Aus für die Rennbahn Bremen

Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab …
wie der Bremer Rennverein heute in einer Pressemitteilung mitgeteilt hat, wird es ab 2013  auf der  Vahr in Bremen keine Rennen mehr geben.

Wie es heißt, will der Senat nicht mehr die Kosten für die Pflege des Geländes übernehmen und es seien keine Sponsoren in Sicht. Präsident Muhle möchte den Verein daher geordnet abwickeln. Damit geht in Bremen eine 155 Jahre dauernde Tradition zu Ende.

Der Bremer Rennverein erlebte seinen Aufschwung unter der Präsidentschaft des Fährhofer Gestütsherrn Walter J. Jacobs. Der zuvor eher ländliche Rennverein, der im Jahresprogramm vor allem vielfach B-Rennen und Halbblutrennen veranstaltete, erlebte in den späten 1960ern einen deutlichen Aufschwung. Der Jacobs-Pokal ab 1967, ein gut dotierter Ausgleich I und vor allem das 1969 gegründete Consul-Bayeff-Rennen waren guter nationaler Sport. Das Bayeff-Rennen wurde eine der wichtigen Vorprüfungen für das Blaue Band in Hamburg. Großartige Pferde wie Lirung bestanden hier den “Stehertest”. Mondrian, Lomitas, Monsun, Pik König, Belenus und viele andere lösten hier ihr Ticket für das Derby. Die Verdienste von Walter J. Jacobs um den Bremer Rennverein kann man gar nicht hoch genug schätzen

Aber es war nicht alleine Jacobs, der mit seinem Kaffee-Imperium als Sponsor auf der Bahn auftrat. Die Hapag Lloyd, Becks Bier und andere Unternehmen der Hansestadt taten es ihm gleich. In Bremen wurde auch der Hindernissport immer groß geschrieben. Zu einem der Jahreshöhepunkte gehörte der Große Preis von Karlshorst, der in den 1960ern an der Vahr seine neue Heimat gefunden hatte.

Als Trainingsquartier war es vor allem Adolf Wöhler, der in Bremen große Pferde trainierte. Unvergessen Surumu, der erste Fährhofer Derbysieger wurde auf der Vahr von Adolf Wöhler vorbereitet.

In den 1990igern wurde die Rennbahn umgebaut und modernisiert. Die alte beschauliche Holztribüne wurde durch einen Neubau ergänzt. Im Innenraum der Bahn entstand ein Golfplatz und zusätzlich wurde ein Hotel gebaut. Ca. 2005 wurde in Bremen Mahndorf die neue Trainingsanlage gebaut. Damit war Bremen nur noch Rennbahn und kein Trainingszentrum mehr. Damit fielen die Einnahmen aus dem Trainingsbetrieb weg und die Kosten für den Unterhalt mußten allein aus den sonstigen Einnahmen bestritten werden. Über einen Vertrag mit der Stadt Bremen wurde ein Teil der Kosten von der Hansestadt übernommen.

12.500,-EUR soll die Pflege des ‘Geläufs pro Monat betragen. Was genau das umfaßt, ist nicht bekannt. Jedenfalls ist das für eine Bahn, die 2012 ganze fünf Renntage veranstaltet hat, verdammt viel Geld. Denn damit kostet die Bahnpflege allein 30.000,- EUR je Renntag. Es verwundert allerdings auch, daß man aus diesem für den Verein sehr ungünstigen Vertrag nicht rechtzeitig ausgestiegen ist und somit die laufenden Kosten gedrückt hat.

Natürlich sind diese Kosten für die Geläufpflege nicht das einzige Problem des Rennvereins. Die wegbrechenden Totoumsätze und viele andere Widrigkeiten, mit denen der Rennsport in Deutschland zu kämpfen hat, sind auch Faktoren, die nicht nur dem Bremer Rennverein das Leben schwer machen.

Es ist müßig darüber zu sinnieren, was wohl wäre, wenn Bremen noch Trainingszentrum wäre.  Vielleicht gäbe es die Pressemeldung von heute dann nicht.

Man könnte ja noch das kleine Fünkchen Hoffnung haben, daß es Bremen wie einst Hannover ergeht und ein paar vollblutverrückte und gut vernetzte Hanseaten dem Rennsport in Bremen neues Leben einhauchen. Allerdings hat der Sprecher des Wirtschaftsressorts, Holger Bruns  schon erklärt, daß er sich vorstellen könne, auf dem Gelände der Rennbahn in den nächsten 15 Jahren ein neues Stadtquartier zu entwickeln.

Keine guten Aussichten für den Rennsport in Bremen – keine guten Aussichten für den Rennsport in Deutschland. Und was sagt das Direktorium dazu?

Aber wie sagt der Holländer in Wagners großer Oper: Ach! ohne Hoffnung, wie ich bin, geb’ ich mich doch der Hoffnung hin!

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4 Antworten auf Aus für die Rennbahn Bremen

  1. Es ist alles nur noch traurig! Wo sind die solventen FANS des Galopprennsports, für welche diese Beträge lediglich ein “Nasenwasser” wäre! Man kann nur den Kopf schütteln! Ja – und dass die oberste Instanz im Galopprennsport ein solches Drama zulässt, ist mehr als nur traurig!

  2. Diese Nachricht ist für den Galopprennsport ein weiterer Schlag ins Gesicht. Wenn man allerdings die Kosten des Geläufs mit 12.500 Euro bezahlen muss und nur 5 Renntage abhält, dann sind das 150.000 Euro pro Jahr , dann sind das 30.000 Euro
    pro Renntag nur die Pflege des Geläufs. Die Rennpreise für einen Renntag sind nicht viel höher. Von Wirtschaftlichkeit kann da wohl keine Rede sein. Die Wettumsätze auf der Bremer Rennbahn sind so niedrig, dass beim ausbleiben von Sponsoren Geldern die Finanzierung eines Renntages unmöglich erscheint. Am Ende trifft es wieder einmal die Besitzer der Rennpferde, besonders aber die kleinen Besitzer, denn in Bremen war überwiegend der Basis-Rennsport angesprochen.

    Die Zeiten ändern sich, auch im Galopprennsport, wo dringend Ideen gefragt sind, die junge Menschen auf die Rennbahnen locken und zu Stammgästen machen.

    Die Zeit läuft und so langsam unverrichteter Dinge davon.

    Herbert Lange

  3. h.schmelz sagt:

    ja, wo sind die solventen fans des rennsports, für die das alles nur ein nasenwasser ist? ich sage ihnen, machen sie ihre geldkatze auf, tun sie was raus. ich tue 5.000 raus, wenn ein gesamtbetrag zur rettung für 2013 zusammen kommt. machen sie mit!

  4. Ist doch alle Hausgemacht,es ist doch schon ein Armutszeugnis das eine Rennbahn
    wegen 150 € den sterbenen Schwarn spielt. Zu erst solte man in den eigenen Reihen
    aufräumen,bevor man nach Öffentliche Gelder schreit !! Der Bremer Rennverein hat immer Gute Umsätze und Besucher gehabt.Wo ist das Geld hin,eher Fehlmanagement
    und Kurzsichtigkeit !! Und die,die dafür Verantwortlich solte gehen,und zwar sofort !
    Und so lange dort keine Köpfe rollen,wird auch die Politik sich raushalten.Oder Untersuchung der Bücher in Auftrag geben ! was sinnvol wäre !!

    Und 150.000€ Monatlich für Erhaltung von Grünflächen ist eine Phanasie Rechnung
    Eher schön Rechnen für schlechtere Tage was…

    Die für das Missmanagment verantwortlich raus !! auch keine Abpfindung oder
    sonstiges..sonst kein Geld !! Ganz Einfach !!