Gott behüte mich davor in einen Himmel zu kommen, in welchem es keine Pferde gibt.
(R.B. Cunningham-Graham)
Uwe Stoltefuß hat den letzten Kampf verloren. Erst hoffte man, daß nach der Knochenmarktransplantation die Leukämie besiegt sei, aber zur Derbywoche in Hamburg verschlechterte sich der Zustand dramatisch und am Ende war der Tod eine Erlösung.
Gelernt hat Uwe Stoltefuß bei Hugo Danner in Dortmund. Damals eine der guten oder sehr guten Adressen im deutschen Rennsport. Die ersten Fährhofer wurden von Hugo Danner trainert, ebenso die Pferde von Familie Ostermann. Die Gestüte Niederrhein und Römerhof standen ebenfalls dort. Kein schlechter Platz, um eine Karriere im Rennsport zu beginnen.
Es war wohl eher das Gewicht als nur die Leidenschaft, das Uwe Stoltefuß in den Hindernissattel wechseln ließ. Damals stand der Hindernissport in Deutschland in hoher Blüte und in Dortmund trainierte (und trainiert) Norbert Sauer, der Serien-Champion der Hindernistrainer. Uwe Stoltefuß wurde dort zweiter Hindernisjockey hinter Reiner Ulrich.
Sein erster guter Erfolg war 1977 im Dujardin-Jagdrennen mit Geta gegen eine starke Russische Expedition Es war ein Klasseritt gegen die wildwest reitenden russischen Kosaken. Durch den Ausfall des Stalljockeys kam der zweite Mann Partner von Romping to Work, dem damaligen König der Jagdbahn in Deutschland. Dem Sieg im Badener Bandola-Jagdrennen folgte ein Sieg im Colonia-Jagdrennen, damals mit 60.000 D-Mark dotiert und am Union-Tag in Köln gelaufen. Uwe Stoltefuß war in die Riege der guten Hindernisjockeys aufgestiegen. Nach dem Engagement bei Norbert Sauer ritt Uwe Stoltefuß für Adolf Wöhler, der neben einem großen Flachstall auch exzellente Hindernispferde in Training hatte. Seine Reiterkarriere beendete er mit der Saison 1982 und war in der kurzen Zeit dreimal Champion der Hindernisreiter gewesen.
Der Wechsel ins Trainerlager begann mit kaum einer handvoll Pferden. Sein erster guter Sieger war der Madruzzo-Sohn Geheimtip im Preis der Hapag Lloyd in Hamburg 1983 im ersten Jahr als Trainer. Der damals noch bedeutende Hindernissport sollte auch für den Trainer Uwe Stoltefuß ein wichtiges Betätigungsfeld bleiben. Und er dominierte den Sport zwischen den Flaggen. Öfter waren seine Pferde Erster und Zweiter.
Im Großen Preis der niedersächsischen Wirtschaft 1986 waren seine Pferde 1-2-3, ebenso im Alten Badener Jagdrennen 1995. Etwas Besonderes waren die beiden Hunderttausender in Hannover 1993. Beide Male waren die Stoltefuß-Pferde 1-2-3 in der gleichen Reihenfolge und mit den gleichen Reitern!
Ein Superstar über die Sprünge war zweifelsohne Registano. Bei 42 Starts über die Sprünge kam er 24mal als Sieger nach Hause und erreichte noch 9 Plätze. 692.000 D-Mark hat der in der “DDR” gezogene und in Sybille-Farben laufende Wallach über Sprünge gewonnen. Dazu die in Deutschland vermutlich einmalige Serie von fünf Siegen in Folge in einem Rennen, dem Preis der Bremer Spielbank von 1993 bis 1997.
Zu erwähnen ist noch Toowhit Towhee, die 1992 in den Farben des Gestüts Sybille das Hauptjagdrennen der Vierjährigen gewann. Nach der Rennkarriere wurde sie nach Frankreich verkauft und von dem Ex-Schlenderhaner Solon gedeckt. Aus dieser Paarung ist Solwhit hervorgegangen, der zu den sehr guten Hürdlern in Irland zählt. Diese Jahr gewann er u. A. das World Hurdle in Cheltenham und wurde Zweiter im Grande Course de Haies d’Auteuil.
Auf der Flachen war Mondrian das Meisterstück. Der Surumu-Sohn gewann nicht nur 1989 das Derby, fast hätte auch den “Grand Slam”, den Sieg in den fünf deutschen Gruppe-1 Rennen in einem Jahr geschafft. Dem schönen Traum stellte sich Ibn Bey in den Weg, der Mondrian im Europa-Preis mit 6 Längen überlegen schlug und es war wieder Ibn Bay, der ein Jahr später den Doppelerfolg im Großen Preis von Berlin, damals in Düsseldorf gelaufen, verhinderte. In Baden Baden drehte Mondrian den Spieß um und schlug Ibn Bey im Großen Preis sicher. Am Ende war Mondrian achtfacher Gruppe-Sieger mit sieben Siegen in Gruppe-1 und muß als das beste Pferd seiner Zeit in Deutschland bezeichnet werden. Der Fuchs galt als schwieriges Pferd und war oft der Ritt des Trainers in der Morgenarbeit. Manchmal wollen auch Vollblüter im Renntraining richtig “geritten” werden. Der Besitzer wollte noch einmal ganz groß hinaus und stellte ihn zu Paul Cole nach England in Training. Es gelang nichts mehr, der Hengst nahm noch an ein paar Rennen teil und lief nicht einmal ins Geld. Engländer können halt auch nicht zaubern.
Mit dem Wittekindshofer Le Big gelang 2009 ncoh ein Gruppe-Erfolg im Premio Chiusura in Mailand und Sommerabend gewann 2011 den Preis der Bayerischen Hausbau in München. Insgesamt 10 Gruppe-Sieger hat Uwe Stoltefuß gesattelt. Dazu kamen einige Plazierungen auf dem Gruppe-Parkett. Die Liste der Siege und Plazierungen in Listen-Renne und vor allem in den guten Handicaps ist wesentlich länger. Es summierten sich über 2000 Sieger, die er gesattelt hat. Es sind nur drei Trainer überhaupt in Deutschland, die mehr als 2000 Sieger im Rekord stehen haben und von denen hatte Uwe Stoltefuß die kürzeste Trainerkarriere.
Man wird Uwe Stoltefuß aber nicht gerecht, wenn man nur seine Erfolge erwähnt und aufzählt. Er hatte keine großen Gestüte im Stall, abgesehen vom Gestüt Sybille und einigen Harzburgern. Es waren Mittelständler, die bei Stoltefuß trainieren ließen. In seinen Glanzzeiten hatte er wohl knapp 150 Pferde in Training und ca. 75 Besitzer. Das kann man mit den großen Gestütstrainern nicht vergleichen, die hatten die gleiche Pferdezahl und vielleicht 10 Besitzer. 75 Besitzer wollen betreut werden, wollen wissen, was mit dem Pferd los ist, für die ist das Ausgleich-IV Pferd so bedeutend wie der Gruppe-Galopper im Gestütsstall. Besitzer trainieren ist manchmal anstrengender als die Pferde zu trainieren.
Es waren auch nicht immer die hoffnungsvollen Jährlinge, die in seinen Stall einrückten, es waren oft Pferde “in zweiter Hand”, die die früheren Erwartungen nicht erfüllt hatten und dann abgegeben wurden. Solche Pferde verursachen mehr Aufwand, als die angehenden Cracks. Mein Vater sagte einmal von sich, er habe sein Leben lang von Pferden gelebt, weil er mit den Pferden gelebt und von außen betrachtet kann man das wohl auch über Uwe Stoltefuß sagen!
Am Donnerstag ist er mit großer Anteilnahme in Unna neben seinem Vater beigesetzt worden. Es war viel Turfprominenz, Aktive und Inaktive, die ihm die letzte Ehre erwiesen haben. Ein offizieller Vertreter des DVR wurde jedoch nicht gesichtet. Und da muß die Frage gestellt werden, was dieser Sport für ein Selbstverständnis hat, welche Kultur er lebt. Ein Aktiver, der über 30 Jahre den Sport mitgestaltet hat, der für diesen Sport gelebt hat, mehr als ein dutzend Championate errungen hat, der von einer schlimmen Krankheit aus dem aktiven Berufsleben gerissen wurde – und kein Präside des Dachverbandes hält es für nötig, ihm die letzte Ehre zu erweisen? Die Herrschaften sollen sich schämen!
Eine sehr schöne Zusammenstellung, danke.
nicht zu vergessen die vielen Jockeys und Amateure die er zu Champions gemacht hat
Und wie er es geschafft in Deutschland fast jedes Jahr 700-800 Starter zu haben
Ohne PC nur mir Ausschrxdeibungsbuch und alle Pferde im Kopf
Manchmal dürfte ich ihm auch Rennen vorschlagen