In Memoriam Susanna Santesson

Susanna und Susanne am 14. April 2007

Gott behüte mich davor in einen Himmel                             zu kommen, in dem es keine                                                   Amateurrennen gibt.
(Frei nach  R.B. Cunningham-Graham)

Es ist eigentlich unfaßbar, aber Susanna Marianne Santesson lebt nicht mehr.

Ich kenne Susanna seit den 70ern, seit ich mit dem Rennsport angefangen habe. Sie war damals die Lebensgefährtin von Erwin Schindler und mit ihm kurz zuvor von München ins Rheinland gezogen. Und mit wohl niemandem sonst im Rennsport habe ich soviel Zeit verbracht und soviel diskutiert wie mit Susanna – nicht privat, sondern in Sachen des Rennsports.

Den ersten Sieger ritt sie 1974 und es sollte ein Start mit fliegenden Fahnen in den Galopprennsport werden. Ihr gelang gleich ein Paukenschlag. Am letzten Tag der Großen Woche in Baden Baden, dem Kincsem-Rennen, einem Ausgleich III über 1800m, ritt sie mit dem Kaiseradler-Sohn Muscad als erste Frau überhaupt in Deutschland einen Sieger  in einem Jockey-Rennen. Trainiert wurde Muscad von Willi Heßler für den damals noch “jungen” Besitzer Hubertus Liebrecht. Dahinter kamen mit Wilfried Kujath und Lutz Mäder zwei gestandene Jockeys ins Ziel. Es war das letzte Rennen des Tages und eine Siegerehrung gab es damals nur in den großen Rennen. Die Photographen hatten schon die Koffer gepackt und waren auf der Heimreise – von diesem historischen Sieg gibt es deswegen kein Photo.

Im gleichen Jahr sollte sie noch die damals den Amateurrennreiterinnen vorbehaltene  Perlenkette in Neuss gewinnen. Eine bei den Reiterinnen sehr beliebte Trophäe. Außerdem wurde sie Vize-Championesse hinter Gisela Herzog mit 7 bzw. 8 Siegern  - einen Sieg an der Meisterschaft vorbei!

Insgesamt hat Susanna 30 Sieger geritten, für die damalige Zeit, als Frauen im Rennsattel noch mit Skepsis betrachtet wurden, eine respektable Zahl.
Über viele Jahre unterhielt sie einen eigenen kleinen Rennstall und ritt regelmäßig in der Morgenarbeit aus. Der zweifelsohne Beste in den grün-gelben Farben war der Schiwago-Sohn Dschamschid, der solide Ausgleich-I Klasse vertrat.

1989 wurde sie während der Präsidentschaft Baron von der Reckes Generalsekretärin des Verbandes Deutscher Amateurrennreiter. Es war die große Zeit des Amateurrennsports in Deutschland in der Zeit nach dem Krieg. Seit 1945 gab es nie zuvor so viele Amateurrennen, eine so umfassende Unterstützung der Aktiven und der Rennvereine bei der Abhaltung von Amateurrennen. Es war auch die Zeit, als die Amateure in den großen Hindernisrennen nach vorne ritten und reichlich Geld in die Kasse des Amateurrennsports spülten. Matthias Keller, Peter Gehm, Ronnie Lüdtke, Andreas Schütz seien hier stellvertretend für viele genannt.  Sie alle brauchten über Sprünge den Vergleich mit den Profis nicht zu scheuen.

Es war beinahe logisch, daß Susanna auch Generalsekretärin der Fegentri wurde als  2001 Baron von der Recke die Nachfolge von Baron de Montesquieu als Präsident der Fegentri antrat. Damit begann die Internationalisierung des Amateurrennsports und sie war die treibende Kraft. Bereits 1993 war aus der Europameisterschaft die Weltmeisterschaft der Fegentri geworden. Ronnie Lüdtke war 1993 erster Weltmeister für Deutschland in der Flachwertung.

Die Fegentri und der Amateurrennsport fanden immer mehr Zuspruch, vor allem in Asien und den Arabischen Staaten wurden immer mehr Länder Mitglied der Fegentri. Länder, in denen erst seit wenigen Jahren Galopprennen nach allgemeinem Standard abgehalten wurden. Und sie wurden auch finanziell eine Stütze der Fegentri. Susanna war dabei die Botschafterin des Amateurrennsports.

Susanna war auch eine Wegbereiterin des Araber-Rennsports in Deutschland. Daß Rennen für Vollblutaraber in Deutschland im Rahmen “normaler” Renntage veranstaltet wurden, hat sie wesentlich mit organisiert. Die dabei geknüpften Kontakte wußte sie geschickt zu nutzen. Sie bereiste fast die ganze arabische Welt. Es ist mir unmöglich, alle Länder aufzuzählen. Schon vor Jahren nannte man sie in Anspielung an den viel reisenden damaligen Außenminister die Genscherin des Rennsports.

Susanna war neben ihren Ämtern im nationalen und internationalen Amateurrennsport  außerdem in der Jockeyausbildung aktiv. Zeitweise war sie zudem Richterin oder Rennleitung auf deutschen Bahnen.

Erst vor kurzem ist Susanna zur Vizepräsidentin der International Federation of Horse Racing Academies (IFHRA) in Abu Dhabi gewählt worden und noch am vergangenen Samstag weilte sie beim Dubai World Cup. Sie war neben anderen eine der treibenden Kräfte der H.H. Sheikha Fatima Bint Mubarak Ladies World Championships.
Aber bei aller Internationalität ist sie ihrer Basis – dem deutschen Amateurrennsport immer treu verbunden geblieben. Köln war die Homebase. Sie diente dem Amateurverband unter drei Präsidenten – aber eigentlich war es egal, wer das Präsidentenamt innehatte, denn sie war der Motor des Geschehens.

Für ihr Lebenswerk im Galoppsport wurde sie 2012 mit dem Darley Award ausgezeichnet – dem Oscar des Vollblutsports. Rückblickend hat sie ihn mehr als verdient!

Darley Arward für Susanna Santesson 2012

Zu den Darley Awards  wollte sie nun auch wieder reisen. Susanna kam vom Dubai World Cup und mit zwei Tagen Zwischenstop wollte sie am Donnerstag weiterfliegen nach Los Angeles, wo die Darley Awards heute stattfinden. Dazu sollte es nicht mehr kommen – sie brach am Donnerstag Morgen am Flughafen zusammen und starb am gleichen Abend in einer Frankfurter Klinik.

Der Alte aus dem Sachsenwald, Fürst Otto von Bismarck sagte einst, ein gutes Pferd stirbt in den Sielen – hier war es nicht nur im übertragenen Sinn, hier gilt es im Sinne des Wortes.

Und auch wenn ich hier über die Reiterin und die Multi-Funktionärin im weltweiten Galoppsport geschrieben habe, dann ist es nur eine Seite der Medaille. Susanna  war schon meinem Vater und ist uns allen eine gute Freundin. Eigentlich hätten wir dringend miteinander sprechen müssen, weil es ein paar Dinge zu klären gab. Aber das geht jetzt leider nicht mehr, dazu ist es leider zu spät. Leider!

Susanne, Norbert und Susanna zu später Stund

Wir sind traurig, daß sie nicht mehr unter uns ist – aber wir sind auch froh, sie gekannt zuhaben und

werden sie aus glücklichen Tagen in Erinnerung behalten! Wir alle haben eine gute, alte Freundin verloren!

Susanna mit dem jüngsten Mitglied im Amateurverband nebst Mutter

Norbert, Susanne & Philipp

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19 Antworten auf In Memoriam Susanna Santesson

  1. Lüdtke Ronnie sagt:

    sehr schöner Nachruf

  2. Sabine Effgen sagt:

    Vielen Dank Herr Rumstich für diese Worte!

    • Norbert Krahwinkel sagt:

      Treffender kann man es nicht ausdrücken , sie wird eine große Lücke hinterlassen , als Mensch und im Rennsport , Grüße alle im Rennsporthimmel die uns wie du viel zu früh verlassen haben !! R.I.P. Susanna

  3. Christoph Reichenbach sagt:

    Ein würdiger, sehr schöner Nachruf auf eine tolle und engagierte Frau

  4. Blücher sagt:

    Vor mehr als 30 Jahren erschien dieser Artikel im Spiegel

    http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/14343465

  5. Dr. R. Kerler sagt:

    vielen Dank für den würdigen Nachruf !
    Für ein “Susanna Santesson-Erinnerungsrennen, zB in Düsseldorf, nahe ihrem langjährigen Wohnort, stifte ich gerne einen Zuschuss.
    Kl. Korrektur, der Agl.III-Sieger in Bd-Bd. hiess “Murad”, kleiner Brauner mit deutlichem Senkrücken, mit Susanna lief er wie ein Wiesel, Jockeys mochte er weniger. Trainiert wurde Murad von F.X. Schreiner, dem “schwarzen Grafen”

    • Blücher sagt:

      Sie haben natürlich recht mit “Murad”, wie im Text daraus Muscad wurde, ist mir ein Rätsel. Aber trainiert wurde Murad gem. Jahresrennkalender von Willi Heßler. Habe es gerade noch einmal geprüft!

  6. Gabrielle Gauci sagt:

    I wish I could read the German but I know it will all say great things about a wonderful, kind, regal and amazing lady . I have the upmost respect for her yesterday, today and ways. May you RIP my friend xxxx

  7. Stephanie Rank sagt:

    Sehr schön und treffend geschrieben. Es ist so furchtbar traurig, dass sie so plötzlich verstorben ist. Ruhe in Frieden liebe Susanna!

  8. Rajenee Panchoo sagt:

    Rip to a GREAT LADY and a close friend. Your sweet and loving memories will always remains in my heart n mind.

  9. Barbara Rauch sagt:

    Liebe Susanna,
    du warst ein Mensch mit einem großen, liebevollen und unbestechlichen Herzen. Intelligent und diplomatisch hast du deinen Traum gelebt, Tag und Nacht dafür tätig. eine echte Pferdefrau eben. Ausgleichend und dabei immer lustig: was haben wir zusammen gelacht.
    Dein Bild ist in meinem Fotoalbum der Menschen, die ich im Himmel wiedertreffen möchte.
    Bis dahin, deine Bärbel

  10. Hut ab Susanna sagt:

    Ein sehr liebevoller, dennoch sachlicher Nachruf auf das Aushängeschild für den internationalen Galopprennsport Susanna Santesson. Kein anderer Mensch hat sich für unseren Sport so engagiert und war so erfolgreich in der Zusammenführung vieler Länder, um gemeinsam, fast weltweit, den Galopprennsport in seiner ganzen Faszination erleben zu dürfen. Viele Amateur-Rennreiter und – Reiterinnen durften durch Sie in fremden Ländern Rennen reiten, die sie vielleicht in ihrem Leben nie betreten hätten.
    Ich bin sehr traurig, dass ich unsere liebevolle Freundin für immer verloren habe. Meine Gedanken an Susanna werden immer positiv sein und von einem Lächeln begleitet werden.

    Das ausgerechnet auf der Homepage des – Verband Deutscher Amateur-Rennreiter keine Würdigung zu lesen ist, kann ich nicht verstehen.

    Ich ziehe den Hut vor dir Susanna und verneige mich!

  11. Hut ab Susanna sagt:

    Für einen Dreizeiler, Frau Dr. Kerler, sollte immer Zeit sein.
    Der Amateurverband sollte sich schämen.

  12. Hut ab Susanna sagt:

    Der Präsident, ein Ehrenpräsident und drei weitere Vorstandsmitglieder, sowie die Assistentin der Geschäftsleitung, sind auf der Webseite des `Deutscher Amateurverband` aufgeführt.
    Und obwohl es nun Neuigkeiten gibt, hat sich noch niemand an den Computer gesetzt, um ein paar Zeilen über Susanna, die viele Jahre Vizepräsidentin und Geschäftsführerin dieses Verbandes war, zu schreiben.
    Eine (längst verdiente) Würdigung wäre, schon aus Respekt vor Ihrer Leistung, Pflicht.
    Wenn wir die Ehrerweisungen aus der ganzen Welt des Galopprennsports für Susanna lesen, müssen wir, ein letztes mal, den Herrschaften vom `Deutscher Amateurverband`sagen:
    Schämt euch.

  13. Özkan Ferat sagt:

    Bin sehr traurig wir hatten immer nette Gespräche geführt im Taxi.

  14. Eva Maria Limmer sagt:

    **************************************************************
    Vom Admin gelöscht. Das Posting ist eine Unverschämtheit
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