Frankfurter Vertrag über die Rennbahn von 1936

Brisante Neuigkeiten aus Frankfurt – brisant vor allem für den Magistrat und den DFB. Die Bildzeitung veröffentlicht heute auf der Webseite zwei kleine Ausschnitte aus einem Vertrag, der aus dem Jahr 1936 stammt und in dem der Verkauf eines Grundstücks oder von Grundstückteilen vom Frankfurter Rennclub an die Stadt dokumentiert ist.

Es wundert dabei, daß der Rennclub sich in Liquidation befinden soll. Damals war Dr. Arthur v. Weinberg Präsident und Zeitzeugen haben in der Vergangenheit, lange bevor der Streit um die Rennbahn begann, erklärt, daß eine eventuelle Unterdeckung von einem der Herren v. Weinberg umgehen ausgeglichen wurde. 1936 konnte die Familie v. Weinberg auch noch über ihr Vermögen verfügen. Es stellt sich deswegen die dringende Frage, warum der Rennclub damals in Schieflage gekommen sein soll.

Bis zu den Turbulenzen nach der Jahrtausendwende wurden die Rennen vom Gründungsclub veranstaltet. Das heißt, daß eine Liquidation 1936 nicht stattgefunden hat.

Man kann einen Vertrag natürlich nicht beurteilen, wenn nur zwei kleine Ausschnitte zur Verfügung stehen. Dazu bedarf es des ganzen Vertrags. Aber soweit man es erkennen kann, ist  der Rennclub damals Eigentümer des Grundstücks oder von Grundstücksteilen gewesen, auf dem sich die Rennbahn befindet. Ein normaler Verkauf scheint es auch nicht gewesen zu sein.

Es stellt sich weiter die sehr wichtige Frage, ob mit dem Verkauf nicht nur die weitere Überlassung des Grundstücks an den Rennclub geregelt wurde, sondern ob sich im Vertrag ein Passus findet, nachdem das Grundstück auch zukünftig für den Pferderennsport genutzt werden soll.

Es wird höchste Zeit, daß sich der Magistrat von Frankfurt zu diesen Dokumenten erklärt. Der einfach Hinweis oder besser die Ausrede, daß die Weinbergs ja nie Eigentümer des Grundstücks gewesen seien, ist nichts weiter als eine billige Ausrede, mit der vom eigentlichen Thema abgelenkt wird.

Und es ist ebenso höchste Zeit, daß der Magistrat Vertretern des Rennklubs und der Presse uneingeschränkten Einblick in sämtliche Grundbuchunterlagen gewährt, die sich in den diversen Archiven befinden und die Magistratsakte nennt, in der die Grundstücksgeschäfte mit dem damaligen Rennclub archiviert sind.

Im März 1944 hat ein schwerer Bomben-Angriff große Teile Frankfurts zerstört. Diesem Angriff ist auch das Gestüt Waldfried der Familie v. Weinberg zum Opfer gefallen. Aber es wundert irgendwie, daß viele Teile des Grundbuchamtes den Krieg überstanden haben, aber die Unterlagen die Rennbahn betreffend, vernichtet wurden.

Die Presse sollte das Recht, das sie 2011 in der Sache Grundstücksfinanzierung Wulff vor dem BGH erstritten hat, hier genauso einfordern. Macht sie es nicht, macht sie sich zum Verbündeten der Täuscher und Vertuscher aus dem Magistrat und dem ohnehin schon unglaubwürdigem DFB. Außerdem gilt immer noch § 12 der Grundbuchordnung!

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2 Antworten auf Frankfurter Vertrag über die Rennbahn von 1936

  1. Matt sagt:

    Guten Tag Herr Blücher,
    Ihre Texte und auch die Vertragsabschnitte sind sehr interessant. Nur stellt sich bei mir folgende Frage: Wie kommen Sie und anscheinend auch andere darauf, dass der Rennklub oder Herr Weinberg Eigentümer des Rennbahngeländes gewesen sein soll? Wenn der Rennklub Eigentümer wäre müsste er auch keine Pacht zahlen – und genau damit war der Klub ja wohl im Rückstand -wie aus den ersten Ausschnitt ersichtlich.
    Der zweite Ausschnitt mit §3 benennt zwei Grundstücke die außerhalb des Rennbahngeländes liegen (heute steht da das Hochhaus gegenüber den Hotel und in der Herzogstraße steht auch ein 9 geschossenes Gebäude). Der Rennklub hat also diese beiden Grundstücke an die Stadt abgetreten um seine Schulden zu bezahlen und gleichzeitig ein Nutzungsrecht eingeräumt (Miete) bekommen.
    Der nächste Paragraf §4 behandelt Themen zum Pacht-Grundstück der Rennbahn. Aber davon ist ja leider nicht mehr zu sehen.
    Aber wo steht, dass Herr Weinberg Eigentümer des Rennbahngrundstücks gewesen sei. Er War Eigentümer des Gestüts Weinberg. Das Grundstück des Gestüts befindet sich westlich des S-Bahnhof Niederrad. Dort befindet sich heute die Bezirkssportanlage und eine Kleingartenanlage. Wenn also ein Erbe der Weinbergs zur Debatte steht, ist zunächst mit den 200 Kleingärtnern zu sprechen…

    • Blücher sagt:

      Guten Tag Herr Dahms,

      danke für Ihren Kommentar. Ich will nur kurz darauf antworten, weil es inzwischen sehr viele Aspekte in dieser Angelegenheit gibt.

      Sie haben Recht, daß Gestüt Waldfried der Gebrüder von Weinberg liegt etwas abseits der Rennbahn und ist nicht enteignet worden, weil es rechtzeitig dem nichtjüdischen Grafen Spreti, Schwiegersohn eines v. Weinbergs überschrieben wurde. Das Gestüt wurde 1944 beim großen Bombenangriff auf Frankfurt zerstört und man hat es nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. Auch weil beide Weinbergs den Krieg nicht überlebt haben.

      Im Rennsport sprach man darüber, daß das Rennbahngelände einmal den Weinbergs gehört hat zund so habe ich es von einem alten ‘Frankfurter gehört, als ich zu Beginn der 80er erstmals in Frankfurt geritten habe. Das war juristisch nicht belegt, galt aber als Allgemeinwissen.

      Was die jetzige Auseinandersetzung betrifft, so können Sie recht haben, daß das Grundstück nicht das jetzige Rennbahngelände direkt betrifft, sondern auf der anderen Seite der Schwarzwaldstr. Gelegen ist. ABER man soll da vorsichtig sein, denn damals hatte die Rennbahn die Anschrift Schwarzwaldstr. 93, heute ist es Schwarzwaldstr. 125. Wie weit gab es da Umlegungen (hatten wir in Düsseldorf sehr viele).

      Es ist aber auch noch nicht klar, ob noch andere Grundstücke in anderen Verträgen enteignet wurden. Die Stadt weigert sich weiterhin, die Unterlagen zugänglich zu machen. Selbst diesen Vertrag wollte sie nicht veröffentlicht wissen. Was hat die Stadt zu verbergen??

      Das Grundstück wurde deutlich unter Wert an die Stadt übertragen, denn der Urkundenwert des Vertrags ist deutlich höher, als die erlassenen Schulden.

      Das eigentliche Problem des Rennklubs waren seine jüdischen Gönner. Ich will das aus Zeitgründen nicht ausführlich schreiben., jedenfalls hatten Unternehmen, die jüdische Teilhaber hatten oder sich in jüdischen Besitz befanden, mit vielen Repressionen zu leben. Da hat man dann mal die Konten gesperrt, damit Rechnungen nicht bezahlt werden konnten und so die Firmen insolvent gingen, damit sie dann preiswert von einem treuen Parteigenossen übernommen werden konnten.

      Und so war es dann wahrscheinlich auch beim Rennklub. Denn sehr verschiedene Quellen über die Familie v. Weinberg und Quellen aus dem Rennsport erwähnen in unterschiedlicher Form, daß v. Weinberg den Rennklub immer großzügig mit Liquidität ausgestattet hat.

      Die Illiquidität und damit der Zwangsverkauf des Grundstücks ist also vor allem politisch zu werten. Und was für Grundstücke sonst noch zwangsverkauft wurden, ist noch völlig unklar.