5. Oktober 1975 – das Wunder von Longchamp

Der 5. Oktober 1975 ist für den Galopprennsport in Deutschland ein ganz besonderer Tag. Damals, auf den Tag genau heute vor 50 Jahren gewinnt erstmals in der Geschichte mit Star Appeal ein in Deutschland trainiertes Pferd in Paris-Longchamp den Prix de l’Arc de Triomphe, der inoffiziellen Weltmeisterschaft des Galoppsports.

Anlaß, einmal auf den Helden der Geschichte und sein Umfeld zurück zu blicken.

Star Appeal wurde 1970 im Baronath-Stud, der irischen Dependance des Gestüt Röttgens von Appiani aus der Sterna gezogen. Er lief in vier Rennzeiten in 39 Rennen, er siegte in 11 Rennen und war in 12 Rennen plaziert. Seine Gewinnsumme betrug 1.537.836 DM einschließlich der Auslandsgewinne, im Arc gewann er 1.200.000 Francs, Der Umrechnungskurs war damals rund 57 DM für 100 Francs, also rund 684.000 DM.

Anders gesagt lief Star Appeal in jedem Jahr seiner Karriere 10 Rennen. In der heutigen Zeit laufen die Pferde in Deutschland im Schnitt knapp 6 Rennen im Jahr und bei einem Deckhengst kann man froh sein, wenn er in Europa 20 Starts absolviert hat.

Es lohnt sich, sein Pedigree etwas genauer zu betrachten. Sein Vater Appiani stammte aus der Zucht des damals noch bedeutendem und weltberühmten Razza Dormello Olgiata von Federico Tesio. Seine Großmutter Angela Rucellai war 1957 Siegerin im Premio Regina Elena, den italienischen 1000 Guineas und in den Oaks d’Italia. Die Apaarung Rockefella mit Aristareta stammt wohl noch direkt aus der Feder des italienischen Genies. Appiani war uA Sieger im Derby Italiano und vierjährig im Premio Presidente della Rebuplica sowie Dritter in den Eclipse-Stakes von Sandown. Kein Superstar, aber ein respektabler Renn-Rekord.

Er war der beste Sohn der Angela Rucellai, die noch Andrea Mantegna (1961 v. Ribot), Ammanati (1967 v. Ragusa) und Great Pasha (1972 v. St. Paddy) brachte. Damit ist sie Mutter von vier Deckhengsten, von denen drei in Deutschland standen und keine Spuren hinterlassen haben. Sie war bei den besten Hengsten Ihrer Zeit, aber die Zuchtergebnisse waren leider sehr unterdurchschnittlich, abgesehen von Appiani.

Appiani brachte einige nützliche Pferde, aber nach meinen Unterlagen ist Star Appeal sein einziger Gruppe-Sieger. Das kann aber auch daran liegen, daß in den 70ern und frühen 80ern die Daten in Galopp-Sieger noch lückenhaft sind.

Star Appeals Mutter Sterna entstammt der alten Röttgener Familie der Stammesart. Aus Star Appeals direkter Verwandtschaft ist Strong Gale zu erwähnen, der in Irland ein sehr einflußreicher für den dort sehr populären Hindernissport war. Ebenso ist Sternkönig zu erwähnen, der zu dem glorreichen Jahrgang 1990 gehörte und 1994 in der bis 2018 gültigen Bahn-Rekordzeit von 2:25,3 den damals in Düsseldorf gelaufenen Deutschland-Preis / Großer Preis von Berlin gegen Duitor und Monsun gewann.

Renn-Karriere
Star Appeal begann seine Rennlaufbahn in Irland bei Trainer John Mortimer Oxx sr. Die erste bei Galopp-Sieger vermerkte Form ist ein Sieg im August 1972 in der Warrenpoint Plate. Danach war er dritter in den zur Gruppe-3 zählenden Larkspur Stakes von Leopardstown und beendete die Saison mit einem Sieg im Birdcatcher Nursery Handicap.

Dreijährig war er im Juni Dritter in den Gallinule-Stakes auf dem Curragh und danach Siebter in den von Weavers’ Hall gewonnenen Irish Derby Stakes. Es folgte ein siegreicher Ausflug nach Baden Baden, wo er in der Großen Woche Preis der Stadt Baden Baden Baden überlegen mit 4 ½ Längen gewann. Es folgte ein dritter Platz in den damals noch klassischen Irish Saint Leger Stakes zu Connor Pass und Sunyboy. Die Saison beschloß er mit einem achten Platz im Prix de l’Arc de Triomphe. Dort lief er erstmals in den Farben von Waldemar Zeitelhack! Nach den Angaben im Rennprogramm stand er noch im Training bei John Mortimer Oxx sr in Irland, wurde aber von Peter Alafi geritten. Es war der letzte Start für seinen irischen Trainer, Star Appeal wechselt nach Köln zu Trainer Anton (Toni) Pohlkötter.

Die Saison 974 begann er früh im Februar im südfranzösischen Cagnes. Im Prix d’Annot war er Dritter zu dem für englischen Interessen startenden My Brief, der später seine Karriere auch den Farben von Waldemar Zeitelhack fortsetzen sollte. Danach wurde er Vierter im Grand Prix du Conseil General des Alpes-Maritimes. Ob damit die Erwartungen erfüllt wurden, darf bezweifelt werden.

In Deutschland zurück startete er im Großen Preis von Gelsenkirchen und wurde zweiter zum Fährhofer Caracol. Danach folgte im Großen Preis der badischen Wirtschaft ein erster Sieg für den neuen Besitzer und einen erfolglosen Start im Prix Dollar, in dem er mit Lester Piggott im geschlagenen Feld über die Linie ging. Danach ein neuer Sieg im Concentra-Pokal in Frankfurt und enttäuschende Formen im Hansa-Preis von Hamburg und Oettingen-Rennen in Baden Baden. Es folgte ein zweiter Platz im Etienne Aigner Preis in München, bei dem er mit einer Siegquote von 116:10 zu den Außenseitern gehörte.

Der folgende Start im Preis der Düsseldorfer Industrie und Wirtschaft über 2400m auf schwerer Bahn war dann wieder ernüchternd. Er wurde Sechster. Trotzdem ging er danach zu den Champion-Stakes von Newmarket und beendete mit einem achtbaren vierten Platz die Saison. Hier wurde er erstmals von Greville Starkey geritten. Außerdem war es die bis dahin wohl beste Plazierung eines in Deutschland trainierten Pferde in einem bedeutenden englischen Rennen. Und es war auch eine ziemlich gute Form in einem stark besetzten Traditions-Rennen. Orsini, ein anderer Globetrotter aus Deutschland war fast 20 Jahre früher Fünfter in den King George VI and Queen Elizabeth Stakes von Ascot gewesen.

Auffällig war der häufige Distanzwechsel von der Meile zu den klassischen 2400m und zurück. Außer im Etienne Aigner Preis in München saß bei allen Starts von Star Appeal Manfred Kosman im Sattel. Er hatte bei Isidor Stangl auf dem Grafenberg die Jockey-Lehre absolviert und blieb seinem Lehrherrn, der als Privattrainer für Walter Dörrenhaus ein kleines Lot betreute, lange verbunden. Er war ein guter Jockey, der leichte Gewichte reiten konnte, aber in den großen Rennen selten berücksichtigt wurde. Star Appeal war das mit Abstand beste Pferd, das er jemals geritten hat.

Über Winter gab es eine große Veränderung für die Pferde von Waldemar Zeitelhack und dem Stall Moritzberg. Es wurde eine Trainingspartnerschaft mit dem Gestüt Röttgen vereinbart. Erstmals wurde auf der privaten Trainingsanlage des Gestüts in Heumar nicht nur Pferde in Röttgener Farben trainiert. Star Appeal wechselte von Toni Pohlkötter zu Theo Grieper. Fritz Drechsler wurde mit dem Trainerwechsel der neue Jockey von Star Appeal in Deutschland.

In die Saison 1975 starte der jetzt fünfjährige Star Appeal im Kölner Frühjahrsausgleich, einem Ausgleich 1 und wurde Zweiter zu Woodstock aus dem Stall Spaulding. Zu Star Appeals Ehrenrettung muß man erwähnen, daß er dem Sieger über 10 kg Gewicht gab. Es folgte ein Start im Großen Preis des Vogelparks Walsrode, in dem er Dritter zu Daus und Lutz wurde und wieder 11,5 kg und 10,5 kg Gewicht geben mußte.

Trotzdem muß man sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen. Ein Gruppe-2 Sieger und Vierter aus den Champion Stakes von Newmarket absolviert sein Jahresdebut in einem Handicap und kann nicht gewinnen. Etwas sarkastisch könnte man anmerken, daß Star Appeal für einen AGL 1 nicht gut genug war, aber für den Sieg im Arc hat es gereicht. Das ist natürlich weit her geholt, aber auf dem Papier steht es erstmal so geschrieben. Er war früh im Jahr noch nicht richtig fit und wurde wohl auch nicht wirklich angefaßt

Es folgen Siege im Großen Preis der Badischen Wirtschaft, im damals renommierten und zur Gruppe 1 zählenden Gran Premio di Milano – und in den Eclipse Stakes von Sandown gegen Taros und Royal Manacle. Damit siegte erstmals ein in Deutschland trainiertes Pferd in einem Gruppe-1 Rennen in England souverän mit 2 Längen. Die Sport-Welt hat den Boden mit „hart“ angegeben. Das war ein Meilenstein und eine Sensation zugleich.

Es folgte ein dritter Platz im ebenfalls zur Gruppe 1 zählenden Benson & Hedges Gold Cup von York, den heutigen International Stakes.

Danach lief er im Großen Preis von Baden und wurde auf tiefer Bahn vierter zu Marduk, dem Trainingsfährten Lord Udo und dem Franzosen Card King. Marduk lief in den Farben der Gräfin Batthyany, die Gestüt Erlenhof und Rennstall von Ihrem Vater, dem Baron Thyssen-Bormemisza geerbt hatte. Sie hatte außerdem ein Gestüt und einen Rennstall in Frankreich und operierte dort mit gutem Erfolg. Marduks Vollschwester Mata Hari war 1972 Siegerin in den Poule d’Essai des Pouliches und damit Klassische Siegerin im Nachbarland. Es stellt sich die Frage, warum Marduk nicht auch einen Ausflug nach Longchamp unternommen hat. Fehlte der Mut oder bliebt man lieber im Lande und ernährte sich redlich?

Es folgte der Arc, wie jenes bombastische Rennen im Herbst auf der Pariser Paradebahn von Longchamp kurz genannt wird. Man fand im Vorfeld keinen echten Favoriten und die Stuten Comtesse de Loire und Allez France wurden favorisiert.

Im Dressurreiten haben die Stars des Vierecks den Bonus, auch an einem nicht so guten Tag wohlwollend bewertet zu werden. Das Richterkollegium drückt bei einem großen Namen schon mal ein Auge zu, wenn, es leichte Unebenheiten in der Vorstellung gibt.

Im Galopprennsport ist das anders. Dort wird über Sieg oder Niederlage von einem unbestechlichem Stück Holz entschieden – dem Zielpfosten im nächsten Rennen. Und der Pfosten meinte es gut mit Deutschland.  Star Appeal schwamm im hinteren Teil des Feldes mit und es ist heute noch sehenswert, wie Greville Starkey ihn quasi im Zickzack durchs Feld nach vorne bugsierte. Als er schon vor dem Feld galoppierte war der deutsche Kommentator Addi Furler immer noch mit Duke of Marmelade und Un Kopek beschäftigt war.

1197:10 zahlte Star Appeal am Toto an die kleine Fangruppe, die auf ihn gesetzt hatte. Eigentlich eine unverständlich hohe Quote für den Sieger aus den renommierten Eclipes Stakes von Sandown. Aber gut die Hälfte der Quote waren wohl dem Trainingsstandort Deutschland geschuldet.

Zweiter wurde übrigens On my Way mit Alfred Gibert im Sattel und Dritter Comtesse de Loire

On my Way wurde zwei Jahre später 1977 knapp geschlagen Zweiter zu Ebano aus dem Gestüt Fährhof mit Ralf Suerland im Sattel im Preis von Europa. Er war in Frankreich mehrfach in großen Rennen plaziert und Sieger im Prix du Conseil de Paris.

Das Medienecho in Deutschland war damals enorm. Es war damals üblich, daß die wichtigen Rennen im TV übertragen wurden und es teilweise auch Hintergrundberichte in den normalen Medien gab. Aber der Arc-Sieg von Star Appeal war dann eine andere Dimension. Als er in Röttgen ausgeladen wurde, stand der WDR mit der Kamera dabei. Heute nimmt der ÖRR von einem Arc-Sieger keine Notiz mehr. Galopp-Rennen findet im Deutschen Fernsehen nicht mehr statt.

Star Appeal lief danach erneut in den Champion Stakes von Newmarket und wurde wie im Jahr zuvor wieder Vierter. Allez France, die er im Arc hinter sich gelassen hatte, wurde Zweite. Er erhielt eine Einladung für das damals hoch renommierte Einladungsrennen, dem Washington D C International auf der Rennbahn von Laurel Park und wurde Fünfter. Nobiliary, Comtesse de Loire und On my Way, die er im Arc alle geschlagen hatte, kamen vor ihm ein. Die Saison war lang, Star Appeal war von April bis November unterwegs, war in vier Ländern am Start gewesen und hatte insgesamt eine anstrengende Saison. Da war der fünfte Platz, knapp 10 Längen hinter dem Sieger in Ordnung.

Er wurde an das englische Nationalgestüt verpachtet. Ein Verkauf des Hengstes wurde von seinem Besitzer kategorisch ausgeschlossen.

In seinem ersten Jahrgang zeugte er uA Star Way. Dieser siegte zweijährig in den Chesham Stakes während Royal Ascot. Auch das war ein Novum, daß der Sieger eines Rennens in Royal Ascot von einem Hengst mit deutschem Zuchthintergrund abstammt. Später im Jahr war er plaziert in den Royal Lodge Stakes und dreijährig Dritter in den Sussex-Stakes von Goodwood. Er wurde als Deckhengst nach Australien verkauft und war dort einer der führenden Deckhengste seiner Zeit. Nach meinen Daten war er Vater von acht Deckhengsten, alle in Neuseeland gefohlt, eine Hengstlinie konnte er nach meinen Daten allerdings nicht aufbauen.

Eine seiner besten Nachkommen war Madam Gay, die zweiter in den Epsom Oaks und danach Siegerin im französischen Pendant, den Prix de Diane war.

Aus Deutscher Sicht ist natürlich Kamiros zu erwähnen Er war in den Farben von Dieter Stein klassischer Leger-Sieger 1985 und siegte 1987 im Preis von Europa gegen den späteren Japan-Cup-Sieger Le Glorieux aus Frankreich. Sein Pech war sicherlich, dem gleichen Jahrgang wie Acatenango und Lirung anzugehören. In einem normalen Jahrgang hätte er Jahrgangsbester werden können. Kamiros wurde Deckhengst und zeugte eine Reihe guter Pferde, ein Star war jedoch nicht dabei.

Aus Star Appeals letzten Jahrgang 1987 stammte die Röttgenerin Walesiana, klassische Siegerin in den ARAG 1.000 Guineas in Düsseldorf und in England Mutter von Zahrat Dubai Siegerin in den Vodafone Nassau Stakes (GR 1) von Goodwood.

Alles in allem war Star Appeal ein guter Hengst, aber kein Superstar. Das lag sicher auch an seiner deutschen Abstammung, die international damals weitgehend als zweitklassig galt und auch an einem Vater Appiani, der außer Star Appeal kein wirklich gutes Pferd auf der Rennbahn hatte.

Star Appeal ging nach der Decksaison 1986 nach Australien, ob verkauft oder verpachtet, weiß ich nicht In Australien angekommen, gab es gesundheitliche Probleme und er mußte aufgegeben werden, ohne dort aktiv in der Zucht eingesetzt worden zu sein. Ein trauriges Ende für einen echten Superstar.

Und sonst noch?
Die Renndaten zu Star Appeal wurden in der frühen Zeit von Galopp-Sieger erfaßt. Sie stammen zu einem Teil aus einem Artikel in einer Vollblut-Ausgabe. Aus Zeitgründen konnte ich sie leider nicht mehr überarbeiten. Sie sind mit Sicherheit richtig, aber leider nicht ganz vollständig.

Sein Trainer Theo Grieper war der letzte echte Privattrainer für das Gestüt Röttgen. Ich muß gestehen, daß ich nicht sagen, woher er kommt und bevor ich was Falsches sage, lasse ich das lieber offen.

Er hat von 1970 bis 1994 55 Gruppe-Sieger trainiert, davon 11 in Gruppe 1. Außerdem hat er zehn klassische Sieger trainiert, ein Derbysieg war jedoch nicht dabei, Er gehörte in seiner Zeit zu den guten Trainern in Deutschland. Prince Ippi, Lord Udo, Kronenkranich oder auch Anna Paola und natürlich Star Appeal gehören zu sein Stars

Greville Starkey war damals einer der großen Jockeys seiner Zeit in England. Es war die Zeit von Lester Piggott, Pat Eddery, Geoff Lewis, Bruce Raymond und anderen. Da waren viele großartige Jockeys unterwegs und wer nach oben wollte, muß gut reiten und gute Pferde bekommen. Knapp 2000 Sieger hat Greville Starkey geritten, Dancing Brave war wohl der Beste und mit Shirley Heights hat er das Derby gewonnen.

Baron Adrian von Borcke war nach dem Krieg der erste Trainer in Deutschland, der den Erfolg im Ausland suchte. Mit Niederländer ging er nach England, mit Neckar nach Paris und Orsini ist in einem halben Dutzend Ländern gelaufen. Das war damals ungewöhnlich, denn deutsche Pferde galten damals international als zweitklassig und wenn man ins Ausland ging, dann höchstens nach Belgien, Österreich und auch mal Italien.

Als Priamos 1970 in Schlenderhaner Farben den Prix Jacques Marois gewann in Deauville gewann, war das eine kleine Sensation. Aber England – das war den deutschen Trainern einfach eine Nummer zu groß. Man ging lieber in die kleinen und mittleren Rennen in den Nachbarländern. In den Großereignissen waren die Deutschen nur selten am Start.

Waldemar Zeitelhack (WZ) war ein Stahlhändler aus der Region Nürnberg. Ein Kunde meines Vaters, der auch in der Stahlbranche in Düsseldorf tätig war, kannte ihn als serösen Geschäftsmann. Aber wie WZ den Weg in den Galopprennsport gefunden hat, habe ich nicht heraus gefunden. Das von Bayern okkupierte Frankenland ist nicht gerade ein Hotspot von Galopprennsport und Vollblutzucht. Irgendwann in grauer Vorzeit hat es in Nürnberg mal eine B-Bahn gegeben. Aber das ist lange her und nach dem Krieg war sie nicht mehr.

In Leinburg bei Nürnberg gibt es ein Gestüt Moritzberg für Minipferde, das sich im Besitz der Familie Zeitelhack befindet. Ob es der Namensgeber für den Stall / Gestüt Moritzberg war, weiß ich nicht, aber es ist sehr wahrscheinlich.

Vielleicht war es auch der Abstand von Köln und dem Kölschen Klüngel, der es WZ ermöglichte, unkonventionelle Wege zu gehen. Jedenfalls war er nach dem erwähnten „Baron Adrian“ der zweite Deutsche, der sich auf internationales Parkett begab und den Vergleich in den großen Rennen suchte. Galöpprennen in Deutschland war auf einmal international!

Zeitweise unterhielt Zeitelhack einen großen Rennstall, Waltz, Kronenkranich, Ziethen, Pawiment, die bereits erwähnte Walesiana, Czubaryk und noch viele andere liefen in den grün-gelben Farben. Pawiment aus polnischer Zucht war wohl einer der Besten. Er siegte 1980 als Sechsjähriger im Gran Premio del Jockey Club et Coppa d’Oro, einem der wertvollsten Rennen in Italien und im gleichen Jahr im Preis von Europa und toppte mit einer Quote von 1216:10 die Siegquote von Star Appeal im Arc.

Aber einen Star Appeal hat er nicht mehr gehabt. Egal, er hat Türen aufgestoßen, die als fest verschlossen galten, er hat Gräben überwunden, die als unüberwindbar galten. Er hat ein zartes internationales Pflänzchen im national bestimmten deutschen Rennsport gepflanzt und es sollte wachsen und gedeihen.

Es sollte gute 10 Jahre dauern, bis mit Acatenango und Lirung zwei deutsche Superstars aus dem Gestüt Fährhof auf der internationalen Bühne auf die deutschen Vollblutzucht aufmerksam machten. „L’Armoire Normande“, den Normannischen Kleiderschrank nannten die Franzosen in Erinnerung an den großen Curt Jürgens den imposanten Lirung. Das Umfeld war in den 80ern offener geworden, die Ausländer gewannen nicht mehr einfach in Deutschland und Slip Anchor der Epsom-Derbysieger von 1985, der mit Sayonara eine deutsche Mutter hatte, beflügelte das Interesse für Deutsches Vollblut.

Und wieder sollte es 10 Jahre dauern, bis mit Lando der erste und bisher einzige deutsche Sieger im Japan Cup gab. Und dann 16 Jahre nach Lando oder 36 Jahre nach Star Appeal gewann mit Danedream endlich wieder ein deutsch trainiertes Pferde den Arc und dazu erstmals mit einem deutschen Jockey. Andrasch Starke saß im Sattel. Peter Schiergen war der Trainer. Allerdings gab es in der Zeit zwischen Acatenango und Danedream eine große Zahl internationaler Erfolge Deutscher Pferde. Ich nenne hier keinen, damit sich keiner übergangen fühlt und von Danedream bis Torquator Tasso, zum nächsten Arc-Sieg waren es dann gerade noch 10 Jahre.

Der Galopprennsport in Deutschland krankt, die Zahl der Rennen ist rückläufig und mit unter 1000 Rennen im Jahr auf einem erschreckend niedrigen Niveau angekommen. Aber die deutsche Vollblutzucht hat international einen sehr hohen Standard. Nicht nur daß das internationale Interesse an deutschen Pferden groß, auch die Erfolge deutscher Hengste und deutscher Stutenfamilien in internationalen Rennen ist, vor allem gemessen an der Größe der deutschen Zucht, fast schon riesig. Stellvertretend für alle sei Monsun und seine drei Sieger im Melbourne-Cup genannt. Aber auch dieser Erfolg droht unter der schrumpfenden Zucht verloren zu gehen. Es muß ein Ruck durch den Rennsport in Deutschland gehen, damit er sich nicht zu Tode schrumpft. Aber es ist schwer, denn parallel zum schwächelnden Rennsport befindet sich die Wirtschaft in Deutschland ebenfalls in einer größeren Krise. Kein gutes Umfeld, um eine Luxussportart, die auch von der Leidenschaft und dem finanziellen Engagement derer lebt, die sie betreiben.

Was ist geblieben?
Trocken gesagt – so gut wie nichts oder sehr wenig. Erinnerung für die, die sich mit der jüngeren Rennsportgeschichte beschäftigen. Offiziell eigentlich nichts mehr. Die Iren erinnern mit den Star Appeal Stakes an „ihren“ deutschen Arc-Sieger. Rennen, die an Persönlichkeiten oder große Pferde erinnern, sind in Deutschland aus der Mode gekommen, der Renntitel wird deswegen fast ausschließlich vom Sponsor bestimmt.

Star Appeal – Theo Grieper – Waldemar Zeitelhack – Greville Starkey – nur noch Namen für Eingeweihte – Schade drum!

Egal – heute sei einfach an den Arc vor 50 Jahren erinnert!

Der Arc 1975 mit Addi Furler

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58 Antworten auf 5. Oktober 1975 – das Wunder von Longchamp

  1. H.Schmelz sagt:

    Lieber Herr Rumstich, das haben Sie sehr anschaulich und erschöpfend vorgetragen. Vergangene Zeiten, vergangene Dramatis Personae, vergangene Kulturen. Aber wer sie erlebt hat, hat was erlebt. Vielen Dank!

    • Theo Epping sagt:

      Ich kann mich Herrn H.Schmelz nur anschließen und Danke sagen.
      Ein kleiner Irrtum ist Ihnen aber doch unterlaufen, alle vier Söhne der
      Angela Rucellai haben in Deutschland gestanden.

      • Theo Epping sagt:

        Gräfin Batthyany hat die Pferde übernommen, das Gestüts-Gelände und die dazu gehörenden Immobilien, gehörten ihrem Bruder, Baron Thyssen, dessen Sohn und Erbe es dann ja auch bei erster Gelegenheit verkauft hat.
        Warum Marduk nicht im Arc gelaufen ist, weiß ich auch nicht, die Gräfin wollte mit Nebos auch nicht in Paris laufen, das hat Ferdinand Leisten eingestielt, wegen der Vermarktung.
        Theo Grieper war Futtermeister bei Herbert Cohn in Krefeld, Heinz Haasler hat ihn nach Heumar geholt.

    • Theo Epping sagt:

      Ich liebe feine Sachen…

  2. martillo sagt:

    wenige spuren hat appiani in Deutschland hinterlassen mit der Mutter von tiger Hill

  3. kassandro sagt:

    Der Moritzberg, nach dem Zeitelhack seinen Rennstall und später seine Tochter ihr Mini-Araber-Gestüt benannt haben, ist seit jeher der Hausberg der Nürnberger. Etwa 600m hoch im Osten von Nürnberg gelegen, ist er bei unverbauter Sicht von überall im Nürnberg zu sehen, selbst von der Alten Veste bei Zirndorf im Westen der Stadt, wo einst Generalissimus Albrecht von Wallenstein sein legendäres Lager aufschlug und es zur ersten von zwei Schlachten mit dem Schweden-König Gustav Adolf kam.
    Zeitelhack s Wohnort Schwaig, wo er nur ein paar Häuser von meinem Stiefbruder entfernt wohnte, liegt fast am Nordwesthang des Moritzbergs. Leinburg direkt am Südhang des Berges. Gehören tut der Gipfel des Moritzberg aber der Stadt Röthenbach an der Nordostseite des Berges, die ihren Besitzauch durch ein Schild auf dem Gipfel anzeigt. In den 60er Jahren war ich als kleiner Bub oft auf dem Gipfelplateau. Mein Vater war damals als Inhaber eines Bauingenieur-Büros zuständig für die Bauplanung der kleinen Dörfer Gersdorf und Oberhaidelbach, die heute zu Leinburg gehören. In den 60er ging es an trockenen Sommerabenden immer hoch her, selbst an Werktagen. Als ich mich um 2010 vom Moritzberg verabschiedete und zum ersten und einzigen Mal mit dem Fahrrad hinauffuhr, war das Gipfelplateau einsam, verlassen und von Bäumen zugewuchert. An Wochenenden wird dort wahrscheinlich immer noch gefeiert, aber das ganze ist nicht mehr vergleichbar mit den alten Zeiten.

  4. Old_Vollblut sagt:

    Auch in Longchamp ist Star Appeal verewigt. Auf der rückwärtigen Seite der neuen Tribüne gibt es eine riesige Siegertafel, auf der alle Sieger des Arc durch Jockeyfiguren in den Farben ihres Besitzers repräsentiert sind. In der Mitte der Tafel findet sich ein Jockey in den MoritzbergercFarben mit Angabe aller Details. Diese Siegertafel ist ein Selfie-Hotspot für die Besucher. Es war selbst am Arc-Samstag schwierig, sie menschenleer fotografieren zu können, doch nach 20 Minuten Wartezeit ist es dann doch gelungen (am Sonntag war sie durchgängig belagert). In der aktuellen Turf Times Ausgabe gibt es einen Reisebericht zum Arc-Wochenende mit einem Foto der Siegertafel.

    • Blücher sagt:

      Danke für den Hinweis. Ich war zuletzt vor dem Umbau in Longchamp und da gab es diese Tafel noch nicht. Da wurden, die Besucher von Gladiateur, dem Rächer von Waterloo empfangen!

      • Old_Vollblut sagt:

        Durch den Umbau hat sich viel auf dem Hippodrome de Longchamp verändert. Das Anbringen der großen Siegertafel war allerdings kein Teil des Umbaus, das kam erst deutlich danach und war in den ersten Jahren der neuen Zeitrechnung noch nicht zu bewundern.

  5. Old_Vollblut sagt:

    Jetzt ist das Foto als Teaser-Foto des Arc-Reiseberichts auch auf der Turf Times Webseite zu finden: https://www.turf-times.de/tt-artikel/arc-wochenende-eindruecke-aus-longchamp

  6. kassandro sagt:

    Hier wäre ein höher auflösendes Bild, bei dem man auch die Inschriften lesen kann, sehr nützlich. Die grellen Auenqueller erkennt ein jeder, und die Moritzberger sind mir als Nürnberger auch noch Erinnerung, aber Danedream konnte ich nicht identifizieren.
    Generell finde ich den Iffezheimer Walk of Fame viel besser als so eine komische Tafel. Man braucht dann allerdings eine Drohne um diesen in seiner Gesamtheit aufzunehmen.

  7. martillo sagt:

    welchen Weg nimmt der Rennsport.10% der Trainer hören auf oder haben aufgehört
    Stutenzahl und Deckhengste nehmen ab .die Spitzentrainer kommen nicht mehr auf 100 Pferde .Arqana lockt wieder

    • martin sagt:

      ganz schnell nach unten in den abgrund,intessenten werden durch immer höhere gebühren vergrault, trainer v d recke sei dank,der immerhin 5 eigenartige pferde in irland gekauft hat. aber wenn frank fuhrmann nicht wäre, dann ocht der osten auf sparflamme. ohne marketing und die medien ist der abstieg nicht zu vermeiden

  8. Lindenau sagt:

    Obwohl ja die deutsche Vollblutzucht laut Selbstwahrnehmung ihrer führenden Vertreter als eine der besten der Welt gelten soll, scheinen das die Züchter wohl nicht recht begreifen zu wollen oder, noch dreister, sie sterben einfach weg.
    So ist auch für 2025 „überraschenderweise“ ein weiterer deutlicher Rückgang der Bedeckungen zu verzeichnen. Und das, obwohl Herr Dr. Uphaus wieder einmal jeden Vollbluthengst zusammengekratzt hat, der in diesem Jahr zu einer Erektion fähig war und das Angebot mit 3 neuen Gruppe-1-Siegern schon durchaus schlechter war.
    Galopponline hat dazu ein steinzeitartiges PDF gepostet. Ich habe daraus etwas aussagekräftigere Charts gemacht:
    Bedeckungen pro Hengst 2022-25a
    Bedeckungen pro Hengst 2022-25b
    Bedeckungen gesamt 2022-25

  9. h.schmelz sagt:

    Der Abstieg ist nicht zu vermeiden, weil Rennsport immer mehr als unanständig gilt. Die Gesellschaft schreitet voran, die Peitsche und viele Aspekte des Rennsports nehmen das nicht zur Kennntis. Wer weiter macht, kann in FR starten. Ein harter Kern, den es immer geben wird. Nicht mehr. Fuhrmann und Recke sind keine Heilsbringer.

    • Theo Epping sagt:

      Was ich seit Jahren sage aber was weiß ich schon.
      Gesundschrumpfen ist der Heilsbringer.

      • martin sagt:

        schrumpfen ist irgendwann der völlige k o. dann jetzt anfangen. die lutscher entsorgen,medien aktivieren etc. aber man sieht ja,der neue geschäftsführerder besitzervereinigung züchtet ganz stolz in frankreich. mit minderer qualität,das ginge hier auch

    • martin sagt:

      peinlicher artikel von GOL über eine privat aktion von westminster. kein wort dazu,dass sowas eigentlich eigentlich von deutscher galopp angeleiert werden müsste. ab in die schulen ,besitzer wird man dort wohl nicht finden,vllt kann die riege der aktiven so verstärkt werden. marketing ist alles

  10. martillo sagt:

    wann laufen die ausscheider am Samstag in Krefeld,ist es nicht möglich rennen zusätzlich mit geringerer Dotierung ausschreiben wie in Frankreich oder muss erst eine Kommission gebildet werden

  11. martillo sagt:

    ist die bbag Christmas-sale die Entsorgungsstation für karlshofer Stute

    • martin sagt:

      die eine ist doch erst 22, HOLGI will nur zeigen,dass sie noch lebt

    • kassandro sagt:

      Ins Fäustchen wird sich der Faust mit diesem absurden Angebot wohl nicht lachen können. Unser großer Hippologe Dr. Frank Richter das Alter der Mutter aller Epsom Derby Sieger mit dem Alter der Mütter aller Starter in diesem Rennen verglichen. Im Durchschnitt waren – ich habe es nicht überprüft – die Mütter der Sieger ein bisschen jünger als die aller Starter. Daraus zu folgern, dass jüngere Mutterstuten besser als ältere seien, halte ich allerdings falsch. Bei jüngeren Mutterstuten ist nur die Hoffnung in der Regel größer und man investiert dann mehr in bessere Hengste.
      Siegfried Graf von Lehndorff, eigentlich ein kühler Analytiker, war noch viel extremer. Er meinte, dass spätere Mutterstuten spätestens mit 3 Jahren die Rennkarriere beenden sollten, weil sie sonst ihre Vererberkraft “verbraucht” hätten. Schon gar nicht wollte er “gebrauchte” Mutterstuten kaufen. So gingen die großartigen Mutterstuten Festa und Alveole quasi ungeprüft an Graditz vorbei. Alveole geriet dann als alte Dame doch noch in Graditzer Besitz, als man das Gestüt Römerhof kauft. Mit stolzen 18 Jahren brachte sie dann die berühmte Antwort, die nach Lehndorffs Aussage die beste Graditzer Mutterstute und ein sehr talentiertes Rennpferd war. Noch mit 20 Jahren brachte Alveole eine weitere sehr gute Mutterstute, die dann aber doch keine bleibenden Spuren in der Vollbutzucht hinterlassen konnte. Alter schützt also nicht vor großen Taten. Im Gegensatz zu Dynamore ist die 16 Jahre alte Ammerländerin Biscaya Bay ein durchaus interessantes Angebot. Sie hat noch 2024 ein Fohlen gebracht und sollte gut zu Galileo-Söhnen wie Japan passen.

      • kassandro sagt:

        Japan ist wie Biscaya Bay ein Danehill-Enkel. Das passt also nicht so gut zusammen. Da ist Der Danehill-freie Galileo-Enkel Nerik dann doch besser geeignet, zumal Volker Linde sowieso ein Spezialist für wenig fruchtbare Mutterstuten ist.

        • martillo sagt:

          ich habe mal Lindenhof angesehen braucht man nicht der Erfolg spricht für sich

        • Theo Epping sagt:

          Ich muss ganz dringend mal wieder einen Spruch loswerden:
          Schuster bleib bei deinen Leisten!

        • Blücher sagt:

          Bei Biscaya Bay und Japan sehe ich noch ein ganz anderes Problem. Die Mutter kommt aus einer Steherlinie und Japan ist auch ein Steher.
          Da würde ich mehr er einen spritzigen Hengst wünschen, der die Steherstute mit ein bißchen mehr Speed versorgt.
          Wo der Name Volker Linde gefallen ist – Red Jazz wäre da vielleicht eine gute Wahl.

          • Theo Epping sagt:

            He Leute, das ist doch alles …
            man kann die Gene nicht steuern,
            man kann nur hinterher sagen;
            Siehste, so macht man das…
            und all die Fehlversuche …

          • martillo sagt:

            wo ist red jazz gelandet,wer soll bei einer alten Stute noch viel Geld investieren nächstes jahr 17

          • Theo Epping sagt:

            Jemand der sich auch für schlauer hält, als die anderen…

      • Frank J. Richter sagt:

        , der sich selbst in einem selten lichten Moment in diesem Blog als Soziopath bezeichnete, nennt meinen Namen als Verfasser einer evtl. irreleitenden Studie zum Alter der Mütter sämtlicher Startpferde des Epsom-Derbys.

        Dies ist unwahr! Diese Studie gibt es nicht! Ich habe mich mit diesem Thema in diesem konkreten Zusammenhang niemals beschäftigt!

        Mir ist gegenwärtig auch keine derartige Studie eines evtl. anderen Autors bekannt.

        Dass ich nicht Autor dieser dubiosen Studie sein kann, erkennt man allein am Analyseansatz (Vergleich zweier Mittelwerte, bei der der eine eine Teilmenge des anderen ist – dies ist natürlich ziemlich simpel, methodisch bedenklich und rechtfertigt nicht die zuvor notwendige, in diesem konkreten Falle sehr aufwändige Datenrecherche, selbst wenn alle bisherigen Epsom-Derby-Startpferde in der Fachliteratur und später aktualisiert im Internet namentlich dokumentiert sind).

        informierte mich nebenbei, dass es zzt. über 4.300 Epsom-Derby-Teilnehmer gegeben habe – mehr als ich selbst zunächst grob geschätzt hatte: 240 x 15 = 3.600). Welch ein Schatz für einen qualifizierten Datenanalysten: eine ununterbrochene lange Zeitreihe mit zzt. 2 x 4.386 Datenpaaren. Welche vielfältigen Möglichkeiten bieten diese, um zu evtl. nicht trivialen Analyseergebnissen zu gelangen!

        Wäre meine übliche Analysetechnik bekannt (Entwicklung multi-variater, ggf. nicht-lineare optimierte Schätzmodelle, die empirisches Wissen für Prognosen zusammenfassen), so wäre ihm klar, dass außer ihm allein auch noch andere Individuen wissen, dass in komplexen Welten eine Zielgröße zumeist nicht mit einer einzigen Einflussvariablen zu erklären ist. I.d.R. ist es so, dass der messbare / schätzbare Einfluss einer Grundgröße auf eine Zielgröße relativ und absolut kleiner wird, je mehr evtl. Einflussgrößen im Schätzmodell der Zielgröße berücksichtigt werden.

        Nebenbei bemerkt: Schon vor über 40 Jahren lernte ich im Informatikstudium, dass scheinbar offensichtliche Einflussgrößen in einen komplexen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang durch das Zusammenspiel der anderen Einflussgrößen völlig ersetzt werden können. Die einzelne Einflussgröße also im Gesamtzusammenhang irrelevant ist bzw. werden kann.

        Diese allgemeingültige Erkenntnis wird u.a. beim Portfoliomanagement in realen Entscheidungsprozessen in der Wirtschaft genutzt und praktisch umgesetzt. Ebenso bei Substitutionsaktivitäten in realen Produktionsprozessen und macht u.U. schon jede(r) versierte(r) Hausfrau/mann beim Zubereiten von Speisen.

        Ähnlich kann und wird es sich mit dem Alter der Mutter bei Schätzung der Erfolgschancen / des Zuchtwertes ihrer Nachkommen verhalten.

        2015 sprach ich mit einer Koryphäe der TiHo Hannover über die Relevanz des Alters der Mutter auf das Leistungspotenzial ihrer Nachkommen. Mir wurde gesagt, dass es während des Geburtsvorgangs zu vielen kleinen physiologischen Beschädigungen der Stute komme, von denen sich in der Gesamtheit der Körper der Stute nicht mehr völlig regeneriert. Deshalb könnten nachfolgende Nachkommen im Uterus ihrer Mutter ein weniger günstiges Umfeld zur Reife vorfinden, was deren zukünftiges Leistungsvermögen negativ beeinflussen kann. Selbstverständlich gelte dies alles cet. par. = ceteris paribus.

        So sprechen Wissenschaftler miteinander und tauschen Information aus! Auf Augenhöhe und nicht von vermeintlich oben herab! Welch ein Abstand zum ordinären Foren-Blog-Trash oft schlicht gestrickter, sich selbst überschätzender Zeitgenossen!

        Nach diesem Ausflug in die Datenanalyse, Mathematik, Informatik, Wirtschaft und Biologie bleibt als Fazit:

        Was immer im Zusammenhang mit der Nennung meines Namens in diesem Blog oder andernorts geschrieben hat oder evtl. wg. fehlender Lernfähigkeit und / oder persistenter Boshaftigkeit noch schreiben wird, ist wegen seines hoch wahrscheinlich geringen Wahrheitsgehalts mehr als zweifelhaft zu rezipieren.

        Dafür muss man weder ein „großer Hippologe“ noch promoviert worden sein, es genügt wahrscheinlich etwas gesunder Menschenverstand der Hinz und Kunz, von Otto und Theo oder selbst von den Donalds dieser Welt.

        • Frank J. Richter sagt:

          “kassandro”, der sich selbst in einem selten lichten Moment in diesem Blog als Soziopath bezeichnete, nennt meinen Namen fälschlich als Verfasser einer evtl. irreleitenden Studie zum Alter der Mütter sämtlicher Startpferde des Epsom-Derbys.

          Diese Studie gibt es nicht! Ich habe mich zu diesem Thema in diesem konkreten Zusammenhang niemals beschäftigt!
          Mir ist gegenwärtig auch keine derartige Studie eines evtl. anderen Autors bekannt.

          Dass ich nicht Autor dieser ominösen Studie sein kann, erkennt man allein am Analyseansatz (Vergleich zweier Mittelwerte, bei der der eine sich als Teilmenge des anderen ergibt – dies ist natürlich ziemlich simpel und rechtfertigt nicht die notwendige, hier sehr aufwändige Datenrecherche, selbst wenn alle bisherigen Epsom-Derby-Startpferde in der Fachliteratur und jeweils aktualisiert im Internet namentlich dokumentiert sind).

          “Blücher” informierte mich zwischenzeitlich, dass es zzt. über 4.300 Epsom-Derby-Teilnehmer gegeben habe – mehr als ich zunächst grob geschätzt hatte: 240 x 15 = 3.600). Welch ein Schatz für einen qualifizierten Datenanalysten: eine ununterbrochene lange Zeitreihe mit zzt. 2 x 4.386 Datenpaaren. Welche vielfältigen Möglichkeiten bieten diese, um zu evtl. nicht trivialen Analyseergebnissen zu gelangen!

          Wäre “kassandro” meine übliche Analysetechnik bekannt (Entwicklung multi-variater, ggf. nicht-linearer Schätzmodelle, die empirisches Wissen für Prognosen zusammenfassen), so wäre ihm klar, dass außer ihm allein auch noch andere Individuen wissen, dass in komplexen Welten eine Zielgröße zumeist nicht mit einer einzigen Einflussvariablen zu erklären ist. I.d.R. ist es so, dass der messbare / schätzbare Einfluss einer Grundgröße auf eine Zielgröße relativ und absolut immer kleiner wird, je mehr evtl. Einflussgrößen im Schätzmodell der Zielgröße berücksichtigt werden.

          Nebenbei bemerkt: Schon vor über 40 Jahren lernte ich im Informatikstudium, dass scheinbar offensichtliche Einflussgrößen in einen komplexen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang durch das Zusammenspiel der anderen Einflussgrößen völlig ersetzt werden können. Die einzelne Einflussgröße also im Gesamtzusammenhang irrelevant ist bzw. werden kann.

          Diese allgemeingültige Erkenntnis wird u.a. beim Portfoliomanagement in realen Entscheidungsprozessen in der Wirtschaft genutzt und praktisch umgesetzt. Ebenso bei Substitutionsaktivitäten in realen Produktionsprozessen, macht u.U. jede(r) versierte(r) Hausfrau/mann beim Zubereiten von Speisen.

          Ähnlich kann und wird es sich mit dem Alter der Mutter bei Schätzung der Erfolgschancen / des Zuchtwertes ihrer Nachkommen verhalten.

          2015 sprach ich mit einer Koryphäe der TiHo Hannover über die Relevanz des Alters der Mutter auf das Leistungspotenzial ihrer Nachkommen. Mir wurde gesagt, dass es während des Geburtsvorgangs zu vielen kleinen physiologischen Beschädigungen der Stute komme, von denen sich in der Gesamtheit der Körper der Stute nicht mehr völlig regeneriert. Deshalb könnten nachfolgende Nachkommen im Uterus ihrer Mutter ein weniger günstiges Umfeld zur Reife vorfinden, was deren zukünftiges Leistungsvermögen negativ beeinflussen kann. Selbstverständlich gelte dies alles cet. par. = ceteris paribus.

          So sprechen Wissenschaftler miteinander und tauschen Information aus! Welch ein Abstand zum ordinären Foren-Blog-Trash schlicht gestrickter, sich selbst überschätzender Zeitgenossen!

          Nach diesem Ausflug in die Datenanalyse, Mathematik, Informatik, Wirtschaft und Biologie bleibt als Fazit:

          Was immer “kassandro” im Zusammenhang mit der Nennung meines Namens in diesem Blog oder andernorts geschrieben hat oder evtl. wg. fehlender Lernfähigkeit und / oder persistenter Boshaftigkeit noch schreiben wird, ist wegen seines hoch wahrscheinlich geringen Wahrheitsgehalts mehr als zweifelhaft wahrzunehmen.

          Dafür muss man weder ein „großer Hippologe“ noch promoviert worden sein, es genügt wahrscheinlich etwas gesunder Menschenverstand von Hinz und Kunz, von Otto und Theo oder selbst den Donalds dieser Welt.

          • Theo Epping sagt:

            Wie Sie sich sicher schon denken können, bin ich gleich zum Ende dieses Sinnfreien Geschwafels gegangen und bedanke mich für Ihre sicher nicht ganz falschen Einschätzung meiner Person, alles andere machen Sie doch besser mit Ihres Gleichen aus, bin gespannt auf die Retoure

          • kassandro sagt:

            Mein lieber Herr Dr. Richter, den selten lichten Moment, in dem ich mich selbst in diesem Blog als Soziopath bezeichnete, kann ich leider nicht bestätigen. Das Wort “Soziopath” kannte ich zwar seit einiger Zeit, nicht aber was es bedeutet. Es gehörte zu der breiten Palette an Schimpfwörtern mit dem man uns Ungeimpfte gerne verdammte. Ich Gegensatz zu Schwurbler, Wissenschaftsfeind, Alu-Hut-Träger, Nazi und was es da sonst so gab, wusste man wenigstens nicht, was dieses Schimpfwort bedeutete. Ich dachte sogar, dass der “Soziopath” speziell für die Pandemenz erfunden wurde, um eine pseudowissenschaftliche Bezeichnung für uns zu haben. Wie ich mich dann heute kundig machte, ist dieser Terminus doch wesentlich älter und beschreibt in der “Wissenschaft” ein krankhaft antisoziales Verhalten. Ein solches kann ich nun bei mir beim besten Willen nicht finden, und es kann daher auch keine “lichten Moment” geben, ein solches einzugestehen. Tatsächlich wurde das Wort “Soziopath” in diesem Blog und seinen Kommentaren nie benutzt, wie man mit einer Google-Suche nach “Soziopath site:galopp-sieger.de/wp/” leicht bestätigen kann. In ein paar Tagen, wenn der Google-Bot den Blog wieder einmal durchforstet hat, wird er den Soziopathen natürlich finden, weil sie und ich ihn verwendet haben.

          • kassandro sagt:

            Ähnlich wie die Geschichte mit Soziopathie-Eingeständnis, wundert mich, dass sie keine Studie zum Alter der Mütter sämtlicher Startpferde des Epsom-Derbys verfasst haben wollen, wobei ich mir jetzt nicht sicher bin, ob diese Studie wirklich ALLE Epsom-Derbys umfasste oder nur einen Teilzeitraum, aber das ist wirklich irrelevant. Ihre Kernaussage war: Siegermütter sind jünger als die der Unterlegenen. Vielleicht erinnern sich noch einige Forumsmitglieder daran. Einen habe ich dabei besonders im Auge: Ihren ehemaligen Freund und späteren Erzfeind Matthias Tamrat. Der hatte nämlich selbst eine ältere Mutterstute namens Karena von Helmut Finck gekauft, die bei diesem seit Jahren leer geblieben war. Karena, damals etwa genauso alt wie Biscaya Bay, war im Gegensatz zu der Ammerländerin ein hoffnungsloser Fall in Sachen Nachwuchs. Karena war eine gute Vererberin. Von Dashing Blade stammt ihre Tochter Kahlua, die wiederum von Areion die 1000 Guineas Siegerin Kali gebracht hat, die Helmut von Finck für gutes Geld nach Japan verkaufte. Tamrat, im Galopper-Forum unter dem Pseudonym “Experte” unterwegs, kaufte Karena sicherlich sehr preiswert, gab sie beim Gestüt Etzean in Pension und lies sie dort von dem Dashing Blade Sohn Lord of England decken. Im Alter von satten 19 Jahren gebar sie den sehr guten Kabir, der laut PQ €259.730 trotz Verletzungspech eingalopperte. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Der Experte lies Karena weiter von LoE decken und im stolzen Alter von 22 Jahren brachte Karena noch den talentierten Kir Royal, dessen Karriere dann aber an einer Verletzung scheiterte. Tamrat hätte natürlich viel lieber eine Tochter als einen Sohn von Karena gewollt, mit der dann selber weiterzüchten hätte können – Areion hätte sich hierfür angeboten, aber dieses Glück blieb ihm verwehrt. Trotzdem ist es schon erstaunlich, dass man auf Etzean noch zwei Nachkommen im hohen Alter aus einer Stute zogen, bei der es die Wiedinger in viel jüngeren Jahren nicht schafften. Überhaupt scheinen dort auf dem Gestüt Etzean Spezialisten für ältere Mutterstuten am Werke sein. Im Alter von ebenfalls 22 Jahren gebar dort die Surumu-Tochter Peace Time noch die Diana-Sieger Palmas. Vater war wieder Lord of England, den der große Hippologe mit Hilfe seiner Deckhengst-Methode zu versenken gedachte. Diese für den großen Hippologen sehr peinliche Geschichte, erzähle ich hoffentlich morgen.

  12. martillo sagt:

    schlenderhan hat torquator-mutter verschenkt aber nicht mit 22 jahren

    • martin sagt:

      zuerst verpachtet,gebhard mochte sie nicht mehr leiden. bei tattersalls gibts ne altersgrenze für die angebote. aus tierschutzgründen,hier wohl nicht

      • Blücher sagt:

        Auch große Züchter können irren. Tesio mochte Romanella nicht leiden und deswegen bekam Ribot keine Derbynennung

        • Theo Epping sagt:

          Schöne Anekdote, davon gibt er unzählige, wer glaubt, in diesen Höhen hätten Sympathien einen Ausschlag auf Entscheidungen, der soll ruhig weiter träumen.

          • Blücher sagt:

            Wie auch immer, die Stute muß extrem schwierig gewesen sein.
            Wir haben doch aus das Gegenteil. Schwarzgold hat erst mal “nicht geliefert” und es sollte drei Generationen dauern, bis sie anfing zu blühen. Heute wäre Schwarzgold bzw die Nachzucht ziemlich schnell an kleine Züchter verkauft worden.

          • Theo Epping sagt:

            Extrem schwierig ist in Schlenderhahn kein Kündigungsgrund, damit sind die bestens vertraut, was das angeht stehen die den Römern nicht nach, frei nach Asterix.
            Bei Tijuana wird das Pedigree

          • Theo Epping sagt:

            …den Ausschlag gegeben haben.

          • Theo Epping sagt:

            Richtigstellung; nicht Asterix, sondern Obelix.

  13. martillo sagt:

    es gab in schlenderhan Zeiten da war das Geld knapp

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