Nach den Prince of Wales Stakes gab es eine heftige Diskussion über den Ritt von Lanfranco Dettori und den massiven Peitscheneinsatz auf Rewilding.
Nach Anfangs flauer Fahrt ging Jan Vermeer aus dem O’Brien Stall als Pacemaker in Front und sorgte für ordentliches Tempo. Aber O’Brien Junior hat Scheiße geritten, ist So You Think vor die Füße gelaufen, als er scharf nach innen zog. Ging hier der Hals verloren, der am Ende für den Triumph fehlte?
In seinem Fahrwasser hing mit einigem Abstand So You Think, Revilding war am Ende des Feldes auszumachen. Eingangs der Geraden ging So You Think energisch in Front und versuchte den Vorsprung auf die Verfolger auszubauen, was auch scheinbar gelang.
Rewilding bog am Ende des Feldes in die Gerade, 3 1/2 Fourlongs, 700m blieben ihm Zeit, um den Rückstand auf den vorne galoppierenden So You Think aufzuholen. Und er machte Meter um Meter Boden gut und knapp vor der Linie hat er die erste O’Brien Farbe abgefangen und ging als Sieger der Prince of Wales Stakes über die Linie.
Für Dettori gab es wegen des starken Peitscheneinsatzes nach dem Rennen einen Urlaubsschein von 9 Tagen, offen ist noch einer wegen nicht genügender Wahrnehmung der Gewinnaussichten beim Derby-Meeting in Epsom, macht 19 freie Tage. Nach einem solchen Rennen kommt immer wieder die Peitschendiskussion auf. War das zu vertreten? Als Antwort kann man nur ein klares Jein geben. Rewilding zog immer wieder an, reagierte keineswegs “sauer” auf den Stock. Es war ein Finish, das an The Minstrel mit Lester Piggott gegen Hot Grove mit Bill Carson im Derby 1977 auf den Downs von Epsom erinnert. Damals wurde es im deutschen Fernseh gezeigt uind für mich war es das erste Epsom-Derby, an das ich mich noch gut erinnern kann. Piggott lag weit hinter Hot Grove und kam Meter um Meter näher, machte ebenfalls intensiv vom Stock gebrauch. Und kurz vor der Linie war er da wo er sein wollte – vor Hot Grove.
In beiden Fällen hatten die Reiter das Gefühl, daß es reichen wird und auch wenn man den Stockeinsatz zuerst kritisiert, weil es einfach viel war, muß man am Ende dem Jockey recht geben. Nicht, weil der Erfolg die Mittel heiligt, sondern weil das Pferd uinter der Peitsche vorwärts ging und immer wieder anzog. Es sollte jedoch nicht zum Standard werden.
Rewilding stammt von Tiger Hill ab, der in den Farben von Baron Ullmann zu den besten Pferden seiner Zeit gehörte. Als Zweijähriger vom Berufs-Champion Heinz Jentzsch trainiert, danach von seinem Nachfolger Peter Schiergen. Im Derby hat er wohl auch wegen des tiefen Bodens gepatzt, Robertico gewann die Schlammschlacht von Hamburg anno 98. Tiger Hill wurde am Ende seiner Rennkarriere für einen sehr nahmhaften Betrag an die Scheichs verkauft und war in Englands als Deckhengst nicht so erfolgreich, wie man es sich erhofft hat. Er hat einige gute und auch sehr gute Pferde gebracht, sein bester war wohl der in auenqueller Farben laufende Oriental Tiger, der leider viel zu früh verunglückt war. Oriental Tiger war ein Bild von Pferd – noch mehr “Typ” wie sein Vater und einer, der vorne marschieren konnte, das es ein Genuß war, ihn zu sehen.
Jetzt muß man Rewilding eindeutig über Oriental Tiger stellen. Die Prince of Wales Stakes auf dem königlichen Rasen von Ascot gehören zu den Rennen mit besonders guter Reputation. 2007 siegte hier Manduro für Baron Ullmann vor Dylan Thomas und Notnowcato. Dylan Thomas sollte danach noch die King George VI and Queen Elizabeth Diamond Stakes und den Arc gewinnen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, daß erstmals in der Geschichte des internationalen Ratings ein Deutscher zum besten Pferd der Welt gekürt werden sollte – Manduro als Sieger der Prince of Wales Stakes in Ascot!!
Ein hohes Rating wird auch Rewilding sicher sein, denn er hat echte Gegner geschlagen und nicht ein paar Opfer überrannt. So You Think hatte immerhin einen frischen Sieg im Tattersalls Goldcup in Irland im Marschgepäck. Im November letzten Jahres war er noch Dritter im Melbourne-Cup, dem Turfereignis, das in Australien für die Dauer des Rennens das öffentliche Leben still stehen läßt. 3200m und dann 2000m, das muß ein Pferd erstmal können. Und die Rennen davor zählen zu den Top-Ereignissen des australischen Turfkalenders. Da wurde ein Held geschlagen! Sri Putra als Dritte richt nicht ganz die Klasse aber Planteur als Vierter war immerhin frischer Sieger im Prix Ganay in Frankreich und verkörpert im Nachbarland die erste Garnitour. Ob da wieder ein Worldchampion aus einem deutschen Stallion gewonnen hat? Mal gucken was die Herrgötter der Kilos demnächst verkünden werden. Gefühlt war er für mich besser als die Sieger der Derbys diesseits und jenseits des Kanals.
Und Tiger-Hill, der Vater des Erfolgs? Der hatte Heimweh nach Deutschland und steht jetzt auf dem Fährhof. Die Züchter, die ihre Stute dieses Jahr von ihm haben decken lassen, sind wohl fein raus, denn so ein Erfolg hat meistens einen Aufschlag bei der Decktaxe zur Folge – aber wer Mumm auf Tiger Hill hat und eine passende Stute sein eigen nennt, sollte vielleicht ultrafrüh buchen und dann noch den alten Preis mitnehmen.
jan vermeer hat keine pace gemacht. diese taktik war von anfang an im eimer. das war o`brien jun. scheiße. ansonsten haben sie das im großen und ganzen richtig gesehen, sogar das mit dem stock. weiter so!