Tiger Roll und Magic of Light schreiben Grand National Geschichte

Seit Red Rum 1973 und 1974 die Grand National zweimal in Folge gewonnen hat, ist es noch keinem Pferd wieder gelungen, das berühmteste Jagdrennen der der Welt zweimal zu gewinnen – bis dies Tiger Roll 2018 und 2019 nach 45 Jahren erneut gelang.

Insgesamt gibt es 10 Pferde, denen das Kunststück eines Doppelsiegs in der Liverpooler gelungen ist. The Duke (1836, 1837, Peter Simple (1849,1853), Abd-El-Kader (1850,1851), The Colonel (1869, 1870), Manifesto (1897,1899), Poethlyn (1918,1919), Reynoldstown (1935,1936), Red Rum (1973,1974,1977) und jetzt Tiger Roll (2018,2019)

Der Doppelerfolg von The Duke muß mit Skepsis betrachtet werden, verschiedene Quellen sehen die erste Austragung der Grand National 1839, andere sehen die Grand National schon in den frühen Dreißigern des 19. Jahrhunderts als den Beginn der Grand National.

Ebenso außergewöhnlich ist der zweite Platz von Magic of Light. Zuletzt lief mit Eyecatcher 1976 und 1977 eine Stute in die Plazierung. Die letzte Stute, die die Grand National gewonnen hat, ist Nickel Coin 1951.

Die äußeren Bedingungen für ein gutes Rennen waren ideal, der Boden war gut bis weich, also perfekt, um bei der Landung nach dem Sprung gut zu federn, aber nicht so viel Kraft kostet, wie wenn die Bahn weich oder gar schwer ist. Tiger Roll, der als kleines und leichtes Pferd beschrieben wird, ging mit dem dritthöchsten Gewicht von 11-5 (rund 72 kg) an den Start. Das Gigginstown House Stud von Ryanair Chef Michael O’Leary hatte insgesamt sieben Pferde im Rennen.

Vom Fleck weg gab es eine zügige Pace und man sah Magic of Light relativ früh in der Spitzengruppe, während Tiger Roll das Rennen mehr im Mittelfeld aufnahm. Am ersten Hindernis gab es gleich einen folgenschweren Sturz, bei dem Vintage Clouds gefallen war und Up for Review sehr unglücklich über ihn fiel und sich dabei wahrscheinlich das Genick gebrochen hat. Up for Review ist das erste Pferd seit 2012, das in der Grand National sein Leben gelassen hat.

Danach lief alles fast reibungslos. 37 Pferde von 40 gestarteten gingen in die zweite Runde. An den anderen 14 Hindernissen der ersten Runde wurde nur Monbeg Notorious an Hindernis 11 angehalten. Es ist schon fast phänomenal, wenn bei den anspruchsvollen Sprüngen und dem großen Feld kein Pferd seinen Reiter verliert oder fällt.

Über den Weg bestimmte eine Gruppe die Pace, zu der auch Magic of Lights gehörte. Tiger Roll verbesserte eher unauffällig seine Position und war am vorletzten Sprung dann schließlich in Front. Magic of Lights versuchte nachzusetzen und auch Rathvinden blieb dicht dabei. Am letzten Sprung mußte Paddy Kennedy auf Magic of Lights noch einen ziemlichen Rumpler aussitzen. Ob die Stute ohne diesen Rumpler Tiger Roll geschlagen hätte – ich glaube es nicht, denn Tiger Roll ging am Ende für das Auge deutlich besser und hätte wohl ziemlich jeden Angriff von Magic of Lights parieren können. Rathvinden mit Ruby Walsh im Sattel lief ebenfalls ein starkes Rennen und war dicht auf.

Die Grand National war wieder fest in irischer Hand – die Plätze 1-2-3-5 gingen auf die Grüne Insel und nur Walk in the Mill verhinderte den totalen irischen Triumph und legte Ehre für Good old England ein!

Tiger Roll lief wie im letzten Jahr als Vorbereitungsrennen für die Grand National eine Cross Country Chase in Cheltenham. Es ist bewundernswert, wie dieses eher leichte Pferd mit dem hohen Gewicht über die großen Sprünge geht.

Lights of Magic hat in dieser Saison schon sechs Starts vor der Grand National absolviert, was für ein Hindernispferd auf der Insel schon ein ziemlich strammes Programm ist. Dabei fiel sie nicht unbedingt als besonders talentiert auf. Zuletzt war sie in Cheltenham Siebte, davor verlor sie ihren Reiter in Fairyhouse, war zweite in eine Jagdrennen für Stuten und gewann davor ein Hürdenrennen für Stuten in Ascot. Wahrlich keine Empfehlung für eine vordere Plazierung in der Grand National und so ging sie mit 66/1 als eine der längsten Außenseiter ins Rennen. Die Buchmacher boten für eine größere Gruppe von Startern eine Quote von 66/1 und nur Just a Par mit 100/1 stand noch länger.

Das Gigginstown House Stud ist jetzt zusammen mit Trevor Hemmings, James Machell und Noel le Mare einer von vier Besitzern mit drei Siegern in der Grand National. Gordon Elliott als Trainer hat ebenfalls drei Sieger für das Rennen bisher gesattelt.

Und die Deutschen?

Einige Deutsche Stallions hatten sich in der Hinderniszucht in Frankreich recht schnell einen Namen gemacht und nicht wenige Hindernispferde in England und Irland kommen aus Frankreich, wie zB der große Kauto Star. Aber die Hochzeit der deutschen Deckhengste in der französischen Hinderniszucht ist vorbei. Die Stars sind aus Altersgründen abgetreten und mit den jüngeren Hengsten klappt es im Moment nicht so. Daher wird auch der Kreis der Pferde im Hindernissport mit deutschen Zuchthintergrund immer kleiner.

In der Grand National liefen fünf Pferde mit einem deutschen Vater. Am besten lief Valseur Lido der in den Gigginstown-Farben Zehnter wurde und damit noch Geld bekam. Vieux Lion Rouge, im Dezember Zweiter in der Becher Chase in Aintree über den Grand National Kurs, kam auf Platz 15 ein und der Rest ist gefallen oder wurde angehalten.

Am ersten Tag des Meetings gewann Portland Hills das Doom Bar Anniversary 4-Y-O Juvenile Hurdle (Grade 1). Portland Hills Mutter ist Elle Galante und die großartige Elle Danzig aus Wittekindshofer Zucht ist seine Großmutter.

Im Betway Top Novices’ Hurdle (Grade 1) wurde der früher für Röttgen von Markus Klug trainierte Aramon Zweiter.

Michael O’Leary flog mit der hauseigenen Linie zurück nach Irland – und spendierte allen Mitfliegern zwei kostenlose Getränke auf dem Heimflug. Die Stimmung an Bord der Ryanair-Maschine muß sehr ausgelassen gewesen sein. Über den Geschäftsmann M O’L könnte man einiges schreiben aber das ist ein anderes Thema und gehört hier nicht hin.

Und wie geht es weiter mit Tiger Roll? Jetzt zweimal Zweiter wie Red Rum oder drei Siege in Folge – eine Handicap Chase mit 40 Pferde über anspruchsvolle Hindernisse mehrfach zu gewinnen ist schon eine Ansage – und unterwegs kann immer mal was passieren, auch durch Fremdverschulden!

Hoffen wir einfach, daß er gesund bleibt und noch viele gute Rennen gewinnen kann! Wenn er aber 2020 wieder die Cross Country Chase von Cheltenham gewinnt, dann könnte die Grand National für die Buchmacher eine sehr teure Angelegenheit werden. Dieses Jahr hat sie angeblich 250 Mio Pfund gekostet.

Michael O’Leary läßt auf dem Heimflug die Korken knallen

Grand National 2018

Grand National 2019

Grand National – wo landeten die Teilnehmer.

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10 Antworten auf Tiger Roll und Magic of Light schreiben Grand National Geschichte

  1. Un Coeur B sagt:

    Auf der einen Seite die Geschichte schreibenden Rekorde, auf der anderen die Partnerin, die bei Hindernissrennen sofort reklamierte, mach das weg, ich will mir das nicht anschauen, ich kann mir das nicht anschauen, wenn sich ein Reiter das Genick bräche, kein Problem für sie, ganz anders bei den Pferden.

  2. h.schmelz sagt:

    leider kann ich ihren enthusisasmus über das grand national nicht teilen. alles zu circusmäßig, zu zufällig meistens, zu viele unfälle. aus der zeit gefallen, wenn man so will. wie fuchsjagden und quartalssaufen. man kann es machen, aber es hat wenig wert. Red Rum ist nicht mehr das, was er mal war.

    • Theo Epping sagt:

      Um in der passenden Zeit zu bleiben, Athenagoras auch nicht.
      Wo kommt man den heute noch ohne Show und Tamtam aus.
      Sie haben recht, jeder Unfall, ist einer zu viel und Hindernisrennen
      mag ich auch nicht besonders. Denn noch erbringen diese Pferde doch
      eine enorme Leistung und das oft über Jahre. Was den Wert angeht,
      Fanfars Mutter Friedrichsdorf hat auch Hindernisrennen gewonnen.

  3. h.schmelz sagt:

    Die Kultur des Sportpferdes ist in Deutschland auf Halla und Tiedemann geschrumpft und Voltigieren. Es steht überall rum, aber es macht keinen Radau kulturell. Rennsport schon gar nicht. “Mein Pferd hat gelacht” von Micky Starosta und das Buch über Nijinsky von Rolf Palm, mehr geht beim besten Willen nicht. Der Bücherschrank ist leer, selbst Frank Richters Abhandlung ist in die komische Ecke verbannt. Hingegen die angelsäxische Literatur ist unüberschaubar, meterlang im Regal, buntgescheckt und in allen Formaten, Biographien und Romane und Bildbände und und und. Unerschöplich und unergründlich, für alle Gelegenheiten was passendes dabei. Zum Beispiel jetzt, im Frühjahr, wenn es auf die 3 Jährigen Rennen zugeht, die entscheidenden. John Jeremiah Sullivan “Blood Horses”, im Untertitel “Notes of a Sportswriter’s Son”.

    • Theo Epping sagt:

      Lesen Sie, wenn Sie es nicht schon längst getan haben,
      Dr. Hans von Lehndorff: Pferde, Menschen, weites Land …
      Danach wissen Sie woran es im Sport und der Zucht mangelt.
      Das hat mit blauem Blut, Monokel, Frack und Zylinder nichts zu tun,
      es geht um die Wertschätzung und Liebe zum Pferd.

      • Blücher sagt:

        Dr. Hans Lehndorff ist doch der Mediziner, der die letzten Tage in Ostpreußen vor dem Einmarsch der Roten Armee beschreibt. Ich habe es vor ewigen Zeiten mal gelesen und es war ein sehr interessantes Buch, vor allem wenn man die Örtlichkeiten zum großen Teil schon selbst besucht hat. Aber der Rennsport kam dort gar nicht oder nur am Rande drin vor. Aber wenn ich erinnere mich an den Inhalt nur sehr dunkel …. Lang lang ists her.

        • Theo Epping sagt:

          Was Sie beschreiben ist “Ostpreußisches Tagebuch”,
          der Mann hat vier oder fünf Bücher geschrieben.
          Ein hervorragender Kopfkinoregisseur, für mich jedenfalls.

          • Blücher sagt:

            Ja, das Ostpreußische Tagebuch. Andere Bücher von ihm kenne ich nicht.

  4. h.schmelz sagt:

    Ein Buch mit diversen Aspekten, die mit dem Autor und dessen Vater zusammenhängen und mit dem Pferd und mit Lexington und Kentucky. Mehr als eine Reportage, weniger als ein Roman. Man lernt was über Brunnenbauer in Kentucky und über das Kentucky Derby und die Schwierigkeit, nach dem Rennen ein Taxi zu bekommen. Oder über Stephen Forster, dem Komponisten von “My old Kentucky Home” und seine letzten schäbigen und verweifelten Tage auf Erden. Und über manches andere, was Vater und Sohn verbunden hat und was nicht. Man kann das Buch bei Amazon bekommen.

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