Rennfilme – publizieren verboten

Stell Dir vor, Bernd Selle spielt Theater und das Fernsehen darf nicht berichten. Oder die Fortuna spielt in Düsseldorf und das Fernsehen darf nicht berichten.

HorseRacing veröffentlicht seit einiger Zeit Filme des vergangenen Wochenendes bei YouTube. Ein toller Service für alle Turfisten und solche die es werden wollen, könnte man meinen. Das Direktorium sieht das anders. Seit vergangenem Wochenende werde die Daten nur noch verschlüsselt übertragen und  HorseRaceSports kommt nicht mehr dran an die Streams.

HorseRacing ist ein echter German-Racing Enthusiast, alles wird im besten Corperate Identity gebracht, nix verfälscht. Man könnte sagen, er betreibt mehr Markenpflege als German Racing selbst auf die Beine stellt.

International ist es schon fast selbstverständlich, daß man nach kurzer Zeit den Rennfilm großer Rennen auf YouTube sehen und das Rennen noch einmal in aller Ruhe analysieren kann. Ohne YouTube hätte in Dtld wohl niemand den tollenErfolg von Animal Kingdom im Kentucky Derby gesehen. Und das war eine tolle Werbung für Pferde aus deutscher Zucht. Von den alten Filmen mit Addi Furler mal ganz abgesehen.

Dem Rennsport mangelt es an Publicity in allen Bereichen. Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist ausgesprochen gering. Selbst in den Städten, in denen sogenannte Premiumbahnen sind, wissen viele Bewohner nichts von einer Galopp-Rennbahn.

Eigentlich sollte man da doch meinen, daß jede gut gemachte Veröffentlichung, die dazu noch kostenlos gemacht wird, beim DVR große Freude auslösen sollte. Aber weit gefehlt, man will keinen freien Zugang zu den Rennfilmen im Internet. Anders kann man die jetzt durchgeführte Verschlüsselung der Daten nicht interpretieren.

Seltsam, daß man die Videos von GermanHorseRacing dann bei German Racing verlinkt. Seine Arbeit hat man in der Vergangenheit genutzt, aber jetzt hat er erstmal Arbeitsverbot bekommen. Wer kann das verstehen?, ich nicht.

Scheinbar will man beim DVR erreichen, daß alle Interessierten erstmal ein Wettkonto bei Racebets, dem offiziellen Partner des Galoppsports einrichten müssen, damit sie alte Rennfilme sehen dürfen. Wer da kein Konto hat, guckt halt in die Röhre.

Gut, könnte man meinen, wenn Pferdewetten und Galopprennsport in Deutschland populär wären. Wer aber eine Politik der Abschottung betreibt und alles reglementieren will, schließt erst mal alle “Vielleicht-Interessierten” davon aus, sich mit der Materie zu beschäftigen. Und man hat ganz einfach die Zeichen der Zeit nicht erkannt oder will sie nicht erkennen. Die Präsenz bei YouTube gehört inzwischen für fast jede Sportart zum guten Ton.

Vielleicht wird diese Politik zu ein paar mehr Wettkonten bei Racebets führen, zu einer dringend nötigen Popularisierung des Rennsports wird sie jedenfalls nicht beitragen. Eher zum Gegenteil, nämlich der weiter abnehmenden Wahrnehmung des Galopprennsports in der Öffentlichkeit.

Das Direktorium wäre gut beraten, sich mit GermanHorseRacing an einen Tisch zu setzen und ihm ein kleines aber angemessenes Honorar aus der Portokasse zu bezahlen, damit der Service auch in Zukunft aufrecht erhalten wird. Wenn es an den Kontaktdaten mangelt, kann ich gerne aushelfen.

Man darf auf die nächsten Schachzüge in Sachen Marketing des DVR gespannt sein. Vielleicht wird bald ja ein allgemeines Kameraverbot auf der Rennbahn ausgesprpochen. Photos dürfen nur noch von akreditierten und legitimerten Photographen des DVR gemacht werden. Man weiß ja nie….

Mal schaun, wie lange diese Politik noch gut geht.

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Das Derby und der Boden – Gastbeitrag

Die offizielle Bodenangabe zum Deutschen Derby wurde vielfach diskutiert.  Offiziell wurde er mit “gut” angegeben.  Die Zeit des eigentlich schnell gelaufenen Derbys, der optische Eindruck und die Meinungen u. a. der Aktiven spricht jedoch eine andere Sprache. Dr F. J. Richter aus Aachen hat das Rennen analysiert und die Daten mit den Derbys vergangener Tage verglichen.  Die schlechte Darstellung der Tabellen bitte ich zu entschuldigen, hier gibt es technische Probleme.

Gastbeitrag Dr F. J. Richter:
Bodenangaben werden seit „undenklichen“ Zeiten im Rennsport dokumentiert um ein halbwegs realistisches Bild von den Umweltzuständen während der Leistungsprüfung für die Nachwelt festzuhalten. So können selbst in ferner Zukunft Bewertungen von Rennleistungen und evtl. aus ihnen ableitbare Qualitäten von Vorfahren der dann aktiven Pferde gezogen werden. Zudem sind korrekte Rennberichte von unmittelbarem Interesse für das den Rennsport finanzierende Wettgeschäft.

Wenn aus gutem Grunde Mess- und Testergebnisse festgehalten werden, dann sollten sie, wie es in den Naturwissenschaften schon lange und inzwischen auch in Sozial- und Geisteswissenschaften üblich ist, korrekt erfasst und dokumentiert sein. Denn nichts anderes als Mess- und Prüfungsergebnisse sind Rennberichte, die in Rennkalendern oder heute auch in Internet-Dateien veröffentlicht werden.

Das Deutsche Derby gilt als das herausragende Rennen des Jahres. Es ist anzunehmen, dass es allein schon aufgrund des üblicherweise großen Starterfeldes stets von Start weg zügig gelaufen wird. Taktische Geplänkel und Bummeltempo, wie man bei kleinen Starterfeldern häufiger beobachten kann, sind so gut wie ausgeschlossen. Die resultierenden Rennzeiten dieses Rennens sollten deshalb relativ wenig schwanken und im Wesentlichen durch äußere Umstände, insbesondere den Geläufzustand mitbestimmt werden. D. h. jedoch im Umkehrschluss zur sonst üblichen Argumentation, die besagt, dass schnelle Rennzeiten nicht zuletzt eine „schnelle“ = gut / feste Bahn erfordern:

Die erzielte Rennzeit ist (auch) ein Indikator für den Geläufzustand!

Zieht man nun die Rennzeiten des Deutschen Derbys seit 1975 heran und nimmt diejenigen Zeiten in die engere Auswahl, die ca. ± 2 sec um die gemessene Zeit des Derbys 2011 liegen (2:40,29 min = 160,29 sec), so ergibt sich folgendes Bild:

Es zeigt sich (siehe Tabelle oben), dass bei 6 von 9 Messungen Rennzeiten um 160 sec bei weichem, zumeist schwerem Geläuf zustande kamen. In den 3 Fällen des als „gut“ bezeichneten Geläufes gibt es allerdings nicht nur zum Derby 2011 starke Zweifel an der Korrektheit dieser Angabe:

Jahr Boden Penetrometer-Wert Zeit in Sek
1979 gut (~3,7) ? 159,00
2002 schwer 6,0 159,23
2008 gut 4,3 ? 159,29
2004 schwer 6,5 159,64
1984 schwer (~6,7) 160,20
2011 gut 4,2 ? 160,29
1982 weich (~5,2) 160,60
1996 schwer 6,9 161,70
1981 weich (~5,2) 162,00

Es zeigt sich (siehe Tabelle oben), dass bei 6 von 9 Messungen Rennzeiten um 160 sec bei weichem, zumeist schwerem Geläuf zustande kamen. In den 3 Fällen des als „gut“ bezeichneten Geläufes gibt es allerdings nicht nur zum Derby 2011 starke Zweifel an der Korrektheit dieser Angabe:

- Zu Kamsins Derby 2008 ging unmittelbar vor diesem Rennen ein heftiger Regenschauer nieder.
-  Zum Derby 1979 (Königsstuhl – Nebos) schreibt Hr. Siemen in seiner Derby-Historie: „Das Wetter am Derbytag war wechselhaft, mal Sonne, mal Regen und nach dem Aufgalopp machte ein kräftiger Guss das Geläuf sogar weich“ (also sehr ähnliche Umstände wie 2008!).

Und nun die Gegenprobe. Im Zeitraum 1975 bis 2011 wurde in 11 Fällen „gute“ Bodenwerte um 4,2 ± 0,2 dokumentiert. Die in diesen 11 Rennen erzielte Durchschnittszeit liegt bei 2:32,5 min, ist also 7,8 sec schneller als zum Derby 2011. Schließt man in dieser Mittelwertberechnung die Derbys 2008 und 2011 heraus, so beträgt die mittlere Zeit sogar 2:30,8 min – also 9,5 sec schneller als die 2011 realisierte Zeit. Die im Derby 2011 gemessene Rennzeit ist die schwächste im Betrachtungszeitraum unter vergleichbaren Bodenverhältnissen und 1 sec langsamer als die nächst schwächste Zeit, die bezeichnenderweise für 2008, einem Jahr mit ebenfalls zweifelhafter Bodenwertmessung, überliefert ist (siehe Tabelle unten).

Jahr Boden Penetrometer-Wert Zeit

in sec

1994 gut 4,0 148,40
1991 gut 4,0 151,60
1988 gut 4,0 151,80
1995 gut 4,0 152,80
1999 gut 4,2 145,81
2006 gut 4,2 150,94
2011 gut 4,2 ? 160,29
2010 gut 4,3 149,51
2005 gut 4,3 155,42
2008 gut 4,3 ? 159,29
1997 gut 4,4 151,04
mittel: ca.: 152,5 (mit 2008,2011)
ca.: 150,8 (o. 2008, 2011)

Fazit: Ein Bodenwert um ca. 6,0 für den vergangenen Sonntag scheint in Anbetracht dieses langfristigen Vergleiches, aber auch bei Betrachtung des Rennfilmes im Livestream über den gesamten Nachmittag als deutlich realistischer als der bisher offiziell dokumentierte Wert von „4,2 – gut“.

Ein Wert um „6“ sollte dann aber für die Nachwelt dokumentiert werden!

Es gibt außerdem Aussagen von Personen, die vor Ort unmittelbare Augenzeugen des Ereignisses waren. Es handelt sich um unmittelbar am Rennen beteiligte Trainer und Reiter, aber auch Besucher, deren Einschätzungen zeitnah in der Fachpresse belegt sind.

Nach dem Rennen begründeten einige im Rennen engagierte Aktive die enttäuschende Platzierung ihres Pferdes mit der Schwere des Geläufs. Nicht jedoch der Trainer von Saltas. Der vor dem Rennen allgemein als Aussenseiter eingeschätzte Saltas ist jedoch das einzige Derbypferd 2011, das bereits vor dem Derby eine 1-2-Platzierung auf schwerem Boden (6,1) vorweisen konnte:

Aktiver für Pferd Kommentar (ex Sport-Welt, 05.07. / GOL)
T. Dascombe Brown Panther … Der schwere Boden war nicht gut für ihn.
W. Buick Lindenthaler … Der Boden war einfach schon zu durchlässig für ihn.
W Giedt Theo Danon … Bei gutem Boden hätte es wahrscheinlich zu mehr gereicht.
P. Schiergen Saltas … ihm kam der Boden entgegen …
Lindenthaler

Theo Danon

… was nicht für Lindenthaler gilt.

Bei Theo Danon wussten wir schon vorher, dass es unter diesen Bedingungen schwer werden wird.

Besucher äußerten sich bezüglich des Bodens am Derbytag (lt. Sport-Welt, 05.07.):
„Auch wenn die Füße auf dem aufgeweichten Terrain teilweise wegschwammen …“
„Außer nassen Füßen und einer sehr merkwürdigen Bodenangabe hat es mir … gefallen.“
„Lasst doch die absurden Bodenangaben weg, die stimmen eh nicht. Wenn ein erfahrener Mann wie M. Chapman dies auch noch mit Satireeinlagen untermauert, kann man sie auch gleich weglassen“
Ex-Jockey / -Trainer Harro Remmert (in Turf-Times, Nr. 172): „Das schnelle Rennen (sic!) und der Boden kam(en) Waldpark sehr entgegen.“

Die Turf-Times (Nr. 172, 07.07.), deren Chefredakteur die ganze Woche an prominenter Stelle begleitete, äußert sich an verschiedenen Stellen zum Zustand des Geläufs am Derby-Tag und während des Rennens:

„Am Derby-Wochenende, insbesondere am Samstag, ist der Renn-Club regelrecht ertrunken, was auch Auswirkungen auf den Sonntag hatte … Am Ende zeigte auch das Geläuf Spuren … die Bodenverhältnisse auch alles andere als optimal waren … Die Waldrun-Familie hatte stets eine gewisse Affinität zu weichem Boden, so dass der desaströse Regen … für [Waldpark] ein Segen war … die Bodenverhältnisse lagen … zum Zeitpunkt des Rennens sicher schon über 5…“.

Im der Livestream-Übertragung der Rennveranstaltung waren Mitarbeiter der Renntechnischen Abteilung des DVR wiederholt gut zu erkennen. Auch sie können ggf. als Augenzeugen herangezogen werden.

Einen weiteren Beleg für die falsche offizielle Bodenangabe bot der Internet-Livestream, in dem während der gesamten Übertragung der Rennen aus Hamburg der Bodenwert mit „gut – weich (3,6 – 5,2)“ angezeigt wurde. Eine solche Beschreibung ist bisher unüblich gewesen, der Autor dieser Zusammenstellung kann sich nicht erinnern, dies jemals zuvor beobachtet zu haben. „5,2“ – weich sollte zum 9. Rennen des Tages dann aber die absolute Mindestmarke für einen halbwegs realistischen Bodenwert im Derby sein. Jeder höhere Penetrometerwert sollte unter Berücksichtigung aller genannten Argumente die tatsächlichen Geläufverhältnisse während des Derbys realistischer beschreiben.

Es bleibt die Frage, was die oberste Institution des deutschen Galopprennsports hindert nachträglich einen offensichtlich falschen Bodenwert in den letztlich von ihr verantworteten Rennberichten zu berichtigen? Wenn das DVR allerdings seine ureigensten Aufgaben nicht erfüllt, nämlich die Korrektheit der gesamten im öffentlichem Interesse und deshalb immer noch privilegierten Sport- und Zuchtbetrieb zu gewährleisten, führt es den Sport und letztlich sich selbst ad absurdum.

Dr. Frank J. Richter
Aachen, 12.07.2011

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Der Große Preis von Berlin kehrt nach Hoppegarten zurück

Der Große Preis von Berlin kehrt zurück zu seinen Wurzeln – nach Hoppegarten. Als Düsseldorfer sieht man den Verlust mit einem weinenden Auge, als Ticino, dreifacher Sieger im Großen Preis der ReichshauptstadtFreund der Hoppegartener Bahn vor den Toren Berlins und als Traditionalist freut man sich.

Die erste Austragung wurde 1888 entschiedenen und der Sieger hieß Durchgänger im Besitz von W. Hiestrich und geritten von G. Sear. Das Rennen war von Anfang an für die Elite der deutschen Vollblüter konzipiert und dem Großen Preis von Baden oder dem Großen Preis von Hamburg ebenbürtig. 1913 betrug die Dotierung erstmals 100.000 Mark, was heute in etwa dem Wert von 500.000 oder 600.000 EUR entsprechen würde. Es gab nicht viele Rennen im Deutschen Reich, in denen so viel Geld zu gewinnen war.

1909 zog das Rennen auf die neu geschaffene Grunewald-Bahn um und sollte dort bis 1933 bleiben. Die Rennbahn mußte dem Olympiastadion weichen und so kehrte der Große Preis von Berlin wieder nach Hoppegarten zurück. Unter dem NS-Regime wurde der Titel in 1937 in Großer Preis der Reichshauptstadt geändert und unter diesem Titel bis 1944 gelaufen.

Nach Kriegsende ging Hoppegarten für den bundesdeutschen Rennsport verloren und das Rennen wurde unter dem Titel Großer Preis von Nordrhein-Westfalen seit 1947 in Düsseldorf ausgetragen. Auch damals betrug die Dotierung 100.000 Mark. Es waren aber leider nur Papiermark, für die man nicht viel kaufen konnte. 1976 schließlich wurde der letzte große Preis von Nordrhein-Westfalen gelaufen. Das Land Nordrhein-Westfalen zog sich als Folge des Wettskandals Mitte der 70iger aus dem Sponsoring des Rennens zurück und 1977 war der Titel wieder Großer Preis von Berlin. Nach 1988 wechselte der Titel je nach Sponsor.

Ds Rennen hat große und größte Sieger gesehen, von denen zwei zuerst erwähnt werden müssen. Ticino gewann den Großen Preis von Berlin 1942,1943 und 1944 und war damit der erste dreifacher Sieger. 1963, 1964 und 1965 sollte Mercurius mit ihm gleichziehen und als zweiter “Dreifacher” in die Geschichte des Rennens eingehen.

Die Liste der Doppelsieger ist lang: Oleander, Sturmvogel, Windwurf, Augias, Windbruch, Ungaro, Abary, Lombard, Nebos und Mangon gewannen das Rennen zweimal.

Die bedeutendsten Sieger waren aber wohl zwei Stuten: Corrida aus dem Besitz von Marcel Boussac siegte 1937 und verhinderte die Tripplette von Sturmvogel und die deutsche Wunderstute Schwarzgold. Corrida ist Doppelsiegerin im Arc und war zusätzlich 1935 Dritte in dem bedeutenden Pariser Rennen.  Sturmvogel und Corrida trafen im Herbst im Arc noch einmal aufeinander- Corrida siegte und Sturmvogel wurde fünfter.
Schwarzgold deklassierte 1940 die Gegner. Offiziell war der Richterspruch “Weile”, im Film der Wochenschau sieht der Vorsprung zum Stall- und Trainingsgefährten Samurai wie reichlich 100m aus. Es gibt wohl keinen überlegeneren Sieger in diesem Rennen.

2002 siegte Marienbard aus dem Godolphin-Imperium auf dem Grafenberg. Dem Sieg in Düsseldorf über den zehnjährigen Yavana’s Pace Pace sollte ein Sieg im Großen Preis von Baden und als Krönung ein Sieg im Arc des gleichen Jahres folgen. Hätte nach dem Rennen jemand gesagt, daß da gerade der Arc-Sieger des gleichen Jahres gewonnen hat, hätte man wohl leise gelächelt, denn die Gegner galten als nicht so stark..

Ein Höhepunkt in der Geschichte des Rennens in Düsseldorf war sicherlich der Start von Le Pretendant im Besitz von Sir Winston Churchill, dem legendären britischen Premierminister. Le Pretendant war nicht von überragender Klasse und er wurde schließlich Neunter in einem Feld von 11 Pferden. Aber die Tatsache daß sein berühmter Besitzer selbst nach Düsseldorf reiste, bescherte der Bahn einen Massenbesuch, wie sie ihn wohl vorher und nachher nicht erlebt hat. Mein Vater drückte es immer sehr plastisch aus: die Bahn war so voll, dass selbst die Ohnmächtigen senkrecht gelagert werden mußten, weil kein Platz gewesen war, sie hinzulegen.

Im alten Hoppegarten wurde das Rennen überwiegend über die klassische Distanz von 2400 m gelaufen, in Düsseldorf 1948-1964 über 2600 m. Es waren echte Steherqualitäten gefragt. 1965 kehrte man wieder auf die klassischen 2400 m zurück. Es wurde wohl schwieriger, für die weiten 2600 m ausreichende Starter zu bekommen. Hinzu kam, dass durch die Einführung der Startmaschine und die Pflicht, 150 m geradeaus zu reiten, die Startstelle an der 2600m die Anforderungen nicht mehr erfüllte.

Das Rennen war auch immer die erste Altersvergleich und Standortbestimmung der Dreijährigen auf höchstem Niveau. Drei Wochen nach dem Derby waren oft die vorne Plazierten Pferde von Hamburg zu Gast in Düsseldorf und mußte Ehre für den Derbyjahrgang einlegen. 23mal siegte der Derbyjahrgang und 40mal ging das Rennen an die älteren Pferde. Viermal konnte der Derbysieger seinen Hamburger Triumph unmittelbar bestätigen: 1950 Niederländer, 1952 Mangon, 1970 Alpenkönig und 1989 Mondrian.

Die generelle Tendenz, die Pferde immer weniger starten zu lassen, hatte auch in den letzten Jahren Einfluß auf die Besetzung des Rennens. Es lief immer weniger Dreijährige und der nicht ganz einfache Düsseldorfer Kurs schreckte häufig Ausländer davon ab, in dem Rennen laufen zu lassen. Es fehlte häufig an Masse, auch wenn die Klasse eigentlich immer gut vertreten war.

Nachdem die Diana nach Düsseldorf wechselte und dann noch in den August verlegt wurde, verlor das einstige Highlight der Grafenberger Saison die einztige Bedeutung. Dazu fehlt es an einem Sponsor, der das hochdotierte Rennen nachhaltig unterstützte. Der Umzug des Rennens war irgendwo absehbar und daß jetzt wieder in Berlin die Boxen aufgehen, ist sicher auch Folge der sehr erfolgreichen Arbeit von Gerhard Schöningh.

Über Startermangel kann man sich bei der ersten Neuaustragung in Hoppegarten nicht beklagen. 10 Pferde wurden als Starter angegeben und auch die Klasse des Feldes ist vorzüglich. In den wesentlich besser dotieren “King George” in Ascot starten nur fünf Pferde.

Die Dreijährigen werden durch den Lokalmatador Gereon und Danedream vertreten. Gereon war über Winter zu einer ganz großen Hoffnung heran gereift, debutiere im Mehl-Mülhens-Rennen in Köln sehr gut und scheiterte nur an einem sehr starken Gegner. In der Union war der Rennverlauf nicht sehr glücklich und das Derby sollte man streichen. Er war irgendwie nie richtig im Rennen und wurde früh in Ruhe gelassen. Danedream war Dritte im Derby Italiano und ist Siegerin in den Oaks d’Italia und war danach fünfte im Prix de Malleret, gerade mal eine gute Länge vom Sieger geschlagen. Man wird sich etwas dabei gedacht haben, sie hier für viel Geld nachzunennen und dem Rennen den Vorzug vor der Diana in Düsseldorf zu geben.

Für mich wird das Rennen eine Entscheidung zwischen dem bewährten Grand-Prix-Pferd Scalo und dem Newcomer der Saison Lucas Cranach sein. Scalo steht an der Spitze der deutschen Pferde und wenn er im Arc Geld verdienen will, muß er hier vorne sein. Lucas Cranach hat mit riesen Speed das Feld im Hansa-Preis von hinten aufgerollt und am Ende sehr leicht, fast überlegen gewonnen. Wenn er hier wieder so sprinten kann, ist er ganz vorne. Ob sich Gereon dazwischen schieben kann, ist die Frage. Ich wünsche es ihm!!

Großer Preis von Berlin

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Mülheim – Bittsteller im eigenen Haus

Einst, da war die Mülheimer Rennbahn auf dem Raffelberg eine der führenden Rennbahnen in Deutschland. Dann ging es mit dem Galoppsport bergab und Mülheim hat es besonders hart getroffen. Vom alten Glanz alter Glorie ist nichts mehr übrig geblieben.

Ein Golfclub war damals die Rettung, um das Gelände für den Galoppsport überhaupt zu erhalten.

Inzwischen haben sich die Gewichte deutlich zu Gunsten des Golfclubs verschoben und der Rennverein der eigentlich der Pächter der Anlage von der Stadt und Verpächter des Golfclubs ist, scheint nur noch Gast im eigenen Haus zu sein. Verkehrte Welt möchte man meinen, aber leider traurige Realität.

Es gibt nicht wenige Trainer, die eine eigene Trainingsanlage unterhalten. Das bringt zwar einige Kosten mit sich, aber auch sehr große Vorteile. Man hat Ruhe, kann das Training individuell gestalten und ist Herr im eigenen Hause. Für die schnellen Arbeiten fährt man auf die nächstgelegene Rennbahn.

H. W. Hiller ist so ein Trainer und er ist bestimmt kein Schlechter, war er doch 1999 Meister seiner Zunft und ließ in der Statistik so große Namen wie Andreas Schütz, Peter Schiergen, Andreas Wöhler und noch einige mehr hinter sich.

Bisher fuhr an den Galopptagen mit seinen Pferden zum Raffelberg um dort schnelle Arbeiten auf Gras gehen. Das kostete für jedesmal 40,- EUR, den Preis den auch die am Platz trainierten Besitzer für einen Grasgalopp bezahlen mußten. Plötzlich und unerwartet wurde dem Trainer mitgeteilt, daß dies für diesen Preis nicht mehr ginge, weil die Kosten viel höher seien.

Der betroffene Besitzer rief daraufhin sofort den Rennvereinspräsidenten an aber  dieser konnte oder durfte keine Auskunft geben, da dies mit Herrn Schmitz vom Golfclub abgestimmt werden müsse. Es ist schon interessant, daß der Rennvereinspräsident nichts sagen könne und an den Golfclubbetreiber verweist.

Dieser teilte am nächsten Tag dem Besitzer mit, daß man für dieses kleine Geld nicht mehr kommen dürfe und daß für einen Grasgalopp für nicht in Mülheim trainierte Pferde zukünftig 500,- bis 800,- EUR zu entrichten seien.

Damit keine Missverständnisse aufkommen, es geht um einen Galopp an einem normalen Galopptag, an dem auch andere Pferde aus den Mülheimer Trainingsquartieren auf Gras schnelle Arbeiten gehen, nicht etwa um die Realisierung von Sonderwünschen.

Man muß sich diese Zahlen einmal richtig auf der Zunge zergehen lassen. Für 800,- EUR bekommt man bei nicht wenigen Trainern sein Pferd einen Monat lang trainiert und gefüttert, Boxenstreu inklusive. Und diesen Gegenwert möchte der die Mülheimer Rennverein zukünftig dafür verlangen, daß man als fremder Trainer einen Galopp auf der Rennbahn geht. Einen Monat Arbeit einem solidem Trainer den gleichen Gegenwert wie zweieinhalb Minuten schnell arbeiten auf dem wertvollen Mülheimer Turf. Da stellt sich dem gesunden Menschenverstand doch die Frage, ob sowas noch normal ist.

Oder ist das vielleicht ganz gezielte Politik? Möchte man auf der Anlage des Mülheimer Rennenvereins vielleicht gar keine Rennpferde mehr haben, weil diese doch für den Golfclub ein vermeintlich ständiges Ärgernis sind, weil sie Trainingszeiten beanspruchen und dafür eine Geläufpflege betrieben werden muß, die sich ein wenig von der Pflege eines Golfplatzes unterscheidet?

Es ist schon ein verdammt beschissenes Gefühl, wenn der Präsident des Rennvereins keinen Mumm hat, dem Golfclub-Betreiber einmal die Stirn zu bieten und die Interessen seines Vereins, der ja immer noch der Hausherr ist, energisch zu vertreten. Sehr bedauerlich ist auch, daß ein Beirat, der einen hochreputierten Namen im Rennsport trägt, sich nicht mehr für die Interessen der Vollblüter einsetzt.

Gäbe es nicht die Vereinbarung mit der Stadt, das in Mühlheim mindestens drei Renntage pro Jahr veranstaltet werden müssen und wenn dies nicht der Fall ist, die Grundlage für den Pachtvertrag zwischen der Stadt und dem Rennverein hinfällig wird und damit natürlich auch die Vereinbarung zwischen Rennverein und Golfclub, dann gäbe es wahrscheinlich wirklich keine Galopprennen mehr im schönen Mülheim an der Ruhr.

Es sind dies die Zustände, die dem schlechten Zustand des Galoppsport geschuldet sind und einer dringenden Änderung bedürfen. Das geht nicht von heute auf morgen das ist ein steiniger Weg, der viel Engagement verlangt, aber es bleibt sehr zu hoffen, daß dies in nicht allzufernen Tagen gelingt. Oder dem Herrn Schmitz wird vom Rennsport ein Ansprechpartner gegenüber gesetzt, der nicht kuscht und der energisch die Interessen des Hausherrn vertritt und der natürlich auch mit entsprechendem Marketing die Galoppszene wieder belebt.

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Hayley Turner

2008 hat Hayley Turner ein Stück Turfgeschichte in Deutschland geschrieben. Mit Lady Deauville gewann Sie die Lando-Trophy, den Ex-Hessen-Pokal in Hannover. Sie war damit die erste Frau, die in Deutschland einen Sieger in einem Gruppe-Rennen geritten hat.

Heute hat Sie erneut ein Stück Turf-Geschichte geschrieben, als Sie mit Dream Ahead  aus dem Besitz von Khalifa Dasmal und trainiert von David Simcock den Darley July Cup in Newmarket gewonnen hat. Der July Cup gehört zur “British Champions’ Series and Global Sprint Challenge” und ist eines der renommiertesten Sprint-Rennen überhaupt.

Damit hat erstmals eine Frau in Europa einen Sieger in einem Gruppe-1 Rennen geritten! Nach einem Rennen aus dem Mittelfeld kam Sie am Ende noch fast leicht hin. 58 Sieger hat sie bisher in diesem Jahr geritten und man darf gespannt sein, wie diese schon jetzt an Höhepunkten reiche Karriere weiter geht.

Darley July Cup: Dream Ahead

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Über den Umgang mit Pferden

Auf der Webseite der Vereinigung Schweizer Vollblutzüchter habe ich den nachfolgend verlinkten Aufsatz über die Prävention von Verletzungen gefunden. Der Autor ist Hanspeter Meier

Es werden verschiedene Aspekte behandelt, die zu Verletzungen führen können und wie sie zu vermeiden sind. Neben den medizinischen Aspekten wird auch die ökonomische Seite und dazu noch viele ethische Gesichtspunkte angesprochen, die man im Rennsport und in der Zucht und natürlich auch beim täglichen Umgang mit Pferden bedenken und beachten sollte.

Bei den Ursachen für Verletzungen im Rennsport wird zuerst die genetische Prädisposition genannt. Weiche Beine sind erblich. Er bezieht sich dabei auf eine Studie von Verheyen aus dem Jahr 2006, also auf eine recht neue Untersuchung. Verheyen wird dahingehend zitiert, daß dies nicht nur für Sehnen-Erkrankungen sondern auch für Frakturen gilt, die von unbedarften Leuten gewöhnlich als Unfall abgetan werden.

Es wird seit langem und immer wieder darüber ist diskutiert, ob es im Sinne der Vollblutzucht und der Zuchtauslese ist, wenn weiche Pferde, auch wenn sie von hervorragender Klasse waren, in die Zucht genommen werden. Natürlich gibt es immer wieder Beschäler, die trotz eines verletzungsbedingten vorzeitigem Karriereendes erstklassige und auch harte und gesunde Nachkommen liefern. Es sollte aber trotzdem immer wieder die Frage gestellt werden, ob Deckhengste, die nicht eine Mindestanzahl an Rennen gelaufen sind, wirklich für die Zucht geeignet sind.

Der Autor sieht als weiteren wichtigen Verursacher von Verletzungen im Rennsport den Reiter. Auch wegen des Siegerjubels im letzten englischen Derby sei folgender Abschnitt hier wörtliche wieder gegeben: “Ins gleiche Kapitel gehören übermässige Freuden-Bezeugungen von Reitern bei siegreichem Einlauf und beim Ausgaloppieren; solche Ereignisse können einem Pferd erwiesenermassen das Leben kosten. Rennleitungsentscheide zur Vermeidung solcher Zwischenfälle sind somit auch klar im Interesse des Pferdes und jedes Beteiligten.”

Daß natürlich auch das Geläuf einen ganz wesentlichen Einfluß auf die Pferde-Gesundheit hat, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung. Es wird sehr anschaulich und gut verständlich dargestellt, wie der Huf, das Pferdebein und schließlich das gesamte Pferd mit dem Boden in gewisser Weise “kommuniziert”und welchen Einfluß es auf die Pferde-Gesundheit hat.

Es wird weiterhin eine Studie aus dem englischen Rennsport zitiert, die auf einer Datenerhebung von 1996-98 basiert. In diesem Zeitraum wurden über 200.000 Starts auf der Flachen und über Sprünge analysiert und ausgewertet. Ebenso die vorhandenen Veterinär-Reports etc..

In einem weiteren Kapitel werden die unterschiedlichen Verletzungen und die Häufigkeit des Auftretens bei unterschiedlichen Bedingungen aufgezeigt und teilweise ausgewertet.

Der Autor widmet den ethischen Aspekten von Verletzungen im Rennsport breiten Raum.  Der Wandel vom reinen Wirtschaftspferd zum Sportpferdstellt nicht nur andere Anforderungen an das Pferd, sondern auch der Mensch muß seinen Umgang mit dem Pferd ändern. Die Beziehungen Mensch – Tier, Mensch – Pferd, Mensch – Rennpferd, Mensch – junges Rennpferd etc. haben sich geändert und werden bescrieben. Dabei werden sowohl aktuelle also historische Probleme und der unterschiedliche Umgang mit dem Pferd, sei es Wirtschaftspferd oder sei es Sportpferd berücksichtigt.

Interessant ist eine Statistik, in der die Anzahl der Rennenzeiten in Abhängigkeit vom Alter beim ersten Start dokumentiert wurde. Danach laufen Pferde, wie beim erstens der Tübinger als 28 Monate waren mit 5,3 Rennzeiten und 42 in einem besonders lang. Pferde, die beim ersten Start jünger als 24 Monate waren, laufen weniger Saisons, dafür aber mehr Rennen. Am schlechtesten schneiden Pferde ab, die beim ersten Start älter als 36 Monate waren. Sie laufen nur 2,6 Saisons und 21 Rennen. Leider wird nicht erwähnt, wieviel Starts die Probanden durchschnittlich im ersten Rennjahr hatten.

Es handelt sich dabei um eine australische Studie, für die 268 Pferde untersucht wurden. Leider ist sie von 1975 und wegen des seitdem vollzogenen Wandels im Rennsport nicht mehr ohne weiteres auf die heutige Zeit zu übertragen. Das ist natürlich keine große Zahl und es wäre interessant, eine solche Studie mit einer größeren Anzahl zu wiederholen. Mit den heute verfügbaren Datenbanken der Jockeyclubs wäre das recht einfach. Allerdings muß man mindestens die europäischen Nationen insgesamt auswerten, denn bei der vorschreitenden Internationalisierung des Rennsports wechseln Pferde öfter das Trainingsland.

Jedenfalls läßt das Ergebnis dieser Studie Zweijährigen-Rennen in einem anderen Licht erscheinen. Es gibt offensichtlich eine Korrelation zwischen Frühreife und Härte, die in dieser Form bisher noch nirgends gelesen habe und die auch unterschiedlich zu den von mir allgemein vertretenen Ansichten ist.

In einem weiteren Kapitel wird der Einfluß des Trainings auf die Gesundheit beschrieben. Natürlich hat das Training genau wie die Aufzucht einen großen Einfluß auf die Pferdegesundheit. Das Training fördert nicht nur die Leistungsfähigkeit der Organe, sondern ist auch für die Bildung der Knochensubstanz verantwortlich.

Auch hier wird wieder beschrieben, daß ein später Trainingsbeginn keinesfalls förderlich für die Pferdegesundheit ist. Im Gegenteil. Hindernispferde, die erst mit vier Jahren in Training genommen wurden, erleiden mehr Streßfrakturen als solche, die schon mit zwei Jahren trainiert wurden.

Ebenso führen kurze und schnellere Arbeiten zu weniger Streßfrakturen als langsame und weitere Arbeiten.

Abschließend beschreibt der Autor sehr ausführlich die verschiedenen Arten von Verletzungen, Therapiemöglichkeiten und vor allem vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung von Verletzungen.

Der Aufsatz umfaßt 32 Seiten, Bilder die die Lesezeit verkürzen, gibt es keine. Trotz des Umfangs ist es eine sehr lesenswerter Arbeit die der Laie mehr als einmal lesen muß, um sie wirklich zu begreifen.

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre!

Hanspeter Meier – Die Prävention von Verletzungen

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Der Weiß und der Mut oder das Hasenparnier

Interessantes schreibt Hubertus Schmelz heute in seinem Blog auf der Tinsdaler Webseite über Racebets, dem sogenannten Partner des deutschen Rennsports.

Herrn Schmelz verbindet wohl eine alte Freundschaft mit dem Züchter und Besitzer von Earl of Tinsdal Hannes Gutschow. Jetzt wollte er einfach mal 100/100 auf den chancenreichen Derbystarter zu einem Kurs von 300/68 wetten. Aber Herr Weiß wollte die Wette nicht halten, auch 50/50 warem dem Herrn ein zu großes Risiko.

Der Kurs wurde schlechter, aber der Mumm von Weiß nicht besser.

Recht hat der Schmelz, wenn er von erbärmlichen Feiglingen spricht. Herr Weiß hat irgendwie den Beruf verfehlt. Buchmacher zu sein, scheint für ihn ein Geschäft mit unüberschaubarem Risiko. Er wäre stattdessen besser Banker geworden. Die Herren lassen sich auch Sicherheiten von 30.000,- hereinreichen, bevor sie einen Kredit von 3.000,-  herausgeben. Man muß ja abgesichert sein für den Fall der Fälle und am besten ist es dann, wenn der Schuldner zahlungsunfähig wird, damit die Sicherheiten zur Auszahlung der Boni die an die Vorstände verwendet werden können. Da würde der farbenfrohe Weiß sich sicher fühlen können.

Erst wird geklagt, daß das Wettgeschäft in Deutschland darnieder liegt, daß niemand mehr auf Pferderennen wettet und dann geht einer hin und will ein paar Euro wetten und wird wieder nach Hause geschickt, weil Risiko zu groß.

So wird das nichts mit der Beteiligung an Racebets und so wird das auch nichts mit der Gesundung des Galopprennsports in Deutschland.

Weiß, da fühlt man sich doch glatt an die ostfriesische Kriegserklärung erinnert. Weiße Schrift auf weißem Papier, alles ganz in weiß. Am besten noch persilgewaschen.

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Tiger-Hill-Sohn triumphiert in den Prince of Wales Stakes

Nach den Prince of Wales Stakes gab es eine heftige Diskussion über den Ritt von Lanfranco Dettori und den massiven Peitscheneinsatz auf Rewilding.

Nach Anfangs flauer Fahrt ging Jan Vermeer aus dem O’Brien Stall als Pacemaker in Front und sorgte für ordentliches Tempo. Aber O’Brien Junior hat Scheiße geritten, ist So You Think vor die Füße gelaufen, als er scharf nach innen zog. Ging hier der Hals verloren, der am Ende für den Triumph fehlte?
In seinem Fahrwasser hing mit einigem Abstand So You Think, Revilding war am Ende des Feldes auszumachen. Eingangs der Geraden ging So You Think energisch in Front und versuchte den Vorsprung auf die Verfolger auszubauen, was auch scheinbar gelang.

Rewilding bog am Ende des Feldes in die Gerade, 3 1/2 Fourlongs, 700m blieben ihm Zeit, um den Rückstand auf den vorne galoppierenden So You Think aufzuholen. Und er machte Meter um Meter Boden gut und knapp vor der Linie hat er die erste O’Brien Farbe abgefangen und ging als Sieger der Prince of Wales Stakes über die Linie.

Für Dettori gab es wegen des starken Peitscheneinsatzes nach dem Rennen einen Urlaubsschein von 9 Tagen, offen ist noch einer wegen nicht genügender Wahrnehmung der Gewinnaussichten beim Derby-Meeting in Epsom, macht 19 freie Tage. Nach einem solchen Rennen kommt immer wieder die Peitschendiskussion auf. War das zu vertreten? Als Antwort kann man nur ein klares Jein geben. Rewilding zog immer wieder an, reagierte keineswegs “sauer” auf den Stock. Es war ein Finish, das an The Minstrel mit Lester Piggott gegen Hot Grove mit Bill Carson im Derby 1977 auf den Downs von Epsom erinnert. Damals wurde es im deutschen Fernseh gezeigt uind für mich war es das erste Epsom-Derby, an das ich mich noch gut erinnern kann. Piggott lag weit hinter Hot Grove und kam Meter um Meter näher, machte ebenfalls intensiv vom Stock gebrauch. Und kurz vor der Linie war er da wo er sein wollte – vor Hot Grove.

In beiden Fällen hatten die Reiter das Gefühl, daß es reichen wird und auch wenn man den Stockeinsatz zuerst kritisiert, weil es einfach viel war, muß man am Ende dem Jockey recht geben. Nicht, weil der Erfolg die Mittel heiligt, sondern weil das Pferd uinter der Peitsche vorwärts ging und immer wieder anzog. Es sollte jedoch nicht zum Standard werden.

Rewilding stammt von Tiger Hill ab, der in den Farben von Baron Ullmann zu den besten Pferden seiner Zeit gehörte. Als Zweijähriger vom Berufs-Champion Heinz Jentzsch trainiert, danach von seinem Nachfolger Peter Schiergen. Im Derby hat er wohl auch wegen des tiefen Bodens gepatzt, Robertico gewann die Schlammschlacht von Hamburg anno 98. Tiger Hill wurde am Ende seiner Rennkarriere für einen sehr nahmhaften Betrag an die Scheichs verkauft und war in Englands als Deckhengst nicht so erfolgreich, wie man es sich erhofft hat. Er hat einige gute und auch sehr gute Pferde gebracht, sein bester war wohl der in auenqueller Farben laufende Oriental Tiger, der leider viel zu früh verunglückt war. Oriental Tiger war ein Bild von Pferd – noch mehr “Typ” wie  sein Vater und einer, der vorne marschieren konnte, das es ein Genuß war, ihn zu sehen.

Jetzt muß man Rewilding eindeutig über Oriental Tiger stellen. Die Prince of Wales Stakes auf dem königlichen Rasen von Ascot gehören zu den Rennen mit besonders guter Reputation. 2007 siegte hier Manduro für Baron Ullmann vor Dylan Thomas und Notnowcato. Dylan Thomas sollte danach noch die King George VI and Queen Elizabeth Diamond Stakes und den Arc gewinnen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, daß erstmals in der Geschichte des internationalen Ratings ein Deutscher zum besten Pferd der Welt gekürt werden sollte – Manduro als Sieger der Prince of Wales Stakes in Ascot!!

Ein hohes Rating wird auch Rewilding sicher sein, denn er hat echte Gegner geschlagen und nicht ein paar Opfer überrannt. So You Think hatte immerhin einen frischen Sieg im Tattersalls Goldcup in Irland im Marschgepäck. Im November letzten Jahres war er noch Dritter im Melbourne-Cup, dem Turfereignis, das in Australien für die Dauer des Rennens das öffentliche Leben still stehen läßt. 3200m und dann 2000m, das muß ein Pferd erstmal können. Und die Rennen davor zählen zu den Top-Ereignissen des australischen Turfkalenders. Da wurde ein Held geschlagen! Sri Putra als Dritte richt nicht ganz die Klasse aber Planteur als Vierter war immerhin frischer Sieger im Prix Ganay in Frankreich und verkörpert im Nachbarland die erste Garnitour. Ob da wieder ein Worldchampion aus einem deutschen Stallion gewonnen hat? Mal gucken was die Herrgötter der Kilos demnächst verkünden werden. Gefühlt war er für mich besser als die Sieger der Derbys diesseits und jenseits des Kanals.

Und Tiger-Hill, der Vater des Erfolgs? Der hatte Heimweh nach Deutschland und steht jetzt auf dem Fährhof. Die Züchter, die ihre Stute dieses Jahr von ihm haben decken lassen, sind wohl fein raus, denn so ein Erfolg hat meistens einen Aufschlag bei der Decktaxe zur Folge – aber wer Mumm auf Tiger Hill hat und eine passende Stute sein eigen nennt, sollte vielleicht ultrafrüh buchen und dann noch den alten Preis mitnehmen.

Rewilding – Prince of Wales Stakes

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Erinnerungen

…. und darum wird beim Happy End denn meistens abjeblend. Ein geflügeltes Wort von Kurt Tucholsky, das nicht nur für den Ehealltag gelten kann, sondern leider auch für die großen und kleinen Stars der Rennbahn.

Quijano war über viele Jahre einer der ganz großen Stars des deutschen Rennsports. Dreijährig bei einem Start abgeschlagen letzter und nach erfolgter Kastration eilte er von Sieg zu Sieg. Er war zweifelsohne eine der besten Söhne seines großartigen Vaters Acatenango.

Hongkong, Dubai, USA, Canada, Italien – Quijano hat mehr von der Welt gesehen, als mancher Zweibeiner und die zusammen geflogenen Meilen dürften wohl für die Lufthansa Senator-Karte ausreichen.

40 Starts, 14 Siege (davon dreimal Gruppe 1), 11 Plazierungen und fast 1,9 Mio EUR Gewinnsumme und Galopper des Jahres 2007 machen ihn zu einem der besten deutschen Rennpferde überhaupt.

Als Wallach war seine Rennkarriere länger, als dies bei einem seiner Klasse üblich gewesen wäre, den ein nachfolgender Einsatz in der Zucht und die Fortführung seiner in der deutschen Vollblutzucht wohl besten Hengst-Linie war leider nicht möglich.

Zur Erinnerung an diesen großen Star des grünen Rasens hat die Stiftung Gestüt Fährhof ein Video von Raymond Lüdtke, ehemalige “Briefmarke” und jetzt als IT-Fachmann tätig, erstellen lassen. Kommentiert von Manfred Chapman, kurz Chappi genannt, der Stimme des deutschen Turfs.

Ein toller Rückblick auf ein erfolgreiches Pferdeleben. Jetzt hat Quijano einen Rentner-Job, in dem er die zukünftigen Stars in Gelb-Schwarz auf die Karriere vorbereitet. Ein paar Einstellungen davon hätte man sich auch noch gewünscht.

Fährhof und sein Gründer Walther Johann Jacobs hat Kassepferde “gesammelt” wie andere Briefmarken und fast alle aus der eigenen Zucht. Filmmaterial sollte im Gestütsarchiv mehr als genug vorhanden sein. Acatenango, Abary, Ebano, Lirung, Surumu, Silvano, Lavirco, Lomitas und Caracol als erster Gruppe-1 Sieger in Schwarz-Gelb und noch viele andere mehr. Und viele verdienen ein solches Video zur Erinnerung an ihre großen Leistungen und die Freude, die sie den deutschen Turfisten bereitet haben.

Und ganz nebenbei wäre es noch eine schöne Werbung für den Sport.

Video Quijano

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7. Juni 2011

Das Verwaltungsgericht Hamburg hat in der Sache Buchmacher Albers gegen die Stadt Hamburg in der Sitzung am 7. Juni kein Urteil verkündet.

Buchmacher Albers hat eine Frist bekommen, um noch einmal die Zuständigkeit des Gerichts darzulegen. Derzeit sieht das Verwaltungsgericht seine Zuständigkeit als noch nicht gegeben an.

Das Gericht hat dabei klar ausgedrückt, daß sich ein Unterlassungsanspruch gegen Lotto Hamburg keinesfalls aus dem RWLG ergibt. Das RWLG ist zum Schutz des Wetters und nicht des Buchmachers.  Diesen Konkurrenz-Schutz wollte Buchmacher Albers reklamieren.

Im Tenor klingt es jedenfalls so, daß das VWG der Klage nicht stattgeben wird. Und das ist auch gut so!

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