Dieses Jahr rücken 16 Pferde in die Boxen ein und dieses Jahr wird das Rennen erstmals in Chantilly gelaufen. Longchamp, die Paradebahn des französischen Turfs mitten in Paris, wird umgebaut und bekommt einen neue Tribüne, deswegen finden 2016 und wohl auch 2017 dort keine Rennen statt.
Ein kurzer Blick auf das Starterfeld und die Chancen der Starter:
New Bay
Ein Starter aus dem großen Stall von André Fabre. Letztes Jahr war New Bay Dritter im Arc, dieses Jahr ist er noch nicht richtig ans Laufen gekommen und hat erst drei Starts absolviert. Sieger in Gruppe 3 in Deauville und zuletzt Vierter in den irischen Champion Stakes. Wenn das zuletzt eine aufsteigende Form war, kann er Geld bekommen. Ansonsten ist er dieses Jahr nicht gut genug.
Postponend
Wer Postponed schlägt, hat gewonnen. Der fünfjährige Dubawi-Sohn kann wohl als das derzeit beste ältere Pferd Europas bezeichnet werden. Seit seinem Sieg in den King George VI and Queen Elizabeth Stakes in Ascot im Juli 2015 ist er ungeschlagen. Dieses Jahr mußte er die “King George” in Ascot wegen einer Verletzung auslassen. Kritiker merken an, daß er in den Juddmonte International Stakes in York sich mehr anstrengen mußte als vermutet, um Highland Reel mit gut einer Länge auf den Platz zu verweisen. Vielleicht waren die geforderten knapp 2100 m in York aber auch einfach zu kurz.
Migwar
Der Vierjährige aus dem Stall von Freddy Head ist dieses Jahr in einigen Altersgewichtsrennen gelaufen und hat zuletzt in Saint Cloud gewonnen. Aber das reicht hier bei weitem nicht.
Highland Reel
Der vierjährige Galileo-Sohn aus dem Stall von Aidan O’Brien ist ein interessanter Kandidat. Zweiter während Royal Ascot zu Dartmouth aus dem Stall der Königin, Sieger vor Dartmouth und Wings of Desire in den “King George”, Zweiter zu Postponed in den International Stakes – und dann ein siebter Platz in den irischen Champion Stakes. Ist er vielleicht über den Berg, immerhin war er im Frühjahr schon in Dubai am Start – oder war die Form in Leopardstown nur ein Ausrutscher?
One Foot In Heaven
Der Fastnet Rock Sohn wird trainiert von Alain de Royer-Dupré, einer der ersten Adressen im französischen Turf. Zwei Siege und Platzierungen in Gruppe 2 und 3 reichen aber nicht, um im Arc Geld zu bekommen.
The Grey Gatsby
2014 hat er etwas überraschend den Favoriten Australia in den Irish Champion Stakes geschlagen, aber seitdem ist er sieglos. Auch wenn die Plazierungen Respekt verdienen, reicht das nicht für Chantilly.
Silverwave
Der Silver Frost Sohn aus dem Stall von Pascal Bary hat mit dem Prix Foy einen wichtigen Arc Trial gewonnen und dabei den Schlenderhaner Ito auf den zweiten Platz verwiesen. Aber bei vier Pferden und einer flauen Pace sollte man mit der Bewertung des Sieges vorsichtig sein. Ich würde ihn nicht wettten.
Order of St. George
Der Sieger des diesjährigen Ascot Gold Cup am Start im Arc. Ich hätte ihn eher im Prix Cadran als das französische Pendant zum Gold Cup gesehen als im Arc. Aber the Master of Ballydoyle wird sich was dabei gedacht haben. Die Formen sind erstklassig – aber der Arc scheint da von der Distanz etwas kurz zu sein. Hier stellt sich nicht die Frage nach der Stamina – hier stellt sich die Frage, ob der Galileo-Sohn auch richtig spritzig laufen kann. Ein spannender Kandidat!
Siljan’s Saga
Eins sechsjährige Sagamix-Tochter mit einem respektablen Rennrekord. Letztes Jahr im Arc war er Achter – und bei allem Respekt vor seinen Leistungen, viel weiter wird sie auch dieses Jahr nicht kommen.
Found
Dritter Starter aus dem Quartier von Aidan O’Brien. Eine Stute der Extraklasse. Letztes Jahr war sie im Arc Neunte und schlug im Breeders Cup Turf in Keeneland den Arc-Sieger Golden Horn nach einem guten Finish mit 1/2 Länge. Dieses Jahr hat sie im Frühjahr gewonnen und läuft seitdem beständig auf den zweiten Platz. Eine Kandidatin für die Plätze, aber für mich nicht die Siegerin.
Harzand
Der dreijährige Sea the Stars Sohn aus der irischen Dependance des Aga Khans hatte dreijährig eine tollen Rekord – Sieger im Epsom Derby und im irischen Pendant, eigentlich ein logischer Favorit für den Arc. Aber dann kam ein achter Platz in den irischen Champion Stakes, eine Form die nicht wirklich passen will und man sollte sie als Ausrutscher sehen. Für mich einer der gefährlichsten Konkurrenten zu Postponed. Dazu trägt er als Dreijähriger 2 kg weniger als die Älteren.
Vedevani
Ebenfalls ein Dreijähriger als dem Aga Khan Stall, aber trainiert von Alain de Royer Dupré. Er fungiert als Pacemaker für Harzand und hat keine Chance auf Geld. Er muß “nur” bis eingangs der Geraden schnell laufen.
Talismanic
André Fabre trainiert das Godolphin-Pferd. Er war Vierter im Prix du Jockey Club und Fünfter im Grand Prix de Paris, zuletzt hat er in einem Listenrennen in Saint Cloud gewonnen. Das reicht hier nicht.
Makahiki
Ein Starter aus dem Land der aufgehenden Sonne. Sein Vater ist der japanische Super-Stallion Deep Impact. Makahiki hat das japanische Derby gewonnen und auch den Prix du Niel als Generalprobe in Frankreich souverän für sich entschieden. Geht es nach Rennzeiten, so müßte er die Europäer alle aus den Schuhen galoppieren, denn in Japan werden auch wegen des dort üblichen festen Bodens die Rennen sehr schnell gelaufen. Aber man könnte auch meinen, daß den Japanern im Arc das Pech ähnlich an den Hufen klebt wie manchem deutschen Starter. Bei allen Unwägbarkeiten ist er ein ganz heißer Kandidat für den Sieg und einer der Gegner für Postponed – es sei denn, es regnet heute Nacht in Paris.
Savoir Vivre
Deutschlands Starter im Arc. Wer würde den Schlenderhanern den Sieg im Arc nicht gönnen? Gewiß, in Bergheim hat sich Manches geändert und viele trauern noch der “alten Baronin” nach, weil damals alles besser war. Aber es hat dramatische Veränderungen gegeben, die dem Gestüt angeschlossene Hausbank ist nicht mehr und so hat man den Schlenderhanern gewissermaßen den Boden unter den Füßen weg gezogen und man mußte sich mit den neuen Bedingungen erst zurecht finden. Auch schien Jean Pierre Carvalho sich erst mal eingewöhnen zu müssen. Letztes Jahr war die Ausbeute eher mäßig, aber dieses Jahr laufen die Pferde verdammt gut.
Savoir Vivre wurde mit riesigem Speed Zweiter im Deutschen Derby, für den vollen Erfolg fehlte ihm wohl auch etwas Renn-Routine. Danach gewann er einen eher mäßig besetzten Grand Prix de Deauville und zeigte dabei, daß er auch guten Boden kann und sich das Rennen selber machen kann.
Die Schlenderhaner Bilanz im Arc ist eher durchwachsen (Schlenderhan und Ullmann setze ich hier mal gleich): Fünfter (Oleander), Dritter (Oleander), Fünfter (Sturmvogel), Dritter (Tiger Hill), Fünfter (Tiger Hill), Vierter (Shirocco), Siebter (Shirocco), Vierter (Getaway), Achter (Getaway), Dreizehnter (Getaway), Zwölfter (Wiener Walzer) und Achtzehnter (Ivanhowe).
Kein deutsches Gestüt und kein Rennstall hat mehr Starter in Paris gehabt. Ein voller Erfolg wäre endlich mal fällig – auch wenn ich viel lieber die original rot-blauen Farben mit schwarzer Kappe sehen würde – aber auch das ist den Umständen geschuldet.
Schon Adlerflug war eher ein Freund weichen Bodens und wenn es regnen würde, wäre das sicherlich von Vorteil. Aber wichtiger scheint mir ein schnell gelaufenes Rennen und dafür sorgt hoffentlich der Pacemaker des Aga Khans. Mit Frederik Tylicki hat er den Steuermann aus dem Derby an Bord und das sehe ich auch als gute Wahl.
Left Hand
Die Stute aus dem großen Wertheimer Stall ist die einzige dreijährige Stute im Feld und braucht nur 54,5 kg zu tragen. Sie war zuletzt Siegerin im Prix Vermeille, davor in Deauville gewonnen und davor Zweite im Prix de Diane. Allerdings ist sie noch nie gegen die Hengste gelaufen.
Und wer gewinnt? Erste Wahl sind für mich natürlich Postponed, dann Harzand, Makahiki, Savoir Vivre und bedingt Left Hand und Order of St. George.
Es ist jedenfalls ein sehr gut besetzter Arc – und am Ende gewinnt hoffentlich ein echtes Klasse-Pferd!