Die Bombe von Frankfurt

Vor zwei Wochen lud die Frankfurter Neue Presse (FNP) zur Podiums-Diskussion über die Zukunft zur Rennbahn ins Rennbahnzelt ein. Das Zelt war voll besetzt und fest in Rennbahnhand. Trotzdem war die Stimmung angenehm entspannt. Rebekka Unrath als Sprecherin der Bürgerinitiative vertrat die Interessen der Rennbahn und der Anlieger. Markus Frank die Interessen der Stadt und DFB-General Helmut Sandrock die des DFB. Einzig Markus Frank stand massiv unter Druck, er wurde vom Publikum ausgebuht, unter Applaus als Lügner bezeichnet und mußt viel wegstecken. Helmut Sandrock war sehr bemüht, den DFB positiv darzustellen, was ihm eigentlich auch gut gelang.

Aus dem Publikum wurden  viele Argumente für den Erhalt der Rennbahn vorgetragen. Und es waren viele Argumente, die keinen direkten Bezug zum Galopp-Sport hatten. Es waren Niederräder, die “ihre” Rennbahn einfach mögen und für die die Rennbahn ein Stadtteil prägendes und nicht wegzudenkendes Element ist.

Der Frankfurter Journalist Horst Reber stellte es aus dem Publikum fest, daß aus dem Streit zwischen Stadt und Rennverein der DFB der eigentliche Verlierer ist, der doch gar nichts dazu könne. Nach dem Verlauf der Veranstaltung mußte man ihm uneingeschränkt zustimmen.

Gestern hatte die Frankfurter Rundschau in die Innenstadt zur zweiten Podiumsdiskussion eingeladen. Für einen Ortsfremden war die Fahrt zum Veranstaltungsort beeindruckend. Die Stadt war mit Pro-Rennbahn-Plakaten gepflastert Man konnte fast meinen, daß da soviel Plakate hingen, wie alle Parteien zusammen zu einer Landtagswahl in der Stadt aufstellen. Dominierendes Motiv war ein Photo von 2014 aus Brasilien mit Sepp Blatter und Wolfgang Niersbach in fröhlicher Eintracht.
Im Haus am Dom war die Stimmung von Beginn an frostiger und aufgeladener. Georg Leppert nannte zu Beginn der Diskussion ein paar Zahlen, z. B. daß aktuell rund 23.000 Briefwahlunterlagen angefordert worden seien und daß es rund 499.000 Wahlberechtigte gibt.  Zusätzlich saß die SPD-Ortsvorsitzende Stefanie Then, eine absolute Rennbahnbeführworterin  auf dem Podium.

DFB-General Sandrock beschwerte sich über die Plakatierung und das Photo von Blatter und Niersbach. Wolfang Niersbach sei, so führte er aus, ein absolut integere Mann und es ist ehrverletzend, ihn mit diesem Photo in die Nähe von Blatter zu rücken. Diese Kritik ist unverständlich, schließlich ist es ein Photo von 2014, also zu einer Zeit, in der außerhalb des Fußballs schon offen über die Korruption bei der Fifa gesprochen wurde und die Tagespresse veröffentlichte aktuell nach der Fifa-Tagung  in Zürich den lächelnden Blatter und den lächelnden Niersbach nach Niersbachs Wahl in das Exekutiv-Komitee, also nach den Verhaftungen in Zürich und es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es sich um aktuelle Photos handele. Egal, was Sandrock sagt, Niersbach und Blatter haben offensichtlich ein sehr entspanntes, vielleicht sogar freundschaftliches Verhältnis zueinander. Was das über Niersbachs Integrität aussagt, möge jeder selbst beurteilen.

Die Stimmung war angespannt und der zuletzt locker plaudernde Sandrock war gar nicht mehr locker und entspannt, sondern bissig und angespannt. Dazu war der Saal wieder fest in Pro-Rennbahn-Hand, der Fußball hatte es versäumt, ein paar Claqueure anzuheuern, um Stimmung für die Ballsportler zu machen. Man fühlte sich sicher.

Die Diskussion auf dem Podium war auch von Parteipolitik geprägt, wer wann was wo gesagt hat und im Rat nicht ausreichend informiert hat. Aber es wurden auch interessante Aspekte genannt.  Interessanterweise bezeichnet SPD-Frau Then den Golfsport als Breitensport und CDU-Mann Prinz zu Löwenstein diesen als Elitär. Verkehrte Welt!
Sandrock bemühte sich, die soziale Verantwortung und die große Bedeutung des Projektes für Fußball-Deutschland zu vermitteln und das der DFB in Frankfurt nichts geschenkt bekommen habe. Daß der DFB in NRW vom Land rund 18 Mio Zuschuß für das Fußball-Museum und das kostenfrei von der Stadt Dortmund zur Verfügung gestellte Grundstück.

Frank rechtfertigte immer wieder den Preis und berief sich dabei auf den Gutachterausschuß. Das ist zwar richtig, aber er hätte auch feststellen müssen, daß bei der Nutzungsänderung von Wiese auf Bauland eine Neubewertung erforderlich ist, was natürlich nicht erfolgte. Es sei für Frankfurt wichtig, daß der DFB in der Stadt bleibe, so Frank. An dieser Stelle sei erwähnt, daß die Deutsche Börse, mit verschiedenen Wünschen an die Stadt heran getreten war, kein Entgegenkommen erfuhr. Wenn es der Börse in Frankfurt nicht gefalle, könne sie ja wegziehen, was diese dann auch tat und den Geschäftssitz nach Eschborn verlegte. Damit fehlten Frankfurt 50 Mio bei der Gewerbesteuer. Darüber wurde kein Wort verloren, aber der DFB ist ja sowas von wichtig für die Stadt.

Es war eigentlich das gleiche Bla-Bla wie zu letzt auch, wie wichtig der DFB für Frankfurt ist und wie streng die Regeln für die allgemeine Nutzung des Grundstücks seien und wie schlecht der Pferderennsport in Frankfurt ist und das da alles schief laufe. Und wie toll das Projekt für den Fußball sei und diese unheimlichen Synergie-Effekte, die der Fußball habe, daß man jetzt die Schiedsrichterausbildung von Köln nach Frankfurt holen könne.  Die Plätze seien zwar nicht allgemein zugänglich aber man könne in den Fan-Shop gehen und in der Cafeteria einen Cafe trinken. Meine Güte, haben die Kerls Phrasen gedroschen. Fürchterlich!

Interessante Wortmeldungen gab es aus dem Publikum. Ein Besucher stellte fest, daß man viermal Weltmeister ohne Akademie geworden sei und daß dies der Beweis für die Überflüssigkeit der Akademie sei. Es gab wieder viel Lokalkolorit, die Menschen aus Niederrad wollen die Rennbahn und nicht das nicht mehr zugängliche DFB-Zentrum
Dr. Rahn von der Römer-Fraktion im Römer stellte auf Basis der vom DFB genannten Gewerbesteuerzahlungen fest, daß dieser bei einer jährlichen Gewerbesteuerzahlung von 4 Mio EUR einen Gewinn von 33 Mio Euro jährlich machen würde und dies nicht gemeinnützig sei.

Auf die Frage, wie man sich denn fühle, wenn man die älteste Sportanlage Frankfurts und eine bei den Bürgern beliebte Einrichtung vernichten würde, antwortete Sandrock, daß es ein Beschluß der Gremien sei und daß er dabei keine Gefühle habe. Der vor 14 Tagen noch sympathische Sportsmann wurde zum teflonbeschichteten Apparatschik!

Dann platzte die Bombe. Manfred Hellwig erhielt das Wort. Er war sichtlich bewegt und konnte teilweise das Micro nicht richtig halten. Er verlas teilweise selbst, teilweise durch Graf Solms, den derzeitigen Schatzmeister des Rennclubs die folgende Erklärung:

Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Manfred Hellwig. Ich bin heute hier erschienen, um  vor dem Hintergrund der heutigen Presseberichte ein paar Dinge klarzustellen. Ich war seit der Insolvenz des früheren Renn-Klubs 2009 stets um den Erhalt und Fortbestand der Galopprennbahn bemüht. Dies zunächst als aktives Mitglied, später als Gesellschafter der Frankfurter Hippodrom GmbH und gleichzeitig als Präsident des heutigen Frankfurter Renn-Klubs. Das Amt des Präsidenten habe ich im August vergangenen Jahres an meinem Nachfolger Manfred Louven in gute Hände übergeben.
Ich habe mich seitdem nicht mehr öffentlich zu den Vorgängen auf der Galopprennbahn geäußert und habe darüber hinaus schwerwiegende Anschuldigungen von offiziellen Vertretern der Stadt Frankfurt stillschweigend zur Kenntnis genommen. Hiermit ist heute Schluss.

Besonders gravierend und ehrverletzend sind die Anschuldigungen des Sport-, Wirtschafts- und Ordnungsdezernenten Herrn Markus Frank sowie des Fraktionsvorsitzenden der CDU, Herrn Löwenstein. Sie gipfeln darin, dass der Eindruck erweckt wurde, ich hätte als Geschäftsführer der Hippodrom GmbH und Präsident des Frankfurter Renn-Klubs Verpflichtungen aus Verträgen mit der Stadt nicht erfüllt, „oberwindige Begründungen“ gefunden um Miete und Nebenkosten nicht zu leisten. Dies entspricht ausdrücklich und nachweislich nicht der Wahrheit.

Mein Anliegen war es vom ersten Tag an den Renn- und Galoppsport in Frankfurt autark zu machen und dafür Sorge zu tragen, dass keine öffentlichen Mittel mehr benötigt werden um den Betrieb in die Zukunft zu führen. Dies ist mir aus heutiger Sicht auch mehr als gelungen. Hierfür habe ich persönlich gegenüber der Insolvenzverwalterin Frau Hövel eine Kosteneinstandserklärung sowie gegenüber den Vertretern der Stadt eine Garantie zur Veranstaltung von den von ihr gewünschten mindestens 5 Renntagen abgegeben. Wie der Abschlussbericht der Insolvenzverwalterin Frau Hövel zeigt, konnten insbesondere durch meine Mithilfe und Bereitstellung von Finanzmitteln, Einnahmen in Höhe von € 1,16 Mio. gesichert werden, die zu 90 % an die Stadt als Hauptgläubigerin ausgeschüttet wurden. Dabei wurden ausdrücklich nicht die Einnahmen durch die Bestellung des Erbpachtrechtes, was zur damaligen Zeit dem Renn-Klub gehörte, mit  angerechnet. Hieraus sind der Stadt weitere € 7 Mio. zugeflossen. An dieser Stelle möchte ich nicht versäumen, denjenigen danke zu sagen, die mich jahrelang bei dem Neuaufbau unterstützt und begleitet haben.

Ihnen Herr Frank will ich folgendes sagen: Sie haben es versäumt drei sich hervorragend ergänzende Sportarten Fußball, Galopp- und Golfsport miteinander zu vereinen.  Anstelle alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen und in welcher Form auch immer eine gemeinschaftliche Lösung der Koexistenz zu suchen haben sie mit Falschaussagen, Polemik und Intrigen alle Sportler gegeneinander aufgebracht.
……
Der zwischen der Stadt Frankfurt und mir vereinbarte Kaufvertrag über die restlichen Anteile an der Hippodrom GmbH beinhaltet gleichzeitig ein Rücktrittrecht zu meinen Gunsten.

Unter § 5 letzter Absatz heißt es: Herr Manfred Hellwig ist berechtigt von diesem Vertrag zurückzutreten, wenn die Stadt nicht bis zum 31. Dezember 2014 die verbindliche Erklärung gegenüber dem Frankfurter Renn-Klub e.V. abgibt, die Frühjahrs- und Herbstpreise der Stadt Frankfurt in dem selben Umfang wie in den Jahren zuvor, für die Rennsaisons 2013 und 2014, finanziell zu unterstützen.  Diese Verpflichtung haben Sie weder fristgerecht erklärt noch eine in entsprechender Höhe von € 52.500,- gerichtete Zahlung dem Frankfurter Renn-Klub zur Verfügung gestellt.

Von diesem Rücktrittsrecht mache ich hiermit Gebrauch.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Graf Solms versicherte, daß weder die entsprechende Erklärung beim FRK eingegangen sei, noch eine entsprechende Zahlung.  Der in der Erklärung genannte Passus des Vertrages ist eindeutig und es ist eindeutig ein Verschulden der Stadt, die wiederholt Ihrer Verpflichtung gegenüber dem Rennverein nicht nachgekommen ist und damit dieses Mal ein ganz furchtbares Eigentor geschossen hat. Dezernent Frank erklärte ganz schnell, daß wenn die Stadt Verpflichtungen nicht erfüllt habe, man dieses natürlich nachholen werde. Ein Besucher stellte  direkt fest, daß man eine Erklärung nicht ein halbes Jahr später noch termingerecht abgeben könne.

Manfred Hellwig überreichte Markus Frank dann noch die Rücktrittsurkunde vom Kaufvertrag und verließt den Saal. Entweder haben Frank und Sandrock die Situation nicht wirklich erfaßt oder sie überspielten das eigene Entsetzen geschickt. Es gab auf dem Podium kein Schlußwort mehr: Sandrock verließ den Saal schon fast flüchtend und Dezernent Frank beeilte sich auch, den Ort des Geschehens zu verlassen.

Jedenfalls haben sich die Pläne für die DFB-Akademie auf der Rennbahn erledigt und zu vertreten hat das alleine die Stadt, denn sie hat die im Kaufvertrag über die Hippodrom GmbH vereinbarten Auflagen nicht erfüllt. Jetzt wird eine Entschädigungszahlung von 900.000 EUR von der Stadt an den DFB fällig, weil das Grundstück nicht wie vereinbart zum 1. Januar 2016 übergeben werden kann. Ob und welche zusätzlichen Schadensersatzzahlungen bei der Stadt und beim DFB noch fällig werden, bleibt abzuwarten und wird wohl teilweise nicht öffentlich werden.

Die Frankfurter Stadtregierung bestehend aus SPD (Oberbürgermeister) und schwarz-grüner Mehrheit im Rat aber auf ganzer Breite versagt. Es bleibt zu hoffen, daß die Parteien Konsequenzen ziehen und viel Köpfe rollen werden.

Am 18. Juni feiert Europa den 200. Jahrestag von Waterloo. Für den unrasierten Westentaschen-Ersatz-Napoleon und die restliche Frankfurter Stadtspitze muß das Datum leicht korrigiert werden. Das Waterloo von Frankfurt ist der 3. Juni 15.

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Gastkommentar: Herr Cunitz, wer sagt die Wahrheit?

Der nachfolgende Text wurde auf der Web-Seite des Frankfurt-Journals veröffentlicht und ic h finde ihn so genial geschrieben, daß ich ihn hier einfach übernehme! Das Copyright liegt natürlich beim Frankfurt-Journal.

Monika Hedderich im Frankfurt-Journal

Kürzlich zählte Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne) an dieser Stelle die Vorzüge des DFB-Neubaus auf dem Gelände der Galopprennbahn auf. Hier antwortet ihm nun Monika Hedderich von der Bürgerinitiative Pro Rennbahn.
Herr Cunitz, in ihrem Zwischenruf für das JOURNAL FRANKFURT werfen Sie den Initiatoren des Bürgerentscheids Halb- oder Unwahrheiten vor. Dabei sind Sie sind bis zu zwei Monate nach dem Stadtverordnetenbeschluss mit keiner einzigen Wahrheit in die Öffentlichkeit getreten.

In Ausschuss-Sitzungen und in der Stadtverordnetenversammlung gingen Bürger- und Stadtverordnetenfragen ins Leere. Mehrfach gestellte Fragen zu diversen Themenkomplexen wurden übergangen. Wichtige Fakten, die vor Beschlussfassung hätten vorliegen müssen, wurden erst auf parlamentarische Anfragen teilweise mit zweimonatiger Verspätung schriftlich beantwortet: Die angeblichen Alternativgrundstücke mit ihren Machbarkeitsstudien sind fünf Monate nach Beschlussfassung trotz zweimaliger Aufforderung des Akteneinsichtausschusses noch immer nicht vorgelegt (Stand 24.3.15).

Das wird vielleicht auch gar nicht möglich sein, da der DFB mit seinem eigenen Architektenbüro (!) die Grundstücke geprüft hat (B482). Zum ersten Mal teilen Sie der Öffentlichkeit klar mit, dass das Bürogebäude des DFB (mit seinen vier Wirtschaftsunternehmen, nein, das verschweigen Sie wieder) in das Landschaftsschutzgebiet zieht. Bisher wurde stets nur von der “Akademie” (repräsentativ, edel und abgehoben, wie sich der DFB zunehmend darstellt) gesprochen und die DFB-City außen vor gelassen.

“Die Stadt legt alle Fakten auf den Tisch”, sagen Sie. Ein Hohn, Herr Cunitz. Sie müssen sich nun mal kurz vor zwölf, kurz vor dem Bürgerentscheid einigen, wie hoch die Subventionen in die Rennbahn tatsächlich waren. Es liegen bis heute keine genauen Angaben vor. Sie schreiben in Ihrem Artikel, die Stadt habe seit 2000 mehr als neun Millionen Euro investiert. Ein unbekannter Sprecher der Stadt (FAZ, 30.3.15) sagte, innerhalb der letzten 15 Jahre seien mehr als zwölf Millionen Euro in die Rennbahn geflossen. Wer sagt die Wahrheit?

Warum verschweigen Sie eigentlich in allen Gremien und in der Öffentlichkeit beharrlich die Tatsache, dass auf der Rennbahn ein hervorragend florierender Golfclub mit circa 900 Mitgliedern existiert, bei dem Kinder für zehn Euro im Monat spielen können?

Angesichts der Tatsache, dass Sie in das Bundesligastadion der Frauen (elf Spiele, 24.000 Zuschauer, Saison 2014) in den letzten beiden Jahren zehn Millionen Euro investiert haben, ist die Rennbahnsubvention doch geradezu lächerlich. Die Besucherzahl der Rennbahn im vergangenen Jahr betrug an nur sieben Renntagen übrigens 42.000. Wo lohnt sich dann die Investition mehr?

Eine Ihrer Unwahrheiten, Herr Cunitz, ist die unermüdlich zitierte derzeitige Unzugänglichkeit des Geländes. Ausgerechnet Sie als Grüner befürworten, dass 89 Millionen Euro Beton in die Rennbahn geschüttet werden, in ein Projekt, für das 213 Architekten aus aller Welt Schlange standen. Sie alle wollten dem bedürftigen DFB eine Sportanlage bauen, wie Sie das entstehende DFB-Silicon Valley (so Oliver Bierhoff) verniedlichend nennen.

Und ein Letztes noch: Den Pachtpreis von 46 Euro pro Quadratmeter begründen Sie so: “Hier entsteht eine Sportfläche.” Das ist einfach nur verlogen. Eine Sportfläche ist in der Grüngürtelverfassung – Sie sollten Sie dringend mal wieder lesen – ganz anders definiert: offen zugänglich, keine Zäune und jede Erneuerung oder Veränderung sollte zu reduzierter Versiegelung führen. Die vier kommerziellen GmbH des DFB zahlen 46 Euro den Quadratmeter. Das müssen Sie dem Frankfurter Bürger mal erklären.

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Erste Ergebnisse vom Akteneinsichts-Ausschuß zur Rennbahn

Der Akteneinsichtsausschuß der Frankfurter Stadtverordneten-Versammlung scheint gründliche Arbeit zu leisten und bringt interessante Fakten  an die Öffentlichkeit.

Angeblich habe der Magistrat, ob zusammen mit dem  DFB oder alleine 23 (nach anderen  Quellen auch 25) Grundstücke als Standort für die DFB-Akademie geprüft. Nach Aktenlage und stand der Ermittlungen durch den Ausschuß sind es aber tatsächlich nur 5 Grundstücke gewesen, mit denen man sich intensiv beschäftigt hat.
Wie soll man dieses Ergebnis  jetzt nennen? Sind das nun Frankfurter G’schichten aus dem hessischen Komödienstadl oder waren die Mitglieder des Magistrats nicht wirklich informiert und wußten deswegen gar nicht, was sie da erzählen oder haben sie schlichtweg die Unwahrheit gesagt und die Stadtverordnetenversammlung sowie die Frankfurter Bürger angelogen, daß sich die Balken im altehrwürdigen Römer biegen und man Sorge um die Standfestigkeit des Gebäudes haben muß.

Das in Parlis veröffentlichte Protokoll spricht jedenfalls eine sehr deutliche Sprache:

Zur Erinnerung noch einmal die vor einiger Zeit in einer Frankfurter Zeitung veröffentlichte Liste der angeblich geprüften Standort. Ich werfe mal als meinen persönlichen Favoriten die Drake-Kaserne in den Ring, die ja durch die Schrumpfung der Bundeswehr offensichtlich nicht mehr als Truppenstandort gebraucht wird. Das Gelände scheint sowohl was Größe, Zuschnitt und Topographie betrifft, vorzüglich für die Anforderungen des DFB geeignet zu sein.

Allerdings ist die Kaserne Bundeseigentum und der Bund muß an den Höchstbietenden verkaufen und dann würde ein realer Marktpreis fällig. Der DFB hingegen erwartet immer eine Sonderbehandlung und eher wird Bürgermeister Feldmann ein glühender Förderer des Galoppsports in Frankfurt als daß Präsident Niersbach bereit ist, einen fairen Preis für eine Immobilie zu zahlen.

Jedenfalls drängt sich die Frage auf, ob der Beschluß der Stadtverordneten -Versammlung überhaupt auf rechtlich einwandfreien Informationen und Grundlagen zustande gekommen ist oder ob man bei der Abstimmung mit falschen Informationen in eine bestimmte Richtung gelenkt werden sollte.

Angeblich geprüfte Standorte
1. Commerzbank-Arena,
2. Silogebiet/Pfaffenwiese (Unterliederbach)
3. Südlich Nordweststadt
4. Südlich Bürostadt (Niederrad)
5. Östlich Homburger Landstraße (Frankfurter Berg)
6. Galopprennbahn
7. DFB-Verwaltung, Otto-Fleck-Schneise
8. Südlich B 40 (Sindlingen)
9. Sindlingen Nord
10. Nördlich A 66 (Zeilsheim)
11. Westlich Main-Taunus-Zentrum
12. Silogebiet/südlich A66 (Unterliederbach)
13. Gewerbegebiet Sossenheim
14. Bima-Gelände, Westerbachstraße / Am Seedamm (Rödelheim)
15. Golfranch (Kalbach)
16. Östlich Harheim
17. Östlich Am Dachsberg (Berkersheim)
18. Drake-Kaserne (Preungesheim)
19. Nördlich Heiligenstockweg (Berkersheim)
20. Südlich Heiligenstock (Seckbach)
21. Östlich B 521 (Seckbach)
22. Nordwestlich B 521 (Bergen-Enkheim)
23. Kaiserlei (Oberrad)

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Fehlstart in Düsseldorf – Gastbeitrag von Silke Brüggemann

Silke Brüggemann, Amateurreiterin, Besitzertrainerin und Besitzerin des in der Startmaschine verbliebenen Pferdes kommentiert das Rennen aus ihrer Sicht in einem Gastbeitrag bei Galopp-Sieger:

Ein Fehlstart, der von allen gesehen wird, aber keiner ist, weil der Starter den Fehler macht, den fehlerhaften Start nicht als Fehlstart zu erkennen. Schon  die Formulierung dieses Satzes lässt mich den Kopf schütteln und an „dem großen Ganzen“ zweifeln.

Wenn man vier Pferde trainiert, der höchst eingeschätzte –immer noch hoffnungslos überschätzt- über ein GAG von 55 verfügt und der Rest zwischen 48 und 52 Kilo steht, bedarf es schon einiges an Herzblut um jeden Tag, nach der Arbeit in den Stall zu gehen und sein Pferde zu trainieren. Und ich bin wirklich mit Herzblut dabei und würde einen Sauber oder einen Halliday gegen kein „Rennpferd“ eintauschen wollen.

Eigentlich sollte der 3. Mai ein freier Sonntag werden, der nächste Start war für den 10. vorgesehen.  Doch dann rief der Amateurverband an und bat mich um einen Starter. Und mal ehrlich, wie peinlich wäre es, wenn ein Rennen mit dem Titel „Susanna Santesson Gedächtnis Rennen“ mangels Starter ins Wasser fällt. Also habe ich New Soul als Starter angegeben. Der französische Reiter kam mit der quirligen Stute recht gut aus und gelang ohne Probleme zur Startstelle und auch in die Startmaschine. Nur das raus kommen, da ging dann alles schief. Die eine Klappe öffnete sich, die andere schlug nach innen, gegen den Kopf meines Pferdes. Alle Zuschauer sahen, dass etwas nicht stimmte und auch der Rennbahnsprecher erkannte RICHTIG, dass es einen Fehlstart gab. Nur der Starter erkannte dies bei dem übersichtlichen Feld von 7 Startern nicht.

Nachdem nun das Susanna Santesson Gedächtnisrennen zu einer sportlichen Schweigeminute wurde, da Zuschauer wie auch Sprecher sprachlos waren, wurde ich dann in die Rennleitung gebeten und mir wurde der Film gezeigt und erklärt, dass es ein reguläres Rennen war, da der Starter keinen Fehlstart erkannt hat und somit kein Fehlstart vorlag. Ich habe lange nach etwas Vergleichbarem gesucht und das Einzige was mir einfiel, waren die Diskussionen um die Torlinientechnik. Passiert so was allerdings im Fußball, das ein Tor nicht gegeben wird, obwohl der Ball drin war, wird das ungefähr 1000 Mal in der Wiederholung  gezeigt und in Zeitlupe analysiert. HIER wurde der Fehler des Funktionäres einfach aus dem Film rausgeschnitten, der Rennfilm beginnt erst nach dem Passieren des ersten Zieldurchlaufes. Nachdem mir zugesichert wurde, das eine Lösung über eine Entschädigung gefunden wird und ich es ja auch wirklich so sehe, das Fehler zwar nicht passieren sollten, aber können, hatte ich mich mit dem Tag eigentlich schon abgefunden.

Doch als ich dann zu Hause sah, das mein Reiter, der sicher ja unter Adrenalin gestanden hat, denn New Soul hatte ordentlich Randale gemacht, als sie nicht aus der Maschine kam, satte 100€ Strafe bekommen hat. Er soll sich ungebührlich verhalten haben. Ich kann mir schon vorstellen, dass er die Entscheidung der Rennleitung nicht nur wegen einer sprachlichen Barriere, sondern auch Mangels Logik nicht verstehen konnte und vielleicht etwas gesagt hat, was nicht ganz passend war.

ABER sollte hier unsere Rennleitung nicht Verständnis aufbringen? Der junge Mann hat keinerlei Fehler gemacht, saß auf einem Außenseiter und wird schon gehofft haben, auf Grund der niedrigen Starterzahl vielleicht doch ein paar Punkte zu ergattern. Diese Chance wurde ihm genommen und er war ja sogar in einer unmittelbaren Gefahrensituation. Aber anstatt eine Faust in der Tasche – und das soll kein Wortwitz sein – zu machen, wurden ihm satte 100 € Strafe aufgebrummt. Meiner Meinung nach hätte IMMER nach einer solchen Situation eine Verwarnung gereicht. Der Reiter bekommt nun nicht mal einen Punkt für die Teilnahme und es geht schließlich um eine Weltmeisterschaft.

Das Video ist beschnitten, keiner der Funktionäre muss sich öffentlich erklären und jemand, bei dem die Emotionen überkochen, bekommt eine hohe Strafe.
Ob mein Pferd nochmal in die Startmaschine geht, bisher ging sie immer ohne Starfhelfer, und dann auch noch brav auf einen richtigen Start wartet, bleibt abzuwarten. Das war ja vielleicht auch höhere Gewalt. Aber darf so sehr mit zweierlei  Maß gemessen werden?
Zum Thema Startmaschine; vielleicht sollte das französische Geld von der PMU auch in französische Startmaschinen gesteckt werden. Die beste Maschine in Deutschland ist ja die, die gebraucht aus Chantilly gekauft wurde und nun in Dortmund steht.
Ob ich für diesen Text in die Rennleitung zitiert werde, lasse ich mal im Raum –nein besser – in der Startmaschine stehen.

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Frankfurt demonstriert gegen den DFB

Es war leider nicht “ganz Frankfurt”, das sich am Samstag vor der DFB Zentrale eingefunden hat, sondern nur eine handvoll Pferdefreunde, teilweise zu Fuß, teilweise beritten.

Aber sie brachten sehr deutlich Ihren Unmut über das verhalten des DFB bei der Auswahl des Standorts für die neue DFB-Akademie zum Ausdruck. Erstaunlicherweise war die Zentrale am Samstag besetzt, so daß ein offener Brief an den DFB-Präsidenten Niersbach übergeben werden konnte.

Die Masse der Reiter in Frankfurt ist übersichtlich im Vergleich zu den Fußballspielern, deswegen ist es auch schwierig, “Volksaufläufe” zu organisieren. Aber der Protest geht  längst den inneren Kreis der direkt Betroffenen, also über den Galoppsport hinaus.  Immer mehr Frankfurtern wird bewußt, was der Wegfall der Rennbahn für Niederrad und für Frankfurt insgesamt bedeuten würde.

Am Sonntag war mit dem Metzler-Preis der wichtigste Renntag der Saison in Niederrad. Nach offiziellen Angaben waren rund 15.000 Menschen auf der Bahn. Eigentlich viel zu viel, für den  relativ kleinen Zuschauerraum der Frankfurter Rennbahn. Mit 10.000 ist man dort eigentlich  “ausverkauft”. Lange Schlangen an allen Verkaufständen, Bewegung war kaum möglich. Aber es war den Besuchern egal, es war eine Abstimmung mit den Füßen – man ging hin, weil man die Rennbahn erhalten will.  Es war ein klares Bekenntnis zur Rennbahn, ein Protest gegen die Entscheidung der Stadtverordneten-Versammlung!

Wenn der Protest so weiter geht, erfahren auch immer mehr Frankfurter von dem Anliegen des Rennsports. Dem Rennklub und der Bürgerinitiative muß es gelingen, die Freunde der Rennbahn am 21. Juni an die Wahlurne zu bekommen.

Am 21. Juni wird in Frankfurt über offene Rennbahn als Freizeitstätte der Frankfurter oder über den neune Betonpalast für den DFB abgestimmt! Nicht mehr und nicht weniger!

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Trauerfeier für Susanna Santesson

Es war relativ schnell offensichtlich, daß eine Trauerfeier für Susanna Santesson nicht so einfach organisiert werden kann. Die Familie hat sich jeden Kontakt von Seiten des Galoppsports verbeten und dies anwaltlich mitteilen lassen.

Ich kenne die Gründe der Familie für diese Entscheidung nicht, aber ich mißbillige sie ausdrücklich. Der Galoppsport war Susannas selbstgewähltes Leben. Dort war sie zu Hause, dort war sie Mensch und hatte ihre Freunde. Ob es im Sinne der Verstorbenen war, daß ihr tägliches Umfeld jetzt komplett ausgesperrt wird?

Die Verbände des Galoppsports, also Direktorium, Amateurverband und Besitzervereinigung haben sich deswegen entschlossen, eine eigene Trauerfeier zu organisieren. Es ist auf jeden Fall eine Notlösung, denn eine Trauerfeier ohne einen Sarg oder wenigstens eine Urne, da fehlt einfach etwas. Aber das kann man dem Galoppsport nicht anlasten Das scheiterte zuletzt an den Terminen, denn die “Kardinäle” waren laufend an anderen Tagen verhindert. Und jetzt nachdem Susanna vor fast drei Wochen verstorben ist, zeichnet sich immer noch keine Lösung ab, jedenfalls sickert auf den einschlägigen Kanälen nichts durch.

Gäbe es nicht die Abschottung durch die Familie, hätte diese eine Trauerfeier organisiert und der Rennsport hätte sich anpassen müssen. Jetzt fehlt dieser Druck und man scheint unendliche Zeit zu haben. In der katholischen Kirche wird rund sechs Wochen nach dem Tod ein Sechswochenamt für den Verstorbenen gelesen um noch einmal seiner zu erinnern. Ob es der Rennsport bis dahin schafft, etwas auf die Beine zu stellen oder ob es – sarkastisch gefragt- erst zu Jahrgedächtnis terminlich passen wird.

Wie schrieb German Racing unmittelbar nach ihrem Tod auf seiner Webseite: “Der deutsche Galopprennsport verneigt sich vor Susanna Santesson, die sich ihr ganzes Leben über für den Amateurrennsport verdient gemacht hat wie kaum ein anderer.”

Sieht man den Stand der Dinge heute, war es seine sehr lässige Verbeugung  - en passant.

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In Memoriam Susanna Santesson

Susanna und Susanne am 14. April 2007

Gott behüte mich davor in einen Himmel                             zu kommen, in dem es keine                                                   Amateurrennen gibt.
(Frei nach  R.B. Cunningham-Graham)

Es ist eigentlich unfaßbar, aber Susanna Marianne Santesson lebt nicht mehr.

Ich kenne Susanna seit den 70ern, seit ich mit dem Rennsport angefangen habe. Sie war damals die Lebensgefährtin von Erwin Schindler und mit ihm kurz zuvor von München ins Rheinland gezogen. Und mit wohl niemandem sonst im Rennsport habe ich soviel Zeit verbracht und soviel diskutiert wie mit Susanna – nicht privat, sondern in Sachen des Rennsports.

Den ersten Sieger ritt sie 1974 und es sollte ein Start mit fliegenden Fahnen in den Galopprennsport werden. Ihr gelang gleich ein Paukenschlag. Am letzten Tag der Großen Woche in Baden Baden, dem Kincsem-Rennen, einem Ausgleich III über 1800m, ritt sie mit dem Kaiseradler-Sohn Muscad als erste Frau überhaupt in Deutschland einen Sieger  in einem Jockey-Rennen. Trainiert wurde Muscad von Willi Heßler für den damals noch “jungen” Besitzer Hubertus Liebrecht. Dahinter kamen mit Wilfried Kujath und Lutz Mäder zwei gestandene Jockeys ins Ziel. Es war das letzte Rennen des Tages und eine Siegerehrung gab es damals nur in den großen Rennen. Die Photographen hatten schon die Koffer gepackt und waren auf der Heimreise – von diesem historischen Sieg gibt es deswegen kein Photo.

Im gleichen Jahr sollte sie noch die damals den Amateurrennreiterinnen vorbehaltene  Perlenkette in Neuss gewinnen. Eine bei den Reiterinnen sehr beliebte Trophäe. Außerdem wurde sie Vize-Championesse hinter Gisela Herzog mit 7 bzw. 8 Siegern  - einen Sieg an der Meisterschaft vorbei!

Insgesamt hat Susanna 30 Sieger geritten, für die damalige Zeit, als Frauen im Rennsattel noch mit Skepsis betrachtet wurden, eine respektable Zahl.
Über viele Jahre unterhielt sie einen eigenen kleinen Rennstall und ritt regelmäßig in der Morgenarbeit aus. Der zweifelsohne Beste in den grün-gelben Farben war der Schiwago-Sohn Dschamschid, der solide Ausgleich-I Klasse vertrat.

1989 wurde sie während der Präsidentschaft Baron von der Reckes Generalsekretärin des Verbandes Deutscher Amateurrennreiter. Es war die große Zeit des Amateurrennsports in Deutschland in der Zeit nach dem Krieg. Seit 1945 gab es nie zuvor so viele Amateurrennen, eine so umfassende Unterstützung der Aktiven und der Rennvereine bei der Abhaltung von Amateurrennen. Es war auch die Zeit, als die Amateure in den großen Hindernisrennen nach vorne ritten und reichlich Geld in die Kasse des Amateurrennsports spülten. Matthias Keller, Peter Gehm, Ronnie Lüdtke, Andreas Schütz seien hier stellvertretend für viele genannt.  Sie alle brauchten über Sprünge den Vergleich mit den Profis nicht zu scheuen.

Es war beinahe logisch, daß Susanna auch Generalsekretärin der Fegentri wurde als  2001 Baron von der Recke die Nachfolge von Baron de Montesquieu als Präsident der Fegentri antrat. Damit begann die Internationalisierung des Amateurrennsports und sie war die treibende Kraft. Bereits 1993 war aus der Europameisterschaft die Weltmeisterschaft der Fegentri geworden. Ronnie Lüdtke war 1993 erster Weltmeister für Deutschland in der Flachwertung.

Die Fegentri und der Amateurrennsport fanden immer mehr Zuspruch, vor allem in Asien und den Arabischen Staaten wurden immer mehr Länder Mitglied der Fegentri. Länder, in denen erst seit wenigen Jahren Galopprennen nach allgemeinem Standard abgehalten wurden. Und sie wurden auch finanziell eine Stütze der Fegentri. Susanna war dabei die Botschafterin des Amateurrennsports.

Susanna war auch eine Wegbereiterin des Araber-Rennsports in Deutschland. Daß Rennen für Vollblutaraber in Deutschland im Rahmen “normaler” Renntage veranstaltet wurden, hat sie wesentlich mit organisiert. Die dabei geknüpften Kontakte wußte sie geschickt zu nutzen. Sie bereiste fast die ganze arabische Welt. Es ist mir unmöglich, alle Länder aufzuzählen. Schon vor Jahren nannte man sie in Anspielung an den viel reisenden damaligen Außenminister die Genscherin des Rennsports.

Susanna war neben ihren Ämtern im nationalen und internationalen Amateurrennsport  außerdem in der Jockeyausbildung aktiv. Zeitweise war sie zudem Richterin oder Rennleitung auf deutschen Bahnen.

Erst vor kurzem ist Susanna zur Vizepräsidentin der International Federation of Horse Racing Academies (IFHRA) in Abu Dhabi gewählt worden und noch am vergangenen Samstag weilte sie beim Dubai World Cup. Sie war neben anderen eine der treibenden Kräfte der H.H. Sheikha Fatima Bint Mubarak Ladies World Championships.
Aber bei aller Internationalität ist sie ihrer Basis – dem deutschen Amateurrennsport immer treu verbunden geblieben. Köln war die Homebase. Sie diente dem Amateurverband unter drei Präsidenten – aber eigentlich war es egal, wer das Präsidentenamt innehatte, denn sie war der Motor des Geschehens.

Für ihr Lebenswerk im Galoppsport wurde sie 2012 mit dem Darley Award ausgezeichnet – dem Oscar des Vollblutsports. Rückblickend hat sie ihn mehr als verdient!

Darley Arward für Susanna Santesson 2012

Zu den Darley Awards  wollte sie nun auch wieder reisen. Susanna kam vom Dubai World Cup und mit zwei Tagen Zwischenstop wollte sie am Donnerstag weiterfliegen nach Los Angeles, wo die Darley Awards heute stattfinden. Dazu sollte es nicht mehr kommen – sie brach am Donnerstag Morgen am Flughafen zusammen und starb am gleichen Abend in einer Frankfurter Klinik.

Der Alte aus dem Sachsenwald, Fürst Otto von Bismarck sagte einst, ein gutes Pferd stirbt in den Sielen – hier war es nicht nur im übertragenen Sinn, hier gilt es im Sinne des Wortes.

Und auch wenn ich hier über die Reiterin und die Multi-Funktionärin im weltweiten Galoppsport geschrieben habe, dann ist es nur eine Seite der Medaille. Susanna  war schon meinem Vater und ist uns allen eine gute Freundin. Eigentlich hätten wir dringend miteinander sprechen müssen, weil es ein paar Dinge zu klären gab. Aber das geht jetzt leider nicht mehr, dazu ist es leider zu spät. Leider!

Susanne, Norbert und Susanna zu später Stund

Wir sind traurig, daß sie nicht mehr unter uns ist – aber wir sind auch froh, sie gekannt zuhaben und

werden sie aus glücklichen Tagen in Erinnerung behalten! Wir alle haben eine gute, alte Freundin verloren!

Susanna mit dem jüngsten Mitglied im Amateurverband nebst Mutter

Norbert, Susanne & Philipp

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Frankfurter Rennbahn gerettet

Wie aus gewöhnlich sehr gut informierten Frankfurter Kreisen berichtet wird, hat der DFB sich entschieden, die geplante Fußball-Akademie doch nicht auf dem Gelände der Frankfurter Rennbahn zu bauen. Stattdessen wird ein Teil des Vorfeldes des Frankfurter Flughafens abgetrennt und für die Fußball-Akademie verwendet.

Den Widerspruch der Fraport gegen dieses Ansinnen wischt DFB-Präsident Niersbach vom Tisch. Er habe auch kein Verständnis dafür, daß der Flughafenbetreiber sich einfach gegen die Interessen des größten Sportverbands der Welt wird stellen können. Der DFB vertrete durch die Aufstellung der Nationalmannschaft im Fußball schließlich nationale Interessen und die seien ganz klar über die wirtschaftlichen Interessen eines Flughafenbetreibers zu stellen, so DFB-Präsident Niersbach in einer ersten Stellungnahme. Sollte Fraport sich querstellen, habe der DFB Mittel und Wege zur Verfügung, seine Interessen durchzusetzen, führt Niersbach weiter aus.

Der neue Standort habe auch erhebliche Vorteile, erklärt DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock: Spieler, die nicht die gewünschte Leistung erbringen, fliegen nicht mehr im übertragenen Sinn aus dem Team, sondern werden wortwörtlich in die nächste Maschine gesetzt und gen Heimat geschickt. Das erhöht die Motivation für die möglichen DFB-Spieler ungemein. Zudem lobt er die kurzen Wege. Die Spieler werden eingeflogen und können sofort ohne lange Fahrzeiten in der Akademie erscheinen.

Für die Frankfurter Rennbahn ist dies natürlich ein Glücksfall. Die über 150 Jahre währende Tradition bleibt erhalten und die Pferdefreunde in Frankfurt sind über diese Entscheidung des DFB sehr erfreut. Aus dem Bundeskanzleramt und dem Bundespräsidialamt war leider noch keine Stellungnahme zu erhalten.

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Wieder Hindernisrennen in Bremen

Der Hindernissport führt in Deutschland nur noch ein Schattendasein. Einst wurden rund 20% der Rennen in Deutschland über die Sprünge entschieden, heute sind es noch eine handvoll Rennen. Ganz anders in England, Irland und Frankreich. Dort steht der Hindernissport in voller Blüte und vor allem in Frankreich sind die Rennen besser dotiert als auf der Flachen.

Bremen startet eine neue Initiative und will wieder regelmäßig Hindernisrennen veranstalten. Leider ist von einem früheren Geschäftsführer des Bremer RV die Hindernisbahn weitgehend platt gemacht worden, weil man hochtrabende, aber nicht finanzierbare Pläne für Flachrennen hatte. Leider sind die festen Jagdsprünge deswegen wohl auch “transportabel”. Aber das soll erst mal kein Problem sein.

Der Hindernissport ist in Deutschland auch wegen der Unfallgefahr in die Ecke gedrängt worden. Natürlich ist das Risiko über Sprünge größer, aber das ist auch eine Frage von Pferd und Reiter. Wegen der wenigen Rennen über Sprünge fehlt beiden die nötige Routine und deswegen kommt es zu gefährlichen oder manchmal auch lustigen Szenen im Hindernis-Sport.  Dazu fehlen der Szene die Stars, die über Jahre das Publikum auf die Bahn ziehen, weil sie die großen Jagdrennen dominieren. So wie einst Registano den Preis der Bremer Spielbank fünfmal in Folge gewann.

Der Schlüssel des Erfolgs über die Sprünge ist  natürlich erstmal ein gutes Pferd, dann die gute Vorbereitung von Reiter und Pferd. Teilweise kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß das Einspringen der Pferde nur “mal eben” erfolgt. Das ist kein neues Problem, aber bei den wenigen Hindernisrennen fällt es mehr auf. Schlecht springende Pferde sind nicht nur für sich selbst und den eigenen Reiter eine Gefahr – sie gefährden auch andere Pferde und Reiter im Rennen  - und dann kommt es wieder zu den unschönen Szenen, die den Hindernissport in Verruf bringen.

Startet ein Pferd das erste mal in einem Flachrennen, muß vorher eine Ständestartprüfung abgelegt werden. Es muß der Nachweis erbracht werden, daß das Pferd problemlos in die Startmaschine einrückt und abspringt. Leider gibt es in der Rennordnung keine Vorschrift, nach der Pferde vor dem ersten Start über Sprünge eine Hindernisprüfung ablegen müssen. Ob das Pferd gut oder schlecht springt, merkt man dann erst im Rennen.
Der Bremer Rennverein täte gut daran, in besonderen Bestimmungen zu regeln, daß Pferde, die erstmal in einem Hindernisrennen starten oder nach einer langen Pause wieder starten, die Springfähigkeit beweisen müssen. Z. B. ein Jagdbahngalopp im Pulk (zwei oder drei Pferde) über fünf oder sechs Sprünge. Das kann man mit einem Youtube-Video recht einfach dokumentieren.

Und es ist natürlich auch selbstverständlich, daß Hindernisbahn und Sprünge gut gepflegt sind und nicht mal eben zusammen genagelt wurden.

Und wenn das Pferd schlecht springt, muß man auch mal nein sagen können und nicht um des zusätzlichen Starters willen beide Augen zudrücken. Im Interesse der anderen Reiter und Pferde, im Interesse des wettenden Publikums und im Interesse des Sports. Gut springende Pferde, gut gelaufene Jagdrennen sind eine Werbung für den Sport. Unfälle, meistens mit Folgen, verursachen mehr Negativpresse für den Galoppsport als Danedreams Arc-Sieg positive Schlagzeilen produziert hat.

Hals und Bein für den Bremer Rennverein!

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Rotz

Nach der Kaiserlichen Verordnung, betreffend die Hauptmängel und Gewährfristen beim Viehhandel vom 27. März 1899 gehört der Rotz zu den Hauptmängeln beim Pferdekauf. Pferde, die von einem Hauptmangel befallen waren, konnten in festgelegten Fristen an den Verkäufer zurück gegeben werden. Ansonsten war es damals ziemlich schwierig, ein einmal geklauftzes Pferde an den Verkäufer zurück zu geben. “Gekauft wie gesehen” war damals die einvernehmliche Grundlage beim Pferdehandel. Und um den damals mit allerlei Mitteln arbeitenden Roßtäuschern nicht auf den Leim zu gehen, brauchte es einer Menge Erfahrung. Zu Beginn des 20. Jahrhundert war Rotz eine weit verbreitete Erkrankung, von der immer wieder ganze Bestände befallen waren und getötet werden mußten. Damals war das Pferd vor allem Arbeitstier und Wirtschaftsgut und der Verlust führten nicht selten zu Existenzproblemen der Besitzer.

Rotz tritt in verschiedenen Formen auf. Die häufigste Form ist ein eitriger Befall der oberen Luftwege, weswegen man auch oft erst mal eine schwere Erkältung vermutet. In Deutschland  gilt die Seuche seit mit der 50er des letzten Jahrhunderts als ausgerottet.

Jetzt ist in Niedersachsen bei einem Pferd Rotz diagnostiziert worden. Das Pferd wurde von Schleswig Holstein nach Niedersachsen verkauft und der Infektionswert ist noch nicht geklärt. Keine Panik, ist der allgemeine Tenor, denn es ist ja nur ein Einzelfall und deswegen kann man  noch nicht von einer Seuche sprechen. Klingt eigentlich vernünftig.

Gestern berichtet die Turf-Times, daß nach Australien für einen Zeitraum von drei Jahren keine Pferde eingeführt werden dürfen, in deren Heimatland Rotz diagnostiziert wurde.
Australien betreibt traditionell eine sehr rigide Einfuhrpolitik für Tiere, was auch dazu geführt hat, daß es eines der wenigen Länder ist, in dem die Tollwut nie aufgetreten ist.
Für die deutsche Vollblutzucht kann das schmerzliche Folgen haben, denn in DownUnder interessiert man sich sehr für Vollblut aus deutschen Landen. Mit Protectionist und Ivanhowe sind gerade erst zwei deutsche Spitzengalopper nach Australien verkauft worden.

Einerseits kann man sich freuen, die guten Pferde bleiben im Lande und wir können sie weiter in Deutschland oder Europa laufen sehen. Und auch wenn mir das selbst gefällt, ist es zu kurz gedacht. Die Vollblutzucht in Deutschland braucht den internationalen Markt als Absatzmarkt  für die deutschen Pferde. Und neben den Japanern sind die Australier derzeit besonders an deutschen Pferden interessiert.

Es könnte durchaus sein, daß diese einmalige Auftreten von Rotz in einem Warmblutbestand erhebliche Auswirkungen auf die deutsche Vollblutzucht haben wird.

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