In Ausschuss-Sitzungen und in der Stadtverordnetenversammlung gingen Bürger- und Stadtverordnetenfragen ins Leere. Mehrfach gestellte Fragen zu diversen Themenkomplexen wurden übergangen. Wichtige Fakten, die vor Beschlussfassung hätten vorliegen müssen, wurden erst auf parlamentarische Anfragen teilweise mit zweimonatiger Verspätung schriftlich beantwortet: Die angeblichen Alternativgrundstücke mit ihren Machbarkeitsstudien sind fünf Monate nach Beschlussfassung trotz zweimaliger Aufforderung des Akteneinsichtausschusses noch immer nicht vorgelegt (Stand 24.3.15).
Das wird vielleicht auch gar nicht möglich sein, da der DFB mit seinem eigenen Architektenbüro (!) die Grundstücke geprüft hat (B482). Zum ersten Mal teilen Sie der Öffentlichkeit klar mit, dass das Bürogebäude des DFB (mit seinen vier Wirtschaftsunternehmen, nein, das verschweigen Sie wieder) in das Landschaftsschutzgebiet zieht. Bisher wurde stets nur von der “Akademie” (repräsentativ, edel und abgehoben, wie sich der DFB zunehmend darstellt) gesprochen und die DFB-City außen vor gelassen.
“Die Stadt legt alle Fakten auf den Tisch”, sagen Sie. Ein Hohn, Herr Cunitz. Sie müssen sich nun mal kurz vor zwölf, kurz vor dem Bürgerentscheid einigen, wie hoch die Subventionen in die Rennbahn tatsächlich waren. Es liegen bis heute keine genauen Angaben vor. Sie schreiben in Ihrem Artikel, die Stadt habe seit 2000 mehr als neun Millionen Euro investiert. Ein unbekannter Sprecher der Stadt (FAZ, 30.3.15) sagte, innerhalb der letzten 15 Jahre seien mehr als zwölf Millionen Euro in die Rennbahn geflossen. Wer sagt die Wahrheit?
Warum verschweigen Sie eigentlich in allen Gremien und in der Öffentlichkeit beharrlich die Tatsache, dass auf der Rennbahn ein hervorragend florierender Golfclub mit circa 900 Mitgliedern existiert, bei dem Kinder für zehn Euro im Monat spielen können?
Angesichts der Tatsache, dass Sie in das Bundesligastadion der Frauen (elf Spiele, 24.000 Zuschauer, Saison 2014) in den letzten beiden Jahren zehn Millionen Euro investiert haben, ist die Rennbahnsubvention doch geradezu lächerlich. Die Besucherzahl der Rennbahn im vergangenen Jahr betrug an nur sieben Renntagen übrigens 42.000. Wo lohnt sich dann die Investition mehr?
Eine Ihrer Unwahrheiten, Herr Cunitz, ist die unermüdlich zitierte derzeitige Unzugänglichkeit des Geländes. Ausgerechnet Sie als Grüner befürworten, dass 89 Millionen Euro Beton in die Rennbahn geschüttet werden, in ein Projekt, für das 213 Architekten aus aller Welt Schlange standen. Sie alle wollten dem bedürftigen DFB eine Sportanlage bauen, wie Sie das entstehende DFB-Silicon Valley (so Oliver Bierhoff) verniedlichend nennen.
Und ein Letztes noch: Den Pachtpreis von 46 Euro pro Quadratmeter begründen Sie so: “Hier entsteht eine Sportfläche.” Das ist einfach nur verlogen. Eine Sportfläche ist in der Grüngürtelverfassung – Sie sollten Sie dringend mal wieder lesen – ganz anders definiert: offen zugänglich, keine Zäune und jede Erneuerung oder Veränderung sollte zu reduzierter Versiegelung führen. Die vier kommerziellen GmbH des DFB zahlen 46 Euro den Quadratmeter. Das müssen Sie dem Frankfurter Bürger mal erklären.
So unterschiedlich wird das Thema Rennbahn interpretiert… Aber Herr Cunitz ist bekanntlich Dezernent. Die Wahrheit interessiert ihn leider nicht so, wie es in seiner Position als Volks/Bürger-Vertreter sein müßte. Zu abgehoben, zu weit vom normalen Bürger entfernt. Und da wundern sich einige Herren in den Parteien, dass der Bürger verärgert ist und bei Kommunal- oder anderen Wahlen einfach aus Protest zu Hause bleibt. Jetzt am 21. Juni sollte allerdings eine Ausnahme möglich sein. Damit die Politik mal zum Nachdenken kommt, wenn die Bürger für den Erhalt der Rennbahn stimmen.