Der Arc am ersten Sonntag im Oktober in Paris gelaufen, ist immer noch das wichtigste Rennen des Galopprennsports in Europa und eigentlich auch auf der Welt, auch wenn die Amerikaner das etwas anders sehen mögen.
Klare Favoritin ist Enable. Außer beim Jahresauftakt hat die Stute alles gewonnen. Epsom Oaks, Irish Oaks, King George VI and Queen Elizabeth Stakes und die Yorkshire-Oaks. Die beste Form ist zweifelsohne der Sieg in den “King George” gegen die Hengste. Sie ist das zu schlagende Pferd, aber sie ist nicht unschlagbar. Noch nie hat eine Epsom-Oaks-Siegerin im gleichen Jahr den Arc gewonnen und genauso hat noch nie eine Stute King George und Arc in gleichen Jahr gewonnen. Das kann man als alte Turfregeln abtun, die von der aktuellen Form von Enable überdeckt werden – aber aus irgendwelchen Gründen haben die alten Turfweisheiten öfter recht als man denkt. Weichen Boden kann die Stute jedenfalls, das hat sie bewiesen. Dazu kommt sie als dreijährige Stute mit 4 1/2 kg Gewichtserlaubnis an den Ablauf, ein weiterer Vorteil, der sich auf weichem Boden noch mehr auswirkt als auf schneller Bahn.
Frankie Dettori als Reiter von Enable sieht Ulysses aus dem Niarchos-Imperium als den großen Gegner. Im King George war er Zweiter zu Enable. Danach hat er über knapp 2100m die International Stakes von York gewonnen.
Zum gleichen Kurs mit 8/1 wie Ulysses wird auch noch Winter aus dem Coolmore Imperium bei den englischen Buchmachern angeboten. Aber die Stute ist noch nie über 2400m gelaufen und wäre für mich eine echte Überraschung.
Ein interessanter Kandidat ist sicherlich Capri, der aktuelle Sieger des Doncaster St. Leger. Gegen ihn spricht die Tatsache, daß noch nie ein englischer Leger-Sieger den Arc gewonnen hat.
Idaho, Order of St. George und Seventh Heaven sind weitere Kandidaten aus dem O’Brien-Quartier. Order of St. George wäre für mich eher ein Kandidat für den Prix Cadran über 4000m und Idaho und auf jeden Fall Seventh Heaven scheinen eher Pacemaker zu sein.
Und sonst?
Zarak, der Sohn der ungeschlagenen Arc-Siegerin Zarkava, hat dieses Jahr im Juli den Grand Prix de Saint Cloud gewonnen. Aber seitdem ist er nicht mehr gelaufen, das ist eine ziemlich lange Pause. Auf jeden Fall ist er ein chancenreicher Außenseiter, bei dem man nicht genau weiß, wie fit er ist.
Brametot, der amtierende französische Derbysieger, hat nach seinem Derby-Triumph in Deauville gepatzt und wurde als hoher Favorit nur Fünfter. Seine Umgebung meint, daß er sein Formtief überwunden hat und rechnet sich gute Chancen aus. Seine Mutter ist dazu eine Isarländerin aus der nahen Verwandtschaft von Monsun.
Von den Japanern habe ich keine Meinung, das letzte Laufen reicht einfach nicht und weicher Boden ist für die Pferde aus dem Land der aufgehenden Sonne ziemlich ungewohnt. Dort ist der Standard-Boden “fest”.
Und die Deutschen?
Dschingis Secret gehört mit 12/1 bei den englischen Buchmachern zum erweiterten Favoritenkreis und außer einem Patzer im Preis der Badischen Wirtschaft im Mai konnte er alle Rennen klar für sich entscheiden. Der Sieg im Prix Foy als einer der drei großen Arc-Trials in Frankreich ist eine wirkliche Empfehlung. Allerdings war das Rennen zahlenmäßig schwach besetzt und die Japaner waren früh aus der Partie. Es wird sich zeigen, was die Form wert ist. Aus deutscher Sicht ist er auf jeden Fall erste Wahl und bei passendem Boden gibt es eigentlich keinen Grund, daß Enable vor ihm plaziert ist. Gegen Dschingis Secret spricht eigentlich nur sein für mich absolut unsympathischer Besitzer, der jetzt auch noch die Zivilgerichte bemüht, um das Derby 2016 doch noch zu gewinnen!
Für Iquitos hängen die Trauben verdammt hoch. 66/1, 670:10 geben die englischen Buchmacher im Siegfall. Damit gehört er klar zu den Außenseitern. Zuletzt war er Zweiter im Großen Preis von Baden, nur von Guignol geschlagen und vor dem Derby-Sieger Windstoß, der danach den Preis von Europa sehr überzeugend gewann.
Und Iquitos mag weichen Boden und wenn es noch ordentlich regnet…. Es spricht leider mehr gegen als für den Schützling von Hans-Jürgen Gröschel. Aber wenn alles paßt, wird er Geld mit nach Hause bringen – als Fünfter bekäme er mehr als der Sieger in Köln im Preis von Europa und mit Andrasch Starke hat er Deutschlands Besten im Sattel, der weiß, wie man den Arc gewinnt.
Mein Tip ist Enable und Ulysses für 1-3 und Brametot mit Dschingis Secret 2-4. Und Iquitos, der alles durcheinander bringen kann.
Das hört sich für mich alles sehr vernünftig an.
Ganz besonders der letzte Satz sagt mir sehr zu.
Für mich sieht das nach etwas zu “deutscher Brille” aus….aber nun denn.
Wir harren der Dinge
ich würde mal das wetter morgen abwarten. heute sah es recht sonnig und trocken aus, die bahn ist ausgesteckt, und das rennen ist morgen schon das vierte der karte. ich glaube, der rennverlauf wird wichtiger als der boden. der platz, den man braucht, die lücken, die aufgehen müssen. dazu darf kein fehlendes glück kommen, noch weniger pech. m.a.w., alles muß passen.
Enable. Capri.
sehr sehr gute stute.
Damit widerlegt “die Stute” ein paar Turflegenden, bravo
Regeln und Rekorde sind dazu da gebrochen zu werden,
das passt doch zum Thema der letzten Tage.
Stimmt auch wieder
Gosden said: “She’s very special and she was well positioned by Frankie in order to show her sheer class and brilliance.
“It’s all about the filly and the owner-breeder Prince Khalid [Abdullah]. He bred the mother and for his farm to produce something like this is exciting for us all.
“I think it would be wrong to run her again this year. I think to go to the Breeders’ Cup would be wrong, too hard on the filly. If she’s in great form we should consider next year. Maybe it would be wonderful to go to the opening of the new Longchamp and try to do it again.”
https://www.theguardian.com/sport/2017/oct/02/jim-crowley-jockey-racing-interview