Die Geschichte Frankfurts seit dem späten 19. Jahrhundert ist untrennbar mit der Geschichte der Familie von Weinberg und der Casella Chemische Fabriken verbunden. Casella und Weinberg kennt in Frankfurt eigentlich jeder, darüber zu schreiben, heißt eigentlich Eulen nach Athen tragen.
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Die Gebrüder Weinberg waren die großen Gönner Frankfurts, das Senckenberg-Naturkunde-Museum, der Städel, der Zoo, die Armenführsorge und noch viele andere Institutionen wurden unterstützt. Die Johann-Wolfgang von Goethe-Universität bekam zu Gründung 1914 ein Stiftungskapital von 1,6 Mio Mark geschenkt. Heute wäre der Gegenwert wohl ein sehr hoher achtstelliger Eurobetrag. Trotz umfangreicher Suche habe ich aber keine Quelle gefunden, daß auch der Fußball von den v. Weinbergs gefördert wurde. Weder zur Kaiserzeit noch zur Zeit der Weimarer Republik.
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Unter der NS-Diktatur hatten die Winbergs wie alle Juden sehr zu leiden. Sie wurden nicht nur enteignet, die Ehrenbürgerwürde von Frankfurt und Fechenheim wurde ihnen entzogen, sie wurden aus allen Institutionen, in denen sie wegen ihres Wissens und Könnens, oder weil sie als Mäzen die großen Gönner waren, entfernt. Der einstmals hochdekorierte Dr. Arthur von Weinberg krepierte im KZ Theresienstadt in einer Art, wie man es einem Stück Vieh nicht zumuten möchte. Sie wurden beraubt, gedemütigt, in den Schmutz getreten und ermordet – und jetzt soll das Erbe, das Andenken an die Weinbergs vom einem Staat ausgelöscht werden, dessen Credo es ist, die Erinnerung die Zeugnisse an die Greueltaten der NS-Diktatur wachzuhalten, damit solch ein grausames, unmenschliches Regime nie wieder nach der Macht greifen kann – ein unglaublicher Vorgang!
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Professor Dr. Stolleis hat die Geschichte der Familie von Weinberg einmal aufgearbeitet und veröffentlicht und auch die Enteignung 1938 beschrieben. Jeder, der über das Schicksal der Rennbahn in Frankfurt entscheidet, sollte diese Beschreibung einmal lesen.
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Die Kritiker wenden nicht zu unrecht ein, daß von den einst 29 Renntagen in Frankfurt nur noch sieben übrig geblieben sind. Die Rahmenbedingungen sind für den Rennsport in Deutschland sehr schwierig. Es fließt viel Wettgeld am Rennsport vorbei in andere Kanäle. Der Rennsport muß die Kosten der Veranstaltung tragen und andere ziehen den Gewinn. Hätten wir französische Verhältnisse in Deutschland, dann ginge es dem Rennsport prächtig. Natürlich sind einige Probleme auch hausgemacht, aber das große Problem sind die Rahmenbedingungen, die eine Kommune freilich nicht ändern kann. Das wäre Aufgabe des Bundes und der Länder. Aber es geht aufwärts, es sind verschiedene Maßnahmen beschlossen worden, die im Sport eine echte Aufbruchsstimmung aufkommen lassen.
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Es ist aber nicht der Frankfurter Rennsport, der geschrumpft ist. Von rund 3100 Rennen in den 90ern sind noch rund 1300 im Jahr 2013 übrig geblieben. Trotzdem bemüht sich jeder Rennverein, Sponsoren zu gewinnen und den Rennbetrieb aufrecht zu erhalten. Der Rennsport braucht viele Standorte, er spricht Menschen in allen Regionen und aus allen Gesellschaftsschichten an – zum Handwerkerrenntag in Frankfurt kommen rund 12.000 Menschen.
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Fußball ist die dominierende Sportart in Deutschland. Der Fußball hat selbst die olympischen Sportarten in der Medienberichterstattung ziemlich verdrängt. Aber es darf nicht sein, daß auf Kosten des Fußballs alle andere Sportarten weichen müssen. Der Sport und die Freizeit leben von der Vielfalt und der Vielseitigkeit. Und der Galoppsport ist die älteste Sportart, die nach festen Regeln betrieben wird, seit dem frühen 18. Jahrhundert in England, seit 1822 in Deutschland in Bad Doberan und sei 1863 in Frankfurt Niederrad – rund ein halbes Jahrhundert vor der ersten Fußballmeisterschaft in Deutschland.
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Kaum etwas wird in Deutschland so hoch subventioniert wie die Oper, in Frankfurt sind es 38 Mio im Jahr oder rund 190 Eur je Vorstellung/Besucher. Ein Konzert mit den Rolling Stones wirft einen achtbaren Gewinn ab. Aber niemand käme auf die Idee, die Oper zu schließen, weil sie unrentabel ist und nur noch Konzerte von Madonna oder den Rolling Stones zu veranstalten. Es ist kulturelle Vielfalt gefragt und genauso brauchen wir sportliche Vielfalt – Galoppsport und Fußball!
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Morgen, am 20. März jährt sich der Todestag von Arthur von Weinberg im KZ-Theresienstadt zum 71sten Mal. Und einen Tag später soll beschlossen werden, daß sein Erbe platt gemacht wird und dem Fußball weichen soll. Jeder denke sich dazu, was er will, ich möchte mit dem berühmten Zitat von Max Liebermann vom 30. Januar schließen, als die braunen Horden unter seinem Fenster mit Fackeln diesen fürchterlichen Sieg feierten: Ich kann gar nicht soviel Fr****n, wie ich k****n möchte.
Schließe mich dem letzten Satz voll an!
Man hätte den letzten Satz ruhig AUSSCHREIBEN können. Der Dreckshaufen, der diese Stadt zur Zeit Regiert ist genau so verlogen wie die von 1937 ! Und ich wage mir das auch in der Öffentlichkeit zu sagen !
Mit welchem Recht wird die Oper mit solch einer Unsumme subventioniert , das sich einiges im / beim Rennsport ändern muss ist allen klar , aber darf man deswegen diesen schönen Sport einfach so ausradieren ?? Nicht zu vergessen die viele Arbeits – Ausbildungsplätze die dabei verloren gehen !! Ich hoffe ich werde es nicht mehr erleben . . . . das Sterben des Deutschen Galopprennsports !!!
Es ist unfassbar und mit Worten nicht formulierbar wie hier mit einem Stück Frankfurter Geschichte und dem Vermächtnis der Familie von Weinberg
umgegangen wird. Das Haus von Carl von Weinberg und Arthur von Weinberg´s
Villa Haus Buchenrode fielen dem Krieg zum Opfer. Ebenso ist von ihrem Gestüt
Waldfried heute nichts mehr erhalten geblieben. Man sollte nun nicht auch noch
ein 151 Jahre altes geschichtliches Erbe opfern !
Danke, Ihre Worte klingen wie Engelsgesang in meinen Ohren
Ein interessanter Artikel mit ganz anderer Intention, aber ebenfalls über Dr. Arthur von Weinberg und sein Erbe in der Stadt Frankfurt.
http://www.frankfurter-buergerstiftung.de/sites/default/files/Ruediger_Volhard_2003_11_14.pdf
Ungeheuerlich, wie die Stadt frankfurt mit Ihrem Erbe umgeht.Alle voran ein “grüner ” Planungsdezernent Cunitz, der es aufgrund sener historischen Vorbildung besser wissen müsste.