Ein kleiner Rückblick:
Einst war der “Große Preis” in Karlshorst eines der wichtigen Hindernisrennen im Deutschen Hindernismekka. Er ist der Nachfolger des Großen Preis von Charlottenburg, wo sich im 19. Jahrhundert in Berlin eine große Rennbahn befand. Auf der 1894 eröffneten Hindernisbahn in Karlshorst war er das Hauptereignis der Saison. Der deutsche Cheltenham Gold Cup, allerdings mit einer viel längeren Tradition. Vor dem 1. Weltkrieg war die Dotierung mit 30.000 bis 45.000 Mark höher als in manch gutem Flachrennen. Teilweise war er den Amateuren und Offizieren vorbehalten, nach dem 1. Weltkrieg war er offen für Jockeys und Amateure.
Das who is who der damaligen Hindernisreiter steht in der Siegerliste. Mit Abenteurer steht sogar ein Deckhengst unter den Pferden unter den Siegern und die großartige Bandola hat das Rennen 1928 mit Jockey Stolpe im Toten Rennen mit Dorn II gewonnen. Totes Rennen nach 6600m! Allerdings gab es für Hindernisrennen nach meinem Wissen damals noch keine Zielphotographie. 38.000 Mark betrug die Dotierung 1928, in der Union betrug sie 40.500 Mark im gleichen Jahr.
Nach dem Krieg war erst einmal Pause mit dem großen Traditionsrennen. Der erste Preis von Karlshorst wurde 1955 in Frankfurt gelaufen. Es siegte Waldenser aus dem Stall von Dr. F. Merck, geritten von Herbert Cohn und trainiert von Sven v. Mitzlaff, der damals noch einige Hindernispferde in Training hatte. Waldenser war später übrigens ein sehr erfolgreicher Beschäler in der Holsteiner Landespferdezucht. Es folgte dreimal Düsseldorf als Austragungsort und nach einer Pause wurde 1970 Bremen endgültig die Heimat des Rennens. Oldtimer (1989, 1992 und 1993) und Last Corner (1998, 1999 und 2000) konnten sich jeweils dreimal in die Siegerliste eintragen. Verschiedentlich erschien Idee-Kaffee als Titelsponsor. Albert Darboven wird aber auch sonst die gönnende Hand über das Rennen gehalten haben.
Die Krise des Hindernissports in Deutschland macht auch vor dem Preis von Karlshorst nicht halt. Dazu wurde wegen nicht realistischer Planungen in Bremen auch die Hindernisbahn abgeräumt und durch transportable Sprünge ersetzt. Es ist einfach nicht mehr dasselbe, wenn ein Rennen über “transportable feste” Sprünge geritten wird. Aber man ist ja bescheiden geworden im deutschen Hindernissport. Der letzte Sieger war 2007 Our First Chesnut aus dem Stall von Baron Christian von der Recke. Danach war Ende.
Jetzt wird das Rennen mit Unterstützung von Idee Kaffee nach acht Jahren Pause und mit einer für deutsche Verhältnisse durchaus respektablen Dotierung von 14.000 EUR am Nikolaustag erstmals wieder gelaufen. Hoffentlich keine Eintagsfliege, sondern eine Fortsetzung des Traditionstitels. Sieben Teilnehmer sind als Starter angegeben. Ein Starter kommt aus Tschechien und Frau Dr. Christine Paraknewitz-Kalla sattelt zwei Starter.
Hoffen wir auf eine gut gelaufene Steeplechase, daß alle Teilnehmer gesund überkommen und möge der Beste gewinnen!