Der DFB, die Moral und die Rennbahn

Zwei, die scheinbar große Sympathien füreinander haben

Bei der im Fußball allmächtigen Fifa brennt die Korruptionsflamme inzwischen lichterloh. Es sind nicht mehr nur Delegierte aus fernen Ländern betroffen, inzwischen steht der allmächtige Sepp Blatter und sein designierter Nachfolger, Michel Platini unter Korruptionsverdacht, weil der eine dem anderen 2 Millionen überwiesen hat und niemand so genau weiß, wofür Platini das Geld bekommen hat. Jetzt sind Beide für 90 Tage suspendiert und dürfen die Fifa-Zentrale nicht mehr betreten. Der “Chef” darf also “sein” Haus nicht mehr betreten.

Interessant auch, daß nach der Verhaftung von einigen Fifa-Funktionären im Mai  2015 das amerikanische FBI festgestellt hat, daß es sich bei der Fifa um einen Verband mit stark mafiösen Strukturen handelt. Der DFB ist also Mitglied einer Organisation mit mafiösen Strukturen und weiß von all dem nichts.

Vollkommen überrascht und fassungslos war DFB-Präsident Niersbach, als er davon erfahren habe. Es mutet schon sonderbar an, wenn der Präsident des weltgrößten Fußballverbands davon überrascht ist. Die deutschen Funktionäre scheinen die Kunst des intensiven Wegguckens in Perfektion zu beherrschen. Das hat schon die “Lichtgestalt” des Deutschen Fußballs schlechthin, Franz Beckenbauer bewiesen, als er von den unhaltbaren Zuständen auf den Stadion-Baustellen nichts mit bekommen haben will. Sein Statement dazu ist bei YouTube zu finden und eigentlich an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten. Ebenso scheint DFB-Präsident Niersbach immer besonders intensiv wegzugucken, wenn es um das Geschäftsgebaren der Fifa geht.

Bis neulich war der DFB in diesem Fifa-Skandal nur Zuschauer, aber wenn die Berichte des Spiegels stimmen, dann ist der DFB jetzt nicht mehr nur Zuschauer, sondern mittendrin im Korruptionssumpf der Fifa angekommen. Und Präsident Niersbach ist nicht mehr nur ein wegguckender Beobachter sondern ein zentraler Player in dem schmutzigen Geschäft des Verkaufs von WM-Veranstaltungen.

Die WM soll mit Hilfe des damaligen Adidas-Chefs für rund 13 Mio Mark “gekauft” worden sein. Mit dem Geld seien asiatische Funktionäre bestochen worden, damit sie Deutschland ihre Stimme für die Austragung der WM 2006 geben, wie der Spiegel berichtet. Das war am Wochenende Stand der Dinge.

Inzwischen überschlagen sich die Ereignisse.  Erst seit einigen Tagen und nicht bereits seit Sommer beschäftigt sich die Kanzlei Freshfields Bruckhaus mit der Aufklärung. Auf einer Donnerstag abgehaltenen Pressekonferenz erzählt Präsident Niersbach, daß man diese 6,7 Mio Euro hätte zahlen müssen, um einen Zuschuß von 170 Mio Euro von der Fifa zu erhalten. Dann muß der Mittelzugang ja auch verbucht sein und dann könnte Präsident Niersbach das ja einfach nachweisen. Auch wenn bei der Fifa vieles möglich scheint, erinnert mich dieses “Geschäft” eher an die Nigeria-Connection als an die Fifa. Hat Präsident Niersbach dahin vielleicht auch Geschäftsbeziehungen? Das hat mit einem Sommermärchen nun gar nichts mehr zu tun.

Ich habe noch die Worte von DFB-Generalsekretär Sandrock im Ohr, der sich über die Plakate von Pro-Rennbahn bei der Veranstaltung der Frankfurter Rundschau vor dem Referendum zur Rennbahn schwer beleidigt äußerte. Herr Niersbach sein die Seriosität in Person und ihn neben Blatter (auf einem Werbeplakat) zu stellen, sei eine Unverschämtheit. Sandrock stellt Niersbach im Juni 2015 in einem ausführlichen Statement fast auf den Heiligensockel – alles Geschichte aus der Welt der Gebrüder Grimm, denn die Realität hat wohl auch diesen Fußballfunktionär eingeholt. Dessen Seriosität war eben auch nur ein Märchen. Nach dem Sommermärchen 2006 wird beim DFB 2015 das Märchen vom seriösen Wolfgang gegeben.

Provokant könnte man sagen, wo Fußball ist, ist Korruption, aber Gott sei Dank ist nicht überall Fußball.

Soweit die politische Großwetterlagen. Und eigentlich spielt das alles für diesen Blog keine Rolle, denn es hat eigentlich nichts mit Galopprennsport und Vollblutzucht zu tun. Eigentlich – wenn da nicht der Griff des DFB nach der Rennbahn in Frankfurt wäre. Hier prallen zwei Sportarten, die sonst eher wenige Berührungspunkte haben, mit voller Wucht aufeinander.

Zur Erinnerung: Der Magistrat der Stadt Frankfurt hat angeblich dem DFB die Rennbahn angeboten, weil er den Rennsport nicht mehr als Geschäftspartner haben wollte. Und dafür hat er einen unglaublich günstigen Preis gemacht, der aus vielen Gründen nicht nachvollziehbar ist.

Die schwarzgrüne Stadtregierung hat ein Filetstück verschleudert. Es wurden Verträge gemacht, obwohl es auf dem Gelände mehrere gültige Pachtverträge mit teilweise langen Laufzeiten gibt. Der Betreiber der Golfanlage hat z. B. einen bis 2039 laufenden Vertrag.
Und langsam muß man bei der Gemengelage im Großen die Frage stellen, wie das denn mit der Rennbahn im kleinen gelaufen ist. Der Pachtpreis ist genial für den Erbpächter und desaströs für den Pachtgeber. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung war die Stadt gar nicht im Besitz des Grundstücks und jetzt laufen Prozesse mit den Pächtern mit ungewissem Ausgang – und die Stadt hat einen neuen Partner der ganz offensichtlich in einen großen Korruptionsskandal verwickelt ist.

Könnte es nicht auch sein, daß der DFB dem einen oder anderen Verantwortlichen ein paar nette Gefälligkeiten erwiesen hat. Es wäre nur eine konsequente Anwendung der wohl gängigen Geschäftsprinzipien des DFB. Das sind natürlich nur Spekulationen und eine Klärung kann nur durch staatsanwaltliche Ermittlungen erfolgen. Würde das FBI in der Sache ermitteln, würde man sich vielleicht in der gleichen Weise über den DFB äußern, in der man sich bereits über die Fifa geäußert hat.

Es bleibt jedenfalls spannend mit der Rennbahn und sie wird im Wahlkampf für die Kommunalwahl eine Rolle spielen. Denn bis dahin wird es in den Vertragsfragen kein endgültiges Urteil geben!

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