Ich darf mich kurz vorstellen. Mein Name ist Norbert Rumstich aus Düsseldorf. Ich stamme aus einer Familie, die seit über 100 Jahren beruflich im Pferdesport aktiv ist und bin sozusagen im Pferdestall geboren und aufgewachsen, konnte eher Reiten als Lesen und Schreiben und auch, wenn ich einen anderen Beruf gewählt habe und im Moment aus zeitlichen Gründen eher selten reite, sind Pferde und Galopprennen immer noch ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben. Ich habe erfolgreich Dressur, Springen, Military und als Amateur vor allem Galopprennen geritten. Heute bin ich in verschiedenen Gremien des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen aktiv, Landesvertreter des Verbandes Deutscher Amateurrennreiter für NRW und betreibe die Webseite, Galopp-Sieger.de, die wohl größte Datensammlung über die Historie und Gegenwart des Galopprennsports in Deutschland, Europa und teilweise auch in der Welt. Es gibt keinen Sport der eine ähnlich große Tradition hat, wie der Galopprennsport und mit Galopp-Sieger möchte ich auch die Erinnerung an große Pferde, Reiter und Trainer aus längst vergangenen Zeit lebendig halten.
Manche mögen mich neudeutsch als Lobbyisten bezeichnen, aber das ist nicht richtig. Ich engagiere lediglich mich mit gleichen Leidenschaft für den Galopprennsport, mit der ich früher in den Rennsattel gestiegen bin.
Frankfurt ist eine Stadt mit großer Tradition. Goethe wurde in Frankfurt geboren, das Paulskirchenparlament, der Chemiestandort Frankfurt, der ganz wesentlich von den Brüdern Dr. Arthur und Carl von Weinberg begründet und gestaltet wurde. Und zur Geschichte von Frankfurt gehört seit über 150 Jahren auch die Galopprennbahn in Niederrad .
Und jetzt soll nach dem Willen von Bürgermeister Feldmann diese über 150 Jahre währende Tradition des Galoppsports für den Fußball ausgelöscht werden. Weg, einfach so. Allein das Procedere läßt mir die Haare zu Berge stehen. Im März wurde die Öffentlichkeit quasi vor vollendete Tatsachen gestellt. Ohne jede öffentliche Diskussion war hinter verschlossenen Türen das Grundstück dem DFB für ein Leistungszentrum angeboten worden und der Galoppsport und die auf dem Gelände arbeitenden Menschen wurde die Existenz unter den Füßen weggezogen.
Dies auch vor dem Hintergrund, daß ein Pachtvertrag mit einer Restlaufzeit von 12 Jahren besteht und die Hippodrom GmbH als Vertragspartner der Stadt eine Option auf weitere 15 Jahre hat. Es mutet schon sehr sonderbar an, daß in derart massiver Weise in einen bestehen Vertrag eingegriffen wird. So, als wenn Verträge in Frankfurt beliebig sind, wenn es der Stadtspitze gerade gefällt.
Es muß auch die Frage gestellt werden, warum die Stadt das Grundbuch und die zugehörigen Grundakten des Rennbahngeländes nicht offen legt. Ist dort vielleicht doch ein Hinweis auf eine Vereinbarung mit den Herren v. Weinberg enthalten und der Bürgermeister will nicht, daß diese Vereinbarung öffentlich wird?
Ohne Frage, der Rennsport in Deutschland hat einige Probleme, die zu einem Teil hausgemacht sind, zu einem großen Teil aber auch an den gesetzlichen Rahmenbedingungen liegen. Als Beispiel sei nur der vor einigen Jahren beschlossene Glückspielstaatsvertrag genannt. Darin ist festgelegt, daß die auf die Buchmacherwette eingenommene Steuer zu einem Teil an den Galoppsport abgeführt werden soll. Das dafür erforderliche Ausführungsgesetz ist bis heute jedoch nicht beschlossen. Daß es auch anders geht, zeigt Frankreich. Dort hat der Galoppsport perfekte gesetzliche Rahmenbedingung und ist ein blühender Sport.
In Frankfurt sind zwei Rennvereine Insolvent gegangen, aber die Situation des neuen Renn-Klubs hat sich auch finanziell deutlich verbessert. Die neue Tribüne ist inzwischen abgezahlt, so daß kein Kapitaldienst mehr erbracht werden muß und die Zahlen insgesamt positiv sind. Und jetzt, nachdem dieser Kraftakt bewältigt wurde, soll die gerade abgezahlte Tribüne wieder abgerissen werden?
Das Team des Rennvereins ist auch sehr aktiv, es werden neue Sponsoren gewonnen und die Nutzung des Geländes für die Bürger von Niederrad wird sehr offen betrieben.
Wenn Dezernent Markus Frank in der FNP ausführt, daß der Galoppsport Subventionen erhalten hat, dann ist diese Aussage so nicht richtig. Es sei denn, Dezernent Frank meint die Rückerstattung der Rennwettsteuer, aber die wird vom Galoppsport auch erst mal selbst verdient. Hier wird pauschal ein Argument in die Welt gesetzt, das einer nähren Prüfung nicht standhalten kann!
Inzwischen sind die Rahmenbedingungen veröffentlicht. Der DFB zahlt für 99 Jahre einen Erbpachtzins von 6,8 Mio Euro für ein Gelände von 20 ha, als 200.000 qm. Das entspricht einem Erbpachtzins von 68.700 Euro pro Jahr oder 34 Cent pro qm und Jahr. Der reichste Sportverband der Welt zahlt eine Erbpacht im Gegenwert eines Brötchens für einen Quadratmeter bebaubares Land! Ich weiß die Zahl leider nicht mehr genau, aber die Chinesen haben für das Hotel für ein wesentlich kleineres Grundstück auf dem Geländer der alten Weinbergställe vor einigen Jahren einen hohen siebenstelligen Betrag gezahlt.
Im Bereich Rennbahn/Schwarzwaldstraße werden vom Gutachterausschuß Grundstückspreise von 600 bis 1.100 EUR/qm genannt. Nimmt man einen Mittelwert von 800 Euro, dann wäre ein reeller Kaufpreis für die an den DFB vergebene Fläche 160.000.000 Euro (800 x 200.000 qm). Allgemein beträgt der jährliche Erbpachtzins 4 bis 5%, also 32 bis 40 Euro je qm und Jahr. Der vereinbarte Erbpachtzins ist irgendwo im homöopathischen Promille-Bereich. Frankfurt subventioniert das DFB Zentrum jährlich mit einigen Millionen Euro. Jährlich, sehr geehrte Damen und Herren.
Erstaunlich auch, daß Markus Frank das Zustandekommen für den Super-Sonder-Spezialpreis für den DBF nicht erklären konnte. Konnte er es nicht oder wollte er es einfach nicht?
Und die Stadt steht sich auch schlechter, als mit der bisherigen Konstellation. Der Golfclub als Unterpächter auf dem Rennbahngelände zahlt eine monatliche Pacht von 28.000 EUR, also 336.000 Euro /Jahr. Eine deutliche Verschlechterung der Einnahmesituation für die Stadt von rund 270.000 EUR pro Jahr. Aus dem Geschäftsbesorgungsvertrag sind davon allerdings auch wieder Zahlungen an den Rennverein zu leisten. Aber es gibt weitere Pachtverträge auf dem Grundstück, von denen mir die Konditionen aber nicht bekannt sind.
Wer mit dem Immobilienmarkt ein wenig vertraut ist, der reibt sich bei diesen Zahlen ganz fürchterlich die Augen und hier muß die Frage erlaubt sein, ob das der Öffentlichkeit präsentierte Projekt tatsächlich das Projekt ist, das langfristig realisiert werden soll. Honi soit qui mal y pense.
Der DFB und der Fußball allgemein ist bekannt dafür, daß er sich sehr gerne von der öffentlichen Hand subventionieren läßt. Das Fußballmuseum in Dortmund wurde zur Hälfte mit Landesmitteln gebaut, an der laufenden Finanzierung beteiligt sich der DFB nur zu einem geringen Anteil. In Köln wollte man für ein solche Museum das Grundstück von der Stadt als Geschenk erhalten und der Versuch, in Köln eine Fußball-Akademie zu errichten, ist am Widerstand der Bürger gescheitert.
Ich möchte Ihnen deswegen einen Beitrag in Monitor empfehlen, in dem verschiedene Beispiele beschrieben werden. Was passiert denn, wenn die EU-Kommission den Vertrag zwischen Stadt und DFB für ungültig erklärt? Wer haftet dann?
Bericht in Monitor über Subventionen im Fußball
Aktuell hat auch der Deutschlandfunk sich sehr kritisch über den Fußball und die Forderungen an die öffentliche Hand geäußert.
Deutschlandfunk über Fußballmonopol
Es ist keine Frage, daß der Fußball in Deutschland ein sehr populärer Sport ist, aber gerade bei so großer Popularität, bei den erheblichen Zuwendungen aus den Rundfunkgebühren müssen auch die Belange andere Sportarten für den DFB von Bedeutung sein. Eine Verdrängung, wie sie jetzt in Frankfurt versucht wird, darf nicht sein.
Im Interesse eines vielfältigen Sportangebots in Frankfurt, im Interesse des traditionsreichen Galoppsports in Niederrad und auch im Andenken an die großen Gönner Frankfurts, den Brüdern v. Weinberg bitte ich Sie deswegen sehr herzlich, dem DFB-Projekt Ihre Stimme zu verweigern und für den Erhalt der Galopprennbahn in Niedrrad zu stimmen.
Machen Sie es den Kölnern nach, zeigen Sie dem DFB die rote Karte und verweigern das subventionierte Leistungszentrum. Das Projekt hilft niemandem außer dem DFB und vielleicht dem Bürgermeister Feldmann, nicht aber den Bürgern Frankfurts. Wer weiß, welche finanziellen Forderungen vom DFB noch gestellt werden.
Sie haben Fragen oder wünschen weitere Informationen. Ich stehe Ihnen per Mail oder telefonisch gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Rumstich
Sehr geehrter Herr Rumstich,
herzlichen Dank für diesen offenen Brief. Ich kann mich Ihren Ausführungen nur uneingeschränkt anschließen. Eine Traditionsbahn wie die in Niederrad darf nicht solchem “Interessengeklüngel” Einzelner zum Opfer fallen. Die Finanzmetropole Frankfurt ohne eine eigene Rennbahn ist ein Armutszeugnis für die Stadt und ein Verlust der Vielfallt.
Rouven Mertens
Der Brief wurde per Mail am Dienstag an die Stadtverordneten von Frankfurt geschickt. Inzwischen habe ich auch schon einige Rückmeldungen erhalten. Quer durch die Fraktionen steht man dem DFB Projekt reserviert bis kritisch gegenüber. Ob man daraus eine Mehrheit für die Ablehnung schmieden kann, wird sich zeigen.
Sehr interessant war die Rückmeldung eines Fraktionsvorderen, der sich sehr ausführlich geäußert hat – und dessen Antworten teilweise deutliche Abweichungen zur Realität haben – Die ausführliche Replik wird er hoffentlich zum Wochenende haben.
Sehr gut recherchiert!
Klasse !
Sehr geehrter Herr Rumstich,
als ich von der Aufgabe der Rennbahn erfahren hatte habe ich mich sofort
der Bürgerinitiative angeschlossen!
Als gebürtiger Frankfurter kann ich es nicht zulassen, dass die Rennbahn nach
150 Jahre verschwinden soll zu Gunsten des DFB – auch mir stehen die “Haare zu
Berge” – allen anderen Argumenten dazu kann ich mich nur anschließen!
OB Feldmann/SPD ist nicht das “Machtzentrum” sondern die Koalition aus
Bürgermeister Cunitz/GRÜNE mit dem Sport-Dezernenten Frank/CDU und mit den entsprechenden Stadtverordneten die am 16.10.14 für die Beendigung des Renn-
sportes in Frankfurt gestimmt haben. Diese – Cunitz/Frank- wollen sich ein
fragwürdigs Denkmal setzten denn in 2016 ist in Frankfurt Kommunalwahl.
Die Initiative muss “massiv” um den Erhalt kämpfen sonst gibt es
ab 2016 keinen Pferderennsport mehr in Frankfurt – dies wäre ausserordentlich
schade.
Mit freundlichen Grüssen
J. Schwarzbeck/10.11.14