Es schlug fast wie eine Bombe ein. Nicht einmal vier Wochen nach dem Derbymeeting hat das DVR den führenden Rennvereinen mitgeteilt, daß das Derby ab 2013 neu ausgeschrieben wird. Bewerbungen konnten bis zum 10. August beim DVR abgegeben werden. Es werden einige Bedingungen genannt, wie die Abhaltung von mindestens vier zusätzlichen Renntagen und ein gesellschaftliches Rahmenprogramm.
Es wundert doch einigermaßen, daß das Direktorium das Derby “einfach mal so” ausschreiben kann. In einer dieser Tage veröffentlichten Presseerklärung, die vom Präsidenten des DVR, Albrecht Woeste gezeichnet wurde, wird das u. A. damit begründet daß das DVR die Renntermine vergibt. Diese Begründung scheint auf sehr dünnem Eis gebaut. Aus dem Recht zur Vergabe der Renntermine das Recht zur beliebigen Verteilung von Gruppe-Rennen herzuleiten, ist mehr als weit hergeholt.
Fakt ist, daß fast alle großen Rennen des Turfs nicht nur in Deutschland von einem Rennverein ins Leben gerufen wurden oder von einer Persönlichkeit gestiftet wurden. Das Derby entstammt einer Initiative des Hamburger Rennclubs, ein Rennen nach englischem Vorbild für dreijährige Pferde zu veranstalten und das wie sein englisches Vorbild “Derby” genannt und 1869 erstmals gelaufen wurde. Es stammt aus einer Zeit, als von einem DVR noch nicht gesprochen wurde, es ist älter als die Deutsche Einheit im Bismarck-Reich.
Über konkrete Gründe schweigt sich das DVR aus. Sind sie aktueller Natur oder historisch bedingt? Um welche Details geht es? Wenn das DVR indirekt in der Presse-Erklärung anklingen läßt, daß es gegenüber den Aktiven die Abrechnung sicherstellen muß, dann ließe das Schlüsse zu, die nach Auskunft verschiedener Aktiver absolut unbegründet und nicht haltbar sind.
Es ist weiterhin Fakt, daß die Kostenträgerschaft für das Rennen nicht durch das DVR erfolgt, sondern durch den Hamburger Rennclub. Der HRC trägt die Kosten, wird ein Überschuß aus der Veranstaltung erzielt, geht dieser in die Vereinskasse und nicht in die DVR-Kasse. Der HRC soll zwar vom DVR für die Veranstaltung der Derbywoche finanzielle Unterstützung erhalten. Es ist aber nicht allgemein bekannt, ob diese Unterstützung höher ist, als sie andere Vereine mit einem ähnlichen Rennprogramm erhalten.
Zur Erinnerung: In den guten Jahren des Sports wurden Gruppe-Rennen zuweilen verkauft. So war unter anderem der Kölner RV damals Aufkäufer und hat sein Jahresprogramm deutlich aufgewertet. Die “Ablöse” wurde aber regelmäßig an den verkaufenden Rennverein gezahlt und nie an das DVR. Daß der Kölner RV diese Rennen heute teilweise wieder abgibt und sich freut, wenn ein anderer RV ein Gruppe-Rennen veranstaltet, ist noch eine andere Sache. Aber auch hier wird das Geschäft ohne das DVR abgeschlossen. Oder will jemand behaupten, daß die Verlegung des Rheinland-Pokals von Köln nach München auf Anordnung des DVR erfolgt ist und dies alles ganz leise hinter den Kulissen über die Bühne gegangen ist?
Die Toto-Umsätze in Deutschland sind von Januar bis Juli um rund 2 Mio gesunken, Hamburg hat hingegen den Umsatz gehalten und die Umsatz je Rennen marginal gesteigert. Und dies bei denkbar schlechten Rahmenbedingungen durch die Europameisterschaft und die Tatsache, daß statt an zwei Wochenenden zu veranstalten, nur an einem Wochenende veranstaltet und der Hansa-Preis an einem Wochentag gelaufen wurde. Am Mittwoch wurden in HH mit dem “Langen Hamburger” (Listenrennen) als Tageshöhepunkt rund 325.000,- EUR umgesetzt. So schlecht kann die Arbeit, die in Hamburg gemacht wird, also nicht sein. Als Vergleich, der Bewerber München hat am Bayernpokal-Tag mit einem Gruppe-1 Rennen knapp 200.000 EUR Umsatz, davon 100.000 auf der Bahn erzielt. Mit derart schlappen Zahlen gibt sich Hamburg nicht ab. Zur Diana, immerhin der zweitwichtigste Klassiker, wurden an einem Sonntag bei allerbesten Bedingungen mit 378.000 auch nicht viel mehr Umsatz gemacht als Mittwochs in Hamburg. Die Umsatzmillionen, die HH am Derbytag erzielt, ist man auf allen NRW-Bahnen inzwischen Lichtjahre entfernt. Und dieser “Umsatzhochburg” will man die Lampe abknipsen?
Hamburg hat, soweit man das von außer erlebt, eine gesunde Vereinsstruktur. Natürlich ist Idee Kaffee der größte Gönner des Vereins, aber das Engagement von Herrn Darboven wird nicht annähernd so hoch sein, wie das Engagement der Präsidenten von München, Baden Baden und Hoppegarten. Angenommen, das Derby würde an einen der drei interessierten Vereine vergeben. Die drei Bewerber leben im Wesentlichen von Ihren Präsidenten, gestandenen Persönlichkeiten im Wirtschaftsleben und hoch reputiert im Rennsport. Ihr Engagement kann man gar nicht hoch genug würdigen. Aber was geschieht mit den Vereinen, wenn die Präsidenten abtreten und sich aus dem Sport zurück ziehen? Sind diese Vereine dann wirtschaftlich ansatzweise noch in der Lage, eine Derbywoche zu stemmen oder geht das Derby dann als ungeliebtes, weil nicht mehr zu bezahlendes Rennen auf Wanderschaft? Nur ein Gedankenspiel, aber ziemlich realistisch und grausam zugleich.
Wie der Präsident des DVR in der Presser-Erklärung ausführt, sieht er gute Chancen, aus dem Derbymeeting ein Event mit internationalem Format zu machen. Als wenn der Rennsport in Deutschland keine anderen Sorgen hat. Und wie soll das funktionieren? Zwei Zahlen zum nachdenken. 2002 zahlten die Gruppe-2 Rennen in Deutschland durchschnittlich 113.423 EUR, in Frankreich 102.037. 2011 waren es in Dtld dann noch 85.727 EUR. Über Standard waren noch die beiden Klassiker und das Union-Rennen. Der ist auf 70.000 EUR Mindestdotierung .“eingedampft”. In Frankreich wurden 2011 145.556 EUR im Schnitt in Gruppe-2 Rennen gezahlt. Während die Dotierung in Deutschland um rund 25 Prozent gesunken ist, ist sie in Frankreich im gleichen Zeitraum um rund 42 Prozent gestiegen. Die Standarddotierung für Gruppe-2 beträgt in Frankreich 130.000 EUR, fast das doppelte von der deutschen Standard-Dotierung.
Während die deutsche Vollblutzucht höchsten internationalen Standard genießt, ist der Rennsport im Vergleich zu den großen Rennsportländern in Europa nur noch zweite Wahl. Es gibt wenige Rennen, die Dotierung ist schlecht und es gibt zu wenig Pferde. Die Guten werden sehr schnell ins Ausland verkauft, weil der Verkauf einfach rentabler ist, als das Pferd in eigenen Farben im Rennsport laufen zu lassen.
Welche deutschen Pferde sollen denn bei diesem internationalen Event laufen, welche guten Ausländer sollen denn bei den aktuellen Dotierungen nach Deutschland kommen? Glaubt man wirklich, mit unseren Rennpreisen bessere französische oder gar englische und irische Pferde am Start zu sehen, wenn die besten Deutschen laufen? Und wo schließlich soll das viele Geld herkommen, das man für ein solches internationales Spitzen-Event benötigt? Das sind Träumereien, aber keine brauchbaren Ideen!
Hamburg zahlt immer noch die mit die besten Rennpreise der Republik. Vor allem die Basis-Rennen sind deutlich besser dotiert als auf den meisten anderen Rennbahnen. Was geschieht mit der Hamburger Rennbahn, wenn das Derby weg ist? Wie sieht es mit den anderen Gruppe-Rennen aus, dem Hansa-Preis etc.. Das DVR macht dazu keine Aussagen und man kann nur böses ahnen.
Die Rennvereine sind die Veranstalter der Rennen. Sozusagen der “Betrieb” in der “Volkswirtschaft Galopprennsport”. Der Betrieb ist die Stätte wirtschaftlichen Handelns und es wäre wünschenswert, wenn von Köln diese Betriebe bzw. Rennvereine gestärkt werden. Gesunde Rennvereine können gute Rennpreise zahlen, mit denen sich der Rennsport wieder entwickeln kann. Man bekommt den Eindruck, das man genau das nicht möchte, sondern den Einfluß des DVR zu Lasten der Rennvereine zu stärken. Es kann aber keine erfolgreiche Rechnung sein, wenn man eine Position dadurch zu stärken versucht, daß man andere Positionen schwächt. Der Verlierer einer solchen Politik wäre der Rennsport und das DVR keinesfalls ein Gewinner. Mit Hamburg, so scheint es, gibt es die erste große Machtprobe und je nachdem, wie sie ausgeht, wird das erheblichen Einfluß auf die Galopplandschaft der Republik haben.
Man muß für Hamburg das Allerbeste hoffen.
Eine sehr gute Auflistung von Fakten, aber eigentlich alles Nebensache. Der wahre Wert dieses Beitrags ist der letzte Absatz: “Die Rennvereine sind die Veranstalter der Rennen. Sozusagen der “Betrieb” in der “Volkswirtschaft Galopprennsport”. Der Betrieb ist die Stätte wirtschaftlichen Handelns und es wäre wünschenswert, wenn von Köln diese Betriebe bzw. Rennvereine gestärkt werden. Gesunde Rennvereine können gute Rennpreise zahlen, mit denen sich der Rennsport wieder entwickeln kann. Man bekommt den Eindruck, das man genau das nicht möchte, sondern den Einfluß des DVR zu Lasten der Rennvereine zu stärken. Es kann aber keine erfolgreiche Rechnung sein, wenn man eine Position dadurch zu stärken versucht, daß man andere Positionen schwächt. Der Verlierer einer solchen Politik wäre der Rennsport und das DVR keinesfalls ein Gewinner. Mit Hamburg, so scheint es, gibt es die erste große Machtprobe und je nachdem, wie sie ausgeht, wird das erheblichen Einfluß auf die Galopplandschaft der Republik haben.”
Sehr treffend beschrieben. Aber warum reden Sie denn nicht Klartext, Herr Generalfeldmarschall. Diplomatie ist hier nur noch bedingt gefragt. Köln meint, es wäre Rom und Rom hat von den Provinzen bedingungslosen Gehorsam gefordert. Und Möchtegern-Rom will die Rennvereinen willfährige Vasallen degradieren. Und Hamburg hat als Verein zuviel Selbstbewußtsein und ist das vermeintlich erste Opfer einer harten Linie. Man kann nur hoffen und jeden Tag beten, daß die Hamburger hart bleiben.
hier stimmt bereits die eingangsentenz nicht; das dvr hat nicht das recht reklamiert, beliebig etwas zu verteilen, sondern eine ausschreibung vorgenommen. dem schließt sich dann eine prüfung von etwaigen konzepten an. möge der bessere gewinnen.
ansonsten läßt ihr beitrag schmerzlich kenntnisse hinsichtlich der situation vor ort vermissen. sie kennen die zahlen nicht, sie unterschlagen die vorgeschichte, die sich u.a. in vorstands protokollen des dvr niederschlägt, und zwar bereits 2011. das war eine geschichte mit ansage, und keine überraschung aus heiterem himmel. hätte man natürlich geschmeidiger kommunizieren können, aber amn notwendigen kern der botschaft ändert das nichts.
sie sind am ende des tages mangels eigenen engagements im sport nicht in der lage, die finanziellen aspekte der veranstaltung zu würdigen. ob es jemand besser kann, ist nicht bekannt, das wird man sehen. aber daß es so nicht mehr weitergehen kann, daß kann jeder sehen, der das derby seit jahrzehnten erlebt hat.
der hrc behauptet bis jetzt auf seiner home page, es kämen 90-120.000 leute zum meeting. es waren aber nur 40.000. es war mal der mit abstand bestbesuchte tag im deutschen rennnkalender; heute ist er hinten in den top ten, wenn überhaupt.
früher mußte man zwei rennen vor dem derby zum führring, wenn man die derby pferde sehen wollte. heute kann man gemütlich vor dem rennen hinschlendern, ne wurst essen, was wetten, und zurück zum geläuf. alles kein problem mehr.
das sind die fakten, herr rumstich.
grüße,
h.schmelz
Es ist unbestreitbar Vieles ist im Argen im Sport. Aber es wird nicht dadurch besser, daß man den Austragungsort des Derbys wechselt? Zu den 1000 Guineas war der Besuch in Düsseldorf auch SEHR übersichtlich. Hat man das Rennen deswegen neu ausgeschrieben? Europameeting auf einen Tag geschrumpft, kein Vergleich mit dem Besuch früherer Tage, in Baden ist es auch leerer geworden, überdeckt durch den Danedream-Erfolg, München mit 200.000 Toto am Gruppe-1 Tag etc. Man könnte Die Liste noch beliebig verlängern.
Sitzungsprotokolle des DVR sind mir nicht bekannt und sie werden ja auch nicht öffentlich diskutiert. Teilweise ist das sicher richtig, aber Kernaussagen sollten in einer im Rennsport leider kaum vorhandenen kritischen Presse ebenso wie Aufsichtsratssitzungen von Publikumsgesellschaften kommentiert werden. Kommunikation ist nun mal eine der Schwachstellen des Rennsports.
Ich will hier jetzt auch keine Diskussion um Markenführung, Markenkommunikation, Marketing und Werbung starten. Aber fest steht, daß der Rennsport zentral und regional in der Ansprache neuer Kunden sehr schlecht aufgestellt ist. Einzelne Vereine beweisen, daß es auch anders geht, aber auch dieses Vereine haben nicht das Wettpotential, das Hamburg immer noch mobilisieren kann.
Ich bleibe dabei – man wird den Rennsport nicht dadurch stärken, daß man einzelne oder alle Vereine schwächt. Wenn das DVR in HH eklatante Mängel in der Veranstaltung sähe, wäre es sicher dienlich, diese frühzeitig auch in der Öffentlichkeit zu diskutieren und für Abhilfe zu sorgen. Wenn das DVR in den Verein hinein regieren kann oder will, dann vorzeitig und in offener Diskussion und nicht in geheimer Kabinettspolitik. Dann gehört eine ToDo Liste an die Öffentlichkeit und sie muß abgearbeitet werden und die Mängel sind zu diskutieren.
Aus einer solchen Analyse könnte man einen vorzüglichen Wettstreit der Vereine machern – wenn man denn wollte. Dazu sind natürlich auch Ideen gefragt
Außerdem, was geschieht denn nach drei Jahren? Der Verein will oder kann dann nicht mehr und das Derby wird wieder ausgeschrieben – Das Rennen des Jahres als heimatlose Wanderveranstaltung – und irgendwann treffen wir uns dann zum Derbymeeting in Neuss auf der Sandbahn? Belgien läßt grüßen.
Was geschieht mit Hamburg, wie soll es da weiter gehen ohne Derby? Fragen über Fragen und keine Antworten.
Grüße
NR
sie zäumen das pferd wie gewohnt von hinten auf. antrieb ihres vortrags ist ihre vermeintliche erkenntnis, herr tiedtke könne nichts. das verbindet sie mit ihren basis mitstreitern. aus dieser erkenntnis erwächst ihnen bei jeder gelegenheit eine argumenation zu diesem oder jenem thema, ohne daß besondere kenntisse dieses spezielle thema betreffend vorhanden sind. statt sich um die frage zu kümmern, wie es denn wohl in hamburg weitergehen könnte, schreiben sie, daß es in jedem fall weitergehen muß. offenbar um jeden preis. nur gehören sie niemals zu den zahlern. sie sind ja sogar bei der bv nicht mehr dabei, wie man hört. was regen sie sich also so vehement über diese dinge auf? die themen sind zu ernst, als daß sie ihre leier tietdke auflegen können. hat der die zuschauer in horn vergrault? sie können ihn nicht leiden, das ist völlig in ordnung, aber dadurch wird es in hamburg bestimmt nicht besser.
Was Sie als meine vermeintliche Erkenntnis darstellen, entspricht nicht der Realität. Ebenso halte ich Ihre Personalisierung für nicht zutreffend. Außerdem sind Ihre Ausführuingen teilweise nicht dne Tatsachen entsprechend.
Es bleibt die bis heute nicht beantwortete Frage nach dem Sinn der Derbyausschreibung und den Folgen eines möglichen Wechsels des Austragungsorts. Der einzige bietende Verein außer Hamburg lebt nach allen Eindrücken im Moment von seinem Präsidenten, der auch nicht mehr gerade jugendlich ist. Was passiert, wenn dieser passionierte und leidenschaftliche Vollblutsportler den Verein nicht mehr präsidiert oder sein Engagement reduziert? Wird dann das Derby wieder neu ausgeschrieben, wandert es wieder auf eine andere Bahn – verkommt es dann zur “Wanderhure”?
Es geht nicht allein um die Derbyausschreibung. Wenn die Büchse der Pandora erst einmal offen ist, weiß man nicht, welches Unheil noch alles kommen kann.
Ihre Ausführungen zum Fortbestand der Hamburger Bahn könnte man durchaus so interpretieren, daß es Ihnen relativ egal ist, was mit dem Galopprennsport in Hamburg geschieht. Bei allen Problemen, die man in Hamburg hat, ist das immer noch einer der umsatzstärksten Standorte in Deutschland. Hamburg am Mittwoch schafft mehr als den doppelten Umsatz von Düsseldorf am Sonntag und mehr fast das doppelte vopm Derbykandidaten München an einem Gruppe-1- Sonntag. Man kann einen Standort auch schlecht reden und das scheint Ihnen aufgrund persönlicher Animositäten gerade ziemliche Freude zu bereiten.
Sie meinen immer wieder, daß nur Kostenträger in Ihrer Definition das Recht zur Kritik haben. Sie haben die falsche Perspektive – fragen Sie doch mal lieber, warum nach dem von der BV versandten Jahresberichts des DVR von 2010 Besitzern im Jahr 2000 im Jahr 2011 nur noch 1248 übrig geblieben sind. Das ist ein Aderlaß von fast 800 Besitzern, von fast 40%. Fragen Sie doch mal, warum so viele Besitzer die Segel gestrichen haben. Aber Sie kennen die Zahlen ja selbst, ich brauche sie Ihnen ja nicht alle aufzuschreiben.
Nicht ich zäume das Pferd von hinten auf, ich würde eher sagen, daß das DVR das Pferd im Moment von hinten aufzäumt und entgegen Ihrer Vermutung mache ich das nicht an der Person von Herrn Tiedtke fest. Ob ich Herrn Tiedtke leiden kann oder nicht, ist unerheblich und ich habe keinerlei Animositäten. Ich kann seiner Politk im Moment allerdings nicht folgen.
Was ist die Strategie des DVR, wohin soll die Reise gehen. Welche Meilensteine sollen wann erreicht werden, welche Anforderungen werden an die Vereine gestellt – prinzipiell und im Einzelnen? Wie stellt sich der Rennsport im Freizeitmarkt auf. Was wird die zukünftige finanzielle Basis des Sports sein, wie soll diese verbessert werden? Nur ein paar Stichworte ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Der Rennsport übt seit rund 6 oder 7 Jahren Struktur-Reform. Nachdem die Struktur-Reform I gescheitert war und zu Grabe getragen wurde, wurde im Feb 2009 die Struktur-Reform II aus dem Hut gezaubert – wollen Sie diese als erfolgreich bezeichnen?
Dem Rennsport fehlt eine öffentliche Diskussion um die Ausrichtung. Genauso wie Frau Merke wird ein Konzept erdacht und als alternativlos der Öffentlichkeit präsentiert. Ob das nun die Politk ist oder öffentlich agierende Unternehmen oder auch Sportverbände. Es fehlt einfach die kritische Diskussion über die Marschrichtung, bevor man los marschiert.
Die Taktik muß der Strategie folgen – mit taktischem Geplänkel a la Derbyausschreibung löse ich keines der bestehenden Probleme und beantwortet auch keine der drängenden Fragen.
Das Pferd von vorne aufzäumen heißt, erst die Strategie festlegen und dann die taktischen Operationen ausführen.
Die Personalisierung, und Ablenkung der Debatte auf Nebenschauplätze ist doch in der Tat Ihr Metier, Herr Schmelz. Was hat diese Sache mit der Frage zutun, wo Rumstich Mitglied ist? Er war aktiv, arbeitet seit vielen Jahren in seinem Verband und unterstützt seinen Verband und den Sport in vielfältiger Weise. Besitzer ist er nicht, was tut es also hier zur Sache, ob er aktuell in der Besitzervereinigung ist?
Aus der damaligen ‘Basis’ gibt es eigentlich nur einen, der von Anfang an sehr deutlich, auch öffentlich, auch im pesönlichen Gespräch, z.B. Ihnen gegenüber vor Herrn Andreas Tiedtke gewarnt hat. Dabei handelte es sich um meine Wenigkeit. Andere Mitstreiter, u.a. Herr Linde und eben auch Herr Rumstich sahen Tiedtke durchaus positiv und standen auch in einem freundschaftlichen oder sagen wir kollegialen Austausch mit diesem Manne. Wenn sich die Haltung gegenüber Tiedtke nun bei dem einen oder anderen abgekühlt haben sollte, so wird das sicher nicht an meinem Einfluß liegen (auch wenn mir das gefallen würde), sondern an dem, was Tiedtke seither gezeigt hat. Das ist in der Tat sehr wenig, eigentlich weniger als nichts, aber darum geht es hier nur am Rande.
In der Hauptsache geht es um Hamburg. Auch da sind Sie es, Herr Schmelz, der die Debatte immer wieder in den Bereich des Persönlichen lenkt, durch Attacken gegen Wahler und Darboven nebst Seitenhieben auf Streithorst, v. Rauchhaupt, Linde u.a. Zur Sache kommen Sie hingegen selten. Was ist denn nun der Vorwurf, der diese bisher einmalige (und m.E. auch rechtswidrige) Aktion der ‘Wegnahme’ des Derbys (oder überhaupt eines Gruppe-Rennens) rechtfertigen soll? In Ihrer Argumentation scheinen die Zuschauerzahlen der zentrale Punkt zu sein. Nach welcher Regel ist denn hier zu verfahren? Wieviele Zuschauer müssen es sein, wie sind Randbedingungen (Fußball u.a.) zu berücksichtigen? Was, wenn zukünftig auch ein anderer Ausrichter die geforderte Zahl (welche?) nicht zustandebringt? Erneuter Umzug? Das Derby in Deutschland dann allen Ernstes als Wanderzirkus?
Dann sind es wahlweise wieder andere Dinge: Das Geläuf, auch wenn es täglich von der (direktoriumsseitig bestellten und vorwiegend externen) Rennleitung sowie von einem eigens bestellten externen Geläufspezialisten begutachtet und für bespielbar erklärt wurde. Wer weiß es besser? Herr Albrecht Woeste? Herr Andreas Tiedtke? Haben die einschlägige Erfahrungen?
Ein anderer beliebter Dauerbrenner sind die Vereinsfinanzen und die Finanzierung des Meetings. Letztere wird jedes Jahr vorab – wie vom Direktorium gefordert – eingereicht und wurde bisher nicht beanstandet. Auch in diesem Jahr nicht. Daß so eine Finanzierung grundsätzlich erst im letzten Moment steht, sollte sich von selbst verstehen. Ansonsten ist dies kein Punkt, der einer öffentlichen Diskusson bedarf, die z.B. das Einwerben von Fördermitteln und Sponsorengeldern behindert. Als Vereinsmitglied können Sie das mit Ihren Vereinskameraden ausmachen. Als Besitzer sollte es Ihnen genügen, daß bisher jedes Derbymeeting ordnungsgemäß und pünktlich abgerechnet wurde. Wenn es seitens des Direktoriums Beanstandungen gäbe, hätte man diese wohl vorgetragen, was m.W. nicht der Fall ist.
Was die ordnungsgemäße und transparente Mittelverwendung angeht, besteht im übrigen seit langem und weiterhin an ganz anderen Stellen (BV, Direktorium, Geman Racing) dringender Handlungsbedarf (Stichwort z.B. ‘Zukunftsfond’)!
Unterm Strich ist gerade Ihren Ausführungen, Herr Schmelz, zur Sache nichts zu entnehmen, was die Ausschreibungsaktion auch nur im Ansatz rechtfertigen würde. Damit soll keineswegs gesagt sein, daß in HH alles in Butter wäre und man einfach so weitermachen soll. Aber wo bitte ist es besser? Und wer befindet darüber? Nach welchen Regeln und auf welcher Rechtsgrundlage?
Matthias Tamrat (aka layman, aka experte)
lieber herr tamrat,
sehr richtig, zentralargument in meiner rede sind die schlechten zuschauer zahlen. ich kann mir auch wenige daten vorstellen, die geeigneter wären, der erfolg eines renntages besser zu dokumentieren. zur erinnerung, der hrc bewirbt sein meeting auf seiner home page mit 90-120.000 zuschauern, dem bestbesuchten renntag des jahres. er zählt aber nur 40.000. gleichzeitig kommen in hannover, baden baden, köln, münchen und hoppegarten an ausgewählten renntagen mittlerweile mehr zuschauer.
der hrc wirbt mit 90.-120.000 zuschauern um sponsoren. es sind aber nur 40.000. was sollen die denken, wenn die das mal nachzählen? was soll der senat denken, wenn der hrc mit 90.-120.000 wirbt, aber nur 40.000 gekommen sind, wie jeder unschwer erkennen konnte, der auf der bahn war. vielleicht ist das engagement des senats ja auch ausdruck der fähigkeit, schlüsse aus diesem vortrag zu ziehen.
wieviele sponsoren, denen man dieses märchen erzählt hat, haben selbst mal kurz recherchiert, und dann ohne gründe dankend abgesagt? oder welche machen nicht mehr mit, weil sie noch vom vorjahr gewarnt sind?
was wäre los, wenn bei bayern münchen statt früher 115.000 im schnitt nur noch 40.000 kämen, wohingegen im gleichen zeitraum bei 96 statt früher 25.000 auf einmal 55.000 kämen? was würden trikotsponsoren, bandenwerber etc. dazu sagen, wenn man ihnen diese oder, wie der hrc, die falschen zahlen präsentierte?
ich glaube, herr hönöß und seine kollegen hätten einen ganz schweren stand bei solcher gemengelage. man würde fragen, was machen die falsch? und onkel franzl würde sagen, so könne es nicht weiter gehen. zu recht.
grüße,
h.schmelz
Lieber Herr Schmelz,
Sie haben recht und niemand wird das bestreiten, daß die Zuschauerzahlen am Derbysonntag unbefriedigend waren! Daran muß dringend gearbeitet werden und alle sollten dabei an einem Strang ziehen. Zunächst gilt es, die vielfältigen Gründe zu erkennen. Einige nennen Sie:
- Verärgerung über die Sichtverhältnisse (die Großzelte sind schon weg aber weitere Maßnahmen sind vonnöten).
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (ganz klar ein Bereich, in dem nachgebessert werden muß. Seitens des HRC aber ganz besonders auch seitens des Direktoriums, dem zu diesem Zweck u.a. die Fernsehrechte abgetreten wurden und das hier auch sonst viel mehr versprochen hat, als es einlöst. Die Coverage des Derbys auf German Racing kann man im nachinein schon fast nur noch als Sabotage bewerten.)
- Zustand der Anlage (Ebenfalls ein weites Feld. Die neue Doppelrennbahn oder eine sonstige nachhaltige Verbesserung wird es wohl nur geben, wenn der Bestand des Derbys in Hamburg auf Dauer gesichert scheint. Auch dann tut sich da nichts über Nacht. Bis dahin muß man sich mit kleineren Maßnahmen behelfen, daran muß gearbeitet werden, daran wird nach meiner Überzeugung gearbeitet. Im übrigen trifft das auf sehr viele Rennbahnen mehr oder weniger zu.)
Eine weitere Ursache war in diesem Jahr die Terminlage. Der übliche Ablauf, auf den viele auswärtige Besucher eingestellt sind, war veändert. Vor allem aber fiel der Derbytag mit dem EM Endspiel zusammen. Wegen des hohen Anteils auswärtiger Besucher mußte sich das auswirken. Viele, die das Derby deshalb fallenlassen, kommen dann vermutlich gar nicht. Ob man diesen ungünstigen Termin hätte abwenden können, seitens des Direktoriums, darüber sind wir unterschiedlicher Auffassung. Wenigstens gibt es dieses Problem nicht jedes Jahr.
Außerdem führen Sie zwar an, daß auf einigen Rennbahnen auch schon mal mehr Zuschauer gezählt wurden, Sie wissen aber ganz genau, daß dies nur ausnahmsweise der Fall ist (‘an ausgewählten Renntagen’) und die Regel durchaus anders aussieht. Gerade jetzt haben München und Düsseldorf hier wieder besonders traurige Ergebnisse gehabt.
Es handelt sich somit um ein Problem aller Rennbahnen, des Sports insgesamt, schon deshalb ist es unsinnig, hier Hamburg herauszugreifen und zu bestrafen! Wenn der Sport aus dieser Situation noch einmal wieder herauskommen will, wird das nur mit gemeinsamer Anstrengung gehen und nicht mit Abstrafen und Ausgrenzen einzelner vermeintlicher Übeltäter! Es zeigt sich leider, daß die Anstrengungen von German Racing hinsichtlich ‘zentraler Vermarktung’ nur sehr langsam greifen, wenn überhaupt. Am besten läuft es bei den Vereinen, die selber aktiv sind und sich weniger auf GR verlassen: Hannover, Iffezheim, Hoppegarten. Auch Hamburg sollte sich mehr bemühen, zu dieser Gruppe von Veranstaltern zu stoßen!
Was nun die Sponsorenwerbung betrifft, so wurde dieser Text ja jedenfalls nicht *nach* dem aktuellen Derby verfaßt. Die Erwartungen bezüglich Zuschauerzahlen wurden nicht erfüllt. Was man zukünftig für Erwartungen weckt – auch hier haben Sie recht – muß sorgfältig überlegt werden.
Alles in allem sind Ihre Ausführungen nur stellenweise korrektur- oder sagen wir ergänzungsbedürftig. Was ich diesen allerdings auch nicht einmal im Ansatz entnehmen kann ist irgendeine Rechtfertigung oder auch nur Begründung für die völlig unerhörte, nie dagewesene, juristisch fragwürdige und allen Absprachen sowie jedem Anstand zuwiderlaufende Ausschreibungsaktion des Direktoriums!
H&B, Matthais Tamrat
wir kommen der sache langsam näher. das ist erfreulich. die zuschauerzahlen sind seit jahren rückläufig, und das muß dringend geändert werden. woran liegt das? es liegt nach meiner einschätzung an hamburg, also an dem, was man den platz nennt. die summe der harten und weichen fakten. der platz ist dringend renovierungsbedürftig, dazu müssen die zuschauer, die weggeblieben sind, wieder geholt werden.
ich sage, der vorstand hat sich jahrelang nicht um das gemeine volk gekümmert. werbung in der stadt ist weitgehend verschwunden, stadtteilblätter wurden vergrault resp. weggebissen. die anlage ist nicht mehr für normale leute gemacht, siehe sichtbeschränkungen, ungepflegte wege, nicht geschnittene sträucher etc., siegerehrungsplatz. vieles ist dem vorstand gesagt worden, quittiert mit “danke, interessanter vorschlag”, aber nichts ist passiert. der abbau der zelte war zwangsläufig wegen der sinkenden käufer von plätzen, die siegerehrungsplatzverlegung zurück kam jahre nach der kritik aus allen richtungen, und wurde als eigener geniestreich verkauft. das geläuf war nach jahren der erholung wieder am ende.
die veröffentlichten mediadaten sind ein skandal, denn die zahlen stimmen seit jahren nicht mehr. das hat methode, das ist kein ausrutscher. seit montag weiß der vorstand um diese geschichte, wie auch das medienunternehmen, welches diese seiten aktuell betreut. nichts passiert. ein vorstandsmund beschwert sich bei mir, ich würde hochvertrauliche daten an die öffentlichkeit verraten. was für ein kollossaler unfug. 1. steht das so wörtlich auf der seite, 2. werden diese daten offenkundig an potentielle kunden, also dritte, weitergegeben, und 3. findet dieser mann es offenbar völlig in ordnung, daß die leser getäuscht werden.
daß das dvr den fall auch hätte anders kommunizieren können, ist unbestritten. aber es ist eben auch wahr, daß bereits in den vorjahren entsprechende hinweise – hinter den kulissen – gegeben wurden. leider ohne erfolg. bezüglich der juristischen grundlage kann sich jeder sein eigenes urteil bilden.
wie man der turf-times entnehmen kann, will sich hamburg nun bewerben. hoffentlich wird das was.
Teilweise Argumente, die man nicht vom Tisch wischen kann, die aber in gleicher Form für fast alle Bahnen in Deutschland gelten. Gucken Sie sich die Tribüne in Köln an, die zweite Etage ist seit “ewig” gesperrt etc..
Es sind aber nicht diese Probleme, über die man zuerst diskutieren muß, es sind die Ursachen dieser Probleme, die zuerst diskutiert werden müssen.
Aber aus all dem läßt sich nicht das Recht des DVR ableiten, das ureigene Derby des HRC einfach mal so auszuschreiben!
aber weil experte ja nun bei racebets resp. der beteiligungs gmbhcokg war, wie ging denn das nun aus? gibt es was zu berichten?
danke und grüße,
h.schmelz