren getragen hatten. Jedes Pferd, dem er begegnete, war von jemandem geliebt worden, aber kein Pferd sollte seine Frage beantworten. Die Antwort war immer die Gleiche: ‘Warte bis Weihnachten!’

Eclipse sorgte sich um ihn und hielt ein wachsames Auge über sein Betragen and sagte, er wiehere zu viel und würde zu viele Fragen stellen. Eclipse konnte den Gedanken nicht ertragen, dass der Große Kumpel einen seiner Nachkommen von der Grünen Wiese verbannen sollte.

Und Native Dancer wollte auch nicht gehen. Er bezweifelte, ob er jemals den Weg zurück nach Maryland finden würde, falls der Große Kumpel ihn wegschicken sollte. Die Grüne Wiese war in jeder Beziehung sehr angenehm. Das Grass war reichhaltig und er traf so viele bemerkenswerte Pferde. Früher, zu Hause, war er manchmal von Alpträumen geplagt worden, wenn ein Dark Star durch seine Träume jagte, aber jetzt schlief er friedlich and erinnerte sich nur selten an das Derby, das er verloren hatte.

Dennoch wurde er nervös als die Wochen vergingen und die Sterne immer heller schienen.

Endlich war es soweit. In einer Nacht, in der der Himmel im Sternenlicht brannte, versammelten sich alle Pferde so nah wie möglich bei einem kleinen Hügel auf der endlosen Koppel. Es waren Hunderte, Tausende, vielleicht Millionen, eine erwartungsvoll murmelnde Menge, die sich über das smaragdfarbene Grass unter den Diamanten des Himmels ausbreitete.

Eclipse war sehr gespannt. Er schwebte zu Native Dancer herüber und flüsterte: Pass jetzt gut auf. Sei ruhig und bescheiden. Der Große Kumpel wird jede Minute hier eintreffen.

Plötzlich war die unüberschaubare Menge genau so still wie die Sterne über ihnen. Der Große Kumpel stand auf dem Hügelchen in einem blendenden Strahl des Sternenlichts und Native Dancer konnte es kaum fassen. Er verschluckte ein spöttisches Wiehern und flüsterte Eclipse zu: Das ist der Große Kumpel? Er ist doch so klein! Und  er ist ja nicht einmal ein Pferd! Was hat der denn jemals geleistet?

Eclipse flüsterte: Er ist ein Esel. Er trug eine schwangere Frau in eine kleine Stadt in einer anderen sternenklaren Nacht. Aber das war vor einer langen, langen Zeit.

Freundlicherweise von Herrn Dr. F. J. Richter, Aachen zur Verfügung gestellt.

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Und wieder geht eine hocherfolgreiche Stute nach Japan

Wie heute bekannt wurde, ist Ovambo Queen aus dem Stall von Dr. Hans-Hermann Leimbach  und trainiert von dem ehemaligen Amateurrennreiter und jetzigem Erfolgstrainer Dr. Andreas Bolte nach Japan verkauft worden.

Der Verkauf wurde von der noch jungen Agentur Galopp-Management Grässer von Jonas Grässer aus dem Raum Frankfurt vermittelt. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt, dürfte aber angemessen sein.

Ovambo Queen war dieses Jahr Siegerin im Großen Hansa Preis in Hamburg und zweimal Zweite zu Danedream im Preis der Badischen Unternehmen und im Großen Preis von Baden. Dabei schlug sie unter anderem den amtierenden Derbysieger Pastorius.

Ovambo Queen stammt aus der alten Zoppenbroicher Familie der Osterfreude, aus der auch Ordos, Orfano und vor allem der große Orofino stammen. Ihre zweite Mutter Oxalis brachte mit Oxalagu einen Gruppe-1 Sieger.  Ihr Vater Kalatos gehört nicht unbedingt zu den populären Hengsten in Deutschland. Als Enkel der großen Kandia (u.a. Aral-Pokal gegen Athenagoras) stammt er aber aus der ebenfalls hocherfolgreichen und ebenfalls in Zoppenbroich beheimateten Familie der  Kaiserwürde, aus der auch Königsstuhl stammte.

Ovambo Queen ist frei von Sadler’s Wells und hat nur wenig Northern Dancer Blut. Damit ist sie eine ideale Outcross-Stute für die derzeit führenden Hengstlinien.

So sehr man sich für die Beteiligten freut, muß man diesen Deal mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge kommentieren. Preise, die für hochklassige Stuten auf dem internationalen Markt bezahlt werden, können bei den aktuellen Rennpreisen und dem Zustand des Rennsports in Deutschland nicht annähernd erzielt werden. Aber es ist auch ein erneuter Aderlaß für die deutsche Zucht und man muß sich langsam fragen, mit welchen Stuten demnächst die Cracks von morgen gezüchtet werden sollen, wenn die besten Stuten außer Landes gehen. “Hengste kann man kaufen, das Kapital eines erfolgreichen Gestüts sind die Stutenlinien” bemerkte neulich der Leiter eines großen und sehr erfolgreichen deutschen Gestüts.

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Nennungsschluß für das Deutsche Derby 2013 am 13.November 2012

Das Deutsche Derby ist unverändert das am höchsten ausgeschriebene Rennen in Deutschland mit einer Dotierung von 500.000,– / 300.000 ,- für den Sieger

Ein Drittel der Nenngelder werden als Besitzerprämie zusätzlich ausgeschüttet.

Der Nennungsschluss ist in diesem Jahr wieder im November und nicht wie im letzten Jahr erst im Februar des Derbyjahres.

Ausschreibung

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Frankels Abschiedsgala – und die Frage nach dem Besten aller Zeiten und Länder

14 Starts, 14 Siege, das ist die makellose Bilanz von Frankel. Vor dem letzten Start des Superstars gab es eine regelrechte Frankelmania in Britannien. Die königliche Kavallerie ritt zur Trainingseinheit im Frankeldress aus, Autos fuhren in Frankelfarben durch die Straßen. Die Engländer ließen den vierbeinigen Star hochleben.

Der Sieg in den Champion-Stakes war so spektakulär oder unspektakulär wie die 13 anderen davor. Die Jockeys der anderen Pferde ritten, was das Zeug hält und stritten um die Plätze und außen kam Tom Queally ganz gemütlich angefahren und ging an die Spitze des Feldes. Es waren diesmal nur knapp zwei Längen. War es der Startverlust oder der schwere Boden oder hatte Tom Queally Mitleid mit seinen Kollegen und ließ es ruhig angehen?

Es waren, sieht man vom Pacemaker ab, nur vier Pferde, die um die Platzgelder stritten. Cirrus des Aigles wurde Zweiter vor Nathaniel und dem Hofer-Schützling Pastorius. Rechnet man Danedream über Nathaniel, dann wäre sie nach Papierform rund vier Längen hinter Frankel eingekommen. Aber Papier ist geduldig, denn Zazou hat Cirrus des Aigles auch schon mit 2 Längen geschlagen. Pastorius bekam von Frankie Dettori in der Anfangsphase nicht das beste Rennen. Ob das am Ende 3 1/2 Längen waren, ist eher unwahrscheinlich, denn Frankie Dettori mußte am Ende mächtig zufassen.

Nach dem Rennen erklärte der gesundheitlich schwer angeschlagene Sir Henry Cecil mit kaum vernehmbarer Stimme, daß Frankel das beste Pferd sei, das er jemals trainiert und das er je habe laufen gesehen. Es war schon etwas makaber – der vor Kraft strotzende Frankel und daneben sein von Krankheit gezeichneter Trainer. Es muß eine sehr besondere Beziehung sein, die  Pferd und Trainer verbindet. Es sind nicht wenige, die sagen, daß Frankel ein ganz wichtiger Aktivposten für Sir Henry im Kampf gegen den Krebs sei.

Frankels Siege

Am Ende der Karriere dieses Überpferdes stellt sich natürlich wieder die Frage nach dem besten Pferd der Welt – ever! Vor dem Rennen stellte die Racingpost die Frage, ob mit Frankel der Peak des Vollbluts erreicht sei und es jetzt nicht mehr besser werden könne. Frankel als Krönung des Vollbluts, als der letzte, nicht mehr steigerungsfähige Große dieser einmaligen Pferderasse? Gab es diese Frage nicht schon einmal und sie wird mit Sicherheit auch in Zukunft wieder gestellt werden.

Aber es gibt auch Kritiker, sie bemängeln, daß er nur in England gelaufen sei, nie wirklichen Reisestreß erlebt habe, keine Quarantäne etc., sonder immer ganz bequem vor der Haustür die Rennen gewonnen hat. Argumente, die man nicht von der Hand weisen kann. Aber wiegen sie so schwer?

Ungeschlagen in 14 Rennen ist eine Ansage, aber wer war dahinter? Andreas Weigt hat entweder eine gute Quelle gehabt oder die Zahlen selbst zusammen gestellt: In den Rennen, in denen Frankel gelaufen ist liefen 60 Sieger aus 243 Rennen. 22 davon waren Gruppe 1 Sieger in 49 Rennen. Total hat Frankel 40 Pferde geschlagen die zusammen 130 Gruppe Rennen gewonnen haben. Beeindruckend!

Ich habe diese Zahlen nicht geprüft und nehme sie einfach einmal als richtig an. Ist Frankel damit das beste Pferd aller Zeiten und Länder? Wer sind die Konkurrenten um diesen Titel?

Und wer darf in diesem Titelkampf überhaupt antreten – nur Ungeschlagene oder auch Pferde mit großer Karriere, die auch mal gepatzt haben?

Ich werfe einfach mal die Namen in den Ring, die mir in den Sinn kommen, wenn es um die ganz Großen in der Geschichte des Vollbluts geht.

Es ist nicht lange her, da verzauberte Sea the Stars die Vollblutwelt ähnlich wie Frankel heute. Sea the Stars hat bis auf das Debut alle Rennen gewonnen, Imponierend waren vor allem seine Siege in den Juddmonte International Stakes von York und im Arc. In York war er nur eine Länge vor Mastercraftsman, aber 32 Längen vor dem Dritten, im Arc saß er lange fest und gewann trotzdem souverän.

Black Caviar ist ungeschlagen in 22 Rennen. Die eher unscheinbar wirkende Stute gewinnt vielleicht nicht so überlegen, aber auch fast immer mit beeindruckender Leichtigkeit. Ein “Matchrace” zwischen Frankel und Black Caviar scheiterte an den unterschiedlichen Distanzen, auf den die beiden Stars zu Hause sind – und wohl auch an der Tatsache, daß danach einer von Beiden nicht mehr ungeschlagen gewesen wäre.

Die amerikanische Wunderstute Zenyatta verlor ihren letzten Start im Breeders’ Cup Classic gegen Blame, nachdem sie rund 20 Längen Startverlust hatte mit einem Kopf! Die Aufholjagd der Stute in dem Rennen war faszinierend, eigentlich gut genug für 5 normale Siege. Aber leider hat sie die weiße Weste verloren. Trotzdem gehört sie zu dne Besten der Welt.

Wen soll man sonst noch erwähnen? Den Amerikaner Curlin, diesen wuchtigen Fuchs mit einer faszinierenden Galoppade und der erste Amerikaner mit einer Gewinnsumme von 10 Mio Dollar? Secretariat, den letzten Sieger der amerikanischen Triple-Crown. Unvergessen sein Sieg in den Belmont-Stakes, als er vor dem Feld Start-Ziel mit riesigem Vorsprung gewann.

Nijinsky ist der letzte Gewinner der englischen Dreifachen Krone, das letzte Universalpferd. Als frühes Pferd gewann er die 2000 Guineas, als das glücklichste Pferd das Derby und als das beste Pferd das St. Leger. In dieser klassischen Definition war Nijinsky der letzte ganz Große. Heute hat das Leger keinen großen Stellenwert mehr, ist für eine später Zuchtkarriere eher hinderlich. Aber damals war Stamina das Maß aller Dinge.

Nach Nijinsky hätten zwei Pferde eine reelle  Chance auf die Triple-Crown gehabt. Sea the Stars hat man im Leger nicht aufgeboten, weil man glaubte, daß der Weg zu weit sei. Camelot muß als der moralische Sieger des St. Legers 2012 gelten, sein junger Reiter fühlte sich zu sicher und “verknallte” den Ritt. Sie hätten, haben aber nicht, Nijinsky hat!

13 Starts, 11 Siege und zwei zweite Plätze 2j bis 3j.sind sein Rekord. Im Arc brach er brüsk weg, daß Lester Piggott fast aus dem Sattel gekommen wäre und war mit einem Kopf geschlagen. Die Niederlage gegen Lorenzaccio in den Champion Stakes von Newmarket war auch der langen Saison und der kurzen Startfolge im Herbst – St. Leger, Arc und Champion Stakes – geschuldet. Er lief ein Rennen und ein Jahr weniger als Frankel und gewann in drei Ländern.

Sea Bird gehört auch zu den Ausnahmepferden, die leider nicht ungeschlagen sind. Er führte lange Zeit das Timeform-Rating der ewigen Besten an. Es waren nicht allein die gewonnenen Rennen, vielmehr die Art, wie er sie gewann, die ihn zum  Ausnahmepferd machten. Im Arc 1965 fertigte er Reliance und Diatome mit 6 und 5 Längen ab.

Eine andere einmalige Erscheinung war der Italiener Ribot, oft als Tesios Meisterwerk bezeichnet. Leider hat der Großmeister der Vollblutzucht nur seine ersten Schritte auf der Rennbahn erlebt. Danach zeichnete U. Penco für das Training verantwortlich. Ribot ist bei 16 Starts ungeschlagen. Noch heute ist er der einzige Doppelsieger im Arc, der auch die King George in Ascot gewonnen hat.

Auch bei Ribot waren es nicht allein die Siege, sondern auch die Art, wie er die Rennen gewann. Er lief vierjährig sowohl über 1800m als auch über 3000m. Er gewann Rennen in drei Ländern und bei einer Wahl zum Sportler des Jahrhunderts belegte Ribot eine der vorderen Plätze – vor bekannten Persönlichkeiten aus Fußball und anderen Sportarten.

Der nächste Große ist wieder ein Italiener, wieder von Tesio und vom Meister selbst trainiert. Nearco gewann alle seine 14 Rennen und liegt damit mit Frankel gleichauf. Allerdings absolvierte er diese 14 Starts in eineinhalb Rennzeiten. Nach seinem Sieg im Grand Prix de Paris im Juni als Dreijähriger wurde er verkauft und lief keine Rennen mehr.

Bemerkenswert ist sein Sieg im Gran Premio die Milano und der folgenden Sieg im Grand Prix de Paris. Aus einer Beschreibung von Tesio geht nicht genau hervor, ob zwischen den beiden Rennen eine Woche oder zwei Wochen Abstand waren. Es klingt allerdings eher nach einer Woche. Bedenkt man den heute sehr dosierten Einsatz der Klassepferde, dann war es auf jeden Fall eine sehr kurze Pause.

Die Zugfahrt von Mailand nach Paris dauerte 36 Stunden. Das mag lange erscheinen, aber damals fuhr man mit einem Pferd von Düsseldorf nach Frankfurt oder Hannover auch fast einen Tag mit dem Zug und dann paßt die Relation.

Zwei Rennen über 3000m, eine oder zwei Wochen Pause und eine Reise über 36 Stunden in einem holpernden Güterwaggon konnten Nearco nicht am Siegen hindern. Ebensowenig wie Canot als Zweiter des französischen Derbys und Bois Roussel als Sieger des Epsom-Derbys.

Nach dem Rennen wurde Nearco für 60.000 Pfund Sterling verkauft. Er war damit bis dato das teuerste, jemals verkaufte Pferd. Die Summe entsprach in etwa dem Wert einer Jahresproduktion des legendären Mercedes 500K. Es war verdammt viel Geld!

Bei der Frage nach dem besten Pferd aller Zeiten darf die Wunderstute Kincsem natürlich nicht fehlen. Ihr Rekord mit 54 Siegen bei ebensovielen Starts steht bis heute. Natürlich kann man das Rennsystem damals nicht mit dem heutigen vergleichen, es war anders und auch härter. Eigentlich hat die Stute 55 Rennen gewonnen, denn den dritten Sieg im Großen Preis von Baden errang sie erst nach einem Entscheidungsrennen, weil sie im eigentlichen Rennen mit Prince Giles the First im toten Rennen eingekommen war.

Harald Siemen hat in “Die Vollblutzucht der Welt” die Rennen der Stute mit Datum und Dotierung aufgelistet, so daß man auch die Startfolge kennt.

Man stelle sich vor, Frankel wäre während Royal Ascot Dienstag, Donnerstag und Samstag gelaufen. Man hätte am Verstand von Sir Henry Cecil gezweifelt, die Tierschützer wären auf den Plan gekommen, Fachleute hätten festgestellt, daß das Pferd jetzt ewigen Schaden genommen habe, etc.. Für Kincsem war das normal. Dazu ein kleines Beispiel: Dreijährig lief sie im Mai am 21. in den Trial Stakes über 2400m und deklassierte die Konkurrenz, am 24. In den klassischen 2000 Guineas von Österreich über 1600m, am 27. im Kaiserpreis erster Klasse über 3200m. Dann gab es einen Monat Pause, um dann am 24. Juni in Hannover im Großen Preis über 3000m im Canter mit 6 Längen zu gewinnen. Nicht vergessen, die Stute war dreijährig!

Kincsem gewann Rennen in KuK Österreich, in Deutschland ist sie eine von zwei dreifachen Siegern im Großen Preis von Baden, in Frankreich gewann sie den Grand Prix de Deauville und in England den Goodwood Cup. Goodwood am 1. August, Deauville am 18. August und dann wieder Baden Baden am 3. September, damals über 3200m.

Wer in Doberan einmal Molly gefahren ist, der hat eine ungefähre Vorstellungen von den Reisebedingungen der damaligen Zeit. Es war rumpelig, die Luft roch nach Qualm und Kohle und am Ende war man selten gerührt, aber meistens geschüttelt. Und dann sollte man schnell laufen!

Und wen soll man aus den Genannten und nicht Genannten als das beste Pferd der Welt küren? Natürlich laufen die Pferde heute schneller, die Bahnen sind besser, das Training ist besser, die medizinische Betreuung ist besser und natürlich auch das Futter. Man reist in luxuriösen Transportern und die Starts werden wohl dosiert gewählt.

Früher mußten Pferde vor allem laufen, die Startfolgen waren viel kürzer als das heute der Fall ist. Die Reisebedingungen würden heute die Tierschützer auf den Plan rufen (Nearcos Ausflug nach Paris verstieß ganz klar gegen die Tierschutztransportverordnung).

Vergleicht man die Erfolge damals und heute, dann kompensieren die Pferde vergangener Tag die optisch vielleicht schwächeren Rennleistungen durch die härteren Lebensbedingungen, in denen sie die Leistungen gezeigt haben. Ob das moderne Rennpferd unter den Bedingungen in der Lage gewesen wäre, Topleistungen zu zeigen, möchte ich mit einem dicken Fragezeichen versehen.

Die Frage nach dem Besten aller Zeiten und Länder möge jeder für sich beantworten.

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HRC: Das Derby bleibt bis 2028 in Hamburg

Heute veröffentlicht der HRC auf seiner Webseite, daß das Derby bis 2028 in Hamburg verbleibt. Die Veröffentlichung im Wortlaut:

Endlich ist Klarheit geschaffen: Das traditionsreiche Deutsche Derby wird bis ins Jahr 2028 in Hamburg stattfinden. Mit dieser Botschaft an Eugen-Andreas Wahler, den Vorsitzenden des Hamburger Renn-Clubs (HRC) musste Albrecht Woeste, Chef des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen in Köln, einen Schlusspunkt unter die seit fast drei Monaten geführte Auseinandersetzung über die Zukunft der wichtigsten Veranstaltung im deutschen Galopp-Sport setzen. Der Rechtsstreit ist beendet, die Kosten hat das Direktorium zu tragen.

Ursache des Streits zwischen HRC und dem Direktorium war die offene Ausschreibung des Deutschen Derbys durch das Direktorium, die den deutschen Rennvereinen als Post noch im Juli 2012 ins Haus geflattert war. Der Hamburger Renn-Club hatte dagegen Klage eingelegt.  Die Botschaft vom Fortbestand des Deutschen Derbys in Hamburg platzierte der HRC bereits im Hamburger Rathaus bei Bürgermeister Olaf Scholz. Immerhin hat die Standortdiskussion dem möglichen Bau einer Doppelrennbahn in Hamburg-Horn beträchtlichen Schaden zugefügt.

Eugen-Andreas Wahler: „Wir sind sehr froh und erleichtert, dass die Auseinandersetzung nun beendet ist. Jetzt kann sich der HRC unverzüglich an die Arbeit machen. Wir setzen uns selbstverständlich mit der Kritik an der Veranstaltung auseinander.“

Das 144. Deutsche Derby wird am 7. Juli 2013 in Hamburg-Horn gelaufen. Details zum gesamten Derbymeeting werden in den kommenden Wochen geplant. Wahler und Vize-Präsident Albert Darboven haben bereits Maßnahmen zur Fortentwicklung des Deutschen Derbys ins Auge gefasst. So wurde bereits der Rasenspezialist  Malte Roschen aus Lilienthal bei Bremen engagiert, um die Verbesserung des Geläufs in Angriff zu nehmen, weiterhin sind eine neue Lounge für Trainer und Besitzer in der Haupttribüne geplant. Eines der wichtigsten Themen auf der Agenda des HRC ist die Erhöhung des Erlebniswertes für Besucher auf der Rennbahn Hamburg-Horn.

Nachbemerkung: Das ist ein guter Tag für den Rennsport!

Es ist aber auch mehr als nur eine Petitesse, wenn es das DVR vor dieser Hauruck-Aktion offensichtlich unterlassen hat, die rechtliche Unbedenklichkeit dieser Ausschreibung vorher prüfen zu lassen. Es bleibt die Frage, wer in Köln im Hintergrund die treibende Kraft war und die Verantwortung für dieses Projekt zu tragen hat. Und es bleibt natürlich die Frage, welche Konsequenzen aus dem Fall gezogen werden.

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Sozialverhalten

Bauten auf fremden Boden sind juristisch so eine Sache. Wer ein im Grundbuch eingetragenes Vorkaufsrecht hat, ist fein raus. Er bekommt eine Entschädigung nach §§946-951 BGB in Verbindung mit §§812 und 818 BGB.

Nicht ganz so gut ist man als Mieter oder Pächter gestellt, wenn man nach §539 BGB ein Wegnahmerecht für die gemachten Investitionen hat und nach §552 BGB entschädigt wird. Der Anspruch entsteht überhaupt erst dann, wenn der Vermieter ein Interesse an den Investitionen hat. Andernfalls kann man seine Investitionen ausbauen und mitnehmen.

Ziemlich schlecht sieht es aus, wenn man das Recht an seinen Investitionen verliert, weil ein Dritter pleite geht und man damit alle Rechte verliert – egal wie gut man selbst gewirtschaftet hat.

So geschehen gerade in Frankfurt auf der Rennbahn. Ein Trainer baute damals für seine Pferde einen neuen Stall und weil es so praktisch war, direkt für sich eine Wohnung dazu. Nach dem damaligen Vertrag verliert er alle Ansprüche, wenn der alte Frankfurter Rennclub pleite geht, und das ist bekanntlich leider passiert. Natürlich dachte damals niemand an eine derart schlechte Entwicklung des Rennsports in Deutschland oder an die Pleite des alterwürdigen Frankfurter Rennklubs und schon gar nicht daran, daß ein solcher Sicherungspassus einmal zum Tragen kommen könnte.

Im Sommer hat der neue Frankfurter Rennverein dem Trainer aufgrund dieses Vertrages gekündigt. Soweit man das aus der Ferne beurteilen kann, konnte der dagegen angestrengte Prozeß kaum gewonnen werden.

Juristisch ist alles okay, aber die Sache hat auch noch eine menschliche Seite. Die Folge dieser Vertragserfüllung ist, daß ein Trainer jetzt vor dem finanziellen Nichts und auf der Straße steht, denn auch seine Wohnung hatte er gebaut und nun verloren.

Fiat justitia et pereat mundus – es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt dabei zugrunde. Hier geht nicht gleich die ganze Welt zugrunde, hier geht nur die Existenz eines “durchschnittlichen” Trainers vor die Hunde.

Fiat justitia et pereat mundus – es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt dabei zugrunde. Hier geht nicht gleich die ganze Welt zugrunde, hier geht nur die Existenz eines “durchschnittlichen” Trainers vor die Hunde. Als wenn die Aktiven in den letzten 10 Jahren durch die Entwicklung des Rennsports nicht schon genug bluten mußten, wird dem einen oder anderen jetzt noch komplett der Boden unter den Füßen weg gezogen. Was hier geschehen ist, mag juristisch legitim sein, aber ist es auch gerecht? Und wo bleibt hier überhaupt die Menschlichkeit?

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Rennbahnen damals und heute

1913 wurden in Deutschland auf 106 Bahnen Galopprennen gelaufen. Aber es gab noch mehr Bahnen im Kaiserreich, denn nicht jede Rennbahn veranstaltete jedes Jahr Rennen. Einige sind durch die Schrumpfung Deutschlands nach dem ersten Weltkreig verloren gegangen, einige weitere durch die Schrumpfung nach 1945 und ziemlich viele haben im Laufe der Geschichte den Betrieb einfach eingestellt.

Jetzt droht Bremen auch zu kippen. Eigentlich sollte jeder die Online-Petition von Oliver Pohl unterschreiben (ich muß auch noch). Solange die Abrißbirnbe nicht auf der Rennbahn ist, soll man die Hoffnung nicht aufgeben, daß weiter Rennen in Bremen gelaufen werden!

Zur Online-Petition

Liste der Rennbahnen von 1913
Achern
Altenburg
Baden-Baden
Bamberg
Beeskow
Berlin Grunewald
Berlin Hoppegarten
Berlin Karlshorst
Berlin Strausberg
Bielefeld-Brackwede
Bremen
Breslau Süd
Bromberg
Burgsteinfurt
Castrop
Kleve
Cottbus
Cranz in Ostpreußen
Crefeld
Cüstrin
Danzig Zoppot
Dessau
Detmold
Bad Doberan
Dorsten
Dortmund
Dresden
Düsseldorf
Elmshorn
Essen Steele
Frankfurt am Main
Frankfurt an der Oder
Freiburg im Breisgau
Gadebusch
Glogau
Gnesen
Gotha
Graudenz
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Wenn man dann sieht, was heute davon noch übrig geblieben ist und wie sehr diese auch noch wackeln, dann bekommt man ein Gefühl dafür, was der Sport im Laufe der Geschichte verloren hat.

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Aus für die Rennbahn Bremen

Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab …
wie der Bremer Rennverein heute in einer Pressemitteilung mitgeteilt hat, wird es ab 2013  auf der  Vahr in Bremen keine Rennen mehr geben.

Wie es heißt, will der Senat nicht mehr die Kosten für die Pflege des Geländes übernehmen und es seien keine Sponsoren in Sicht. Präsident Muhle möchte den Verein daher geordnet abwickeln. Damit geht in Bremen eine 155 Jahre dauernde Tradition zu Ende.

Der Bremer Rennverein erlebte seinen Aufschwung unter der Präsidentschaft des Fährhofer Gestütsherrn Walter J. Jacobs. Der zuvor eher ländliche Rennverein, der im Jahresprogramm vor allem vielfach B-Rennen und Halbblutrennen veranstaltete, erlebte in den späten 1960ern einen deutlichen Aufschwung. Der Jacobs-Pokal ab 1967, ein gut dotierter Ausgleich I und vor allem das 1969 gegründete Consul-Bayeff-Rennen waren guter nationaler Sport. Das Bayeff-Rennen wurde eine der wichtigen Vorprüfungen für das Blaue Band in Hamburg. Großartige Pferde wie Lirung bestanden hier den “Stehertest”. Mondrian, Lomitas, Monsun, Pik König, Belenus und viele andere lösten hier ihr Ticket für das Derby. Die Verdienste von Walter J. Jacobs um den Bremer Rennverein kann man gar nicht hoch genug schätzen

Aber es war nicht alleine Jacobs, der mit seinem Kaffee-Imperium als Sponsor auf der Bahn auftrat. Die Hapag Lloyd, Becks Bier und andere Unternehmen der Hansestadt taten es ihm gleich. In Bremen wurde auch der Hindernissport immer groß geschrieben. Zu einem der Jahreshöhepunkte gehörte der Große Preis von Karlshorst, der in den 1960ern an der Vahr seine neue Heimat gefunden hatte.

Als Trainingsquartier war es vor allem Adolf Wöhler, der in Bremen große Pferde trainierte. Unvergessen Surumu, der erste Fährhofer Derbysieger wurde auf der Vahr von Adolf Wöhler vorbereitet.

In den 1990igern wurde die Rennbahn umgebaut und modernisiert. Die alte beschauliche Holztribüne wurde durch einen Neubau ergänzt. Im Innenraum der Bahn entstand ein Golfplatz und zusätzlich wurde ein Hotel gebaut. Ca. 2005 wurde in Bremen Mahndorf die neue Trainingsanlage gebaut. Damit war Bremen nur noch Rennbahn und kein Trainingszentrum mehr. Damit fielen die Einnahmen aus dem Trainingsbetrieb weg und die Kosten für den Unterhalt mußten allein aus den sonstigen Einnahmen bestritten werden. Über einen Vertrag mit der Stadt Bremen wurde ein Teil der Kosten von der Hansestadt übernommen.

12.500,-EUR soll die Pflege des ‘Geläufs pro Monat betragen. Was genau das umfaßt, ist nicht bekannt. Jedenfalls ist das für eine Bahn, die 2012 ganze fünf Renntage veranstaltet hat, verdammt viel Geld. Denn damit kostet die Bahnpflege allein 30.000,- EUR je Renntag. Es verwundert allerdings auch, daß man aus diesem für den Verein sehr ungünstigen Vertrag nicht rechtzeitig ausgestiegen ist und somit die laufenden Kosten gedrückt hat.

Natürlich sind diese Kosten für die Geläufpflege nicht das einzige Problem des Rennvereins. Die wegbrechenden Totoumsätze und viele andere Widrigkeiten, mit denen der Rennsport in Deutschland zu kämpfen hat, sind auch Faktoren, die nicht nur dem Bremer Rennverein das Leben schwer machen.

Es ist müßig darüber zu sinnieren, was wohl wäre, wenn Bremen noch Trainingszentrum wäre.  Vielleicht gäbe es die Pressemeldung von heute dann nicht.

Man könnte ja noch das kleine Fünkchen Hoffnung haben, daß es Bremen wie einst Hannover ergeht und ein paar vollblutverrückte und gut vernetzte Hanseaten dem Rennsport in Bremen neues Leben einhauchen. Allerdings hat der Sprecher des Wirtschaftsressorts, Holger Bruns  schon erklärt, daß er sich vorstellen könne, auf dem Gelände der Rennbahn in den nächsten 15 Jahren ein neues Stadtquartier zu entwickeln.

Keine guten Aussichten für den Rennsport in Bremen – keine guten Aussichten für den Rennsport in Deutschland. Und was sagt das Direktorium dazu?

Aber wie sagt der Holländer in Wagners großer Oper: Ach! ohne Hoffnung, wie ich bin, geb’ ich mich doch der Hoffnung hin!

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