Das Arc-Wochenende steht vor der Tür. Der “Arc”, wie diese bombastische Herbstprüfung kurz genannt wird, ist das wertvollste Europas und eines der bedeutendsten Rennen der Welt, oft auch als inoffizielle Weltmeisterschaft der Vollblüter bezeichnet. Auch im wohlhabenden französischen Rennsport nimmt der Arc mit seiner Dotierung von 4.000.000 Euro eine Sonderstellung ein. Der Prix de Jockey-Club (frz. Derby) ist da mit 1,5 Mio schon fast sparsam dotiert.
Wie man das Rennen auch immer nennen mag, ist egal. Fakt ist, daß ein Sieg oder auch nur eine Plazierung zu den Wünschen und Träumen eines jeden Vollblutaktivisten gehört. Manche schaffen es mehrfach, manche nie, auch wenn sie zu den Großen im Sport gehören.
Für Deutschland gewann bisher einmal Star Appeal aus dem Besitz von Waldemar Zeitelhack, trainiert von Theo Grieper und geritten von Greville Starkey, 1975. Es war damals eine Sensation, ein Deutscher siegt im Arc. Unvergessen, der Rennkommentar von Addi Furler, der selbst erst mit einigen Sekunden Verzögerung bemerkte, daß Star Appeal im Zickzack quer durchs Feld plötzlich vorne war. Sensationell auch die Quote mit 1197:10. Eigentlich übertrieben für den Sieger in den Benson & Hedges Stakes von York Es wurde ein erheblicher Aufschlag für “Deutsches Pferd” und “Deutscher Trainer” bezahlt. Die Presse war voll und als Star Appeal in Köln aus dem Transporter geladen wurde, stand der WDR mit der Kamera dabei. Goldene Zeiten für den Rennsport.
Seitdem haben es viele andere Deutsche versucht, teilweise mit vermeintlich besseren Chancen. Einige gute Plazierungen sind dabei heraus gekommen, aber kein voller Erfolg mehr. Nebos versuchte sich 1980 und wurde nach einem heftigen Rempler 300m vor dem Ziel am Ende Fünfter. Für mich irgendwie die beste Arc-Form eines Deutschen nahc Star Appeal. Wer sich an den fulminanten Speed von Nebos erinnert und dann dieser Rempler bei dem Lutz Mäder fast aus dem Sattel gekommen wäre, als Nebos gerade zum Flug ansetzte. Das Pferd mußte neu ansetzen 1/2-kurzer Kopf- Hals 1 Länge, noch nicht einmal zwei Längen war er geschlagen. Bei einem regulären Rennverlauf wäre da viel Geld drin gewesen, vielleicht der Sieg.
Böse Zungen behaupten, der Rempler wäre Absicht gewesen, die Franzosen hätten es nicht verknausen können, wenn da ein Nobody aus der “DDR” ihr Rennen gewonnen hätte. Ich halte nichts von diesen Verschwörungstheorien. Aber sie sind nicht tod zu kriegen.
Acatenango lief 1986. Damals war er im Zenit seines Könnens, Sieger im Grand Prix de Saint Cloud. Paris Turf widmete ihm damals eine ganze Seite in der Vorberichterstattung. Der deutsche Turf war in der internationalen Szene angekommen. Es war wohl einer der bestbesetzen Arcs aller Zeiten. Acatenango mischte lange mit und wurde am Ende Siebter.
Es kamen einige Versuche danach – Lando, Borgia, Tiger Hill, Shirocco und schließlich It’s Gino brachten Geld mit nach Hause und zeigten Top-Leistungen, aber ein voller Erfolg wollte einfach nicht gelingen. “Unerklärlich” war das Abschneiden beim zweiten Start von Shirocco 2006. Andre Fabre war der Trainer und man wähnte sich so gut gerüstet wie nie. Aber Shirocco lief total unter Form, eigentlich aus der Maschine raus geschlagen. Ob er einfach nur einen schlechten Tag hatte oder ob es andere Gründe gab – man weiß es nicht.
Man könnte fast meinen, daß ein Fluch auf den Deutschen Startern im Arc liegt. Man könnte diesen Fluch aus der Entstehung des Arc’s ableiten, gegründet 1920 zur Erinnerung an den Sieg über das Kaiserreich Deutschland im ersten Weltkrieg. Es kann doch nicht sein, daß das Rennen von der Nation gewonnen wird, an deren Niederlage erinnert werden soll. Aber Flüche und böse Gespenster gibt es eher in alten englischen Schlössern als auf der Pariser Paradebahn. Es ist einfach ein verflixt schweres Rennen, da braucht man keine bösen Geister.
Aber genug der Geschichte
Dieses Jahr tritt mit Danedream eine hoffnungsvolle Starterin die Reise nach Paris an. Die Stute aus dem Stall von Peter Schiergen, geritten vonStalljockey Andrasch Starke ist in der zuende gehenden Saison großartig gelaufen. Dritte im Derby Italiano, Siegerin in den Oaks d’Italia, Siegerin im Großen Preis von Berlin und im Großen Preis von Baden. Es sind nicht allein die Siege, die Musik macht dabei den Ton. Sie springt förmlich weg vom Feld, wenn sie antritt, eine phantastische Beschleunigung.
Keine Frage, der Start im Arc ist der Schwerste in der Karriere der Stute – aber eigentlich ist der nächste Start immer der Schwerste. Die Gegner in Longchamp sind von anderem Kaliber, als die, die sie bisher geschlagen hat. Die Rechnung übers GAG und über internationale Rating hin oder her. Galikova, die Halbschwester der Wunderstute Goldikova. Goldicova läuft am gleichen Tag im Prix de la Foret und es wäre ein kleines Wunder, wenn zwei Halbgeschwister am gleichen Tag ein Gruppe-1 Rennen gewinnen würden.
Zu erwähnen ist aber noch Masked Marvel, der aus der Ravensberger Familie der Waldrun, auch wenn er in England gezogen ist, ist er doch doch noch irgendwo ein deutsches Exportprodukt. MM ist allernächste Verwandtschaft zu Waldpark, dem Sieger im Deutschen Derby und hat sich das Jahr über mächtig gesteigert, ist frischer Sieger im englischen St. Leger. Für mich hat er erste Chancen!
Die Japaner sind mit zwei Pferden am Start, die man nicht unterschätzen soll, aber ich will jetzt keine vollständige Chancen-Bewertung aller Starter abgeben. Res ist einfach Fakt, daß sie die vierbeinigen Stars an der Startstelle versammeln und eigentlich jeder eine Chance hat.
Sechs Starts waren es dieses Jahr für die Stute. Nicht viel, aber auch nicht wenig. Manche unken, daß es der berühmte eine zuviel sein könne. Aber ich mag daran nicht glauben. Die Stute ist ein leichtes Pferd, eher drahtig als muskulös. Wenn sie geschlagen wird, dann nicht, weil es ein Start zuviel war, sondern weil die anderen besser waren.
Das Wetter ist trocken und die Bahn im Bois de Boulogne wird schnell sein. Ein schnelles Rennen ist Wasser auf die Mühlen der Speedpferde und Danedream hat mächtigen Speed..
Wo wird sie landen? Wenn sie nicht im ersten Drittel landet, ist was schief gelaufen, eine Plazierung sollte sie eigentlich erreichen und ein Sieg wäre genial, phänomenal, phantastisch oder mit welchem Superlativ man das auch immer bezeichnen will.
Dann könnte Waldemar Zeitelhack, der letzt Lebende des Star Appeal Teams endlich dem zweiten deutschen Sieger im Arc gratulieren.
Das “Rahmenprogramm” besteht aus großartigen Rennen, von denen fast jedes auf einer deutschen Rennbahn den Saisonhöhepunkt darstellen könnte.
Tres Rock Danon aus dem Stall von Waldemar Hickst tritt im einleitenden Prix du Cadran über weite 4000m an. Aber die Vorformen reichen für eine Plazierung einfach nicht.
Djumama aus dem Stall von Andreas Löwe läuft im Prix de l’Opera. Die Niederlage in Baden Baden gegen die nicht unbedingt erstklassige February Sun war doch etwas erstaunlich. Wenn die Stute fit ist, sollte Sie Geld gewinnen.
Am Vortag läuft im Prix Dollar Durban Thunder aus dem Stall Tinsdal. Der Sieger des Bayerischen Zuchtrennens sollte erste Chancen haben. Die 60 kg, die er wegen seines Gruppe-1 Erfolgs schleppen muß, sind ein Wort. Aber für ein großrahmiges Pferd sollte das kein Problem sein.
Im Tinsdaler Blog beschreibt Hubertus Schmelz, einer der Tinsdaler Mitbesitzer sehr schön, was es für einen kleinen Besitzer bedeutet, einmal am Arc-Wochenende einen Starter zu haben und wenn nicht jetzt, wann dann? Wer weiß, wann die Besitzergemeinschaft wieder so einen Crack in Ihren Farben hat.
Cyrrus des Aigles wird eine harte Nuß sein. Eigentlich sollte der groß gesteigerte Wallach, der zuletzt drei Rennen in Folge gewonnen hat, im Arc laufen. Aber dort sind Wallache nicht startberechtigt. Von Interesse ist sicher auch, wie er gegen Famous Name, seinen Runner up aus München abschneiden wird. Ob die Form steht?
Wie auch immer. Es werden schwere Rennen für die deutschen Starter. Am Arc-Wochenende wird nichts verschenkt, hier will jeder vorne sein, einmal vor ganz großer Tribüne auf dem Treppchen stehen.
Es heißt Daumen drücken, auf einen fairen Rennverlauf hoffen, hoffen, daß alle Pferde gesund nach Hause kommen – und das den Deutschen mindestens ein Volltreffer gelingt.
1975 – Star Appeal gewinnt den Arc
Danedream – Großer Preis von Baden
Hab mich schon gewundert, daß hier nichts über den Arc geschrieben wird. Und dank Facebook ist man auch sehr schnell informiert.
Kompliment, ein gelungener Rückblick auf die Deutschen im Arc und wohltuend anders geschrieben als das Bildzeitungs-Geschreibsel bei der Dachmarke des deutschen Galopprennsports!
Der Sieger muß für mich Meandre aus dem Stall Rothschild schlagen. Die Form, im Grand Prix de Paris war erste Sahne und die Niederlage im Prix Niel sehe ich mehr als Taktik.
Bonjour! Stimme Frankfurter voll und ganz zu – ein hervorragender Rueckblick auf den Prix de l’Arc de Triomphe.
Nur dass MEANDRE, als SLICKLY Sohn, auf dem zu erwartenden schnellen Gelaeuf in Longchamp mehr Probleme bekommen koennte als seinem Team lieb ist (dennoch sind diese sehr sehr siegesgewiss…).
Allez mon petit Danedream! ;o)))
Die Besitzerin von NEBOS, Gräfin Margit v. Batthyany,
hatte auch bereits 1972 das große Glück, mit der Stute
SAN SAN unter Freddy Head, den Prix Arc de Triomphe
zu gewinnen. Die Dame aus dem Thyssen-Clan war früher
dem Gestüt Erlenhof verbunden.
Ich flipp aus! Danedream gewinnt den Arc!!! Sensationell, großartig! Zu einer irren Quote! Glückwunsch an das Team!
Hier mal das Rennen …
http://www.youtube.com/watch?v=VWaCrvcGe1M
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