Das Arc-Meeting 2016

Der Arc 2016 ist ohne Frage ein Arc für die Geschichtsbücher. Noch nie hat ein Trainer die drei  Erstplazierten in diesem Rennen gesattelt und noch nie stammten die drei Erstplazierten von dem gleichen Deckhengst ab. Galileo hatte drei Pferde im Rennen und sie waren 1-2.3.

Achtzehn mal war Aidan O’Brien 1-2-3 in großen Rennen, vierzehn mal in Gruppe 1

Jahr | Rennen                                                             | Status | Sieger
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2001 | Darley Dewhurst Stakes                                        | GR 1   | Rock of Gibraltar
2001 | Criterium de Saint-Cloud                                      | GR 1   | Ballingarry
2001 | Entenmann’s Irish 2,000 Guineas                      | GR 1   | Black Minnaloushe
2002 | Entenmann’s Irish 2,000 Guineas                      | GR 1   | Rock of Gibraltar
2002 | Budweiser Irish Derby                                           | GR 1   | High Chaparral
2007 | St James’s Palace Stakes                                       | GR 1   | Excellent Art
2007 | Budweiser Irish Derby                                           | GR 1   | Soldier of Fortune
2007 | Tattersalls Millions Irish Champion Stakes      | GR 1   | Dylan Thomas
2007 | Derrinstown Stud Derby Trial Stakes                 | GR 2   | Archipenko
2010 | Keeneland Royal Whip Stakes                              | GR 2   | Fame and Glory
2010 | Dubai Duty Free Irish Derby                                 | GR 1   | Cape Blanco
2011 | Juddmonte Royal Lodge Stakes                            | GR 2   | Daddy Long Legs
2011 | Dubai Duty Free Irish Derby                                 | GR 1   | Treasure Beach
2011 | Derrinstown Stud Derby Trial Stakes                  | GR 2   | Recital
2014 | Dubai Duty Free Irish Derby                                 | GR 1   | Australia
2015 | Moyglare Stud Stakes                                              | GR 1   | Minding
2016 | Qipco 1000 Guineas Stakes                                   | GR 1   | Minding
2016 | Qatar Prix de l’Arc de Triomphe                           | GR 1   | Found

Sechsmal ist Galileo eine solche Triplette bisher gelungen, davon fünf mal in Gruppe 1

Jahr | Rennen                                                             | Status | Sieger
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2006 | Ladbrokes St Leger Stakes                               | GR 1   | Sixties Icon
2013 | Betfred Rose of Lancaster Stakes                    | GR 3   | David Livingston
2014 | Dubai Duty Free Irish Derby                            | GR 1   | Australia
2015 | Moyglare Stud Stakes                                         | GR 1   | Minding
2016 | Qipco 1000 Guineas Stakes                              | GR 1   | Minding
2016 | Qatar Prix de l’Arc de Triomphe                      | GR 1   | Found

Aidan O’Brien der Master of Ballydoyle und gewissermaßen Privattrainer für die Tabor-Magnier Gruppe hat seiner an Höhepunkten reichen Karriere noch einen weiteren hinzu gefügt.  Es war der schnellste Arc, der jemals gelaufen wurde: Bei 2:23,6 bleiben die Uhren stehen. Das waren 8/10 weniger als der Rekord im Arc, den Danedream in Longchamp aufgestellt hat und der die schnellste Zeit war, die in Longchamp über die 2400m jemals gelaufen wurden.

Gleiches gilt für den Rekord von Found, auch sie lief die schnellste Zeit, die jemals auf der Derby-Bahn über 2400 gelaufen wurde. Bering als Zweitschnellster war im Prix du Jockey Club  5/10 langsamer. Bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h sind das 16,67 m/sec, also 8m zwischen Found und Bering. Er wäre Fünfter oder Sechster im Arc gewesen. Dafür, daß sein Rekord schon 30 Jahre alt ist, ein sehr respektables Ergebnis. Danedream muß man außen vor lassen, die Bahn von Longchamp ist langsamer und deswegen kann man die dort gelaufenen Zeiten mit Chantilly nicht vergleichen. Auffällig aber auch, daß beide Rekorde von Stuten gehalten werden.

Anmerkung: Bei Galopp-Sieger stehen mir nur die großen Rennen zum Vergleich zur Verfügung und bei den alten Daten sind diese unvollständig und manchmal erscheinen sie auch falsch. Auch in weniger bedeutenden Rennen werden oft schnelle Zeiten gelaufen, aber daß ein Bahnrekord in einem kleinen Ausgleich oder Altersgewichtsrennen gelaufen wird, halte ich doch für sehr unwahrscheinlich. Aber diese Fehlermöglichkeit besteht durchaus.

Und das Rennen?
Am Start klappte Savoir Vivre ein wenig nach und ging hinter den Pferden auf die Reise. Vedevani als Pacemaker für Harzand sorgte für gutes Tempo und er sollte bis weit in die Gerade die Spitze halten. Dahinter waren die gemeinten Pferde gleich vorne dabei. Auch der japanische Gast lag gut im Rennen, ging außen von Postponed. Daß er am Ende völlig einbrach und auf Platz 14 ins Ziel kam, ist wohl eine der Überraschungen dieses Arc.

Im Schlußbogen mußte Frederik Tylicki Savoir Vivre anschieben, er hatte einen kleinen Hänger und kam vom Ende des Feldes nicht weg. Found galoppiert immer hart an den Rails in guter Haltung. Rund 350 m vor dem Ziel brachte Ryan Moore die Stute nach vorne und Postponed versuchte ihr zu folgen, wirkte aber nicht wirklich zwingend. In der Distanz mußte er noch Highland Reel, Order of St. George und Siljan’s Saga passieren lassen. Der heiße Favorit wirkte nie wirklich zwingend.

Vorne machen die Ballydoyles die Sache unter sich aus, wobei Found für den Sieg nicht mehr gefährdet war, dahin wurde Siljan’s Saga Vierte vor Postponed. Harzand war auch nicht gefährlich und kam als Neunter vor seinem Pacemaker ins Ziel.

Bester Dreijähriger wurde Savoir Vivre, der als Achter  über die Linie kam. Es ist schon erstaunlich, daß der Arc derart von den älteren Pferden beherrscht wurde und daß dann der beste Vertreter des Derby-Jahrgangs aus Deutschland kommt.

Eigentlich ein respektables Ergebnis. Aber wäre mehr drin gewesen? Savoir Vivre mußte in der Gerade enorm viel Boden gut machen. In Hamburg auf schwerer Bahn ist das fast aufgegangen, aber auf der schnellen Bahn von Chantilly war das kaum möglich. Hätte Frederik Tylicki sich mehr ranhalten müssen, nach dem Savoir Vivre nach dem Startverlust seinen Rhythmus gefunden hatte. Nicht hinter den Pferden sondern im letzten Drittel des Feldes zu galoppieren.

Ob er sich Anfangs mehr hätte ranhalten müssen, ob Frederik Tylicki den Deutschen früher mehr ins Rennen hätte bringen sollen oder hätte das soviel Kraft gekostet, daß er dann keinen Speed mehr gehabt hätte. Das kann nur der Jockey sagen, denn der fühlt im Rennen, wie das Pferd unter ihm geht.

Und sonst?
Der Arc ging auf den ersten drei Plätzen nach Irland. Und auch bei den anderen Gruppe-1 Rennen war die französische Ausbeute eher spärlich. Von den sieben Gruppe-1 Rennen bliebt nur der Prix Jean Luc Lagadere, dem Grand Criterium in Frankreich. Alle anderen Rennen wurden auf eine Insel entführt. Und auch bei den Plazierungen sah es aus französischer Sicht nicht gerade berauschend aus. Von 14 Plätzen blieben nur drei in Frankreich, der Rest ging auf die Inseln.

Das englisch-irische Rennsystem ist eines der anspruchsvollsten der Welt. Kleine Dotierungen in den Basisrennen und inzwischen sehr gute Dotierungen in den Spitzenrennen. Gewiß, es gibt keinen Arc mit einer Dotierung von 5 Mio, aber auch der ist in Frankreich herausragend und übertrifft die Dotierungen aller anderen französischen Spitzenrennen um ein Mehrfaches. Insgesamt sind die großen Rennen vor allem in England inzwischen aber deutlich besser dotiert, als in Frankreich. Und wenn man die Entwicklung sieht, ist der Sport in England und auch in Irland sehr dynamisch, während man in Frankreich seit einigen Jahren auf einem damals sehr hohen Status verharrt.

Nicht nur Makahiki, Japans Hoffnung im Arc war eine Enttäuschung für die Besucher aus dem Land der aufgehenden Sonne. Auch Toulifaut, die Neuerwerbung von Kitsumi Yoshida auf den Vente d’Arc gab kein Grund zur Freude. Die bis dato ungeschlagene Frankel-Tochter ging für 1,9 Mio Euro in den Besitz des japanischen Magnaten über. Im Criterium des Pouliches ging sie  als zweite Favoritin an den Ablauf und kam als Achte über die Linie. Das hat man sich sicher anders vorgestellt.

Carina Fey, die deutsch-französische Jungtrainerin sattelte mit Hello my Love im Prix Daniel Wildenstein ihren ersten Gruppe-Starter und war gleich Zweiter. Ihre Pferde laufen durch die Bank solide und gut nach vorne. Neulich meldete sie via Facebook, jetzt 30 Pferde im Stall zu haben. Was ihr früherer Lehrherr, der Besitzertrainer Hans Heinrich Jögensen wohl sagen würde, wenn er die Erfolge seines Schützlings noch erleben könnte? Jetzt kann er nur noch von oben zugucken und wird sich sicher einen schmunzeln ;-) Und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der erste Gruppe-Sieg gefeyert werden kann.

Am Samstag lief der amerikanische Superstar California Chrome in den Awesome Again Stakes  und galoppierte seine Gegner aus den Schuhen. Für California Chrome sah das mehr aus, wie eine halbschnelle Arbeit, aber nicht wie ein Rennen. Im Unterschied zu Paris ging es nur über 1800 m. 600m weniger, als im Arc gefordert werden. Einmal ist er in den Belmont Stakes 2400m gelaufen und das war wohl auch ein schlechter Tag für ihn, denn er wurde nur Vierter.  Aber wenn man sieht, wie das Pferde den Dubai World Cup über 2000m mit rutschendem Sattel gewonnen hat, dann wäre es ein interessanter Vergleich, den Star der neuen Welt im wichtigsten Rennen der Welt, ausgetragen in der alten Welt, am Start zu sehen. Ob er auch so eingebrochen wäre, wie der Vertreter Japans?

Und die Deutschen?
Es begann sehr verheißungsvoll. Moonshiner aus dem Ullmann-Stall von Jean Pierre Carvalho  wurde im Eröffnung-Rennen, dem Prix Chaudenay knapp geschlagen Zweiter. 50 Meter früher und er hätte gewonnen. Moonshiner als Adlerflug-Sohn aus einer Monsun-Mutter auf schneller Bahn – das ließ hoffen für Savoir Vivre.

Vazirabad, der Manduro-Sohn aus dem Stall des Aga Khan ging als Favorit im Cadran an den Start, muße aber Quest for More um einen Kurzen Hals vor sich dulden, der für englische Interessen lief. Die Monsun-Tochter The Juliet Rose gewann den Prix de Royallieu für französische Interessen.  Für die deutsche Zucht war das recht ordentlich, auch wenn Manduro nicht in Deutschland deckt und Mosun leider nicht mehr lebt.

Und dann gab es noch vollen deutschen Erfolg Potemkin baute dieses mal keine Häuser, die nur aus Fassaden bestehen, sondern machte im Prix Dollar für seinen Besitzer Klaus Allofs richtig Kasse. Souverän hielt er mit Eddy Pedroza im Sattel Heshem und Zarak in Schach und entführte das renommierte Rennen nach Gütersloh. Zarak, das sollte man noch erwähnen, ist das erste Produkt der Zarkarva, die 2008 für den Aga Khan den Arc gewonnen hat, der laufen kann. Die drei älteren Geschwister, die natürlich von erstklassigen Hengsten abstammen, sind alle nicht auf der Bahn erschienen.

Auf ein Neues 2017 – vielleicht paßt dann mal wieder alles, um den Arc nochmal zu gewinnen!

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