Über den Umgang mit Pferden

Auf der Webseite der Vereinigung Schweizer Vollblutzüchter habe ich den nachfolgend verlinkten Aufsatz über die Prävention von Verletzungen gefunden. Der Autor ist Hanspeter Meier

Es werden verschiedene Aspekte behandelt, die zu Verletzungen führen können und wie sie zu vermeiden sind. Neben den medizinischen Aspekten wird auch die ökonomische Seite und dazu noch viele ethische Gesichtspunkte angesprochen, die man im Rennsport und in der Zucht und natürlich auch beim täglichen Umgang mit Pferden bedenken und beachten sollte.

Bei den Ursachen für Verletzungen im Rennsport wird zuerst die genetische Prädisposition genannt. Weiche Beine sind erblich. Er bezieht sich dabei auf eine Studie von Verheyen aus dem Jahr 2006, also auf eine recht neue Untersuchung. Verheyen wird dahingehend zitiert, daß dies nicht nur für Sehnen-Erkrankungen sondern auch für Frakturen gilt, die von unbedarften Leuten gewöhnlich als Unfall abgetan werden.

Es wird seit langem und immer wieder darüber ist diskutiert, ob es im Sinne der Vollblutzucht und der Zuchtauslese ist, wenn weiche Pferde, auch wenn sie von hervorragender Klasse waren, in die Zucht genommen werden. Natürlich gibt es immer wieder Beschäler, die trotz eines verletzungsbedingten vorzeitigem Karriereendes erstklassige und auch harte und gesunde Nachkommen liefern. Es sollte aber trotzdem immer wieder die Frage gestellt werden, ob Deckhengste, die nicht eine Mindestanzahl an Rennen gelaufen sind, wirklich für die Zucht geeignet sind.

Der Autor sieht als weiteren wichtigen Verursacher von Verletzungen im Rennsport den Reiter. Auch wegen des Siegerjubels im letzten englischen Derby sei folgender Abschnitt hier wörtliche wieder gegeben: “Ins gleiche Kapitel gehören übermässige Freuden-Bezeugungen von Reitern bei siegreichem Einlauf und beim Ausgaloppieren; solche Ereignisse können einem Pferd erwiesenermassen das Leben kosten. Rennleitungsentscheide zur Vermeidung solcher Zwischenfälle sind somit auch klar im Interesse des Pferdes und jedes Beteiligten.”

Daß natürlich auch das Geläuf einen ganz wesentlichen Einfluß auf die Pferde-Gesundheit hat, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung. Es wird sehr anschaulich und gut verständlich dargestellt, wie der Huf, das Pferdebein und schließlich das gesamte Pferd mit dem Boden in gewisser Weise “kommuniziert”und welchen Einfluß es auf die Pferde-Gesundheit hat.

Es wird weiterhin eine Studie aus dem englischen Rennsport zitiert, die auf einer Datenerhebung von 1996-98 basiert. In diesem Zeitraum wurden über 200.000 Starts auf der Flachen und über Sprünge analysiert und ausgewertet. Ebenso die vorhandenen Veterinär-Reports etc..

In einem weiteren Kapitel werden die unterschiedlichen Verletzungen und die Häufigkeit des Auftretens bei unterschiedlichen Bedingungen aufgezeigt und teilweise ausgewertet.

Der Autor widmet den ethischen Aspekten von Verletzungen im Rennsport breiten Raum.  Der Wandel vom reinen Wirtschaftspferd zum Sportpferdstellt nicht nur andere Anforderungen an das Pferd, sondern auch der Mensch muß seinen Umgang mit dem Pferd ändern. Die Beziehungen Mensch – Tier, Mensch – Pferd, Mensch – Rennpferd, Mensch – junges Rennpferd etc. haben sich geändert und werden bescrieben. Dabei werden sowohl aktuelle also historische Probleme und der unterschiedliche Umgang mit dem Pferd, sei es Wirtschaftspferd oder sei es Sportpferd berücksichtigt.

Interessant ist eine Statistik, in der die Anzahl der Rennenzeiten in Abhängigkeit vom Alter beim ersten Start dokumentiert wurde. Danach laufen Pferde, wie beim erstens der Tübinger als 28 Monate waren mit 5,3 Rennzeiten und 42 in einem besonders lang. Pferde, die beim ersten Start jünger als 24 Monate waren, laufen weniger Saisons, dafür aber mehr Rennen. Am schlechtesten schneiden Pferde ab, die beim ersten Start älter als 36 Monate waren. Sie laufen nur 2,6 Saisons und 21 Rennen. Leider wird nicht erwähnt, wieviel Starts die Probanden durchschnittlich im ersten Rennjahr hatten.

Es handelt sich dabei um eine australische Studie, für die 268 Pferde untersucht wurden. Leider ist sie von 1975 und wegen des seitdem vollzogenen Wandels im Rennsport nicht mehr ohne weiteres auf die heutige Zeit zu übertragen. Das ist natürlich keine große Zahl und es wäre interessant, eine solche Studie mit einer größeren Anzahl zu wiederholen. Mit den heute verfügbaren Datenbanken der Jockeyclubs wäre das recht einfach. Allerdings muß man mindestens die europäischen Nationen insgesamt auswerten, denn bei der vorschreitenden Internationalisierung des Rennsports wechseln Pferde öfter das Trainingsland.

Jedenfalls läßt das Ergebnis dieser Studie Zweijährigen-Rennen in einem anderen Licht erscheinen. Es gibt offensichtlich eine Korrelation zwischen Frühreife und Härte, die in dieser Form bisher noch nirgends gelesen habe und die auch unterschiedlich zu den von mir allgemein vertretenen Ansichten ist.

In einem weiteren Kapitel wird der Einfluß des Trainings auf die Gesundheit beschrieben. Natürlich hat das Training genau wie die Aufzucht einen großen Einfluß auf die Pferdegesundheit. Das Training fördert nicht nur die Leistungsfähigkeit der Organe, sondern ist auch für die Bildung der Knochensubstanz verantwortlich.

Auch hier wird wieder beschrieben, daß ein später Trainingsbeginn keinesfalls förderlich für die Pferdegesundheit ist. Im Gegenteil. Hindernispferde, die erst mit vier Jahren in Training genommen wurden, erleiden mehr Streßfrakturen als solche, die schon mit zwei Jahren trainiert wurden.

Ebenso führen kurze und schnellere Arbeiten zu weniger Streßfrakturen als langsame und weitere Arbeiten.

Abschließend beschreibt der Autor sehr ausführlich die verschiedenen Arten von Verletzungen, Therapiemöglichkeiten und vor allem vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung von Verletzungen.

Der Aufsatz umfaßt 32 Seiten, Bilder die die Lesezeit verkürzen, gibt es keine. Trotz des Umfangs ist es eine sehr lesenswerter Arbeit die der Laie mehr als einmal lesen muß, um sie wirklich zu begreifen.

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre!

Hanspeter Meier – Die Prävention von Verletzungen

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Der Weiß und der Mut oder das Hasenparnier

Interessantes schreibt Hubertus Schmelz heute in seinem Blog auf der Tinsdaler Webseite über Racebets, dem sogenannten Partner des deutschen Rennsports.

Herrn Schmelz verbindet wohl eine alte Freundschaft mit dem Züchter und Besitzer von Earl of Tinsdal Hannes Gutschow. Jetzt wollte er einfach mal 100/100 auf den chancenreichen Derbystarter zu einem Kurs von 300/68 wetten. Aber Herr Weiß wollte die Wette nicht halten, auch 50/50 warem dem Herrn ein zu großes Risiko.

Der Kurs wurde schlechter, aber der Mumm von Weiß nicht besser.

Recht hat der Schmelz, wenn er von erbärmlichen Feiglingen spricht. Herr Weiß hat irgendwie den Beruf verfehlt. Buchmacher zu sein, scheint für ihn ein Geschäft mit unüberschaubarem Risiko. Er wäre stattdessen besser Banker geworden. Die Herren lassen sich auch Sicherheiten von 30.000,- hereinreichen, bevor sie einen Kredit von 3.000,-  herausgeben. Man muß ja abgesichert sein für den Fall der Fälle und am besten ist es dann, wenn der Schuldner zahlungsunfähig wird, damit die Sicherheiten zur Auszahlung der Boni die an die Vorstände verwendet werden können. Da würde der farbenfrohe Weiß sich sicher fühlen können.

Erst wird geklagt, daß das Wettgeschäft in Deutschland darnieder liegt, daß niemand mehr auf Pferderennen wettet und dann geht einer hin und will ein paar Euro wetten und wird wieder nach Hause geschickt, weil Risiko zu groß.

So wird das nichts mit der Beteiligung an Racebets und so wird das auch nichts mit der Gesundung des Galopprennsports in Deutschland.

Weiß, da fühlt man sich doch glatt an die ostfriesische Kriegserklärung erinnert. Weiße Schrift auf weißem Papier, alles ganz in weiß. Am besten noch persilgewaschen.

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Tiger-Hill-Sohn triumphiert in den Prince of Wales Stakes

Nach den Prince of Wales Stakes gab es eine heftige Diskussion über den Ritt von Lanfranco Dettori und den massiven Peitscheneinsatz auf Rewilding.

Nach Anfangs flauer Fahrt ging Jan Vermeer aus dem O’Brien Stall als Pacemaker in Front und sorgte für ordentliches Tempo. Aber O’Brien Junior hat Scheiße geritten, ist So You Think vor die Füße gelaufen, als er scharf nach innen zog. Ging hier der Hals verloren, der am Ende für den Triumph fehlte?
In seinem Fahrwasser hing mit einigem Abstand So You Think, Revilding war am Ende des Feldes auszumachen. Eingangs der Geraden ging So You Think energisch in Front und versuchte den Vorsprung auf die Verfolger auszubauen, was auch scheinbar gelang.

Rewilding bog am Ende des Feldes in die Gerade, 3 1/2 Fourlongs, 700m blieben ihm Zeit, um den Rückstand auf den vorne galoppierenden So You Think aufzuholen. Und er machte Meter um Meter Boden gut und knapp vor der Linie hat er die erste O’Brien Farbe abgefangen und ging als Sieger der Prince of Wales Stakes über die Linie.

Für Dettori gab es wegen des starken Peitscheneinsatzes nach dem Rennen einen Urlaubsschein von 9 Tagen, offen ist noch einer wegen nicht genügender Wahrnehmung der Gewinnaussichten beim Derby-Meeting in Epsom, macht 19 freie Tage. Nach einem solchen Rennen kommt immer wieder die Peitschendiskussion auf. War das zu vertreten? Als Antwort kann man nur ein klares Jein geben. Rewilding zog immer wieder an, reagierte keineswegs “sauer” auf den Stock. Es war ein Finish, das an The Minstrel mit Lester Piggott gegen Hot Grove mit Bill Carson im Derby 1977 auf den Downs von Epsom erinnert. Damals wurde es im deutschen Fernseh gezeigt uind für mich war es das erste Epsom-Derby, an das ich mich noch gut erinnern kann. Piggott lag weit hinter Hot Grove und kam Meter um Meter näher, machte ebenfalls intensiv vom Stock gebrauch. Und kurz vor der Linie war er da wo er sein wollte – vor Hot Grove.

In beiden Fällen hatten die Reiter das Gefühl, daß es reichen wird und auch wenn man den Stockeinsatz zuerst kritisiert, weil es einfach viel war, muß man am Ende dem Jockey recht geben. Nicht, weil der Erfolg die Mittel heiligt, sondern weil das Pferd uinter der Peitsche vorwärts ging und immer wieder anzog. Es sollte jedoch nicht zum Standard werden.

Rewilding stammt von Tiger Hill ab, der in den Farben von Baron Ullmann zu den besten Pferden seiner Zeit gehörte. Als Zweijähriger vom Berufs-Champion Heinz Jentzsch trainiert, danach von seinem Nachfolger Peter Schiergen. Im Derby hat er wohl auch wegen des tiefen Bodens gepatzt, Robertico gewann die Schlammschlacht von Hamburg anno 98. Tiger Hill wurde am Ende seiner Rennkarriere für einen sehr nahmhaften Betrag an die Scheichs verkauft und war in Englands als Deckhengst nicht so erfolgreich, wie man es sich erhofft hat. Er hat einige gute und auch sehr gute Pferde gebracht, sein bester war wohl der in auenqueller Farben laufende Oriental Tiger, der leider viel zu früh verunglückt war. Oriental Tiger war ein Bild von Pferd – noch mehr “Typ” wie  sein Vater und einer, der vorne marschieren konnte, das es ein Genuß war, ihn zu sehen.

Jetzt muß man Rewilding eindeutig über Oriental Tiger stellen. Die Prince of Wales Stakes auf dem königlichen Rasen von Ascot gehören zu den Rennen mit besonders guter Reputation. 2007 siegte hier Manduro für Baron Ullmann vor Dylan Thomas und Notnowcato. Dylan Thomas sollte danach noch die King George VI and Queen Elizabeth Diamond Stakes und den Arc gewinnen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, daß erstmals in der Geschichte des internationalen Ratings ein Deutscher zum besten Pferd der Welt gekürt werden sollte – Manduro als Sieger der Prince of Wales Stakes in Ascot!!

Ein hohes Rating wird auch Rewilding sicher sein, denn er hat echte Gegner geschlagen und nicht ein paar Opfer überrannt. So You Think hatte immerhin einen frischen Sieg im Tattersalls Goldcup in Irland im Marschgepäck. Im November letzten Jahres war er noch Dritter im Melbourne-Cup, dem Turfereignis, das in Australien für die Dauer des Rennens das öffentliche Leben still stehen läßt. 3200m und dann 2000m, das muß ein Pferd erstmal können. Und die Rennen davor zählen zu den Top-Ereignissen des australischen Turfkalenders. Da wurde ein Held geschlagen! Sri Putra als Dritte richt nicht ganz die Klasse aber Planteur als Vierter war immerhin frischer Sieger im Prix Ganay in Frankreich und verkörpert im Nachbarland die erste Garnitour. Ob da wieder ein Worldchampion aus einem deutschen Stallion gewonnen hat? Mal gucken was die Herrgötter der Kilos demnächst verkünden werden. Gefühlt war er für mich besser als die Sieger der Derbys diesseits und jenseits des Kanals.

Und Tiger-Hill, der Vater des Erfolgs? Der hatte Heimweh nach Deutschland und steht jetzt auf dem Fährhof. Die Züchter, die ihre Stute dieses Jahr von ihm haben decken lassen, sind wohl fein raus, denn so ein Erfolg hat meistens einen Aufschlag bei der Decktaxe zur Folge – aber wer Mumm auf Tiger Hill hat und eine passende Stute sein eigen nennt, sollte vielleicht ultrafrüh buchen und dann noch den alten Preis mitnehmen.

Rewilding – Prince of Wales Stakes

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Erinnerungen

…. und darum wird beim Happy End denn meistens abjeblend. Ein geflügeltes Wort von Kurt Tucholsky, das nicht nur für den Ehealltag gelten kann, sondern leider auch für die großen und kleinen Stars der Rennbahn.

Quijano war über viele Jahre einer der ganz großen Stars des deutschen Rennsports. Dreijährig bei einem Start abgeschlagen letzter und nach erfolgter Kastration eilte er von Sieg zu Sieg. Er war zweifelsohne eine der besten Söhne seines großartigen Vaters Acatenango.

Hongkong, Dubai, USA, Canada, Italien – Quijano hat mehr von der Welt gesehen, als mancher Zweibeiner und die zusammen geflogenen Meilen dürften wohl für die Lufthansa Senator-Karte ausreichen.

40 Starts, 14 Siege (davon dreimal Gruppe 1), 11 Plazierungen und fast 1,9 Mio EUR Gewinnsumme und Galopper des Jahres 2007 machen ihn zu einem der besten deutschen Rennpferde überhaupt.

Als Wallach war seine Rennkarriere länger, als dies bei einem seiner Klasse üblich gewesen wäre, den ein nachfolgender Einsatz in der Zucht und die Fortführung seiner in der deutschen Vollblutzucht wohl besten Hengst-Linie war leider nicht möglich.

Zur Erinnerung an diesen großen Star des grünen Rasens hat die Stiftung Gestüt Fährhof ein Video von Raymond Lüdtke, ehemalige “Briefmarke” und jetzt als IT-Fachmann tätig, erstellen lassen. Kommentiert von Manfred Chapman, kurz Chappi genannt, der Stimme des deutschen Turfs.

Ein toller Rückblick auf ein erfolgreiches Pferdeleben. Jetzt hat Quijano einen Rentner-Job, in dem er die zukünftigen Stars in Gelb-Schwarz auf die Karriere vorbereitet. Ein paar Einstellungen davon hätte man sich auch noch gewünscht.

Fährhof und sein Gründer Walther Johann Jacobs hat Kassepferde “gesammelt” wie andere Briefmarken und fast alle aus der eigenen Zucht. Filmmaterial sollte im Gestütsarchiv mehr als genug vorhanden sein. Acatenango, Abary, Ebano, Lirung, Surumu, Silvano, Lavirco, Lomitas und Caracol als erster Gruppe-1 Sieger in Schwarz-Gelb und noch viele andere mehr. Und viele verdienen ein solches Video zur Erinnerung an ihre großen Leistungen und die Freude, die sie den deutschen Turfisten bereitet haben.

Und ganz nebenbei wäre es noch eine schöne Werbung für den Sport.

Video Quijano

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7. Juni 2011

Das Verwaltungsgericht Hamburg hat in der Sache Buchmacher Albers gegen die Stadt Hamburg in der Sitzung am 7. Juni kein Urteil verkündet.

Buchmacher Albers hat eine Frist bekommen, um noch einmal die Zuständigkeit des Gerichts darzulegen. Derzeit sieht das Verwaltungsgericht seine Zuständigkeit als noch nicht gegeben an.

Das Gericht hat dabei klar ausgedrückt, daß sich ein Unterlassungsanspruch gegen Lotto Hamburg keinesfalls aus dem RWLG ergibt. Das RWLG ist zum Schutz des Wetters und nicht des Buchmachers.  Diesen Konkurrenz-Schutz wollte Buchmacher Albers reklamieren.

Im Tenor klingt es jedenfalls so, daß das VWG der Klage nicht stattgeben wird. Und das ist auch gut so!

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Dritter

Schon lange waren die Chancen auf einen königlichen Sieg im Epsom Derby nicht mehr so günstig wie dieses Jahr. Es wäre der erste königliche Sieg seit 1909, seit 102 Jahren und der fünfte Sieg der Royal Family überhaupt im Ur-Derby gewesen.  Aber es hat nicht sollen sein, das Märchen ist nicht wahr geworden.  War es die Schwellung des Karpal-Gelenks und der kurze Arbeitsstop, war es seine relativ späte Geburt – der Sieger war vier Monate älter als Carlton House – oder war es einfach nicht sein Tag oder waren die anderen einfach besser. Müßig, darüber zu diskutieren, das Rennen ist gelaufen und Pour Moi hat gewonnen.

Es war zu erwarten, daß die Berichte rund ums Derby die Königin in den Fokus stellten. In den Kommentaren bei der Racingpost schrieben einige Poster, daß sie sich bei einem Bericht über H M The Queen wähnten und nicht bei der Übertragung des Derbys. Nicht auszudenken, wie die Berichte sich überschlagen hätte, wenn Carlton House als Sieger aufgezogen worden wäre.

Carlton House war lange in den hinteren Regionen des Feldes auszumachen. Eingangs der Geraden startete er sehr vielversprechend seinen Angriff und machte Meter um Meter auf die Führenden gut. Rund 200m vor dem Ziel kam er nicht weiter, er ging noch mit, konnte gegen den führenden Treasure Beach keinen Boden mehr gut machen. Am Ende siegte dann Pour Moi, der im Schlußbogen noch hinter den Pferden ging, mit riesigem Speed und mit einem 19jähirgen Teenager im Sattel. Nach Lester Piggott der wahrscheinlich zweitjüngste Reiter, der jemals den Sieger im Epsom-Derby ritt.

Wie sehr man der Königin den Sieg gegönnt hätte, machen auch die Kommentare aus dem Tabor-Magnier Lager deutlich. John Magnier wünschte sich, daß der Dritte einen anderen Besitzer hätte, dann wäre der Sieg schöner gewesen und Michael Tabor, der Mitbesitzer von  Treasure Beach meinte, daß man das Derby natürlich gewinnen wollte, aber wenn wir es nicht gewinnen, dann soll es die Königin gewinnen.

Nach 30 Jahren war es der erster Starter der Queen im Derby und es war die beste Plazierung eines Königlichen seit der noch von King George VI gezogene Aureole 1953 Zweiter wurde.

In vier Wochen ist Derby-Day in Hamburg – nicht so groß und so bedeutend wie Epsom. Man sollte der Könign Sonderkonditionen für die Nachnennung anbieten. Ein besseres Zugpferd füpr die Berichterstattung und als Publikumsmagneten gibt es im Moment wohl nicht. Immer begleitet von der spannenden Frage, ob seine Besitzerin auch nach Hamburg reist oder nicht. Der HRC täte gut daran, mit dem Rennsportmanger der Königin Kontakt aufnehmen….

Michael Barzalona ritt des Rennen seines noch sehr jungen Jockey-Lebens. Es war imposant, wie der Sieger außen am Feld vorbei Meter um Meter Boden gut machte und im Ziel den Kopf in Front hatte. Für den sehr intensiven Gebrauch der Peitsche wurde der Jockey mit einem Tag Lizenzentzug bestraft und für seine Jubelpose vor dem Pfosten wurde er zusätzlich ermahnt. Für André Fabre, der fast alle wichtigen Rennen Europas gewonnen hat, war es der erste Sieg im Epsom Derby und der erste Sieger eines in Frankreich trainierten Pferdes seit 1976 als Empery trainiert von Maurice Zilber für Nelson Bunker Hunt gewann.

I rode so many winners, ist die klassische Auskunft eines Jockeys alter Schule, wenn er nach seinen Erfolgen im Rennsattel befragt wird. Das Pferd gewinnt, der Jockey ist nur Steuermann, der alles organisert – aber laufen muß das Pferd und es ist der eigentliche Sieger.

Es ist leider Mode geworden, daß sich die Jockey vor oder nach dem Pfosten vielfach in Siegerpose präsentieren. So, als wenn sie der Mittelpunkt des Geschehens wären und gewonnen haben. Nichts mehr von der Bescheidenheit alter Schule – das Showbizz hat auch den “Klassischen Sport” erreicht.

Epsom-Derby 2011

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D-Day auf den Downs von Epsom

Elizabeth II mit Jockey Rayan Moore (C) Getty Images

Epsom Derby, das Ur-Derby, wird seit 1780 ohne Unterbrechung gelaufen. Am Samstag ist wieder D-Day, Derby Day auf den Downs von Epsom, zum 232. Mal. Das Derby ist nicht das älteste heute noch gelaufene Rennen Englands und damit der Welt. Der Doncaster Cup, die Oaks und das St. Leger und noch einige wenige weitere Rennen können auf eine noch längere Tradition zurückblicken.

Das Derby ist aber immer noch das Pferderennen schlechthin. In jedem Land, in dem Galopprennen gelaufen werden, gibt es dieses Rennen für dreijährige Pferde und kein anderes Rennen fasziniert so die Massen, die Vollblutenthusiasten sowieso und auch den Gelegenheitsbesucher. Den Sieger im wichtigsten Rennen des Jahres zu sehen, ist die Motivation des einen, ein bißchen Luft der großen weiten Welt der Reichen und Schönen zu schnuppern, die des anderen. Cut und Zylinder trifft auf Bratwurst, Freizeit für Kumpel und Könige eben.

„Das Vollblut entwickelt sich nicht, weil sich Zoologen und Experten darum bemühen,  sondern weil sein Fortgang von einem Stück Holz bestimmt wird, dem Zielpfosten im Epsom Derby”, wird der große Federico Tesio gerne zitiert. Und eigentlich ist damit alles über die Bedeutung des Rennens für die Zucht gesagt. Wer das Epsom-Derby gewinnt ist für die Zucht qualifiziert, gehört zur Spitze des Jahrgangs. Und wer Vater eines Derbysiegers ist, ist als Deckhengst in der Champions-League angekommen.

Für die Zweibeiner um das edle Vollblut ist ein Derbysieg der Traum des Lebens. Manche realisieren diesen Traum mehrfach wie der Gottkönig der Jockeys, Lester Piggott, oder nur einmal auf den letzten Drücker wie der unvergessene Sir Gordon Richards, der im letzten Jahr seiner Karriere nach 27 vergeblichen Versuchen mit Pinza endlich den ersten Sieger im Epsom-Derby reiten konnte.

Einen Blick zurück auf die bisherigen 231 Sieger in diesem Rennen – wie sonst bei Galopp-Sieger üblich – lassen wir heute ausfallen. Fast  jeder Epsom-Derby-Sieger  ist etwas Besonderes und diese Menge an erstklassigen Pferden auf eine Handvoll zu reduzieren, ist unfair gegenüber denen, die nicht erwähnt würden. Außerdem beschäftigen sich diverse Bücher hinlänglich mit diesem Thema.

Ist das Derby jedes Jahr etwas Besonderes, so ist es dieses Jahr noch etwas mehr: Carlton House aus dem Stall der Königin gehört zu den Favoriten des Rennens. Pferderennen und die Royals, das gehört in England zusammen, so wie London und der Tower. Seit ewig sieht man Violett, goldene Schnüre, rote Ärmel, schwarze Kappe mit Goldquaste nicht nur auf Englands Bahnen. Und es sind nicht wenige Erfolge, die in den Royal Colours errungen wurden – sowohl von Königin Elizabeth II als auch von ihren Vorfahren.

Im Derby muß man allerdings schon weiter zurückblättern, um den letzten Sieger in Königlichen Farben zu finden. Minoru hat 1909 für H.M. King Edward VII gewonnen. Danach war das Glück den Königlichen im Derby nicht mehr zugetan.

Die Königin ist eine Rennsport-Enthusiastin wie sie im Buche steht und ein Sieg auf den Downs von Epsom ist auch für eine veritable Königin die sportliche Krönung ihres  Lebens. Und auch für den Sport, der auch in England unter finanziellen Problemen leidet, wäre ein königlicher Sieg ein Populationsschub.

Also Daumen drücken, damit am Samstag um 4:00 pm Greenwich time der Königliche Stander für den Derbysieger Carlton House und  für H M Queen Elizabeth II aufgezogen wird.

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6. Juni 2011

Auf der Informationsveranstaltung des Direktoriums zum Glücksspielstaatsvertrag vom vergangenen Montag  wurde die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Buchmacher Albers hervorgehoben und gelobt.

Am 7. Juni um 11:00 Uhr wird vor dem Verwaltungsgericht Hamburg unter dem Aktenzeichen 20 K 1357/10 eine Klage von Buchmacher Albers entgegen die Stadt Hamburg verhandelt. Buchmacher Albers klagt gegen die Stadt Hamburg als Aufsichtsbehörde, die eine Vermittlung von Lotto-Annahmestellen in den Totalisator genehmigt hat.
Wichtig: Entgegen der Überschrift ist die Verhandlung nicht am 6. sondern am 7. Juni vor dem Verwaltungsgericht in HH

Als Betroffene ist der Hamburger Renn Club und das Hamburger Trabzentrum zum Termin geladen.

Man muß sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen. Der Buchmacher, der vom Direktorium für seine partnerschaftliche Zusammenarbeit gelobt wird, klagt gegen die Vermittlung von Pferde-Wetten in den Totalisator. Eine Ausweitung der Weltannahmestellen außerhalb der Buchmacherszene wäre ein echter Gewinn für den Galopprennsport und genau das ist einem so genannten Partner des Rennsports natürlich ein Dorn im Auge. Das derzeit bestehende Quasimonopol der Buchmacher zur Annahme von Außenwetten könnte damit mittelfristig aufgebrochen werden.

Man soll sich nicht zu viele Hoffnungen machen, die Struktur und die Einrichtung der Lottoläden ist nicht unbedingt geeignet, große Wetten in den Toto zu vermitteln. Sonntags haben Lottobuden geschlossen. Allerdings sind Pferdewetten über Lotto geeignet, neue Wetter für das Produkt Pferderennen zu interessieren.

Erschwert wird die Pferdewette über die Hamburger Lottoannahmestellen vor allem dadurch, daß das neue Ausweisverfahren hier schon angewendet wird. Man muß sich erst registrieren, damit man auf Pferderennen wetten darf. Genau dieses Verfahren wird als Hauptursache für den enormen Einbruch bei der Oddset werde verantwortlich gemacht.

Das alles tut den rechtlichen und sachlichen Zusammenhänge aber keinen Abbruch. Buchmacher Albers scheut weder Mittel noch Wege, das bestehende Quasimonopol der Buchmacher aufrechtzuerhalten.

Interessant ist auch der Rechtsbeistand des Klägers in diesem Verfahren. Die Kanzlei Redeker, Sellner, Dahs aus Bonn vertritt seine Interessen. Der Kanzlei gehört auch Dr. Ronald Reichert an, der derzeit das Direktorium in Sachen Glücksspielstaatsvertrag berät. Eigentlich ein klassischer Fall von Interessenkollision, daß nämlich eine Kanzlei einen Mandanten berät und in einem anderen Fall Vertreter einer Partei ist, die indirekt gegen dieses Beratungsmandat eine Klage betreibt.

Interessant auch die berufliche Vita von Dr. Reichert. Seine Publikationen, soweit sie die Sportwetten betreffen, werden vornehmlich auf der Webseite isa-guide.de veröffentlicht. Betrieben wird isa-guide.de von Journalisten, die sehr offensichtlich die Interessen Sportwetten Anbieter betreiben. Honi soit qui mal y pense….

Es ist schon interessant, was man mit einigen wenigen Recherchen alles über die “Freunde” des Galoppsports findet.

Und wer am 6. Juni noch nichts besseres vorhat, sollte einfach um 11:00 Uhr zum Verwaltungsgericht Hamburg fahren und sich dieses Schauspiel einmal “live” ansehen.

Dankeschön an den Bitburger aus Amelies Galopper-Forum, der mich auf die Fährte gebracht und mir wichtige Informationen zur Verfügung gestellt hat.

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Stallcheck

Der Verfasser ist allgemein nicht gerade als Buchmacher-Freund bekannt. Im Gegenteil, er betrachtet die “lieben” Buchmacher als eine Hauptursache für den desolaten Zustand und die finanzielle Misere des deutschen Galoppsports.

Andererseits muß man aber anerkennen, daß Buchmacher geschäftstüchtige Menschen sind und  zuweilen gute Ideen haben. Einen interessanten Beitrag zur Vermarktung des Galopprennsports liefert derzeit der Internetbuchmacher Pferdewetten mit seinem Stallcheck.

Während German Racing, die offizielle Vermarktungsplattform des deutschen Galoppsports, die Besucher der Webseite mit nicht gerade spannenden Interviews mit den Aktiven zu unterhalten versucht, schickt Pferdewetten die attraktive NRW-TV Moderatorin Sophie Keiser zum Stallcheck in die Rennställe. Die Moderatorin ist gut gebrieft, führt in einer angenehmen Art durch den Stall und läßt die Trainer über die Pferde plaudern. Manchmal wünscht man sich ein paar konkretere Fragen, hier und da mal ein Nachhaken, aber das tut den Checks keinen Abbruch.

Fazit: Es macht Spaß, die Clips auf YouTube zu gucken, bitte mehr davon und nicht nur die großen Trainer, auch mal bei den Pferdeleuten der zweiten Reihe einen Blick in den Stall werfen.

Bisher erschienen sind:

Mario Hofer

Andreas Wöhler

Peter Schiergen

Jens Hirschberger

Wolfgang Figge

Andreas Löwe

Ob uns German Racing auch mal positiv überraschen wird?

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Lando-Dreierwette im Gerling-Preis

Es kommt nicht häufig vor, daß ein Hengst Vater der drei Erstplazierten eines Gruppe-Rennens ist. Lando (v. Acatenango) ist dies heute mit Scalo, Sir Lando und Val Mondo gelungen.Die letzte Stallion Dreierwette in Deutschland hat es in einem “besseren Rennen” 2003 im Düsseldorfer Auktionsrennen (NL) für Big Shuffle gegeben.  Night Magic, die hochgehandelte Münchener Stute des Stalles Salzburg wurde in dem sehr gut besetzten Rennen Vierte.

Nach dem Sieg von Animal Kingdom im Kentucky-Derby ist es wieder ein großer Tag für den den ehemaligen Fährhofer Stallion. Geboren 1990 entstammt er einem der besten Jahrgänge, der  in Deutschland jemals geboren wurde. Zu seinen Altersgefährten zählen Monsun, Sternkönig und Kornado. Alles Pferde, die sich nicht nur auf dem grünen Rasen spannende Duelle geliefert haben, sondern auch in der Zucht erfolgreich waren oder sind.

Lando, der längere Zeit in Frankreich als Deckhengst wirkte, ist letztes Jahr nach Deutschland zurück gekehrt und er ist der derzeit profilierteste Vererber der alten Dark Ronald Linie in Deutschland.  Aber mit 21 Jahren zählt er auch schon zu den älteren Deckhengsten. Es bleibt zu hoffen, daß Scalo als sein derzeit profiliertester Nachkomme in Deutschland aufgestellt wird und diese einzigartige Hengstlinie fortgesetzt wird.

Ergebnis

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