Von einer spektakulären Großen Woche schreibt German Racing über das anstehende Meeting in Baden Baden. Spektakulär – da kommen die wildesten Gedanken. Enable wird in den Yorkshire-Oaks gestrichen und startet vor dem Arc im Großen Preis von Baden oder was ganz wildes eben.
Bisher hat ein Pferd die Yorshire-Oaks und dann nach den Arc gewonnen. Das war Enable 2017, aber zwei Pferde haben den Großen Preis von Baden und dann den Arc gewonnen – Marienbard und Danedream. Und Star Appeal hat 1975 ein vierter Platz in Baden für den Sieg in Paris gereicht, so gut war der Sport damals in Deutschland. Die Chance, nach einem Sieg in Baden Baden auch den Arc zu gewinnen, ist – rein statisch betrachtet – also doppelt so hoch, wie nach einem Sieg in den Yorkshire-Oaks. Irgendwo eine spektakuläre Fehldisposition des Trainers….
Aber Enable wird nicht kommen, das ist eine spektakuläre Phantasie. Was ist denn sonst spektakulär an dieser Großen Woche? Die Rennpreise sind es nicht, die sind wie immer Deutscher Standard. Nicht mehr die besonderen Rennpreise, die Baden Baden einst zahlte, als man durchaus auf Augenhöhe mit den großen internationalen Veranstaltern auftrat. Damals gab es 128.000 DM in Gruppe III zu gewinnen, mehr als in Frankreich, dort gab es Pi mal Daumen umgerechnet nur 110.000 DM. Damals schwebte Baden Baden zwei Etagen über Turfdeutschland – Hamburg in den 90ern einmal ausgenommen, die waren ähnlich hoch. Damals waren die Ausgleich IV mit 15.000 DM in Baden Baden dotiert, viel mehr als im Rest der Republik.
Das war irgendwie schon spektakulär – und auch die Umsätze waren es. In einem Rennen hat man in Baden Baden so viel gemacht, wie die Veranstalter im Westen am ganzen Tag, wenn sie während des Meetings veranstaltet haben. Baden Baden war „outstanding“ Aber das alles ging zum Henker als der Tod mich fort gerafft, heiß es in Offenbachs Orpheus. Tod ist man Gott sei Dank noch lange nicht – aber Glanz und Glorie hat man verloren. Die glorreichen Zeiten sind nicht mehr. Deutsche Mindestdotierung wird in Baden Baden in den Black Type Rennen gezahlt. Mehr nicht. Früher hätte man sich deswegen geschämt. 1,25 Mio Geldpreise werden ausgeschüttet – damit hätte man noch nicht einmal den ersten Tag des gerade in York stattfindenden Ebor-Meetings finanzieren können. In Baden reicht das jetzt für eine ganze Woche.
Ja natürlich, die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Die „Grande Armee“ unterhält in Baden keine Garnison mehr, und mit den Kuren ist das auch nicht mehr so, wie das früher mal war und deswegen ist die Bäder- und Kurverwaltung auch nicht mehr so spendabel, wie sie es mal war. Die Region hat sich gewandelt, dazu das geänderte Wettverhalten, weniger Pferde, mehr Fußball, die Buchmacher, denen man kaum etwas entgegen zu setzen hat oder es vielleicht auch nicht will. Zu wenig Präsenz bei den Wettannahmen etc. Probleme über Probleme und teilweise kann man sie nur in Köln lösen. Aber in Baden ist auch das Flair verloren gegangen, das man in den 90ern hatte. Das kann nur Baden selbst wieder auffrischen.
Zweifelsohne – der Veranstalter hat sich außerhalb der Rennen einiges einfallen lassen, um das Publikum zu unterhalten. Der Kino-Abend der Sport-Welt verspricht einiges. Aber der Sport ist nicht mehr „outstanding“, eher normaler deutscher Standard. Sieglosen-Rennen, Ausgleich IV und zwischendrin das „Gruppe-Highlight“. Und dann die C- und D-Promis dazu, die nerven doch nur. Das ist keine Unterhaltung, die muß man ertragen, wenn sie ihre Turfweisheiten zum besten geben.
Es fehlt das Geld, es fehlen die guten Pferde, die Stars die die Massen bewegen. In Deutschland sind sie selten geworden und wenn es sie gibt laufen sie im Ausland oder werden gleich verkauft – weil es am Geld fehlt.
Aber dafür haben wir ja jetzt in Baden Baden spektakuläre Hausmannskost.
Es ist ein Jammer.
An den beiden Badener Arc-Siegern zeigt sich auch das Elend des Rennsports in Deutschland. 2002 gewann Marienbard das Rennen 1760 in Deutschland, Danedream war Rennen 978 – und heute werden die Rennberichts-Nummern gar nicht mehr veröffentlicht.
Und inzwischen ist der Meetingsveranstalter Baden Baden einer der Veranstalter mit den meisten Renntagen.
Weil es am Geld fehlt. Das ist doch nicht wahr. Geld ist mehr als reichlich da, man kann es nur nicht mehr so unkontrolliert – Steuern, Mitverantwortung – zum Fenster raus werfen. Ein hoher sozialer Standard kostet Unmengen an Geld, das auch die Vermögenden – Rennpferde und anderen Luxus Besitzer – mit aufbringen müssen. Gehen sie mal in den führenden Rennsport Nationen zum Arzt, dann wird ihnen Angst und Bange. Was ist uns da nun wirklich wichtiger?
Selbst damals in Baden geritten, die Erinnerung an diese Zeiten schränkt die Objektivität vielleicht auch etwas ein.
wer nicht weiß wie schön das mal war muß nur das buch von herrn steigenberger lesen. heute mit einigen ausnahmen provinzrennen in denen die hälfte der starter ein gag unter 50 kg haben. b-rennen starter im alten jahrtausend. aber ponyrennen. zur aufwertung …
Jo, die Ponies haben ja mehr Kilos
gell, herr weller, da haben mir beiden spitzbuben andere zeiten erlebt. dortmals, im zelt, in horn, im letzten rennen, als herr steigenberger als einziger auf der bahn die dreierwette getroffen hat, mit zweifuffzich, und seiner war mt dabei. o mei, das waren goldgräberzeiten, klondyke in wandsbek, wenn man so sagen will. helmut kohl und helmut schmidt. der internationale herrenclub, heute frau jutta hoffmeister a la carte.
Schier unübersehbare Menschenmengen auf der Düsseldorfer Tribüne am Tag des großen Preises von Nordrhein-Westfalen 1958, der dramatische Endkampf zwischen dem Schlenderhahner Agio Jockey Fritz Drechsler und dem Franzosen Rocamador Jockey H.Signoret, dritter Liperion Jockey Horst Dünschede, vierter Pfalzteufel vor Andalusier und Mio.
Das waren wohl noch andere Zeiten.
Jetzt wird es historisch… Und als Ihrer Britischen Majestät Premierminister 1956 “Le Pretendant” in Düsseldorf laufen ließ, war die Rennbahn so voll, daß auch Ohnmächtige nicht umfallen konnten, wie mein Vater immer wieder berichtete.
Und Horst Dünschede – ich hab ihn nicht mehr reiten sehen, hab ihn als Futtermeister am Stall Spaulding bei Backes kennen gelernt. Ein Stall mit sehr eigenen Regeln und guten Erfolgen. Horst galt mal eine große Zukunft, aber er hatte eine innige Beziehung mit Schmittmann und das war der Karriere sehr abträglich. Genau wie bei Micky Liffers, der war Reisefuttermeister bei Spaulding. Und 1977 bin ich mit dem Transporter nach Gelsenkirchen zum Aral-Pokal gefahren. Micky meinte beim Verladen “man achte auf Wladimir” und Papa sagt, der Micky weiß was er sagt, setz den mal … 88 gab es glaube ich. War viel Geld für mich.
Und dann war Horst noch mal bei Jentzsch am Stall. Da hab ich ihn noch ein paar mal gesehen, aber er war krank, saß auf der Bank und konnte nichtmehr arbeiten. Dieser kräftige Kerl war fürchterlich in sich zusammen gefallen. Ich hab ihn mehr an der Stimme als am Aussehen erkannt. Bald danach war er tod. Der Krebs hatte gewonnen.
So werden hinter den Kulissen die Kurse ‘runtergeredet.
Ohne die Eppings mehr Geld an den Wettkassen.
Ich habe mein ganzes Leben lang mit, für und von den Vollblütern gelebt, ich erlaube mir Ihnen zu sagen: “Sie reden, nein nicht das S Wort, dummes Zeug, mein Lieber Un Coeur B. Mir ist und war immer, bewusst, dass meine Arbeit dem Spaß und Vergnügen dient und das der einzige Nutzen ist, den man nicht verachten sollte, Spaß ist auch wichtig aber…
Die ganze Show lebt nicht von Einnahmen, sondern vom Ausgeben, Ihre Wetteinnahmen sind lediglich ein Pflaster und kein Heilmittel.
Man sieht das alles nicht mehr so verbissen, das alles gehört irgendwie dazu, und: Futtermeister Micky Liffers: Man achte auf Wladimir!, so etwas ist schön, da geht einem etwas das Herz auf…..bezüglich der Wortwahl.
Wer einen Erlenhofer Atatürk, später einen Orsini mit Walter Held, einen Waldfrieder Masetto und Menes unter Gerhard Streit hat siegen sehen, einen Herbert Cohn und A. Wöhler auf der Hindernisbahn, einen Adrian von Borke, einen Johannes Kuhr, einen Sven von Mitzlaff auf der Rennbahn noch miterlebt hat…der ist zwar alt, kennt aber dafür ein wenig die deutsche Pferderenngeschichte und lässt sich nicht so leicht erschüttern.
Atatürk ist Jahrgang 1951, da ist mein Vater noch mit mir über die Zäune gesprungen, wie wir immer so flapsig sagten. Sich nicht erschüttern zu lassen, ist eine Voraussetzung um solange dabei sein zu können. Ein gesundes Phlegma ist auch nicht schlecht. Herbert Cohn war ein Bollwerk der Gelassenheit, meistens.
Atatürk, bei pedigreequery unter Ataturk gelistet, Sieger in der Goldenen Peitsche, heute auch wieder Goldene Peitsche in Baden-Baden, man achte auf Waldpfad, kann man das heute so sagen.
1951 bin ich auch als junger Bursche mit dem Sohn von Heeresrennstall Berlin, Reiter Bruno Ahr in Krefeld über die Hürden gehüpft…ohne Pferd.
Herr Blücher, ich habe mir gerade mal die Sieger Liste des
Aral Pokals angesehen, die Jahrgänge gehen wie Kraut und Rüben durcheinander. Thila steht z.B. irgendwo mitten drin.
Habe gerade versucht, ihr Problem zu rekonstruieren. Ist mir leider nicht gelungen.
http://galopp-sieger.de/galoppsieger/sieger?rennkz=DKnAP&backlink=0
Es könnte sein, daß Sie mit der Maus auf eine Spaltenüberschrift gedrückt haben. Wenn Sie “Trainer” anklicken, werden die Sieger alphabetisch nach dem Trainer des Siegers sortiert. Das sieht dann durcheinander aus, hat aber System
Ich habe der Einfachheit halber bei Google Aral Pokal eingegeben und dann Ihre Liste der Sieger angeklickt, mehrfach und jetzt auch noch mal, es ist und bleibt alles durcheinander.
Sagen kann man das sicherlich, das ist aber eigentlich ein Insider Tipp und bezieht sich nicht auf Favoriten.