Was für ein Samstag!

Wer braucht schon den Breeders’ Cup, wenn man Don Cossack hat, schrieb Catrin Nack am Samstag nach der Champion S’Chase im irischen Down Royal. Der Etzeaner Don Cossack gewann das über 3 Meilen (4827m) führende Jagdrennen nach belieben und gewann im Handgalopp 84.000 EUR. Allerdings hatte er es auch nur mit 3 Gegnern zu tun. Irgendwie fehlt bei so wenigen Pferden auch ein wenig die Spannung. Dritter wurde der Lavirco-Sohn Roi Du Mee. Pferde mit deutschem Zuchthintergrund waren 1+3 in dieser hochdotierten Steeplechase.

Ein paar Stunden später stand der Haupttag des Breeders’ Cup-Meetings in Keeneland/Kentucky auf dem Programm. Kentucky, “The Blue Grass Country” ist die Wiege der amerikanischen Vollblutzucht und war dieses Jahr Veranstalter des Breeders’ Cup, der mit dem Worldcup in Dubai eines der wertvollsten Vollblutmeetings der Welt ist.

Es war kein guter Tag für die Europäer, lediglich zwei Siege gingen in die alte Welt,  auch in den Grasbahn-Rennen waren die Amerikaner erstaunlich stark. Beide Siege gingen an den Stall von Aidan O’Brien aus Irland, dazu gab es noch einige Plazierungen.

Aus europäischer Sicht stand natürlich der Breeders’ Cup Turf im Vordergrund. Mit Found aus Ballydoyle und Golden Horn waren zwei Europäer am Start. Golden Horn sollte das erste Pferd überhaupt werden, das nach dem Arc noch den “Turf” gewinnt. Die dreijährige Found hatte eine stramme Herbstkampagne absolviert, war quasi im Zwei-Wochen Abstand vorher in drei großen Rennen gelaufen und eigentlich sollte man meinen, daß ihr die geforderten Eineinhalb Meilen zu weit sind.

Golden Horn reiste mit besten Referenzen aus dem Arc und den irischen Champion Stakes an. Dort hatte er nach einigen Rempeleien Found auf den zweiten Platz verwiesen. Im Arc war er ein mehr als überzeugender Sieger. Aber er braucht trockenen Boden, um in Bestform zu laufen. Offiziell war der Boden in Keeneland gut, aber fürs Auge und soweit man das im Fernsehen sehen kann, war er doch sehr zum Weichen neigend. Vor allem, wo es die Woche in Keeneland erheblich geregnet hatte.

Pferderennen sind kein Wunschkonzert und irgendwo kommt immer was dazwischen, wenn es drauf ankommt. Mit der engen Bahn kam Golden Horn erstaunlich gut klar, ging früh im Vordertreffen und in der kurzen Geraden sah es gut aus. Aber der Boden war nicht seiner. Es war zu weich. Und dann kam Found und auf den letzten Metern wurde die Stute immer zwingender. Da konnte Frankie Dettori machen, was er wollte, Golden Horn wurde nicht mehr schneller und am Ende siegte Found sicher mit einer halben Länge.
Hut ab vor der Leistung der Stute. Vier Starts in großen Rennen seit dem 12. September, zweimal war sie Zweite, im Arc war sie weg und jetzt der Sieg im “Turf”. Das ist eine stramme Leistung! Hinter den beiden Europäern wurde der Amerikaner Big Blue Kitten Dritter.

Golden Horn ist nach Trempolino 1987 der zweite Arc-Sieger der Zweiter im Breeder’s Cup Turf wird. Leider geht er nächstes Jahr in die Zucht. Man hätte ihn gerne noch ein Jahr auf der Bahn gesehen, aber bei einem derart erstklassigen Hengst ist die Zucht leider lukrativer.

Ein Pferd anderer Klasse sah man im Breeders’ Cup Classic. Die Amerikaner sind echte Könner, wenn es darum geht, werbewirksame Titel zu kreieren, um aus einer Siegfolge ein Superpferd zu machen und so wurde die Siegfolge “Triple Crown” und Breeders’ Cup Classic zum Grand Slam erhoben und American Pharoah sollte der erste Gewinner dieses Grand Slam werden. Eigentlich ist ja der “klassische” Grand Slam die Triple-Crown plus Travers Stakes. Das hat nicht geklappt, denn  Keen Ice hat dem Triple-Crown Sieger an dem Tag mächtig in die Suppe gespuckt und ihn recht deutlich auf den zweiten Platz verwiesen.

Also schnell eine neue Definition für den Grand Slam, den American Pharoah als erster gewinnen sollte. Dazu muß man sagen, daß der letzte Triple-Crown Sieger, Affirmed diesen Grand Slam gar nicht gewinnen konnte, denn 1978 gab es noch keinen Breeders’ Cup.

Grand Slam oder nicht, ist egal. Es war die Demonstration eines Überpferdes, das in dem Rennen keine Gegner, sondern nur Opfer hatte und eigentlich nur eine sehr gut bezahlte schnelle Arbeit absolviert hat. Victor Espinoza wedelte zwar ein wenig mit der Peitsche und es hat auch Pferde gegeben, die große Rennen mit ganz anderem Vorsprung gewonnen haben, aber der Ton machte die Musik. Und das war einfach genial. Nach dem Rennen machte der Pharoah auch nicht den Eindruck, als wenn er sich in irgendeiner Form angestrengt habe.

Einziger europäischer Vertreter im Classic war Gleneagles aus Ballydoyle. Der Hengst ist erklärter Gegner von weichem Boden, den mag er noch weniger als Golden Horn und er würde wahrscheinlich am liebsten auf der Autobahn laufen. Der Sand schmeckte dem Galileo-Sohn gar nicht und Ryan Moore mußte ihn früh anschieben. Eigentlich war er aus der Maschine heraus geschlagen und endete deutlich hinter den Pferden auf dem letzten Platz.

Zwischen dem Pharoah und dem Iren reihten sich die anderen sechs Kandidaten auf. Zweiter wurde Effinex zu der eigentlich sehr langen Quote von 340:10, seinen dritten Platz im Jockey Club Gold Cup scheinen die Wetter schlichtweg ignoriert zu haben. Dritter wurde Honor Code vor Keen Ice, der American Pharoah diesmal mit gebührendem Abstand über die Linie folgte.

Es war halt das Rennen und der Tag eines großen und großartigen Pferdes!

American Pharoah

Found

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