Die Weihnachtsgeschichte – für Pferde

Eine Weihnachtsfabel (v. David Alexander, aus dem Amerikanischen)

Der alte Schimmel schritt mit kleinen tänzelnden Schritten auf den Weidezaun zu. Er schien den Ort zu kennen und war dennoch fremd. Das Gras war grüner als er es je gesehen hatte und wenn auf das weiße Weidetor schaute hatte es einen perligen Glanz. Und da war noch eine andere lustige Sache. Eine große schwarze Wolke schwebte genau über dem Tor. Die Wolke war nicht am Himmel, wo sie normalerweise hingehörte. Es war als ob eine große Rauchwolke sich aus dem Grass erhebe.

Plötzlich löste sich die Wolke auf und ein Pferd erschien an ihrer Stelle. Es war ein kleiner Fuchs mit einer Blässe, einem weißen Socken und bräunlichen Haaren in Schwanz und Mähne. Der Schimmel dachte, dass es ein etwas altertümliches Aussehen hätte.

Hallo, alter Schimmel, sagte der Fuchs aus der schwarzen Wolke.

Hey, das ist ein wirklich guter Trick, rief der Schimmel auf. Wo hast Du den gelernt?

Der Fuchs verschwand wieder in der Wolke um sofort wieder aus ihr herauszutreten.  Das habe ich schon am Tage meiner Geburt gelernt, antwortete er mit einem Wiehern, das wie ein Kichern klang. Du musst wissen, ich bin am 1. April geboren und es gab eine totale Sonnenfinsternis an diesem Tag. Deshalb nannten sie mich auch Eclipse. Ich habe immer meinen Schabernack mit den Leuten getrieben. Meine Stallburschen trat ich zuweilen, meine Reiter versuchte ich abzuwerfen und ich biss den Auktionator, der mich verkaufte.

Ich heiße  hob der alte Schimmel höflich an, aber der trickreiche Fuchs tauchte in die Wolke ein um sofort wieder zu erscheinen und unterbrach ihn grob. Native Dancer, sagte er. Ich sollte Dich kennen. Ich bin Dein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur- ich vertue mich immer beim Zählen der Urs- ist aber auch egal, Du bist ein Nachkomme von mir. Tatsächlich ist das fast jeder  zumindest bei den Vollblütern.

Bist Du der Torwächter?, fragte Native Dancer.

Meistens, entgegnete Eclipse. Ich bin immer dran, wenn einer meiner Nachkommen herkommt. Und das ist fast immer so, wenn es um Vollblüter geht. Der alte Matchem hat noch ein paar übrig und er übernimmt den Job, wenn einer von Seinen kommt. Und der arme alte Herod stellt sich hier gelegentlich auf, aber es gibt nicht viele aus seinem Mannesstamm, die nicht bereits hier sind.

Wo bin ich hier eigentlich? fragte Native Dancer. Ich vermute, ich habe mich etwas verlaufen.

Die Große Wiese, antwortete Eclipse.  so wird dieser Ort genannt. Die Große Wiese. Die meisten Pferde, die sich verlaufen, kommen hier vorbei. Allerdings müssen wir auch einige wieder wegschicken.

Warum? fragte der Dancer.

Weil sie nicht hier hingehören, darum. Lange bevor ich hier herkam, war da z. B. so ein Geselle mit Namen Bayard. Er war ein Teufelspferd. Er gehörte einem alten Nekromanten namens Malagigi und er tat Teufelswerk. Er half diesem Schurken Aymon von Dordogne bei seinem Triumph über Karl den Großen, sagt man, Und ein Hexer namens Michael Scott hatte eine große schwarze Bestie, der sich auf seine Hinterbeine stellte und so alle Glocken von Paris zum Leuten brachte. Er schaffte es sogar, dass die Türme des Palastes eines Tages einstürzten. Der Große Kumpel mag solcher Art Pferde hier nicht sehen.

Aber wir haben das Pferd von Jesse James hier, und das von Dick Turpin auch. Der Große Kumpel sagt, dass sie selbst doch nichts Schlimmes getan hätten. Sie waren nur ihrem Herrn treu und der Große Kumpel sagt, dass sei eine Tugend.

Wer ist der Große Kumpel? fragte Native Dancer.

Du wirst es noch herausbekommen! antworte Eclipse beiläufig. Er senkte sein Maul und drückte das Tor auf.

Du darfst ebenfalls reinkommen. Aber Du verstehst, dass Du nur zur Probezeit hier bist. Der Große Kumpel entscheidet immer zu Weihnachten über den Verbleib der Neuankömmlinge. Mal sehen, heute ist der 16. November, wie man hier zu rechnen pflegt. Da brauchst Du ja nicht mehr lange zu warten.

Ich wette, der Große Kumpel ist Man O’War, sagte Native Dancer als er eintrat und über die smaragdgrünen Flächen blickte, die sich bis in die Unendlichkeit auszudehnen schienen.

Eclipse schnaubte. Werd nicht vorlaut, Junge. Dann fügte er boshaft hinzu: Auch Du wirst Deine Wette verlieren. Genauso wie die vielen Leute ihre Wetten auf Dich in Churchill Downs an jenem Tag verloren haben.

Native Dancer fühlte sich verletzt, denn sein Ahn hatte seinen wunden Nerv getroffen. Seine Lippe zittere etwas als er zu seiner Verteidigung erwiderte: Das Derby war das einzige Rennen, das ich je verlor.

Ich habe nicht ein einziges Rennen verloren, sagte Eclipse ohne Mitgefühl. Also sei nicht vorlaut. Der Große Kumpel will keine vorlauten Kerle auf der Grünen Wiese. Denk daran!

Native Dancer war von der sensiblen Art. Er fühlte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten und hoffte, dass es Eclipse nicht bemerken würde. Ich gewann 21 meiner 22 Rennen, und Man O’War gewann nur 20 seiner 21, erklärte er. Und mein Sohn Kauai King gewann das Kentucky Derby.

Meine Söhne gewannen 3 Derbys zu Epsom, sagte Eclipse. Young Eclipse gewann die zweite, Saltram die vierte und Sergeant die fünfte Austragung und ich hätte dieses wunderbare Rennen selbst gewonnen  nur gab es dies noch nicht zu meiner Zeit. Also lass die Aufschneiderei. Es könnte jemand vorbeikommen und Dich reden hören und es dann dem Großen Kumpel erzählen, das würde einen Minuspunkt für Dich bedeuten.

Ein braunes Pferd, das noch altertümlicher als Eclipse aussah, kam heran. Bin ich jetzt dran?, fragte es eifrig.

Noch nicht, Herod, antwortete Eclipse in einem freundlicheren Tone. Old Fig ist jetzt an der Reihe, einer aus seiner Sippe nähert sich.

Wer ist ‘Old Fig’? fragte Native Dancer. Diesen Namen habe ich noch nie gehört.

Es gibt eine Menge Dinge, von denen Du noch nicht gehört hast, Junge, antwortete Eclipse. Sein richtiger Name ist Figure, aber unten nannten sie ihn Justin Morgan, nach seinem Besitzer. Da kommt er schon.

Ein sehr kleines, dunkelbraunes Pferd mit einem runden Rumpf, fast durchsichtigen Beinen und pelzigen Fesseln kam zum Tor angeschnaubt. OK, OK, ich übernehme, sagte er geschäftig. Wo ist der Junge? Kann Verspätungen nicht vertragen. Ich habe zu tun. Eine Wagenladung zu ziehen, ein Feld zu pflügen, ein Rennen zu laufen, ein Trab hier und ein Trab dort. Keine Zeit zu verschwenden. Wo bleibt dieser Junge denn nun?

In den folgenden Wochen begegnete der Tänzer hunderten, vielleicht tausenden von Pferden. Einige von ihnen waren berühmt, manche waren es nicht, einige waren seine Ahnen, und ein paar wenige waren seine eigenen Söhne und Töchter.

Er traf einen schnaubenden weißen Hengst namens Bucephalus, dem der Große Kumpel den Verbleib auf der Grünen Wiese zugestand obwohl es Gerüchte gab, dass er der tödlichen Sünde des Stolzes erlegen sei. Weil er einst einen Eroberer namens Alexander getragen hätte. Er traf einen anderen Schimmel, der lahmte, weil er auf einen rostigen Nagel getreten war gerade bevor er sich für immer verlaufen hatte. Er heiß Traveller und er war auch ein Schlachtpferd aus den Tagen, als ein Mann namens General Lee ihn besessen hatte. Es gab andere Soldatenpferde, zwei von ihnen stammten von dem geschäftigen kleinen Pferd ab, das sie hier ‘Old Fig’ nannten. Einer von denen war Phil Sheridans schwarzer Rienzi und das andere Pferd nannten sie einmal Fancy und ein andermal Little Sorrel und war das Pferd von Stonewall Jackson gewesen.

Native Dancer empfand Man O’War liebenswert trotz seines aristokratischen Betragens und er mochte besonders gern einen knochigen alten Gesellen namens Exterminator, der geduldig alle seine Fragen bis auf eine beantwortete. Er stellte diese eine Frage jedem: Wer ist der Große Kumpel?

Die Antwort war immer die Gleiche: ‘Warte bis Weihnachten!’

Er begegnete Messenger und Hambletonian und Hindoo. Er traf Pferde, die sich an die schrecklichen Hindernisse des Grand National gewagt hatten. Er begegnete einem Pferd, das blind in die smaragdfarbenes Dunkelheit starrte – es war Lexington. Er traf Pferde, die Zirkuswagen und solche, die Brauereiwagen gezogen hatten, solche die Pflüge über die Felder der Erde gezogen hatten und er traf andere, die Könige und Feldherren getragen hatten. Jedes Pferd, dem er begegnete, war von jemandem geliebt worden, aber kein Pferd sollte seine Frage beantworten. Die Antwort war immer die Gleiche: ‘Warte bis Weihnachten!’

Eclipse sorgte sich um ihn und hielt ein wachsames Auge über sein Betragen and sagte, er wiehere zu viel und würde zu viele Fragen stellen. Eclipse konnte den Gedanken nicht ertragen, dass der Große Kumpel einen seiner Nachkommen von der Grünen Wiese verbannen sollte.

Und Native Dancer wollte auch nicht gehen. Er bezweifelte, ob er jemals den Weg zurück nach Maryland finden würde, falls der Große Kumpel ihn wegschicken sollte. Die Grüne Wiese war in jeder Beziehung sehr angenehm. Das Grass war reichhaltig und er traf so viele bemerkenswerte Pferde. Früher, zu Hause, war er manchmal von Alpträumen geplagt worden, wenn ein Dark Star durch seine Träume jagte, aber jetzt schlief er friedlich and erinnerte sich nur selten an das Derby, das er verloren hatte.

Dennoch wurde er nervös als die Wochen vergingen und die Sterne immer heller schienen.

Endlich war es soweit. In einer Nacht, in der der Himmel im Sternenlicht brannte, versammelten sich alle Pferde so nah wie möglich bei einem kleinen Hügel auf der endlosen Koppel. Es waren Hunderte, Tausende, vielleicht Millionen, eine erwartungsvoll murmelnde Menge, die sich über das smaragdfarbene Grass unter den Diamanten des Himmels ausbreitete.

Eclipse war sehr gespannt. Er schwebte zu Native Dancer herüber und flüsterte: Pass jetzt gut auf. Sei ruhig und bescheiden. Der Große Kumpel wird jede Minute hier eintreffen.

Plötzlich war die unüberschaubare Menge genau so still wie die Sterne über ihnen. Der Große Kumpel stand auf dem Hügelchen in einem blendenden Strahl des Sternenlichts und Native Dancer konnte es kaum fassen. Er verschluckte ein spöttisches Wiehern und flüsterte Eclipse zu: Das ist der Große Kumpel? Er ist doch so klein! Und  er ist ja nicht einmal ein Pferd! Was hat der denn jemals geleistet?

Eclipse flüsterte: Er ist ein Esel. Er trug eine schwangere Frau in eine kleine Stadt in einer anderen sternenklaren Nacht. Aber das war vor einer langen, langen Zeit.

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Dotierung der deutschen Winterrennen

Die Wintersaison hat bald schon Halbzeit. Ohne die Unterstützung aus Frankreich mit PMU würden sie wahrscheinlich gar nicht mehr stattfinden. Sponsoren findet man kaum und der Totoumsatz läßt auch sehr zu wünschen übrig. Die Zeiten, als Dortmund am Neujahrstag 1 Mio (500 TEUR) Umsatz machte, sind seit langem vorbei.

Aber Dank PMU sind die Rennen besser finanziert, als viele Veranstaltungen, die in Deutschland ohne französische Hilfe durchgeführt werden. Das hat sich in den vergangenen Jahren auch in den Dotierungen bemerkbar gemacht. Die Rennen auf der Sandbahn waren deutlich besser dotiert, als die normalen Veranstaltungen ohne französische Hilfe auf Gras.

In der Wintersaison 2014/2015 war der Agl IV mit 6.000,- EUR, manchmal mit 5.000,- EUR dotiert, der Agl III mit 8.000,- EUR und  zuweilen wurde ein Agl II mit 9.000,- EUR ausgeschrieben. In der Wintersaison 2015/2016 ist der Agl IV meistens mit 5.000,- EUR dotiert, der Agl III mit 6.000,- EUR, manchmal mit 7.000,- und vereinzelte Agl II sind mit 8.000 EUR dotiert.

Das ist ein deutlicher Rückgang bei der Dotierung der Winterrennen in dieser Saison gegenüber der Vorjahres-Saison von 1.000 bis 2.000 EUR pro Rennen. Was sind die Ursachen oder die Gründe für diese Rennpreiskürzungen?  Eine offizielle Stellungnahme hat es meines Wissens nicht gegeben, das DVR hüllt sich in Schweigen.

Man kann sicherlich darüber diskutieren, daß die Brot und Butter-Rennen im Winter besser dotiert sind, als die sportlich anspruchsvolleren Rennen während der grünen Saison. Generell gilt aber, daß die Rennpreise in Deutschland im internationalen Vergleich insgesamt gering sind. Warum also sollen nicht höhere Geldpreis an die Aktiven ausgeschüttet werden, wenn diese finanziert sind?

Jetzt könnte man im Guten annehmen, daß die eingesparten Gelder den Rennpreisen während der grünen Saison zugute kommen. Dortmund veranstaltet drei “grüne” Renntage, aber in Neuss werden überhaupt keine Renntage außerhalb der Winterrennen mehr veranstaltet. Es wird sich zeigen, ob die Rennen in Dortmund demnächst besser dotiert sind und vielleicht verwendet der Neusser Rennverein die eingesparten Gelder für die dringend erforderliche Instandsetzung der Gastboxen, die sich in einem mehr als desolatem Zustand befinden. Trainer haben berichtet, daß noch nicht einmal die Boxenbeleuchtung funktioniert. Allerdings ist von entsprechenden Maßnahmen noch nicht berichtet worden.

Die Winterrennen sind sportliches Basis-Geschäft, aber für die kleinen Ställe eine wichtige Einnahmequelle und deswegen im Gesamtkonzept des Sports wichtig.

Es wird überall vom Aufschwung, vom Aufbruch und der guten Stimmung im Sport gesprochen. Dies mag sich noch nicht in Zahlen ausdrücken, aber vor den guten Zahlen kommt immer erst mal die gute Stimmung und dann kommen die Zahlen nach. Die Dotierung der Winterrennen spricht dagegen eine ganz andere Sprache. Sparen und den Gürtel enger schnallen, ist angesagt.

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Großer Preis von Karlshorst am Nikolaustag in Bremen

Diesen Sonntag wird erstmals seit 2007 wieder der Große Preis von Karlshorst in Bremen gelaufen.

Ein kleiner Rückblick:
Einst war der “Große Preis” in Karlshorst eines der wichtigen Hindernisrennen im Deutschen Hindernismekka. Er ist der Nachfolger des Großen Preis von Charlottenburg, wo sich im 19. Jahrhundert in Berlin eine große Rennbahn befand. Auf der 1894 eröffneten Hindernisbahn in Karlshorst  war er das Hauptereignis der Saison. Der deutsche Cheltenham Gold Cup, allerdings mit einer viel längeren Tradition. Vor dem 1. Weltkrieg war die Dotierung mit 30.000 bis 45.000 Mark höher als in manch gutem Flachrennen. Teilweise war er den Amateuren und Offizieren vorbehalten, nach dem 1. Weltkrieg war er offen für Jockeys und Amateure.

Das who is who der damaligen Hindernisreiter steht in der Siegerliste.  Mit Abenteurer steht sogar ein Deckhengst unter den Pferden unter den Siegern und die großartige Bandola hat das Rennen 1928 mit Jockey Stolpe im Toten Rennen mit Dorn II gewonnen. Totes Rennen nach 6600m! Allerdings gab es für Hindernisrennen nach meinem Wissen damals noch keine Zielphotographie. 38.000 Mark betrug die Dotierung 1928, in der Union betrug sie 40.500 Mark im gleichen Jahr.

Nach dem Krieg war erst einmal Pause mit dem großen Traditionsrennen. Der erste Preis von Karlshorst wurde 1955 in Frankfurt gelaufen. Es siegte Waldenser aus dem Stall von Dr. F. Merck, geritten von Herbert Cohn und trainiert von Sven v. Mitzlaff, der damals noch einige Hindernispferde in Training hatte. Waldenser war später übrigens ein sehr erfolgreicher Beschäler in der Holsteiner Landespferdezucht. Es folgte dreimal Düsseldorf als Austragungsort und nach einer Pause wurde 1970 Bremen endgültig die Heimat des Rennens. Oldtimer (1989, 1992 und 1993) und Last Corner (1998, 1999 und 2000) konnten sich jeweils dreimal in die Siegerliste eintragen. Verschiedentlich erschien Idee-Kaffee als Titelsponsor. Albert Darboven wird aber auch sonst die gönnende Hand über das Rennen gehalten haben.

Die Krise des Hindernissports in Deutschland macht auch vor dem Preis von Karlshorst nicht halt. Dazu wurde wegen nicht realistischer Planungen in Bremen auch die Hindernisbahn abgeräumt und durch transportable Sprünge ersetzt. Es ist einfach nicht mehr dasselbe, wenn ein Rennen über “transportable feste” Sprünge geritten wird. Aber man ist ja bescheiden geworden im deutschen Hindernissport. Der letzte Sieger war 2007 Our First Chesnut aus dem Stall von Baron Christian von der Recke. Danach war Ende.

Jetzt wird das Rennen mit Unterstützung von Idee Kaffee nach acht Jahren Pause und mit einer für deutsche Verhältnisse durchaus respektablen Dotierung von 14.000 EUR am Nikolaustag erstmals wieder gelaufen. Hoffentlich keine Eintagsfliege, sondern eine Fortsetzung des Traditionstitels. Sieben Teilnehmer sind als Starter angegeben. Ein Starter kommt aus Tschechien und Frau Dr. Christine Paraknewitz-Kalla sattelt zwei Starter.

Hoffen wir auf eine gut gelaufene Steeplechase, daß alle Teilnehmer gesund überkommen und möge der Beste gewinnen!

Siegerliste Großer Preis von Karlshorst

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Red Cadeaux Melbourne 2015

Glück und Leid liegen manchmal fürchterlich dicht beieinander. Der in England von Edward Dunlop trainierte Red Cadeaux gehört zu den Globetrottern des Rennsports. 54 Starts hat der neunjährige Wallach bisher absolviert. Dreimal war er Zweiter im Melbourne-Cup und er zählt in Down Under zu den Publikumslieblingen. Eigentlich rechnete man wieder mit einem zweiten Platz, denn darauf hatte er im Cup ja eine Abonnement – aber es kam ganz anders. Er mußte angehalten werden und man fürchtete zuerst das Schlimmste. Er wurde dann in die Klink gebracht und dort diagnostizierte man den Bruch eines Knochens im Fesselgelenk – die Rennkarriere ist zu Ende, aber er wird ein hoffentlich langes Rentnerdasein haben.

Ein Photograph  hat Gerald Mosse, einen gestandenen Jockey von 48 Jahren, der viele große Rennen in seinem Leben gewonnen hat und 2010 als erster französischer Jockey den Melbourne Cup gewonnen hat, unmittelbar nachdem er Red Cadeaux angehalten hat, photographiert. Niemand wußte zu dem Zeitpunkt, wie schlimm die Verletzung von “Lucky Red” ist.

Viele Menschen sagen, daß Jockey, Trainer und und Besitzer sich nicht um das Wohlergehen der Pferde kümmern, sondern nur das Geld sehen. Ein gestandener Jockey, der die Tränen nicht wegdrücken kann, weil er nicht weiß, was mit seinem Kameraden wird, sollte die pauschalen Kritiker einmal zum Nachdenken veranlassen – aber ob sie das wollen?

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Melbourne Cup 2015 – wie ein Märchen.

Galopprennen sind Leistungssport. Auf der Rennbahn sollen die besten Pferde ermittelt werden,  um in der Zucht ihr genetisches Potential an ihre Nachkommen weiter zu geben. Der Melbourne-Cup zählt zu den ganz großen Rennen der Welt. Wer hier gewinnt oder unter den ersten drei Pferden einkommt, gehört zu den besten Pferden der Welt.

Dieses Jahr gewann mit Prince of Penzance ein Riesenaußenseiter. 100/1 oder 1000:10 betrug die Siegquote. Wer 10 Euro auf Prince of Penzance gesetzt hat, bekam 1000 EUR zurück. Eine traumhafte Rendite oder einfach ein enormer Risiko-Aufschlag, weil die Wahrscheinlichkeit eines Sieges sehr gering war. Zusammen mit Sertorius, der als Zwölfter das Ziel passierte, war er der längste Außenseiter im Feld. Mit Michelle Payne saß erstmals eine Frau im Sattel eines Melbourne-Cup-Siegers.  Sie war in der Besitzergemeinschaft als Reiterin für den Cup  nicht erste Wahl, weil man sich einen stärkeren Reiter wünschte. Aber sie hat sich erst gegen die Kritiker und dann im Rennen gegen die Konkurrenz durchgesetzt und dem Pferd ein perfektes Rennen serviert. Unterwegs lag sie im Mittelfeld an den Rails, im Schlußbogen nahm sie Prince of Penzance nach außen und fand eingangs der Geraden direkt die Lücke für den Vorstoß. Prince of Penzance marschierte ungestört nach vorne und gewann sicher mit einer halben Länge.

Zweiter wurde der aus Irland entsandte Max Dynamite, dessen Mutter aus der Zucht des Kölner Gestüts Bona stammt. Eigentlich läuft Max Dynamite über Hürden, aber vor dem Australientrip hat er in York den renommierten zur Gruppe 2 zählenden Lonsdale Cup gewonnen. Ein sehr vielseitiges Pferd. Man fühlt sich fast an Le Paillon erinnert, der 1947 nach dem Cheltenham Hurdle, dem Grande Course de Haies d’Auteuil, den Grand Prix de Deauville und danach den Prix de l’Arc de Triomphe gewann. Der Monsun-Sohn Excess Knowledge ging lange im Vordertreffen und wurde am Ende Siebter, der Ex-Schlenderhaner Our Ivanhowe endete als Zehnter und bekam dafür noch umgerechnet 82.000 EUR.

Michelle Payne stammt aus einer in Australien bekannten Rennsportfamilie, die in Victoria, unweit von Melbourne zu Hause ist. Sie hat 8 Geschwister und ihre Mutter starb bei einem Autounfall, als sie sechs Monate alt war und außer Stevie haben alle Geschwister Rennen geritten. Ihr Bruder Stevie hat das Down-Syndrom und sie kümmert sich um ihn. Stevie ist auch am Stall von Darren Weir beschäftigt, an dem Michelle Payne reitet. Er war der “Lad”, der Prince of Penzance geführt hat. Es war mehr als bewegend, als nach dem Sieg der Schwester, Stevie vom Reporter interviewt wurde und auf der Großen Leinwand  für die wohl über 100.000 Besucher auf der Rennbahn zu sehen war. 10 von 10 Punkten gab er seiner Schwester für den Ritt. “The unbreakable bond between Michelle Payne and her strapper Stevie “ schreibt die Daily Mail in der Überschrift zum Melbourne Cup-Bericht.

“Stevie gewann für uns den Melbourne Cup”, sagte Mitbesitzer Sandy McGregor, als er die Startbox 1 für Prince of Penzance zog. Es ist eine kleine Besitzergemeinschaft, die bisher nicht unbedingt Glück mit den Pferden hatte. Prince of Penzance sollte der letzte Versuch sein – und es wurde der Volltreffer.

Es war fast wie ein Märchen – viele Aschenputtels, die auf einmal zu strahlenden Königinnen und Königen wurden.

2014 war ein besonderer Melbourne-Cup für die Deutschen. Erstmals siegte mit Protectionist ein in Deutschland gezogenes und trainiertes Pferd in diesem bedeutenden Rennen.

2015 war ein besonderer Melbourne-Cup nicht nur für den Sport,  sondern auch für die Aktiven, die den Sieger reiten und betreuen. Er wird uns allen hoffentlich noch sehr lange in Erinnerung bleiben!

Melbourne Cup 2015

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Was für ein Samstag!

Wer braucht schon den Breeders’ Cup, wenn man Don Cossack hat, schrieb Catrin Nack am Samstag nach der Champion S’Chase im irischen Down Royal. Der Etzeaner Don Cossack gewann das über 3 Meilen (4827m) führende Jagdrennen nach belieben und gewann im Handgalopp 84.000 EUR. Allerdings hatte er es auch nur mit 3 Gegnern zu tun. Irgendwie fehlt bei so wenigen Pferden auch ein wenig die Spannung. Dritter wurde der Lavirco-Sohn Roi Du Mee. Pferde mit deutschem Zuchthintergrund waren 1+3 in dieser hochdotierten Steeplechase.

Ein paar Stunden später stand der Haupttag des Breeders’ Cup-Meetings in Keeneland/Kentucky auf dem Programm. Kentucky, “The Blue Grass Country” ist die Wiege der amerikanischen Vollblutzucht und war dieses Jahr Veranstalter des Breeders’ Cup, der mit dem Worldcup in Dubai eines der wertvollsten Vollblutmeetings der Welt ist.

Es war kein guter Tag für die Europäer, lediglich zwei Siege gingen in die alte Welt,  auch in den Grasbahn-Rennen waren die Amerikaner erstaunlich stark. Beide Siege gingen an den Stall von Aidan O’Brien aus Irland, dazu gab es noch einige Plazierungen.

Aus europäischer Sicht stand natürlich der Breeders’ Cup Turf im Vordergrund. Mit Found aus Ballydoyle und Golden Horn waren zwei Europäer am Start. Golden Horn sollte das erste Pferd überhaupt werden, das nach dem Arc noch den “Turf” gewinnt. Die dreijährige Found hatte eine stramme Herbstkampagne absolviert, war quasi im Zwei-Wochen Abstand vorher in drei großen Rennen gelaufen und eigentlich sollte man meinen, daß ihr die geforderten Eineinhalb Meilen zu weit sind.

Golden Horn reiste mit besten Referenzen aus dem Arc und den irischen Champion Stakes an. Dort hatte er nach einigen Rempeleien Found auf den zweiten Platz verwiesen. Im Arc war er ein mehr als überzeugender Sieger. Aber er braucht trockenen Boden, um in Bestform zu laufen. Offiziell war der Boden in Keeneland gut, aber fürs Auge und soweit man das im Fernsehen sehen kann, war er doch sehr zum Weichen neigend. Vor allem, wo es die Woche in Keeneland erheblich geregnet hatte.

Pferderennen sind kein Wunschkonzert und irgendwo kommt immer was dazwischen, wenn es drauf ankommt. Mit der engen Bahn kam Golden Horn erstaunlich gut klar, ging früh im Vordertreffen und in der kurzen Geraden sah es gut aus. Aber der Boden war nicht seiner. Es war zu weich. Und dann kam Found und auf den letzten Metern wurde die Stute immer zwingender. Da konnte Frankie Dettori machen, was er wollte, Golden Horn wurde nicht mehr schneller und am Ende siegte Found sicher mit einer halben Länge.
Hut ab vor der Leistung der Stute. Vier Starts in großen Rennen seit dem 12. September, zweimal war sie Zweite, im Arc war sie weg und jetzt der Sieg im “Turf”. Das ist eine stramme Leistung! Hinter den beiden Europäern wurde der Amerikaner Big Blue Kitten Dritter.

Golden Horn ist nach Trempolino 1987 der zweite Arc-Sieger der Zweiter im Breeder’s Cup Turf wird. Leider geht er nächstes Jahr in die Zucht. Man hätte ihn gerne noch ein Jahr auf der Bahn gesehen, aber bei einem derart erstklassigen Hengst ist die Zucht leider lukrativer.

Ein Pferd anderer Klasse sah man im Breeders’ Cup Classic. Die Amerikaner sind echte Könner, wenn es darum geht, werbewirksame Titel zu kreieren, um aus einer Siegfolge ein Superpferd zu machen und so wurde die Siegfolge “Triple Crown” und Breeders’ Cup Classic zum Grand Slam erhoben und American Pharoah sollte der erste Gewinner dieses Grand Slam werden. Eigentlich ist ja der “klassische” Grand Slam die Triple-Crown plus Travers Stakes. Das hat nicht geklappt, denn  Keen Ice hat dem Triple-Crown Sieger an dem Tag mächtig in die Suppe gespuckt und ihn recht deutlich auf den zweiten Platz verwiesen.

Also schnell eine neue Definition für den Grand Slam, den American Pharoah als erster gewinnen sollte. Dazu muß man sagen, daß der letzte Triple-Crown Sieger, Affirmed diesen Grand Slam gar nicht gewinnen konnte, denn 1978 gab es noch keinen Breeders’ Cup.

Grand Slam oder nicht, ist egal. Es war die Demonstration eines Überpferdes, das in dem Rennen keine Gegner, sondern nur Opfer hatte und eigentlich nur eine sehr gut bezahlte schnelle Arbeit absolviert hat. Victor Espinoza wedelte zwar ein wenig mit der Peitsche und es hat auch Pferde gegeben, die große Rennen mit ganz anderem Vorsprung gewonnen haben, aber der Ton machte die Musik. Und das war einfach genial. Nach dem Rennen machte der Pharoah auch nicht den Eindruck, als wenn er sich in irgendeiner Form angestrengt habe.

Einziger europäischer Vertreter im Classic war Gleneagles aus Ballydoyle. Der Hengst ist erklärter Gegner von weichem Boden, den mag er noch weniger als Golden Horn und er würde wahrscheinlich am liebsten auf der Autobahn laufen. Der Sand schmeckte dem Galileo-Sohn gar nicht und Ryan Moore mußte ihn früh anschieben. Eigentlich war er aus der Maschine heraus geschlagen und endete deutlich hinter den Pferden auf dem letzten Platz.

Zwischen dem Pharoah und dem Iren reihten sich die anderen sechs Kandidaten auf. Zweiter wurde Effinex zu der eigentlich sehr langen Quote von 340:10, seinen dritten Platz im Jockey Club Gold Cup scheinen die Wetter schlichtweg ignoriert zu haben. Dritter wurde Honor Code vor Keen Ice, der American Pharoah diesmal mit gebührendem Abstand über die Linie folgte.

Es war halt das Rennen und der Tag eines großen und großartigen Pferdes!

American Pharoah

Found

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Schafft Golden Horn das Doppel?

Noch nie ist es einem Pferd gelungen, den Arc und den Breeders’ Cup Turf zu gewinnen, nicht im gleichen Jahr und auch nicht in verschiedenen Jahren.

Bester in beiden Rennen war bisher Pilsudski, der 1996 Zweiter im Arc wurde und danach den Breeders Cup gewann. 2002 gewann der Arc-Dritte High Caparral den  Breeders’ Cup Turf und 2005 wurde Baron Georg v. Ullmanns Shirocco als Arc-Vierter Sieger im Breeders’ Cup Turf. Trempolino als Arc-Sieger wurde 1987 Zweiter im “Turf” und das ist fast 30 Jahre her.

Ob Golden Horn das Doppel gelingt? Er braucht für seine Bestform guten Boden, in Keeneland hat es diese Woche viel geregnet, am Freitag wurde die Grasbahn offiziell mit “klebrig” angegeben. Wenn es nicht mehr regnet, könnte der Boden passen.

Das andere groß Fragezeichen ist die Bahn. In den USA sind die Rennbahnen viel kleiner, als Golden Horn es gewohnt ist. 2400m sind für ihn gerade Linien mit einem Bogen. In den USA sind es zwei Bögen. Er hat den Vorteil, daß er vorne gehen kann und sich das Rennen auch selbst machen kann, aber er ist im Pulk nicht ganz einfach und ging in Longchamp erst mal außen von den Pferden, bis Frankie Dettori ihn an der Strippe hatte. In den USA ist schnell der erste Bogen da und mit solchen Extra-Touren geht er einige Meter mehr.

Und die Gegner? Founded aus dem Ballydoyle-Quartier war im Arc geschlagen. Nach dem Arc war sie Zweite in den Champion Stakes von Ascot. Eine mehr als gute Empfehlung, aber die Startfolge ist auch nicht ohne. Arc – Champion Stakes – Breeders’ Cup. Drei große Rennen in 4 Wochen muß eine Stute erst mal verkraften und dieses Mal geht es wieder über 2400m und das scheint für die Stute ein wenig weit.

Von den Amerikanern droht die größte Gefahr wohl von Big Blue Kitten, frischer Sieger in den Joe Hirsch Stakes, davor Zweiter mit Hals geschlagen in der Arlington Million und Pizza Man, zuletzt Zweiter in der Shadwell Turf Mile in Keeneland und davor Sieger in der Arlington Million. Aber kommen sie über den Weg? Oder  kommen die Gegner eher aus der amerikanischen “zweiten  Reihe”.  z. B. Da Big Hoss, frischer Sieger über 2400 in Kentucky in  einem Gruppe 3 Rennen auf Gras, oder Big John B, frischer Sieger in Gruppe 2 in Del Mar über 2200m?

Nicht ungefährlich erscheint mir Argentinier Ordak Dan. Die Formen sind schwer einzuschätzen, aber die Südamerikaner haben eine gute Zucht und er kann die 2400 stehen.

Ich drücke Golden Horn jedenfalls die Daumen – auf daß er Ehre für die “Alte Welt” einlegt!

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Zum Tode von Sandra Eichenhofer

Gott behüte mich davor in einen Himmel
zu kommen, in dem es keine Pferde gibt.
(nach  R.B. Cunningham-Graham)

Leider habe ich Sandra Eichenhofer nicht wirklich kennen gelernt, außer daß ich sie mal habe reiten gesehen. Eine Vollblutenthusiastin, der ein sehr fröhliches, offenes und gewinnbringendes Wesen nachgesagt wird. Nach der Lehre bei Markus Klug wurde sie von Röttgen übernommen. Sie war aktiv bei German Racing Next Generation. Es war für sie nicht einfach ein Job, sie lebte diesen wunderbaren Sport und war um seine Popularität bemüht.

55 Ritte hatte sie in diesem Jahr, sechs Sieger. Gleich der erste Ritt mit Angreifer war ein Siegritt und der Trainer führte sie persönlich zur Waage zurück. Wem wird diese Ehre schon zuteil. Und welcher Nachwuchsreiter darf schon die berühmten 4711-Farben des Gestüts Röttgen tragen. Ein Sieg mit dem Just4Turf-Pferd Humor war ein Traum, den sie sich früh erfüllen konnte.

Es war der Beginn einer Karriere, die eine gute Zukunft versprach. Der Rennsport in Deutschland ist international und so ist auch die Ausbildung der Nachwuchsreiter international. Wem Gott will eine rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt. Die Deutsche Jockey Schule organisiert den internationalen Austausch. Zuletzt waren die Nachwuchsreiter in Frankreich und haben dort geritten und jetzt war es ein Trip in Brasiliens Wirtschaftsmetropole, nach Sao Paulo. Ein internationales Nachwuchsreiten stand auf dem Programm. Was gibt es Schöneres für einen jungen Menschen als an internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu können? Aber leider stand der Ritt von Sandra Eichenhofer unter keinem guten Stern. Das Pferd ging gegen eine Absperrung, mit der eine andere Linienführung gesperrt war. Soweit man es im Rennfilm erkennen kann, war es kein schlimmer Sturz, aber sie wurde wohl vom Pferd mit den Beinen getroffen, als sie zu Boden ging.

Nichts Schlimmes, so schien es zuerst. Ein paar gebrochene Rippen, aber das haut doch einen Vollblutprofi nicht um. Innere Verletzungen hatten die Ärzte bei der Untersuchung nicht festgestellt. Und so wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen und fuhr ins Hotel. Offensichtlich hatte es neben den gebrochenen Rippen noch eine innere Verletzung gegeben, obwohl die Untersuchung keinen Befund hatte. Am folgenden Tag fühlte sie sich zunehmend schlechter, bekam einen Atemstillstand und wurde mit dem Rettungswagen sehr schnell ins Krankenhaus gebracht, aber dort kam sie nicht mehr an, sie verstarb auf dem Weg dorthin.

Schon der Unfalltod eines so jungen Menschen ist schlimm, aber die Umstände bei Sandra Eichenhofer sind noch schlimmer. Es war nicht der Tod auf dem grünen Rasen, es waren ein paar Blessuren und sie konnte auf eigenen Beinen das Krankenhaus verlassen und wußte nichts vom schleichenden Tod, der sie befallen hatte. Der Tod hat sie auf leisen Sohlen ereilt. Die Frage, ob es hätte anders gehen können, ist sicher berechtigt, ändert aber leider nichts mehr. Der Sport mit den Pferden ist der schönste Sport überhaupt, Rennen reiten ist einfach wunderbar und  - aber manchmal ist der Sport so grausam, daß man es nicht in Worte fassen kann.

Der Familie und ihren Freunden meine aufrichtige Anteilnahme.

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Baut der DFB die Akademie mit Schwarzgeld?

Um die Finanzen und Zahlungsströme des DFB gibt es seit den Veröffentlichungen des Spiegel  heiße Diskussionen. Noch ist nicht bewiesen, daß die Austragung der WM 2006 gekauft wurde, aber die Wahrscheinlichkeit ist doch recht hoch. Inzwischen kümmtert sich auch die Staatsanwaltschaft um den Fall.

Das Organisations-Komitee für die Weltmeisterschaft 2006, kurz OK, hatte sich bei dem Adidas-Manager Robert Louis-Dreyfus, kurz RLD, rund 10 Mio DM geliehen. Das Geld ging aber nicht auf die offiziellen Konten des OK, denn damit sollten Geschäfte betrieben werden, die nach dem Strafgesetzbuch verboten sind.

Dann wollte RLD wider erwarten das Geld zurück haben und das war problematisch, denn offiziell existierte das Geld ja gar nicht. Deswegen wurde Geld an die Fifa überwiesen, angeblich für eine Kulturveranstaltung, die dann doch nicht stattgefunden hat. Damit besteht in der offiziellen Bilanz des DFB eine Ausgabe ohne Wert über 6,7 Mio EUR. Die sind “hintenrum” an RLD weiter gegangen, aber eben nicht offiziell. Offziellen hätte der DFB die 6,7 Mio EUR wegen der ausgefallenen Veranstaltung auch zurück fordern müssen, was aus inoffiziellen Gründen aber nicht ging.

Jetzt soll in Frankfurt auf der Rennbahn die Akademie gebaut werden. Ob sie das tatsächlich wird, steht ja noch in den Sternen und heute viel mehr als vor drei Monaten. Und dann liest man auf der Webseite des DFB, daß diese Akademie mit 7,6 Mio EUR von der Fifa bezuschußt wird. Ja mei, ist denn schon wieder Weihnachten, daß der Blatter Sepp so großzügig ist und dem DFB mit ein paar Millionen für das Akademie-Projekt unter die Arme greift?

Oder ist das gar kein Zuschuß, sondern nur die Rückzahlung des gewaschenen Schwarzgelds von RLD? Endlich eine Möglichkeit, das Geld für die ausgefallene Kulturveranstaltung zurück zu holen.  Sind diese 7,6 Mio Zuschuß für die Akademie am Ende vielleicht die 6,7 Mio zuzüglich Zinsen, die jetzt wieder an den DFB zurück fließen? Schwarzgeld, in Zürich weiß gewaschen?

Es bleibt spannend um den DFB und seine Akademie!

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Der DFB, die Moral und die Rennbahn

Zwei, die scheinbar große Sympathien füreinander haben

Bei der im Fußball allmächtigen Fifa brennt die Korruptionsflamme inzwischen lichterloh. Es sind nicht mehr nur Delegierte aus fernen Ländern betroffen, inzwischen steht der allmächtige Sepp Blatter und sein designierter Nachfolger, Michel Platini unter Korruptionsverdacht, weil der eine dem anderen 2 Millionen überwiesen hat und niemand so genau weiß, wofür Platini das Geld bekommen hat. Jetzt sind Beide für 90 Tage suspendiert und dürfen die Fifa-Zentrale nicht mehr betreten. Der “Chef” darf also “sein” Haus nicht mehr betreten.

Interessant auch, daß nach der Verhaftung von einigen Fifa-Funktionären im Mai  2015 das amerikanische FBI festgestellt hat, daß es sich bei der Fifa um einen Verband mit stark mafiösen Strukturen handelt. Der DFB ist also Mitglied einer Organisation mit mafiösen Strukturen und weiß von all dem nichts.

Vollkommen überrascht und fassungslos war DFB-Präsident Niersbach, als er davon erfahren habe. Es mutet schon sonderbar an, wenn der Präsident des weltgrößten Fußballverbands davon überrascht ist. Die deutschen Funktionäre scheinen die Kunst des intensiven Wegguckens in Perfektion zu beherrschen. Das hat schon die “Lichtgestalt” des Deutschen Fußballs schlechthin, Franz Beckenbauer bewiesen, als er von den unhaltbaren Zuständen auf den Stadion-Baustellen nichts mit bekommen haben will. Sein Statement dazu ist bei YouTube zu finden und eigentlich an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten. Ebenso scheint DFB-Präsident Niersbach immer besonders intensiv wegzugucken, wenn es um das Geschäftsgebaren der Fifa geht.

Bis neulich war der DFB in diesem Fifa-Skandal nur Zuschauer, aber wenn die Berichte des Spiegels stimmen, dann ist der DFB jetzt nicht mehr nur Zuschauer, sondern mittendrin im Korruptionssumpf der Fifa angekommen. Und Präsident Niersbach ist nicht mehr nur ein wegguckender Beobachter sondern ein zentraler Player in dem schmutzigen Geschäft des Verkaufs von WM-Veranstaltungen.

Die WM soll mit Hilfe des damaligen Adidas-Chefs für rund 13 Mio Mark “gekauft” worden sein. Mit dem Geld seien asiatische Funktionäre bestochen worden, damit sie Deutschland ihre Stimme für die Austragung der WM 2006 geben, wie der Spiegel berichtet. Das war am Wochenende Stand der Dinge.

Inzwischen überschlagen sich die Ereignisse.  Erst seit einigen Tagen und nicht bereits seit Sommer beschäftigt sich die Kanzlei Freshfields Bruckhaus mit der Aufklärung. Auf einer Donnerstag abgehaltenen Pressekonferenz erzählt Präsident Niersbach, daß man diese 6,7 Mio Euro hätte zahlen müssen, um einen Zuschuß von 170 Mio Euro von der Fifa zu erhalten. Dann muß der Mittelzugang ja auch verbucht sein und dann könnte Präsident Niersbach das ja einfach nachweisen. Auch wenn bei der Fifa vieles möglich scheint, erinnert mich dieses “Geschäft” eher an die Nigeria-Connection als an die Fifa. Hat Präsident Niersbach dahin vielleicht auch Geschäftsbeziehungen? Das hat mit einem Sommermärchen nun gar nichts mehr zu tun.

Ich habe noch die Worte von DFB-Generalsekretär Sandrock im Ohr, der sich über die Plakate von Pro-Rennbahn bei der Veranstaltung der Frankfurter Rundschau vor dem Referendum zur Rennbahn schwer beleidigt äußerte. Herr Niersbach sein die Seriosität in Person und ihn neben Blatter (auf einem Werbeplakat) zu stellen, sei eine Unverschämtheit. Sandrock stellt Niersbach im Juni 2015 in einem ausführlichen Statement fast auf den Heiligensockel – alles Geschichte aus der Welt der Gebrüder Grimm, denn die Realität hat wohl auch diesen Fußballfunktionär eingeholt. Dessen Seriosität war eben auch nur ein Märchen. Nach dem Sommermärchen 2006 wird beim DFB 2015 das Märchen vom seriösen Wolfgang gegeben.

Provokant könnte man sagen, wo Fußball ist, ist Korruption, aber Gott sei Dank ist nicht überall Fußball.

Soweit die politische Großwetterlagen. Und eigentlich spielt das alles für diesen Blog keine Rolle, denn es hat eigentlich nichts mit Galopprennsport und Vollblutzucht zu tun. Eigentlich – wenn da nicht der Griff des DFB nach der Rennbahn in Frankfurt wäre. Hier prallen zwei Sportarten, die sonst eher wenige Berührungspunkte haben, mit voller Wucht aufeinander.

Zur Erinnerung: Der Magistrat der Stadt Frankfurt hat angeblich dem DFB die Rennbahn angeboten, weil er den Rennsport nicht mehr als Geschäftspartner haben wollte. Und dafür hat er einen unglaublich günstigen Preis gemacht, der aus vielen Gründen nicht nachvollziehbar ist.

Die schwarzgrüne Stadtregierung hat ein Filetstück verschleudert. Es wurden Verträge gemacht, obwohl es auf dem Gelände mehrere gültige Pachtverträge mit teilweise langen Laufzeiten gibt. Der Betreiber der Golfanlage hat z. B. einen bis 2039 laufenden Vertrag.
Und langsam muß man bei der Gemengelage im Großen die Frage stellen, wie das denn mit der Rennbahn im kleinen gelaufen ist. Der Pachtpreis ist genial für den Erbpächter und desaströs für den Pachtgeber. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung war die Stadt gar nicht im Besitz des Grundstücks und jetzt laufen Prozesse mit den Pächtern mit ungewissem Ausgang – und die Stadt hat einen neuen Partner der ganz offensichtlich in einen großen Korruptionsskandal verwickelt ist.

Könnte es nicht auch sein, daß der DFB dem einen oder anderen Verantwortlichen ein paar nette Gefälligkeiten erwiesen hat. Es wäre nur eine konsequente Anwendung der wohl gängigen Geschäftsprinzipien des DFB. Das sind natürlich nur Spekulationen und eine Klärung kann nur durch staatsanwaltliche Ermittlungen erfolgen. Würde das FBI in der Sache ermitteln, würde man sich vielleicht in der gleichen Weise über den DFB äußern, in der man sich bereits über die Fifa geäußert hat.

Es bleibt jedenfalls spannend mit der Rennbahn und sie wird im Wahlkampf für die Kommunalwahl eine Rolle spielen. Denn bis dahin wird es in den Vertragsfragen kein endgültiges Urteil geben!

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