Das Derby ist gelaufen und der Favorit hatte, wie so oft in den letzten Jahren, das Nachsehen.
Novellist aus der Zucht von Dr. Chrisoph Berglar ging mit einer Eventualquote von 17:10 an den Start des Derbys in Hamburg Seine letzten Leistungen waren einfach mehr als überzeugend. Zwei überlegene Siege in zwei wichtigen Derby-Trials, sechs Längen in der Union, wer soll da besser sein?
Aber erstens kam es anders und Zweitens als man denkt. Novellist, streng auf Warten geritten, konnte sich in der Geraden nicht so frei machen, wie man es bisher bei ihm gesehen hat. In seinem Fahrwasser kam von noch weiter hinten und noch weiter außen Pastorius angeflogen, auf dem Terry Hellier mal wieder einen seiner Traumritte zelebrierte, die ihn vor allem für die großen Rennen auszeichnen. Über die Gründe für Novellists laufen kann man viel diskutieren. Vielleicht hatte Eddi Pedroza nicht seinen besten Tag oder Novellist war nicht 100% fit. Am nächsten Tag wurdnn morgen 38,4̊ gemessen. Etwas viel. Aber das ist alles egal – am ersten Sonntag paßte alles für Pastorius und er ist Derby-Sieger.
Mit ungeheurem Speed passierte Pastorius das Feld und hatte im Ziel eine halbe Länge Vorteil vor der Konkurrenz. Dritter, mit einem kurzen Kopf geschlagen, wurde der Ebbesloher Girolamo, ein Halbbruder von Gereon. Ebbesloh feiert dieses Jahr ein rundes Jubiläum und ein voller Erfolg in dem Klassiker schlechthin wäre der Traditionszuchtstätte vieler guter und sehr guter Pferde auf jeden Fall zu gönnen gewesen.
Es war das Derby der Erstlinge – Terry Hellier gewann das erste mal das Blaue Band. Zwanzig Jahre nach Lomitas, als er zu Hause schien und ein damals unbekannter Jüngling mit dem Namen Lanfranco Dettori einem gewissen Temporal das Fliegen beibrachte und im Ziel eine halbe Länge vor dem heißen Favoriten war.
Mario Hofer, der Erfolgscoach aus Krefeld sattelte nach vielen Versuchen seinen ersten Klassischen Sieger überhaupt. Die Liste großer Erfolge ist inzwischen ziemlich lang, aber ein Klassiker fehlte eben noch.
Frühreife – Härte und Ausdauer sind die drei Säulen, auf denen die Vollblutzucht gebaut ist. Der klassische Engländer sagt, ein Zweijähriger muß die Meile können, der Dreijährige die 1 1/2 Meilen und der Vierjährige sollte die 2 1/2 Meilen im Ascot Gold Cup beherrschen.
Dazu sollten zukünftige Deckhengste hart sein und dies in mehreren Saisons unter Beweis gestellt haben. Hier gibt es leider oft die größten Defizite. Zukünftige Deckhengste werden viel zu früh von der Bahn genommen, weil sie bei ausreichender Klasse im Gestüt mit weniger Aufwand mehr Geld verdienen können. Man wird sehen, wie sich das langfristig auf die Gesundheit des Vollblutpferde auswirken wird.
Die Distanz-Anforderungen sind heute etwas nach unten geschraubt. Für gute Deckhengste scheinen die 2000m eine gute Distanz zu sein. Northern Dancer, Sadler’s Wells und viele andere große Stallions waren auf dieser Distanz zu Hause. Wenn die Mutter dann aus einer gute Steherlinie
All dies trifft auf Soldier Hollow in besonderem Maße zu. Der “Soldat” war frühreif, zweijährig gewann er in Düsseldorf den Juniorenpreis gegen den späteren Derbysieger Dai Jin..Hart war er, 31 Rennen, 12 Siege und 13 Plätze von 2-8j. Starts auf zwei Kontinenten in vier Ländern. Klasse hatte er auch, mehrfacher Sieger in Gruppe 1, im Prix Dollar in Longchamp schlug er keinen geringeren als Manduro, Dritter in der Arlington Million etc., zu Hause war er auf den idealen 2000m,
Pastorius entstammt seinem ersten Jahrgang, Galopp-Sieger hat aus diesem Jahrgang sieben Pferde vermerkt, die in Auktionsrennen oder Black Type Rennen erfolgreich waren. Eine bemerkenswerte Zahl für einen Newcomer und jetzt direkt ein Derbysieger dazu. Unter diesen Aspekten scheint der Soldat mit einer Decktaxe von unter 10.000 EUR geradezu ein Schnäppchen zu sein.
Man darf auf die Fortsetzung seiner Deckhengstkarriere gespannt sein.
12.000 Zuschauer sollen das Derby auf der Bahn verfolgt haben. Verglichen mit 1988, wo nach Presseberichten 55.000 Menschen in Horn waren, fast schon ein bescheidener Wert. Dazu kam das Derby während des Meetings dieses Jahr sehr früh, quasi zur Halbzeit und nicht erst am letzten Tag des Meetings.
Der Hamburger Rennclub hat die schwere Aufgabe, das Derby bzw. Die Derbywoche mit beschränkten Etat wieder mehr in den Focus der Öffentlichkeit zu bringen. Hannover hat an einem Allerweltsrenntag mehr Besucher, als die Hamburger zum Hauptrennen des deutschen Turfs. Da muß unbedingt was getan werden.
fein beobachtet. was sie tun können , ist ganz einfach. hingehen. ich habe sie nicht gesehen, auch ihre spezies nicht. gehen sie hin.
Ich war da! War toll, wie immer! Spannende Rennen und gutes Wetter. Jetzt ist die Frage, woran es liegt, dass Hannover mit einem sog. Allerweltsrenntag mehr Zuschauer lockt? Wie sehen das Rahmenprogramm, die Angebote auf der Bahn und die Eintrittspreise aus? Dann kann sich diese Frage schnell beantworten. Viele schauen vielleicht tatsächlich lieber unteren Basissport für kleines Geld, als für ein Grupperennen tief in die Tasche greifen zu müssen. Einige unterscheiden da bestimmt nicht zwischen Gruppe I, II oder III. Wenige vielleicht noch nicht einmal Handicaps, Altersgewichts- und Grupperennen. Es geht da viel mehr einfach nur um das Feeling auf einen Sieger zu tippen. Und da ist es fast egal ob Agl. IV oder Gr. I – ich freue mich immer!
Natürlich liegt es nicht nur allein an den Eintrittspreisen, natürlich auch am gesamten Ambiente. Der Derby-Tag kommt Hanseatisch kühl, sachlich und analytisch rüber, wobei die Hamburger ihr ganz eigenes Happening daraus machen. Ich habe viele Leute getroffen, die zum ersten Mal auf einer Galopprennbahn waren und habe mein Wissen, so gut es ging, geteilt. Und solange eine Bahn diese gewisse Offenheit zeigt, so zieht sie irgendwann nur noch die “Zocker”. Wie bei den Winterrennen in Neuss und Dortmund, aber daran arbeiten wir so gut es geht.