Das Waterloo von Köln

(C) Marc Ruehl

(C) Marc Ruehl

In knapp einem Monat, am 18. Juni wird in Waterloo in der Nähe von Brüssel an die Schlacht von Waterloo erinnert. Dort schlug am 18. Juni eine internationale Armee unter dem Kommando des englischen Marschalls Wellington die französische „Grande Armee“ (oder was davon noch übrig geblieben war) unter Napoleon Bonaparte.

Freilich wäre dieser englische Sieg nicht gelungen wenn die preußischen Truppen unter dem Marschall von Blücher und seines Generalquartiermeisters Graf Geneisenau nicht gerade noch rechtzeitig eingetroffen wären und die schon im Karree stehenden Engländer unverzüglich und unter Aufbietung aller Kräfte entsetzt hätten.

Und nicht nur wegen der militärischen Niederlage Napoleons sondern auch, weil es in Europa den unbedingten politischen Willen gab, der dauernden französischen Aggression und den Großmachtphantasien Napoleons ein Ende zu bereiten, wurde Waterloo zum Synonym für eine endgültige und vernichtende Niederlage.

Eine solche verheerende  Niederlage hat die deutsche Vollblutzucht am heutigen Sonntag in Köln im ersten Klassiker der Saison, dem Mehl-Mülhens-Rennen (Deutsche 2000 Guineas) erlebt. Nicht nur, daß bei elf Startern gerade einmal drei Pferde in Deutschland trainiert werden und von diesen drei haben je nach Lesart einer oder zwei Pferde einen ausländischen Hengst zum Vater.

Die Plätze 1 bis 7 wurden von Engländern belegt, dahinter kamen die Deutschen. Die Abstände waren nicht riesig, aber die Niederlage ist brutal. Wenn ich bei den Altdaten keinen Fehler gemacht habe, hat es seit 1945 46 Rennen Gruppe-Rennen gegeben, bei denen die ersten drei Pferde im Ausland trainiert wurden. Meistens waren es Flieger-Rennen, besonders die Goldene Peitsche und auch das Zukunftsrennen – aber in einem Klassiker hat es das nicht nicht gegeben. Und wie es auf den Plätzen 4 und Folgende bei den früheren  Rennen war, kann ich aus dem Bauch leider auch nicht beantworten.

Gewonnen hat Fox Champion von King Power Racing mit Oisin Murphy im Sattel und trainiert von Richard Hannon junior. Wie gut der Sieger dann wirklich ist, ist schwer zu sagen. Außer beim Debut ist er ungeschlagen, aber Black-Type ist er noch nicht gelaufen. Auch die folgenden Pferde kann man nicht wirklich einschätzen. Schlecht sind sie nicht, aber zur ersten Garde auf der Insel gehören sie auch nicht.

Eigentlich hat sich die Niederlage im Carl Jaspers Preis schon angedeutet, als ein Listenpferd aus der französischen Provinz Gruppe II in Deutschland gewinnt, aber daß die Niederlage derart massiv ist, war dann doch nicht zu erwarten. Aber wo waren die großen Gestüte, Röttgen, Fährhof, Schlenderhan, Görlsdorf, Karlshof etc. – alle glänzten sie durch Abwesenheit. Oder hat niemand mehr gescheite Dreijährige im Stall, oder warten die großen Gestüte bis zur Union, bis die besseren Pferde an den Start kommen?

Bisher waren die international bescheidenen Dotierungen und die Klasse der deutschen Pferde ein Garant dafür, daß die Rennen überwiegend im Lande blieben. Aber wenn sich das jetzt in England rumspricht, daß die Vollblutzucht in Dtld nicht mehr so ist, wie sie mal war, sondern vor allem vom Ruhm vergangener Tage zehrt, dann machen die Engländer demnächst Kaffeefahrten nach Deutschland. Aber hoffen wir mal auf ein paar gute Pferde, die noch wachsen müssen.

In den USA wurden die Preakness Stakes gelaufen – Sieger war War of Will, der bei der Rempelei im Kentucky-Derby besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde. Beieindruckend war die Aufholjagd von Everfast, der im Rennen teilweise hinter dem Feld lief und mit viel Speed noch Zweiter wurde. Bodeexpress hatte keine Meinung und sptrang mit einem riesigen Satz au der Maschine, den sein Reiter nicht aussitzen konnte und zu Boden ging.

In Paris Auteuil wurde die Grand Steeplechase de Paris gelaufen.Es siegte der siebenjährige Carriacou von Califet aus dem Stall von Mme I Pacault, geritten von Davy Russell und im Besitz des Stalls Mirande souverän mit 9 Längen. Der Prix Marechal Foch, ein traditionsreiches Jagdrennen für die Amateure unter Fegentri-Patronat und damit ein Wertungslauf für die Weltmeisterschaft der Amateure. Der Sieger Dalahst wurde von dem irischen Amateur Tom Hamilton geritten. Allerdings scheint er kein nominierter Reiter zu sein und deswegen gibt es auch eine Weltmeister-Punkte.

Schon gestern sattelte der irische Meistertrainer William Mullins mit dem in Frankreich gezogenen Benie des Dieux seinen fünften Sieger im Grande Course des Haies d’Auteuil. Geritten hat Paul Townend und Besitzer ist Susannah Ricci, die in Irland einen großen Hindernisstall unterhält und in deren Farben auch die Shirocco-Tochter Annie Power gelaufen ist.

In Italien stand das Derby-Italiano auf dem Programm. Sieger wurde der irisch gezogene Rip von Winkle-Sohn Keep on Fly aus dem Stall von A Botti im Besitz von Dioscuri Srl, einer Gesellschaft im Besitz der Familie Botti, und die Plätze zwei und drei wurden ebenfalls von Botti-Pferden gewonnen. Der Premio Presidente Repubblica über 1800m ging an den in England von Ed Walker trainierten Stormy Antarctic mit Frankie Dettori im Sattel.

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16 Antworten auf Das Waterloo von Köln

  1. h.schmelz sagt:

    Waterloo hin oder her, deutsche Pferde sind seit längerer Zeit nicht mehr konkurrenzfähig. Gruppe III, wenns hoch kommt. Das ist nichts neues. Aber, Revelstoke ist sehr schlecht geritten worden, und wäre weiter vorne gewesen ohne diesen Ritt. Wie weit, wer weiß.

    • Blücher sagt:

      Was Revelstoke betrifft, da haben Sie recht. Von ganz hinten kommen wollen und dann konsequent fest geritten. Aber auch der wird “nur” in Deutschland trainiert und ist kein Produkt deutscher Zucht.

  2. Theo Epping sagt:

    Für dieses Ergebnis war immerhin eine 3 zu 1 Übermacht von Nöten.
    Und zwar bei den Pferden und den Reitern. Die reiten mehr Rennen,
    als ihre deutschen Kollegen in der Arbeit. Rennen-Reiten lernt man nicht auf dem Schaukelpferd. Es mangelt nicht an Qualität, sondern an Quantität in allen Bereichen.

    • Blücher sagt:

      Galopprennen ist kein Mannschaftssport und da zählt eine nominelle Übermacht nicht. Usain Bolt stand auch immer einer Übermacht von 10 zu 1 gegenüber – und hat trotzdem gewonnen ;-)

      • Theo Epping sagt:

        Ich gehe mal davon aus, dass Sie ganz bewusst Unsinn reden:-)

        • Blücher sagt:

          Ich? Unsinn reden? Absolut nicht! Aber ich glaube zu wissen, worauf sie abzielen. Aber lassen wir das mal …. ;-)

          • Theo Epping sagt:

            Wie gesagt: “ganz bewusst”.
            3 zu 1 soll heißen, 3 Ausländische viel Reiter gegen
            1 Deutschen. Man kann sagen was man will,
            das ist auch jeder gegen jeden eine Übermacht.

  3. Frankfurter sagt:

    Der Marschall hat mal die Gunst der Stunde genutzt und an die Ruhmestaten des alten Blüchers erinnert….
    Die Standortbestimmung der deutschen Vollblutzucht am Sonntag in Köln kann man mit einem Wort beschreiben: Katastrophal!

  4. h.schmelz sagt:

    wieder eine verlorene schlacht, mein marschall, wie ich bekümmert berichten muß. trotz herold und heraldik, alles grand maleur de kack.

  5. Theo Epping sagt:

    Schön dass Ihnen wenigstens die Schadenfreude noch nicht abhanden gekommen ist.

  6. Karl Maier sagt:

    Wenn waren deutsche Rennpferde je besser als englische, irische und französische Pferde?
    Mit wenigen Aussnahmen nie.
    Die Angelsachsen trainieren ihre Pferde anders, die Schnelligkeit auf den letzten 2 Furlong sind einfach gigantisch.
    Das konnte jeder am Sonntag den 28.07.19 in Bayern sehen, Grosser Dallmayr-Preis – Gruppe 1, als das englische Pferd Danceteria mit James Peter Spencer auf den letzten Metern stark eingesetzt wurde, und sofort überlegen den Wettbewerbern davon lief.

    • Theo Epping sagt:

      Jetzt fällt es mir auch wie Schuppen aus den Haaren. Wie konnte ich nur so blind sein? Auch so wohlklingende Namen wie “Earl of Tinsdal” z.B., können nicht darüber hinweg täuschen, dass deutsche Vollblüter und Rennpferde – fast – alle drittklassige Provinzklepper sind. Die taugen höchstens noch als Lebensinhalt gelangweilter Damen ohne anderen, sinnvollen Pflichten.

      • Karl Maier sagt:

        Wer ehrlich zu sich ist, muß nicht blind sein.
        Die regionale und nationale Brille ist eine schlechte Lesehilfe.

        • Theo Epping sagt:

          Das müssen Sie mir jetzt aber mal erklären.
          Was soll daran schlecht sein, sich über das zu freuen, was im Ramen der Möglichkeiten erreichbar ist. Die Angelsachsen und Franzosen kommen schließlich nicht mehr mit Schrott hierher. Mit diesem Pferd haben die noch großes vor. Worin bitte sehen Sie die Blamage.

  7. Karl Maier sagt:

    Ich sehe in Niederlagen keine Blamage, der Beste sollte gewinnen.
    Wenn in Deutschland gute bis sehr gute internationale Pferde auflaufen, so sollten wir über die Wertschätzung erfreut sein…wenn dazu noch sehr gute internationale Jockeys für die Ritte verpflichtet werden können umso besser.

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