19 Pferde werden voraussichtlich am Sonntag für das 145. Deutsche Derby in die Startmaschine einrücken. Born to run hatte ein Hufgeschwür und konnte deswegen einige Tage nicht richtig arbeiten, so sein Trainer R. Dzubasz. Der amtierende Winterfavorit ist damit aus dem Derby raus.
Und wie sind die Chancen der restlichen Teilnehmer? In der Reihenfolge der Startnummern sind sie nachfolgend kurz beschrieben
1 Lucky Lion
Der Sieger des Mehl-Mülhens-Rennens aus dem Stall von Andreas Löwe ist seit Mai nicht mehr am Start gewesen und bisher nur über die Meile erfolgreich gewesen. Sein Vater High Chaparral ist doppelter Derbysieger in England und Irland und verfügt über ausreichend Stamina. Aber die Mutterlinie bringt viel Fliegerblut mit und die wahrscheinlich fehlende Stamina wird sein größter Gegner sein.,
Wenn es Ioritz Mendizabal gelingt, Lucky Lion im Feld zu verstecken, hat er gute Platzchancen.
2 Sea the Moon
Der bei bisher 3 Starts ungeschlagene Sea the Stars-Sohn ist der derzeitige Derbyfavorit. Sein Trainer Markus Klug hat seinen Stall blendend in Form und führt die Statistik der erfolgreichen Trainer mit großem Vorsprung an.
Im Vorfeld hat es viel Aufregung um den Reiterwechsel gegeben. Wegen des Sturzes am Fronleichnamsrenntag in Frankfurt hatte man bedenken an der Fitness des ständigen Jockeys Andreas Helfenbein und verpflichtete den Belgier Christophe Soumillon als Reiter für das Derby.
Sea the Moon ist kein einfach zu reitendes Pferd. In der Union brach er in Front liegend über die ganze Bahn weg. Es fehlt ihm noch einiges an Reife und er erinnert mich sehr an den Röttgener Solo, der auch den vierten Start im Derby absolvierte und unter Peter Remmert Vierter wurde. Er ist nicht an der Klasse gescheitert, sondern an der Unreife. Dazu dann ein Jockey, der das Pferd nur vom Rennfilm kennt – für mich keine glückliche Kombination.
3 Magic Artist
Der Gast aus München, im Besitz des Stalles Salzburg und vorbereitet von Wolfgang Figge ist souveräner Sieger im Bavarian Classic. Davor war er im Metzler-Frühjahrspreis Dritter zu Sea the Moon und Speedy Approach. In München zeigte er sich dann deutlich verbesssert.
Für mich profitiert Magic Artist sicher auch von seiner größeren Rennerfahrung. Allerdings ist er nicht gerade wie ein Steher gezogen und das Rennen in München war nicht gerade schnell gelaufen. Deswegen eher ein chancenreicher Außenseiter.
4 Wild Chief
Der Doyen-Sohn ist auch gerade mal drei Rennen gelaufen. Sein dritter Start war der Prix du Jockey Club, das französische Derby, in dem er Vierter wurde. Allerdings war der Rennverlauf bzw. der Ritt von Fabien Lefebvre alles andere als glücklich. Mit etwas mehr Glück wäre Wild Chief wohl Zweiter geworden. Man muß hoffen, daß sein Reiter ihm dieses mal ein besseres Rennen serviert.
Für mich ist Wild Chief der Favorit.
5 Geoffrey Chaucer
Der Gast aus Irland ist wohl eine der großen Unbekannten in dem Derby. Zweijährig war er Sieger in den Beresford Stakes, einem Rennen der Gruppe 2. Dreijährig war er Dritter im Derby Trial von Leopardstown und im Epsom Derby kam er als 16. über die Linie. Diese Form will man in seinem Quartier nicht akzeptieren.
Sein Trainer Aidan O’Brien reist mit 7 Mann Gefolge zum Derby nach Hamburg. 2007 sattelte er den kurz vor dem Rennen verkauften Anton Chekhov im Derby, der Dritter wurde. Für die englischen Buchmacher ist Geoffrey Chaucer der zweite Favorit und er ist auf jeden Fall ein stark zu beachtendes Pferd. Man wird in Irland nicht 65.000 EUR auf den Tisch legen, wenn man sich keine Chancen ausrechnet.
6 Swacadelic
Der einzige Starter aus dem Bergheimer Quartier von J-P Cavalho, der in den Farben des Stalles Ullmann läuft. Sein Vater Adlerflug hat einen bemerkenswerten Start mit seinem ersten Jahrgang hingelegt Adlerflug war selbst auch kein Frühstarter und die beste Form vor dem Derby war der Sieg im Derby-Trial von Hannover.
Auch wenn Swacadelic in der Union von Sea the Moon mit über drei Längen geschlagen war, zähle ich ihn zu den chancenreichen Kandidaten.
7 Born to Run
Nichtstarter
8 Speedy Approach
Eine alte Verbindung zwischen Andreas Wöhler und Jaber Abdullah ist wieder aufgelebt. Sein Vater New Approach war Sieger im Epsom Derby. Speedy Approach’s beste Form ist der zweite Platz zu Magic Artist im Bavarian Classic. Das dürfte hier nicht ganz reichen. Deswegen gehört er für mich in die Kategorie chancenreiche Außenseiter.
9 Pinzolo
Der Gast aus England und Vertreter aus dem großen Godolphin-Imperium hat keine allzu großen Formen im Marschgepäck. Aber der Sohn der deutschen Stallionlegende Monsun genießt in seiner Umgebung einiges Vertrauen, andernfalls hätte man keine 65.000,- EUR für die Nachnennung nach Hamburg überwiesen. Der Regen und der dadurch weiche Boden wird Pinzolo’s Chancen sicherlich steigern, aber mehr als ein chancenreicher Außenseiter wird er nicht sein.
10 Madurai
Zweijährig debutierte der Marju-Sohn im Arag-Junioren-Preis in Düsseldorf, war plaziert im Herzog von Ratibor-Rennen und im Winterfavoriten. Dreijährig war er in leichten Aufgaben einmal plaziert und einmal siegreich.
Mit diesen Formen im Marschgepäck kann man sich schwerlich einen Sieg im Derby vorstellen.
11 Weltmacht
Die Röttgener Stute ist die zweite Waffe aus dem Quartier von Markus Klug. Der Trainer sagt aber selbst, daß ihre Arbeitsleistungen unter denen von Sea the Moon sind. Der zweite Platz im Diana-Trial in Hoppegarten ist sicherlich eine gute Form, um aber gegen die Hengste zu bestehen, muß die Weltmacht einiges mehr bieten.
12 Chartbreaker
Mit drei Starts gehört der Shirocco-Sohn zu den bisher wenig geprüften Pferden im Derby-Feld. Bestes Ergebnis war ein vierter Platz in der Union. Auch wenn ihm wahrscheinlich der weiche Boden entgegen kommen wird, gehört Chartbreaker zu den Außenseitern im Feld.
13 Giant’s Cauldron
Der Ebbesloher Peintre Celebre-Sohn ist bisher noch sieglos. Im Iffezheimer Derby-Trial war er Zweiter zu Sirius, in der Union nach unglücklichem Rennverlauf Siebter. Ich kann mich nicht erinnern, daß ein Siegloser schon einmal das Derby gewonnen hat und Giant’s Cauldron wird das sicher nicht ändern. Für eine Plazierung müßte er die Vorformen deutlich steigern.
14 Amazonit
Der Kamsin-Sohn im Besitz des Gestüt Karlshof ist auch ein bisher wenig geprüfter Kandidat. Amazonit war Sieger im Bremer Derby-Trial, aber das dürfte hier nicht wirklich reichen.
15 Karltheodor
Auch wenn der Desert-Prince Sohn einen großen (Vor)Namen trägt, gehört er mit einem Sieg in der Sieglosenklasse und einem fünften Platz im Frankfurter-Metzler-Preis zu den Außenseitern im Rennen.
16 Open your Heart
Zwei Starts, ein Sieg beim Debut in der Maiden-Klasse und ein fünfter Platz in der Union sind die Formen des Samun-Sohns aus Karlshofer Zucht. Eigentlich ein ziemlicher Außenseiter, aber mit einer ähnlichen Form ist Wild Chief nach Paris zum Prix de Jockey Club gereist und nach schlechtem Rennverlauf mit einem vierten Platz nach Hause gekommen.
Open your Heart ist Riesenaußenseiter, aber einen Fünfer als die verrückte Wette des Tages sollte man ihm mitgeben.
17 Russian Bolero
Er ist rechter Bruder zu Russian Tango, der 2010 durch eine nicht unumstrittene Disqualifikation Dritter im Derby wurde und insgesamt ein sehr gutes Rennpferd war. Aber ob der Bolero so gut ist, wie der Tango, darf derzeit noch bezweifelt werden. Er geht als Siegloser in den Kampf um das Blaue Band und hat allenfalls Außenseiterchancen.
18 Baltic Storm
Zwei Starts und ebenso viele Plätze, davon ein Dritter im Bremer Derby-Trial stehen im Rekord des Kandahar Run Sohnes. Er ist einer der großen Außenseiter im Feld. Ein Platz unter den ersten Fünf wäre eine Riesenüberraschung.
19 Eric
Zweijährig war der Tertullian-Sohn Sieger im Iffezheimer Ferdinand Leisten-Memorial, dem höchstdotieren Zweijährigen-Rennen Deutschlands. Dreijährig hat er einige gute Plazierungen in Derbyvorprüfungen erzielt. Trotzdem ist er einer der großen Außenseiter im Feld.
20 Amorous Adventure
Der Poseidon-Adventure-Sohn gehört mit seinen sieben Starts zu den Pferden m,it viel Rennerfahrung, aber ein Sieg in der Maidenklasse und ein Vierter Platz im Bremer Derby-Trial sind für eine Plazierung im Derby einfach zu wenig.
Neben den Vorformen ist die Entwicklung der Pferde vom letzten Start bis zum Derby manchmal der entscheidende Faktor. Manche Pferde erleben im Frühsommer noch einmal gewaltige Entwicklungsschübe und übertreffen die Vorformen deutlich. Auch deswegen stellte der Deutsche Meistertrainer Heinz Jentzsch einmal fest, daß das Derby wie Königsberger Klopse ist, da ist alles drin.
Läßt man mögliche Überraschungen einmal beiseite, dann sind Wild Chief, der Favorit Sea the Moon, mit Einschränkung Swacadelic und wegen leichter Zweifel am Stehvermögen auch Lucky Lion die Favoriten in diesem Rennen. Wobei ich Wild Chief vor Sea the Moon sehe. Wenn Geoffrey Chaucer in Epsom wirklich einen Aussetzer hatte, ist er das zu schlagende Pferd.