Monsun und der Melbourne-Cup

Es ist Frühling und am ersten Dienstag im November steht der Melbourne-Cup auf dem Programm. The Race, which stops the Nation. Ein Rennen, das eine ganze Nation anhält und die Wirtschaft beklagt jedes Jahr hohe Ausfälle, die dadurch entstehen und vergißt, daß dafür woanders Gewinne entstehen und schließlich lebt der Mensch ja nicht vom Brot allein, sondern will auch noch „leben“ – und genießen!

7,3 Mio Känguru-Dollars gibt es zu gewinnen, das sind aktuell „nur“ rund 4,5 Mio Euro nicht ganz so viel wie der Arc aber das Rennpreis-Budget des deutschen Rennsports für rund 4 Monate. Nicht das wertvollste,aber eines der wertvollsten Rennen der Welt. Kritiker bemängeln, daß es nicht wirklich ein Gruppe-1 Rennen ist, weil der Cup unter Handicap-Bedingungen gelaufen wird. Das mag vielleicht richtig sein, aber in den USA und auch in anderen australischen Rennen werden Gruppe-1 Rennen als Handicap gelaufen und ist es vielleicht gerade deswegen so schwer, den Cup zu gewinnen? Es gibt nur wenige Mehrfachsieger, so wie diese in den großen Handicaps in England auch selten sind. Die Top-Pferde haben es unter Altersgewichtsbedingungen leichter, weil sie nicht für jeden Sieg Aufgewicht bekommen.

Den Kritikern ist der Prüfungsgedanke für die Zucht nicht genug berücksichtigt und eigentlich sei es ja nur eine Gruppe-2 Prüfung, wird teilweise angemerkt. Egal, Galoppsport ist natürlich auch eine Auslese für die Zucht, aber Galopprennen sind auch gelebte Emotionen, Freizeit für Kumpel und Könige, Spaß für die ganze Familie und noch viel mehr. Auf der Rennbahn werden Geschichten für den Himmel und für die Hölle geschrieben und der Melbourne-Cup ist voll mit solchen Geschichten. Und wer möchte nicht mal die Via Triumphalis von hundert tausend Galoppsportsfans in Melbourne genießen, einmal den Pott in den Händen halten, wer möchte nicht einmal dabei sein, wenn „sein“ Pferd der Hauptdarsteller bei einem Ereignis ist, das eine ganze Nation zum Stillstand bringt?

Aber zurück zur Zucht. Sieben Hengste gibt es, die drei oder mehr Sieger in dem seit 1861 gelaufenen Melbourne-Cup gebracht haben.

Positano ist der einzige Stallion mit vier Siegern. Im frühen 20. Jahrhundert war er einer der großen und guten Hengste „Down Under“. Damals war der Cup wohl noch ein regional beschränkte Ereignis, weil Reisen in dem riesigen australischen Kontinent langwierige Ereignisse waren – und von Europa aus war es eine mehrmonatige Weltreise – und mit solch unsinkbaren Schiffen wie der Titanic dazu noch eine echte Abenteuer-Reise – kurz, der Melbourne-Cup war wohl eher eine regionale als eine nationale, geschweige denn eine weltweite Veranstaltung. Und es gab sehr strenge Einreisevorschriften und lange Quarantäne-Zeiten für Tiere, die die Einreise von Sportpferden für eine Veranstaltung unmöglich machten. Erst die Lockerung dieser Vorschriften ermöglichte die Internationalisierung des Rennsports auf dem fünften Kontinent.

Positano war in England von St. Simon aus der klassisch plazierten Ponza gezogen und wurde wohl mehr wegen der Abstammung als wegen der Rennleistung nach Australien verkauft. Er brachte als Sieger im „Cup“ Lord Cardigan (1903), Poseidon (1906), Lord Nolan (1908) und Piastre (1912).

Noch früher als Positano wirkte Gozo, der drei Melbourne-Sieger brachte. Er war ein australisches Eigengewächs, seine Eltern wurden aus England importiert. Er brachte Gaulus (1897), The Grafter (1898) und mit Acrasia (1904) eine der wenigen Stuten, die den Cup gewonnen haben.

Noch früher wirkte New Warrior, der aus England importiert wurde und mit Tim Wiffler (1867), Warrior (1869) und The Pearl (1871) ebenfalls drei Sieger brachte.

In der „Neuzeit“ ist Desert King besonders zu erwähnen. Mit Makybe Diva (2003, 2004 und 2005) brachte er die einzige Stute und das einzige Pferd überhaupt, das den Cup dreimal gewonnen hat. Makybe Diva ist in England gefohlt, hat aber einen australischen Züchter. In 36 Rennen hat die Stute 15 mal gewonnen und war siebenmal plaziert (Racingpost-Daten). Ihr zu Ehren wurden die früheren Craiglee Stakes in Makybe Diva Stakes umbenannt

Sir Tristam ist einer der großen australischen Hengste des späten 20. Jahrhunderts. Er war 1971 in Irland von dem großen Sir Ivor aus der Round Table-Tochter Isolt gezogen. Als Rennpferd hat er nicht viel gezeigt, er gewann zwei kleine Rennen bei 19 Starts. Aber irgendwie kann man seine Karriere auch mit dem häßlichen Entlein auf der Rennbahn, das sich in einen wunderschönen Schwan in der Zucht verwandelte, vergleichen. Pedigreequery spricht von 45 Gruppe-1 Siegern, die er gebracht hat, bei Galopp-Sieger sind 31 vermerkt. Aber die australischen Rennen sind bei GS noch ziemlich unvollständig und deswegen ist die Zahl auf jeden Fall zu niedrig. Jedenfalls war er einer der ganz Großen, die DownUnder gewirkt haben. Im Cup brachte er Gurners Lane (1982), Empire Rose (1988) und Brew (2000) als Sieger.

Kein Känguru, aber ein Kiwi ist Zabeel, ein weitere bedeutender Hengst aus dem pazifischen Raum, der dazu noch beachtliche Eigenleistungen hat und ein Sohn des zuvor erwähnten Sir Tristram ist. Er siegte uA in den Australian Guineas (GR 1) in Flemington und den Craiglee Stakes (GR 2) die 2007 in „Makybe Diva Stakes“ umbenannt wurden.

Zabeel brachte Might and Power (1997), Jazabeel (1998) und Efficient (2007) als Sieger Cup.

Und schließlich Monsun, der Stallion aus dem kleinen Vollblutland Deutschland. Sein erster Coup im Cup war der 2008 im irischen Ballymacoll gezogene Fiorente. Zuerst in England von Sir Michael Stoute trainert und dort uA Sieger in Princess of Wales Stakes (GR 2) von Newmarket. Nach einem vierten Platz im Prix Foy (GR 2) wurde er nach Australien verladen, am Cup-Tag wechselt er in den Stall von Gai Waterhouse und wurde im vom Green Moon gewonnen Melbourne Cup mit einer Länge geschlagen Zweiter.

Nach einigen Siegen und Plazierungen gewann er den Melbourne-Cup gegen den später so tragisch verunglückten Red Cadeaux mit einer ¾ Länge. Auf den weiteren Plätzen kamen mit Mount Athos (Cumani), Simenon (Mullins), Dandino (Botti) ebenfalls europäische Pferde ein. Achter wurde der Shirocco-Sohn Brown Panther aus Irland.

Nach seinem Cup-Erfolg siegte Fiorente noch in den Carlton Draught Peter Young Stakes (GR 2) und im Australia-Cup (GR 1). Inzwischen steht er in Australien als Deckhengst. Sein bester Nachkomme ist Stars of Carrum, der die Drummond Golf Vase (GR 2) in Moonee Valley gewann. Die anderen Nachkommen sind eher bescheiden, ein Star ist leider noch nicht dabei. Aber die Karriere ist ja noch jung.

Der zweite Coup im Cup füpr Monsun war auch zugleich der erste Erfolg eines in Deutschland trainierten Pferdes im Melbourne-Cup: Protectionist aus der Zucht von Dr. Christoph Berglar und trainiert von Andreas Wöhler im Gestüt Ravensberg.

2014 siegte er im Hansa-Preis (GR 2 und im Prix Kergorlay (GR2) und ging danach nach Australien. Dort absolvierte er schon in den neuen Farben einer Besitzergemeinschaft Narola Stables, Australian Bloodstock und Dr. Berglar in den Herbert Power Stakes (GR 2) einen Aufgalopp auf australischem Boden und wurde Vierter. Im Cup schlug er Red Cadeaux souverän mit 4 Längen, dahinter Who Shot Thebarman und der aus England entsandte Signoff. Der Ittlinger Araldo wurde Siebter und es sollte sein letzter Start sein, denn er verletzte sich auf dem Weg zur Waage an einem Ziergitter. Eine Operation des Bruchs gelang nicht und er mußte einige Tage später ausgegeben werden. Seismos aus dem Stall von Marco Botti wurde Neunter.

Nach dem Cup blieb Protectionist in Australien und wurde von Kris Lees trainiert. Aber es gelang ihm eigentlich nichts mehr. Wobei auch leise Zweifel an dem Management angebracht sind. Er lief über 1800, 2000, 2400 und dann wieder über 3200m, um danach über 1400 und 1600m an den Start gebracht zu werden. Nach einer total verkorsten Saison 2015 kam er im Frühjahr 2016 zurück nach Gütersloh zu Andreas Wöhler und gewann den Commerzbank-Cup in Düsseldorf. Es folgten Siege im Hansa-Preis (GR 2) und im Großen Preis von Berlin. Ein Ausflug zu den Pattison Canadian International Stakes (GR 1) in Woodbine war nicht wie erwartet. Der Boden war fest, die Pace zu flau und nichts ging. Er wurde Neunter und damit Letzter und es sollte der letzte Start seiner Karriere sein.

Inzwischen steht er als Deckhengst in Röttgen und sein erster Jahrgang wurde 2018 geboren. Man darf gespannt sein.

Und schließlich Almandin aus dem Gestüt Schlenderhan. Er stammt aus der Familie der Alma Mater, Alpenlerche (der Mutter von Alpenkönig). Obwohl auch mit A beginnend ist die Familie nicht verwandt mit der anderen großen Schlenderhaner A-Line der Asterblüte.

Almandin siegte in Deutschland vierjährig im Preis der Badischen Unternehmen (GR 2) 2014 und war dann ab September dann in Australien in Training.

Die Saison 2015 ließ er komplett aus, die Gründe kenne ich nicht. Er startete im Augst 2016 recht früh in die neue Saison mit einem letzten Platz in einem Handicap, wurde danach Fünfter in einem Handicap und gewann dann in Caulfield ein Listenrennen. Es folge ein Sieg im The Bart Cummings (GR 3) und danach der Sieg im Cup. Zweiter wurde der Lando-Sohn Heartbbreak City und damit gab es einen deutschen Doppelerfolg für die zwei großen Hengste des legendären Jahrgangs 1990. Excess Knowledge, ebenfalls von Monsun wurde 16. und Our Ivanhowe wurde 17. bei 24 Startern.

Für Almandin war der Cup der letzte Start in der Saison 2016/17. In die neue Saison startete er wieder sehr früh im August. Er lief recht nett in kleineren und mittleren Rennen, gewann ein Listenrennen und der zweite Versuch im Cup war nicht erfolgreich. Er wurde Zwölfter.

Nach einem Trainerwechsel siegte er 2018 in den Kia Tancred Stakes (GR 1) und beendete die Saison mit einem 8 Platz in den Schweppes Sidney Stakes in Randwick. In derneuen Saison ist er noch nicht gelaufen und ob er noch im Training ist, ist mir nicht bekannt. Da er Wallach ist, ist eine Zuchtkarriere nicht möglich – und wenn er nicht mehr läuft, wird er hoffentlich noch ein gutes Reitpferd abgeben und einen entsprechenden Platz gefunden haben.

Monsun war noch Vater oder Stutenvater von plazierten Pferden im Melbourne-Cup. Und es gab noch andere Starter aus deutscher Zucht. Zu erwähnen sind Machtvogel, der 1983 im Cup lief, der Ittlinger Vialli 1997, der von Andreas Schütz trainierte Caitano 2001, Lucas Cranach aus Graditzer Zucht, der erst in den Farben von Erika Müller aus Düsseldorf lief und dann nach Australien verkauft wurde, war der erste Deutsche, der Geld im Melbourne Cup plaziert war. Er wurde 2011 Dritter.

Monsun wird wohl keinen weiteren Cup-Sieger mehr haben, aber inzwischen kaufen die Australier gerne deutsche Pferde und haben damit teilweise große Erfolge. Man darf gespannt sein, wann es den nächsten, in Deutschland gezogenen Melbourne-Cup Sieger geben wird.

Fiorente 2013

Protectionist 2014

Amaldin 2016

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28 Antworten auf Monsun und der Melbourne-Cup

  1. Theo Epping sagt:

    Monsun war ein großartiger und bestaunenswerter Vererber, er hat jedes Lob verdient. Mich stört daran die – wenn auch unterschwellige – Herabsetzung früherer Leistungen anderer Top Hengste. Es ist noch so lange gar nicht her, da war es ein riesen Ding, wenn ein deutsches Pferd im Washington DC lief. Heute reisen Pferde täglich rund um den Globus.

    • Blücher sagt:

      Sie haben recht – “demnächst” muß ich mal an Ticino erinnern. Ich hadere zuweilen, Ticino oder Monsun als den Besten der deutschen Hengste zu nennen.

      Übrigens der Fiorente-Sohn Stars of Carrum war heute Morgen Zweiter im Victoria-Derby in Flemington

  2. h.schmelz sagt:

    eine fleißarbeit, herr rumstich. danke sehr. neben dem aspekt des handicaps ist auch die cup distanz von 3.200 metern ein wesentliches merkmal des rennens. und die masse der starter, die grob zwischen um und bei 50 und 60 kg tragen. das macht dann einen kunterbunten rennverlauf mit kopfweh für den kommenator.

    • Blücher sagt:

      Danke für die Blumen – die Daten stehen heute per Knopfdruck oder mit einer kleinen Query zur Verfügung. das immer noch andauernde Sammeln der Daten war in der Tat harte Arbeit.

      Ja, die Cup-Pferde mag man in Europa in der Zucht nicht mehr wirklich leiden. Aber im pazifischen Raum denkt man da (noch) anders. Nicht nur in Australien, auch in Japan wird auf Stamina im Rennsport und in der Zucht großen Wert gelegt.

  3. Oblong Fitz Oblong sagt:

    Zu Ihren Ausführungen über Positano: “Sold / brought overseas” war damals eine gängige Bezeichnung für Pferde, die in die “Kolonien” ausrangiert wurden. Zudem gab es jede Menge St. Simon-Söhne in GB bei dort relativ kleiner Zucht.

    • Blücher sagt:

      Ob ausrangiert oder verkauft …. Irgendwie fand er den Weg nach Australien. Sie haben natürlich recht, daß in GB sehr viele Söhne von St. Simon wirkten, die teilweise mehr oder weniger gut waren. GS hat derzeit 83 Stallions von St. Simon verzeichnet – und es wird wohl noch einige mehr geben. Allerdings kann ich nicht sagen, in welchen Ländern und auf welchen Kontinenten diese Stallions aktiv waren.

      Und wo wir bei St. Simon sind. Interessanterweise scheint die Hengstlinie ausgestorben. Der letzte große Stallion aus der direkten Hengstlinie von St. Simon war wohl Alleged und daraus ist der 1994 gezogene Lucky Dream in Frankreich der letzte Stallion. Vielleicht gibt es noch einen in Südamerika oder Südafrika – aber in den großen Vollblutzuchten nach meinen Daten nicht mehr.

      • Oblong Fitz Oblong sagt:

        Was die “mehr oder weniger guten” St. Simon-Nachkommen angeht: Man denke nur an die Weinberg’sche Festa: Vater = Wunderpferd, Mutter = Oaks-Siegerin. Was würde so eine Stute heute kosten? Sicherlich für dt. Züchter unerschwinglich.

        Hier erkennt man aber, warum Festa auf den “Continent” verkauft wurde:

        https://paperspast.natlib.govt.nz/newspapers/OW19020521.2.103.16?end_date=1919-12-31&items_per_page=10&page=10&query=Festa&sort_by=byDA&start_date=1889-01-01

        Festa ist übrigens als Dritte der Brooklesby Stakes, dem ersten Zweijährigen-Rennen der GB-Turfsaison, vermerkt:

        https://paperspast.natlib.govt.nz/newspapers/CHP18950530.2.13?end_date=1919-12-31&items_per_page=10&page=4&query=Festa&sort_by=byDA&start_date=1889-01-01

        So kauft(e) “man” denn heute ungeprüfte oder sieglose Galileo- oder Danehill-, demnächst wohl auch Sea The Stars- und Frankel-Stuten für die “dt. Vollblutzucht”, die oft nur noch eine “Vollblutzucht in Deutschland” ist, siehe z.B. die Sottrumer Stiftung.

        • Blücher sagt:

          Man sollte das mal mit der deutschen Vollblutzucht nicht so eng sehen – das Vollblut ist eine internationale Rasse und deswegen ist die Vollblutzucht auch international.

          Es gab sicher Zeiten, in denen “national” gezüchtet wurde, zB erstmals nach 1914. Davor waren den Züchtern die deutschen Hengste nicht wirklich gut genug und man ging zur Bedeckung nach England. Der Krieg hat das unmöglich gemacht und so entwickelte sich danach eine nationale Zucht, aber nicht aus freiem Willen, sondern aus der Not heraus. Daß diese Zucht dann gut war, ist eine andere Sache.
          Aber nach dem WK II ging man sehr schnell wieder international – Schindling/Gestüt Asta schickte Stuten zu Nearco oder Berberis ging zu Ribot etc..
          WJJ kann und muß man als “Deutschen Züchter” Sehen, und große Fährhofer Stuten kommen trotzdem aus dem Ausland. Surama, Aggravate und andere.
          Tesio war internationaler Italiener. Für mich ein faszinierendes Beispiel, wie man erfolgreich nationale Elemente mit internationalen Elementen “aufhübscht” und verbessert.
          Viel schlimmer finde ich, daß die Züchter in Dtld für ihre Produkte kaum noch einen Markt haben!

        • Blücher sagt:

          Ergänzung: Ungeprüfte Stuten müssen außer einem guten Vater noch andere sehr gute Argumente haben, damit man sie kaufen darf. Sonst wird das nix in der Zucht.

          Und was man an Festa kritisieren kann, kann man genauso an der eher unscheinbaren Catnip kritisieren. Daß Festa vorne ein krummes Bein hatte, ist hinreichend bekannt.

          • Oblong Fitz Oblong sagt:

            Ja, wer soll denn hier Pferde kaufen und warum? Sie tun es ja selbst nicht – das meine ich jetzt nicht mit dem verächtlichen h.schmelz-Unterton, sondern weil es einfach gute sachliche Gründe gibt. Bei Ihnen und bei vielen Anderen – diesen Luxus können sich nur Wenige leisten, zumal der zu erlangende Gegenwert oft hohl ist. Wer will schon die Gesellschaft und Bekanntschaft mit z.B. h.schmelz als ein Prototyp des überdrüssigen Rennsport-Ekelpakets? Das lohnt nicht, dafür ist das Leben ohne Rennpferde und den ganzen Turfklamauk auch sehr schön für diejenigen, die etwas vom oder zu Leben verstehen.

            Martin Beckmann schreibt in seinem Waldfried-Buch offen über Festas Exterieur-Mängel. Zitat: “… daß ihre Stellung zu wünschen übrig ließ, für eine junge Zucht muß das Blut entscheiden.” Das klingt wie Fr. Riebel immer noch schreibt. Also auch hier Stillstand der Entwicklung.

          • Theo Epping sagt:

            Was glauben Sie, könnte sich in der Zucht noch weiter entwickeln? Das Zuchtziel ist seit langem erreicht. Ob und wie schnell und viel Erfolg man hat, hängt nur vom jeweiligen Bankguthaben ab. Das ist so, das war so und das bleibt auch so. Entwickeln oder besser ändern, tun sich lediglich die Geschäftsmodelle und Schlauheiten.
            Also, was soll Frau Riebel schreiben, das Herr Becker nicht schon geschrieben hat?

          • Theo Epping sagt:

            Entschuldigung, Beckmann!

  4. h.schmelz sagt:

    der melbourne cup war und ist ein großes besäufnis, und hin und wieder bricht sich ein pferd die haxn. wie heuer wieder. der sportliche wert ist mehr zweitklassig, Monsun hin oder her. da macht die cox plate mehr her, natürlich wegen Winx, die nun zum 4. mal gewonnen hat. wenn ich das richtig erinnere, ist Silvano vor jahr und tag mitgelaufen, aber irgendwie mit dem engen kurs nicht zurecht gekommen. hatte vorher immerhin die arlington million gewonnen. Winx wäre was für royal ascot, die hat die klasse, wie man sehen konnte. ging unterwegs immer händevoll, immer außenrum, immer dominant. klasse pferd bis 2.000 meter. hat aber mit Monsun nicht viel zu tun. aber mit australien.

    • Blücher sagt:

      Stimmt, Silvano war 2001 Vierter in der Cox Plate und Caitano im gleichen Jahr Siebter.

      http://galopp-sieger.de/galoppsieger/pferd_html?pschl=SilvanoLomitas

      Auch auf anderen Bahnen brechen sich Pferde leider die Beine. Das ist nicht zu verhindern. Traurig, aber es ist so. Daß der Cup aber deswegen zweitklassig sein soll, weiß ich nicht. Und die Bahn in Flemington ist einmal rum 2350m (aufGoogle Earth gemessen) , nicht zu vergleichen mit den US-Bahnen. Der Bogen nach dem Ziel ist eng, in etwa sowie in Düsseldorf, die Gerade ist knapp 600m lang. Das ist eigentlich eine gut zu reitende Bahn.

    • Theo Epping sagt:

      Bei allem Wohlwollen für Sie, erweisen Sie sich letztendlich immer wieder als ein armes Würstchen, h.schmelz, schade eigentlich. Ich hoffe für Ihre Pferde, dass sie sich nie die Haxen brechen und in selbiger enden.

    • Blücher sagt:

      Wird in Epsom oder in Aintree oder Goodwood bei den großen Meetings weniger gesoffen?

      Gestern hat sich in Frankreich wieder einer die Haxn gebrochen. Auch ohne Besäufnis. Pferderennen sind ein faszinierender Sport, Manchmal kann man richtig volltrunken von Glückseligkeit sein, aber manchmal ist es auch ein grausamer Sport – viel schlimmer als die ewige Verdammnis in der Hölle sein kann!

      • Theo Epping sagt:

        Nicht weniger, im Verhältnis, sondern, nicht so prollig.
        Der Melbourne Cup ist ein Volksfest und keine Eliteveranstaltung, da darf jeder, auch ohne viel Geld und Bildung, fängt ab Abitur an, hin.
        Ich weis nicht wie schlimm es in “der Hölle” sein kann.
        Ich weis aber, dass es in unserem Beruf höllisch dunkel werden kann.

        • Blücher sagt:

          Gucken Sie sich doch mal die Vierschröter an, die in Liverpool nicht mehr wirklich stehen können und die wegen der hohen Stoffpreise teilweise sehr knappe Kleidung tragen. Das ist für Sie nicht so prollig?

          England ist eine Klassengesellschaft, auch wenn die Grenzen zwischen den Klassen nicht mehr in Stahl geschmiedet sind, merkt man deutliche Unterschiede. Hier sehen Sie die Herrschaften mit Zylinder und dort den Arbeiter einfacher Kleidung und Schiebermütze. Da geht es manchmal ganz schön prollig zu!

          Aber das Faszinierende am Galoppsport ist, daß Zylinder und Schiebermütze vom gleichen Sport fasziniert sind und über alle Grenzen hinweg leidenschaftlich darüber debattieren können. Die Grenzen verschwinden, wenn auch nur für eine kurze Zeit.

          • h.schmelz sagt:

            das stimmt aber nicht, herr rumstich. in ascot z.b. oder in goodwood wird zwar gesoffen – wie in melbourne auch – aber es wird nicht sachverständig über pferde gesprochen, sondern nur gesoffen. das gilt auch für die massen beim kentucky derby. die meisten leute saufen gern und öffentlich. vom rennsport haben die keine ahnung. in cheltenham vielleicht oder in york. aber nicht beim melbourne cup oder royal ascot. wenn sie mir nicht glauben, lesen sie die zeitungen oder die bücher darüber. gibts genug von.

          • Theo Epping sagt:

            Das ist für mich noch viel schlimmer als prollig.
            Ironie, Herr Blücher, hören Sie sie denn nicht tapsen?

  5. h.schmelz sagt:

    der sportliche wert bemißt sich nicht nach der bahn, sondern dem können der sieger und geschlagenen. dem rating auf neudeutsch.

    • Blücher sagt:

      Das ist mir durchaus bekannt – und ich glaube, wir haben dieses Jahr schon GR 1 Rennen mit einem schlechteren Rating gesehen.

  6. Old Vollblut sagt:

    Sportliche Großereignisse, die im medialen Fokus stehen, ziehen nicht nur im Turf Massen an, die eigentlich nichts oder zumindest nicht viel vom eigentlichen Sport verstehen. Bei einem Formel 1 Rennen befinden sich im Publikum auch nicht nur PS-Junkies, die am Motor herumschrauben, auch ein Champions League Spiel im Fußball hat nicht nur Zuschauer, die die Abseitsregel erklären können. Da macht der Turf mit Melbourne Cup oder Royal Ascot keine Ausnahme. Wo nun mehr oder weniger „gesoffen“ wird, vermag ich nicht zu beurteilen, aber ist dies wirklich wichtig (außer für die finanzielle Bilanz der Gastrobetreiber auf den Rennbahnen)?

    In ParisLongchamp war in diesem Jahr zu beobachten, dass das „fachliche Niveau“ am Führring im Vergleich zu früheren Arc-Auflagen des „alten“ Longchamps in den Keller gestürzt war. Woran dies lag, dürfte jedem klar gewesen sein: Führringzugang (nicht in, sondern an) gab es nur für die teuerste Ticketkategorie. Das war früher anders. Diesmal schien kaum ein Führringzuschauer die vierbeinigen Hauptakteure zu kennen. Der positive Nebeneffekt war allerdings, dass man trotz deutlich geringerer Führringkapazität (bei der Umgestaltung sind Teile der Führringtribüne weggefallen) diesmal keine Probleme hatte ß selbst vor dem Arc – einen guten Platz am Führring zu ergattern.

    • Theo Epping sagt:

      Würde man nur noch Sachverständiges Publikum auf die Bahnen lassen, könnte man auf die teuren und meist maroden Tribünen verzichten. Man brauchte nur noch mit einem Safaribus (1. Klasse natürlich), an den Renntagen, von Bahn zu Bahn fahren und ihn an die Zielgrade stellen.
      Blöd ist nur, dass dann die meisten Besitzer ihre Pferde nie laufen sehen könnten :-)

  7. h.schmelz sagt:

    Winx und Enable, cox plate und breeders cup turf.

    https://www.youtube.com/watch?v=rDXG-ovkG9U
    https://www.youtube.com/watch?v=BxBJf6vk8LY

    die beiden dominierenden pferde unserer zeit, auf gras und den beiden hemisphären, bis 2.000 meter und bis 2.400 meter. zwei stuten, die wie einst Goldikova oder Zenyatta und manch andere zeigen, was möglich ist, wenn trainer und reiter und besitzer mitmachen. dem pferd zeit lassen, in ruhe lassen. beide rennen zeigen, wie man schon weit vor dem ziel sehen kann, wer gewinnt. die reiter gehen außen, freiwillig und trotz möglicher besserer position weiter innen, weil sie wissen, was sie in der hand haben. es geht schon jetzt nur noch darum, keine verkehrsprobleme zu bekommen. und in churchill zusätzlich den besseren boden zu haben. das sind reiter entscheidungen, die vorher mit dem trainer abgesprochen sind, und die auf langjähriger erfahrung beruhen. von allen beteiligten.

    für besucher und spätere betrachter ist das der reiz solcher rennen, die man aus gutem grund nicht alle tage sieht. das sind die benchmark rennen, wie Dancing Braves arc oder irish champion stakes 2001 oder breeders cup classic 1989. großartige pferde, großartige reiter, taktik und kleinigkeiten, die am ende den winzigen unterschied machen. das wetten ist meinetwegen der zuckerguß, wenn man was getroffen hat, aber das rennen selbst ist das, was zählt. es gibt viele leute, die ihr ticket nach Secretariats sieg in den belmont stakes 1973 nicht eingelöst haben. sondern seitdem eingerahmt an der wand im wohnzimmer austellen. “Ich war dabei”. ich leider nicht.

    https://www.youtube.com/watch?v=LpQqD-0UBcI
    https://www.youtube.com/watch?v=Hbi9VKcR710
    https://www.youtube.com/watch?v=oy1U6zBlmK0

    hier noch so ein rennen, wo alles zusammenkommt. man beachte, wie mick kinane High Chaparral schon im schlußbogen schieben und drücken mußte, und man keinen pfifferling auf ihn geben wollte, und er die ganze gerade runter schuften mußte wie ein beserker, und wie andererseits Johar und alex solis wie hingetuscht auf der linie zuschnappen – wushh. und nicht zu vergessen der dritte im bunde, Falbrav, für den es schon zu weit war, und trotzdem hielt er bis fast bis zum ende immer wieder dagegen.

    https://www.youtube.com/watch?v=jv_B4dLv-cY

    • Theo Epping sagt:

      Ihre Rennberichte sind immer sehr anschaulich und enthusiastisch, aber doch auch immer erst nach dem Rennen, in der Stille ihres Kämmerleins entstanden. Das so viele Wetter ihre Tickets nicht eingelöst haben, lag doch, seien Sie ehrlich, daran, dass die das lange Anstehen, an den Kassen, nicht wert waren.
      Dennoch Danke, h.schmez, das sind Beiträge von Ihnen, die mir Spaß machen!

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