Keine Rennpferde mehr auf den Schlachthof

Das BHA in Britannien hat heute entschieden, daß Pferde, wenn sie in Britannien trainiert werden, nur noch an Rennen teilnehmen dürfen, wenn im Pferdepaß vermerkt ist, daß sie nicht zur Lebensmittelproduktion verwendet werden dürfen. Die Pferde dürfen also nicht geschlachtet werden, sondern müssen medikamentös eingeschläfert werden.

Hintergrund sind sehr verstörende Bilder von einem Schlachthof in England, wo mehrere Pferde in einem Raum mit Gewehren erschossen wurden. Ein für mich vollkommen unbekannter und unglaublicher Vorgang!

Das Ansinnen ist sicherlich ehrbar, aber ist es auch wirklich gut?

Im Stall meines Vaters gingen im Schnitt im Jahr zwei Pferde, manchmal mehr, manchmal weniger, den Weg alles Irdischen – meistens aus Altergründen, manchmal auch wegen nicht heilender Verletzungen. Zu der Zeit gab es einen Pferdemetzger, der schon für meinen Großvater geschlachtet hat. Die Pferde wurden morgens früh abgeholt und vor dem Großvieh geschlachtet. Vom Hänger runter in die Box und eh sie wußten, was los war, waren sie schon tot. Kein Geruch, keine Hektik, alles gut organisiert.

Als diese Handhabung seitens des Schlachthofes nicht mehr gewollt war, wurden die Pferde auf dem Hof geschossen, mußten ausbluten und kamen dann zum Zerlegen in den Schlachthof. Das hört sich alles grausam an, ist es aber nicht, da bei einem Bolzenschuß der Tod sehr schnell eintritt.

Ich habe auch miterlebt, wie Pferde mittels Spritze getötet wurden. Bis das Medikament allerdings wirkt, dauert es. Das Pferd ist in Ruhe und fällt erst nach einigen Minuten tot um. Kurz davor hört man die Atemnot, das Pferd kämpft. Ich empfand diese Situation als wesentlich schlimmer als den Bolzenschuß. Und ich kenne einige Tierärzte, die das ähnlich sehen.

Es ist nicht mit der Rennbahn vergleichbar, wenn nach einem Unfall ein Pferd erlöst werden muss. Dort läuft der Kreislauf des Pferdes noch auf Hochtouren und somit geht die Verteilung des Medikamentes schnell und der Tod tritt auch dementsprechend sehr schnell ein.

Die Kostenfrage lasse ich jetzt mal außen vor, auch wenn man sie nicht vernachlässigen sollte. Vor allem dann nicht, wenn ein Vollblüter in wirklich guten Händen im Reitsport landet und dann am Ende seines Lebens wegen eines Eintrags im Pferdepaß nicht geschlachtet werden darf. Er müsste bei Bedarf mit der Spritze erlöst werden. Es sind eben nicht immer wohlhabende Besitzer, die einem Vollblüter einen guten, und das meine ich sehr ausdrücklich, Ruhestand bescheren. Aber gerade sie werden dadurch mit nicht unerheblichen zusätzlichen Kosten belastet.

Aber die Zeiten haben sich geändert.
Nur in wenigen Städten gibt es heute noch einen Schlachthof, was teilweise weitere Transportwege nach sich zieht. Außerdem sind die verbliebenen Schlachthöfe so durchautomatisiert , dass es eher schwierig ist, ein Pferd „mal eben zwischendurch“ zu schlachten. Auch in der Nutztierhaltung geht man inzwischen neue Wege zB mit mobilen Schlachthöfen, um die Konzentration wieder zu entzerren und den Stress für die Tiere rauszunehmen. Gerade diese mobilen Schlachthöfe stellen für Pferde- und Rinderhalter eine Kooperationsmöglichkeit dar, um das Problem zu lösen und fabrikartige Schlachthöfe zu umgehen.

Das viel größere Problem scheint mir aber der Schindluder zu sein, der nicht nur mit Pferden auf dem Weg zum Schlachthof betrieben wird. Sie werden teilweise durch halb Europa gekarrt, weil es in Italien oder auch Frankreich mehr Geld für Schlachtvieh gibt als in Deutschland. Es gibt zwar dutzende von EU-Richtlinien, was alles unterwegs zu beachten ist, die aber nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt wurden. Und es gibt genug glaubwürdige Berichte, die auf die Missachtung der EU-Regularien hinweisen. Aber es interessiert in dieser Branche einfach niemanden!

Auch aus Gründen einer guten Presse ist es am Direktorium, hier zu handeln und eine klare Position zu beziehen. Nicht erst, wenn es bei irgendeinem TV-Magazin wieder schlimme Bilder zu sehen gibt. Es gibt viele Möglichkeiten, das Thema zu gestalten, aber man muß es auch machen!

Artikel in der Racingpost

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Eine Antwort auf Keine Rennpferde mehr auf den Schlachthof

  1. Theo Epping sagt:

    Sie wollen es wohl wirklich wissen.
    Ich habe keine Ahnung welche Erfahrungen Sie dazu haben. Ich habe leider sehr umfassende. Es ist völlig gleichgültig für welch Art man sich entscheiden, wenn man es sich den aussuchen kann, es kommt darauf an, wie es gemacht wird. Ist der Bolzenschuß nicht sauber gesetzt, wird es grausam. Ist die Dosis nicht ausreichend, wird es genauso furchtbar.
    Ich kenne noch andere Todesarten, aus eigenem Erleben, keine ist leicht, keine ist erstrebenswert, damit Politik zu machen, ist Abartig.
    Freut Euch über den Arc Sieg und tut keinem, was Ihr nicht selbst ertragen wollt.

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