Erste Disqualifikation in 145 Jahren im Kentucky Derby

Drei wichtige Klassiker wurden am vergangenen Wochenende gelaufen.

Das Kentucky-Derby macht den Anfang eines kleinen Rückblicks. Erstmals in der Geschichte des Rennens wurde der Sieger nicht auf dem Schlamm der Sandbahn ermittelt, sondern am grünen Tisch der Stewards.Anfangs war ich irritiert über diese Entscheidung bei reichlicher Betrachtung des Rennfilms muß man diese jedoch als richtig ansehen. Im Schlußbogen hat Maximum Security für erhebliche Unruhe im Feld gesorgt. In den sozialen Medien waren nicht wenige Stimmen, die von einem Glück sprachen, daß nicht mehr passiert sei. In der Fachpresse sind die Meinungen sehr geteilt. Die Racing Post spricht von einer „sensationellen Disqualifikation“

Im Rennfilm ist die kritische Stelle ab 2:00 Min zu sehen. Wenn der Film mit Stop and Go langsam läuft, sieht man die Rempelei und auch die Folgen recht deutlich. Wie die Racing Post berichtet, will man im Umfeld von Maximum Security Einspruch gegen die Entscheidung der Rennleitung einlegen.

Kentucky-Derby 2019

Statement der Rennleitung zur Disqualifikation

Glücklicher Sieger wurde Country House im Besitz einer scheinbar ziemlich großen Besitzergemeinschaft, trainiert von William Motts und geritten von dem Franzosen Flavien Prat. Flavien Prat reitet seit 2015 in den USA und es war sein erster Erfolg im Kentucky Derby. Mit einer Quote 66,5:1 oder 665:10 nach alter Schreibweise war es einer der längsten Außenseiter im Feld und der Derbysieger mit der längsten Quote seit mindestens 1991. Ältere Quoten habe ich leider nur mit Lücken.

Der erste Schritt zur Triple Crown? Nein, daran glaube ich nicht!

In England wurden die Guineas gelaufen und sie wurden mal wieder Beute der „irischen Coolmore Boys“ Aidan O’Brien für den es nach der Rekordjagd in 2017 in 2018 nicht wirklich rund gelaufen ist, scheint für die neue Saison bestens gerüstet. Die 2000 Guineas wurden von dem Invincible Spirit-Sohn Magna Grecia Mit Trainersohn Donnaca O’Brien im Sattel gewonnen. Aber es war (noch) nicht die Dominanz der Coolmore Pferde, die man in den vergangenen Jahren oft erlebt hat. Ten Sovereigns als weiterer Coolmore-Vertreter wurde Fünfter. Aus Deutscher Sicht interessant ist der zweite Platz von King of Change. Sein Vater Farhh ist ein Sohn der Auenquellerin Gonbarda, die als doppelte Gruppe-1 Siegerin an die Maktoums verkauft wurde. 2018 stellte Farhh mit Dee Ex Bee den Runner Up zu Mansar im Epsom Derby. Farhh selbst hat mit den Lockinge Stakes von Newbury in den Champions Stakes von Ascot zwei renommierte Rennen des englischne Turfs gewonnen und bis fünfjährig auf der Bahn.

2000 Guineas Magna Grecia

In den 1000 Guineas für die Stuten siegte die Galileo-Tochter Hermosa aus dem O’Brien Quartier. Aber auch hier saß der Stalljocky wieder auf der Falschen und Wayne Lordan konnte den zweiten Sieg in einem englischen Klassiker nach Hause bringen.

1000 Guineas Hermosa

Auffallend war die geringe Präsenz von Frankel-Nachkommen in den Klassikern. In keinem der drei Rennen (Kentucky Derby, 2000 Guineas und 1000 Guineas) hatte er einen Starter.

In Deutschland wurde mit dem Carl Jaspers Preis als Nachfolger des Gerling-Preis gelaufen. Seit 1929 gehört das Rennen zum Kölner Kalender und ist das mit Abstand älteste gesponserte Rennen in Deutschland. Als der Gerling Konzern in seiner alten Struktur aufgehört hatte, zu existieren, wurde das Rennen von einer Tochter von Hans Gerling weiter gesponsert – aber auch dieses Engagement hat sein Ende gefunden – warum auch immer. „Gerling“ das war ein Name, das war auch ein Stück Wirtschafts-Tradition in Deutschland und jetzt ist er futsch. Der neue Sponsor Carl Jaspers kommt auch aus der der Industrieversicherung und gehört schon länger zu den Sponsoren des Kölner Rennvereins. Jetzt beleibt die Hoffnung, daß das Engagement ähnlich lange währen wird, wie das von Gerling.

Der Sieger kam mit French King aus Frankreich und hatte zuletzt mit der „H.H The Emir Trophy“ ein Rennen mit einer Dotierung von 1 Mio USD in Doha gewonnen.Das Rennen wurde 2017 schon von dem Graditzer Chopin gewonnen. Zweiter wurde Be my Sheriff im Besitz von Nadine Siepmann in traditionsreichen Farben. Für Nadine Siepmann war es der bisher größte Erfolg. Dritter wurde Windstoß, der Derbysieger von 2017. Sein jüngerer Bruder Weltstar, der 2018 das Derby gewann, ist seit seinem Triumph in Hamburg noch nicht wieder gelaufen. Wie gut der Sieger ist, muß er noch zeigen, denn 2018 lief er vorzugsweise in der französischen Provinz. Es ist schwer, den Sieg in der Wüste einzuschätzen. Die Racing Post gibt French King sowohl für den Wüstensieg als auch für den Sieg in Köln ein Rating von 110. Ohne diesen Sieg ist es ein Pferd aus der französischen Provinz, der in Listenrennen plaziert ist, aber nicht gewonnen. Und jetzt avanciert er zum Gruppe-2 Sieger in Deutschland und schlägt dabei den Derbysieger von 2017. Hoffentlich gewinnt er jetzt in Frankreich wenigstens Gruppe 3.

Carl Jaspers Gerling Preis French King

Kleine Züchter haben es schwer und das nicht nur in Deutschland. Einer dieser kleinen Züchter ist Matthias Tamrat, dessen Zuchtaktivitäten unter eigenem Namen, unter dem Namen seiner Lebensgefährtin Claudia Löseken oder unter dem Decknamen Stall Proclamat laufen. Dem von Matthias Tamrat gezogenen Kabir galten im Frühjahr letzten Jahres größere Hoffnungen Als Zweiter im Ferdinand Leisten Memorial in Baden Baden und Sieger des Münchener Auktionsrennens sollte er klassischen Lorbeer für Darius Racing gewinnen. Aber das hat nicht geklappt. Im September ist er in einem Reclamer von Guido Schmitt gekauft worden und fand im kleineren Rahmen wieder zu guter Form Zwei Plätze und ein Sieg, alle in Frankreich, standen für den neuen Besitzer im Rekord. Am Samstag siegte Kabir im Grand Handicap de Paris, einem mit 70.000 Euro dotieren Grand Handicap in Longchamp. Die Handicap-Kultur in Frankreich ist nicht mit der in England zu vergleichen. Die großen Handicaps haben dort nicht nur Dotierungen, die teilweise weit über der von Gruppe-Rennen liegt, aber verachten sollte man die „Grand Handicaps“ in Frankreich auch nicht. Man muß schon ein gutes Pferd haben, wenn man dort gewinnen will.

Für Guido Schmitt, der beim Kauf von Pferden ohne aktuelle Form ein gutes Händchen bewiesen hat, war der Kauf von Kabir ein schon jetzt erfolgreiches Geschäft. Zweiter wurde Cafe Royal, ein Nicaron-Sohn aus Pfauenhofer Zucht, trainiert von Axel Kleinkorres, womit der deutsche Einlauf komplett war.

Grand Handicap de Paris Kabir

Eine Züchterprämie für die deutschen PFerde gab es leider nicht.

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12 Antworten auf Erste Disqualifikation in 145 Jahren im Kentucky Derby

  1. h.schmelz sagt:

    die dq von Maximum Security war bitter nötig. alles andere ist uninteressant und schmückendes beiwerk. das pferd hat mehrere um bessere chancen gebracht, und tyler gaffalione als reiter von War of Will hat sensationell reagiert. das hätte schlimm enden können mit 17 pferden dahinter. daß d.trump seinen unfug und senf dazu gegeben hat, hat die richtigkeit der entscheidung zusätzlich bestätigt.

    es hat sich auch bestätigt, daß die sgenannte grand prix klasse in deutschland nicht mehr existiert. daß pferd Khan hat in solchen rennen nichts zu suchen. die anderen auch nicht so recht. für herrn tamrath freut man sich, wenn es auch keine züchterpräme gibt.

    die 2000 guineas waren durch die ns der besten fragwürdig, die 1000 guineas auch nicht besonders aufregend. leider die alte leier – irgendeiner/eine von coolmore kommt irgendwie durch.

    • Blücher sagt:

      Je öfter ich den Film sehe, umso mehr sehe ich die DQ als nötig an! Aber offensichtlich ist diese Entscheidung noch nach alten Regeln gefällt worden, die nicht mehr internationalem Standard entsprechen, wenn man dem Artikel auf GOL glauben kann.

      https://galopponline.de/news/internationale-galopp-news/bald-neue-regeln-usa

      Ich sehe es nicht nur als fragwürdig an, daß ein Pferd nach einer schweren Behinderung verlorenen Boden wieder gutmachen kann. Damit würde auch gefährliche Reitweise ohne Folgen auf den Ausgang des Rennens bleiben, wenn man nur früh genug vor erreichen der Zielgeraden den Rüpel auf der Bahn raushängen läßt. Das halte ich für eine sehr gefährliche Entwicklung.

      In Frankreich gibt es (oder es gab sie) eine Regelung, wonach alle Pferde eines Besitzers aus der Plazierung zu nehmen sind, wenn ein Pferd dieses Besitzers zum Sturz eines Konkurrenten geführt hat. Ob diese Regelung dann noch zu halten ist, wenn die DQ-Regeln so geändert werden, wie von GOL beschrieben?

      Ganz so pessimistisch wie Sie sehe ich das mit der Grand-Prix Klasse in Dtld nicht – aber es sieht schon arg dunkel aus.

      • Theo Epping sagt:

        Was erwarten Sie denn von einer Miniaturzucht?
        Coolmoor und Godolphin haben größere Bestände als alle
        deutschen Züchter zusammen. Denn noch haben die und viele
        andere unsere Zucht aufmerksam im Blick.
        Für meinen Geschmack zu aufmerksam.

        • Blücher sagt:

          Natürlich ist die geringe Größe das Problem unserer Zucht. Jeder Jahrgang liefert Pi mal Daumen 3-5% Spitzenpferde. Und bei 800 Fohlen sind das 24 bis 40 Pferde, bei 1500 Fehlen sind das 45-75 Pferde. Ein Teil fällt aus, weil nicht wirklich gesund, ein Teil wird verkauft und einige wenige Sind dann die heimische Spitze des Jahrgangs.
          Aber für viele Grand Prix Pferde haben wir in Dtld keine Rennen mehr. Wie soll die Zucht wachsen, wenn der Markt (die Rennen) fehlen.

          • Theo Epping sagt:

            Da beißt der Hund sich selbst in den Schwanz.
            Sisyphus kann ein Lied davon singen :-)

  2. Blücher sagt:

    Ein interessantes Zeitlupenvideo zu dem Fall und “interessante” Meinungen zu den Ursachen des Vorfalls.

    https://www.horseracingnation.com/news/Watch_New_video_key_to_Maximum_Security_s_Kentucky_Derby_appeal_123#

    • Theo Epping sagt:

      Jetzt habe ich mir das Video auch mal, ein paar mal, angesehen.
      Ich sehe da nirgendwo eine Böswilligkeit, ich sehe einen großen Pulk
      Pferde, die, wie bei Pferden üblich, nicht auf Schienen laufen.
      Achten sie mal darauf, was weiter hinten abgeht um Geldränge.
      Eine Pferderennbahn ist doch keine Matchbox Bahn.
      Regeln müssen sein, aber sie sollten doch bitte auch realistisch sein.

      • Theo Epping sagt:

        … was weiter hinten abgeht, aber da geht es ja nicht um Geldräng

      • Blücher sagt:

        Das war auch mein allererster Eindruck. Eine kleine Rempelei, die einfach vorkommen kann. Leider wechselt kurz vorher die Kamera-Perspektive, so daß man es nicht so gut sehen kann. Wenn man sich das aber genauer anguckt, dann steht einer fast quer nach der Rempelei und es hat nur ganz wenig gefehlt und es hätte einen Massensturz in dem Rennen gegeben.

        • Theo Epping sagt:

          Die “Rempelei” ist ein Regelverstoß und als solcher zu bestrafen, Punkt aus!
          Ob man sie immer verhindern kann???
          Nicht ein mal Menschen sind in der Lage in einem
          Pulk zu laufen, ohne sich an und um zu rempeln.
          Zweifelhaft finde ich die – nur zu menschlichen – netten Kommentare.

          • Blücher sagt:

            Richtig – Rempeleien müssen bestraft werden. Die Frage ist, ob dies zu einer Disqualifikation führen muß. Ich bejahe das in dem Fall ausdrücklich, aber wenn man die beabsichtigte Regeländerung in GOL liest, dann wird das zukünftig nicht mehr der Fall sein!

  3. j.w. sagt:

    was solls. alleine führend geht er 1 spur nach innen und sowie er angegriffen wird wieder nach außen und behindert den angreifenden total. das geradeausreiten ist irgendwie nicht mehr standart. und wenn der besitzer über die vielen starter jammert, sein reiter hat doch nach dem start gar keiner mehr gesehen. nur einen gefühlt.

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