Gruppe-Sieger mit deutschem Zuchthintergrund in England

Turf-Times veröffentlichte in der letzten Ausgabe einen Artikel über die Erfolge von Nachkommen von in Deutschland stationierten Deckhengsten in Gruppe-1 Rennen in Britannien. Dieses Jahr waren das Tamfana und Goliath. Der Rückblick auf 2002 als Kazzia und Boreal als Nachkommen von zwei in Dtld stationierten Hengsten Gruppe 1 in England gewannen, erklärt sich mir nicht.

Warum wird nicht auf 2013 zurück geblickt, als Monsun mit Novellist und Estimate zwei Gruppe-1 Sieger in Britannien stellte. Die eine in königlichen Farben, der andere in Deutschland trainiert.

Wie auch immer, ich habe das mal zum Anlaß genommen, die Erfolge von Pferden mit deutschen Zuchthintergrund in Britannien auszuwerten. Einmal nur die Gruppe-1 Sieger und einmal alle Gruppe-Sieger. Mit der Definition „Deutsche Zucht“ bin ich etwas großzügig. Sie trifft auf alle Pferde zu, die entweder von einem deutschen Hengst, aus einer deutschen Stute abstammen oder einen deutschen Hengst als Stutenvater haben. Wo der Hengst aufgestellt ist, spielt dann keine Rolle. Viele Söhne von Monsun stehen im Ausland und die kann man nicht einfach auslassen.

Die Mehrzahl der Pferde stammt aus einer Stute mit deutschem Zuchthintergrund, aber inzwischen werden auch deutsche Hengste immer mehr von ausländischen Stuten besucht oder stehen gleich im Ausland. Auch wenn die Zucht in Deutschland in den letzten 20-25 Jahren deutlich geschrumpft ist, sind die internationalen Erfolge beachtlich und in der Relation zum Stutenbestand, verglichen mit den großen europäischen Ländern, ist der Erfolg außerordentlich.

Lange vor Einführung des Pattern-Systems gab es den einen oder anderen Sieger in Britannien mit deutschem Zuchthintergrund. Zwei Stuten aus dieser Zeit seien erwähnt.

Bella Paola, die rein deutsch gezogene französische Tochter des großartigen Ticino und Pia, aus der Zucht der Gräfin Batthyany. Bella Paola hat ein rein deutsches „Waldfrieder“ Pedigree, wurde aber in Frankreich von dem Hotelier und Vollblutmann Francois Dupré gezogen. Man hatte offensichtlich viel Mumm auf die Stute, denn man ließt nach meinen Quellen die französischen Klassiker aus und ging nach England in die Höhle des Löwen – und war siegreich! Sie war außerdem Zweite im Prix du Jockey-Club, dem Französischen Derby. Heute wird das Epsom Derby und das französische Pendant am gleichen Wochenende entschieden. Wie das damals war, ist mir nicht bekannt. Aber lange dürfte die Pause für die Stute nicht gewesen sein. Sie siegte danach noch im Prix Vermeille um dann im Arc im geschlagenen Feld einzukommen. Wer die Stute als „über den Berg“ sah, wurde in den Champion Stakes von Newmarket eines besseren belehrt. Sie siegte gehen den irischen Derbysieger Sidon und Major Portion, Zweiter in den 2000 Guineas von New Market und Sieger u.a. in den Sussex Stakes und während Royal Ascot.

Auch heute, wo inzwischen Pferde aus deutscher oder in Deutschland trainiert rund um den Globus Rennen auf höchstem Niveau gewinnen, ist Bella Paola immer noch eine der größten Sternstunden der deutschen Vollblutzucht

Mit Corrida hat man 1935 in gleicher Weise versucht, die englischen Stutenklassiker zu gewinnen, was aber nicht von Erfolg gekrönt war. Sie kam in beiden Fällen im geschlagenen Feld über die Linie. Aber Corrida war wohl erst vierjährig die große Stute, an die wir uns heute erinnern.

Ebenso siegte Pia, die mit Darius einen englischen Vater und eine Neckar-Tochter zur Mutter hatte, in den Epsom Oaks. Also Epsom-Oaks-Siegerin ist sie zweifelsohne etwas besonderes und vielleicht ist sie auch auf dem Gestüt Erlenhof aufgewachsen, aber für mich war sie nie so präsent, wie es Bella Paola war.

Auf YouTube ist ein Video von Bella Paolas Sieg in den Oaks. Der Schluß-Accord, mit dem die Stute das führende Duo am Ende überrollt und leicht gewinnt, ist imponiert.

Eigentlich sollte es nur um Pferde mit deutschem Zuchthintergrund in englischen Gruppe-.Rennen gehen. Am Ende ist noch ein Ausflug in die Geschichte daraus geworden.

Epsom-Oaks 1958

Eclipse-Stakes 1975

Auslandserfolge_GR in GB

Auslandserfolge GR-1 in GB

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17 Antworten auf Gruppe-Sieger mit deutschem Zuchthintergrund in England

  1. Frankfurter sagt:

    Ein interessanter Beitrag. und das Video von Bella Paola in den Oaks ist KLASSE!!

    • Theo Epping sagt:

      Das sehe ich auch so. Und setze noch einen drauf, die deutsche Vollblutzucht ist klein und wird immer kleiner, dennoch ist sie sehr fein. Jetzt würde mich doch noch interessiren, wie erfolgreich die ausländischen Zukäufe im deutschen Rennsport waren. Gefühlsmäßig würde ich sagen, eher mäßig, ok, Luciano war natürlich ein Star auf beiden Gebieten, als Rennpferd und in der Zucht. Wirklich erfolgreich waren die auslands Käufe in der Mehrzahl erst in der Zucht.

      • Theo Epping sagt:

        Wer Luciano sagt, muss natürlich auch Presto sagen, der selbe Käufer, Herr S.v. M., der selbe Besitzer, Henkel Sieger, ist auch eine typische Vollblut Geschichte. Die sind als Absetzer nach Deutschland gekommen, sonst hätten die damals nicht in den Klassischen Rennen laufen dürfen.
        Gestüt Alpen war viel mehr, als die meisten ahnen…

      • Blücher sagt:

        Tarim war auch ein sehr guter Kauf.

  2. martillo sagt:

    es werden heute kaum noch hochpreisige Jährlinge gekauft
    früher waren es ungefähr 10 pro Jahr gewesen

    • Blücher sagt:

      Früher wurden teure Jährlinge eingeführt, heute werden sie exportiert. Für die Züchter ein Segen, für den Rennsport ein Problem.

  3. martillo sagt:

    soldier hollow amaron viele Ullmann `s

  4. martillo sagt:

    Soldier Hollow,Amaron

  5. Blücher sagt:

    Frage in die Runde: Kann man die beiden Tabellen problemlos öffnen oder herunterladen?

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