Stellungnahme des Rennstalls Wöhler zum Derby

Auf seiner Webseite hat Andreas Wöhler eine Stellungnahme zum Derby und dem Protest abgegeben,die sehr lesenswert ist und die wir deswegen hier wieder geben!

Obwohl unmittelbar betroffen, haben wir uns zu dem Geschehen um Isfahan’s Derby-Sieg bisher öffentlich noch nicht geäußert da wir den Initiatoren dieser Aufführung nicht noch mehr Plattform bieten wollten und der Schaden, der dem Rennsport mutwillig dadurch zugefügt wurde, schon groß genug ist.

Das scheint den meisten Mitwirkenden aber scheinbar nicht bewußt oder auch egal zu sein. Da wurden munter unsinnige Vorwürfe, Verallgermeinerungen und falsche Behauptungen gestreut, die von Schreibtisch-Journalisten dankbar aufgegriffen und sogar auch dann noch veröffentlicht wurden als der Protest und die von PeTa angestrengte Klage wegen Tierquälerei schon abgewiesen war – frei nach dem Motto “ich recherchiere mir doch nicht die eigene Geschichte kaputt”.

Nach dem Derby erschien auf Facebook folgende Meldung:”Nicht nur Dschingis Secret, der wohl gewonnen hätte, wenn er so verprügelt worden wäre, wie der erste und zweite des Derbys, sondern ALLE anderen Gruppen im Rennsport (Züchter, Besitzer, Wetter, Deckhengshalter und Zuschauer) wurden im höchsten Maße betrogen… Wenn das Direktorium nicht so bald als möglich die Paragraphen ändert und ausländische Jockeys, die ihre Pferde verprügeln, disqualifiziert.. ja dann kann man im Grupperennen keinen deutschen Jockey mehr engagieren! Diese Geschichte ist ein Armutszeugnis für den Deutschen Rennsport und wird ein Nachspiel haben, nicht nur bei den Tierschützern! von Helmut von Finck”

Und so wurde PeTa, auf welchem Weg auch immer, auf den Plan gebracht und schlachtete diese Geschichte medienwirksam für ihre eigenen Zwecke aus, in dem sie mit  marzialischer Wortwahl und reißerischer Darstellung das Geschehen in großen Zeitungsartikeln propagierte, mit aberwitzigen Fallzahlen von zu Tode gekommenen Pferden den Rennsport diskreditierte und alle Tierfreunde dazu aufrief, keine Rennveranstaltungen mehr zu besuchen. Die Enttäuschung ein Derby nicht zu gewinnen, ist verständlich aber wenn dann deshalb von einigen Personen die eh schon sehr fragile Darstellung des Rennsports mit einer mutwillig inszenierten Schlammschlacht öffentlich so derartig verzerrt wird, ist das einfach nur dumm und kurzsichtig. Leider wurde diese verheerende Außendarstellung seitens des Rennsports nie öffentlich kommentiert. Man wolle “den Ball flach halten” hieß es auf Nachfrage und so blieben sämtliche von PeTa an den Haaren herbeigezogenen Anschuldigungen, unsinnigen Klagen und desaströsen Zeitungsartikel ohne Gegenwehr.

Was war eigentlich passiert? Einer hat angeblich was gehört, gab das weiter und das angeblich Gehörte landete bei den Drittplatzierten des Derby’s. Aus Unsportlichkeit, persönlichen Animositäten oder welchen Gründen auch immer, wurde daraus der allseits bekannte Vorwurf gestrickt, Darius Racing-Manager Holger Faust hätte Jockey Vargiu dazu angestiftet, die Peitsche auch über das erlaubte Maß hinaus zu benutzen. Da es bis auf das angeblich Gehörte keinerlei Beweise für diesen Vorwurf gab, wurde auf sehr fragwürdige Weise versucht, sich noch den ein oder anderen Beistand zu sichern, was dann allerorts und in der Presse als “die Zeugen” bezeichnet wurde.

Wie sich aber herausstellte, war das angeblich Gehörte eigentlich nur eine Vermutung, welche dann aber einfach so weitergegeben wurde als hätte man sie tatsächlich gehört. So gab es natürlich auch gar keinen Tatbestand, der von Zeugen, die es im Übrigen auch gar nicht gab, hätte untermauert werden können. Was dazu führte, dass der eingelegte Protest von der Rennleitung und nun auch vom Renngericht abgewiesen wurde. Abgesehen davon, würde die Deutsche Rennordnung auch gar keine rechtliche Grundlage bieten, Isfahan wegen der genannten Vorwürfe im Derby zu disqualifizieren.

Hätte man meinen können, dass es nun genug ist und die Gegenseite nun auch endlich einen Schlusstrich unter diese unwürdige Angelegenheit ziehen kann, ist dem nicht so. Nach dem Urteil wurden weitere rechtliche Schritte – auch wenn vor dem Renngericht eine Revision ausgeschlossen ist – angekündigt. Da fragt man sich dann schon, um was geht es jetzt eigentlich? Ist es Rachsucht, verletzte Eitelkeit oder einfach nur die Lust, jemanden zu schaden? Geschadet wird allerdings nur dem Rennsport und da zumindest einer der Beteiligten sein Geld im Rennsport als Züchter verdient und bestimmt auch weiterhin verdienen will, ist das mit normalen Menschenverstand nicht nachzuvollziehen. Um Sportlichkeit und Fairneß geht es jedenfalls definitiv nicht.”

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Turfdeutschland und die Scheichs

Das Arc-Wochenende ist Geschichte – eines der wertvollsten Meetings der westlichen Welt. Auch der gemeinhin als wohlhabend geltende französische Rennsport könnte dieses Meeting in dieser Form nicht ohne Sponsoring darstellen.

Rund 9,1 Mio EUR Rennpreise incl. des Araber-Rennens, dazu Inländerprämien und Züchterprämien wurden in zwei Tagen ausgeschüttet. Nur am Tag des Dubai World Cup und des Breeders’ Cup gibt es ähnlich viel Geld zu verdienen. Zum Vergleich: Die Rennpreise 2015 insgesamt betrugen in Deutschland 14,5 Mio EUR.

Der Arc Tag in Frankreich und besonders in England sind die Araber ein wesentlicher Faktor für die teilweise deutlich gestiegenen Rennpreise. Überall, wo die Scheichs Pferde laufen lassen, steigen die Preise für die Pferde, was die Züchter freut und dazu die Rennpreise. Es sind viele Firmen mit arabischen Hintergrund, die man am Namen nicht direkt erkennen kann, die dafür sorgen. Und die teilweise riesigen Rennställe sind rund um die Welt verteilt. Bei 50 Rennen, die bei Galopp-Sieger 2016 berichtet werden, erscheint bei 17 Rennen “Godolphin” auf den ersten drei Plätzen und teilweise mehrfach. Dafür gibt es dann u. A. die Darley Stakes oder die Emirates Stakes, zwei hoch dotierte australischen GR I Rennen.

Nur um Deutschland machen die Scheichs einen großen Bogen. Andreas Wöhler hat zwar einige Pferde von Jaber Abdullah in Training und auch für die Familie Al Thani schon trainiert, aber das war es dann auch.

In den 90ern, als sich der deutsche Rennsport öffnen mußte, wollte er nicht seine internationale Reputation und damit verbunden auch die Pattern-Rennen verlieren, waren in verschiedenen Rennställen z. B. bei Bruno Schütz Pferde arabischer Besitzer eingezogen. Der beste aus dieser Zeit war sicherlich Germany, der für seinen Besitzer Jaber Abdullah große Rennen gewann.

Das Engagement wurde aber bald wieder runter gefahren, weil der die gewünschte Kostendeckung nicht erreicht werden konnte – so war damals die Begründung, wenn ich mich recht erinnere. “Durchschnittlich” waren die Rennpreise damals in Deutschland zwar besser, als in England, aber der Durchschnitt interessierte die Scheichs nicht. Für sie war die Dotierung der Black Type Rennen interessant und vor allem auch die Wertsteigerung, die für ein Pferd bei entsprechenden Erfolgen verbucht werden konnte – und die waren im Vergleich zu England eben nicht so berauschend.

Dazu war der Service und die Wertschätzung, die man in Dtld den Scheichs entgegen gebracht hat, nicht so, wie sie es in anderen Ländern gewohnt waren. Auch in den guten Zeiten war Galopprennen in Deutschland eher ein Sport, in dem gearbeitet wurde und wo man das Flair und die große Welt nicht so lebte, wie es in anderen Ländern der Fall war und ist. Es hat den Magnaten aus dem Morgenland eben nicht so gemundet, wie sie es haben wollten und sie sind weiter gezogen.

Die Maktoums aus Dubai sind im Rennsport voll integriert, England ohne Königsblau ist eigentlich nicht mehr vorstellbar. Die Jährlingsmärkte würden dramatische Einbrüche erleben, die Dotierungen vieler Rennen würden zusammen gestrichen – der Rennsport und die Vollblutzucht wäre um 20 oder 30 Jahre zurück geworfen. Frankreich hat durch die starke PMU andere Verhältnisse, aber wenn die Königsblauen nicht mehr bei Fabre et al stehen würden, wären ein paar mehr Boxen in Chantilly leer.

Die Al Thanis als die Spätstarter im Vergleich zu den Maktoums, kaufen im Moment alles, was vier Beine hat, Klasse verspricht und für Geld zu erwerben ist, auf. Natürlich klappt das nicht immer, denn Vollblüter laufen dann doch nicht immer so schnell, wie sie es in der Jugend vermuten lassen oder wie es der Käufer verspricht – und eine Trève ist auch in Frankreich nicht jedes Jahr auf dem Markt. Aber sie beflügelt den Markt und wer eine Trève gekauft hat, hat Blut geleckt und wird weiter machen.

Und Deutschland? Außer der Enklave in Gütersloh, ist Turf-Deutschland weitgehend scheich-frei. Keine Scheichs im Sport bedeutet auch, kein Sponsoring für den Rennsport. Die Hamburger hatte es vor ein paar Jahren versucht, Katar als Derby-Sponsor zu gewinnen. Es ist in die Hose gegangen. Ein sehr guter Kenner der arabischen Welt sagte mir dieses Frühjahr, daß es terminlich alles nicht gepaßt habe und man besser hätte warten sollen.

Es gibt ja noch Verbindungen aus Turf-Deutschland zu den Scheichs bzw. deren direkten Vertrauten. Aber wenn diese Kontakte von offizieller Seite nicht genutzt werden, kann das nichts werden. Es bedarf dazu eines guten Konzepts und es bedarf sehr geduldiger Gespräche – und man sollte sich den Rat derer holen, die sich seit Jahren erfolgreich in der Pferdewelt der arabischen Magnaten bewegen oder bewegt haben.

Wollen wir im Sport ein solches Engagement? Nein werden einige sagen und das politisch begründen können. Ja sage ich, weil eine politische Begründung auch für viele andere Bereiche gelten würde. Ich will das jetzt nicht weiter ausführen, weil man über das Thema ein sehr ausführliches und umfangreiches Essay schreiben könnte.

Wir müssen uns fragen, wie sich Vollblutzucht und Galopprennsport in den nächsten Jahren in Deutschland entwickeln soll und wie es bewerkstelligt werden soll oder ob wir mit dem Status quo zufrieden sind und so weiter machen wollen.

Ein Sponsoring durch die Scheichs ist kein Allheilmittel für den Galoppsport in Deutschland, aber es ist eine Option – über die man nachdenken sollte, bevor man sie nicht mehr hat.

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Das Arc-Meeting 2016

Der Arc 2016 ist ohne Frage ein Arc für die Geschichtsbücher. Noch nie hat ein Trainer die drei  Erstplazierten in diesem Rennen gesattelt und noch nie stammten die drei Erstplazierten von dem gleichen Deckhengst ab. Galileo hatte drei Pferde im Rennen und sie waren 1-2.3.

Achtzehn mal war Aidan O’Brien 1-2-3 in großen Rennen, vierzehn mal in Gruppe 1

Jahr | Rennen                                                             | Status | Sieger
—–+——————————————————+——–+——————–
2001 | Darley Dewhurst Stakes                                        | GR 1   | Rock of Gibraltar
2001 | Criterium de Saint-Cloud                                      | GR 1   | Ballingarry
2001 | Entenmann’s Irish 2,000 Guineas                      | GR 1   | Black Minnaloushe
2002 | Entenmann’s Irish 2,000 Guineas                      | GR 1   | Rock of Gibraltar
2002 | Budweiser Irish Derby                                           | GR 1   | High Chaparral
2007 | St James’s Palace Stakes                                       | GR 1   | Excellent Art
2007 | Budweiser Irish Derby                                           | GR 1   | Soldier of Fortune
2007 | Tattersalls Millions Irish Champion Stakes      | GR 1   | Dylan Thomas
2007 | Derrinstown Stud Derby Trial Stakes                 | GR 2   | Archipenko
2010 | Keeneland Royal Whip Stakes                              | GR 2   | Fame and Glory
2010 | Dubai Duty Free Irish Derby                                 | GR 1   | Cape Blanco
2011 | Juddmonte Royal Lodge Stakes                            | GR 2   | Daddy Long Legs
2011 | Dubai Duty Free Irish Derby                                 | GR 1   | Treasure Beach
2011 | Derrinstown Stud Derby Trial Stakes                  | GR 2   | Recital
2014 | Dubai Duty Free Irish Derby                                 | GR 1   | Australia
2015 | Moyglare Stud Stakes                                              | GR 1   | Minding
2016 | Qipco 1000 Guineas Stakes                                   | GR 1   | Minding
2016 | Qatar Prix de l’Arc de Triomphe                           | GR 1   | Found

Sechsmal ist Galileo eine solche Triplette bisher gelungen, davon fünf mal in Gruppe 1

Jahr | Rennen                                                             | Status | Sieger
—–+——————————————————+———-+——–+——————
2006 | Ladbrokes St Leger Stakes                               | GR 1   | Sixties Icon
2013 | Betfred Rose of Lancaster Stakes                    | GR 3   | David Livingston
2014 | Dubai Duty Free Irish Derby                            | GR 1   | Australia
2015 | Moyglare Stud Stakes                                         | GR 1   | Minding
2016 | Qipco 1000 Guineas Stakes                              | GR 1   | Minding
2016 | Qatar Prix de l’Arc de Triomphe                      | GR 1   | Found

Aidan O’Brien der Master of Ballydoyle und gewissermaßen Privattrainer für die Tabor-Magnier Gruppe hat seiner an Höhepunkten reichen Karriere noch einen weiteren hinzu gefügt.  Es war der schnellste Arc, der jemals gelaufen wurde: Bei 2:23,6 bleiben die Uhren stehen. Das waren 8/10 weniger als der Rekord im Arc, den Danedream in Longchamp aufgestellt hat und der die schnellste Zeit war, die in Longchamp über die 2400m jemals gelaufen wurden.

Gleiches gilt für den Rekord von Found, auch sie lief die schnellste Zeit, die jemals auf der Derby-Bahn über 2400 gelaufen wurde. Bering als Zweitschnellster war im Prix du Jockey Club  5/10 langsamer. Bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h sind das 16,67 m/sec, also 8m zwischen Found und Bering. Er wäre Fünfter oder Sechster im Arc gewesen. Dafür, daß sein Rekord schon 30 Jahre alt ist, ein sehr respektables Ergebnis. Danedream muß man außen vor lassen, die Bahn von Longchamp ist langsamer und deswegen kann man die dort gelaufenen Zeiten mit Chantilly nicht vergleichen. Auffällig aber auch, daß beide Rekorde von Stuten gehalten werden.

Anmerkung: Bei Galopp-Sieger stehen mir nur die großen Rennen zum Vergleich zur Verfügung und bei den alten Daten sind diese unvollständig und manchmal erscheinen sie auch falsch. Auch in weniger bedeutenden Rennen werden oft schnelle Zeiten gelaufen, aber daß ein Bahnrekord in einem kleinen Ausgleich oder Altersgewichtsrennen gelaufen wird, halte ich doch für sehr unwahrscheinlich. Aber diese Fehlermöglichkeit besteht durchaus.

Und das Rennen?
Am Start klappte Savoir Vivre ein wenig nach und ging hinter den Pferden auf die Reise. Vedevani als Pacemaker für Harzand sorgte für gutes Tempo und er sollte bis weit in die Gerade die Spitze halten. Dahinter waren die gemeinten Pferde gleich vorne dabei. Auch der japanische Gast lag gut im Rennen, ging außen von Postponed. Daß er am Ende völlig einbrach und auf Platz 14 ins Ziel kam, ist wohl eine der Überraschungen dieses Arc.

Im Schlußbogen mußte Frederik Tylicki Savoir Vivre anschieben, er hatte einen kleinen Hänger und kam vom Ende des Feldes nicht weg. Found galoppiert immer hart an den Rails in guter Haltung. Rund 350 m vor dem Ziel brachte Ryan Moore die Stute nach vorne und Postponed versuchte ihr zu folgen, wirkte aber nicht wirklich zwingend. In der Distanz mußte er noch Highland Reel, Order of St. George und Siljan’s Saga passieren lassen. Der heiße Favorit wirkte nie wirklich zwingend.

Vorne machen die Ballydoyles die Sache unter sich aus, wobei Found für den Sieg nicht mehr gefährdet war, dahin wurde Siljan’s Saga Vierte vor Postponed. Harzand war auch nicht gefährlich und kam als Neunter vor seinem Pacemaker ins Ziel.

Bester Dreijähriger wurde Savoir Vivre, der als Achter  über die Linie kam. Es ist schon erstaunlich, daß der Arc derart von den älteren Pferden beherrscht wurde und daß dann der beste Vertreter des Derby-Jahrgangs aus Deutschland kommt.

Eigentlich ein respektables Ergebnis. Aber wäre mehr drin gewesen? Savoir Vivre mußte in der Gerade enorm viel Boden gut machen. In Hamburg auf schwerer Bahn ist das fast aufgegangen, aber auf der schnellen Bahn von Chantilly war das kaum möglich. Hätte Frederik Tylicki sich mehr ranhalten müssen, nach dem Savoir Vivre nach dem Startverlust seinen Rhythmus gefunden hatte. Nicht hinter den Pferden sondern im letzten Drittel des Feldes zu galoppieren.

Ob er sich Anfangs mehr hätte ranhalten müssen, ob Frederik Tylicki den Deutschen früher mehr ins Rennen hätte bringen sollen oder hätte das soviel Kraft gekostet, daß er dann keinen Speed mehr gehabt hätte. Das kann nur der Jockey sagen, denn der fühlt im Rennen, wie das Pferd unter ihm geht.

Und sonst?
Der Arc ging auf den ersten drei Plätzen nach Irland. Und auch bei den anderen Gruppe-1 Rennen war die französische Ausbeute eher spärlich. Von den sieben Gruppe-1 Rennen bliebt nur der Prix Jean Luc Lagadere, dem Grand Criterium in Frankreich. Alle anderen Rennen wurden auf eine Insel entführt. Und auch bei den Plazierungen sah es aus französischer Sicht nicht gerade berauschend aus. Von 14 Plätzen blieben nur drei in Frankreich, der Rest ging auf die Inseln.

Das englisch-irische Rennsystem ist eines der anspruchsvollsten der Welt. Kleine Dotierungen in den Basisrennen und inzwischen sehr gute Dotierungen in den Spitzenrennen. Gewiß, es gibt keinen Arc mit einer Dotierung von 5 Mio, aber auch der ist in Frankreich herausragend und übertrifft die Dotierungen aller anderen französischen Spitzenrennen um ein Mehrfaches. Insgesamt sind die großen Rennen vor allem in England inzwischen aber deutlich besser dotiert, als in Frankreich. Und wenn man die Entwicklung sieht, ist der Sport in England und auch in Irland sehr dynamisch, während man in Frankreich seit einigen Jahren auf einem damals sehr hohen Status verharrt.

Nicht nur Makahiki, Japans Hoffnung im Arc war eine Enttäuschung für die Besucher aus dem Land der aufgehenden Sonne. Auch Toulifaut, die Neuerwerbung von Kitsumi Yoshida auf den Vente d’Arc gab kein Grund zur Freude. Die bis dato ungeschlagene Frankel-Tochter ging für 1,9 Mio Euro in den Besitz des japanischen Magnaten über. Im Criterium des Pouliches ging sie  als zweite Favoritin an den Ablauf und kam als Achte über die Linie. Das hat man sich sicher anders vorgestellt.

Carina Fey, die deutsch-französische Jungtrainerin sattelte mit Hello my Love im Prix Daniel Wildenstein ihren ersten Gruppe-Starter und war gleich Zweiter. Ihre Pferde laufen durch die Bank solide und gut nach vorne. Neulich meldete sie via Facebook, jetzt 30 Pferde im Stall zu haben. Was ihr früherer Lehrherr, der Besitzertrainer Hans Heinrich Jögensen wohl sagen würde, wenn er die Erfolge seines Schützlings noch erleben könnte? Jetzt kann er nur noch von oben zugucken und wird sich sicher einen schmunzeln ;-) Und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Gruppe-Sieg gefeyert werden kann.

Am Samstag lief der amerikanische Superstar California Chrome in den Awesome Again Stakes  und galoppierte seine Gegner aus den Schuhen. Für California Chrome sah das mehr aus, wie eine halbschnelle Arbeit, aber nicht wie ein Rennen. Im Unterschied zu Paris ging es nur über 1800 m. 600m weniger, als im Arc gefordert werden. Einmal ist er in den Belmont Stakes 2400m gelaufen und das war wohl auch ein schlechter Tag für ihn, denn er wurde nur Vierter.  Aber wenn man sieht, wie das Pferde den Dubai World Cup über 2000m mit rutschendem Sattel gewonnen hat, dann wäre es ein interessanter Vergleich, den Star der neuen Welt im wichtigsten Rennen der Welt, ausgetragen in der alten Welt, am Start zu sehen. Ob er auch so eingebrochen wäre, wie der Vertreter Japans?

Und die Deutschen?
Es begann sehr verheißungsvoll. Moonshiner aus dem Ullmann-Stall von Jean Pierre Carvalho  wurde im Eröffnung-Rennen, dem Prix Chaudenay knapp geschlagen Zweiter. 50 Meter früher und er hätte gewonnen. Moonshiner als Adlerflug-Sohn aus einer Monsun-Mutter auf schneller Bahn – das ließ hoffen für Savoir Vivre.

Vazirabad, der Manduro-Sohn aus dem Stall des Aga Khan ging als Favorit im Cadran an den Start, muße aber Quest for More um einen Kurzen Hals vor sich dulden, der für englische Interessen lief. Die Monsun-Tochter The Juliet Rose gewann den Prix de Royallieu für französische Interessen.  Für die deutsche Zucht war das recht ordentlich, auch wenn Manduro nicht in Deutschland deckt und Mosun leider nicht mehr lebt.

Und dann gab es noch vollen deutschen Erfolg Potemkin baute dieses mal keine Häuser, die nur aus Fassaden bestehen, sondern machte im Prix Dollar für seinen Besitzer Klaus Allofs richtig Kasse. Souverän hielt er mit Eddy Pedroza im Sattel Heshem und Zarak in Schach und entführte das renommierte Rennen nach Gütersloh. Zarak, das sollte man noch erwähnen, ist das erste Produkt der Zarkarva, die 2008 für den Aga Khan den Arc gewonnen hat, der laufen kann. Die drei älteren Geschwister, die natürlich von erstklassigen Hengsten abstammen, sind alle nicht auf der Bahn erschienen.

Auf ein Neues 2017 – vielleicht paßt dann mal wieder alles, um den Arc nochmal zu gewinnen!

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Der Arc 2016 – Fünfzehn gegen Postponed

Jedes Jahr am ersten Sonntag im Oktober – Arc-Tag in Paris. Der Prix de l’Arc de Triomphe, erstmals 1920 gelaufen, zur Erinnerung des Sieges von Frankreich über Deutschland im ersten Weltkrieg ist seit vielen Jahrzehnten eines der bedeutendsten Galopprennen der Welt – wer im Arc gewinnt, ist Weltspitze! Zuweilen wird auch von der inoffiziellen Weltmeisterschaft der Galopper gesprochen.

Dieses Jahr rücken 16 Pferde in die Boxen ein und dieses Jahr wird das Rennen erstmals in Chantilly gelaufen. Longchamp, die Paradebahn des französischen Turfs mitten in Paris, wird umgebaut und bekommt einen neue Tribüne, deswegen finden 2016 und wohl auch 2017 dort keine Rennen statt.

Ein kurzer Blick auf das Starterfeld und die Chancen der Starter:

New Bay
Ein Starter aus dem großen Stall von André Fabre. Letztes Jahr war New Bay Dritter im Arc, dieses Jahr ist er noch nicht richtig ans Laufen gekommen und hat erst drei Starts absolviert. Sieger in Gruppe 3 in Deauville und zuletzt Vierter in den irischen Champion Stakes. Wenn das zuletzt eine aufsteigende Form war, kann er Geld bekommen. Ansonsten ist er dieses Jahr nicht gut genug.

Postponend
Wer Postponed schlägt, hat gewonnen. Der fünfjährige Dubawi-Sohn kann wohl als das derzeit beste ältere Pferd Europas bezeichnet werden.  Seit seinem Sieg in den King George  VI and Queen Elizabeth Stakes in Ascot im Juli 2015 ist er ungeschlagen. Dieses Jahr mußte er die “King George” in Ascot wegen einer Verletzung auslassen. Kritiker merken an, daß er in den Juddmonte International Stakes in York sich mehr anstrengen mußte als vermutet, um Highland Reel mit gut einer Länge auf den Platz zu verweisen. Vielleicht waren die geforderten knapp 2100 m in York aber auch einfach zu kurz.

Migwar
Der Vierjährige aus dem Stall von Freddy Head ist dieses Jahr in einigen Altersgewichtsrennen gelaufen und hat zuletzt in Saint Cloud gewonnen. Aber das reicht hier bei weitem nicht.

Highland Reel
Der vierjährige Galileo-Sohn aus dem Stall von Aidan O’Brien ist ein interessanter Kandidat. Zweiter während Royal Ascot zu Dartmouth aus dem Stall der Königin, Sieger vor Dartmouth und Wings of Desire in den “King George”, Zweiter zu Postponed in den International Stakes – und dann ein siebter Platz in den irischen Champion Stakes. Ist er vielleicht über den Berg, immerhin war er im Frühjahr schon in Dubai am Start – oder war die Form in Leopardstown nur ein Ausrutscher?

One Foot In Heaven
Der Fastnet Rock Sohn wird trainiert von Alain de Royer-Dupré, einer der ersten Adressen im französischen Turf. Zwei Siege und Platzierungen in Gruppe 2 und 3 reichen aber nicht, um im Arc Geld zu bekommen.

The Grey Gatsby
2014 hat er etwas überraschend den Favoriten Australia in den Irish Champion Stakes geschlagen, aber seitdem ist er sieglos. Auch wenn die Plazierungen Respekt verdienen, reicht das nicht für Chantilly.

Silverwave
Der Silver Frost Sohn aus dem Stall von Pascal Bary hat mit dem Prix Foy einen wichtigen Arc Trial gewonnen und dabei den Schlenderhaner Ito auf den zweiten Platz verwiesen. Aber bei vier Pferden und einer flauen Pace sollte man mit der Bewertung des Sieges vorsichtig sein. Ich würde ihn nicht wettten.

Order of St. George
Der Sieger des diesjährigen Ascot Gold Cup am Start im Arc. Ich hätte ihn eher im Prix Cadran als das französische Pendant zum Gold Cup gesehen als im Arc. Aber the Master of Ballydoyle wird sich was dabei gedacht haben. Die Formen sind erstklassig – aber der Arc scheint da von der Distanz etwas kurz zu sein. Hier stellt sich nicht die Frage nach der Stamina – hier stellt sich die Frage, ob der Galileo-Sohn auch richtig spritzig laufen kann. Ein spannender Kandidat!

Siljan’s Saga
Eins sechsjährige Sagamix-Tochter mit einem respektablen Rennrekord. Letztes Jahr im Arc war er Achter – und bei allem Respekt vor seinen Leistungen, viel weiter wird sie auch dieses Jahr nicht kommen.

Found
Dritter Starter aus dem Quartier von Aidan O’Brien. Eine Stute der Extraklasse. Letztes Jahr war sie im Arc Neunte und schlug im Breeders Cup Turf in Keeneland den Arc-Sieger Golden Horn nach einem guten Finish mit 1/2 Länge. Dieses Jahr hat sie im Frühjahr gewonnen und läuft seitdem beständig auf den zweiten Platz. Eine Kandidatin für die Plätze, aber für mich nicht die Siegerin.

Harzand
Der dreijährige Sea the Stars Sohn aus der irischen Dependance des Aga Khans hatte dreijährig eine tollen Rekord – Sieger im Epsom Derby und im irischen Pendant, eigentlich ein logischer Favorit für den Arc. Aber dann kam ein achter Platz in den irischen Champion Stakes, eine Form die nicht wirklich passen will und man sollte sie als Ausrutscher sehen. Für mich einer der gefährlichsten Konkurrenten zu Postponed. Dazu trägt er als Dreijähriger 2 kg weniger als die Älteren.

Vedevani
Ebenfalls ein Dreijähriger als dem Aga Khan Stall, aber trainiert von Alain de Royer Dupré. Er fungiert als Pacemaker für Harzand und hat keine Chance auf Geld. Er muß “nur” bis eingangs der Geraden schnell laufen.

Talismanic
André Fabre trainiert das Godolphin-Pferd. Er war Vierter im Prix du Jockey Club und Fünfter im Grand Prix de Paris, zuletzt hat er in einem Listenrennen in Saint Cloud gewonnen. Das reicht hier nicht.

Makahiki
Ein Starter aus dem Land der aufgehenden Sonne. Sein Vater ist der japanische Super-Stallion Deep Impact. Makahiki hat das japanische Derby gewonnen und auch den Prix du Niel als Generalprobe in Frankreich souverän für sich entschieden. Geht es nach Rennzeiten, so müßte er die Europäer alle aus den Schuhen galoppieren, denn in Japan werden auch wegen des dort üblichen festen Bodens die Rennen sehr schnell gelaufen. Aber man könnte auch meinen, daß den Japanern im Arc das Pech ähnlich an den Hufen klebt wie manchem deutschen Starter. Bei allen Unwägbarkeiten ist er ein ganz heißer Kandidat für den Sieg und einer der Gegner für Postponed – es sei denn, es regnet heute Nacht in Paris.

Savoir Vivre
Deutschlands Starter im Arc. Wer würde den Schlenderhanern den Sieg im Arc nicht gönnen?  Gewiß, in Bergheim hat sich Manches geändert und viele trauern noch der “alten Baronin” nach, weil damals alles besser war. Aber es hat dramatische Veränderungen gegeben, die dem Gestüt angeschlossene Hausbank ist nicht mehr und so hat man den Schlenderhanern gewissermaßen den Boden unter den Füßen weg gezogen und man mußte sich mit den neuen Bedingungen erst zurecht finden. Auch schien Jean Pierre Carvalho sich erst mal eingewöhnen zu müssen. Letztes Jahr war die Ausbeute eher mäßig, aber dieses Jahr laufen die Pferde verdammt gut.

Savoir Vivre wurde mit riesigem Speed Zweiter im Deutschen Derby, für den vollen Erfolg fehlte ihm wohl auch etwas Renn-Routine. Danach gewann er einen eher mäßig besetzten Grand Prix de Deauville und zeigte dabei, daß er auch guten Boden kann und sich das Rennen selber machen kann.

Die Schlenderhaner Bilanz im Arc ist eher durchwachsen (Schlenderhan und Ullmann setze ich hier mal gleich): Fünfter (Oleander), Dritter (Oleander), Fünfter (Sturmvogel), Dritter (Tiger Hill), Fünfter (Tiger Hill), Vierter (Shirocco), Siebter (Shirocco), Vierter (Getaway), Achter (Getaway), Dreizehnter (Getaway), Zwölfter (Wiener Walzer) und Achtzehnter (Ivanhowe).

Kein deutsches Gestüt und kein Rennstall hat mehr Starter in Paris gehabt. Ein voller Erfolg wäre endlich mal fällig – auch wenn ich viel lieber die original rot-blauen Farben mit schwarzer Kappe sehen würde – aber auch das ist den Umständen geschuldet.

Schon Adlerflug war eher ein Freund weichen Bodens und wenn es regnen würde, wäre das sicherlich von Vorteil. Aber wichtiger scheint mir ein schnell gelaufenes Rennen und dafür sorgt hoffentlich der Pacemaker des Aga Khans. Mit Frederik Tylicki hat er den Steuermann aus dem Derby an Bord und das sehe ich auch als gute Wahl.

Left Hand
Die Stute aus dem großen Wertheimer Stall ist die einzige dreijährige Stute im Feld und braucht nur 54,5 kg zu tragen. Sie war zuletzt Siegerin im Prix Vermeille, davor in Deauville gewonnen und davor Zweite im Prix de Diane. Allerdings ist sie noch nie gegen die Hengste gelaufen.

Und wer gewinnt? Erste Wahl sind für mich natürlich Postponed, dann Harzand, Makahiki, Savoir Vivre und bedingt Left Hand und Order of St. George.

Es ist jedenfalls ein sehr gut besetzter Arc – und am Ende gewinnt hoffentlich ein echtes Klasse-Pferd!

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Donnerschlag bekommt die Goldene Peitsche zurück

Der ursprüngliche Richterspruch in der Goldenen Peitsche gilt wieder – die Disqualifikation von Donnerschlag wurde aufgehoben.

Das Renngericht war sich allerdings auch nicht einig, denn der Richterspruch erfolgte mit 2:1 Stimmen. In seiner Begründung folgt das RG nicht der RL, die festgestellt hatte. daß der Rennausgang mit großer Wahrscheinlichkeit beeinflußt sein kann. Das RG sieht die Wahrscheinlichkeit einer rennentscheidenden Beeinflussung eher als gering.

Im Protokoll wird ausgeführt: “In die Gerade kommend ab ca. 450 m vor dem Ziel wird der innen von Watchable liegende Donnerschlag über ca. 6 Walzenbreiten von seinem Reiter M.Lerner energisch nach außen geritten. Der unmittelbar außen neben ihm noch gut gehende Watchable muss diese Bewegung mitgehen. Dabei ist deutlich zu sehen, wie Jockey A.Suborics sein Pferd bereits nach innen gestellt hat, um den kürzesten Weg zum Ziel zu nehmen. Dies wird ihm durch den innen galoppierenden Donnerschlag verwehrt. Es kommt vermutlich auch zu einer kurzen Berührung beider Pferde. Im Ziel ist Watchable als viertplatziertes Pferd lediglich einen Hals vom drittplatzierten Pferd Forgino geschlagen. Die RL geht mit überwiegender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Ausgang des Rennens beeinflusst ist durch die Tatsache, dass Watchable gezwungen ist, einen durch Donnerschlag vorgegebenen weiteren Weg zum Ziel zu gehen.”

Die RO unterschiedet sich deutlich zu den Regelungen z. B. im England. Dort muß für eine Disqualifikation der Sieger am Siegen gehindert worden sein. Ob das nun gerechter ist, sei mal dahin gestellt.

Ein Problem ergibt sich aber, wenn die deutsche Vorschrift zu weich ausgelegt wird – wenn also schon kleine Störungen, die es im Rennen in unterschiedlicher Form regelmäßig gibt, als eine Behinderung interpretiert wird, die den Ausgang des Rennens beeinflußt haben KÖNNTE. Der Galoppsport ist ein Kampfsport – es wird um den Sieg gekämpft und da sollten die Teilnehmer so robust sein, daß nicht gleich nach jeder kleinen Rempelei ganz laut nach dem Schiri gerufen wird.

Die aus meiner Sicht richtige Entscheidung des RG ändert allerdings nichts an der Tatsache, daß der Ritt von Marc Lerner nicht nur kein Heldenstück war.

Der neue Sprecher der Rennleitung muß auch seinen Stil im Rahmen der Vorschriften noch finden.

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Trainer-Wechsel im Weidenpescher Park

Wie gewöhnlich sehr gut informierte Quellen des Rennsports berichten, bahnt sich ein Wachwechsel im Ensemble der Trainer im Weidenpescher Park an. Andreas Löwe wird seinen Stall an Andreas Suborics übergeben.

Andreas Löwe war der Umgang mit Vollblütern in die Wiege gelegt worden und er kann auf  eine lange und mit vielen Höhepunkten gespickte Karriere im Galoppsport zurück blicken und . Sein Vater Dr. Curd Löwe hatte unter dem Namen Gestüt Lindenhof in den 60ern und 70ern vor allem Hindernispferde als Besitzertrainer betreut. Sein Bester war der Steepler Orsono, der 1972 in Gelsenkirchen das Underberg-Jagdrennen, das damals längste und wertvollste Amateurrennen der Welt gewonnen hat. Stolze 80.000,- DM (rund 40.000 EUR) gab es damals am Horster Schloß zu gewinnen.

Andreas Löwe war in seinen früheren Jahren Gestütsleiter im Gestüt Waldfried gewesen. Die Waldfrieder standen nach dem Verlust der eigenen Scholle in Frankfurt damals im ehemaligen königlich preußischen Hauptgestüt Altefeld in Herleshausen / Hessen.
Danach begann er seine Trainerkarriere. Sein erster großer Erfolg war 1981 der Sieg der Ebbesloherin Adita im Ford-Hentschel-Pokal, dem Herbst-Stutenpreis(GR 3)  in Hannover. 1983 gewann er das Rennen erneut mit der Akari-Tochter Alenka, einer Vollschwester von Adita. In seiner frühen Trainer-Zeit betreute er auch Hindernis-Pferde und dort war sein Bester wohl der Ebbesloher Altkanzler, der in den Farben von Hanspeter Meerkämper u. a. das Hauptjagdrennen der Vierjährigen, damals in Köln gelaufen, und das Königsberger Jagdrennen in Mühlheim an der Ruhr gewonnen hat.

Fünf Gruppe-1-Rennen stehen in seinem Rekord. Zweimal der Preis der Diana mit Silvester Lady in Mystic Lips, der Premio Vittorio di Capua mit Ameron, das Bayerische Zuchtrennen (Dallmayr-Preis) mit Lucky Lion und der Große Preis von Berlin mit Sirius. Insgesamt hat er 41 Gruppe-Sieger trainiert… wenn ich keinen vergessen habe. Davon sieben klassische Sieger, viermal das Schwarzgold-Rennen (Deutsche 1000 Guineas), einmal das Mehl-Mülhens-Rennen  und zweimal den Preis der Diana. Im Derby belegte er dreimal den Ehrenplatz: mit Liriac zu Boreal, mit Lucky Lion zu Sea the Moon und mit Palace Prince zu Nutan.

Erwähnen muß man noch Katapult, der in den Farben des Stalls Kleeblatt von Gustav Frank vom Handicap bis zum dritten Platz im Preis von Europa hochgelaufen ist und sich dann unglücklich in Italien ein Bein gebrochen hat und aufgegeben werden mußte.
Insgesamt hat Andreas Löwe rund 1200 Sieger trainiert, davon wie oben schon gesagt, 41 Gruppe-Sieger und sieben klassische Sieger.

Der 1971 in Wien geborene Österreicher Andreas Suborics gehört seit vielen Jahren zur deutschen Jockey-Gilde. Seine Lehre absolvierte er noch in Österreich, in der Wiener Freudenau. 1990 ritt er für österreichische Farben mit Dzulio seinen ersten wichtigen Sieger in Deutschland. Seit 1991 ritt er regelmäßig für deutsche Trainer.

In seinem Rekord stehen mindestens 87 Gruppe-Rennen, davon 15 Gruppe-1 Sieger, eventuelle Gruppe-Sieger in Japan habe ich nicht erfaßt. Andreas Suborics war der Siegreiter von Shirocco im Derby, von A Magicman, Tiger Hill und vielen anderen Top-Pferden. In seiner Zeit als Stalljockey bei Andreas Wöhler ritt er Silvano und Paolini bei ihren internationalen Erfolgen. Nach einer 10 Jahre währenden Durststrecke in den großen internationalen Rennen ritt er 2014 Red Dubawi für Erika Mäder im Premio Vittorio di Capua (GR 1) in Mailand zum Sieg.

Neben den großen Erfolgen erlebte er auch immer wieder die Schattenseiten des Turfs. 2005 erlitt er in Kyoto einen schweren Unfall, der fast sein Karriere-Ende bedeutet hat. Ihm wurde eine Titan-Platte in die Brustwirbel gesetzt. 2010 erlitt er einen weiteren schweren Unfall in Hong Kong in der Morgenarbeit.

Für seinen Landsmann Frank Stronach ritt er im Winter 2001, er hatte eine Gastlizenz in Japan und in Hong Kong.

Insgesamt stehen rund 1400 Sieger in seinem Rekord, davon wie schon erwähnt 87 Gruppe-Sieger und fünf Klassische Siege. Dreimal war er Champion der Jockey 2002, 2004 und 2006. Sein selbst gestecktes Ziel, 100 Gruppe-Sieger zu reiten, hat er aber wahrscheinlich nicht erreicht. Unterhalb der Gruppe-1 Rennen sind die Daten von Galopp-Sieger außerhalb Europas zu dünn, um eine definitive Aussage zu machen.

Man darf gespannt sein, wie sich der Klasse-Jockey als Trainer macht. Es sollen noch ein paar Details zu verhandeln sein – aber im Prinzip steht der Vertrag vor dem Abschluß.

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Unfälle im Galopp-Sport und die PR-Folgen

Der After-Work-Renntag am vergangenen Montag stand unter keinem glücklichen Stern. Sieben Rennen und nur durchschnittlich besetzte Felder, ein mäßiger Totoumsatz in Deutschland, sowohl auf der Bahn als auch in den Buchmacherläden – und es gab den Tod zweier Pferde zu beklagen.

Zwei gebrochene Beine, eines Mitte der Geraden und eines im Einlaufbogen, ohne Rempeleien oder als Folge “verrückter” Rennsituationen, einfach so. Ursache unbekannt. Keine schöne Geschichte – aber auch nichts, was die Welt aus den Angeln hebt. Beim Sport gehören Unfälle leider dazu. Ob das Fußballspieler sind, die bei der Auseinandersetzung mit dem Gegner mit kaputten Knochen vom Platz getragen werden oder ob es Pferde sind, die dann leider getötet werden müssen.

Das Problem gebrochener Pferdebeine ist ganz einfach, daß die Röhrenknochen bei einem Bruch im Renntempo eigentlich immer splittern. Einmal daß der Knochen an sich splittert und  dann, weil die beiden Enden des gebrochenen Knochens aufeinander reiben und dabei die Kanten absplittern, denn das Pferd kann ja nicht in wenigen Metern aus Tempo 60 zum Stehen gebracht werden.  Deswegen bleibt in fast allen Fällen nur noch die Erlösung. Denn selbst bei hoch erfolgreichen Pferden, die man nach einem Beinbruch für die Zucht retten wollte, ist das trotz monatelanger Behandlung, bei der Geld im Sinne des Wortes keine Rolle gespielt hat, leider schief gegangen. Egal ob das “St Nicholas Abbey” in England/Irland war oder einige Jahre früher der Kentucky-Derby-Sieger “Barbaro”, der kurz nach dem Start in den Preakness Stakes mit Trümmerbruch im Hinterbein angehalten werden mußte.

In beiden Fällen konnte die Medizin nichts retten. Nicht, weil die Knochen nicht heilen wollten, sondern auch weil das fein austarierte System der Belastung der Beine nicht mehr wollte. Wird ein Bein beim Pferd zu lange geschont, gibt es Belastungserkrankungen an einem der anderen drei Beinen, meistens eine sogenannte Hufrehe, die in bestimmten Konstellationen große Schmerzen bereitet und dann unheilbar ist.

Dies nur als kurze Erklärung für den Laien, warum Pferde bei einem gebrochenen Bein meistens getötet werden müssen.

Unfälle gehören zum Sport leider dazu wie Sieg und Niederlage. Muß ein Pferd aufgegeben werden, ist es für den Besitzer und die Mitarbeiter im Rennstall mehr als nur ein mieses Gefühl. Es ist auch ein wirtschaftlicher Verlust und man verliert einen Sportkameraden, mit dem man mehr oder weniger intensiv zusammen gearbeitet hat.

Die Unfälle in Krefeld sollten aber noch ein ganz anderes Nachspiel haben – Peta, die sogenannte Tierschutz-Organisation, hat Strafanzeige gegen die Reiter, Trainer und den Präsidenten des Rennvereins erstattet.

Die”Rheinische Post” aus Düsseldorf  hat die Anzeige im Wortlaut veröffentlicht und wir geben sie hier wieder.

“Es kam aufgrund der seit langem von Tierschützern kritisierten völligen Überforderung der Tiere bei solchen Rennen zu Frakturen bei zwei Pferden, die daraufhin getötet wurden. Allein die Vielzahl solcher Fälle auf deutschen und internationalen Rennbahnen legt nahe, dass es sich hierbei nicht – anders als von der Rennindustrie behauptet – um einzelne “Unfälle” handelt.

Offensichtlich wurde auch das Rennen nicht unterbrochen.
Die Tiere waren gem. § 3, Abs. 1 Nr 1, 1a und 1b TierSchG überfordert. Das Tierschutzgesetz listet als Beispiele des Verstoßes gegen z.B. Nr 1 auf: “Weiterreiten trotz deutlicher Erschöpfungszustände, Einsatz zu junger oder mangelhaft ausgebildeter Pferde. (…) Schwere Unfälle können eine vorangegangene Überforderung indizieren.”
Wenn ein Pferd auf einer normalen Galopprennbahn stürzt, besteht die hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass diesem Tier unzulässige Leistungen abverlangt wurden, was Besitzer, Eigentümer und Reiter, nebst den Tierärzten, hätten erkennen müssen. Darüber hinaus muss von einer Überforderung des Tieres ausgegangen werden.
Es gehört mittlerweile zum tierschutzwidrigen Standard von Pferderennen, denen der “vernünftige Grund” nach dem Tierschutzgesetz fehlt und einzig der Freizeitgestaltung von wenigen Menschen und der Profit- und Preissucht von Pferdebesitzern dient, dass teils schwerste Verletzungen und auch der Tod von Pferden in Kauf genommen wird. Rennleitungen verweigern seit Jahren Richtlinien zum Schutz der Tiere.
Es muss davon ausgegangen werden, dass nahezu jedes Pferd, welches bei solchen Rennveranstaltungen zu Schaden kommt oder sogar getötet wird, straf- und/oder ordnungsrechtlich relevant ist. Erst recht, wenn wie hier, die Wetterverhältnisse (Temperaturen über 32 ̊ C) so waren, dass die Gefahr bestand, dass einige Pferde überfordert waren.”

Soweit die Vorwürfe. Tenor ist die Überforderung der Pferde.
Im dritten Rennen brach sich etwa Mitte der Geraden “Petite Gold” das Bein. Gewonnen hätte er nicht, wahrscheinlich auch kein Geld mehr bekommen, aber er war mitten im Feld, als der Unfall passierte und lief nicht meilenweit hinterher. Er lief ähnlich gut oder schlecht wie die anderen Teilnehmer in diesem Rennen. Ist das eine Überforderung?
Ein Rennen später brach sich “Weißer Stern” das Bein im Einlaufbogen vor Erreichen der Zielgeraden. Das Pferd ging in hervorragender Haltung – der eigentlich nur auf die Gerade wartete, um sich an die Spitze des Feldes zu setzen. Er ging wie ein Pferd, das seiner Favoritenrolle vollauf gerecht werden wollte. Ist das eine Überforderung?

Es war warm, über 32̊C wie Peta schreibt. Darf man dann keinen Sport mehr machen? Fallen dann demnächst Fußballspiele oder Tennisturniere aus, weil es zu warm ist? Ebenso kann man alle anderen Vorwürfe erwidern, aber es ist eigentlich langweilig.  Für Peta sind alle Menschen, die mit Tieren etwas machen, böse Menschen. Und Pferdesportler sind ganz besonders böse Menschen.

Zur Vermeidung von Mißverständnissen – Tierschutz ist wichtig und ich habe viele interessante Diskussionen mit Tierschützern gehabt und manchmal haben sie natürlich recht. Aber echte Tierschützer sind offen in der Diskussion und akzeptieren auch andere Ansichten – Peta hingegen duldet nur die eigene Meinung und wer andere Ansichten hat, hat unrecht.

Allerdings ist die Story damit leider nicht zu Ende! Denn die Strafanzeige hat viel PR für Peta und gegen den Galoppsport gebracht. Zwei Artikel in der RP – einmal den Renntagsbericht mit negativem Tenor und dann der Bericht über die Strafanzeige. Am Freitag war der Unfall der Aufmacher in der Bildzeitung – eine dreiviertel Seite Galopp-Sport von der negativen Sorte. Taschentuch zum Abwischen der Tränen inklusive. Die Peta-PR Maschine hat auf breiter Front auf sich aufmerksam gemacht – egal wie haltlos die Vorwürfe auch sein mögen.

Und was macht das DVR und seine Marketingplattform German Racing? Nichts! Im Renntagsbericht werden die beiden toten Pferde noch nicht einmal erwähnt und eine offizielle Reaktion auf die Strafanzeige gibt es auch nicht.

Bis zum Montag Nachmittag hat es das DVR geschafft, sich in dieser Angelegenheit nicht zu äußern, getreu dem Motto, wenn wir nichts schreiben, ist auch nichts passiert. Schreiben tun stattdessen die anderen Medien mit mehr oder weniger bösem Unterton – aber statt die Initiative zu ergreifen und den Laien sachliche und korrekte Informationen über den Unfall und das Problem von Unfällen insgesamt zu geben, wird nichts gemacht! Selbst eine österreichische Pferdesportzeitung postete den Krefelder Fall auf ihrer Webseite.

Diese PR-Runde geht nach Punkten ganz klar an Peta, aber nicht, weil Peta gute Argumente hat und das alles prima vorträgt.

Nachtrag
Peta bezieht sich bei seiner Strafanzeige auf §3 Abs I Nr. 1, 1a und 1b TierSchG.

Der Text der jeweiligen Vorschriften lautet:

1. einem Tier außer in Notfällen Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines Zustandes offensichtlich nicht gewachsen ist oder die offensichtlich seine Kräfte übersteigen,

1a. einem Tier, an dem Eingriffe und Behandlungen vorgenommen worden sind, die einen leistungsmindernden körperlichen Zustand verdecken, Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines körperlichen Zustandes nicht gewachsen ist,

1b. an einem Tier im Training oder bei sportlichen Wettkämpfen oder ähnlichen Veranstaltungen Maßnahmen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind und die die Leistungsfähigkeit von Tieren beeinflussen können, sowie an einem Tier bei sportlichen Wettkämpfen oder ähnlichen Veranstaltungen Dopingmittel anzuwenden.

Das heißt nichts anderes, als das Peta dem Rennsport und den Trainern die Anwendung von Doping als Normalfall unterstellt.  Kann der Rennsport, kann das Direktorium einen derart ungeheuerlichen Vorwurf auf sich sitzenlassen?

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Paul Stecken im Alter von 100 Jahren verstorben

Im Alter von 100 Jahren ist letzte Nacht mit Paul Stecken einer der letzten noch lebenden Kavallerieoffiziere in Deutschland gestorben. 1916 in Münster geboren, trat er 1934 in das Reiter-Regiment 15 ein. Hier (bzw. im Nachfolgeverband Kavallerie-Regiment 15) wurde er Offizier und bis zum Kriegsende 1945 Major.

Von 1950 bis 1985 leitete er die Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster, und Generationen von unzähligen Reitern haben bei ihm in dieser Zeit ihr Handwerk gelernt.

Paul Stecken war Zeit seines Lebens entschiedener Verfechter der klassischen Lehre, basierend auf der Reitvorschrift und der HdV12, die für ihn die Bibel für die Ausbildung von Reiter und Pferd war. “Moderne” Ausbildungsmethoden, wie die Rollkur und andere Irrungen, die heute immer mehr um sich greifen lehnte er entschieden und zu recht ab.

1938 aus dem Berliner Tiergarten sieht man die Brüder Stecken (von links nach rechts: Paul, Albert, Fritz),

Jetzt hat er das Kommando zur Großen Armee bekommen und wir hoffentlich mit seinen Brüdern wieder verein sein. Und Gott möge verhüten, daß er in einen Himmel kommt, in dem es keine Pferde gibt.

Zur Verleihung des silbernen Pferdes 2016 in Aachen, mit dem er in der Kategorie “Persönlichkeit ausgezeichnet wurde, hielt Ingrid Klimke die Laudatio und es gibt wohl kaum eine Persönlichkeit im Reitsport, die eine engere Beziehung an Paul Stecken hatte, als die Familie Klimke und Ingrid Klimke. Wer sie lesen möchte, klicke auf den Link.

Laudatio von Ingrid Klimke

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Totoabzüge in Magdeburg

Überall wird die Höhe der Totoabzüge beklagt und daß sich deswegen die Wette kaum noch lohne. In Magdeburg ist das anders, wie Präsident Heinz Baltus dieser Tage im Galopper-Forum mitgeteilt hat. Magdeburg macht folgende Abzüge auf die Einsätze
Sieg und Platz 17,66 %
Kombiwetten 22 %
Das ist der wohl mit Abstand niedrigste Wert in Deutschland.
Am Samstag den 10. September sind übrigens wieder Rennen in Magdeburg. Erster Start ist um 14 Uhr. Es gibt Galopp- und Trabrennen.
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Das OLG Frankfurt hat einen Beschluß gefaßt

Ich gebe ganz ehrlich zu, daß ich im Moment nicht sagen kann, in welcher Sache die Rennbahn betreffend, der Beschluß verkündet wurde.  Es sind inzwischen wohl fast ein Dutzend Verfahren an verschiedenen Kammern der Frankfurter Gerichte, die die Zukunft der Rennbahn betreffen.

Der Rennklub hatte mit einer einstweiligen Anordnung erreicht, daß die Tribüne bis auf weiteres nicht abgerissen werden darf und dies wurde jetzt in der Verhandlung vor dem OLG bestätigt. Das ist aber nur ein Teil des Urteiles.

Die Frankfurter Rundschau schreibt in ihrem Artikel über das Verfahren: Die Erläuterungen der Richterin in der Verhandlung wirkten zeitweise wie eine Ohrfeige für die Anwälte der Stadt und den Leiter des Liegenschaftsamtes, Alfred Gangel. „Man kann hier nicht einfach jemanden raussetzen und die Bagger kommen lassen – sondern man muss sich erst einen Vollstreckungstitel verschaffen, so ist das nun mal in diesem Rechtsstaat“, sagte Boerner. Nach Einschätzung der Vorsitzenden des Senats übt der Rennklub derzeit „die Sachherrschaft“ über das Gelände in Niederrad aus. Die Richterin sprach auch mehrfach vom „Besitz“ des Areals durch den Rennklub. Sie folgte damit der Argumentation der Freunde des Turfs.
Ein Genuß, diese Zeilen zu lesen!

Deutlicher kann man es eigentlich nicht formulieren. Am Ende bedeutet es, daß die Hippodrom zwar formal der Pächter des Grundstücks ist, die tatsächliche Verfügungsgewalt aber beim Rennclub liegt und das kann sehr weitreichende Folgen haben.

Für Ende Oktober ist eine Entscheidung des LG Frankfurt terminiert, ob ein früherer Mietvertrag bis 2024 mit dem Rennclub für das Gelände noch gilt. So ich mich recht erinnere, ist in diesem Mietvertrag noch das Recht einer Option formuliert, womit der Vertrag dann bis 2034 oder 2039 laufen würde. Wie das LG entscheiden wird, steht noch offen und wenn der Antrag  des Rennclubs abgelehnt wird, bleibt noch die Berufung.

Ein kaum noch überbietende Frechheit haben sich die Vertreter der Stadt geleistet, als sie festgestellt haben, daß dieses Jahr in Frankfurt noch keine Rennen veranstaltet wurden. Es ist doch Markus Frank als Leiter des Ordnungsamts und damit der zuständigen Aufsichtsbehörde, der die Genehmigung zur Veranstaltung von Rennen verweigert. Eigentlich ist dies eine Formsache, weil die Voraussetzungen seit Jahren die gleichen sind. Da Markus Frank als Befürworter der DFB-Akademie die Rennbahn nicht mehr sehen will, kann man die Entscheidung, die Genehmigung zu versagen durchaus als politische Entscheidung betrachten.

Damit stellt sich die Frage des Amtsmißbrauchs. Eine Behörde hat zunächst auf Basis der Gesetze zu entscheiden. Persönliche Animositäten dürfen dabei keine Rolle spielen und Markus Frank vermischt seine politische Idee mit den Aufgaben als Leiter einer Behörde. Das sollte eigentlich mindestens ausreichen, ihn von seinen Funktionen zu entbinden  - wenn es dazu einen Willen in Frankfurt gäbe!

Nochmal ganz deutlich: Die linke Hand der Stadtverwaltung verbietet es, Rennen zu veranstalten und die rechte Hand wirft dem Rennklub deswegen Inaktivität vor. Geht es noch eine Nummer perverser?

Interessant sind auch die Stellungnahmen des DFB zu der aktuellen Entwicklung. So erklärt Markus Weise, Leiter Konzeptentwicklung des 109-Millionen-Euro-Projekts, daß er vom 1. Januar 2019 ausgehe.

Hallo? Derzeit wird vor Gericht verhandelt, ob der bis 2024 laufende Mietvertrag mit Option auf 2034 oder 2039 noch gültig ist und die Fußballer phantasieren von einem Termin Januar 2019. Hat man beim DFB den Knall nicht gehört oder haben die Herren zu viel harte Kopfbälle abbekommen und haben dadurch eine getrübte Wahrnehmung? Bei Facebook reagiert man bei der DFB-Akademie inzwischen sehr dünnhäutig. Wurden früher kritische Kommentare zu dem Projekt noch beantwortet, werden heute Links und Kommentare  dazu sehr schnell gelöscht.

Und schließlich und endlich liegt die ganze Causa noch bei der EU in Brüssel, ob das Vergabeverfahren und der Preis überhaupt angemessen ist. Es geht dabei um die Frage, ob ein rechnerischer Preis von ca 50 euro in bester Innenstadtlage von Frankfurt für einen Bürogrundstück mit angeschlossener Sportakademie angemessen ist. In der direkten Umgebung liegen die Preise bei 500 bis 800 Euro.

Eigentlich wird es Zeit, das vernünftige Politiker aus dem Stadtparlament den Kontakt zum Rennklub suchen und Friedensverhandlungen beginnen.

Es bleibt weiter spannend in Frankfurt. Rebekka Unrath und dem Grafen Solms zu Wildenfels sei Dank!

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