Wo ist die Magistratsakte “Rennbahn”?

Die Enteignungen der Weinbergs wurde eine Magistratsakte 9392 zusammen gefaßt und dokumentiert. Diese Magistratsakte war Grundlage für die Rückabwicklung der Enteignungen nach 1945, soweit dies noch möglich war.

Eigentlich müßte es doch auch eine Magistratsakte über den Verk(l)auf des Rennbahngeländes im Jahr 1937 geben.  Dank des Landgerichts Frankfurt ist der Vertrag inzwischen öffentlich und es ergeben sich mehr Fragen, als Antworten zu finden sind.

Es wird Bezug auf die Liquidation des Rennclubs genommen, der den Geschäftsbetrieb eingestellt habe. Nach dem Verkauf der Grundstücke soll ein neu zu gründender Rennverein die Rennen in Frankfurt veranstalten. Es wird ausdrücklich erwähnt, daß die Stadt Frankfurt mit der Übernahme der Grundstücke den Galopprennsport und die Vollblutzucht fördern möchte.  Allerdings bleibt heute die Frage offen, wie “Rennklub” von 1858 im Jahr 2008 150 jähriges Jubiläum feiern kann, wenn er 1937 liquidiert wurde und seine Geschäfte von einem Nachfolgeverein übernommen wurden.

Der Vertrag wurde am 2. Juli 1937 abgeschlossen, rückwirkend zum 1. April 1936.  Der Rennclub wir als “in Liquidation” bezeichnet und durch drei Liquidatoren vertreten.  Im Vertrag werden 8.454,28 Mark Zahlungsrückstände des Rennclubs genannt, die mit dem “Verkauf” des  Grundstücks ausgeglichen sind. In der Summe ist ein Pachtrückstand enthalten und es wird Bezug auf einen Pachtvertrag vom  25. Dezember (sic!) 1896 genommen.

Sehr interessant ist ein Hinweis auf einen Vertrag vom 1. Juni 1937, wonach sich der Rennclub verpflichtet habe, die ihm gehörenden Grundstücke Herzogstr. 13/19 und Schwarzwaldstr. 93 an die Stadt Frankfurt zu Eigentum zu übertragen.

So meine Informationen richtig sind, war in der fraglichen Zeit einer der Gebrüder Weinberg Präsident des Frankfurter Rennklubs. In unterschiredlichsten Quellen wird regelmäßig die allgemeine Großzügigkeit der Familie hervorgehoben und auch das besondere Engagement für den Rennsport wird angesprochen. In einer Quelle wird sinngemäß ausgeführt, das Herr v. Weinberg nach einem Renntag die Abrechnung wünsche und einen evtl. Fehlbetrag umgehend ausgeglichen habe.

1937 waren die Weinbergs noch nicht enteignet und verfügten noch über das eigene Vermögen  und da soll es nichtmehr möglich gewesen sein, einen Saldo von rund 8.500 Mark auszugleichen? Das klingt sehr unglaubwürdig. So, als wenn befugte Stellen dem Rennklub verboten wurde, Geld von den Weinbergs anzunehmen oder es gab andere Restriktionen. Der Vorgang muß deswegen erst einmal politisch gesehen werden und dann erst mit wirtschaftlichen Maßstäben gemessen werden.

Der Geschäftswert des Vertrags wird mit 42.000 Mark angegeben. Dieser ist Grundlage für Notar-Gebühr, Urkundensteuer etc. In der Regel wird dieser Wert deutlich nach unten gerechnet, um Steuern und Gebühren zu sparen. Die Liquidatoren haben also das Vereinsvermögen für maximal 1/5 des tatsächlichen Wertes verkauft. Sie haben der Stadt Frankfurt einen erheblichen Vermögensvorteil auf Kosten des Rennklubs, dessen Interessen sie vertreten sollen, verschafft.

Es fehlen viele Informationen, aber im Moment muß erst einmal angenommen werden, daß der K(l)auf der Immobilie durch die Stadt eine politisch gewollte Enteignung des Rennvereins ist! Und auf dieser Enteignung will die Stadt heute bauen??
Wo ist die Magistratsakte Rennbahn, in der die Vorgänge dokumentiert sind???
Wann wird die Stadt das Grundbuch und die Grundakten uneingeschränkt öffnen, damit der Vorgang geklärt werden kann?

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