Enable Doppelsiegerin im Arc

2017 gewann Enable den Arc als heiße Favoritin mit bequemen 2 ½ Längen. In der Vorbereitung für die Saison 2018 lief bei der Stute einiges nicht glatt. Sie kam erst in den September Stakes in Kempton Park in einer Gruppe-3 Prüfung dieses Jahr das erste mal an den Start und gewann souverän mit 3 ½ Längen. Trotzdem gab es einige Zweifel. Reicht die Form für den Arc und beim zweiten Start nach einem gutem Come Back nach einer langen Pause brechen viele Pferde ein, um nur zwei Argumente der Skeptiker zu nennen.

Aber sie strafte alle Zweifler Lügen. Nelson und Capri aus dem O’Brien-Quartier sorgten aus der Maschine heraus für Tempo. Frankie Dettori beorderte die Stute direkt an vierter/fünfter Stelle hinter den Pacemakern. ging eingangs der Gerade ruhig nach vorne und brachte den Vorteil gegen alle Angreifer noch knapp über die Linie. Sea of Class wurde von James Doyle strikt auf Warten geritten und war über den Weg letztes oder vorletztes Pferd. In der Geraden nahm er die Stute nach „mitte außen“ und fand dort seine Lücken, um nach vorne zu kommen, mußte aber auch eine Störung in Kauf nehmen, die vielleicht den Sieg gekostet hat. Am Ende war die Sea the Stars-Tochter eindeutig schnellstes Pferd und 50 Meter weiter hätte sie Enable überrollt. Aber das hilft nichts, der Pfosten steht da, wo er steht.

Dritter wurde Cloth of Stars, ein weiterer Sea the Stars-Sohn. Im Rennen lag er knapp vor Waldgeist, ging aber weiter außen und fand dadurch schneller eine Lücke, durch die er zeitig nach vorne kam. Waldgeist, der Sproß der Waldrun-Familie hatte ein deutlich schlechteres Rennen. Er ging im hinteren Mittelfeld innen an den Rails, fand erst mal keine Lücke, um nach vorne zu kommen und als Pierre-Charles Boudot dann eine freie Bahn gefunden hatte, muß er er zwei Störungen hinnehmen. Ohne diese Störungen wäre er sicher Dritter geworden, aber ob es für den Sieg gereicht hätte? Ich glaube eher nicht. Waldgeist ist ein sehr gutes Pferd, aber für einen Star fehlt ihm der letzte Schuß Klasse.

Capri als Pacemaker wurde Fünfter und war damit der Beste aus dem Ballydoyle-Quartier. Der Sieger, im Doncaster St. Leger, Kew Gardens wurde Siebter vor dem zweiten Pacemaker Nelson. Tiberian, der in deutschem Mitbesitz steht, wurde Zwölfter und Talismanic aus der französische Dependance der Godolphin-Flotte kam dahinter über die Linie.

Für Frankie Dettori war es der sechste Sieg im Arc, für John Gosden als Trainer der Dritte und für Khalid Abdullah als Besitzer ebenfalls der sechste Sieg in der großen Prüfung! Und am Ende war der Sieger auch ein Beweis für das Genie des Cambridge-Absolventen John Gosden, ein Pferd auch unter schwierigen Bedingungen mit einem Aufbaustart auf der Sandbahn für ein derart bedeutendes Rennen mit hochkarätigen Gegnern fit zu bekommen.

Damit ist Enable die achte Doppelsiegerin im Arc. 1920/21 war Ksar der erste Doppelsieger, Motrico 1930/32, Corrida 1936/37, Tantieme 1950/51, Ribot 1955/56, Alleged 1977/78 und Treve 2013/14. Motrico ist der älteste Arc-Sieger überhaupt. Bei seinem zweiten Erfolg war er siebenjährig und Ribot ist der einzige ungeschlagene Doppelsieger.

Aus deutschen Ställen gab es keinen Starter, uns fehlen im Moment einfach echte Klasse-Pferde und die Zuchtbasis ist im Moment einfach zu schmal um im Oberhaus der Champions-League mitreden zu können. Der schrumpfende Rennsport in Deutschland zeigt inzwischen auch deutliche Spuren in der Zucht.

Prix de l’Arc de Triomphe

Das Rahmenprogramm zum Arc, das auf vielen Bahnen aus Hauptprogramm durchgehen würde nachfolgend kurz skizziert.

Der einleitende Prix Chaudenay (Gruppe 2) über 3000m für die Dreijährigen sah mit dem Dubawi-Sohn Brundtland einen Godolphin-Vertreter, trainiert von Charlie Appleby und geritten von William Buick als Sieger. Zweite wurde Lillian Russell, einer Tochter der Be Fabulous (v. Samum) aus Karlshofer Zucht, die in den Farben von Godolphin den Prix Royal Oak gewonnen hat. Godolphin und Dubawi waren damit 1-2, Dritter wurde My Swashbuckler trainiert und in Besitz von Alain Couetil mit Ioritz Mendizabel im Sattel.

Prix Chaudenay

Das Auktionsrennen, mit stolzen 275.000 Euro dotiert, gewann der Reliable Man-Sohn Master Brewer mit William Buick im Sattel für Trainer Michael Bell und The Fitzrovian 2 / Fair Salina als Besitzer. Ein schöner Erfolg für den nun nicht mehr in Deutschland stehenden Hengst.

Im folgenden Prix Dollar (Gruppe 2) siegte Alignement für die Gebrüder Wertheimer mit Maxime Guyon im Sattel und trainiert von Carlos Laffon-Parias. Zweiter wurde der Godolphin-Vertreter Loxley aus dem Stall von Charlie Appleby und geritten von William Buick. Loxley ist das vierte und bisher erfolgreichste Fohlen von Lady Marian, die 2008 für das Gestüt Hachtsee den Prix de l’Opera (Gruppe 1) gewann und danach an Godolphin verkauft wurde. Dritter wurde Fabricate in den Farben von „ Sa Majesté la Reine d’Angleterre“, geritten von Christophe Soumillon. In England steht als Besitzer einfach „The Queen“, aber die Franzosen sind da ausgesucht höflich.

Prix Dollar

Im Prix Daniel Wildenstein (Gruppe 2) gab es einen englischen Dreifach-Triumph. Ostilio (Sheik Mohammed Obaid al Maktoum, Simon Crisford, Andrea Atzeni) siegte vor Oh this is us (Team Wallop, Richard Hannon, Christophe Soumillion) und Hey Gaman (Suiltan Ali, James Tate, Oisin Murphy). Vierter wurde Plumatic für die Brüder Wertheimer.

Prix Daniel Wildenstein

Im Prix du Cadran, der einzigen Gruppe-1 Prüfung am Samstag siegte Call the Wind aus dem Stall von George Strawbridge, trainiert von Freddy Head und mit Aurelien Lemaitre vor Holdthasigreen und Morgan Le Faye. Endlich mal ein französischer Einlauf, bei dem kein „Insulaner“ dazwischen funkte. Morgan Le Faye wurde in Deutschland von Dieter Bürkle gezogen und hat Lomitas zum Großvater.

Das „bunteste“ Pferd in diesem Cadran war sicherlich Max Dynamite aus dem Stall von Mrs S Ricci, trainiert von William Mullins in Irland. Dieses Jahr lief er in Cheltenham, Punchestown und Galway über Hürden, dazwischen im Ascot Gold Cup. Im November 17 wurde er Dritter im Melbourne-Cup. Die Starts über Hürden und den englischen Cup-Rennen wechseln sich bei ihm munter ab und er ist auf beiden Gebieten erfolgreich, was in dieser Klasse eher selten ist. Gezogen ist Max Dynamite aus der Monsun-Tochter Mascara aus Bona-Zucht.

Prix du Cadran

Den Prix de Royallieu (Gruppe 2) für die dreijährigen und älteren Stuten über 2500m gewann die Engländerin Princess Yaiza mit Andrea Atzeni im Sattel und trainiert von Gavin Cromwell in Irland. In dem ruhig gelaufenen Rennen mit 6 Startern zeigte Maroubra in sehr schön anzusehender Haltung und mit toller Galoppade lange den Weg, mußte aber schnell weichen, als es ernst wurde. Zweiter wurde die Rothschild-Stute Palombe vor Shahnaza aus dem Stall des Aga Khan.

Prix Royallieu

Von Samstag auf Sonntag trocknete der Boden weiter ab und wurde nach gut bis weich mit gut angegeben.

Der Sonntag wurde vom Prix Marcel Boussac, dem Criterium für die zweijährigen Stuten eröffnet. Es gewann die Style Vendome-Tochter Lily’s Candle für Martin Schwartz, trainiert von Fabrice Vermeulen mit Pierre-Charles Bodout im Sattel vor Matematica (Rock of Gibraltar) der in England trainierten Star Terms. Lily’s Candle und Matematica kamen beide vom Ende des Feldes mit viel Speed nach vorne – und es gab mehr als eine Rempelei auf der Geraden.

Prix Marcel Boussac

Der Prix Jean Luc Lagardere wurde von Royal Marine durch die Königsblauen nach England entführt und der derzeit nicht gerade von Erfolg verwöhnte Saeed bin Suroor konnte einen Sieger in einem großen Rennen vom Geläuf abholen. Zweiter wurde Gold Vibe aus dem O’Brien-Quartier, der lange vorne ging und eine gute Pace machte, vor Anodor aus dem Stall von Freddy Head. Royal Marine hatte sich früh in das Fahrwasser des Pacemakers gelegt und war Mitte der Geraden das besser gehende Pferd, aber für den Sieg mußte er kämpfen.

Prix Jean Luc Lagardere

Im mit einer Mio Euro dotierten Qartar Arabian World Cup siegte Aaley Al Magam als Totoschocker des Tages mit 641: 10 und 159:10 auf Platz.

Nach dem Arc waren im Prix de l’Opera über 2000m wieder die Stuten gefragt und es siegte aus deutscher sehr erfreulich die von Charlie Appleby vorbereitete die Dubawi-Tochter Wild Illusion mit William Buick im Sattel. Wild Illusion’s Mutter ist die in Fährhof gezogene Monsun-Tochter Rumh. Zweiter wurde Magic Wand aus dem O’Brien-Quartier vor Homerique aus dem Stall von Francis-Henri Graffard.

Winter Lightning mit Hector Coruch im Sattel machte vor Rhododendron die Pace und Wild Illusion lag im vorderen Mittelfeld, dahinter ging die Ullman Ste Well Timed in guter Haltung, Navarro- Girl von Peter Schiergen war fast am Ende des Feldes. In der Geraden ging Wild Illusion zeitig nach vorne, mußte aber fast bis zum Pfosten kämpfen, um Magic Wand in den Griff zu bekommen. Homerique kam mit starkem Speed nicht mehr an der Coolmore-Stute vorbei und With You verwies Well Timed auf den letzten 50m auf den fünften Platz. Navarro Girl hatte Mitte der Geraden einen starken Moment und ging einige Meter mit Well Timed Kopf-Kopf, mußte am Ende aber abreißen lassen.

Prix de l’Opera

Im Prix de l’Abaye de Longchamp über 1000 gerade Bahn gewann der Dutch-Art-Sohn Mabs Cross mit Gerald Moss im Sattel vor Gold Vibe und trainiert von Micael Dobbs mit einem Kopf vor Sildier’s Call mit einem kurzen Kopf. Battaash machte die Pace und wurde am Ende noch auf Platz vier verwiesen.

Prix de l’Abbaye de Longchamp

Im Prix de la Foret, dem letzten Gruppe-Examen des Tages waren mit Lael Stable,einem Fastnet Rock-Sohn, trainiert von William Haggas und geritten von Pierre Charles Boudot erneut die Engländer vorne. Mit Inns of Court aus dem Fabre-Stall und Dutch Connection, trainiert von Charles Hills waren die Godolphin-Farben 2-3. 300m vor dem Ziel war der Sieger noch am Ende des Feldes. Insgesamt war das Finish ziemlich ruppig und Polydream aus dem Wertheimer-Stall hat man innen die Bude ziemlich hart zugemacht.

Prix de la Foret

Das zweitägige Arc-Meeting war insgesamt ein britisches Festival. Von den elf gelaufenen Gruppe-Rennen (Araber-Rennen sind nicht berücksichtigt)wurden sieben auf die Insel entführt, ein Sieger kam aus Irland, so daß die Franzosen nur drei Rennen gewinnen konnten. Der Prix Daniel Wildenstein war dabei auf den Plätzen 1 bis 3 komplett in britischer Hand.

Es war auch sonst ein ungewöhnliches Arc-Meeting. Ohne einen Sieg von Aidan O’Brien, bei dem es dieses Jahr nicht wirklich rund läuft und auch der Aga Khan konnte keinen Sieger vom Geläuf abholen, aus das ist eine Seltenheit. Und dazu die Dominanz der englischen Ställe, die sich schon in Deauville abzeichnete, aber in dieser deutlichen Form eher selten war. Im Arc lief kein französisch gezogenes Pferd ins Geld, für France Galop war das so gesehen ein preiswerter Arc.

Dubawi stellte als einziger Hengst zwei Sieger in den Gruppe-Rennen des Arc-Meetings – und Galileo keinen, was auch eher ungewöhnlich ist.

Die neue Tribüne hatte die erste Bewährungsprobe an einem Großkampftag – und wenn man den Schilderungen in der Racing-Post glauben darf, hat sie diese nicht bestanden. Viele Besucher aus England und Irland äußerten deutlichen Unmut und wollen zum Arc nicht mehr nach Frankreich fahren. 35.000 Besucher sollen auf der Bahn gewesen sein, 2015 auf der alten Tribüne waren es nach Angaben der RP 52.000 Besucher und es gab keine Klagen. Ebenso wurden die drastisch angehobenen Eintrittspreise kritisiert. Der Anfang der Woche noch offene Link steht jetzt leider hinter der Bezahlschranke.

Für France Galop besteht wohl dringender Handlungsbedarf. Hat man dem Architekten zu viel Freiheit gelassen und wurde vor allem Design realisiert und auf die Funktionalität keinen Wert gelegt? Kann man im Frühjahr keine Verbesserungen vorweisen, könnte das für den Rennsport in Frankreich deutliche Auswirkungen haben!

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2 Antworten auf Enable Doppelsiegerin im Arc

  1. Anne voelkel sagt:

    Was die Kritik anbelangt; man kann es nie allen rechtmachen.
    Verbesserungen müssen in der Tat her; es gibt etliche Schwachstellen.
    Bei einigen wird man nachbessern können; bei anderen nicht.
    Wirklich erschreckend war aber die horrenden Preisgestaltung.
    Man wird die Kritik ernst nehmen und anders als in Good Old Germany auch handeln.

    • Blücher sagt:

      Die Äußerungen, die die RP wiedergegeben hat, waren drastisch. Überall nur lange Schlangen, egal ob am Toto, bei der Essensausgabe oder in den Bedürfnisräumen. Es lief viel Personal rum, das aber vor allem damit beschäftigt war, den Besuchern zu sagen, wo sie nicht hin dürfen. Der Tenor der Engländer und Iren war, daß sie nicht mehr zum Arc fahren werden. Die neuen PReise haben dem Frust dann noch die Krone aufgesetzt.

      Natürlich gibt es bei einem großen Neubau Kinderkrankheiten. Aber hier scheint es außerdem noch konzeptionelle Probleme zu geben und es klingt nach großer Ignoranz der Planungsverantwortlichen.

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