Der Boden von Hamburg

“Und Gott erschuf im Zorn, die Galopp-Rennbahn von Hamburg-Horn” lautet ein uraltes “Bonmot” des Turfs. Warum das so ist, auf was es sich bezieht – keiner weiß es heute mehr. Von denen, die es einst in die Welt gesetzt haben, lebt schon ewig keiner mehr.

Aber wohl kein anderen Rennverein hat nach erheblicher Kritik in den letzten Jahren auch nur annähernd so viel Geld in die Verbesserung des Geläufs investiert, wie der Hamburger Rennclub. Letztes Jahr war der Rasen bei brütender Hitze wie ein Teppich, selbst am Derbytag war der Boden von sehr guter Qualität. Volker Linde hatte als damals neues Mitglied des Vorstands die Bahn verbreitert und den Boden insgesamt aufarbeiten lassen. Jetzt ist Hamburg die wohl einzige Bahn in Deutschland mit einem derart breiten Geläuf, daß man praktisch zwei Bahnen nebeneinander abstecken kann.

Aber das hat dieses Jahr fast nichts geholfen. Die neu geschaffene Innenbahn ist fast nicht zu benutzen, weil zu naß. Die “normale Bahn” ist aber auch nicht viel besser, 2:55,0 Min sind die Pferde am Mittwoch über die klassischen 2400m gelaufen. Das ist schon fast wie Mah Jong im legendären Sumpfderby von 1927.

Aber welche Bahn sähe bei den Wetterverhältnissen und dieser Beanspruchung denn besser aus?

Jetzt heißt es Geläuf schonen – deswegen sind die Trabrennen am Freitag abgesagt. Es werden nur 6 Rennen gelaufen. Und hoffentlich bleibt es trocken, dann kann sich der Boden bis Sonntag um einiges erholen und es ist den Hamburgern zu wünschen, daß sie die Lage bestmöglich in den Griff bekommen.

Es wäre mehr als einfach nur ein Jammer, wenn die massiven Bemühungen des Rennclubs ein möglichst perfektes Geläuf für das wichtigste Rennen des Jahres zu präsentieren, durch einen Regensommer zunichte gemacht wird.

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Landofhopeandglory für das Derby nachgenannt

Wie Turf-Times gerade meldet, ist Landofhopeandglory anderthalb Stunden vor der Deadline von Aidan O’Brien für das Deutsche Derby nachgenannt worden.

Landofhopeandglory ist aus der Wurfklinge gezogen und vertritt eine alte Ravensberger Familie, die mit Waldpark, Waidwerk und Wilderer schon drei Derbysieger gestellt hat. Seine Mutter Wurfklinge war im Hoppegartener Preis der Dreijährigen über 2800m Dritte gegen den späteren Gruppe-Sieger Rotteck (u. a. Hansa-Preis) und Selvas.

Landofhopeandglory wurde zu den besseren Pferden in seinem Quartier gerechnet, konnte die Hoffnungen  aber nicht ganz erfüllen. In einem Auktionsrennen in Newmarket im April wurde er Vierter, ebenso in der Queens Vase während Royal Ascot. Letzte Woche wurde er während des Derbymeetings auf dem Curragh Zweiter im zur Gruppe 2 zählenden Curragh Cup über rund 2800m.

Auch wenn er aus einem großen und sehr erfolgreichen Stall kommt und man dort nicht mal eben so eine Nachnennung für 65.000 EUR abgibt und auch wenn er eine der besten Stutenlinien der deutschen Vollblutzucht vertritt, sollte er von den deutschen Pferden geschlagen werden können.

Jedenfalls ist es ein sehr interessanter Kandidat vor allem für das Publikum – und hoffentlich gibt sich “The Master of Ballydoyle” persönlich die Ehre in Hamburg

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Hamburger Derbywoche – das erste Wochenende mit Shy Witch und Protectionist

Am Samstag ist Hamburg in die Derbywoche gestartet. Am ersten Tag wurde die Hamburger Stutenmeile als Memorial für den großen Präsidenten des HRC, Franz Günther von Gaertner gelaufen. Hamburg ehrt seinen Ex-Präsidenten, der viel Gutes für den Renn-Club und den Galoppsport in Deutschland insgesamt getan hat, jedes Jahr durch die Stutenmeile. Andere Bahnen tun sich damit leider schwer. Der Fürst zu Oettingen und viele andere  hätten ein solches Memorial mit Sicherheit auch verdient.

Gewonnen wurde das Rennen von Shy Witch aus dem Besitz von Frau Karin Schwerdtfeger. Die Stute war einfach dran, in den 1000 Guineas in Düsseldorf wurde sie nur von einer starken  Ausländerin geschlagen. Auf der Meile gehört sie jetzt zu den besten Stuten Deutschlands. Für die Diana hat sie kein Engagement und ob sie stehen kann, ist bei der Abstammung eh fraglich.

Karin Schwerdtfeger ist die Witwe des vor einigen Jahren im hohen Alter gestorbenen Max Schwerdtfeger. Max Schwerdtfeger war vor und nach dem Krieg trotz seiner stattlichen Größe  ein erfolgreicher Amateurrennreiter. Im Krieg war er Oberst iG der 4.Kavallerie-Division und  hat 1945 rund 20.000 Soldaten das Leben gerettet. Seine damalige Ordonnanz, Caspar Schuller aus Düsseldorf kann darüber sehr lebhaft berichten. Aber leider habe ich ihn bis heute nicht dafür gewinnen können, diese Geschichte einmal aufzuschreiben.

Hans-Jürgen Gröschel hat seine Pferde im Moment mehr als gut in Schuß und mit Shy Witch und Iquitos (Sieger im Preis der Badischen Wirtschaft) hat er zwei echte Grand-Prix Pferde im Stall.

Der erste Sonntag des Meetings stand im Zeichen des Hansa-Preises – und vor allem stand die Frage im Raum, ob Protektionist noch der “alte” ist. 2014 war hier sein Stern aufgegangen und über einen Sieg in Prix Kergolay ging es nach Australien, wo er als erster Deutscher den Melbourne-Cup gewonnen hat. Es war eine der besonderen Sternstunden der deutschen Vollblutzucht.

Was dann kam, ist bekannt. Er wurde vor dem Cup an eine australische Besitzergemeinschaft verkauft, blieb in Australien im Training und es funktionierte nichts mehr. Mal war er im Mittelfeld, mal hat er das Feld gnadenlos vor sich hergejagt, aber in die Geldränge war er für seinen neuen Trainer nie gelaufen. Allerdings war auch das Management sehr wunderlich. Ein Pferd, das seine großen Erfolge über Steherdistanzen gefeiert hat, wurde über die Meile aufgeboten. So, als wenn man Black Caviar in Ascot nicht in den Diamond Jubilee Stakes, sondern im Ascot Gold Cup angespannt und sich dann gewundert hätte, daß sie nicht gewinnt.

Nach einem desaströsen Abschneiden im Caulfield Cup über eigentlich passende 2400m wurde er zurück nach Europa zu Andreas Wöhler geschickt. Wenn man die Photos sieht, die damals bei seiner Ankunft in Gütersloh veröffentlicht wurden, kam er als ziemlich “armes” Pferd zurück nach Europa. Woran das auch immer gelegen haben mag. Andreas Wöhler äußerte sich in der für ihn typischen zurückhaltenden, leisen Art – und wies auch auf die bekannten gesundheitlichen Probleme seines Schützlings hin.

Protectionist bekam die Zeit, die er brauchte und zum Aufwärmen eine leichte Aufgabe auf dem Düsseldorfer Grafenberg, die er natürlich standesgemäß in einen Sieg verwandelte. In Hamburg war es die Rückkehr in seine Heimat, in die Champions League und  daß er da noch zu Hause ist, hat er eindrucksvoll mit 3 1/4 Längen bewiesen. Internationale Konkurrenz war leider nicht am Start. Die Pferde in Deutschland sind einfach zu gut und die Geldpreise sind zu gering, um gute Pferde aus Frankreich oder England nach Deutschland zu locken.
Geht es jetzt wieder nach Frankreich in den Kergolay? Wenn er da auch als Sieger über die Linie geht, sollte man sich in Australien schon mal Gedanken machen. Aber bitte nicht noch einmal den gleichen Fehler machen und ihn ins Australien in Training geben. Das funktioniert mit diesem Pferd scheinbar nicht. Allerdings ist Protectionist nächstes Jahr sieben – und da sollte man bei einem Pferd seiner Klasse langsam mal nach einem Platz als Deckhengst Ausschau halten.

Wie auch immer – der Sieg von Protectionist ist ein sehr eindrucksvoller Beweis, daß Andreas Wöhler nicht einfach nur ein guter Trainer ist, sondern verdammt gut mit Pferden umgehen kann und auch solche, die auf den ersten Blick ziemlich fertig zu sein scheinen, wieder zu großer Klasse führt – es hat schon Hauch von Genie, wenn man das Auf und Ab von Protectionist sieht.

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Terminplanung Galopp contra EM

Heute Abend um 18 Uhr hat Deutschland ein EM-Gruppenspiel in Frankreich. Heute um 17 Uhr ist erster Start des Abendrenntags in Krefeld. Der Renntag ist über die PMU abgesichert, wie sich an den recht guten Rennpreisen unschwer ablesen läßt.

Die Rennbahn wird leer sein und das Präsidium (wenn es denn vor Ort ist), wird jeden Besucher einzeln mit Handschlag begrüßen können. Sozusagen eine menschenleere Rennbahn – frei nach dem Motto, Galopprennen ist, wenn eh keiner hingeht.

Die Partnerschaft mit der PMU ermöglicht, auch unter der Woche finanzierte Renntage abzuhalten. Das heißt aber noch lange nicht, daß man menschenleere Rennbahnen in Deutschland provozieren muß. Bei aller Absicherung durch Frankreich muß der Rennsport in Deutschland dringend wieder auf mehr Popularität gewinnen und mehr Umsatz generieren. Die vollkommene Abhängigkeit von Frankreich darf nicht die Lösung sein.

Es ist einfach ein Zeugnis schlechter Koordination und Terminabstimmung, einen Renntag in direkter Konkurrenz zu einem EM-Spiel der deutschen Mannschaft anzusetzen. Der Spielplan wurde ja nicht erst zwei Wochen vor dem Turnier veröffentlicht.

Einen weiteren Kommentar an dieser Stelle verkneife ich mir.

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Zahl der Woche

6.517.505 britische Pfund (GBP) oder 8.277.231 EUR betrug die Gesamtdotierung der Rennen des Royal Ascot Meetings. Eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von rund 14%.  Wertvollstes Rennen waren die Prince of Wales Stakes mit einer Dotierung von rund 737.000 GBP oder 936.000 EUR. Die “Basis-Rennen” des königlichen Meetings waren mit 78.696 GBP oder mit 99.944 EUR dotiert.

Heute wird in Köln die Union gelaufen. Das älteste durchgehend in Deutschland gelaufene Galopprennen und immer noch die wichtigste Vorprüfung für das Deutsche Derby in Hamburg. Die Dotierung beträgt 70.000 EUR. 2010 betrug sie für dieses wichtige Rennen noch 100.000 EUR, ein Rückgang um 30% und die Gruppe-II Prüfung ist 30% geringer dotiert als ein Basis-Rennen des königlichen Meetings von Ascot.

Einen schönen Sonntag!

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Fußball trifft Galopp in Saint Cloud

Nein, diesmal keine neue Meldung und keine Hintergründe über den Rennbahnstreit in Frankfurt.

Am Donnerstag waren in Frankreich Rennen in Saint-Cloud. Das russische Fußballteam nutzte den freien Tag für einen Ausflug auf die Rennbahn. Initiator dieses Ausflugs war wohl der Masseur der russischen Mannschaft: Mikhail Nasibov

Sein Vater ist niemand anders, als die russische Turf-Legende Nikolai Nasibov, der der Jockey  und Trainer einer anderen russischen Legende war: Anilin. Das russische Wunderpferd ist bis heute der einziges dreifache Sieger im damals noch sehr hoch dotierten Preis von Europa in Köln 1965,1966 und 1967. 1965 schlug er Kronzeuge mit 4 Längen, 1966 war der Einlauf Rußland – England – Frankreich. Und 1967 wurde Luciano mit vier Längen abserviert.

Dazu kamen Plazierungen im Washington DC International, dem damals wertvollsten Einladungsrennen der Welt und ein fünfter Platz im von Sea-Bird gewonnenen Arc 1965. Einen Rennrekord, den damals kein Vollblüter aus Deutschland vorzuweisen hatte.
Wer sich an die damaligen politischen Verhältnisse erinnert, kann sich denken, wie diese Erfolge eines russischen “volkseigenen” Pferdes über die Galopper des Kapitalismus politisch ausgeschlachtet wurde.

Ich habe Nasibov noch in den 70ern erlebt, als er als Trainer bzw Equipe-Chef der Russen öfter in Deutschland war. Es waren interessante “Auftritte” der Russen. Ich werde nie den Russen vergessen, der im Düsseldorfer Führring ohne Pferdeführer seine Runden drehte. Der Jockey in Sovjet-Farbe rot mit gelber Kappe. Diese Kappe war keine richtige Jockey-Kappe, die hielt mit einem Gummiband unter dem Kinn – und einen Helm hatte er auch nicht auf. Das Pferd sah irgendwie aus wie ein Panje-Pony mit strubbeliger Mähne. Ernst nehmen konnte man das Paar nicht wirklich. Im Ziel waren die russischen Pferde dann 1-2 und der Panje hatte gewonnen. Und es war ein Gruppe-3-Rennen!

Sie hatten auch Pferde in Jagdrennen laufen, 1977 – da kamen die Jockeys dann mit Bauarbeiterhelm, der mit Klebeband festgeklebt war.  Leider habe ich damals nur selten einen Photoapparat mit auf die Rennbahn genommen.

Aden aus dem russischen Team gewann 1978 dann auch noch den Preis von Europa. Es war wieder der Sieg des Sozialismus über den Kapitalismus:  Rußland-Frankreich-.Frankreich und Dritte in diesem Europapreis wurde die großartige Trillion, eine der besten Rennstuten der damaligen Zeit.

Aber es war nach meiner Erinnerung auch der letzte große Sieg eines russischen Pferdes im Westen. Danach ging bergab mit Rußland…

Und am Rande: Nikolaj Nasibov war kein Russe, er war Aserbaidschaner. Das hatte man meinem Vater bei seinen damals häufigen Ausflügen in die SBZ erklärt. Und man legte beim großen Bruder in Moskau sehr großen Wert auf diese Unterscheidung – warum auch immer.

Der Rennrekord von Anilin bei Galopp-Sieger

Über Anilin berichtete damals auch der Spiegel

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50 Royal Ascot-Sieger für Aidan P O’Brien

Aidan Patrick O’Brien ist zweifelsohne einer der ganz großen Trainer im Vollblutsport. Jahr für Jahr sattelt er zwischen 10 und 20 Gruppe-1-Sieger. Viele große Rennen sehen regelmäßig die Pferde des Master of Ballydoyle vorne. Mit einer Besitzergemeinschaft Tabor/Magnier/Smith im Hintergrund hat er auch mit das Beste vom Besten im Stall, was in der Welt des Vollbluts unterwegs ist.

Es wundert deswegen schon ein wenig, daß er erst dieses Jahr seinen 50. Sieger beim königlichen Meeting von Royal Ascot gesattelt hat. Sein erster Sieger war 1997 Harbour Master in den Coventry Stakes, geritten von Chris Roche und im Besitz von Mrs John Magnier.  Und Even Song machte jetzt in den Ribbesdale Stakes, ebenfalls im Besitz von Mrs. John Magnier 2016 die 50 voll.

Ishvana, Siegerin 2012 Siegerin in den Jersey Stakes gehörte seiner Frau, fünf  Sieger wurden von seinem Sohn Joseph O’Brien geritten, elfmal saß Johnny Murtagh im Sattel und zehnmal steuerte Ryan Moore den Sieger.

Ein Rennen später, im Ascot Gold Cup, der dieses Jahr zu Ehren des 90. Geburtstags der Königin gelaufen wurde, sorgte Order of St. George mit Ryan Moore im Sattel für Sieg Nr 51. Damit haben Ryan Moore und Johnny Murtagh jeweils elf Sieger während Royal Ascot für Aidan P O’Brien geritten.

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Das Meeting von Bad Doberan 2016 findet statt

Wegen einer Deckungslücke von 60.000 EUR  wurde das Meeting auf der Traditionsbahn von Bad Doberan  vor rund zwei Wochen abgesagt.  Jetzt gibt es die Absage der Absage und das Meeting kann durchgeführt werden. Dirk Petersen, der sich im Rennverein sehr engagiert, hat auf seiner Facebookseite dazu folgendes Statement veröffentlicht:

Liebe Freunde des Galopprennsports -.nach der wohl doch etwas übereilten und auch unglücklichen Absage der Doberaner Renntage haben Volker Franz Erwin Schleusner – Dr. Heinz Jürgen Beuter und ich die letzten 10 Tage gekämpft wie die Löwen und konnten so viele Sponsoren zurück gewinnen und auch neu generieren , so das der Doberaner Rennverein nun einen Budgetplan mit einer über 2.mal so hohen Summe hat ?? die Gremien ( Präsidium und Verwaltungsrat ) haben heute sehr lange getagt und beschlossen , das der Doberaner Rennverein am 19. und 20. August die Rennen durchführen wird. Den Sonntag haben wir aber gestrichen . Wir sind momentan ein kleines Team , freuen uns aber über jeden , der uns mit unterstützen möchte . Der Kampf um die Doberaner Renntage hat sich gelohnt . Entschuldigen möchte ich mich aber auch bei den Besitzern – Trainern und allen anderen , die ihr gebuchtes Quartier schon abgesagt haben . Wir haben ca. 150 Zimmer vorsorglich hier in der Region reserviert .

Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, daß die Doberaner mit einem guten Nennungsergebnis für das Engagement belohnt werden.

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Die Karrieren des Kasbah Bliss

Auf eine nicht alltägliche Karriere kann Kasbah Bliss zurück blicken. Als Zweijähriger lief er  erst einmal in der Provinz und gewann beim vierten Start. Aber der Flachen blieben die Erfolge bescheiden und im Spätsommer dreijährig begann seine Hindernis-Karriere direkt mit einem Sieg in einem Listenrennen über die Hürden.

Es folgte eine hocherfolgreiche Karriere über die Besen mit zahlreichen Siegen in Grade-2 und Grade-3 Prüfungen und Plazierungen in den “Big Points” des Hürdensports in Frankreich und England wie dem World Hurdle während des Gold-Cup-Meetings in Cheltenham.

Nach Cheltenham 2008 ging es nach einer dreimonatigen Pause auf die Flachen zurück und der zweite Start wurde ein Sieg im renommierten Handicap de la Manche in Deauville. Es folgten Starts auf der Flachen und über Sprünge, Siege in Gruppe-.Rennen auf der Flachen und über Sprünge.  Schon das ist eine Seltenheit und es ist mehr als bemerkenswert, daß sich ein Vollblüter von der Kreisklasse, in der er als Dreijähriger lief, im Alter in die National-Liga verbesserte und das bei dem gleichen Trainer – und dann im hohen Alter eines der großen Prestige-Rennen des französischen Turfs in seinen Rekord einfügt.


Nach Cheltenham 2009 ging es nach einer Pause endgültig zurück auf die Flachbahn. Es folgten Siege im Prix Gladiateur (GR 3) und Plazierungen im Prix du Cadran (GR 1) und in der Hong Kong Vase (GR 1)

Höhepunkt der Karriere war dann der Sieg im Prix du Cadran am Arc-Wochenende 2011. Es war das Jahr, in dem Danedream für Deutschland den Arc in Rekordzeit gewonnen hat – und eben ein neunjähriger Wallach die französische Variante des Ascot Gold Cups gewinnt. Es sind nicht viele Neunjährige, die einen Gruppe-1 Sieg in dem Alter im Rekord stehen haben. Ein anderer ist Cirrus des Aigles.

Prix du Cadran 2011

Eigentlich wäre es der perfekte Karriere-Abschluß gewesen, aber manließ ihm im Rennstall. Es sollte ein fünfter Platz beim Dubai World-Cup-Meeting im Frühjahr 2012 folgen. Dan ach ging es in den besseren Rennen der französischen Provinz weiter. Aber der Saft war raus, es gab Plazierungen, aber keine Formen, die an den Glanz früherer Tage erinnerten.

52 Starts, 13 Siege, 26 Plätze und über 1,2 Mio Euro Gewinnsumme stehen in seinem Rekord. France Galop nennt nur die Gewinnsumme in Frankreich, es fehlen dann noch die internationanlen Gewinne.


Zu Ende war diese sehr eigene und erfolgreiche Rennkarriere dann im Herbst 2013

Und jetzt veröffentlicht France Galop Bilder von der zweiten (oder Dritten?) Karriere von Kasbah Bliss – im Dressurviereck. Vollblüter sind eben vielseitig – und auch mit 11 Jahren kann man aus einem Vollblüter noch ein Reitpferd machen.

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20 Jahre Landesvertreter des Amateurverbands

Es ist schon lange her, daß ich zum ersten Mal zum Landesvertreter des Amateurverbands in Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. Vor rund  20 Jahre war es – ich meine, daß mein Vater damals noch lebte. Das Amt des Landesvertreters kommt noch aus der Zeit vor dem Internet und als Ferngespräche noch teuer waren. Der Landesvertreter fungierte als Ansprechpartner für die Aktiven vor Ort. Und da der Amateurverband seinen Sitz auch in NRW hat, war das teilweise recht einfach.  Aber es gab viel drum herum zu organisieren und vor allem gab es die Fegentri.

Es war eine schöne und teilweise aufregende Zeit mit vielen Begegnungen und Erlebnissen. Da gab es z.B. vier Amateure aus vier Ländern mit vier Sprachen im Auto. Es war ein herrliches Kauderwelsch, denn Englisch war vor ein paar Jahren noch nicht Lingua Franca. Früher waren auch mehr Fegentri-Hindernis-Rennen in Deutschland, d.h. Reiter in Düsseldorf am Flughafen einsammeln  und nach Gelsenkirchen fahren. Oder Italiener, die den Verdi richtig drauf hatten und dann schon mal eine etwas schräge “Madonna e mobile” zum Besten gaben, oder eben keiner Sprache außer des Italienischen mächtig war. Da mußte dann ein  italienischer Geschäftspartner mal eben fürs Dolmetschen herhalten. Es gab die Franzosen, die knapp mit dem Gewicht waren, aber sich am Abend vor dem Rennen noch eine schöne fette Gans gegönnt haben – am nächsten Tag war die Waage geschockt. Bien manger, bien travailler – aber irgendwie hat der zweite Teil manchmal nicht funktioniert und der Besitzer war zwar nicht sauer, aber auch nicht wirklich glücklich. Aber die Abende waren lustig: wir fuhren zu Acht in einem normalen PKW aus der Altstadt in die Rolandsburg. Wenn da nicht der Offizier von Ihrer Britischen Majestät Rheinarmee gewesen wäre, der mit Dienstausweis, Charme und netten Worten die Polizisten besänftigte, hätte das viel Ärger geben  können …. Leider hatten auch manche Amateure beim gemeinsamen Abendessen vor dem Rennen einen gewissen Hang zum Champagner, vor allem die aus dem Land, wo der Champagner Nationalgetränk ist – und dann animiert man auch gleich die Insulaner zum Mittrinken. Auch wenn Champagner besser ist als Whiskey, muß man beides nicht trinken, wenn man Gast des Rennvereins ist. Das gab viele Diskussionen – manchmal mit Erfolg, manchmal ohne Erfolg, weil zu spät bemerkt. Wir gönnen uns doch sonst nix, da muß man mal richtig leben, wenn es nicht das eigene Geld kostet.

Und dann die Mädels – Bienenrennen sagte mein Vater früher immer, wenn es ein Amateurreiten für Rennreiterinnen war. Schlank waren sie immer, jung dazu und meistens hübsch. Wenn man mit Vieren davon im Schlepp durch die Flughafenhalle “ging”, dann gab es schon mal den einen oder anderen neidischen Blick – wenn die gewußt hätten, was so ein Haufen Mädels für Streß machen kann ;-) Ich sage nur – das Gepäck. Die Mädelskoffer für ein Wochenende waren fast immer größer als die Koffer der Herrenreiter – aber Schminkutensilien brauchen halt Platz… Es ist einiges anders bei Mädels. Die Verabredung zum offiziellen Dinner z.B. legte man immer eine halbe Stunde vor, um einigermassen pünktlich zu sein. Im Großen und Ganzen waren die Damen aber pflegeleichter und es ging viel früher heimwärts ins Hotel und nicht noch durch diverse Lokalitäten.

Und natürlich gab es die Funktionsträger. Allen voran Le Baron de Montesquieu, der längjährige Präsident und jetzige Ehrenpräsident der Fegentri. Ein Grand Seigneur, ein Aristokrat alter Schule wie er im Buche steht und wie man ihn leider nur noch ganz selten trifft. Gay Kinderslay, der Präsident Britanniens, den man eigentlich gar nicht beschreiben kann, den man erlebt haben muß. Der von sich selbst sagte, daß er mit einem silbernen Löffel im Mund geboren wurde, sich dies aber nie anmerken ließ. Außer daß er mal großzügig aushalf, wenn es irgendwo klemmte. Aber das war es nicht – er war die perfekte Verkörperung britischen Humors, der sich selbst so herrlich auf die Schippe nehmen konnte und mal eben einen sehenswerten Slapstick auf die Bühne brachte, obwohl er eigentlich den Weltmeister ehren sollte. Wäre er doch nicht eine so innige Beziehung mit Johnnie Walker eingegangen, dann könnte man wohl heute noch zusammen lachen.

Und Mme Belinguier, die erste Frau an der Spitze der Fegentri. Eine charmante Repräsentantin der Grande Nation und im Vergleich zu einigen Herren ausgesprochen pflegeleicht.
Dazu Sekretäre und Sekretärinnen, Präsidenten und Präsidentinnen aus vielen Nationen. Menschen aus verschiedenen Kontinenten mit anderen Denkweisen, anderen Sitten und Gebräuchen. Es waren meistens nur “Kurzzeitbegegnungen”, nur ein Kratzen an der Oberfläche, ein Blick durchs Schlüsselloch in die weite Welt – und alle waren wir verbunden durch den Turf, durch das Vollblut, durch den faszinierendsten Sport, den es auf Gottes Erden gibt und das zählte immer mehr als Nationalitäten oder Ansichten..

Die Zeiten ändern sich. Änderungen können herrlich erfrischend und inspirierend sein – oder auch nicht und manche Entscheidungen sind dann einfach nicht mehr “meins”. Nichts währt ewig und so geht auch mal die schöne Zeit zu Ende und das ist auch gut. Mein Nachfolger ist Roland Schierstädt. Ich wünsche ihm viel Glück!
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