Das Breeders’ Cup-Meeting 2017

Ein kleiner Rückblick auf den diesjährigen Breeders’ Cup durch die europäischen Brille.

Aidan O’Brien hatte angespannt, was er aus seinem Stall in den Breeders’ Cup Rennen anspannen konnte, aber es sollte nicht so klappen, wie sich das Ballydoyle Team wohl vorgestellt hat. Pferderennen sind eben kein Wunschkonzert.

Am Samstag lief September im von Rushing Fall gewonnenen Breeders’ Cup Juvenile Fillies Turf auf den fünften Platz. Danach gewann Mendelsohn den Juvenile Turf gegen Untamed Domain. Masar aus dem Godolphin-Quartier wurde Sechster. Für O’Brien war es der Sieg Nr 27 in einem Gruppe-1 Rennen in der laufenden Saison.

Sonntag gewann Declarationofpeace ein Listenrennen für Zweijährige über 1000m vor dem eigentlichen Breeders’ Cup Programm. 120.000,- USD gab es für den Sieger und für ein Listenrennen ist das verdammt viel Geld. Aber man ist ja nicht in die USA gefahren, um Listenrennen zu gewinnen.

Die Filly & Mare Turf Mile wurde ein europäischer Doppelerfolg. Wuheida aus dem Godolphin Quartier von Charlie Appleby gewann mir William Buick im Sattel vor Rhododendron aus dem O’Brien-Stall mit Ryan Moore. Das war der erste Breeders’ Cup Sieg für William Buick. Der gebürtige Norweger gehört inzwischen zu den etablierten jungen Reitern auf der Insel.  Sein Vater war norwegischer Champion-Jockey und ritt eine zeitlang in Deutschland. Er war nicht der große Star, aber sein solider Leichtgewichtsjockey mit schönen Erfolgen in guten Rennen.

Der Sprint auf Dirt wurde von Roy H mit Kent Desormeaux im Sattel vor Imperial Hint gewonnen. Europäer waren nicht am Start.

Die 14 Hands Winery Breeders’ Cup Juvenile Fillies liefen ohne europäische Beteiligung und wurden von Caledonia Road mit Mike Smith im Sattel gewonnen.

Im “Turf Sprint” machten die Amerikaner das Ende wiederum unter sich aus. Stormy Liberal mit Joel Rosario gewann vor Richard’s Boy mit Flavien Prat im Sattel.  Marsha aus dem Stall von Sir Mark Prescott wurde Sechste und Washington DC aus Ballydoyle Achter.

Bare of Gold gewann den Sprint auf Sand für die Stuten mit Irad Ortiz jr im Sattel vor Ami’s Mesa. Europäer waren nicht am Start.

In der Mile auf Gras war Europa groß vertreten, aber gewonnen hat World Approval mit John Velazquez im Sattel. Lancaster Bomber aus dem O’Brien Stall wurde mit gut einer Länge geschlagen Zweiter. Vierter wurde Suedois trainiert von David O’Meara, Ribchester (Richard Fahey) wurde Fünfter, Zelzsal (Jean-Claude Rouget) Sechster, außerdem vertraten Europa Karar, Roly Poly und Home of the Brave.

Der Sentient Jet Breeders’ Cup Juvenile wurde von Good Magic mit Jose Ortiz im Sattel gewonnen. U S Navy Flag mit Ryan Moore im Sattel wurde Zehnter.

Im “Turf”, einem der Höhepunkte des Programms gewann Talismanic mit Mikael Barzelona im Sattel für Godolphin und Andre Fabre. Der auffällig gezeichnete Braune mit der großen Blesse lief ein hervorragendes Rennen und gewann souverän vor Beach Patrol mit Joel Rosario und trainiert von Chad Brown. Der Vorjahrssieger wurde Highland Reel als Favorit Dritter. Der O’Brien Schützling wirkte nicht wirklich frisch und Ryan Moore mußte sich ziemlich bemühen, ihn nach vorne zu bringen.  Am 21. Oktober lief er noch in Ascot in den Champion Stakes und wurde Dritter zu dem überragenden Cracksman und Poet’s Word. Zwölf Tage zwischen zwei Rennen und die Reise in einen anderen Zeitzone muß auch ein routiniertes Pferd erst mal verdauen.

Seventh Heaven (Seamie Hefferman), Cliffs of Moher (Wayne Lordan) und Decorated Knight (Andrea Azeni) waren die weiteren europäischen Starter in dem traditionell von europäischen Pferden dominierten Rennen.

Highland Reel soll jetzt noch bei den internationalen Rennen von Hong Kong starten, bevor er nächstes Jahr als Deckhengst aufgestellt wird.

Als letztes der 12 Rennen wird der Breeders’ Cup Classic als das wertvollste Rennen des Meetings gelaufen. Den Amerikanern gelingt dazu immer wieder eine Inszenierung, die ein wenig an den 100m-Lauf bei den olympischen Spielen als der absolute Höhepunkt des Sports, erinnert. Es geht mit 6.000.000 USD Gesamtdotierung nicht nur um viel Geld, es ist auch ein durch und durch emotionales Rennen. Und auch wenn das amerikanische System mir nicht wirklich gefällt, kann man sich dem auch vor dem TV nicht wirklich entziehen. In dieser Art der Inszenierung sind die Amis einfach Spitzenklasse und deswegen läuft der Sport dort auch recht gut. Emotionen sind beim nicht so fachkundigen Publikum besser an den Mann zu bringen, als sportliche Fakten.

Es sollte die große Abschiedsgala für Arrogate werden, aber es kam anders als geplant. Gewonnen hat Gun Runner mit Florent Geroux im Sattel vor Collected aus dem Stall von Bob Baffert und geritten von Martin Garcia und West Coast (Buffert/Castellano).
Gun Runner wird von Steven Asmussen trainiert, der das Rennen vor 10 Jahren mit Curlin auf dem damals grundlosen Geläuf von Monmouth Park gewann. Der wegen seiner Trainingsmethoden verschiedentlich kritisierte Trainer ließ seinen Emotionen freien lauf und finishte die halbe Gerade mit. Mit seinen langen lockigen Haaren kann man ihn fast mit Buffalo Bill Cody verwechseln ;-)

Arrogate war zuletzt Zweiter zu Collected im Pacific Classic auf der gleichen Bahn und ging als Favorit an den Start. Er wirkte nie zwingend, eher müde galoppierend und Mike Smith mußte sich anstrengen, ihn im Rennen nach vorne zu bringen. Am Ende wurde er Fünfter im toten Rennen mit Gunnevera. Im Januar lief er in den Pegasus Stakes, dem bisher wertvollsten Rennen der USA, danach gewann er den World Cup in Dubai und auch wenn er dann lange Pausen zwischen den Rennen bekam, war es von Januar bis November eine lange Saison.

Aidan O’Brien sattelte Chruchill und War Decree, aber aus der Kriegserklärung wurde nichts. Die Luftwaffe hatte das Pulver schon ein paar Rennen zuvor verschossen und Churchill konnte die Initiative auch nicht an sich reißen. Es war verwunderlich, daß er von Ryan Moore dermaßen offensiv geritten wurde. Eigentlich ist seine Distanz eher die Meile und wenn dann der Weg 400m länger ist, sollte man das Pferd doch eher verstecken. Dazu lief er noch das erste Mal überhaupt auf Sand und hatte ebenso eine kurze Startfolge. Da hat man dem Dreijährigen schon  einiges abverlangt. Am Ende wurde er Siebter und war mit insgesamt 18 Längen geschlagen. War Decree kam als Neunter über die Linie. Der Classic bleibt damit eines der wenigen bedeutenden Rennen auf der Welt, in dem Aidan O’Brien sich noch nicht in die Siegerliste eingetragen hat. Aber es dürfte eine Frage der Zeit sein, bis der das ändert.

In Deutschland trainierte Pferde oder Pferde mit deutschem Zuchthintergrund waren diesmal beim Breeders’ Cup Meeting nicht am Start.

Breeders Cup Clussic – Gun Runner

Breeders Cup Turf – Talismanic

Longines Breeders Cup Distaff – Forever Unbridled

Breeders Cup Juvenile Turf – Mendelsohn

Breeders’ Cup Juvenile Fillies Turf – Rushing Fall

Breeders Cup Filly & Mare Turf – Wuheida

Breeders Cup Mile – World Approval

Sentient Jet Breeders Cup Juvenile – Good Magic

Las Vegas Breeders Cup Dirt Mile – Battle of Midway

Breeders Cup Turf Sprint – Stormy Liberal

14 Hands Winery Breeders Cup Juvenile Fillies – Caledonia Road

Breeders Cup Filly & Mare Sprint – Bar of Gold

TwinSpires Breeders Cup Sprint – Roy H

Und den Breeders Cup Turf 2016 mit dem Sieger Highland Reel

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Harte Strafe für Peter Schiergen

In dem Cobalt-Doping-Fall von Epako im Prix de la Ville Saint-Pierre Azif am 6. Juli in Clairefontaine hat der France-Galop inzwischen das Urteil gesprochen.

Danach wird Peter Schiergen als Trainer des Siegers (Epako) zu einer Geldstrafe von 15.000 Euro und einem Lizenzentzug von neun Monaten auf Bewährung mit einer Bewährungszeit von fünf Jahren verurteilt.

Ich meine, daß es ein sehr hartes Urteil ist. Peter Schiergen ist nach meiner Erinnerung bisher nie wegen eines Dopingvergehens in Erscheinung getreten und er gehört auch sonst eher zu den unauffälligen Trainer, wenn es um Ordnungsmaßnahmen des DVR geht.
Natürlich ist Cobalt nicht irgendeine Substanz, die Radfahrer haben “beste” Erfahrungen mit Epo, das von der Wirkung ähnlich ist. Cobalt hat neben der leistungssteigernden Wirkung auch sehr unangenehme Nebenwirkungen, wie im Post vom 2. August zu dem Fall etwas ausführlicher dargelegt wurde.

Aber es bleibt immer noch Fakt, daß Peter Schiergen Ersttäter ist und daß die Kombination aus recht hoher Geldstrafe und einem Lizenzentzug mit einer Bewährungsfrist von fünf Jahren sehr hoch ist.

Sollte hier in Sachen Cobalt-Doping ein Exampel statuiert werden – und weil es sich gerade angeboten hat, hat man es an einem deutschen Trainer vollzogen?

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Fundraising für die Familie von Anthony Deau

Für den am Sonntag tödlich verunglückten Jockey Anthony Deau haben der ehemalige Amateurrennreiter Loek van der Ham und die Familie von Adrie de Vries ein Fundraising Projekt gestartet.

Ein solches Projekt hatte nach dem schweren Unfall von Frederic Tylicki eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst und es waren mehrere hundertausend Pfund gespendet worden. Der Familie von Anthony Deau ist ähnliches zu wünschen.

Spenden für Anthony Deau

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Die Konsequenzen aus dem Fall Rapido

Was geschieht mit dem Pferd nach der Rennkarriere – eine Frage, die sowohl Besitzer als auch einen nicht unwesentlichen Teil der Turf-Öffentlichkeit und natürlich auch Tierschützer und solche die sich dafür halten, beschäftigt. Auch wenn für alle außer dem Besitzer das Interesse nur abstrakt ist, soll man die Bedeutung nicht unterschätzen.

Pferde, die aus dem Rennstall in die Zucht wechseln, bleiben mal außen vor. Es geht viel mehr um die Pferde, die in den Freizeitbereich oder in den Reitsport wechseln. Die Gründe sind vielfältig, spielen aber keine Rolle. Teilweise ist es dann auch der Wunsch der Besitzer, daß die Pferde nicht mehr an Rennen teilnehmen sollen, auch nicht nach einer längeren Pause, wenn das Handicap verfallen ist und sie in leichten Aufgaben neu anfangen können.

In solchen Fällen wird der Ausschluß der Teilnahem an öffentlichen Rennen durch eine vertragliche Vereinbarung geregelt. Eigentlich ist so eine Vereinbarung bindend und auch wenn keine Vertragsstrafe vereinbart ist, kann man die Einhaltung gerichtlich einfordern. Aber die Sache wird schwierig, wenn das Pferd weiter verkauft wird und der Passus in den neuen Kaufvertrag nicht übernommen wird oder wenn der  ehemalige Besitzer – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr am Galoppsport teilnimmt oder sogar verstirbt.

Die besten Verträge nützen nichts, wenn die Einhaltung nicht überwacht wird.

Abhilfe kann hier ein Kennzeichen in der DVR Datenbank schaffen. Wird beim Verkauf vereinbart, daß das Pferd nicht mehr an öffentlichen Rennen teilnehmen darf, wird ein entsprechendes Kennzeichen gesetzt und der Hinweise erfolgt deutlich sichtbar bei Aufruf des Datensatzes des Pferdes. Es muß allgemein sichtbar sein und nicht nur für Abonnementen. Evtl werden zusätzliche Angaben hinterlegt, wie das Datum der Sperre, den Veranlasser und evtl ein kurze Begründung. Und natürlich muß ein entsprechendes Dokument beim DVR abgelegt werden und die Aufhebung der Sperre ist nur durch den Veranlasser möglich.

Die erforderliche DB-Änderung ist einfach zu realisieren, eine kleine Maske für die Datenpflege und eine Erweiterung in der Anzeige der Pferdedaten. Sollte nicht mehr als einen Tag Aufwand verursachen.

Damit ist Rechtssicherheit gegeben, daß nämlich gesperrte Pferde sofort identifiziert werden können und dadurch auch beim Weiterverkauf keine Probleme auftreten. Natürlich dürfen Pferde mit einem solchen Kennzeichen auch nicht mehr auf der Trainingsliste erscheinen. Allerdings muß der Verkäufer des DVR auch entsprechend informieren, denn nichts ist so desinformativ, wie eine schlecht gepflegte Datenbank.

Fälle, wie sie derzeit leider vor Gericht geklärt werden müssen, kommen dann hoffentlich nicht mehr vor.

Hinweis: Kommentare mit direkten Bezug zum Fall Rapido werden sofort gelöscht, egal wie sachlich sie sind.

Und weil es gerade aktuell paßt: Dieser Blog wird von seinem Betreiber nach einem Bonmot des Fürsten von Bismarck geführt: Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt!

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Jack Berry zum Achtzigsten

Der Rennsport lebt auch durch viele Aktive, die eher im Hintergrund aktiv sind und die eher selten im Rampenlicht stehen. Einer davon ist Jack Berry, der Vize-Präsident des Injured Jockey Funds (derzeit ist Sir Anthony McCoy OBE Präsident). Jack Berry gilt trotz seines Alters auch heute noch als eine der treibenden Kräfte im IJF.

Der IJF wurde nach verschiedenen schweren Unfällen 1964 gegründet und unterstützt Jockey nach schweren Unfällen bei der Rehabilitation und hilft, daß sie danach wieder ins normale Leben zurück finden. Und wie groß die Hilfsbereitschaft im englischen Turf sein kann, konnte man erleben, als nach dem Sturz von Frederic Tylicki im Internet eine Spendenseite eingerichtet wurde und dort binnen kurzer Zeit einige hunderttausend Pfund zusammen kamen.

Die ähnlich aufgestellte Jockey-Unterstützungskasse in Deutschland kann von solchen Mitteln  und Möglichkeiten leider nur träumen.

Happy Birthday!

Webseite des IJF

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Das Aus für Galopp in Bremen

Wie verschiedene Bremer Medien melden, hat sich die Stadt mit dem Golfclub auf der Vahr geeinigt. Danach erhält der Golf-Club eine Ablöse von 3,89 Mio Euro. Der Golfbetrieb kann wohl bis 2019 weitergehen, denn vorher wird nicht mit dem Beginn der Bauarbeiten gerechnet.

Nach Frankfurt fällt damit die zweite Rennbahn in Deutschland in kurzer Zeit. Nach dem Direktorium zu fragen, scheint hier wohl zwecklos.

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Enable – die große Gala der Grande Dame in Chantilly

Die Form von Enable vor dem Arc war fast makellos. Aber natürlich gab es auch Zweifel, daß ihr auch noch dieser Sieg gelingen würde nicht nur wegen alter Turfweisheiten, sondern vor allem auch wegen der Gegner. Allerdings sollten diese Zweifel relativ früh ausgeräumt worden sein. Die Stute marschierte sehr zeitig in dritter Position hinter Order of St. George und  Idaho in bestechender Manier. Eingangs der Geraden ließ Frankie Dettori nie einen Zweifel aufkommen, wer der Herr im Haus ist. Enable zog mühelos vom Feld weg und gewann mit 2 1/2 Längen, was aber ihre Souveränität nicht wirklich ausdrückt. Ihr Jockey tat halt nur das wirklich Nötige, um als Sieger über die Linie zu gehen.

Prix de Arc de Triomphe

Enable ist damit die erste Siegerin der Epsom Oaks, die auch noch den Arc gewinnen konnte und sie ist die zweite Stute, die sowohl die King George VI and Queen Elizabeth Stakes als auch den Arc gewonnen hat. Erstmals ist das Danedream gelungen, aber sie hat den Arc 2011 und den King George 2012 gewonnen. Irgendwann wird halt jede alte Turfweisheit einmal widerlegt – und dann muß man sich ein paar neue erdenken. Am Ende bleibt aber die Frage, ob die Stute so überragend gut ist oder ob die Dreijährigen in Europa eher schwach sind.  Stuten dominieren selten starke Jahrgänge.

Enable gehört zum ersten Jahrgang ihres Vaters Nathaniel, der 2012 von Danedream in den King George mit Nase geschlagen wurde. Derzeit wir Nathaniel auf der Racingpost-Seite mit 17.500,- Pfund per 1. Oktober angeboten. Ob das so bleibt? Allerdings ragt Enable unter Nathaniels Nachkommen weit oben heraus. Der zweiterfolgreichste Nathaniel ist derzeit der bei Peter Schiergen stehende Ittlinger Enjoy Vijay. Da wird die Decktaxe nicht in den Himmel wachsen.

Zweiter wurde der Runner Up zu Dschingis Secret im Prix Foy, Cloth of Stars in den Godolphin-Farben, trainiert von André Fabre. Früh im Jahr hatte der Sea the Stars Sohn den Prix Ganay gewonnen und mußte dann pausieren. Nach fünf Monaten Pause war das Laufen im Prix Foy eigentlich gar nicht schlecht. Ein Pferd, das nicht nur ich bei der Vorschau übersehen habe, denn er stand 229 am Toto. Dritter wurde Ulysses vor Order of St. George und dem französischen Derbysieger Brametot.

Winter wurde Neunte und Zarak in den Aga Khan Farben Zehnter. Capri als frischer Leger-Sieger ging als Vorletzter über die Linie, aber mit 380:10 hatte das Publikum auch eher nicht mit einer guten Plazierung gerechnet.

Sehr achtbar, wenn auch ohne Honorar zogen sich die Deutschen aus der Affäre. Dschingis Secret wurde einen Kopf vor Iquitos Siebter und damit waren die Deutschen 1-2 ohne Geld. Iquitos hatte kurz nach dem Start einen Rempler bekommen, aber das war am Ende eher  nicht rennentscheidend. In beiden Fällen hatte man sich sicher mehr Regen und damit eine deutlich weichere Bahn gewünscht. Galopprennen sind bekanntlich kein Wunschkonzert und die Kommunikation mit Petrus klappt auch nicht immer so wie sie soll. Und wenn man in der Weltspitze vorne dabei sein will, dann muß einfach alles passen. Es reicht leider nicht, wenn die Pferde “nur” topfit an den Start kommen.

Und 2018 wird der Arc wohl wieder auf der dann frisch renovierten Bahn von Longchamp gelaufen werden.

Bereits am Samstag siegte die von Nikolai Clement trainierte The Juliet Rose aus dem letzten Jahrgang von Monsun in dem den Stuten vorbehaltenen Prix de Royallieu über 2400m vor Listen In aus dem Stall von Freddy Head. Monsun ist eben immer noch die Nummer 1, wenn es um die Präsenz der deutschen Vollblutzucht auf der internationalen Bühne geht.

Prix Royallieu – The Juliet Rose


Im von Galingari gewonnen Prix Dollar hatte der von Jens Hirschberger vorbereitete Wild Chief leider nichts zu bestellen und wurde Siebter. Letztes Jahr gewann Potemkin aus dem Wöhler-Quartier und im Besitz von Klaus Allofs und dem Gestüt Fährhof.

Prix Dollar – Galingari

Dagegen war der Prix du Cadran, die französische Ausgabe des Ascot Gold Cup, “züchterisch indirekt”  fest in deutscher Hand.  Es siegte in den Farben des Aga Khan der Manduro-Sohn und heiße Favorit Vazirabad vor Mille et Mille. Mille et Milles Mutter ist die vom Gestüt Wiedingen gezogene Monsun-Tochter Quezon Sun. Vierter wurde der High Chapparal-Sohn High Jinx. Seine Mutter ist die Surumu-Tochter Leonora. Sowohl Mille et Mille als auch High Jinx sind vom Haras de la Perelle von Jürgen H Winter gezogen.

Prix du Cadran – Vazirabad

Wonnemond, der zuletzt mit riesigem Speed die International Topkapi Trophy in Konstantinopel gewonnen hat, war im Prix Daniel Wildenstein nie richtig im Rennen und kam als Letzter über die Linie. Taareef aus dem Stall vpon Hamdam al Maktoum gewann vor Buthela und dem von Andreas Wöhler vorbereitetem Nor al Hawa. Nor al Hawa war damit auch das bestplazierte in Deutschland trainierte Pferd beim Arc Meeting.

Prix Daniel Wildenstein – Taareef

Der Sonntag begann gut für die deutsche Zucht. Im Prix Marcel Boussac, dem Criterium für die zweijährigen Stuten siegte die Dubawi-Tochter Wild Illusion aus der Godolphin-Flotte und trainiert von Charles Appleby. Ihre Mutter ist die in Fährhof gezogene Monsun-Tochter Rumh. Die gerade an die Yoshida-Familie verkaufte Narella wurde in dem Rennen Letzte.

Prix Marcel Boussac – Wild Illusion


Im Prix Jean Luc Lagardère wurde der vom Gestüt Brümmerhof gezogene Maxios-Sohn Woodmax Vierter. Gewonnen wurde das Rennen von Happily aus dem O’Brien Quartier. Damit hat “The Master of Ballydoyle” nicht nur die beiden großen Zweijährigen Rennen am Samstag in Newmarket gewonnen, sondern auch noch das Grand Criterium in Frankreich.

Prix Jean Luc Lagardere – Happily


Im Opera gewann Rhododendron von Hydrangea, zwei Stuten aus dem O’Brien-Quartier. Dritter wurde Lady Frankel, die als Außenseiterin an den Start gekommen ist. Die von Peter Schiergen trainierte Lacazar vom Gestüt Hof Zoppenbroich war am Toto dritte Favoritin, endete aber auf einem hinteren Platz – allerdings vor der Toto-Favoritin Shamreen, die Dermot Weld in Irland betreut.

Prix de l’Opera


Im abschließenden Prix de la Foret gelang Jungtrainerin Carina Fex noch ein Achtungserfolg mit dem Loup de Vega-Sohn Zalamea, der 1 1/2 Längen hinter dem Sieger Fünfter wurde und damit noch Geld nach Hause brachte – und er war knapp vor dem Favoriten Zelzal.

Prix de la Foret


Und das Fazit von diesem Arc-Wochenende aus deutscher Sicht? Die deutschen Blutlinie sind im internationalen Oberhaus durchaus präsent und erfolgreich – aber sowohl Trainingsstandort als auch aktuelle Pferde aus direkter deutscher Zucht sind im Moment zu selten international erfolgreich, um das Interesse für Pferde Made in Germany zu steigern!

Nachtrag: Herr Schmelz hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß ich den Prix de l’Abbaye de Longchamp als das wichtigste Fliegerrennen des Kontinents hier vergessen habe. Und Herr Schmelz hat gleich eine gute Beschreibung im Kommentar geliefert – den ich einfach mal hoch kopiere.

lieber herr rumstich, wenn ich mir die bemerkung erlauben darf, dann haben sie sehr anschaulich den arc beschrieben und das drumherum, aber den prix de l’abbaye vergessen, das wichtigste 1.000 meter rennen auf dem kontinent. immerhin. den hat Battaash gewonnen, und zwar mit authorität, wie der franzose sagt. hoch überlegen über 1.000 meter. ein sehr gutes pferd, sagen wir mal möglicherweise in den fußstapfen von Dayjur, der nicht nur der beste sprinter seiner generation war, sondern auch wegen “he jumped the shadow” im breeders cup sprint 1990 in die folklore eingegangen ist. der konnte ne menge laufen, wie auch Choisir aus australien und Takeover Target aus australien und Caviar natürlich. jedenfalls, dieser Battaash scheint mir ein ganz besonderes pferd zu sein, wenn er bock hat, zu laufen. wenn nicht, na ja, dann eben nicht. ich erlaube mir, ein altes video über Dayjur anzuhängen, und seinen trainer, dick hern, und willie carson, der Dayjur geritten hat. das waren gute alte zeiten. mag sein, Battaash kann an die anknüpfen.

Prix de l’Abbaye

Und Dayjur als einer der größten Sprinter aller Zeiten

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Wer gewinnt den Arc?

Der Arc am ersten Sonntag im Oktober in Paris gelaufen, ist immer noch das wichtigste Rennen  des Galopprennsports in Europa und eigentlich auch auf der Welt, auch wenn die Amerikaner das etwas anders sehen mögen.

Klare Favoritin ist Enable. Außer beim Jahresauftakt hat die Stute alles gewonnen. Epsom Oaks, Irish Oaks, King George VI and Queen Elizabeth Stakes und die Yorkshire-Oaks. Die beste Form ist zweifelsohne der Sieg in den “King George” gegen die Hengste. Sie ist das zu schlagende Pferd, aber sie ist nicht unschlagbar. Noch nie hat eine Epsom-Oaks-Siegerin im gleichen Jahr den Arc gewonnen und genauso hat noch nie eine Stute King George und Arc in gleichen Jahr gewonnen. Das kann man als alte Turfregeln abtun, die von der aktuellen Form von Enable überdeckt werden – aber aus irgendwelchen Gründen haben die alten Turfweisheiten öfter recht als man denkt. Weichen Boden kann die Stute jedenfalls, das hat sie bewiesen. Dazu kommt sie als dreijährige Stute mit 4 1/2 kg Gewichtserlaubnis an den Ablauf, ein weiterer Vorteil, der sich auf weichem Boden noch mehr auswirkt als auf schneller Bahn.

Frankie Dettori als Reiter von Enable sieht Ulysses aus dem Niarchos-Imperium als den großen Gegner. Im King George war er Zweiter zu Enable. Danach hat er über knapp 2100m die International Stakes von York gewonnen.

Zum gleichen Kurs mit 8/1 wie Ulysses wird auch noch Winter aus dem Coolmore Imperium bei den englischen Buchmachern angeboten. Aber die Stute ist noch nie über 2400m gelaufen und wäre für mich eine echte Überraschung.

Ein interessanter Kandidat ist sicherlich Capri, der aktuelle Sieger des Doncaster St. Leger. Gegen ihn spricht die Tatsache, daß noch nie ein englischer Leger-Sieger den Arc gewonnen hat.

Idaho, Order of St. George und Seventh Heaven sind weitere Kandidaten aus dem O’Brien-Quartier. Order of St. George wäre für mich eher ein Kandidat für den Prix Cadran über 4000m und Idaho und auf jeden Fall Seventh Heaven scheinen eher Pacemaker zu sein.

Und sonst?
Zarak, der Sohn der ungeschlagenen Arc-Siegerin Zarkava, hat dieses Jahr im Juli den Grand Prix de Saint Cloud gewonnen. Aber seitdem ist er nicht mehr gelaufen, das ist eine ziemlich lange Pause. Auf jeden Fall ist er ein chancenreicher Außenseiter, bei dem man nicht genau weiß, wie fit er ist.

Brametot, der amtierende französische Derbysieger, hat nach seinem Derby-Triumph in Deauville gepatzt und wurde als hoher Favorit nur Fünfter. Seine Umgebung meint, daß er sein Formtief überwunden hat und rechnet sich gute Chancen aus. Seine Mutter ist dazu eine Isarländerin aus der nahen Verwandtschaft von Monsun.

Von den Japanern habe ich keine Meinung, das letzte Laufen reicht einfach nicht und weicher Boden ist für die Pferde aus dem Land der aufgehenden Sonne ziemlich ungewohnt. Dort ist der  Standard-Boden “fest”.

Und die Deutschen?
Dschingis Secret gehört mit 12/1 bei den englischen Buchmachern zum erweiterten Favoritenkreis und außer einem Patzer im Preis der Badischen Wirtschaft im Mai konnte er alle Rennen klar für sich entscheiden. Der Sieg im Prix Foy als einer der drei großen Arc-Trials in Frankreich ist eine wirkliche Empfehlung. Allerdings war das Rennen zahlenmäßig schwach besetzt und die Japaner waren früh aus der Partie. Es wird sich zeigen, was die Form wert ist. Aus deutscher Sicht ist er auf jeden Fall erste Wahl und bei passendem Boden gibt es eigentlich keinen Grund, daß Enable vor ihm plaziert ist. Gegen Dschingis Secret spricht eigentlich nur sein für mich absolut unsympathischer Besitzer, der jetzt auch noch die Zivilgerichte bemüht, um  das Derby 2016 doch noch zu gewinnen!

Für Iquitos hängen die Trauben verdammt hoch. 66/1, 670:10 geben die englischen Buchmacher im Siegfall. Damit gehört er klar zu den Außenseitern. Zuletzt war er Zweiter im Großen Preis von Baden, nur von Guignol geschlagen und vor dem Derby-Sieger Windstoß, der danach den Preis von Europa sehr überzeugend gewann.

Und Iquitos mag weichen Boden und wenn es noch ordentlich regnet…. Es spricht leider mehr gegen als für den Schützling von Hans-Jürgen Gröschel. Aber wenn alles paßt, wird er Geld mit nach Hause bringen – als Fünfter bekäme er mehr als der Sieger in Köln im Preis von Europa und mit Andrasch Starke hat er Deutschlands Besten im Sattel, der weiß, wie man den Arc gewinnt.

Mein Tip ist Enable und Ulysses für 1-3 und Brametot mit Dschingis Secret 2-4. Und Iquitos, der alles durcheinander bringen kann.

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Andre Best reitet für Godolphin

Es gibt einige Rennfarben, da können es sich viele Jockey als große Ehre anrechnen, wenn sie in die Farben reiten dürfen. Das Königsblau von Godolphin, dem “Staatsrennstall” von Dubai ist eine dieser besonderen Farben, wo mancher Jockey wer weiß was geben würde, wenn er sie einmal im Rennen tragen dürfte.

Beim Hannover-Renntag am 17. September kam Andre Best per Kistenritt zu dieser Ehre. Er ritt Discursus, eine dreijährige Dubawi-Tochter aus der französischen Dependance des Godolphin-Imperiums in einem Listenrennen, weil der vorgesehene Jockey den Ritt nicht ausführen konnte. Discursus gewann das Rennen mit dem Ersatzjockey.

Am Sonntag gibt es wieder einen Godolphin-Starter aus Frankreich in einem Listenrennen in Hannover. Und dieses Mal wurde Andre Best direkt als Jockey angegeben.  Gewiß, es ist das Arc-Wochenende in Frankreich, die großen Jockey sind nicht frei, aber es gibt ein paar mehr Jockeys in Frankreich und die reiten nicht alle im Chantilly beim Arc-Meeting.

Andre Best hat einen guten Job gemacht und jetzt bekommt er erneut das Vertrauen ausgesprochen. Eine feine Sache, finde ich!

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Der Fall Rapido

Einst, als ich Prinz war von Arkadien….. Prinz von Arkadien war Rapido nicht, aber er gehörte zu den großen Hoffnungen des Jahrgangs 2011, war Zweiter in der Union zu Sea the Moon und dann beendete eine Sehnenverletzung seine Karriere sehr schnell.

Wie schwer diese Verletzung war, ist hier nicht bekannt, aber Familie Mosca vom Gestüt Winterhauch als Besitzer hat entschieden, daß Rapido keine Rennen mehr bestreiten soll. Mit dieser Maßgabe wurde das Pferd verkauft – also ausschließlich zur weiteren Verwendung als Reit- oder Freizeitpferd. Platz vor Preis wird die Devise gewesen sein. Die Auflage muß sauber formuliert worden sein, denn bereits zweimal wurde ein Start in Deutschland durch ein Gericht verhindert. Aber es wurde wohl versäumt, einen Sperrvermerk im Pferdepaß einzutragen.

Jetzt ist Rapido am Mittwoch im belgischen Mons gelaufen und hat gewonnen. Wie kann das passieren? Ziffer 404.3 der RO bestimmt, daß für einen Auslandstart eine Racing Clearance Notification (RCN) ausgestellt werden muß, in der unter anderem zu erklären ist, daß das Pferd frei von Restriktionen ist. Für Rapido gab es aber ganz klare Restriktionen, nämlich das Verbot der Teilnahme an öffentlichen Rennen. Da dies zweimal durch eine Zivilgericht bestätigt wurde, kann man sich beim DVR nicht so einfach auf Unwissenheit berufen.

Für den aktuellen Start in Mons stellt sich die Frage, wer das Papier wider besseren Wissens ausgestellt hat? Die Besitzer der in dem Rennen nachfolgend plazierten Pferde sollten gegen den Sieger Protest einlegen, weil das Pferd nicht startberechtigt war und der Veranstalter in Mons sollte sich die Frage stellen, was eine RCN aus Köln für einen Wert hat, wenn ein mit Startverbot belegtes Pferd einfach so eine Freigabe bekommt.

Generell muß das DVR sich aber auch die Frage gefallen lassen, wieso Rapido überhaupt auf einer deutschen Trainingsliste steht. Warum ist ein Pferd bei einem lizenzierten Trainer im Training, wenn es gemäß einer von einem Obergericht bestätigten Vertragsvereinbarung nicht an Rennveranstaltungen teilnehmen darf? Und ebenso muß sich der Trainer die Frage gefallen lassen, wie man ein mit Startverbot belegtes Pferd überhaupt in Training nehmen kann. Natürlich ist in Deutschland jeder Trainer für jedes Pferd im Stall dankbar. Die Zeiten sind hart – aber das heißt nicht, daß man jeden Anstand vor einem erfolgreichen Besitzer, der sich finanziell im Rennsport sehr engagiert, einfach ignorieren kann.

Platt gesagt: Die Entscheidung eines Obergerichts interessiert beim DVR niemanden. Wäre ich Familie Mosca, würde ich “freundlich” in Köln nachfragen.

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