Fußball trifft Galopp in Saint Cloud

Nein, diesmal keine neue Meldung und keine Hintergründe über den Rennbahnstreit in Frankfurt.

Am Donnerstag waren in Frankreich Rennen in Saint-Cloud. Das russische Fußballteam nutzte den freien Tag für einen Ausflug auf die Rennbahn. Initiator dieses Ausflugs war wohl der Masseur der russischen Mannschaft: Mikhail Nasibov

Sein Vater ist niemand anders, als die russische Turf-Legende Nikolai Nasibov, der der Jockey  und Trainer einer anderen russischen Legende war: Anilin. Das russische Wunderpferd ist bis heute der einziges dreifache Sieger im damals noch sehr hoch dotierten Preis von Europa in Köln 1965,1966 und 1967. 1965 schlug er Kronzeuge mit 4 Längen, 1966 war der Einlauf Rußland – England – Frankreich. Und 1967 wurde Luciano mit vier Längen abserviert.

Dazu kamen Plazierungen im Washington DC International, dem damals wertvollsten Einladungsrennen der Welt und ein fünfter Platz im von Sea-Bird gewonnenen Arc 1965. Einen Rennrekord, den damals kein Vollblüter aus Deutschland vorzuweisen hatte.
Wer sich an die damaligen politischen Verhältnisse erinnert, kann sich denken, wie diese Erfolge eines russischen “volkseigenen” Pferdes über die Galopper des Kapitalismus politisch ausgeschlachtet wurde.

Ich habe Nasibov noch in den 70ern erlebt, als er als Trainer bzw Equipe-Chef der Russen öfter in Deutschland war. Es waren interessante “Auftritte” der Russen. Ich werde nie den Russen vergessen, der im Düsseldorfer Führring ohne Pferdeführer seine Runden drehte. Der Jockey in Sovjet-Farbe rot mit gelber Kappe. Diese Kappe war keine richtige Jockey-Kappe, die hielt mit einem Gummiband unter dem Kinn – und einen Helm hatte er auch nicht auf. Das Pferd sah irgendwie aus wie ein Panje-Pony mit strubbeliger Mähne. Ernst nehmen konnte man das Paar nicht wirklich. Im Ziel waren die russischen Pferde dann 1-2 und der Panje hatte gewonnen. Und es war ein Gruppe-3-Rennen!

Sie hatten auch Pferde in Jagdrennen laufen, 1977 – da kamen die Jockeys dann mit Bauarbeiterhelm, der mit Klebeband festgeklebt war.  Leider habe ich damals nur selten einen Photoapparat mit auf die Rennbahn genommen.

Aden aus dem russischen Team gewann 1978 dann auch noch den Preis von Europa. Es war wieder der Sieg des Sozialismus über den Kapitalismus:  Rußland-Frankreich-.Frankreich und Dritte in diesem Europapreis wurde die großartige Trillion, eine der besten Rennstuten der damaligen Zeit.

Aber es war nach meiner Erinnerung auch der letzte große Sieg eines russischen Pferdes im Westen. Danach ging bergab mit Rußland…

Und am Rande: Nikolaj Nasibov war kein Russe, er war Aserbaidschaner. Das hatte man meinem Vater bei seinen damals häufigen Ausflügen in die SBZ erklärt. Und man legte beim großen Bruder in Moskau sehr großen Wert auf diese Unterscheidung – warum auch immer.

Der Rennrekord von Anilin bei Galopp-Sieger

Über Anilin berichtete damals auch der Spiegel

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