Es war lange Zeit um das aus England stammende “Ungarische Wunder” still geworden. Nach dem Drama an der Startbox zur Goldenen Peitsche in Baden-Baden und dem ausdrucklosen Laufen hat man dem Pferd scheinbar mal die dringend nötige Ruhe zum Ausheilen der Hufprobleme gegeben.
Jetzt hat er sich am Sonntag in Hoppegarten in einer leichten Aufgabe eindrucksvoll zurück gemeldet. Hochüberlegen 6 Längen lautete der Richterspruch. Die Gegner waren in dem mit 10.000,- EUR dotierten Altersgewichtsrennen sicher nicht erste Wahl, aber nicht nur der Ton macht die Musik, sondern auch die gelaufene Zeit war erstklassig und daß, obwohl Overdose praktisch “ohne Gegner” lief. Die 1000m in 54,1 Sekunden sind europäische Spitzenklasse. In Deutschland gibt es einige schnellere Zeiten für die Distanz, Dortmund und Köln haben bzw. hatten 1000m-Geraden, aber die sind oder waren nur knappe 1000m, wohl eher 950 besonders in Dortmund, so daß die gelaufenen Zeiten nicht ganz echt sind.
Dieses Manko hat Hoppegarten nicht, auf der Geraden Bahn können 1400m gelaufen werden und somit ist die Distanz “echt”. Wirft man einen Blick auf die europäischen Rennen der Sprinter-Elite, dann ist die Zeit erstklassig! Mit knackigen 66 km/h ist er das Rennen gelaufen.
Während bei Rennen ab 2000m der Rennverlauf einen großen Einfluß auf die Zeit hat, ist dieser Faktor bei den Sprintern minimal. Aus der Maschine raus, wird volles Tempo gelaufen. Kein taktisches Geplänkel, einfach full Speed über die Distanz. Deswegen kann man auf den kurzen Distanzen die Zeiten als echte Elle für die Klasse eines Pferdes nehmen.
Es bleibt zu hoffen, daß die Hufe bei Overdose nicht wieder zum Sorgenkind werden. 2009 startete er auch fulminant in einem eigens für ihn ausgeschriebenen Rennen in seiner Heimat auf der Budapester Bahn in die neue Saison um danach für lange Zeit auf Feierschicht zu gehen. Zu wünschen wäre es dem symphatischen und sehr sensiblen Braunen, dem bei jedem seiner Auftritte die Sympathien entgegen schlagen, sehr. Ein gutes Jahr mit einem Gruppe-1-Treffer in einem der renommierten Sprinterrennen und er hätte sich die Deckhengstbox redlich verdient. Gut genug scheint er zu sein. Der Sieger im Wiederholungslauf des Prix de l’Abbaye de Longchamp 2008, an dem Overdose nicht mehr teilnahm, brauchte 3/10 Sekunden länger.