Die Form von Enable vor dem Arc war fast makellos. Aber natürlich gab es auch Zweifel, daß ihr auch noch dieser Sieg gelingen würde nicht nur wegen alter Turfweisheiten, sondern vor allem auch wegen der Gegner. Allerdings sollten diese Zweifel relativ früh ausgeräumt worden sein. Die Stute marschierte sehr zeitig in dritter Position hinter Order of St. George und Idaho in bestechender Manier. Eingangs der Geraden ließ Frankie Dettori nie einen Zweifel aufkommen, wer der Herr im Haus ist. Enable zog mühelos vom Feld weg und gewann mit 2 1/2 Längen, was aber ihre Souveränität nicht wirklich ausdrückt. Ihr Jockey tat halt nur das wirklich Nötige, um als Sieger über die Linie zu gehen.
Prix de Arc de Triomphe
Enable ist damit die erste Siegerin der Epsom Oaks, die auch noch den Arc gewinnen konnte und sie ist die zweite Stute, die sowohl die King George VI and Queen Elizabeth Stakes als auch den Arc gewonnen hat. Erstmals ist das Danedream gelungen, aber sie hat den Arc 2011 und den King George 2012 gewonnen. Irgendwann wird halt jede alte Turfweisheit einmal widerlegt – und dann muß man sich ein paar neue erdenken. Am Ende bleibt aber die Frage, ob die Stute so überragend gut ist oder ob die Dreijährigen in Europa eher schwach sind. Stuten dominieren selten starke Jahrgänge.
Enable gehört zum ersten Jahrgang ihres Vaters Nathaniel, der 2012 von Danedream in den King George mit Nase geschlagen wurde. Derzeit wir Nathaniel auf der Racingpost-Seite mit 17.500,- Pfund per 1. Oktober angeboten. Ob das so bleibt? Allerdings ragt Enable unter Nathaniels Nachkommen weit oben heraus. Der zweiterfolgreichste Nathaniel ist derzeit der bei Peter Schiergen stehende Ittlinger Enjoy Vijay. Da wird die Decktaxe nicht in den Himmel wachsen.
Zweiter wurde der Runner Up zu Dschingis Secret im Prix Foy, Cloth of Stars in den Godolphin-Farben, trainiert von André Fabre. Früh im Jahr hatte der Sea the Stars Sohn den Prix Ganay gewonnen und mußte dann pausieren. Nach fünf Monaten Pause war das Laufen im Prix Foy eigentlich gar nicht schlecht. Ein Pferd, das nicht nur ich bei der Vorschau übersehen habe, denn er stand 229 am Toto. Dritter wurde Ulysses vor Order of St. George und dem französischen Derbysieger Brametot.
Winter wurde Neunte und Zarak in den Aga Khan Farben Zehnter. Capri als frischer Leger-Sieger ging als Vorletzter über die Linie, aber mit 380:10 hatte das Publikum auch eher nicht mit einer guten Plazierung gerechnet.
Sehr achtbar, wenn auch ohne Honorar zogen sich die Deutschen aus der Affäre. Dschingis Secret wurde einen Kopf vor Iquitos Siebter und damit waren die Deutschen 1-2 ohne Geld. Iquitos hatte kurz nach dem Start einen Rempler bekommen, aber das war am Ende eher nicht rennentscheidend. In beiden Fällen hatte man sich sicher mehr Regen und damit eine deutlich weichere Bahn gewünscht. Galopprennen sind bekanntlich kein Wunschkonzert und die Kommunikation mit Petrus klappt auch nicht immer so wie sie soll. Und wenn man in der Weltspitze vorne dabei sein will, dann muß einfach alles passen. Es reicht leider nicht, wenn die Pferde “nur” topfit an den Start kommen.
Und 2018 wird der Arc wohl wieder auf der dann frisch renovierten Bahn von Longchamp gelaufen werden.
Bereits am Samstag siegte die von Nikolai Clement trainierte The Juliet Rose aus dem letzten Jahrgang von Monsun in dem den Stuten vorbehaltenen Prix de Royallieu über 2400m vor Listen In aus dem Stall von Freddy Head. Monsun ist eben immer noch die Nummer 1, wenn es um die Präsenz der deutschen Vollblutzucht auf der internationalen Bühne geht.
Prix Royallieu – The Juliet Rose
Im von Galingari gewonnen Prix Dollar hatte der von Jens Hirschberger vorbereitete Wild Chief leider nichts zu bestellen und wurde Siebter. Letztes Jahr gewann Potemkin aus dem Wöhler-Quartier und im Besitz von Klaus Allofs und dem Gestüt Fährhof.
Prix Dollar – Galingari
Dagegen war der Prix du Cadran, die französische Ausgabe des Ascot Gold Cup, “züchterisch indirekt” fest in deutscher Hand. Es siegte in den Farben des Aga Khan der Manduro-Sohn und heiße Favorit Vazirabad vor Mille et Mille. Mille et Milles Mutter ist die vom Gestüt Wiedingen gezogene Monsun-Tochter Quezon Sun. Vierter wurde der High Chapparal-Sohn High Jinx. Seine Mutter ist die Surumu-Tochter Leonora. Sowohl Mille et Mille als auch High Jinx sind vom Haras de la Perelle von Jürgen H Winter gezogen.
Prix du Cadran – Vazirabad
Wonnemond, der zuletzt mit riesigem Speed die International Topkapi Trophy in Konstantinopel gewonnen hat, war im Prix Daniel Wildenstein nie richtig im Rennen und kam als Letzter über die Linie. Taareef aus dem Stall vpon Hamdam al Maktoum gewann vor Buthela und dem von Andreas Wöhler vorbereitetem Nor al Hawa. Nor al Hawa war damit auch das bestplazierte in Deutschland trainierte Pferd beim Arc Meeting.
Prix Daniel Wildenstein – Taareef
Der Sonntag begann gut für die deutsche Zucht. Im Prix Marcel Boussac, dem Criterium für die zweijährigen Stuten siegte die Dubawi-Tochter Wild Illusion aus der Godolphin-Flotte und trainiert von Charles Appleby. Ihre Mutter ist die in Fährhof gezogene Monsun-Tochter Rumh. Die gerade an die Yoshida-Familie verkaufte Narella wurde in dem Rennen Letzte.
Prix Marcel Boussac – Wild Illusion
Im Prix Jean Luc Lagardère wurde der vom Gestüt Brümmerhof gezogene Maxios-Sohn Woodmax Vierter. Gewonnen wurde das Rennen von Happily aus dem O’Brien Quartier. Damit hat “The Master of Ballydoyle” nicht nur die beiden großen Zweijährigen Rennen am Samstag in Newmarket gewonnen, sondern auch noch das Grand Criterium in Frankreich.
Prix Jean Luc Lagardere – Happily
Im Opera gewann Rhododendron von Hydrangea, zwei Stuten aus dem O’Brien-Quartier. Dritter wurde Lady Frankel, die als Außenseiterin an den Start gekommen ist. Die von Peter Schiergen trainierte Lacazar vom Gestüt Hof Zoppenbroich war am Toto dritte Favoritin, endete aber auf einem hinteren Platz – allerdings vor der Toto-Favoritin Shamreen, die Dermot Weld in Irland betreut.
Prix de l’Opera
Im abschließenden Prix de la Foret gelang Jungtrainerin Carina Fex noch ein Achtungserfolg mit dem Loup de Vega-Sohn Zalamea, der 1 1/2 Längen hinter dem Sieger Fünfter wurde und damit noch Geld nach Hause brachte – und er war knapp vor dem Favoriten Zelzal.
Prix de la Foret
Und das Fazit von diesem Arc-Wochenende aus deutscher Sicht? Die deutschen Blutlinie sind im internationalen Oberhaus durchaus präsent und erfolgreich – aber sowohl Trainingsstandort als auch aktuelle Pferde aus direkter deutscher Zucht sind im Moment zu selten international erfolgreich, um das Interesse für Pferde Made in Germany zu steigern!
Nachtrag: Herr Schmelz hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß ich den Prix de l’Abbaye de Longchamp als das wichtigste Fliegerrennen des Kontinents hier vergessen habe. Und Herr Schmelz hat gleich eine gute Beschreibung im Kommentar geliefert – den ich einfach mal hoch kopiere.
lieber herr rumstich, wenn ich mir die bemerkung erlauben darf, dann haben sie sehr anschaulich den arc beschrieben und das drumherum, aber den prix de l’abbaye vergessen, das wichtigste 1.000 meter rennen auf dem kontinent. immerhin. den hat Battaash gewonnen, und zwar mit authorität, wie der franzose sagt. hoch überlegen über 1.000 meter. ein sehr gutes pferd, sagen wir mal möglicherweise in den fußstapfen von Dayjur, der nicht nur der beste sprinter seiner generation war, sondern auch wegen “he jumped the shadow” im breeders cup sprint 1990 in die folklore eingegangen ist. der konnte ne menge laufen, wie auch Choisir aus australien und Takeover Target aus australien und Caviar natürlich. jedenfalls, dieser Battaash scheint mir ein ganz besonderes pferd zu sein, wenn er bock hat, zu laufen. wenn nicht, na ja, dann eben nicht. ich erlaube mir, ein altes video über Dayjur anzuhängen, und seinen trainer, dick hern, und willie carson, der Dayjur geritten hat. das waren gute alte zeiten. mag sein, Battaash kann an die anknüpfen.
Prix de l’Abbaye
Und Dayjur als einer der größten Sprinter aller Zeiten