In der guten und nicht ganz so alten Zeit des Rennsports war die Zucht in Deutschland den führenden europäischen Zuchten um einige Kilos unterlegen. Wenn die Ausländer in den großen Rennen kamen, waren sie fast immer vorne dabei. Die deutschen Pferde, die damals gegenhalten konnten, waren handverlesen.
Dann kam der Boom, der große Aufschwung in der deutschen Zucht. Es waren nicht nur erstklassige deutsche Hengste, die die heimische Zucht deutlich verbesserten, die Züchter kauften auch erstklassige Stuten im Ausland und man ging auch zu guten ausländischen Hengsten. Deutschland war im Oberhaus der Vollblutzucht angekommen.
Als die Krise im deutschen Rennsport begann, wurden Renntage gestrichen, Rennpreise nach unten angepaßt etc.. Die Zucht blieb davon erst einmal verschont, denn die großen Rennsportländer kauften gerne in Deutschland ein – erstklassige Pferde zu international zivilen Preisen. Erst wurden nur Jährlinge gekauft, inzwischen werden Pferde im Training und vor allem die besten Stuten gekauft.
Gleichzeitig schrumpft die deutsche Zucht – es werden weniger Fohlen geboren, Stuten werden nicht mehr gedeckt. Es sind sicher nicht die besten Stuten, die aus der Zucht genommen werden, denn diese werden ja bekanntlich ins Ausland verkauft.
Es ist die Frage, wie lange eine Zucht das anerkannt hohe internationale Niveau bei den in Deutschland herrschenden Rahmenbedingungen halten kann. Um jedes Jahr eine bestimmte Anzahl an Top-Pferden braucht man nicht nur gute Stuten und Hengste sowie passionierte Züchter, sondern man braucht auch eine gewisse Anzahl Pferde. Und damit die gezüchtet werden, brauchen die Züchter Rahmenbedingungen, in denen ihnen die Zucht Freude bereitet. Ist das in Deutschland noch uneingeschränkt der Fall?
Heute wurde in Köln mit dem Mehl-Mülhens-Rennen der erste deutsche Klassiker der Saison gelaufen. Von 10 Startern kamen 7 aus dem Ausland. Ganze 3 deutsche Pferde gingen an den Start, d.h. mehr als Zweidrittel der Starter kamen aus dem Ausland. Ohne die internationale Beteiligung wäre das Rennen eine Farce gewesen, wie es sie in Deutschland wohl noch nicht gegeben hat. Fehlen schon die guten Dreijährigen in den deutschen Rennställen?
Betrachtet man das Rahmenprogramm dieses ersten großen Kölner Renntags der Saison, dann wurde eher Nützlichkeitssport geboten und nicht der erstklassige Rahmen-Sport für einen Klassiker; kein Listenrennen, kein hochdotiertes Handicap, stattdessen Agl IV und III. Interessant waren die Rennen für Dreijährige: da hat man sicher den einen oder anderen interessanten Starter für die guten Rennen gesehen. Aber reicht das? Es fehlen einfach die Startpferde in Deutschland. Wer einigermaßen gut ist, geht nach Frankreich, weil dort die Dotierungen stimmen. Und als Besitzer muß man auch an die Kasse denken.
De facto ist der deutsche Rennsport von seinen Rahmenbedingungen nur noch zweitklassig. Die Dotierungen in den Basisrennen sind auf einem historischen Tiefstand, die der tragenden Rennen sind weitab vom internationalen Standard. Dazu stimmt der Rahmen in vielen Punkten nicht mehr. International ist noch die Zucht, der Rennsport leider nicht mehr.
Geht nicht bald ein Ruck durch Turfdeutschland, dann wird die mit viel Passion und finanziellem Einsatz aufgebaute erstklassige deutsche Vollblutzucht dem Rennsport folgen und international wieder nur noch in der zweiten Reihe stehen – wie in alten Zeiten, bevor Star Appeal, Acatenango, Königsstuhl, Monsun, Lando und Danedream und all die vielen anderen Stars die deutsche Zucht ins internationale Rampenlicht galoppierten.
Wie wahr. Den Eindruck hatte ich in Köln gestern auch. Kein echtes Rahmenprogramm. Als Freund des Basissports habe ich mich über zwölf Rennen gefreut. Aber Highlights gab es keine. Der bessere Trainingslauf von Russian Tango und Co. wirkt da schon fast etwas unverschämt. Die Entwicklung in der Zucht sehe ich ähnlich. Die besten werden verkauft. Um die, meist bessere, Konkurrenz noch besser zu machen. Um Zucht und Sport geht es doch schon lange nicht mehr. Nur noch um Geld. Und German Racing? Synergieeffekte? Ich sehe immer mehr ein Millionengrab. Ich kann den Vereinen nur raten mit PMU zusammen zu arbeiten. Die Maschine brummt. Allerdings brauchen wir auch Starter.
Und wieder geht mit Waldpark ein guter Deutscher nach Australien. langsam nimmt der Verkauf wirklich ausverkaufsformen an. Sie haben mit dem Artikel den Nagel auf den Kopf getroffen, aber das Schlimme ist, daß es in Köln niemand liest und selbst wenn man es dort lesen sollte, würde man nicht handeln. German Racing findet doch alles ganz toll in Turfdeutschland.
renn spion, den nagel mitten auf dem kopf getroffen. in köln kriegen die nichts mit, weil sie den artikel nicht gelesen haben. wenn sie den artikel gelesen hätten, hätten sie die lage in deutschland erkannt, und gehandelt. woeste hätte waldpark gekauft, und tiedtke hätte chopin gekauft und wäre hier geblieben. ganz einfach den nagel auf dem kopf treffen. bumms!
Sie sehen das falsch, Herr Schmelz. Es geht nicht darum, daß irgendwer irgendwelche Pferde kauft und den Export damit verhindert. Es mangelt an den Rahmenbedingungen, die Lust darauf machen, die Pferde in Deutschland laufen zu lassen.
Angeblich war 2012 ja ein tolles Jahr. Aber wo war das ein tolles Jahr?
Und es geht weiter abwärts, die Union war letztes Jahr noch 100.000 wert, dieses Jahr sind es noch 70.000. Das ist in Frankreich noch nicht mal Gruppe 3.
also, herr blücher, wir können uns darüber unterhalten, wenn sie auch mal ein pferd unterhalten. solange ist das auf ihrer seite eine virtuelle haltung. niemand bestreitet, daß die verhältnisse anders sind als vor 20 jahren. aber ihre ewige schuldzuweisung richtung dvr greift 1. zu kurz, und 2. sprechen sie nicht aus erfahrung. das direktorium, eine gemeinnützige körperschaft, schuldet nicht die herstellung auskömmlicher verhältnisse für rennpferdebesitzer. wann fangen die an, im übrigen? wenn ich richtig informiert bin, gewinnen die pferde heute im schnitt etwa das gleiche. es war nie auskömmlich, galopper zu halten. das nur am rande.