Rennbahnen damals und heute

1913 wurden in Deutschland auf 106 Bahnen Galopprennen gelaufen. Aber es gab noch mehr Bahnen im Kaiserreich, denn nicht jede Rennbahn veranstaltete jedes Jahr Rennen. Einige sind durch die Schrumpfung Deutschlands nach dem ersten Weltkreig verloren gegangen, einige weitere durch die Schrumpfung nach 1945 und ziemlich viele haben im Laufe der Geschichte den Betrieb einfach eingestellt.

Jetzt droht Bremen auch zu kippen. Eigentlich sollte jeder die Online-Petition von Oliver Pohl unterschreiben (ich muß auch noch). Solange die Abrißbirnbe nicht auf der Rennbahn ist, soll man die Hoffnung nicht aufgeben, daß weiter Rennen in Bremen gelaufen werden!

Zur Online-Petition

Liste der Rennbahnen von 1913
Achern
Altenburg
Baden-Baden
Bamberg
Beeskow
Berlin Grunewald
Berlin Hoppegarten
Berlin Karlshorst
Berlin Strausberg
Bielefeld-Brackwede
Bremen
Breslau Süd
Bromberg
Burgsteinfurt
Castrop
Kleve
Cottbus
Cranz in Ostpreußen
Crefeld
Cüstrin
Danzig Zoppot
Dessau
Detmold
Bad Doberan
Dorsten
Dortmund
Dresden
Düsseldorf
Elmshorn
Essen Steele
Frankfurt am Main
Frankfurt an der Oder
Freiburg im Breisgau
Gadebusch
Glogau
Gnesen
Gotha
Graudenz
Halle an der Saale
Hamburg Farmsen
HamburgGroß Borstel
Hamburg Horn
Hamm in Westfalen
Hannover
Bad Harzburg
Hassloch
Heringsdorf
Hersfeld
Horst Emscher (Gelsenkirchen)
Hüsten
Insterburg
Karlsruhe in Baden
Kiel
Köln
Königsberg in Preußen
Kolberg
Kreuznach
Landsberg a. D. W (Neum. R-V)
Landshut in Bayern
Lauenburg an der Elbe
Lehe Bremerhaven Geestmünde
Leipzig
Ludwigslust
Lüneburg
Lyck in Ostpreußen
Magdeburg
Mannheim
Müllheim Badenweiler
Militsch
Metz
Mülheim-Duisburg
München Riem
Münster in Westfalen
Neuss am Rhein
Norderney
Nürnberg
Oels
Oldenburg im Gr.
Oldesloe
Osnabrück
Osterode Waldau
Posen
Pyrmont
Quakenbrück
Rastenburg
Rathenow
Recklinghausen
Regensburg
Rostock
Saarbrücken
Schleswig Königswill
Schwelm
Segeberg
Stettin
Straßburg im Elsass
Stuttgart Weil
Süchteln
Thorn-Mocker
Tilsit
Torgau
Travemünde
Verden
Waltrop
Wiesbaden
Wittenburg i. M.
Zweibrücken

Wenn man dann sieht, was heute davon noch übrig geblieben ist und wie sehr diese auch noch wackeln, dann bekommt man ein Gefühl dafür, was der Sport im Laufe der Geschichte verloren hat.

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Aus für die Rennbahn Bremen

Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab …
wie der Bremer Rennverein heute in einer Pressemitteilung mitgeteilt hat, wird es ab 2013  auf der  Vahr in Bremen keine Rennen mehr geben.

Wie es heißt, will der Senat nicht mehr die Kosten für die Pflege des Geländes übernehmen und es seien keine Sponsoren in Sicht. Präsident Muhle möchte den Verein daher geordnet abwickeln. Damit geht in Bremen eine 155 Jahre dauernde Tradition zu Ende.

Der Bremer Rennverein erlebte seinen Aufschwung unter der Präsidentschaft des Fährhofer Gestütsherrn Walter J. Jacobs. Der zuvor eher ländliche Rennverein, der im Jahresprogramm vor allem vielfach B-Rennen und Halbblutrennen veranstaltete, erlebte in den späten 1960ern einen deutlichen Aufschwung. Der Jacobs-Pokal ab 1967, ein gut dotierter Ausgleich I und vor allem das 1969 gegründete Consul-Bayeff-Rennen waren guter nationaler Sport. Das Bayeff-Rennen wurde eine der wichtigen Vorprüfungen für das Blaue Band in Hamburg. Großartige Pferde wie Lirung bestanden hier den “Stehertest”. Mondrian, Lomitas, Monsun, Pik König, Belenus und viele andere lösten hier ihr Ticket für das Derby. Die Verdienste von Walter J. Jacobs um den Bremer Rennverein kann man gar nicht hoch genug schätzen

Aber es war nicht alleine Jacobs, der mit seinem Kaffee-Imperium als Sponsor auf der Bahn auftrat. Die Hapag Lloyd, Becks Bier und andere Unternehmen der Hansestadt taten es ihm gleich. In Bremen wurde auch der Hindernissport immer groß geschrieben. Zu einem der Jahreshöhepunkte gehörte der Große Preis von Karlshorst, der in den 1960ern an der Vahr seine neue Heimat gefunden hatte.

Als Trainingsquartier war es vor allem Adolf Wöhler, der in Bremen große Pferde trainierte. Unvergessen Surumu, der erste Fährhofer Derbysieger wurde auf der Vahr von Adolf Wöhler vorbereitet.

In den 1990igern wurde die Rennbahn umgebaut und modernisiert. Die alte beschauliche Holztribüne wurde durch einen Neubau ergänzt. Im Innenraum der Bahn entstand ein Golfplatz und zusätzlich wurde ein Hotel gebaut. Ca. 2005 wurde in Bremen Mahndorf die neue Trainingsanlage gebaut. Damit war Bremen nur noch Rennbahn und kein Trainingszentrum mehr. Damit fielen die Einnahmen aus dem Trainingsbetrieb weg und die Kosten für den Unterhalt mußten allein aus den sonstigen Einnahmen bestritten werden. Über einen Vertrag mit der Stadt Bremen wurde ein Teil der Kosten von der Hansestadt übernommen.

12.500,-EUR soll die Pflege des ‘Geläufs pro Monat betragen. Was genau das umfaßt, ist nicht bekannt. Jedenfalls ist das für eine Bahn, die 2012 ganze fünf Renntage veranstaltet hat, verdammt viel Geld. Denn damit kostet die Bahnpflege allein 30.000,- EUR je Renntag. Es verwundert allerdings auch, daß man aus diesem für den Verein sehr ungünstigen Vertrag nicht rechtzeitig ausgestiegen ist und somit die laufenden Kosten gedrückt hat.

Natürlich sind diese Kosten für die Geläufpflege nicht das einzige Problem des Rennvereins. Die wegbrechenden Totoumsätze und viele andere Widrigkeiten, mit denen der Rennsport in Deutschland zu kämpfen hat, sind auch Faktoren, die nicht nur dem Bremer Rennverein das Leben schwer machen.

Es ist müßig darüber zu sinnieren, was wohl wäre, wenn Bremen noch Trainingszentrum wäre.  Vielleicht gäbe es die Pressemeldung von heute dann nicht.

Man könnte ja noch das kleine Fünkchen Hoffnung haben, daß es Bremen wie einst Hannover ergeht und ein paar vollblutverrückte und gut vernetzte Hanseaten dem Rennsport in Bremen neues Leben einhauchen. Allerdings hat der Sprecher des Wirtschaftsressorts, Holger Bruns  schon erklärt, daß er sich vorstellen könne, auf dem Gelände der Rennbahn in den nächsten 15 Jahren ein neues Stadtquartier zu entwickeln.

Keine guten Aussichten für den Rennsport in Bremen – keine guten Aussichten für den Rennsport in Deutschland. Und was sagt das Direktorium dazu?

Aber wie sagt der Holländer in Wagners großer Oper: Ach! ohne Hoffnung, wie ich bin, geb’ ich mich doch der Hoffnung hin!

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Kölner Rennbahn unter Quarantäne

Wie das DVR am Montag auf der Webseite mitgeteilt hat, ist auf der Rennbahn in Köln bei einem Pferd infektiöse Anämie (EIA) diagnostiziert worden.

Nach der “Einhufer-Blutarmut-Verordnung” muß um den Bestand des erkrankten Pferdes eine Sperrzone von 1 km eingerichtet werden. Kein Pferd darf die Sperrzone ohne besondere Genehmigung verlassen oder in die Sperrzone verbracht werden.

Damit ist ein Start von Danedream im Arc ziemlich unwahrscheinlich geworden. Welchen Stellenwert die Stute im wichtigsten Rennen der Welt hat, zeigt alleine die Tatsache, daß die Wettbörse Betfair nach Bekanntwerden der Erkrankung den Wettmarkt für den Arc ausgesetzt hat. Ob es theoretisch doch noch möglich ist, bei 100% negativem Coggins-Test im Schiergen-Stall die Stute nach Paris zu verladen, ist eine Sache, die das zuständige Veterinäramt entscheiden muß – und Frankreich muß dann noch eine Einreiseerlaubnis erteilen. Aber man soll sich nichts vormachen, der Entscheidungsspielraum ist extrem eng und wenn man nicht am Montag schon auf Verdacht Vorsorge getroffen hat, liegt die Chance auf einen Arc-Start bei vielleicht 1%.

Dabei ist Danedream nur die Spitze des berühmten Eisbergs. Für die Kölner Trainer, den Kölner Rennverein und den Galoppsport in Deutschland ist das eine mittlere Katastrophe. Die Renntage für den 3. und. 14. Oktober in Köln sind natürlich abgesagt.

In Köln werden rund 300 Vollblüter trainiert, das sind rund 12% der in Deutschland in Training befindlichen Pferde. Der Anteil der in Köln trainierten Spitzenpferde dürfte erheblich höher sein.

Nach den gesetzlichen Bestimmungen kann kein Kölner Pferd vor dem 31. Dezember wieder an den Start gebracht werden. Der ohnehin große Startermangel auf Deutschlands Bahnen wird sich daher noch einmal deutlich verschärfen – mit spürbaren Folgen für das Wettgeschäft und die Rennvereine. Man muß wohl davon ausgehen, daß es vor diesem Hintergrund zum Ausfall von Renntagen kommen wird.

Seitdem der Hoppegartener Husten (Pferdegrippe) durch konsequente Impfungen im Rennsport praktisch nicht mehr auftritt, ist es wohl das erste mal, daß eine Galopprennbahn wegen eines dort aufgetretenen Seuchenfalls gesperrt werden muß. Wahrscheinlich das erste mal seit bestehen der Bundesrepublik.

Auf der Webseite “Vetion” fand ich im Zusammenhang mit EIA heute folgenden Artikel:

Coggins-Test mehrfach falsch positiv
Falsch positive Coggins-Tests haben beinahe elf Pferde das Leben gekostet, da dies zur Fehldiagnose “Equine infektiöse Anämie” (EIA) geführt hat. Das berichtet der “impf-report” in seiner November/Dezemberausgabe 2006. Die EIA, die auch “Ansteckende Blutarmut der Einhufer” genannt wird, ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Die Verordnung zum Schutz vor der Ansteckenden Blutarmut der Einhufer schreibt vor, dass alle EIA-positiven Equiden aus Gründen des Tierseuchenschutzes gekeult werden müssen. Seit rund 30 Jahren sei jedoch bekannt, dass Influenza-Impfungen oder verschiedene Medikamente bei Pferden zu einer Antikörperbildung führen können, die ein falsch positives Ergebnis bewirken können.

Laut Angaben des “impf-report” so geschehen beim jüngsten Fall auf einem Hof bei Jena in Thüringen. Dort seien elf Pferde mit dem als sicher geltenden “Coggins-Test” EIA-positiv getestet und aufgrund dieser Diagnose beinahe getötet worden. Dies sei lediglich durch den beherzten Widerstand der Tierhalter zu verhindern gewesen, die auf einen zweiten Test bestanden hatten, der für alle Pferde negativ verlief. Auch hier seien alle betroffenen Pferde nur wenige Tage vor dem Test entweder gegen Influenza geimpft oder medikamentös behandelt worden. Da die übrigen 19 EIA-Fälle in Thüringen kein zweites Mal getestet worden sind, hält der “impf-report” es für möglich, dass die Pferde unnötigerweise getötet worden sind.

Der beschriebene Vorfall sollte zum Nachdenken anregen und das positiv getestet Pferd noch einmal getestet werden. Vielleicht gibt es doch noch ein “Wunder von Köln”.

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50. Preis von Europa in Köln

Am Sonntag wird in Köln der 50. Preis von Europa gelaufen. Anlaß für einen Blick zurück in die Geschichte des Rennens.

Eigentlich ist der Preis von Europa der legitime Nachfolger des Gladiatoren-Rennens, das während des ersten Weltkriegs gegründet und bis zum Ende der Bahn 1933 in Berlin Grunewald gelaufen wurde. Danach zog es nach Hoppegarten um. Anfangs wurde das Gladiatoren-Rennen im August gelaufen, seit Anfang der 20iger im späten Oktober über weite 2800m. Stamina war damals gefragt und das Maß aller Dinge und die Grand Prix Pferde sollten nach einer langen Saison beweisen, daß sie noch fit sind und über den weiten Weg kommen. Die Dotierung war erstklassig und die Siegerliste ist geschmückt mit großen Namen. Prunus, Herold,  Wallenstein und Oleander seien hier genannt. Pan Robert im Besitz von L. Röller und trainiert von F. Nash hat 1924 mit 2248:10 mit ein er der höchsten Siegquoten in Deutschland überhaupt gewonnen.

Nach dem Krieg wurde das Rennen in Krefeld gelaufen und Nizam aus der Erlenhofer Zucht im Besitz von W. Bächtold wurde zum ersten Dreifachen Sieger des Rennens. Wallenstein, Graf Isolani und Oleander waren vor dem Krieg “nur” Doppelsieger. Allerdings waren 2800 in den 60igern nicht mehr so angesagt, wie das vor dem Krieg der Fall war. Für Krefeld war das Rennen wohl auf Dauer auch zu teuer und so war man wohl nicht böse, daß Köln ein ähnliches Rennen im Oktober ausschreiben wollte.

Allerdings waren römische Gladiatoren nicht mehr ganz en Vogue, dafür rückte Europa immer mehr in das öffentliche Interesse. Baron Friedrich Carl von Oppenheim war nicht nur Chef des damals einflußreichen Privatbankhauses-Oppenheim, Präsident des Kölner Rennvereins, sondern auch noch Präsident der Europa-Union, in der er sich um die europäische Einigung bemühte.

So war es passend, das Rennen“Preis von Europa” zu nennen. Und nicht nur der Titel verriet die großen Ambitionen, die man mit dem Rennen hatte. Üppige 250.000 D-Mark (125.000 EUR) betrug die Gesamtdotierung 1963. Zum Vergleich, das Derby war mit 125.000 DM und der Große Preis von Baden mit 140.000 DM dotiert. Noch ein Vergleich: ein Arbeiter im produzierenden Gewerbe hatte 1963 einen Durchschnittsverdienst von 659 DM im Monat oder 7.909 DM im Jahr. Der Preis von Europa war also wertvoller als 30 Arbeiter-Jahresgehälter!!

Der erste Sieger 1963 war Opponent im Besitz von Frau Nelly Thissen, trainiert von Josef Hochstein und geritten von keinem Geringeren als Hein Bollow. Zweiter wurde Wild Hun aus Frankreich, Dritter im toten Rennen Novalis und Spielhahn. Der erste Europa-Preis war gleich international. Gelaufen waren 11 Pferde.

Opponent gewann auch das letzte Gladiatoren-Rennen in Krefeld 1962 und baute die perfekte Brücke zwischen den beiden Rennen.

1964 siegte Fujiyama aus dem Besitz von Baron de Rothschild für Frankreich und 1965 sollte die dreifasche Serie des russischen Wunderpferdes Anilin beginnen, der mit seinem ständigen Jockey Nikolaij Nassibow den teilweise sehr guten westeuropäischen Pferden keine Chance lassen sollte. 1966 wurde er u. A. Zweiter im damals weltweit wertvollstem Einladungsrennen, dem Washington D. C. International und war 1966 oder 1967 noch Vierter oder Fünfter im Pris de l’Arc de Triomphe. In jeder Hinsicht ein internationales Klassepferd aus dem russischen Staatsgestüt Woschod!

1973 betrug die Dotierung erstmals 500.000 D-Mark, das Derby war mit 312.850 DM und der Große Preis von Baden mit 250.000 DM dotiert. Der Preis von Europa war weiterhin das finanziell herausragende Rennen in Deutschland. Es siegte der in Frankreich trainierte Acacio d’Aguilar vor Ben Trovato und Madruzzo.

1975, als Star Appeal den Arc und Windwurf den ersten von zwei Europapreisen gewann, standen 524.400 DM über dem Rennen. Der Arc war mit 2.040.000 FF oder umgerechnet 1.171.184 DM dotiert. Der Preis von Europa war mit rund 45% des wichtigsten Rennens der Welt dotiert. Man war mit Frankreich fast auf Augenhöhe. Die King George VI and Queen Elizabeth Stakes in Ascot als der wichtigste Sommervergleich in Europa waren mit 121.000 GBP oder 659.000 DM nicht viel besser dotiert als das Kölner Hauptereignis.

Rund um den Preis von Europa wurde mit der Zeit ein Meeting gestaltet, das in der Hochzeit über drei Tage ging und mit einer Vielzahl gut dotierter Rennen entwickelte sich ein internationales Meeting, das eine Vielzahl erstklassiger ausländischer Gäste anzog.

1978 siegte mit Aden wieder ein Pferd aus Russland.Nikolaij Nassibow war dieses Mal als Trainer verantwortlich. Aden schlug Tip Moss und die großartige Trillion, die kurz davor noch Runner Up zu Alleged im Arc gewesen war.

Überhaupt kamen die Russen gerne zum Europa-Meeting nach Köln. Wenn sie nicht im Hauptereignis liefen, liefen sie in den besseren Rennen des Rahmenprogramms und sie fuhren eigentlich nie ohne Geld nach Hause.

1987 siegte Kamiros mit dem gerade verstorbenen Peter Alafi im Sattel vor dem in Frankreich trainierten Le Glorieux. Es gab eine peinliche Panne. Allgemein sah man Le Glorieux als Sieger und Heinz Rosenbusch hatte ihm schon die Siegerschleife umgelegt. Als dann der offizielle Richterspruch durchgesagt wurde, gab es lange Gesichter bei den französischen Gästen und Jubel bei Kamiros’ Team und seinem, Trainer Harro Remmert. 1988 sollte mit Kondor ein sehr populärer Sieger das Rennen gewinnen und die Kölner bereitetem Hein Bollow in seinem letzten Jahr als Trainer eine tolle Via triumphalis!

1989 wäre Mondiran fast das Kunststück gelungen den deutschen “Grand Slam”, nämlich alle Gruppe-1 Rennen eines Jahres in Deutschland zu gewinnen., Aber Ibn Bey aus England machte ihm einen Strich durch die Rechnung und siegte überlegen mit 6 Längen vor dem keinesfalls enttäuschenden Mondrian.

Lomitas, zweimal Monsun und Schiaparelli sind andere herausragende Sieger in Köln. 27mal gewannen Pferde aus Deutschland, 22mal waren die Ausländer vorne. Außer dem dreifachen Sieger Anilin gab es mitTaipan aus dem Besitz von Lord Swaythling/England noch einen ausländischen Doppelsieger. Dreimal, 1966, 1978 und 1986 waren die Ausländer 1-2-3. Die meisten Starter gab es 1974 mit 17 Pferden, 1992 liefen nur vier.

Seit 2004 ging es mit dem Rennen merklich bergab. Die Siegdotierung wurde auf 155.000 EUR zurück gefahren. Auch der einstmals wohlhabende Kölner Rennverein  war in den deutschen Abwärtsstrudel geraden und es wurde überall gespart. Von einst drei Meetingstagen wurde auf zwei Tage reduziert und schließlich blieb nur noch der Sonntag über. Von zuletzt zwei Gruppe-Rennen ist nur noch der Preis von Europa übrig geblieben. Der Vergleich mit dem Arc, auf den man früher sehr stolz war, ließ sich nicht mehr halten. Von den einstmals 45% zu Star Appeals und Windwurfs Zeiten sind gerade einmal 3,8% übrig geblieben – gerade mal der Skonto-Wert. In Zahlen 4.000.000 zu 155.000. Von einstmals 30 Arbeiterjahreseinkommen sind gerade einmal rund 3,8 Jahresgehälter übrig geblieben. So ist halt die traurige Realität im deutschen Rennsport.

Aber trotz aller Widrigkeiten hat der Kölner Rennverein ein gutes Rahmenprogramm zum Jubiläums-Jahr auf die Beine gestellt. Mit dem Winterkönigin-Trail, einem Listenrennen mit 50.000 und einem weiteren Listenrennen für die Stuten ist ein anständiges Rahmenprogramm zusammen gekommen. Im 50. Preis von Europa laufen sieben Pferde, eines der wenigen Jahre ohne ausländische Beteiligung. Favorit ist für mich Ovambo Queen, trainiert von Dr. Andreas Bolte, gute Chancen sollten auch noch der Ebbesloher Girolamo und Earl of Tinsdal. Daß Waldpark an die großen Erfolge der Ravensberger aus früheren Jahren anknüpft, sollte eher unwahrscheinlich sein – aber ich hätte nichts dagegen.

Schaun wir mal, wer morgen die Jubiläums-Siegerschleife tragen wird.

Preis von Europa

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Ein schmerzlicher Rücktritt

Der Vorsitzende des Renngerichts und Nestor der modernen Sportgerichtsbarkeit im deutschen Galoppsport, Dr Heinz Faßbender ist von Vorsitz des Renngerichts und des Ständigen Schiedsgericht zurück getreten.

In einem bemerkenswerten und lesenswerten offenen Brief legt er die Gründe dar:

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit trete ich mit sofortiger Wirkung von meinen Ämtern als Vorsitzender des Renngerichts und des Ständigen Schiedsgerichts zurück.

Das gesamte Vorgehen der Geschäftsleitung des DVR nach der Entscheidung des Renngerichts vom 20. Juni 2012 in Sachen MONAMI – Diana-Trial am 27. Mai 2012 in Hoppegarten sowie die Entscheidung des Oberen Renngerichts vom 22. August 2012 widersprechen in jeder Hinsicht den eindeutigen Revisionsvorschriften der Rennordnung (Nrn. 676, 679 i. V. m. Nrn. 600 ff. RO).

Nach diesen Vorschriften ist gegen Disqualifikationen die Revision zum Oberen Renngericht nicht zugelassen (Nr. 676 RO). Sie ist bei Fassung der Rennordnung, an der ich seinerzeit neben den Fachleuten des DVR persönlich mitgewirkt habe, für protestfähige Maßnahmen (Disqualifikationen) bewusst nicht zugelassen worden, nicht zuletzt, weil in unserer Sportgerichtsbarkeit gegen die Entscheidungen des Renngerichts der Weg zum ordentlichen Gericht eröffnet ist.

Daran hat auch die jetzt erstmals vom DVR bemühte Entscheidung des Oberen Renngerichts im Fall Mirage vom 27. September 1990 nichts geändert. Sie betraf, was seinerzeit zwischen allen Beteiligten klar war, allein den Umstand, dass nach Verkündung der Entscheidung des Renngerichts ein bei Fassung der Rennordnung nicht bedachter und daher nicht geregelter Verfahrensfehler (Nichtabsetzung des schriftlichen Urteils durch den seinerzeitigen stellvertretenden Vorsitzenden des Renngerichts) eingetreten war, der anders als durch Aufhebung des bisher nur mündlich vorliegenden Urteils nicht aus der Welt geschafft werden konnte.

Das alles hätte unschwer durch Rücksprache mit mir aufgearbeitet werden können, stattdessen hat das DVR nach dem 20. Juni 2012 jede sachliche Kommunikation mit mir abgebrochen.
Das vorstehend beschriebene Vorgehen des DVR bedeutet eine offenkundige Abkehr von den bisherigen Grundsätzen unserer unabhängigen Verbandsgerichtsbarkeit und schließt meine weitere Mitarbeit in der Renngerichtsbarkeit aus.

Zur Illustration der Wertschätzung der früheren Vorstände des DVR für die Unabhängigkeit unserer Verbandsgerichtsbarkeit nachfolgend ein Zitat aus dem Schreiben des Vorstands vom 18. Januar 2006 aus Anlass meines 70. Geburtstags:

„ … Seit vielen Jahren haben Sie verantwortlich und mit passioniertem Einsatz im Kölner Renn-Verein sowie in verschiedenen Gremien gewirkt, vor allem aber sind Sie der Vater des Rechtswesens heutiger Tage in unserem Sport. Sie haben nicht nur erst in der Rennleitung, später im Renngericht und im Schiedsgericht, jahrzehntelang die Rennordnung in mustergültiger Weise angewendet, Sie haben das gesamte Regelwerk wie kein Zweiter in den letzten Jahrzehnten geprägt und ständig fortentwickelt bzw. hierzu rastlos Anstöße sowie Ihren Rat gegeben.

Wenn Gesetzgebung und Rechtsprechung so nah zueinander rücken, mag dies im Allgemeinen und in anderen Lebensbereichen bedenklich sein. In unserem Sport aber hat es auf Grund Ihrer Kompetenz, Ihrer Souveränität, Strenge und Ausgewogenheit sowie Ihres von Passion getragenen ausgeprägten Verantwortungsgefühls in dieser Hinsicht wohl nie eine Gefahr gegeben.

Es ist Ihnen mit Augenmaß gelungen, ein wohl legitimiertes, funktionierendes und weithin anerkanntes Rechtswesen in unserem Sport zeitgemäß zu gestalten und aufrechtzuerhalten. Welche Errungenschaft und wie wenig selbstverständlich dies ist, das weiß jeder, der die speziellen Probleme im deutschen und internationalen Pferderennsport kennt – ganz besonders auch jeder, der zum Vergleich mit anderen Sportarten in der Lage ist.

Wenn in unserem Sport alle Felder so gut bestellt wären, wie das mit auf Grund Ihres Wirkens und Einflusses über die Verbandsgerichtsbarkeit gesagt werden kann, dann könnten wir glücklich sein. Unser Sport hat Ihnen, sehr geehrter Dr. Faßbender, Unermessliches zu danken. Der Vorstand des Direktoriums hofft, sich noch lange auf Ihre Kompetenz und Erfahrung stützen zu können, und würde sich freuen, wenn Sie unserer gemeinsamen Sache weiterhin so hingebungsvoll verbunden bleiben würden.“

Der abschließenden Bitte des damaligen Vorstands bin ich bis heute gerne nachgekommen, aber auch Hingabe kennt Grenzen und die sind definitiv da, wo das (vermeintliche) Verbandsinteresse über die Rennordnung gestellt wird. Der den Verantwortlichen bei der Zulassung von Monami zum Diana-Trial unterlaufene Fehler ist verzeihlich, die Art und Weise, wie er aus der Welt geschafft werden soll, nicht.

Mit der Ihnen gebührenden Achtung
Dr. Heinz Faßbender

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Das Tauziehen ums Derby

Wie Turf-Times in der jüngsten Ausgabe berichtet, wird das DVR über die Vergabe des Derbys erst im Oktober entscheiden. Ein Gespräch zwischen den Präsiden des DVR und des HRC hat keine weiteren Ergebnisse gebracht. Fest steht, daß Albrecht Woeste als Präsident des DVR  weiterhin auf einer Ausschreibung des Derbys besteht. Für den Hamburger Rennclub ist das besonders prikär, weil aktuell Gespräche mit dem Hamburger Senat über die Doppelrennbahn anstehen.

Hubertus Schmelz, dem guten Kontakte zur Direktoriums-Spitze nachgesagt werden, äußerte sich auch in diesem Blog dahingehend, daß von Köln vor allem die sinkenden Zuschauerzahlen kritisiert werden. Das ist einerseits richtig, andererseits aber aktuell ein allgemeines Problem des Galopprennsport. Zu den 1000 Guineas auf der Hausbahn des DVR-Präsidenten war der Besuch – dezent ausgedrückt und sicher auch wetterbedingt – sehr übersichtlich. Im Unterschied zu anderen Bahnen kann der HRC aber trotz der Zuschauerproblematik noch gute Umsätze melden. Der Rückgang am Toto von 2 Mio EUR im Zeitraum 1 bis 7 2012 ist jedenfalls am HRC vorbei gegangen.

Aber das sind alles Mutmaßungen. Eine öffentliche Erklärung des DVR, in der klar Stellung bezogen wird, woher man das Recht ableitet, das Derby auszuschreiben und die Gründe für die Ausschreibung darlegt, ist inzwischen mehr als überfällig!

Der Hamburger Rennclub hatte dieses Jahr am Derbytag die direkte Konkurrenz des Europameisterschaft-Fußball-Endspiels, was vor allem viele auswärtige Besucher abgehalten hat. Die Zahlen können daher als Vergleich zu den Vorjahren nur bedingt verwendet werden. Daß an dieser Baustelle dringend gearbeitet werden muß, ist keine Frage – aber nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland! Das DVR wäre gut beraten, daß zu ein Konzept oder einen Masterplan vorzulegen, damit die Vereine in ähnlicher Weise vorgehen.

Die Derbyvakanz ist natürlich für den HRC bei den Gesprächen mit dem Hamburger Senat ein großes Problem – es scheint, daß das DVR den Verlust der Hamburger Bahn zumindest billigend in Kauf nimmt.

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Das Derby – wer gewinnt?

Es schlug fast wie eine Bombe ein. Nicht einmal vier Wochen nach dem Derbymeeting hat das DVR den führenden Rennvereinen mitgeteilt, daß das Derby ab 2013 neu ausgeschrieben wird. Bewerbungen konnten bis zum 10. August beim DVR abgegeben werden. Es werden einige Bedingungen genannt, wie die Abhaltung von mindestens vier zusätzlichen Renntagen und ein gesellschaftliches Rahmenprogramm.

Es wundert doch einigermaßen, daß das Direktorium das Derby “einfach mal so” ausschreiben kann. In einer dieser Tage veröffentlichten Presseerklärung, die vom Präsidenten des DVR, Albrecht Woeste gezeichnet wurde, wird das u. A. damit begründet daß das DVR die Renntermine vergibt. Diese Begründung scheint auf sehr dünnem Eis gebaut. Aus dem Recht zur Vergabe der Renntermine das Recht zur beliebigen Verteilung von Gruppe-Rennen herzuleiten, ist mehr als weit hergeholt.

Fakt ist, daß fast alle großen Rennen des Turfs nicht nur in Deutschland von einem Rennverein ins Leben gerufen wurden oder von einer Persönlichkeit gestiftet wurden. Das Derby entstammt einer Initiative des Hamburger Rennclubs, ein Rennen nach englischem Vorbild für dreijährige Pferde zu veranstalten und das wie sein englisches Vorbild “Derby” genannt und 1869 erstmals gelaufen wurde. Es stammt aus einer Zeit, als von einem DVR noch nicht gesprochen wurde, es ist älter als die Deutsche Einheit im Bismarck-Reich.

Über konkrete Gründe schweigt sich das DVR aus. Sind sie aktueller Natur oder historisch bedingt? Um welche Details geht es? Wenn das DVR indirekt in der Presse-Erklärung anklingen läßt, daß es gegenüber den Aktiven die Abrechnung sicherstellen muß, dann ließe das Schlüsse zu, die nach Auskunft verschiedener Aktiver absolut unbegründet und nicht haltbar sind.

Es ist weiterhin Fakt, daß die Kostenträgerschaft für das Rennen nicht durch das DVR erfolgt, sondern durch den Hamburger Rennclub. Der HRC trägt die Kosten, wird ein Überschuß aus der Veranstaltung erzielt, geht dieser in die Vereinskasse und nicht in die DVR-Kasse. Der HRC soll zwar vom DVR für die Veranstaltung der Derbywoche finanzielle Unterstützung erhalten. Es ist aber nicht allgemein bekannt, ob diese Unterstützung höher ist, als sie andere Vereine mit einem ähnlichen Rennprogramm erhalten.

Zur Erinnerung: In den guten Jahren des Sports wurden Gruppe-Rennen zuweilen verkauft. So war unter anderem der Kölner RV damals Aufkäufer und hat sein Jahresprogramm deutlich aufgewertet. Die “Ablöse” wurde aber regelmäßig an den verkaufenden Rennverein gezahlt und nie an das DVR. Daß der Kölner RV diese Rennen heute teilweise wieder abgibt und sich freut, wenn ein anderer RV ein Gruppe-Rennen veranstaltet, ist noch eine andere Sache. Aber auch hier wird das Geschäft ohne das DVR abgeschlossen. Oder will jemand behaupten, daß die Verlegung des Rheinland-Pokals von Köln nach München auf Anordnung des DVR erfolgt ist und dies alles ganz leise hinter den Kulissen über die Bühne gegangen ist?

Die Toto-Umsätze in Deutschland sind von Januar bis Juli um rund 2 Mio gesunken, Hamburg hat hingegen den Umsatz gehalten und die Umsatz je Rennen marginal gesteigert. Und dies bei denkbar schlechten Rahmenbedingungen durch die Europameisterschaft und die Tatsache, daß statt an zwei Wochenenden zu veranstalten, nur an einem Wochenende veranstaltet und der Hansa-Preis an einem Wochentag gelaufen wurde. Am Mittwoch wurden in HH mit dem “Langen Hamburger” (Listenrennen) als Tageshöhepunkt rund  325.000,- EUR umgesetzt. So schlecht kann die Arbeit, die in Hamburg gemacht wird, also nicht sein. Als Vergleich, der Bewerber München hat am Bayernpokal-Tag mit einem Gruppe-1 Rennen knapp 200.000 EUR Umsatz, davon 100.000 auf der Bahn erzielt. Mit derart schlappen Zahlen gibt sich Hamburg nicht ab. Zur Diana, immerhin der zweitwichtigste Klassiker, wurden an einem Sonntag bei allerbesten Bedingungen mit 378.000 auch nicht viel mehr Umsatz  gemacht als Mittwochs in Hamburg. Die  Umsatzmillionen, die HH am Derbytag erzielt, ist man auf allen NRW-Bahnen inzwischen Lichtjahre entfernt. Und dieser “Umsatzhochburg” will man die Lampe abknipsen?

Hamburg hat, soweit man das von außer erlebt, eine gesunde Vereinsstruktur. Natürlich ist Idee Kaffee der größte Gönner des Vereins, aber das Engagement von Herrn Darboven wird nicht annähernd so hoch sein, wie das Engagement der Präsidenten von München, Baden Baden und Hoppegarten. Angenommen, das Derby würde an einen der drei interessierten Vereine vergeben. Die drei Bewerber leben im Wesentlichen von Ihren Präsidenten, gestandenen Persönlichkeiten im Wirtschaftsleben und hoch reputiert im Rennsport. Ihr Engagement kann man gar nicht hoch genug würdigen. Aber was geschieht mit den Vereinen, wenn die Präsidenten abtreten und sich aus dem Sport zurück ziehen? Sind diese Vereine dann wirtschaftlich ansatzweise noch in der Lage, eine Derbywoche zu stemmen oder geht das Derby dann als ungeliebtes, weil nicht mehr zu bezahlendes Rennen auf Wanderschaft? Nur ein Gedankenspiel, aber ziemlich realistisch und grausam zugleich.

Wie der Präsident des DVR in der Presser-Erklärung ausführt, sieht er gute Chancen, aus dem Derbymeeting ein Event mit internationalem Format zu machen. Als wenn der Rennsport in Deutschland keine anderen Sorgen hat. Und wie soll das funktionieren? Zwei Zahlen zum nachdenken. 2002 zahlten die Gruppe-2 Rennen in Deutschland durchschnittlich 113.423 EUR, in Frankreich 102.037. 2011 waren es in Dtld dann noch 85.727 EUR. Über Standard waren noch die beiden Klassiker und das Union-Rennen. Der ist auf 70.000 EUR Mindestdotierung .“eingedampft”. In Frankreich wurden 2011 145.556 EUR im Schnitt in Gruppe-2 Rennen gezahlt. Während die Dotierung in Deutschland um rund 25 Prozent gesunken ist, ist sie in Frankreich im gleichen Zeitraum um rund 42 Prozent gestiegen. Die Standarddotierung für Gruppe-2 beträgt in Frankreich 130.000 EUR, fast das doppelte von der deutschen Standard-Dotierung.

Während die deutsche Vollblutzucht höchsten internationalen Standard genießt, ist der Rennsport im Vergleich zu den großen Rennsportländern in Europa nur noch zweite Wahl. Es gibt wenige Rennen, die Dotierung ist schlecht und es gibt zu wenig Pferde. Die Guten werden sehr schnell ins Ausland verkauft, weil der Verkauf einfach rentabler ist, als das Pferd in eigenen Farben im Rennsport laufen zu lassen.

Welche deutschen Pferde sollen denn bei diesem internationalen Event laufen, welche guten Ausländer sollen denn bei den aktuellen Dotierungen nach Deutschland kommen? Glaubt man wirklich, mit unseren Rennpreisen bessere französische oder gar englische und irische Pferde am Start zu sehen, wenn die besten Deutschen laufen? Und wo schließlich soll das viele Geld herkommen, das man für ein solches internationales Spitzen-Event benötigt? Das sind Träumereien, aber keine brauchbaren Ideen!

Hamburg zahlt immer noch die mit die besten Rennpreise der Republik. Vor allem die Basis-Rennen sind deutlich besser dotiert als auf den meisten anderen Rennbahnen. Was geschieht mit der Hamburger Rennbahn, wenn das Derby weg ist? Wie sieht es mit den anderen Gruppe-Rennen aus, dem Hansa-Preis etc.. Das DVR macht dazu keine Aussagen und man kann nur böses ahnen.

Die Rennvereine sind die Veranstalter der Rennen. Sozusagen der “Betrieb” in der “Volkswirtschaft Galopprennsport”. Der Betrieb ist die Stätte wirtschaftlichen Handelns und es wäre wünschenswert, wenn von Köln diese Betriebe bzw. Rennvereine gestärkt werden. Gesunde Rennvereine können gute Rennpreise zahlen, mit denen sich der Rennsport wieder entwickeln kann. Man bekommt den Eindruck, das man genau das nicht möchte, sondern den Einfluß des DVR zu Lasten der Rennvereine zu stärken. Es kann aber keine erfolgreiche Rechnung sein, wenn man eine Position dadurch zu stärken versucht, daß man andere Positionen schwächt. Der Verlierer einer solchen Politik wäre der Rennsport und das DVR keinesfalls ein Gewinner. Mit Hamburg, so scheint es,  gibt es die erste große Machtprobe und je nachdem, wie sie ausgeht, wird das erheblichen Einfluß auf die Galopplandschaft der Republik haben.

Man muß für Hamburg das Allerbeste hoffen.

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5 Millionen

Fünf Millionen erhaltene Fördermittel soll der Landesverband der Reit- und Fahrvereine Rheinland an den Staat zurück zahlen. Der Verband hat diese Fördermittel erhalten, als er die Landesreit- und Fahrschule von Wülfrath nach Langenfeld verlegt hat. Die Bauarbeiten wurden aber nicht wie vorgeschrieben europaweit, sondern nur deutschlandweit ausgeschrieben. Das ist die Ursache für den Rückzahlungsanspruch.

Lassen wir den ganzen juristischen Käse mit EU und sonstigem Vergaberecht mal außen vor,  bleibt die Tatsache, daß die Warmblutreiter für ein Ausbildungszentrum einen Zuschuß von mal eben 5 Mio erhalten haben.

Von Zuschüssen derartiger Größenordnung kann der Rennsport nur träumen und da fragt sich der Betrachter doch, was denn da falsch läuft. Müssen im Rennsport Teile anders definiert werden, damit sie zuschußfähigsind oder was muß sonst geschehen?

Guckt man sich die Rennbahnen von den Stallungen, teilweise über das Geläuf bis zu den Tribünen an, dann gibt es an diesen Sportarenen verdammt viel zu tun. Renovierungsstau oder wie auch immer man das nennen will.

Wonach werden diese Mittel eigentlich vergeben, auß0er daß man natürlich einen Antrag stellen muß. Sind das Zuschauerzahlen, “gefühlte Bedeutung” der Sportart oder was auch immer. Man sollte wirklich mal überlegen, wie man an diese offensichtlich immer noch gut gefüllten Subventionstöpfe kommen kann.

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Acht Längen, wer bietet mehr?

Schwarzgold mit Gerhard StreitMit eindrucksvollen acht Längen hat Pastorius seinen Derbysieg im Großen Dallmayr-Preis (GR 1) in München bestätigt. Für Turf-Times Anlaß zu fragen, wann ein Derbysieger seinen Erfolg auf dem Horner Moor ähnlich überzeugend bestätigt hat und für mich einmal Anlaß, die Starts nach dem Derbysieg zu recherchieren, um die Frage zu beantworten.

In der jüngeren Geschichte muß man bis 1995 zurückblättern, bis mit All my Dreams der erste Derbysieger nach dem Hamburger Triumph überlegen im damals üppig dotierten BMW Europa-Championat gewonnen hat. Mit viereinhalb Längen siegte er vor Oxalagu und Kalimnos.

Acatenango gewinnt nach dem Derby den Aral Pokal überlegen mit 1 3/4 Längen. Einen Richterspruch, den es so heute wohl nicht mehr gäbe.  Athenagoras bestätigte seinen Derbysieg im Aral-Pokal nur mit 2 1/2 Längen, danach drehte er im Großen Preis von Baden auf und schlug den Schlenderhaner Arratos mit 6 1/2 Längen. Das war schon nah an Pastorius’ acht Längen, aber eben der übernächste Sieg. Der kleine große Alpenkönig schlug Cortez im Großen Preis von Nordrhein-Westfalen nur mit überlegenen vier Längen. Ebenfalls mit überlegenen vier Längen besiegte Luciano den Stallgefährten Fiesco im Aral-Pokal.

Danach muß man tatsächlich bis 1948 zurückblättern, um einen Derbysieger zu finden, der diesen im darauffolgenden Rennen mit überlegenem Sieg bestätigt hat. Birkhahn siegte nach dem Derbysieg im Arthur von Weinberg-Rennen mit überlegenen sechs Längen. Beide Rennen, Derby und Weinberg-Rennen, wurden im September gelaufen. Und in Frankfurt gab es 30.000 D-Mark, davon 20.000 D-Mark für den Sieger. Das waren 5.000 D-Mark mehr als es im Hamburger Derby gab. Es war damals kurz nach der “Währung” verdammt viel Geld!

Ticino gewann nach dem Hamburger Derby noch das Wiener Derby mit vier Längen. Der wohl einzige Derbysieger, der seinen Hamburger Erfolg danach in Wien bestätigte und der letzte Doppelderbysieger Hamburg – Wien.

Um den Derbysieger zu finden, der seinen Hamburger Erfolg mit mehr als den acht Pastorius-Längen bestätigt hat, muß man noch weitersuchen, bis zum Jahr 1940, also vor 72 Jahren. Damals degradierte die Schlenderhaner Wunderstute Schwarzgold den Rest der deutschen Galopper-Elite zu Statisten. International konnte sie sich nicht messen, denn es war Krieg und Auslandsreisen damit unmöglich.

Das Derby gewann sie mit 10 Längen, im folgenden Oleander-Rennen in Hoppegarten war es eine Weile (mehr als 10 Längen), im folgenden Großen Preis von Berlin war es wieder eine Weile und im Wochenschaubericht sah es nach rund 100m Vorsprung aus.

Auch wenn die Rennsportuhren etwas anders ticken, sind 72 Jahre für einen Rekord eine lange Zeit. So gesehen hat Pastorius den Schwarzgold-Rekord eingestellt. Wie gut die jeweils geschlagen Gegner waren, beantwortet der Richterspruch natürlich nicht. Pastorius hat den Vorjahres Sieger des Großen Dallmayr-Preises geschlagen. Schlecht waren seine Gegner mit Sicherheit nicht.

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Meandre siegt in Berlin – Köln – Oaks auf dem Curragh und Maisons Laffitte

Meandre im Besitz der weltberühmten Familie Rothschild und trainiert von Frankreichs Meistertrainer André Fabre gewinnt den 122. Großen Preis von Berlin.

Meandre passierte früh in der Geraden den lange führenden Earl of Tinsdal, der auf für ihn nicht passendem Boden eine gute Partie lieferte. Dritter wurde Baschar aus dem Stall Litex Commerce vor Ovambo Queen, deren Speed dieses mal nicht zwingend war. Vielleicht war die Pause etwas zu kurz.

Meandre hatte als frische Form den Sieg im Grand Prix de Saint Cloud im Marschgepäck, jenem Rennen, in dem eigentlich alles gegen Danedream lief und die Stute nur Vierte und damit Letzte wurde. Im letzten Jahr siegte Meandre u. A. im Grand Prix de Paris am Nationalfeiertag in Frankreich und schlug dabei den Derbysieger Reliable Man, der am Samstag in Ascot Danedream den Vortritt lassen mußte.

Es ist schon bezeichnend, wenn die renommierte Racing Post den Nachfolger von Danedream  als Sieger in Berlin jetzt auch für den Arc hoch handelt. Bei allen Problemen, die der Rennsport in Deutschland hat, wird die Klasse der deutschen Pferde international nicht mehr diskutiert. Die deutsche Vollblutzucht begegnet den großen internationalen Zuchten heute auf Augenhöhe.

Den hochdotieren Ausgleich I gewann Combat Zone aus dem Stall von Guido Schmitt und trainiert von Mario Hofer. Der sechsjährige Wallach ist ein Muster an Beständigkeit. Seit 2010 gewann er fünf Rennen, davon vier Ausgleich I und war noch mehrfach plaziert. Nur im Cambridgeshire, einem der “Säulenheiligen Handicaps” des englischen Rennsports patzte er und kam als 18. über die Linie.

Im Rahmenprogramm gewann So oder so im Besitz von Frau M. Haller das erste Rennen für William Mongil als Trainernachfolger für den kürzlich verstorbenen Werner Baltromei.

In Kölner Oppenheim-Rennen, gelaufen unter dem Patronat der Ilse und Heinz Ramm Stiftung, siegte aus dem Stall von Peter Schiergen Nouvelle Neige mit dem Amateur und Trainersohn Dennis Schiergen im Sattel. Damit gerwinnt Dennis Schiergen bereits das zweite Listenrennen in dieser Saison. Bemerkenswert auch, daß der junge Amateur die Stute beim Debut in Düsseldorf schon geritten und direkt gewonnen hat. Meines Vaters Pferde ist niucht nur ein schöner Roman von C. F. Laar, sondern zuweilen auch eine gute Basis für den Erfolg im Rennsattel. Aber das wissen andere Trainersöhne auch, die heute selbst hocherfolgreiche Trainer sind.

Der Einlauf in den irischen Oaks auf dem Curragh war identisch mit den Eposm Oaks Anfang Juni: Great Heavens vor Shirocco Star und Princess Highway. Aus deutscher Sicht ist natürlich der zweite Platz der Shirocco-Tochter Shirocco-Star interessant. Der Monsun-Sohn hat in seinem zweiten Jahrgang wieder einen Klassiker unter seinen Nachkommen. Nur ein “Roter Stern” bei seinen Nachkommen fehlt noch – aber der läßt hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten.

In Maisons Laffitte wurde der Prix Robert Papin (GR 2) gelaufen. Es siegte  Reckless Abandon vor Sir Prancdealot und Snowday – hier war die deutsche Zucht nicht beteiligt. Im zur Gruppe 2 gehörenden Prix Eugene Adam siegte Bayrir vor Cogito und dem Manduro-Sohn Fractional.  Fractional war zuvor in zwei Rennen ungeschlagen und mußte einen gewaltigen Sprung machen.

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