Donnerschlag bekommt die Goldene Peitsche zurück

Der ursprüngliche Richterspruch in der Goldenen Peitsche gilt wieder – die Disqualifikation von Donnerschlag wurde aufgehoben.

Das Renngericht war sich allerdings auch nicht einig, denn der Richterspruch erfolgte mit 2:1 Stimmen. In seiner Begründung folgt das RG nicht der RL, die festgestellt hatte. daß der Rennausgang mit großer Wahrscheinlichkeit beeinflußt sein kann. Das RG sieht die Wahrscheinlichkeit einer rennentscheidenden Beeinflussung eher als gering.

Im Protokoll wird ausgeführt: “In die Gerade kommend ab ca. 450 m vor dem Ziel wird der innen von Watchable liegende Donnerschlag über ca. 6 Walzenbreiten von seinem Reiter M.Lerner energisch nach außen geritten. Der unmittelbar außen neben ihm noch gut gehende Watchable muss diese Bewegung mitgehen. Dabei ist deutlich zu sehen, wie Jockey A.Suborics sein Pferd bereits nach innen gestellt hat, um den kürzesten Weg zum Ziel zu nehmen. Dies wird ihm durch den innen galoppierenden Donnerschlag verwehrt. Es kommt vermutlich auch zu einer kurzen Berührung beider Pferde. Im Ziel ist Watchable als viertplatziertes Pferd lediglich einen Hals vom drittplatzierten Pferd Forgino geschlagen. Die RL geht mit überwiegender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Ausgang des Rennens beeinflusst ist durch die Tatsache, dass Watchable gezwungen ist, einen durch Donnerschlag vorgegebenen weiteren Weg zum Ziel zu gehen.”

Die RO unterschiedet sich deutlich zu den Regelungen z. B. im England. Dort muß für eine Disqualifikation der Sieger am Siegen gehindert worden sein. Ob das nun gerechter ist, sei mal dahin gestellt.

Ein Problem ergibt sich aber, wenn die deutsche Vorschrift zu weich ausgelegt wird – wenn also schon kleine Störungen, die es im Rennen in unterschiedlicher Form regelmäßig gibt, als eine Behinderung interpretiert wird, die den Ausgang des Rennens beeinflußt haben KÖNNTE. Der Galoppsport ist ein Kampfsport – es wird um den Sieg gekämpft und da sollten die Teilnehmer so robust sein, daß nicht gleich nach jeder kleinen Rempelei ganz laut nach dem Schiri gerufen wird.

Die aus meiner Sicht richtige Entscheidung des RG ändert allerdings nichts an der Tatsache, daß der Ritt von Marc Lerner nicht nur kein Heldenstück war.

Der neue Sprecher der Rennleitung muß auch seinen Stil im Rahmen der Vorschriften noch finden.

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Trainer-Wechsel im Weidenpescher Park

Wie gewöhnlich sehr gut informierte Quellen des Rennsports berichten, bahnt sich ein Wachwechsel im Ensemble der Trainer im Weidenpescher Park an. Andreas Löwe wird seinen Stall an Andreas Suborics übergeben.

Andreas Löwe war der Umgang mit Vollblütern in die Wiege gelegt worden und er kann auf  eine lange und mit vielen Höhepunkten gespickte Karriere im Galoppsport zurück blicken und . Sein Vater Dr. Curd Löwe hatte unter dem Namen Gestüt Lindenhof in den 60ern und 70ern vor allem Hindernispferde als Besitzertrainer betreut. Sein Bester war der Steepler Orsono, der 1972 in Gelsenkirchen das Underberg-Jagdrennen, das damals längste und wertvollste Amateurrennen der Welt gewonnen hat. Stolze 80.000,- DM (rund 40.000 EUR) gab es damals am Horster Schloß zu gewinnen.

Andreas Löwe war in seinen früheren Jahren Gestütsleiter im Gestüt Waldfried gewesen. Die Waldfrieder standen nach dem Verlust der eigenen Scholle in Frankfurt damals im ehemaligen königlich preußischen Hauptgestüt Altefeld in Herleshausen / Hessen.
Danach begann er seine Trainerkarriere. Sein erster großer Erfolg war 1981 der Sieg der Ebbesloherin Adita im Ford-Hentschel-Pokal, dem Herbst-Stutenpreis(GR 3)  in Hannover. 1983 gewann er das Rennen erneut mit der Akari-Tochter Alenka, einer Vollschwester von Adita. In seiner frühen Trainer-Zeit betreute er auch Hindernis-Pferde und dort war sein Bester wohl der Ebbesloher Altkanzler, der in den Farben von Hanspeter Meerkämper u. a. das Hauptjagdrennen der Vierjährigen, damals in Köln gelaufen, und das Königsberger Jagdrennen in Mühlheim an der Ruhr gewonnen hat.

Fünf Gruppe-1-Rennen stehen in seinem Rekord. Zweimal der Preis der Diana mit Silvester Lady in Mystic Lips, der Premio Vittorio di Capua mit Ameron, das Bayerische Zuchtrennen (Dallmayr-Preis) mit Lucky Lion und der Große Preis von Berlin mit Sirius. Insgesamt hat er 41 Gruppe-Sieger trainiert… wenn ich keinen vergessen habe. Davon sieben klassische Sieger, viermal das Schwarzgold-Rennen (Deutsche 1000 Guineas), einmal das Mehl-Mülhens-Rennen  und zweimal den Preis der Diana. Im Derby belegte er dreimal den Ehrenplatz: mit Liriac zu Boreal, mit Lucky Lion zu Sea the Moon und mit Palace Prince zu Nutan.

Erwähnen muß man noch Katapult, der in den Farben des Stalls Kleeblatt von Gustav Frank vom Handicap bis zum dritten Platz im Preis von Europa hochgelaufen ist und sich dann unglücklich in Italien ein Bein gebrochen hat und aufgegeben werden mußte.
Insgesamt hat Andreas Löwe rund 1200 Sieger trainiert, davon wie oben schon gesagt, 41 Gruppe-Sieger und sieben klassische Sieger.

Der 1971 in Wien geborene Österreicher Andreas Suborics gehört seit vielen Jahren zur deutschen Jockey-Gilde. Seine Lehre absolvierte er noch in Österreich, in der Wiener Freudenau. 1990 ritt er für österreichische Farben mit Dzulio seinen ersten wichtigen Sieger in Deutschland. Seit 1991 ritt er regelmäßig für deutsche Trainer.

In seinem Rekord stehen mindestens 87 Gruppe-Rennen, davon 15 Gruppe-1 Sieger, eventuelle Gruppe-Sieger in Japan habe ich nicht erfaßt. Andreas Suborics war der Siegreiter von Shirocco im Derby, von A Magicman, Tiger Hill und vielen anderen Top-Pferden. In seiner Zeit als Stalljockey bei Andreas Wöhler ritt er Silvano und Paolini bei ihren internationalen Erfolgen. Nach einer 10 Jahre währenden Durststrecke in den großen internationalen Rennen ritt er 2014 Red Dubawi für Erika Mäder im Premio Vittorio di Capua (GR 1) in Mailand zum Sieg.

Neben den großen Erfolgen erlebte er auch immer wieder die Schattenseiten des Turfs. 2005 erlitt er in Kyoto einen schweren Unfall, der fast sein Karriere-Ende bedeutet hat. Ihm wurde eine Titan-Platte in die Brustwirbel gesetzt. 2010 erlitt er einen weiteren schweren Unfall in Hong Kong in der Morgenarbeit.

Für seinen Landsmann Frank Stronach ritt er im Winter 2001, er hatte eine Gastlizenz in Japan und in Hong Kong.

Insgesamt stehen rund 1400 Sieger in seinem Rekord, davon wie schon erwähnt 87 Gruppe-Sieger und fünf Klassische Siege. Dreimal war er Champion der Jockey 2002, 2004 und 2006. Sein selbst gestecktes Ziel, 100 Gruppe-Sieger zu reiten, hat er aber wahrscheinlich nicht erreicht. Unterhalb der Gruppe-1 Rennen sind die Daten von Galopp-Sieger außerhalb Europas zu dünn, um eine definitive Aussage zu machen.

Man darf gespannt sein, wie sich der Klasse-Jockey als Trainer macht. Es sollen noch ein paar Details zu verhandeln sein – aber im Prinzip steht der Vertrag vor dem Abschluß.

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Unfälle im Galopp-Sport und die PR-Folgen

Der After-Work-Renntag am vergangenen Montag stand unter keinem glücklichen Stern. Sieben Rennen und nur durchschnittlich besetzte Felder, ein mäßiger Totoumsatz in Deutschland, sowohl auf der Bahn als auch in den Buchmacherläden – und es gab den Tod zweier Pferde zu beklagen.

Zwei gebrochene Beine, eines Mitte der Geraden und eines im Einlaufbogen, ohne Rempeleien oder als Folge “verrückter” Rennsituationen, einfach so. Ursache unbekannt. Keine schöne Geschichte – aber auch nichts, was die Welt aus den Angeln hebt. Beim Sport gehören Unfälle leider dazu. Ob das Fußballspieler sind, die bei der Auseinandersetzung mit dem Gegner mit kaputten Knochen vom Platz getragen werden oder ob es Pferde sind, die dann leider getötet werden müssen.

Das Problem gebrochener Pferdebeine ist ganz einfach, daß die Röhrenknochen bei einem Bruch im Renntempo eigentlich immer splittern. Einmal daß der Knochen an sich splittert und  dann, weil die beiden Enden des gebrochenen Knochens aufeinander reiben und dabei die Kanten absplittern, denn das Pferd kann ja nicht in wenigen Metern aus Tempo 60 zum Stehen gebracht werden.  Deswegen bleibt in fast allen Fällen nur noch die Erlösung. Denn selbst bei hoch erfolgreichen Pferden, die man nach einem Beinbruch für die Zucht retten wollte, ist das trotz monatelanger Behandlung, bei der Geld im Sinne des Wortes keine Rolle gespielt hat, leider schief gegangen. Egal ob das “St Nicholas Abbey” in England/Irland war oder einige Jahre früher der Kentucky-Derby-Sieger “Barbaro”, der kurz nach dem Start in den Preakness Stakes mit Trümmerbruch im Hinterbein angehalten werden mußte.

In beiden Fällen konnte die Medizin nichts retten. Nicht, weil die Knochen nicht heilen wollten, sondern auch weil das fein austarierte System der Belastung der Beine nicht mehr wollte. Wird ein Bein beim Pferd zu lange geschont, gibt es Belastungserkrankungen an einem der anderen drei Beinen, meistens eine sogenannte Hufrehe, die in bestimmten Konstellationen große Schmerzen bereitet und dann unheilbar ist.

Dies nur als kurze Erklärung für den Laien, warum Pferde bei einem gebrochenen Bein meistens getötet werden müssen.

Unfälle gehören zum Sport leider dazu wie Sieg und Niederlage. Muß ein Pferd aufgegeben werden, ist es für den Besitzer und die Mitarbeiter im Rennstall mehr als nur ein mieses Gefühl. Es ist auch ein wirtschaftlicher Verlust und man verliert einen Sportkameraden, mit dem man mehr oder weniger intensiv zusammen gearbeitet hat.

Die Unfälle in Krefeld sollten aber noch ein ganz anderes Nachspiel haben – Peta, die sogenannte Tierschutz-Organisation, hat Strafanzeige gegen die Reiter, Trainer und den Präsidenten des Rennvereins erstattet.

Die”Rheinische Post” aus Düsseldorf  hat die Anzeige im Wortlaut veröffentlicht und wir geben sie hier wieder.

“Es kam aufgrund der seit langem von Tierschützern kritisierten völligen Überforderung der Tiere bei solchen Rennen zu Frakturen bei zwei Pferden, die daraufhin getötet wurden. Allein die Vielzahl solcher Fälle auf deutschen und internationalen Rennbahnen legt nahe, dass es sich hierbei nicht – anders als von der Rennindustrie behauptet – um einzelne “Unfälle” handelt.

Offensichtlich wurde auch das Rennen nicht unterbrochen.
Die Tiere waren gem. § 3, Abs. 1 Nr 1, 1a und 1b TierSchG überfordert. Das Tierschutzgesetz listet als Beispiele des Verstoßes gegen z.B. Nr 1 auf: “Weiterreiten trotz deutlicher Erschöpfungszustände, Einsatz zu junger oder mangelhaft ausgebildeter Pferde. (…) Schwere Unfälle können eine vorangegangene Überforderung indizieren.”
Wenn ein Pferd auf einer normalen Galopprennbahn stürzt, besteht die hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass diesem Tier unzulässige Leistungen abverlangt wurden, was Besitzer, Eigentümer und Reiter, nebst den Tierärzten, hätten erkennen müssen. Darüber hinaus muss von einer Überforderung des Tieres ausgegangen werden.
Es gehört mittlerweile zum tierschutzwidrigen Standard von Pferderennen, denen der “vernünftige Grund” nach dem Tierschutzgesetz fehlt und einzig der Freizeitgestaltung von wenigen Menschen und der Profit- und Preissucht von Pferdebesitzern dient, dass teils schwerste Verletzungen und auch der Tod von Pferden in Kauf genommen wird. Rennleitungen verweigern seit Jahren Richtlinien zum Schutz der Tiere.
Es muss davon ausgegangen werden, dass nahezu jedes Pferd, welches bei solchen Rennveranstaltungen zu Schaden kommt oder sogar getötet wird, straf- und/oder ordnungsrechtlich relevant ist. Erst recht, wenn wie hier, die Wetterverhältnisse (Temperaturen über 32 ̊ C) so waren, dass die Gefahr bestand, dass einige Pferde überfordert waren.”

Soweit die Vorwürfe. Tenor ist die Überforderung der Pferde.
Im dritten Rennen brach sich etwa Mitte der Geraden “Petite Gold” das Bein. Gewonnen hätte er nicht, wahrscheinlich auch kein Geld mehr bekommen, aber er war mitten im Feld, als der Unfall passierte und lief nicht meilenweit hinterher. Er lief ähnlich gut oder schlecht wie die anderen Teilnehmer in diesem Rennen. Ist das eine Überforderung?
Ein Rennen später brach sich “Weißer Stern” das Bein im Einlaufbogen vor Erreichen der Zielgeraden. Das Pferd ging in hervorragender Haltung – der eigentlich nur auf die Gerade wartete, um sich an die Spitze des Feldes zu setzen. Er ging wie ein Pferd, das seiner Favoritenrolle vollauf gerecht werden wollte. Ist das eine Überforderung?

Es war warm, über 32̊C wie Peta schreibt. Darf man dann keinen Sport mehr machen? Fallen dann demnächst Fußballspiele oder Tennisturniere aus, weil es zu warm ist? Ebenso kann man alle anderen Vorwürfe erwidern, aber es ist eigentlich langweilig.  Für Peta sind alle Menschen, die mit Tieren etwas machen, böse Menschen. Und Pferdesportler sind ganz besonders böse Menschen.

Zur Vermeidung von Mißverständnissen – Tierschutz ist wichtig und ich habe viele interessante Diskussionen mit Tierschützern gehabt und manchmal haben sie natürlich recht. Aber echte Tierschützer sind offen in der Diskussion und akzeptieren auch andere Ansichten – Peta hingegen duldet nur die eigene Meinung und wer andere Ansichten hat, hat unrecht.

Allerdings ist die Story damit leider nicht zu Ende! Denn die Strafanzeige hat viel PR für Peta und gegen den Galoppsport gebracht. Zwei Artikel in der RP – einmal den Renntagsbericht mit negativem Tenor und dann der Bericht über die Strafanzeige. Am Freitag war der Unfall der Aufmacher in der Bildzeitung – eine dreiviertel Seite Galopp-Sport von der negativen Sorte. Taschentuch zum Abwischen der Tränen inklusive. Die Peta-PR Maschine hat auf breiter Front auf sich aufmerksam gemacht – egal wie haltlos die Vorwürfe auch sein mögen.

Und was macht das DVR und seine Marketingplattform German Racing? Nichts! Im Renntagsbericht werden die beiden toten Pferde noch nicht einmal erwähnt und eine offizielle Reaktion auf die Strafanzeige gibt es auch nicht.

Bis zum Montag Nachmittag hat es das DVR geschafft, sich in dieser Angelegenheit nicht zu äußern, getreu dem Motto, wenn wir nichts schreiben, ist auch nichts passiert. Schreiben tun stattdessen die anderen Medien mit mehr oder weniger bösem Unterton – aber statt die Initiative zu ergreifen und den Laien sachliche und korrekte Informationen über den Unfall und das Problem von Unfällen insgesamt zu geben, wird nichts gemacht! Selbst eine österreichische Pferdesportzeitung postete den Krefelder Fall auf ihrer Webseite.

Diese PR-Runde geht nach Punkten ganz klar an Peta, aber nicht, weil Peta gute Argumente hat und das alles prima vorträgt.

Nachtrag
Peta bezieht sich bei seiner Strafanzeige auf §3 Abs I Nr. 1, 1a und 1b TierSchG.

Der Text der jeweiligen Vorschriften lautet:

1. einem Tier außer in Notfällen Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines Zustandes offensichtlich nicht gewachsen ist oder die offensichtlich seine Kräfte übersteigen,

1a. einem Tier, an dem Eingriffe und Behandlungen vorgenommen worden sind, die einen leistungsmindernden körperlichen Zustand verdecken, Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines körperlichen Zustandes nicht gewachsen ist,

1b. an einem Tier im Training oder bei sportlichen Wettkämpfen oder ähnlichen Veranstaltungen Maßnahmen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind und die die Leistungsfähigkeit von Tieren beeinflussen können, sowie an einem Tier bei sportlichen Wettkämpfen oder ähnlichen Veranstaltungen Dopingmittel anzuwenden.

Das heißt nichts anderes, als das Peta dem Rennsport und den Trainern die Anwendung von Doping als Normalfall unterstellt.  Kann der Rennsport, kann das Direktorium einen derart ungeheuerlichen Vorwurf auf sich sitzenlassen?

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Paul Stecken im Alter von 100 Jahren verstorben

Im Alter von 100 Jahren ist letzte Nacht mit Paul Stecken einer der letzten noch lebenden Kavallerieoffiziere in Deutschland gestorben. 1916 in Münster geboren, trat er 1934 in das Reiter-Regiment 15 ein. Hier (bzw. im Nachfolgeverband Kavallerie-Regiment 15) wurde er Offizier und bis zum Kriegsende 1945 Major.

Von 1950 bis 1985 leitete er die Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster, und Generationen von unzähligen Reitern haben bei ihm in dieser Zeit ihr Handwerk gelernt.

Paul Stecken war Zeit seines Lebens entschiedener Verfechter der klassischen Lehre, basierend auf der Reitvorschrift und der HdV12, die für ihn die Bibel für die Ausbildung von Reiter und Pferd war. “Moderne” Ausbildungsmethoden, wie die Rollkur und andere Irrungen, die heute immer mehr um sich greifen lehnte er entschieden und zu recht ab.

1938 aus dem Berliner Tiergarten sieht man die Brüder Stecken (von links nach rechts: Paul, Albert, Fritz),

Jetzt hat er das Kommando zur Großen Armee bekommen und wir hoffentlich mit seinen Brüdern wieder verein sein. Und Gott möge verhüten, daß er in einen Himmel kommt, in dem es keine Pferde gibt.

Zur Verleihung des silbernen Pferdes 2016 in Aachen, mit dem er in der Kategorie “Persönlichkeit ausgezeichnet wurde, hielt Ingrid Klimke die Laudatio und es gibt wohl kaum eine Persönlichkeit im Reitsport, die eine engere Beziehung an Paul Stecken hatte, als die Familie Klimke und Ingrid Klimke. Wer sie lesen möchte, klicke auf den Link.

Laudatio von Ingrid Klimke

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Totoabzüge in Magdeburg

Überall wird die Höhe der Totoabzüge beklagt und daß sich deswegen die Wette kaum noch lohne. In Magdeburg ist das anders, wie Präsident Heinz Baltus dieser Tage im Galopper-Forum mitgeteilt hat. Magdeburg macht folgende Abzüge auf die Einsätze
Sieg und Platz 17,66 %
Kombiwetten 22 %
Das ist der wohl mit Abstand niedrigste Wert in Deutschland.
Am Samstag den 10. September sind übrigens wieder Rennen in Magdeburg. Erster Start ist um 14 Uhr. Es gibt Galopp- und Trabrennen.
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Das OLG Frankfurt hat einen Beschluß gefaßt

Ich gebe ganz ehrlich zu, daß ich im Moment nicht sagen kann, in welcher Sache die Rennbahn betreffend, der Beschluß verkündet wurde.  Es sind inzwischen wohl fast ein Dutzend Verfahren an verschiedenen Kammern der Frankfurter Gerichte, die die Zukunft der Rennbahn betreffen.

Der Rennklub hatte mit einer einstweiligen Anordnung erreicht, daß die Tribüne bis auf weiteres nicht abgerissen werden darf und dies wurde jetzt in der Verhandlung vor dem OLG bestätigt. Das ist aber nur ein Teil des Urteiles.

Die Frankfurter Rundschau schreibt in ihrem Artikel über das Verfahren: Die Erläuterungen der Richterin in der Verhandlung wirkten zeitweise wie eine Ohrfeige für die Anwälte der Stadt und den Leiter des Liegenschaftsamtes, Alfred Gangel. „Man kann hier nicht einfach jemanden raussetzen und die Bagger kommen lassen – sondern man muss sich erst einen Vollstreckungstitel verschaffen, so ist das nun mal in diesem Rechtsstaat“, sagte Boerner. Nach Einschätzung der Vorsitzenden des Senats übt der Rennklub derzeit „die Sachherrschaft“ über das Gelände in Niederrad aus. Die Richterin sprach auch mehrfach vom „Besitz“ des Areals durch den Rennklub. Sie folgte damit der Argumentation der Freunde des Turfs.
Ein Genuß, diese Zeilen zu lesen!

Deutlicher kann man es eigentlich nicht formulieren. Am Ende bedeutet es, daß die Hippodrom zwar formal der Pächter des Grundstücks ist, die tatsächliche Verfügungsgewalt aber beim Rennclub liegt und das kann sehr weitreichende Folgen haben.

Für Ende Oktober ist eine Entscheidung des LG Frankfurt terminiert, ob ein früherer Mietvertrag bis 2024 mit dem Rennclub für das Gelände noch gilt. So ich mich recht erinnere, ist in diesem Mietvertrag noch das Recht einer Option formuliert, womit der Vertrag dann bis 2034 oder 2039 laufen würde. Wie das LG entscheiden wird, steht noch offen und wenn der Antrag  des Rennclubs abgelehnt wird, bleibt noch die Berufung.

Ein kaum noch überbietende Frechheit haben sich die Vertreter der Stadt geleistet, als sie festgestellt haben, daß dieses Jahr in Frankfurt noch keine Rennen veranstaltet wurden. Es ist doch Markus Frank als Leiter des Ordnungsamts und damit der zuständigen Aufsichtsbehörde, der die Genehmigung zur Veranstaltung von Rennen verweigert. Eigentlich ist dies eine Formsache, weil die Voraussetzungen seit Jahren die gleichen sind. Da Markus Frank als Befürworter der DFB-Akademie die Rennbahn nicht mehr sehen will, kann man die Entscheidung, die Genehmigung zu versagen durchaus als politische Entscheidung betrachten.

Damit stellt sich die Frage des Amtsmißbrauchs. Eine Behörde hat zunächst auf Basis der Gesetze zu entscheiden. Persönliche Animositäten dürfen dabei keine Rolle spielen und Markus Frank vermischt seine politische Idee mit den Aufgaben als Leiter einer Behörde. Das sollte eigentlich mindestens ausreichen, ihn von seinen Funktionen zu entbinden  - wenn es dazu einen Willen in Frankfurt gäbe!

Nochmal ganz deutlich: Die linke Hand der Stadtverwaltung verbietet es, Rennen zu veranstalten und die rechte Hand wirft dem Rennklub deswegen Inaktivität vor. Geht es noch eine Nummer perverser?

Interessant sind auch die Stellungnahmen des DFB zu der aktuellen Entwicklung. So erklärt Markus Weise, Leiter Konzeptentwicklung des 109-Millionen-Euro-Projekts, daß er vom 1. Januar 2019 ausgehe.

Hallo? Derzeit wird vor Gericht verhandelt, ob der bis 2024 laufende Mietvertrag mit Option auf 2034 oder 2039 noch gültig ist und die Fußballer phantasieren von einem Termin Januar 2019. Hat man beim DFB den Knall nicht gehört oder haben die Herren zu viel harte Kopfbälle abbekommen und haben dadurch eine getrübte Wahrnehmung? Bei Facebook reagiert man bei der DFB-Akademie inzwischen sehr dünnhäutig. Wurden früher kritische Kommentare zu dem Projekt noch beantwortet, werden heute Links und Kommentare  dazu sehr schnell gelöscht.

Und schließlich und endlich liegt die ganze Causa noch bei der EU in Brüssel, ob das Vergabeverfahren und der Preis überhaupt angemessen ist. Es geht dabei um die Frage, ob ein rechnerischer Preis von ca 50 euro in bester Innenstadtlage von Frankfurt für einen Bürogrundstück mit angeschlossener Sportakademie angemessen ist. In der direkten Umgebung liegen die Preise bei 500 bis 800 Euro.

Eigentlich wird es Zeit, das vernünftige Politiker aus dem Stadtparlament den Kontakt zum Rennklub suchen und Friedensverhandlungen beginnen.

Es bleibt weiter spannend in Frankfurt. Rebekka Unrath und dem Grafen Solms zu Wildenfels sei Dank!

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Polnische Vollblüter im Westen

Polen ist ein großes Pferdeland mit einer großen Reiter-Tradition, aber der Galopprennsport und die Vollblutzucht spielen eine eher untergeordnete Rolle.  Trotzdem sind in Polen große Jockeys aufgewachsen. Jerzy Jednaszewski als der Reiter von Windwurf und Stalljockey in Ravensberg oder Mieczyslaw Melnicki, der lange Jahre in Deutschland geritten hat, seien hier stellvertretend erwähnt.

Nach Erfolgen von in Polen trainierten Pferden auf den deutschen Bahnen muß man deswegen  suchen. 2011 gewann der in Irland gezogene Exciting Life das Hubertus Liebrecht-Gedächtnispreis (Scherping-Rennen) in polnischen Farben in Baden Baden. Für den nächsten Sieger auf der Flachen muß man dann schon einige Jahre weiter zurück blättern.  1971, also 40 Jahre früher, gewann die in Polen gezogene Bostella das damals mit stolzen 30.000,- DM dotierte Robert Pferdmenges Rennen in Köln während des Europa-Meetings.

Und dann gab es noch einige Plazierungen. Angefangen mit Doris Day im Preis von Europa 1972, Czubaryk 1979 ebenfalls im Preis von Europa. Später lief er in den Farben von Waldemar Zeitelhack erfolgreich in Westeuropa. Und Pawiment muß man unbedingt  erwähnen. Der in Polen gezogene Hengst lief in den Farben des Stalls Moritzberg von Waldemar Zeitelhack und trainiert von Charlie Seiffert in München erfolgreich “im Westen”. 1980 gewann er den mit 70.000 DM dotierten Großen Preis von Hessen, dem damals wertvollstem Handicap in Deutschland. Danach gewann er den Preis von Europa und sprengte mit einer Quote von 1216:10 den Toto. Anschließend gewann er mit dem Gran Premio del Jockey Club e Coppa d’Oro in Mailand eines der wichtigsten Rennen des italienischen Turfs. Es war wohl der beste Vollblüter aus polnischer Zucht der jüngeren Geschichte.

Zwischendrin, in den 90ern, nach dem Fall der Mauer lief Country Club in Hoppegarten im Europa-Championat ins Geld, aber gewinnen konnte er nicht. Waldemar Zeitelhack holte sich mit “Krezus” wieder einen Vollblüter aus polnischer Zucht, der einige Plazierungen in großen Rennen erreichen konnte.

Va Bank als Sieger im Preis der Sparkassen-Finanz-Gruppe, dem vormaligen Spreti-Rennen, ist mit ziemlicher Sicherheit das erste Pferd, das für polnische Interessen in Deutschland ein Gruppe-Rennen gewinnt, denn Pawiment war ja nach Deutschland verpachtet. Man könnte ihn fast als den zweiten Overdose bezeichnen, denn er kam auch als Ungeschlagener aus dem “Ostblock” und setzte seine Siegesserie hier unbeirrt fort.  Auch wenn der jeweilige Vorsprung nicht so überragend war, wie bei dem ungarischen Wunder der Fall war. Der Heiße Favorit Potemkin aus dem Stall von Andreas Wöhler und im Besitz von Klaus Allofs und der Stiftung Gestüt Fährhof war mit 1 1/2 Längen klar geschlagen.

Mal gucken, wie die Karriere von Va Bank weiter geht. Eine Eintagsfliege ist er als Ungeschlagener jedenfalls nicht!

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Turf-Globetrotter aus Deutschland

Rogue Runner im Besitz des Kölner Präsidenten Eckhard Sauren und trainiert von Peter Schiergen geht erneut auf Reisen – Norwegen ist Nummer acht in seiner Länderliste und damit gehört er zweifelsohne zu den Vielreisenden im Turf. Auch wenn in Deutschland inzwischen ein intensiver Pendelverkehr zu den Bahnen in Frankreich besteht und einige Pferde eine größere Anzahl an Grenzübertritten haben, wird die Länderzahl von Rogue Runner derzeit wohl nicht getoppt.

Früher war der Rennsport in Deutschland mehr national und Auslandsreisen waren eher selten, sieht man mal von Ausflügen nach Belgien ab. Das war damals lohnend, denn in den guten Rennen war das Rennpreis-Niveau sehr beachtlich und teilweise auch höher als in Deutschland.

Allerdings war Adrian von Borcke als Privat-Trainer von Erlenhof schon in den 50ern ein sehr reisefreudiger Trainer. Niederländer lief z. B. 1952 in den damals noch jungen King George VI and Queen Elizabeth Stakes und 1953 im Prix de l’Arc de Trimphe – beides Mal leider ohne zählbare Ausbeute.

Das Reisepferd von Adrian von Borcke schlechthin war aber Orsini. Zwei- und dreijährig ist er nur in Deutschland gelaufen. Vierjährig ging es im Sommer nach Ostende/Belgien, wo er das “Grand International d’Ostende et de l’Exposition” gewann. Im September stand der Oslo Cup in Norwegen auf dem Programm, danach der Grand Prix d’Exposition in Belgien und dann der Prix du Moulin de Longchamp in Longchamp und das Washingon DC International in den USA als damals wertvollstes Einladungsrennen der Welt. Und Geld hat er überall bekommen. Vierjährig waren es fünf Reisen in vier Länder.

Fünfjährig (1959)  lief er im Sommer in den King George VI and Queen Elizabeth Stakes in Ascot und wurde Fünfter. Bis zum Sieg von Danedream 2012 in dem englischen Paraderennen war es die beste Plazierung, die ein Deutscher dort erreicht hat – über 50 Jahre. Im September lief er im Stockholm Cup in Schweden, was auch einer seiner letzten Starts war.

Insgesamt waren es für Orsini sieben Auslandsreisen in sechs Länder. Der Punkt geht damit an Rogue Runner – aber in Katar etc konnte Orsini gar nicht laufen, denn damals gab es dort keine Rennen  und wer in Europa wäre wohl auf die Idee gekommen, zum Rennen nach Katar oder Dubai zu fahren….

Aber für damalige Verhältnisse, als Reisen eine ganz andere Dimension hatte und Auslandsreisen etwas unerhört Aufregendes waren und selbst einer Fahrt nach Belgien enorm viele Zollformalitäten voraus gingen, war Orsini ein echter Globetrotter.

Rennrekord von Orsini

Ein ganz anderer Globetrotter der Neuzeit war der Fährhofer Quijano 14 bis 15 Auslandreisen hat er unternommen, aber er kommt dabei nur auf sechs Länder.  Dubai – Frankreich – Kanada – Hong Kong – Italien – USA

Rennrekord Quijano

Nachtrag vom 28. August
Es gibt doch noch ein paar mehr Globetrotter in Deutschland, man kommt nur leider nicht sofort drauf.

Caitano – nicht nur hoch erfolgreich und eisenhart, sondern auch ein echter Weltenbummler mit vier Kontinenten, 12 Ländern und 20 Reisen im Rekord. Sein PEch war, daß er in den USA unter Lasix gelaufen ist und deswegen in Dtld nur sehr eingeschränkt hätte als Deckhengst aufgestellt werden können.

Italien  - Frankreich – Japan – USA  - Hong Kong  - Dubai – Türkei – Canada – Singapur – Australien (Mooney Valley) Dänemark und Polen.  Caitano hat so viel Meilen zusammen geflogen, der hatte bei der Lufthansa Senator Class Status.

Rennrekord Caitano

Und wer noch einen echten Globetrotter mit mehr als sieben Ländern findet, darf sich gerne melden.

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Die Präsidenten des DVR

Walter Scheel ist im hohen Alter von 97 Jahren gestorben. Von 1982 bis 1991 war er Präsident des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen. Aber er war nicht nur Präsident des DVR, sondern zuvor war er Minister in verschiedenen Kabinetten, Vorsitzender der FDP und der Vater der Koalition von FDP und SPD unter Willy Brandt und schließlich Bundespräsident. Eine Persönlichkeit, die die Politik dieser Republik maßgeblich beeinflußt hat und eben auch noch Präsident des Direktoriums gewesen ist.

An dieser Stelle möchte ich keinen Nachruf über den Politiker und DVR-Präsidenten schreiben.  Es ist auffällig, daß in den zahlreichen Nachrufen, die die Presse verfaßt hat, die verschiedenen Ämter und Ehrenämter mehr oder weniger umfassend erwähnt wurden, aber einen Hinweis auf die neunjährige Präsidentschaft beim DVR wurde in keinem Nachruf erwähnt. Auch im CV von Walter Scheel bei Wikipedia ist die Direktoriums-Präsidentschaft nicht erwähnt. Es mag nur eine Randerscheinung sein, aber es ist eben auch Ausdruck, daß der Galopp-Sport in der allgemeinen Presse kaum noch wahrgenommen wird.

Und was macht der Rennsport? Auf German Racing, der “offiziellen” Seite des Galoppsports in Deutschland ist auch am “Tag danach” noch nicht mal ein Hinweis auf den Tod des früheren Direktoriums-Präsidenten erschienen. An den Toten zu erinnern, ihn zu ehren, ihm auf diese Weise die letzte Ehre zu erweisen, scheint in Köln nicht “en vogue” zu sein.

Auf vielen Webseiten von Vereinen und Verbänden gehört zur Selbst-Darstellung und zum Blick in die Geschichte auch die Nennung der früheren Präsidenten und Generalsekretäre, nicht so beim Direktorium alias German Racing. Man findet dieses Angaben nicht. Dabei sind darunter sehr wohlklingende Namen, die auch außerhalb des Sports einen guten Klang hatten. Und dann wundert es nur wenig, wenn die Presse die Direktoriums-Präsidentschaft Walter Scheels nicht erwähnt. Wo soll sie auch Informationen darüber finden, wenn das DVR sie selbst nicht anbietet.

In Zeiten, in denen das Tagesgeschäft mau ist, hilft ein Blick zurück auf die großen Zeiten manchmal auch, die Durststrecke zu überwinden. Und wenn ein Sport in Deutschland auf eine große Tradition zurückblicken kann, dann ist es der Galoppsport.  Aber auch diese Traditionspflege findet beim Direktorium nicht statt. Man ignoriert einfach die eigene Geschichte. Schade!

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PETA-Protest in Bad Doberan

PETA hat zur Eröffnung des Meetings in Bad Doberan Protest angekündigt, weil der Gebrauch der Peitsche angeblich Tierquälerei sei.
Es ist höchste Zeit, daß das DVR den Fehdehandschuh annimmt und die offene Diskussion mit PETA sucht. Es kann und darf nicht sein, daß man dieses für den Rennsport wichtige Thema dieser Spenden-Sammel-Organisation alleine überläßt.
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